Im Dome; In der Kapelle St. Wenzels; Vom Lugaus
Im Dome
Wie von Steinen rings, von Erzen
weit der Wände Wölbung funkelt,
eine Heilge, braungedunkelt,
dämmert hinter trüben Kerzen.
Von der Decke, rundgemauert,
schwebt ob eines Engels Kopfe
hell ein weißer Silbertropfe,
drin ein ewig Lichtlein kauert.
Und im Eck, wo Goldgeglaste
niederhangt in staubgen Klumpen,
steht in Schmuzt gehüllt und Lumpen
still ein Kind der Bettlerkaste.
Von dem ganzen Glanze floß ihm
in die Brust kein Fünkchen Segen...
Zitternd, matt, streckt's mit entgegen
seine Hand mit leisem: "Prosim!" In der Kapelle St. Wenzels
Alle Wände in der Halle
voll des Prachtgesteins; wer wüßte
sie zu nennen: Bergkristalle,
Rauchtopase, Amethyste.
Zauberhell wie ein Mirakel
glänzt der Raum im Lichtgetänzel,
unterm goldnen Tabernakel
ruht der Staub des heilgen Wenzel.
Ganz vom Leuchten bis zum Scheitel
ist die Kuppel voll, die hohle:
und der Goldglast sieht sich eitel
in die gelben Karneole.
Vom Lugaus
Dort seh ich Türme, kuppig bald wie Eicheln,
und jene wieder spitz wie schlanke Birnen;
dort liegt die Stadt; an ihre tausend Stirnen
schmiegt sich der Abend schon mit leisem Schmeicheln.
Weit streckt sie ihren schwarzen Leib. Ganz hinten
sieh St. Mariens Doppeltürme blitzen.
Ist's nicht: sie saugte durch zwei Fühlerspitzen
in sich des Himmels violette Tinten?