Es muss Aliens geben! | Das Fermi-Paradoxon - die Serie (2018)
Unsere Galaxie ist gigantisch. Zwischen 100 und 400 Milliarden Sterne existieren in ihr.
Die meisten davon haben ein Planetensystem, wie wir mittlerweile wissen. Bei hunderten
Milliarden von Planeten muss es doch außerirdisches Leben geben. Und dennoch haben wir bisher
nichts beobachtet: keine Aliens, keine Anzeichen ihrer Existenz, keine Funksignale aus dem
Raum … und das ist paradox. Wir sollten von außerirdischen Kulturen wissen, aber
wir alles was wir im All sehen scheint tote Materie zu sein. Wir wollen dem Fermi-Paradoxon
in dieser Serie auf den Grund gehen – so detailliert wie vielleicht niemand sonst auf
YouTube. Ich bin Ronny – willkommen bei Raumzeit!
Blicken wir mal in das Jahr 1950. Es ist eine Zeit, in der Aliens und vermeintliche Beobachtungen
von UFOs in den USA Trend sind. Der Nobelpreisträger Enrico Fermi ist mit einigen Kollegen auf
dem Weg zum Mittagessen und man unterhält sich angeregt über die Alienhysterie. Fermi
gerät ins Grübeln – er macht einige Notizen auf einer Serviette, schaut auf und fragt
die Anwesenden: „Where is everybody?“ – „Wo sind die denn alle?“
Fermi hatte überschlagen, wie viele Sterne es allein in unserer Galaxie gibt – und
selbst wenn die Chance, dass Leben entsteht und sich weiterentwickelt nur minimal ist,
dann müsste es selbst in unserer Galaxie von Zivilisationen nur so wimmeln. Es wirkte
für Enrico Fermi paradox, dass wir angesichts dieser Voraussetzungen noch keinerlei wirkliche
Hinweise auf irgendeine Form von außerirdischem Leben gefunden hatten. Egal wohin wir unsere
Teleskope richteten – im Weltraum gab es nur völlige Stille. Und dieses Paradoxon
beschäftigt die Wissenschaft, die Menschen seit 1950.
In der Folge wurde SETI ins Leben gerufen, das Institut für die Suche nach extraterrestrischer
Intelligenz. Einer der Gründerväter SETIs, Frank Drake, versuchte die Aussage Fermis
in eine Formel zu bringen. Die bis heute berühmte – allerdings etwas in die Jahre gekommene
Drake-Gleichung – versucht, die Wahrscheinlichkeit von außerirdischen Funksignalen in mathematische
Form zu bringen. Drake sucht nach N, der Zahl der Zivilisationen,
die gleichzeitig für uns wahrnehmbare Funksignale senden. Dazu multipliziert er eine Reihe von
Wahrscheinlichkeiten. R steht für die Rate der Sternenformation in unserer Galaxie – ein
Wert, der aktuell etwa einem Stern pro Jahr entspricht. F P ist der Anteil von diesen
Sternen, der Planeten hat – wir wissen heute durch die Kepler Mission, dass Planetensysteme
die Regel sind, zu Drakes Zeiten war diese Variable noch völlig offen. N E entspricht
der Zahl von Planeten in jedem Planetensystem, welche potenziell Leben ermöglichen. F L
schließlich steht für den Anteil der Planeten, auf denen tatsächlich Leben entsteht. F i
gibt jene lebenstragenden Planeten an, deren Evolution zu intelligentem, werkzeugnutzendem
Leben führt. Der Anteil von diesen intelligenten Spezies, der eine Technologie entwickelt,
welche wahrnehmbare Signale in den Raum sendet, wird als F C bezeichnet und ganz am Ende steht
L – die Lebensdauer einer Zivlisation bzw. genauer die Spanne, in der sie solche Signale
aussendet. Anhand dieser Gleichung errechneten Enthusiasten
schnell erste Zahlen – von einer Zivilisation pro Galaxie bis hin zu Millionen schien alles
möglich. Und so zeigte sich auch die große Schwäche der Drake-Gleichung. Da viele der
von Drake verwendeten Variablen schlicht unbekannt waren oder sind, beruhen die Berechnungen
letztlich zu großen Teilen auf Annahmen. Die Ergebnisse erreichten eine derartig große
Spanne, dass sich erst kürzlich ein Team der Oxford University die Mühe machte, aus
der Masse der bisherigen Aussagen zum Fermi-Paradoxon eine Art Metawahrscheinlichkeit zu errechnen.
Dieser Studie zufolge sind wir mit einer Wahrscheinlichkeit von 38% die einzige Zivilisation im gesamten
beobachtbaren Universum. Aber bleiben wir beim Fermi-Paradoxon selbst.
Dieses erfuhr in den nächsten Jahrzehnten viel Beachtung und wurde präzisiert und verschärft
durch die Arbeiten von Michael Hart und Frank Tipler. Michael Hart war einer der ersten,
die das Fermi-Paradoxon detailliert untersuchten. Er publizierte 1975 einen Aufsatz, in dem
er darzulegen versuchte, dass interstellare Raumfahrt im Bereich des Möglichen liegt
und dass die Mehrheit der außerirdischen Zivilisationen ein Interesse an interstellarer
Erforschung und Besiedlung haben sollte. Er weist andere Erklärungen, etwa temporale
oder soziologische zurück und kommt letztlich zu dem nüchternen Schluss, dass wir vermutlich
die einzigen – zumindest die ersten technologisch fortgeschrittenen Bewohner der Galaxie seien,
und dass es in ferner Zukunft unsere Nachkommen sein würden, welche die Milchstraße besiedeln.
Weiter noch ging Frank Tipler 1980. Während Hart im Wesentlichen immer von organischen
Reisenden ausging, betrachtete Tipler die Möglichkeit der Raumexploration durch Maschinen.
Er griff damit Gedanken des ungarischen Physikers von Neumann auf. Dieser hatte selbst-replizierende
Raumsonden entworfen, welche zu einem Sternensystem aufbrechen, dort Kopien von sich erschaffen
und so in kurzer Zeit die Galaxie besiedeln würden. Selbst mit Geschwindigkeiten von
nur 5-10% der Lichtgeschwindigkeiten könnten derartige Von Neumann Sonden die Milchstraße
in weniger als 1 Millionen Jahre vollständig erkunden – und deutliche Spuren hinterlassen.
Viele sagen, das Paradoxon habe erst durch die Arbeiten von Hart und Tipler Gestalt angenommen
– da aber beide Arbeiten auf der Prämisse basieren, dass interstellare Raumfahrt möglich
ist, sollten wir dies eher kritisch betrachten. In der Folge natürlich wurden unzählige
(mittlerweile sind es weit über 100) Theorien aufgestellt, wie sich das Fermi-Paradoxon
auflösen lässt. Und die wichtigsten dieser Theorien wollen
wir Euch in unserer 20-teiligen Reihe zum Fermi-Paradoxon vorstellen. Wir teilen dabei
die Fülle der Ansätze in vier Kategorien ein – und so sehen diese aus:
Kategorie eins: Leben, insbesondere intelligentes Leben, ist absurd selten im Universum. In
dieser Kategorie finden wir unter anderem die Annahme, dass ein Planet mit erdähnlichen
Bedingungen das Resultat einer Reihe von extremen Zufällen war und so vermutlich kaum noch
einmal existiert. Dieser Ansatz ist als Seltene-Erde-Hypothese bekannt. Andere gehen von großen Filtern
aus, etwa die Entstehung von Leben, die Entstehung der Intelligenz, und so weiter. Wir hätten
diese zwar passiert – im Allgemeinen sei dies aber auszuschließen. Wenn die Filter
in der Vergangenheit aber überwindbar wären, so argumentieren andere, dann stünde uns
der Filter noch bevor: Zivilisationen würden sich an einem bestimmten Punkt stets selbst
auslöschen – eine verstörende Vorstellung. Prinzipiell gehört in diese Kategorie auch
noch die Annahme eines Schöpfungsaktes durch eine Gottheit – ein Ansatz, den wir zunächst
auslassen werden, da er keine wissenschaftliche Betrachtung ermöglicht.
In Kategorie zwei geht man davon aus, dass Aliens existieren, aber aus einem bestimmten
Grund keine Kommunikation mit ihnen zustande kommen kann. Sind Raum und Zeit zu groß für
jegliche Kontaktversuche? Ist es vielleicht denkbar, dass sich die anderen einfach nur
verstecken? Was ist mit Radiokommunikation oder anderen Möglichkeiten der Kontaktaufnahme?
In Kategorie 3 wird es interessant – hier gehen wir davon aus, dass Aliens existieren
aber wir sie oder ihre Präsenz schlicht nicht erkennen. Mit Erich von Däniken fragen wir
hier, ob sie vielleicht im Laufe der Menschheitsgeschichte schon da waren. Ob sie vielleicht hier sind
und wir sie deshalb nicht sehen können, weil sie schlicht zu fremdartig sind oder weil
sie sich quasi perfekt tarnen. Und was ist – so der vielleicht spannendste Ansatz hier:
wenn wir selbst die Aliens sind. Kategorie 4 umfasst eine ganze Reihe von anderen
Ansätzen – sie enthält auch die vielleicht realistischsten Lösungsmöglichkeiten. Könnte
es sein, dass uns eine weit fortgeschrittene Zivilisation beobachtet, aber Kontaktversuche
verhindert? Dass wir quasi wie in einem Zoo gehalten werden und studiert werden? Oder
– weiter gedacht, dass das, was wir als das Universum sehen, tatsächlich nur eine
Projektion ist – ähnlich einem Planetarium. Was ist, wenn transhumanistische Entwicklungen
an einem bestimmten Punkt in einer Apotheose, einer Vergöttlichung resultieren. Oder – weniger
esoterisch – was wenn Zivilisationen immer auf eine technologische Singularität hinauslaufen,
einen Punkt, an dem eine KI übernimmt oder aber die Aliens selbst Teil eines Computers
werden. Nicht vergessen dürfen wir hier natürlich die Simulationstheorie – die Möglichkeit,
dass unsere Realität nicht real ist und wir nichts anderes sind als Teile einer Simulation
unter Abermilliarden ähnlicher Simulationen. Wenn Ihr jetzt neugierig geworden seid, dann
laden wir euch ein auf eine Reise durch die spannenden Hypothesen rund um das Fermi-Paradoxon
– laden euch ein, uns zu begleiten auf unsere Suche nach dem außerirdischen Leben. Wenn
es euch gefällt, freuen wir uns, wenn ihr abonniert, unser Video teilt und uns vielleicht
sogar auf Patreon unterstützt. Wir sagen wie immer danke fürs Zuschauen
und – in diesem Sinne – 42!