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Ted Talks, Wie man aus Scheiße Bonbons macht | Fabian Wichmann | TEDxMünchen

Wie man aus Scheiße Bonbons macht | Fabian Wichmann | TEDxMünchen

Transkribierer: Ksenia Belyakova Lektorat: Jo Pi Ich starte eigentlich mit ein paar schlechten Sachen, mit ein paar schlechten Nachrichten,

und zwar bin ich hier, um erstmal euch zu sagen, was da draußen alles so schiefläuft.

Wir haben auf der Straße und im Internet quasi einen Kulturkampf, wir sehen dort mehr als 500 rechtsextreme Übergriffe, wir haben mehr als 1800 Menschen, Asylbewerber, die angegriffen worden sind, und wir haben mehr als 87 Feuer an Asylbewerberheimen, 7 Tötungsdelikte zählte die Polizei.

Das ist eine Steigerung von 30 Prozent

und das war nur bis Oktober dieses Jahres.

Das ist 30 Prozent mehr als im Jahr davor im gesamten Verlauf. Wenn man jetzt so dasteht und denkt: Okay, was machen wir jetzt damit? Ich habe eine kleine Geschichte.

Ich komme aus einem Land,

wo wir immer versuchten, das Beste aus dem zu machen, was wir hatten.

Dieses Land gibt es nicht mehr, es war die DDR. Dort versuchte man aus allem, was man nur hatte, irgendwas daraus zu machen, denn dort gab es viel, und zwar viel nicht. Also musste man schauen, dass man daraus was macht. Ein Beispiel war nur: Es ist ja bald Weihnachten, und viele kennen vielleicht den Dresdner Christstollen. Er wird aus Zitronat hergestellt.

Zitronat stellt man wiederum aus der Zitronenschale einer Zitronatzitrone her. Man muss die kandieren, und nutzt dann dieses Zitronat. Das hatte man nicht.

Also überlegte man sich, man macht was anderes daraus. Man nimmt einfach Kandinat, man stellt Kandinattee her. Das macht man aus einer Tomate, aus einer grünen Tomate. Also macht man aus einer grünen Tomate

eine gelbe Zitrone für einen Christstollen. Das ist beeindruckend.

(Lachen)

So beeindruckend, dass ich dachte, da müsste man doch was daraus machen. Und als ich damals die Grenze überquerte

und quasi über Nacht unfreiwillig Flüchtling wurde, weil mein Land war nicht mehr da,

da wurde ich von Grenzklatschern und Bananenwerfern begrüßt, im positiven Sinne,

andere kennen das vielleicht ein bisschen negativ, Olli Kahn hier aus München, der hat da ja auch Erfahrung. Bei mir war es positiv.

Aber wie gesagt,

in diesem Land versuchten wir dann aus dem, was wir da haben, das Beste daraus zu machen.

Da sagte man,

dann macht man halt einfach aus Scheiße Bonbons. Ich dachte: Okay, aus Scheiße Bonbons?

Es klingt vielleicht ein bisschen drastisch, aber man kann es ja nicht anders sagen.

Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn man Kacke sagt, das ist einfach Scheiße, und die Situation, wie wir sie vorhin beschrieben haben, die ist einfach Scheiße. Also, das Problem war da,

es fehlte eigentlich bloß noch die passende Idee, um aus dieser Scheiße irgendwas zu machen.

Ich dachte mir: Okay, wenn die Neonazis dort marschieren und wenn die Neonazis im Netz hassen,

dann sollen sie das wenigstens gegen sich selbst oder irgendwie selbstwirksam machen.

Oder wenn sie schon hassen und demonstrieren, dann doch vielleicht -- für -- etwas, also für Geflüchtete, oder gegen sich selbst und für den Ausstieg? Okay, damit war die Idee schon etwas konkreter, und ich dachte, das könnte funktionieren.

Also fehlte eigentlich bloß noch das, was immer fehlt: das Geld. Also versuchte ich mich im Fundraising.

Wer jetzt Fundraising nicht wirklich kennt: Fundraising ist quasi qualifiziertes Betteln. (Lachen)

Gut.

Das habe ich gemacht, und es klappte. Es hat funktioniert! Am Ende hatten wir unsere kleine Aktion fertig. Interessanterweise war es fast genau heute vor zwei Jahren in Wunsiedel, also ein bisschen weiter von hier, und damit konnten Neonazis das erste Mal weltweit unfreiwillig gegen sich selbst laufen, (Lachen)

was sehr interessant war, und wie das aussah, zeige ich jetzt mal kurz.

(Video) Wunsiedel in Oberfranken:

eine kleine Stadt mit einem großen Problem, einem Nazi-Problem.

Denn seit über 25 Jahren kommen und marschieren Rechtsradikale einmal pro Jahr zu Hunderten durch Wunsiedel. Die Stadt — hilflos.

Darum läuft 2014 alles ein bisschen anders. Denn wir haben den Nazi-Aufmarsch heimlich in etwas Sinnvolles verwandelt, den unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands. Die Idee: Für jeden Meter der Neonazis gehen 10 Euro an ein Aussteiger-Programm für eben diese Neonazis, "EXIT-Deutschland". Je länger marschiert wird, desto mehr Geld kommt zusammen. So machen sich die Neonazis Schritt für Schritt gegen Neonazis stark und finanzieren ungewollt ihren eigenen Ausstieg aus der Szene. Und das Schönste: All das erfahren sie erst, wenn sie marschieren. Pünktlich um 13:48 läuft die Aktion "Rechts gegen Rechts" offiziell an. Das erste Mal in der Geschichte marschieren Neonazis gegen sich selbst. Wie es sich für einen Spendenlauf gehört,

sorgen motivierende Plakate und Schilder dafür, dass die Teilnehmer durchhalten und nicht vergessen, wofür sie gerade marschieren oder auch wogegen. Markierungen auf der Straße informieren die ernst blickenden Teilnehmer über den aktuellen Spendenstand.

Selbst an die Kondition der Rechten wurde gedacht. Als Stärkung gibt es Bananen, damit auch der untrainierte Neofaschist im Spendenschritt über die Ziellinie kommt. Um 15:28 haben die Neonazis das Ziel erreicht. 10.000 Euro gehen an die Neonazi-Aussteiger-Initiative EXIT-Deutschland.

10.000 Euro, um den Rechten zu helfen, aus der rechten Szene auszusteigen. Gesammelt von den Rechten höchstpersönlich. Danke an alle Helfer und Sponsoren!

Danke an die Neonazis fürs Spendensammeln! Danke für das Wunder von Wunsiedel!

Wunsiedel in Oberfranken: eine kleine Stadt mit einer großen Idee. (Lachen, Beifall)

Okay, es waren dann doch 20.000, also nochmal 10.000 Euro mehr, EXIT-Deutschland wurde ...

(Beifall)

EXIT-Deutschland wurde sogar im Weißen Haus präsentiert. Die Europäische Kommission hat es als Best Practice ausgezeichnet, und -- was mich ja noch mehr freute -- der eine oder andere Fundraiser sagte, wir hätten das Fundraising revolutioniert.

Und ich kannte den Begriff vorher nicht mal wirklich. Das hat wiederum andere geärgert.

Okay, wir haben es in Wunsiedel und in Remagen geschafft und viele Gemeinden wollten auf einmal unfreiwillig spendable Neonazis haben. Verständlich!

(Lachen)

Die Idee vervielfältigte sich, noch bis heute, also nicht heute am Tag, aber vor ein paar Tagen, und wir dachten uns: Wir haben es so oft in der Realität, aber da gibt es doch bestimmt noch andere Orte, wo Hass ist und wo man was machen kann.

Wo ist eigentlich dieser Tage mehr Hass als auf der Straße? Das ist eigentlich nur im Internet.

Dort kann man seinem Gegenüber ein virtuelles Konzentrationslager wünschen, an den Galgen oder ans Erschießungskommando schicken. Ich will jetzt die Einzelheiten gar nicht bringen, denn wir sprechen hier von Good News, also überspringe ich diesen Teil. Wir überlegten uns: Facebook.

Alle kennen Facebook und alle wissen, welcher Hass da eigentlich ist, und genau dort sind wir dann hin.

Wir sagten: Dann suchen wir uns Hass da und lassen die Spender dort spenden. Wie das funktioniert?

Ihr kennt es vielleicht: Ihr seid bei Facebook, scrollt die Seiten durch und aus Versehen kommt ihr in die Kommentare und denkt euch: Was für eine Scheiße! Und genau diese "Scheiße" sieht der Nutzer und schickt sie uns zu. Wir gucken uns den Hasskommentar an und sagen: Okay, der passt, der trifft es. Dann geben wir einen Euro

an die Aktion "Deutschland Hilft" für ihre Flüchtlingsarbeit und an EXIT-Deutschland frei.

So weit, so gut.

Aber: Der Nutzer, der natürlich diesen Kommentar verfasst hat, wird natürlich freundlich darüber informiert, dass er mit seinem Hass wiederum einen Euro freigegeben hat, und wir bedanken uns recht höflich dafür.

Und somit ist er sich seiner Situation bewusst. Und wenn man diesen Hass im Netz zu Hilfe macht, was bekommt man? Noch mehr Hass. (Lachen) Das ist sehr praktisch: Da kann man noch mehr Hilfe daraus machen. Man bekommt Liebe von den Leuten,

die uns die Hasskommentare und die Spenden zusenden, und man bekommt die Situation, über die man lacht. Und zwar genau dann, wenn uns die hassenden Menschen mit ihrem Anwalt drohen, weil sie sich betrogen sehen, oder weil sie ihren Kontostand prüfen,

um zu prüfen, ob da wirklich ein Euro fehlt, um dann zu sagen: Natürlich fehlt da kein Euro! (Lachen)

All das bekommen wir zurück.

Das kann sehr erfolgreich sein, das sehen wir jetzt. Wir sind seit einem Jahr dabei.

Wir haben jetzt 20.000 Euro darüber unfreiwillig gespendet bekommen. Wir haben 38 Millionen Nutzer über dieses Jahr erreicht und wir machen immer noch weiter.

Denn der Hass ist noch da.

Wenn ihr jetzt so denkt: Sehr schön, was die da machen, toll, finde ich super, dann sage ich ja, und wir machen das gern für euch. Weil der Hass ist da.

Aber: Wenn ihr uns dabei unterstützt, diesen Hass [zu] Hilfe zu machen, wenn ihr spendet, wenn ihr uns in dieser Arbeit unterstützt, dann können wir da zusammen eine Riesensache daraus machen, und dann sind diese 20.000 EUR an Spenden noch eine Kleinigkeit. Wir werden ein Zeichen setzen, zu sagen:

Leute, diesen Hass im Netz, den nehmen wir nicht hin. Danke.

(Beifall)

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Wie man aus Scheiße Bonbons macht | Fabian Wichmann | TEDxMünchen How to make candy out of shit | Fabian Wichmann | TEDxMunich Cómo hacer dulces de la mierda | Fabian Wichmann | TEDxMünchen Come fare dolci con la merda | Fabian Wichmann | TEDxMünchen Hoe je snoep maakt van stront | Fabian Wichmann | TEDxMünchen Como fazer doces a partir de merda | Fabian Wichmann | TEDxMünchen Как сделать сладости из дерьма | Фабиан Вихманн | TEDxMünchen Як зробити цукерку з лайна | Фабіан Віхманн | TEDxMünchen 如何用粪便制作糖果 | Fabian Wichmann | TEDxMünchen

Transkribierer: Ksenia Belyakova Lektorat: Jo Pi Transcriber: Ksenia Belyakova Proofreading: Jo Pi Ich starte eigentlich mit ein paar schlechten Sachen, I'm actually starting off with some bad stuff, mit ein paar schlechten Nachrichten, with some bad news

und zwar bin ich hier, um erstmal euch zu sagen, and I'm here to tell you first, was da draußen alles so schiefläuft. what is going wrong out there.

Wir haben auf der Straße und im Internet quasi einen Kulturkampf, We have a kind of culture war on the street and on the internet, wir sehen dort mehr als 500 rechtsextreme Übergriffe, we see more than 500 right-wing extremist attacks there, wir haben mehr als 1800 Menschen, Asylbewerber, die angegriffen worden sind, we have more than 1800 people, asylum seekers who have been attacked, und wir haben mehr als 87 Feuer an Asylbewerberheimen, and we have more than 87 fires at homes for asylum seekers, 7 Tötungsdelikte zählte die Polizei. The police counted 7 homicides.

Das ist eine Steigerung von 30 Prozent That's an increase of 30 percent

und das war nur bis Oktober dieses Jahres. and that was only until October of this year.

Das ist 30 Prozent mehr als im Jahr davor im gesamten Verlauf. ||||||||в целом|| That's 30 percent more than the year before over the entire course. Wenn man jetzt so dasteht und denkt: Okay, was machen wir jetzt damit? ||||так стоит|||||||| If you stand there and think: Okay, what do we do with it now? Ich habe eine kleine Geschichte. I have a little story.

Ich komme aus einem Land, I come from a country Vengo de un país,

wo wir immer versuchten, das Beste aus dem zu machen, where we always tried to make the best of what was wir hatten. what we had

Dieses Land gibt es nicht mehr, es war die DDR. |||||||||GDR This country no longer exists, it was the GDR. Dort versuchte man aus allem, was man nur hatte, There you tried with everything you had irgendwas daraus zu machen, denn dort gab es viel, und zwar viel nicht. to do something with it, because there was a lot there, and not a lot. Also musste man schauen, dass man daraus was macht. So you had to see that you made something out of it. Ein Beispiel war nur: Es ist ja bald Weihnachten, Just one example: It's almost Christmas, und viele kennen vielleicht den Dresdner Christstollen. ||||||дрезденский штоллен and many may know the Dresdner Christstollen. Er wird aus Zitronat hergestellt. |||цедра лимона| It is made from citron.

Zitronat stellt man wiederum aus der Zitronenschale einer Zitronatzitrone her. ||||||цедра лимона||цедра лимона| Citron is made from the lemon peel of a citron. Man muss die kandieren, und nutzt dann dieses Zitronat. |||кандировать||||| |||kandieren||||| |||candy||||| You have to candy them and then use this lemon peel. Das hatte man nicht. You didn't have that.

Also überlegte man sich, man macht was anderes daraus. So we thought about making something else out of it. Man nimmt einfach Kandinat, man stellt Kandinattee her. |||Кандина́т|||чай с кандинотом| |||candied|||candy| You just take candy, you make candy tea. Das macht man aus einer Tomate, aus einer grünen Tomate. You do that with a tomato, with a green tomato. Also macht man aus einer grünen Tomate So you make from a green tomato

eine gelbe Zitrone für einen Christstollen. |||||Christstollen a yellow lemon for a Christmas stollen. Das ist beeindruckend. This is impressive.

(Lachen)

So beeindruckend, dass ich dachte, da müsste man doch was daraus machen. So impressive that I thought we should do something with it. Und als ich damals die Grenze überquerte ||||||пересек And when I crossed the border back then

und quasi über Nacht unfreiwillig Flüchtling wurde, and became an involuntary refugee virtually overnight, weil mein Land war nicht mehr da, because my country was no longer there,

da wurde ich von Grenzklatschern und Bananenwerfern begrüßt, ||||пограничными сплетниками||бросателями бананов| ||||Grenzklatschern||| I was greeted by border claps and banana throwers im positiven Sinne, in a positive sense, en sentido positivo,

andere kennen das vielleicht ein bisschen negativ, others may know that a bit negatively, otros pueden conocerlo un poco negativamente, Olli Kahn hier aus München, der hat da ja auch Erfahrung. Olli Kahn here from Munich, he also has experience there. Olli Kahn aquí desde Munich, también tiene experiencia en esto. Bei mir war es positiv. For me it was positive.

Aber wie gesagt, But as I said, Pero como he dicho,

in diesem Land versuchten wir dann aus dem, was wir da haben, in this country we then tried from what we have there en este país, entonces intentamos aprovechar lo que teníamos allí, das Beste daraus zu machen. to make the best of it. para sacar lo mejor de ello.

Da sagte man, Then they said Entonces dijeron,

dann macht man halt einfach aus Scheiße Bonbons. then you just make sweets out of shit. entonces sólo haces dulces de mierda. Ich dachte: Okay, aus Scheiße Bonbons? I thought, okay, candy out of shit? Pensé: Vale, ¿caramelos de mierda?

Es klingt vielleicht ein bisschen drastisch, It might sound a bit drastic Puede sonar un poco drástico, aber man kann es ja nicht anders sagen. but there is no other way to say it. pero no hay otra forma de decirlo.

Scheiße bleibt Scheiße, auch wenn man Kacke sagt, Shit stays shit even if you say shit das ist einfach Scheiße, und die Situation, that's just shit, and the situation wie wir sie vorhin beschrieben haben, die ist einfach Scheiße. |||earlier|||||| like we described earlier, it just sucks. Also, das Problem war da, So the problem was there

es fehlte eigentlich bloß noch die passende Idee, all that was missing was the right idea, um aus dieser Scheiße irgendwas zu machen. to make anything out of this shit.

Ich dachte mir: Okay, wenn die Neonazis dort marschieren und wenn die Neonazis im Netz hassen, and if the neo-nazis hate on the net,

dann sollen sie das wenigstens gegen sich selbst then they should at least do it against themselves oder irgendwie selbstwirksam machen. ||самоэффективным| ||selbstwirksam| ||self-efficacious| or somehow make it self-effective.

Oder wenn sie schon hassen und demonstrieren, Or if they already hate and demonstrate, dann doch vielleicht -- für -- etwas, also für Geflüchtete, then maybe -- for -- something, that is, for refugees, oder gegen sich selbst und für den Ausstieg? or against yourself and for the exit? Okay, damit war die Idee schon etwas konkreter, Okay, so the idea was a bit more concrete, und ich dachte, das könnte funktionieren. and i thought this might work.

Also fehlte eigentlich bloß noch das, was immer fehlt: das Geld. So all that was really missing was what is always missing: money. Also versuchte ich mich im Fundraising.

Wer jetzt Fundraising nicht wirklich kennt: Who now fundraising does not really know: Fundraising ist quasi qualifiziertes Betteln. Fundraising is like qualified begging. (Lachen)

Gut.

Das habe ich gemacht, und es klappte. Es hat funktioniert! I did that and it worked. It worked! Am Ende hatten wir unsere kleine Aktion fertig. In the end we had our little action done. Interessanterweise war es fast genau heute vor zwei Jahren in Wunsiedel, ||||||||||Wunsiedel Interestingly, it was almost exactly two years ago today in Wunsiedel, also ein bisschen weiter von hier, und damit konnten Neonazis so a bit further from here, and with that neo-Nazis could das erste Mal weltweit unfreiwillig gegen sich selbst laufen, ||||involuntarily|||| for the first time in the world involuntarily running against itself, (Lachen)

was sehr interessant war, und wie das aussah, which was very interesting and what it looked like zeige ich jetzt mal kurz. I'll show you briefly now.

(Video) Wunsiedel in Oberfranken: |Wunsiedel|| (Video) Wunsiedel in Upper Franconia:

eine kleine Stadt mit einem großen Problem, a small town with a big problem einem Nazi-Problem. a Nazi problem.

Denn seit über 25 Jahren kommen und marschieren Rechtsradikale Because right-wing extremists have been coming and marching for over 25 years einmal pro Jahr zu Hunderten durch Wunsiedel. through Wunsiedel once a year by the hundreds. Die Stadt — hilflos. The city - helpless.

Darum läuft 2014 alles ein bisschen anders. So in 2014 things will be a little different. Denn wir haben den Nazi-Aufmarsch heimlich in etwas Sinnvolles verwandelt, Because we secretly turned the Nazi march into something meaningful, den unfreiwilligsten Spendenlauf Deutschlands. the most involuntary charity run in Germany. Die Idee: Für jeden Meter der Neonazis gehen 10 Euro an ein Aussteiger-Programm The idea: For every meter neo-Nazis walk, 10 euros go to a dropout program für eben diese Neonazis, "EXIT-Deutschland". for these very neo-Nazis, "EXIT Germany". Je länger marschiert wird, desto mehr Geld kommt zusammen. The longer the march, the more money is raised. So machen sich die Neonazis Schritt für Schritt gegen Neonazis stark Step by step, the neo-Nazis are campaigning against neo-Nazis und finanzieren ungewollt ihren eigenen Ausstieg aus der Szene. and unintentionally finance their own exit from the scene. Und das Schönste: All das erfahren sie erst, wenn sie marschieren. And the best part: they only find out about all this when they march. Pünktlich um 13:48 läuft die Aktion "Rechts gegen Rechts" offiziell an. Punctually at 1:48 p.m. the action "Right Against Right" officially starts. Das erste Mal in der Geschichte marschieren Neonazis gegen sich selbst. For the first time in history, neo-Nazis are marching against themselves. Wie es sich für einen Spendenlauf gehört, As befits a charity run,

sorgen motivierende Plakate und Schilder dafür, motivating posters and signs ensure that dass die Teilnehmer durchhalten und nicht vergessen, that the participants persevere and do not forget wofür sie gerade marschieren oder auch wogegen. what they are marching for or against. Markierungen auf der Straße informieren die ernst blickenden Teilnehmer Markings on the road inform the serious-looking participants über den aktuellen Spendenstand. about the current donation status.

Selbst an die Kondition der Rechten wurde gedacht. Even the condition of the rights was considered. Als Stärkung gibt es Bananen, damit auch der untrainierte Neofaschist As a boost, there are bananas, including the untrained neo-fascist im Spendenschritt über die Ziellinie kommt. crosses the finish line in a donation step. Um 15:28 haben die Neonazis das Ziel erreicht. At 15:28 the neo-Nazis have reached the target. 10.000 Euro gehen an die Neonazi-Aussteiger-Initiative EXIT-Deutschland. EXIT Germany.

10.000 Euro, um den Rechten zu helfen, aus der rechten Szene auszusteigen. 10,000 euros to help the right to get out of the right-wing scene. Gesammelt von den Rechten höchstpersönlich. Collected from the rights themselves. Danke an alle Helfer und Sponsoren! Thanks to all helpers and sponsors!

Danke an die Neonazis fürs Spendensammeln! Danke für das Wunder von Wunsiedel! Thank you for the miracle of Wunsiedel!

Wunsiedel in Oberfranken: eine kleine Stadt mit einer großen Idee. Wunsiedel in Upper Franconia: a small town with a big idea. (Lachen, Beifall) |applause (Laughter, applause)

Okay, es waren dann doch 20.000, also nochmal 10.000 Euro mehr, Okay, it was 20,000 after all, so another 10,000 euros more, EXIT-Deutschland wurde ... EXIT Germany was ...

(Beifall)

EXIT-Deutschland wurde sogar im Weißen Haus präsentiert. EXIT Germany was even presented in the White House. Die Europäische Kommission hat es als Best Practice ausgezeichnet, ||||||||recognized The European Commission has recognized it as a best practice und -- was mich ja noch mehr freute -- der eine oder andere Fundraiser sagte, and -- what pleased me even more -- one or the other fundraiser said, wir hätten das Fundraising revolutioniert. we would have revolutionized fundraising.

Und ich kannte den Begriff vorher nicht mal wirklich. And I didn't even really know the term before. Das hat wiederum andere geärgert. This in turn annoyed others.

Okay, wir haben es in Wunsiedel und in Remagen geschafft Okay, we made it in Wunsiedel and in Remagen und viele Gemeinden wollten auf einmal unfreiwillig spendable Neonazis haben. and many communities suddenly wanted involuntary spendthrift neo-Nazis. Verständlich! Understandable!

(Lachen)

Die Idee vervielfältigte sich, noch bis heute, ||vervielfältigte|||| The idea multiplied, still to this day, also nicht heute am Tag, aber vor ein paar Tagen, so not today on the day, but a few days ago, und wir dachten uns: Wir haben es so oft in der Realität, and we thought: we have it so often in reality, aber da gibt es doch bestimmt noch andere Orte, but there are definitely other places wo Hass ist und wo man was machen kann. where hate is and where you can do something.

Wo ist eigentlich dieser Tage mehr Hass als auf der Straße? Where is there actually more hate these days than on the streets? Das ist eigentlich nur im Internet. That's actually only on the Internet.

Dort kann man seinem Gegenüber ein virtuelles Konzentrationslager wünschen, There you can wish your counterpart a virtual concentration camp, an den Galgen oder ans Erschießungskommando schicken. send to the gallows or to the firing squad. Ich will jetzt die Einzelheiten gar nicht bringen, I don't want to go into the details now denn wir sprechen hier von Good News, also überspringe ich diesen Teil. because we're talking good news here, so I'll skip that part. Wir überlegten uns: Facebook. We thought: Facebook.

Alle kennen Facebook und alle wissen, welcher Hass da eigentlich ist, Everyone knows Facebook and everyone knows what hate there actually is, und genau dort sind wir dann hin. and that's exactly where we are.

Wir sagten: Dann suchen wir uns Hass da und lassen die Spender dort spenden. We said: Then we'll look for Hass there and let the donors donate there. Wie das funktioniert? How does that work?

Ihr kennt es vielleicht: Ihr seid bei Facebook, You may know it: You are on Facebook, scrollt die Seiten durch und aus Versehen kommt ihr scrolls through the pages and accidentally you come in die Kommentare und denkt euch: Was für eine Scheiße! in the comments and think to yourself: What a shit! Und genau diese "Scheiße" sieht der Nutzer und schickt sie uns zu. And it is precisely this "shit" that the user sees and sends to us. Wir gucken uns den Hasskommentar an und sagen: Okay, der passt, der trifft es. We look at the hate comment and say: Okay, it fits, it hits the mark. Dann geben wir einen Euro Then we give a euro

an die Aktion "Deutschland Hilft" für ihre Flüchtlingsarbeit to the "Deutschland Hilft" campaign for their work with refugees und an EXIT-Deutschland frei.

So weit, so gut. So far, so good.

Aber: Der Nutzer, der natürlich diesen Kommentar verfasst hat, But: The user, who of course wrote this comment, wird natürlich freundlich darüber informiert, will of course be kindly informed about it, dass er mit seinem Hass wiederum einen Euro freigegeben hat, that with his hate he released another euro, und wir bedanken uns recht höflich dafür. and we thank you very politely for that.

Und somit ist er sich seiner Situation bewusst. And so he is aware of his situation. Und wenn man diesen Hass im Netz zu Hilfe macht, was bekommt man? And if you put this hate on the net to help, what do you get? Noch mehr Hass. (Lachen) More hate. (Laughter) Das ist sehr praktisch: Da kann man noch mehr Hilfe daraus machen. This is very practical: you can make even more help out of it. Man bekommt Liebe von den Leuten, You get love from the people

die uns die Hasskommentare und die Spenden zusenden, who send us the hate comments and the donations, und man bekommt die Situation, über die man lacht. Und zwar genau dann, wenn uns die hassenden Menschen And that is exactly when the hating people give us mit ihrem Anwalt drohen, weil sie sich betrogen sehen, threaten their lawyer because they see themselves cheated, oder weil sie ihren Kontostand prüfen, or because they check their account balance,

um zu prüfen, ob da wirklich ein Euro fehlt, to check whether there really is a euro missing, um dann zu sagen: Natürlich fehlt da kein Euro! and then to say: Of course there is no euro missing! (Lachen)

All das bekommen wir zurück. We get all of that back.

Das kann sehr erfolgreich sein, das sehen wir jetzt. That can be very successful, we see that now. Wir sind seit einem Jahr dabei. We've been at it for a year.

Wir haben jetzt 20.000 Euro darüber unfreiwillig gespendet bekommen. We have now received an involuntary donation of 20,000 euros. Wir haben 38 Millionen Nutzer über dieses Jahr erreicht We have reached 38 million users over this year und wir machen immer noch weiter. and we still keep going.

Denn der Hass ist noch da. Because the hatred is still there.

Wenn ihr jetzt so denkt: Sehr schön, was die da machen, toll, finde ich super, If you now think like this: It's great what they're doing there, great, I think it's great, dann sage ich ja, und wir machen das gern für euch. I'll say yes, and we'll be happy to do it for you. Weil der Hass ist da. Because the hatred is there.

Aber: Wenn ihr uns dabei unterstützt, diesen Hass [zu] Hilfe zu machen, But: If you support us in turning this hate [into] help, wenn ihr spendet, wenn ihr uns in dieser Arbeit unterstützt, when you donate, when you support us in this work, dann können wir da zusammen eine Riesensache daraus machen, then we can make a huge thing out of it together, und dann sind diese 20.000 EUR an Spenden noch eine Kleinigkeit. and then these EUR 20,000 in donations are still peanuts. Wir werden ein Zeichen setzen, zu sagen: |||sign||| We'll make a mark to say:

Leute, diesen Hass im Netz, den nehmen wir nicht hin. Folks, we don't accept this hatred on the internet. Danke.

(Beifall)