Leerverkäufe, Short Selling & Wertpapierleihe einfach erklärt! (mit anschauliche
Auf dem Finanzmarkt gibt es einige Akteure, die auch von fallenden Kursen profitieren können. Sie praktizieren
das sogenannte Shortselling bzw. Leerverkäufe. Die Gegenpartei von Leerverkäufern sind sogenannte
Wertpapierleiher. Dieses Thema betrifft auch uns, wenn wir in ETFs anlegen, weil auch die ETF-Fonds, in die wir
investieren, Wertpapierleihe betreiben können. Deswegen beschäftigen wir uns in diesem Video einmal
mit dem Thema Wertpapierleihe und Leerverkäufe.
Hi, mein Name ist Thomas von "Finanzfluss", und heute schauen wir uns mal das Thema Leerverkäufe und
Wertpapierleihe an. Schauen wir uns zunächst einmal den Kontext von diesem Thema an, warum es denn für
uns als Anleger in z. B. ETF-Fonds interessant ist zu wissen, was denn Leerverkäufe sind und was
Wertpapierleihe ist. Gerade physisch replizierende ETF-Fonds betreiben Wertpapierleihe, um durch die
Leihgebühr etwas zusätzliche Rendite für die Anleger erwirtschaften zu können. Was denn genau physische
ETFs sind und wie sie sich von Swap-ETFs unterscheiden, haben wir euch bereits in diesem Video
erklärt. Diejenigen, die sich Wertpapier leihen, nutzen das, um sogenannte Shortgeschäfte, also Leerverkäufe,
zu tätigen. Schauen wir uns zunächst einmal ein Beispiel an, was denn ein solcher Leerverkauf ist und
wie er funktioniert. Bei einem normalen Aktienkauf gibt es den Anleger, der sich auf dem Markt eine Aktie
einkauft. Hierzu benutzt er eine Depotbank oder einen Broker, um diese Transaktion auszuführen. Wir lassen
diese Depotbank aber jetzt in diesem Beispiel mal außen vor, um das Beispiel möglichst einfach zu halten.
Bei einem normalen Aktienkauf ist es das Ziel, die Aktie möglichst günstig zu kaufen, um sie dann irgendwann in
der Zukunft zu einem höheren Kurs wieder zu verkaufen. Ein Anleger, der einen Leerverkauf tätigt, hat
genau die gegenteilige Intension. Er möchte zu einem möglichst hohen Kurs die Aktie verkaufen, um sie dann
zu einem späteren Zeitpunkt zu einem niedrigeren Kurs wieder einzukaufen. Er profitiert also von fallenden
Kursen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie man denn etwas verkaufen kann, das man gar nicht besitzt -
und genau an diesem Punkt setzt die Wertpapierleihe ein. Der Anleger, der einen Short Sale tätigen will, also
einen Leerverkauf, leiht sich ein Wertpapier von jemand anderem. Wie bereits erwähnt kann das z. B. ein
physisch replizierender ETF-Fond sein. Der Leerverkäufer leiht sich also die Aktien, bezahlt dafür an
den Wertpapierleiher eine Leihgebühr und versichert ihm, diese Aktien zu einem gewissen Zeitpunkt wieder
zurückzugeben. Der Leerverkäufer hat nun die Aktie und wird sie auf dem Finanzmarkt verkaufen. Jetzt spekuliert
er darauf, dass der Kurs der Aktie zwischenzeitlich fallen wird, denn er hat ja die Verpflichtung, die Aktie
später wieder zu kaufen, um sie dem Wertpapierleiher zurückzugeben. Das ist also der Mechanismus, wie man
von fallenden Kursen profitieren kann. Zunächst einmal verkauft der Leerverkäufer sein Aktienpaket und erhält
dafür Geld. Davon muss er nur zunächst einmal die Leihgebühr an den Wertpapierleiher bezahlen. Zu einem
späteren Zeitpunkt muss er dann die Aktie wieder zurückkaufen und hierfür Geld auf den Tisch legen. Sein
Gewinn besteht dann hoffentlich zwischen der Differenz, zwischen dem Geld, das er am Anfang
bekommen hat, und dem, was er am Ende ausgeben muss, um die Aktien zurückzukaufen. Wie ihr euch
sicherlich vorstellen könnt, hat solch eine Transaktion natürlich auch enorme Risiken für den Leerverkäufer.
Wenn man eine ganz normale Aktie kauft, dann ist das größte Risiko, das ihr habt, dass sie total an Wert verliert
und bis auf 0,00 € fällt, weil euer gesamtes eingesetztes Kapital ist dann weg. Beim Leerverkauf ist das Risiko
noch einmal deutlich höher, da in der Theorie eine Aktie unendlich hoch steigen kann. Wenn der Leerverkäufer
also Pech hat und die Aktie zwischendurch nicht gefallen ist, sondern im Gegenteil sogar gestiegen ist,
dann muss er die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt teurer zurückkaufen, als er sie anfangs verkauft hat.
Aber da auch die Aktie, wie bereits erwähnt, bis ins Unendliche steigen kann, kann auch sein Verlust
theoretisch unendlich groß sein. Und auch wenn die Aktie sich nur seitwärts bewegen würde, also keine
größeren Kurssprünge oder Kursverfälle registriert hat, hat er trotzdem einen Verlust, da er vorab die Leihgebühr
bezahlen musste und zumindest diese dann verliert. Diese Technik des Leerverkaufens nutzen sehr häufig
sogenannte Hedgefonds. Was das ist, dazu haben wir euch auch bereits ein Video produziert. Die Vorteile
eines Leerverkaufes sind ganz klar, dass man von fallenden Kursen profitieren kann. Wenn ein Hedgefond
sehr pessimistische Zukunftsaussichten hat, kann er mithilfe von Leerverkäufen auch dann Geld verdienen,
wenn er davon ausgehen, dass in Zukunft die Aktienmärkte fallen werden. Der große Nachteil dieser
Leerverkäufe ist, dass es ein sehr spekulatives Geschäft ist mit theoretisch unendlichem Verlustpotenzial.
Kommen wir jetzt einmal zur Wertpapierleihe, die solche Leerverkäufe überhaupt erst möglich macht. Warum
sollte denn ein ETF-Fond oder auch ein ganz normaler Investmentfond solche Geschäfte überhaupt eingehen?
Zunächst einmal ist es eine gute Möglichkeit für solche Fondsmanager oder ETF-Manager, sich eine zusätzliche
Rendite zu erwirtschaften, denn die Leihgebühren, die der Leerverkäufer zahlt, werden auf der Seite des
Wertpapierleihers einkassiert. Darüber hinaus gibt es auch sogenannte Short-ETFs, die einen Index abbilden,
aber genau in umgekehrter Weise. Das bedeutet, wenn der Index 1 % fällt, wird der Short-ETF 1 % steigen. Wie
solche Short-ETFs genau funktionieren, haben wir in unserem Erklärvideo zu ETFs bereits erklärt. Das Video
findet ihr ebenfalls hier oben. Was passiert jetzt aber, wenn die Aktienkurse steigen und steigen und die
Gegenpartei, also der Leerverkäufer, auf einmal pleitegeht und seine Schulden, also seine Aktien, nicht
mehr zurückerstatten kann? Gerade dieser Punkt ist der Hauptkritikpunkt beim Thema Wertpapierleihe und
häufig auch sehr entscheidend oder negativer Punkt für physische ETFs, wenn es um das große
Diskussionsthema, physisch oder Swap-basiertes ETF, geht. Dieses Risiko ist in der Regel aber deutlich weniger
dramatisch als es sich im ersten Moment anhört, denn in den meisten Fällen müssen Leerverkäufer dem
Wertpapierleiher eine gewisse Sicherheit hinterlegen. Der Wertpapierleiher gibt dem Leerverkäufer also seine
Aktien und verlangt dafür eine Sicherheit. In den meisten Fällen sind das z. B. europäische
Staatsanleihen in derselben Höhe wie das Aktienpaket, das er verleiht. Sollte der Leerverkäufer also pleitegehen,
hat der Wertpapierleiher immer noch die Sicherheit, die er dann verkaufen kann und zu Geld machen kann. Ein
weiterer kritischer Punkt, der durchaus seine Berechtigung hat, ist, dass viele ETF-Anbieter
die Leihgebühr nicht vollständig an ihre Anleger weitergeben. Da die Anleger ja das gesamte Risiko der
Wertpapierleihe tragen, wäre es eigentlich auch angemessen, dass die Leihgebühren in vollem Umfang
dem Fondsvermögen zugeschrieben werden und somit direkt dem Anleger zugutekommen. Das ist leider für die
wenigsten Anbieter der Fall. Die meisten bezahlen ihren Anlegern zwischen 90 und 50 % der Leihgebühren aus.
Positiv zu bewerten ist auf jeden Fall die Entwicklung, dass Anleger in physische ETFs mehr und mehr das
Thema Wertpapierleihe ansprechen und somit die ETF-Anbieter unter Druck setzen, mehr Transparenz in
das Thema Wertpapierleihe zu bringen und die Informationen offen auf den Tisch zu legen. Wichtig an
dieser Stelle ist für Anleger auf jeden Fall zu wissen, in welcher Höhe Wertpapierleihe getätigt wird, welche
Sicherheiten hinterlegt werden und wie hoch die Leihgebühren sind, die einkassiert wurden, und natürlich
wie viel davon in die Tasche des Anbieters geht und wie viel dem Fondsvermögen, also den Anlegern direkt zur
Verfügung gestellt werden. Das war's auch schon zum Thema Leerverkauf und Wertpapierleihe. Ich hoffe, euch
hat dieses Video gefallen, wenn ja, gebt uns doch gerne einen Daumen hoch, und wenn ihr noch Fragen oder
Anregungen habt, z. B. zu anderen Kriterien von ETFs oder Finanzbegriffe, die ihr gern erklärt haben möchtet,
dann schreibt es uns gerne unten in die Kommentare. Wenn du das erste Mal auf unserem Kanal bist, würden
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