×

我们使用cookies帮助改善LingQ。通过浏览本网站,表示你同意我们的 cookie 政策.


image

Raumzeit - Vlog der Zukunft, Kolonie auf dem Mond - Fast Forward Science (2018)

Kolonie auf dem Mond - Fast Forward Science (2018)

Ok, das war etwas viel Pathos – aber im mal im Ernst – der erste Schritt Neill Armstrongs

auf dem Mond hat für kurze Zeit die ganze Menschheit geeint, hat sie den kalten Krieg

vergessen lassen.

Ist eine ganze lunare Kolonie eventuell das Projekt, welches wir gerade heute mehr denn

je brauchen?

Wir glauben, das Jahr 2018 verträgt ein bisschen Pathos und Wissenschaftsromantik.

Aber werden wir mal sachlich.

Wenn wir ein derartiges Konzept heute vorstellen, dann müssen wir prinzipiell zwei Fragen beantworten:

Warum wollen wir Menschen auf dem Mond ansiedeln – was bietet uns dieser leblose Stein, was

wir nicht auf der Erde haben.

Zweitens: wie lässt sich so eine Mondkolonie umsetzen, was sind die ersten Schritte – welche

Ziele kann man, beziehungsweise muss man ins Auge fassen.

Wir beantworten heute beide Fragen!

Ich bin Ronny.

Willkommen bei Raumzeit!

Warum kann der Mond lohnenswerter Ort für eine Kolonie sein?

Ich wette, viele von Euch hatten schon bei der Einleitung die Worte Helium 3 auf den

Lippen.

Die Kombination von Mondbasis und Helium 3 Abbau ist mittlerweile so vertraut, dass wir

uns oft gar keine Gedanken über anderweitige Möglichkeiten machen.

Also vorweg einige Worte zum besagte Helium 3.

Helium 3 ist ein Isotop von Helium 4; im Unterschied zu diesem besitzt es lediglich ein Neutron.

Auf der Erde kommt Helium 3 nur in Spuren vor – etwa 300 Helium 3 Atome auf 1 Million

Helium 4 Atome.

Da HE3 auf der Erde für medizinische Diagnostik und für Neutrinodetektoren genutzt wird,

kommt es zum recht exorbitanten Preis von mehr als 10 Millionen Euro pro Kilogramm – fast

30 mal teurer als Gold.

Helium 3 wäre auch ein extrem sinnvolles Material für Fusionsreaktoren.

Im Gegensatz zu den aktuell genutzten Wasserstoffisotopen Deuterium und Tritium produziert Helium 3-Fusion

eine hohe Energiemenge ohne dabei das umgebende Material radioaktiv zu machen.

Allerdings ist Helium3 Fusion aktuell technisch gar nicht vorstellbar – da die nötigen

Temperaturen ungleich höher liegen als bei Wasserstofffusion.

Wir erinnern uns: auch im Inneren eines Sterns beginnt HE Fusion erst, nahezu aller Wasserstoff

aufgebraucht ist und die Kerntemperatur die 15 Millionen Grad des Sonnenkerns weit übersteigt.

Auf dem Mond schätzt man die Vorkommen an HE3 ungleich höher ein als auf der Erde.

Ein Abbau jedoch erfordert die Verarbeitung von etwa 150 Millionen Tonnen Mondregolith

für eine einzige Tonne He3.

Und dessen irdischer Preis würde vermutlich rapide sinken, wenn es tonnenweise vom Mond

geliefert würde.

Hier verwenden wir mal ein kurzes Zitat aus dem Film Moon, den wir bereits an anderer

Stelle empfohlen haben.

Ein schönes visuelles Beispiel, welche Dimensionen solche Abbauunternehmungen annehmen müssten.

Was gibt es sonst noch in der Mondkruste zu holen?

Die obere Schicht besteht zu großen Teilen aus Silikaten; andere wichtige Elemente sind

Aluminium, Eisen, Magnesium und Titan.

Wir finden auch Gold und Platin.

Die Zusammensetzung ist unspektakulär und lässt Mondbergbau wenig profitabel erscheinen.

Alle diese Elemente gibt es auch auf der Erde – und der Abbau ist zuhause um Größenordnungen

leichter.

Sie werden natürlich eine gewichtige Rolle bei der Errichtung einer Mondkolonie selber

– und allen späteren Bautätigkeiten spielen.

Der Mond hat nicht viel zu bieten.

Aber vielleicht haben wir die falsche Frage gestellt.

Vielleicht müssen wir nach den Dingen fragen, die der Mond nicht hat.

Und da fallen sofort zwei Dinge auf: der Mond hat keine Atmosphäre und keine nennenswerte

Gravitation.

Und das sind tatsächlich die wertvollsten Ressourcen, die uns der Mond aktuell bietet.

Bei einer Gravitation die lediglich 16% der Erdgravitation entspricht und quasi ohne atmosphärischen

Luftwiderstand sind Raketenstarts ungleich einfacher und kostengünstiger als von der

Erdoberfläche.

Die Fluchtgeschwindigkeit von der Erdoberfläche ist etwa 11 km/s.

Auf dem Mond reduziert sich dieser Wert auf ca. 2,4 km/s.

Damit ist der Mond im Grunde eine Raumstation vor unserer Haustür – er könnte Basis

sein für alle größeren Unternehmungen im Sonnensystem, etwa den Bau von O'Neill-Zylindern

oder gar eines Dyson-schwarms.

Er wäre eine solide Ausgangsbasis für eine industrielle Verwertung des Asteroidengürtels

und natürlich für eine Besiedlung des roten Planeten oder der Venus.

Venus.

Wirklich.

Wir besiedeln den Mond also primär, um eine Ausgangsbasis für eine effizientere Erforschung

und Erschließung des Alls zu haben.

Besiedeln ist hier an sich auch das falsche Wort.

Anders als beim Mars ist ein Transfer von Mond zur Erde leicht zu bewältigen und der

von der Erde zum Mond in zumindest absehbarer Zukunft keine titanische Aufgabe mehr wenn

wir etwa an die aktuellen Fortschritte von etwa SpaceX denken.

Eine derartige permanente Präsenz auf dem Mond ist prinzipiell leichter zu bewältigen

als die Marskolonie, von der aktuell so viel zu hören ist.

Er liegt in der Nähe der Erde und auch die Kommunikation mit der Missionskontrolle ist

nahezu in Echtzeit möglich.

Die Aufgaben sind durchaus ähnlich: wir müssen zunächst Grundbedürfnisse versorgen.

Dazu gehören Wasser, Sauerstoff, Nahrung, Energie, geschützter Wohnraum und Baumaterial.

Wasser scheint in großer Menge insbesondere in den Kratern der Polregionen vorzukommen.

2010 vermeldete die indische Chandrayaan-1-Mission, dass sie insgesamt 40 permanent im Schatten

liegende Krater in der Nordpolregion entdeckt hatte, welche insgesamt mehr als 600 Millionen

Tonnen Wassereis enthalten könnten.

Damit wären sowohl Wasser als auch Sauerstoffversorgung sichergestellt.

Und Wasser ist der mit Abstand bedeutendste Rohstoff.

Wir benötigen es zum Trinken, für die Nahrungsproduktion und können daraus sogar Sauerstoff und Raketentreibstoff

erzeugen.

Die Polregion ist auch gut geeignet für die Energieversorgung.

Sie bietet Bereiche, welche zu über 80% der Zeit unter Sonneneinstrahlung stehen – anders

als etwa ein beliebiger Ort in den Maria, welcher 14 Tage Sonnenlicht hat, auf dem es

dann aber 14 Tage lang Nacht ist.

Das reicht natürlich noch nicht – hier müssen spannende und innovative Konzepte

her.

Etwa Sonnentürme, welche länger der Sonne ausgesetzt wären.

Mobile Sonnenfarmen (die Rotationsgeschwindigkeit des Mondes am Äquator entspricht der eines

zügigen Fußgängers) könnten mit dem Licht mitreisen und ihre Energie per Laser an die

Basis übertragen.

Am besten geeignet natürlich wäre Fusion – ein zuverlässiger Reaktor könnte eine

gewaltige Mondbasis auf lange Zeit hin mit Strom versorgen.

Habe ich Wasser, Strom und Sauerstoffversorgung sichergestellt, bleibt die Suche nach einem

Habitat und die Produktion von Nahrung.

Habitate können vermutlich am besten in natürlichen Lavaröhren angelegt werden.

Diese durch Vulkanaktivität entstandenen Röhren sind teils sehr weitläufig mit Durchmessern

von duzenden von Metern.

Sie bieten Schutz vor Meteroiden aber vor allem vor kosmischer Strahlung.

Sie erlauben potentiell auch ein gewisses Maß an Terraforming, wenn ich Höhlenabschnitte

versiegele und mit einer Atmosphäre sowie einem künstlichen Tageslichtzyklus versehe.

Baumaterial gewinnen wir schließlich aus dem Mondregolith, dem feinen sandartigen Material,

welches die Mondoberfläche bedeckt.

Aus ihm ließe sich ein Baumaterial entwickeln, welches Lunarcrete getauft wurde und welches

aktuell aktiv erforscht wird.

Die Komponenten von Lunarcrete sind normaler Regolith, dazu kalziumreicher und nachbehandelter

Regolith sowie Wasser.

Zur Massenproduktion wäre eine erhebliche Infrastruktur nötig – insbesondere da der

Guss von Ziegeln in einer Umgebung mit atmosphärischem Druck erfolgen muss.

Im Vakuum der Mondoberfläche würde Wasser sonst schlicht sublimieren.

Nahrung auf pflanzlicher Basis wird zunächst in hydroponischen Anlagen angebaut.

Hier wachsen Pflanzen nicht in Erde, sondern in Wasserbädern in alternativen Umgebungen

(z.B.

Steinwolle) und werden mit flüssigem Dünger versorgt.

Die Beleuchtung erfolgt per LED bzw. durch Spiegel, welche Sonnenlicht in die Anlagen

reflektieren.

Wie also läuft eine Besiedlung des Mondes ab?

Zunächst würde man in unbemannten Missionen einen geeigneten Bauplatz suchen.

Polnähe, gesicherte Eisvorkommen sowie funktionale Lavaröhren sind notwendige Voraussetzungen.

Ist ein Landeplatz gefunden, würde man über einige Jahre Vorräte und Ausrüstung in die

Region transportieren.

Menschen würden erst danach folgen.

Die ersten Gruppen wären essentiell noch Astronauten.

Physisch in Topform, geschult in einer breiten Palette von Fertigkeiten.

Sie wären es, die eine erste Station errichten würden – mit aufblasbaren Habitaten, geschützt

in einer Lavaröhre.

Aufgabe dieser Astronauten wäre dann Erkundung der Umgebung, Sicherstellen der Stromversorgung,

präzise Verortung von Rohstoffen und der langsame Ausbau der Infrastruktur, insbesondere

die Vorbereitung der Landung weiterer Kolonisten.

Erst die nächsten Menschen – teils bereits Spezialisten in bestimmten Aufgabenbereichen

und auch schon in größeren Zahlen von 100-200 Personen, würden sich größeren Projekten

zuwenden.

Primäre Aufgabe bleibt das Sichern des Überlebens – die Versorgung mit Nahrung, Energie, Wasser

und Sauerstoff.

Jetzt allerdings werden Bauvorhaben größer – potentiell beginnt die Errichtung von

Fertigungsanlagen für Lunarcrete und Planungen einer ausgeweiteten Siedlung an der Oberfläche.

Die Probleme eines solchen Unterfangens liegen auf der Hand: die Energieversorgung muss stabil

sein.

Die Umgebung ist per se lebensfeindlich.

Was wir hier nie hinterfragen: Wasser, Sauerstoff, atmosphärischer Druck – das ist auf dem

Mond kostbar und aufwändig zu erzeugen.

Es bleibt das Problem mit der Gravitation.

0,16 G führen langfristig auch bei harter körperlicher Arbeit und regelmäßiger sportlicher

Aktivität zu Muskelatrophie und Knochenaufweichung.

Lösungsansätze verlangen nach rotierenden Wohnelementen – die natürlich selbst bereits

höchste Anforderungen an die Produktionskapazität einer jungen Mondkolonie stellen.

Mit anderen Worten – eine Mondbasis ist eine gewaltige Aufgabe, die technologisch

zumindest umsetzbar ist, aber eben auch gewaltigen Einsatz verlangt.

Finanziell und auch auf menschlicher Seite.

Was wir aber gewinnen können, ist ein Tor zum Weltall – eine Basis für die Produktion

von Treibstoff, für die Vorbereitung interplanetarer Missionen und mit einem Massetreiber die Möglichkeit

für nahezu kostenfreie Raketenstarts von der Mondoberfläche.

Bereits heute nehmen wir eine Fülle an internationalen Aktivitäten rund um den Mond wahr.

Während der von Google ausgelobte Lunar X Prize in diesem Jahr ohne Gewinner zurückgezogen

wurde, sind viele staatliche und private Missionen in Ausführung oder Planung.

Die NASA wird 2019 mit den Lunar Flashlight und Lunar Icecube die Suche nach Wassereis

fortsetzen, die russische Raumfahrtorganisation Roskosmos plant Luna-Glob – 4 Missionen

im nächsten Jahrzehnt, die vor allem Technologien für eine zukünftige Mondbasis entwickeln

sollen.

Zusammen mit China, Indien, Japan und anderen läuten diese Missionen ein neues Space Race

ein – ein Rennen auf die erste Mondbasis.

Wenn ihr solche Themen ähnlich spannend findet wie wir, dann gebt uns einen Daumen nach oben

– wir machen mit diesem Beitrag übrigens auch bei fast-forward-science mit!

An dieser Stelle Grüße an alle die, die uns eventuell von dort aus erreicht haben!

Wir sagen wie immer Danke fürs Zuschauen und – in diesem Sinne – 42.

Kolonie auf dem Mond - Fast Forward Science (2018) Colony on the Moon - Fast Forward Science (2018) Colonia en la luna - Fast Forward Science (2018) Colonie sur la Lune - Fast Forward Science (2018) Kolonia na Księżycu - Fast Forward Science (2018) Colónia na Lua - Fast Forward Science (2018) Колония на Луне - Fast Forward Science (2018) 月球殖民地 - 快进科学 (2018)

Ok, das war etwas viel Pathos – aber im mal im Ernst – der erste Schritt Neill Armstrongs

auf dem Mond hat für kurze Zeit die ganze Menschheit geeint, hat sie den kalten Krieg

vergessen lassen.

Ist eine ganze lunare Kolonie eventuell das Projekt, welches wir gerade heute mehr denn

je brauchen?

Wir glauben, das Jahr 2018 verträgt ein bisschen Pathos und Wissenschaftsromantik.

Aber werden wir mal sachlich.

Wenn wir ein derartiges Konzept heute vorstellen, dann müssen wir prinzipiell zwei Fragen beantworten:

Warum wollen wir Menschen auf dem Mond ansiedeln – was bietet uns dieser leblose Stein, was

wir nicht auf der Erde haben.

Zweitens: wie lässt sich so eine Mondkolonie umsetzen, was sind die ersten Schritte – welche

Ziele kann man, beziehungsweise muss man ins Auge fassen.

Wir beantworten heute beide Fragen!

Ich bin Ronny.

Willkommen bei Raumzeit!

Warum kann der Mond lohnenswerter Ort für eine Kolonie sein?

Ich wette, viele von Euch hatten schon bei der Einleitung die Worte Helium 3 auf den

Lippen.

Die Kombination von Mondbasis und Helium 3 Abbau ist mittlerweile so vertraut, dass wir

uns oft gar keine Gedanken über anderweitige Möglichkeiten machen.

Also vorweg einige Worte zum besagte Helium 3.

Helium 3 ist ein Isotop von Helium 4; im Unterschied zu diesem besitzt es lediglich ein Neutron.

Auf der Erde kommt Helium 3 nur in Spuren vor – etwa 300 Helium 3 Atome auf 1 Million

Helium 4 Atome.

Da HE3 auf der Erde für medizinische Diagnostik und für Neutrinodetektoren genutzt wird,

kommt es zum recht exorbitanten Preis von mehr als 10 Millionen Euro pro Kilogramm – fast

30 mal teurer als Gold.

Helium 3 wäre auch ein extrem sinnvolles Material für Fusionsreaktoren.

Im Gegensatz zu den aktuell genutzten Wasserstoffisotopen Deuterium und Tritium produziert Helium 3-Fusion

eine hohe Energiemenge ohne dabei das umgebende Material radioaktiv zu machen.

Allerdings ist Helium3 Fusion aktuell technisch gar nicht vorstellbar – da die nötigen

Temperaturen ungleich höher liegen als bei Wasserstofffusion.

Wir erinnern uns: auch im Inneren eines Sterns beginnt HE Fusion erst, nahezu aller Wasserstoff Ricordiamo: HE Fusion è solo all'inizio all'interno di una stella, quasi tutto idrogeno

aufgebraucht ist und die Kerntemperatur die 15 Millionen Grad des Sonnenkerns weit übersteigt. è esaurito e la temperatura interna supera di gran lunga i 15 milioni di gradi del nucleo solare.

Auf dem Mond schätzt man die Vorkommen an HE3 ungleich höher ein als auf der Erde. Si stima che la presenza di HE3 sia molto più elevata sulla luna che sulla terra.

Ein Abbau jedoch erfordert die Verarbeitung von etwa 150 Millionen Tonnen Mondregolith

für eine einzige Tonne He3.

Und dessen irdischer Preis würde vermutlich rapide sinken, wenn es tonnenweise vom Mond

geliefert würde.

Hier verwenden wir mal ein kurzes Zitat aus dem Film Moon, den wir bereits an anderer

Stelle empfohlen haben.

Ein schönes visuelles Beispiel, welche Dimensionen solche Abbauunternehmungen annehmen müssten. Un bell'esempio visivo delle dimensioni che tali società minerarie dovrebbero assumere.

Was gibt es sonst noch in der Mondkruste zu holen? Cos'altro c'è da ottenere nella crosta lunare?

Die obere Schicht besteht zu großen Teilen aus Silikaten; andere wichtige Elemente sind Lo strato superiore è costituito in gran parte da silicati; altri elementi importanti sono

Aluminium, Eisen, Magnesium und Titan.

Wir finden auch Gold und Platin.

Die Zusammensetzung ist unspektakulär und lässt Mondbergbau wenig profitabel erscheinen.

Alle diese Elemente gibt es auch auf der Erde – und der Abbau ist zuhause um Größenordnungen

leichter.

Sie werden natürlich eine gewichtige Rolle bei der Errichtung einer Mondkolonie selber

– und allen späteren Bautätigkeiten spielen.

Der Mond hat nicht viel zu bieten.

Aber vielleicht haben wir die falsche Frage gestellt.

Vielleicht müssen wir nach den Dingen fragen, die der Mond nicht hat.

Und da fallen sofort zwei Dinge auf: der Mond hat keine Atmosphäre und keine nennenswerte

Gravitation.

Und das sind tatsächlich die wertvollsten Ressourcen, die uns der Mond aktuell bietet.

Bei einer Gravitation die lediglich 16% der Erdgravitation entspricht und quasi ohne atmosphärischen

Luftwiderstand sind Raketenstarts ungleich einfacher und kostengünstiger als von der

Erdoberfläche.

Die Fluchtgeschwindigkeit von der Erdoberfläche ist etwa 11 km/s.

Auf dem Mond reduziert sich dieser Wert auf ca. 2,4 km/s.

Damit ist der Mond im Grunde eine Raumstation vor unserer Haustür – er könnte Basis

sein für alle größeren Unternehmungen im Sonnensystem, etwa den Bau von O'Neill-Zylindern

oder gar eines Dyson-schwarms.

Er wäre eine solide Ausgangsbasis für eine industrielle Verwertung des Asteroidengürtels

und natürlich für eine Besiedlung des roten Planeten oder der Venus.

Venus.

Wirklich.

Wir besiedeln den Mond also primär, um eine Ausgangsbasis für eine effizientere Erforschung

und Erschließung des Alls zu haben.

Besiedeln ist hier an sich auch das falsche Wort.

Anders als beim Mars ist ein Transfer von Mond zur Erde leicht zu bewältigen und der

von der Erde zum Mond in zumindest absehbarer Zukunft keine titanische Aufgabe mehr wenn

wir etwa an die aktuellen Fortschritte von etwa SpaceX denken.

Eine derartige permanente Präsenz auf dem Mond ist prinzipiell leichter zu bewältigen

als die Marskolonie, von der aktuell so viel zu hören ist.

Er liegt in der Nähe der Erde und auch die Kommunikation mit der Missionskontrolle ist

nahezu in Echtzeit möglich.

Die Aufgaben sind durchaus ähnlich: wir müssen zunächst Grundbedürfnisse versorgen.

Dazu gehören Wasser, Sauerstoff, Nahrung, Energie, geschützter Wohnraum und Baumaterial.

Wasser scheint in großer Menge insbesondere in den Kratern der Polregionen vorzukommen.

2010 vermeldete die indische Chandrayaan-1-Mission, dass sie insgesamt 40 permanent im Schatten

liegende Krater in der Nordpolregion entdeckt hatte, welche insgesamt mehr als 600 Millionen

Tonnen Wassereis enthalten könnten.

Damit wären sowohl Wasser als auch Sauerstoffversorgung sichergestellt.

Und Wasser ist der mit Abstand bedeutendste Rohstoff.

Wir benötigen es zum Trinken, für die Nahrungsproduktion und können daraus sogar Sauerstoff und Raketentreibstoff

erzeugen.

Die Polregion ist auch gut geeignet für die Energieversorgung.

Sie bietet Bereiche, welche zu über 80% der Zeit unter Sonneneinstrahlung stehen – anders

als etwa ein beliebiger Ort in den Maria, welcher 14 Tage Sonnenlicht hat, auf dem es

dann aber 14 Tage lang Nacht ist.

Das reicht natürlich noch nicht – hier müssen spannende und innovative Konzepte

her.

Etwa Sonnentürme, welche länger der Sonne ausgesetzt wären.

Mobile Sonnenfarmen (die Rotationsgeschwindigkeit des Mondes am Äquator entspricht der eines

zügigen Fußgängers) könnten mit dem Licht mitreisen und ihre Energie per Laser an die

Basis übertragen.

Am besten geeignet natürlich wäre Fusion – ein zuverlässiger Reaktor könnte eine

gewaltige Mondbasis auf lange Zeit hin mit Strom versorgen.

Habe ich Wasser, Strom und Sauerstoffversorgung sichergestellt, bleibt die Suche nach einem

Habitat und die Produktion von Nahrung.

Habitate können vermutlich am besten in natürlichen Lavaröhren angelegt werden.

Diese durch Vulkanaktivität entstandenen Röhren sind teils sehr weitläufig mit Durchmessern

von duzenden von Metern.

Sie bieten Schutz vor Meteroiden aber vor allem vor kosmischer Strahlung.

Sie erlauben potentiell auch ein gewisses Maß an Terraforming, wenn ich Höhlenabschnitte

versiegele und mit einer Atmosphäre sowie einem künstlichen Tageslichtzyklus versehe. sigillarlo e fornirgli un'atmosfera e un ciclo di luce artificiale.

Baumaterial gewinnen wir schließlich aus dem Mondregolith, dem feinen sandartigen Material,

welches die Mondoberfläche bedeckt.

Aus ihm ließe sich ein Baumaterial entwickeln, welches Lunarcrete getauft wurde und welches

aktuell aktiv erforscht wird.

Die Komponenten von Lunarcrete sind normaler Regolith, dazu kalziumreicher und nachbehandelter

Regolith sowie Wasser.

Zur Massenproduktion wäre eine erhebliche Infrastruktur nötig – insbesondere da der

Guss von Ziegeln in einer Umgebung mit atmosphärischem Druck erfolgen muss. I mattoni devono essere versati in un ambiente a pressione atmosferica.

Im Vakuum der Mondoberfläche würde Wasser sonst schlicht sublimieren.

Nahrung auf pflanzlicher Basis wird zunächst in hydroponischen Anlagen angebaut.

Hier wachsen Pflanzen nicht in Erde, sondern in Wasserbädern in alternativen Umgebungen Qui le piante non crescono nel terreno, ma a bagnomaria in ambienti alternativi

(z.B.

Steinwolle) und werden mit flüssigem Dünger versorgt.

Die Beleuchtung erfolgt per LED bzw. durch Spiegel, welche Sonnenlicht in die Anlagen

reflektieren.

Wie also läuft eine Besiedlung des Mondes ab?

Zunächst würde man in unbemannten Missionen einen geeigneten Bauplatz suchen.

Polnähe, gesicherte Eisvorkommen sowie funktionale Lavaröhren sind notwendige Voraussetzungen.

Ist ein Landeplatz gefunden, würde man über einige Jahre Vorräte und Ausrüstung in die

Region transportieren.

Menschen würden erst danach folgen.

Die ersten Gruppen wären essentiell noch Astronauten.

Physisch in Topform, geschult in einer breiten Palette von Fertigkeiten. Fisicamente in ottima forma, allenato in una vasta gamma di abilità.

Sie wären es, die eine erste Station errichten würden – mit aufblasbaren Habitaten, geschützt

in einer Lavaröhre.

Aufgabe dieser Astronauten wäre dann Erkundung der Umgebung, Sicherstellen der Stromversorgung,

präzise Verortung von Rohstoffen und der langsame Ausbau der Infrastruktur, insbesondere

die Vorbereitung der Landung weiterer Kolonisten.

Erst die nächsten Menschen – teils bereits Spezialisten in bestimmten Aufgabenbereichen Prima le prossime persone, alcune delle quali già specializzate in alcune aree di responsabilità

und auch schon in größeren Zahlen von 100-200 Personen, würden sich größeren Projekten

zuwenden.

Primäre Aufgabe bleibt das Sichern des Überlebens – die Versorgung mit Nahrung, Energie, Wasser

und Sauerstoff.

Jetzt allerdings werden Bauvorhaben größer – potentiell beginnt die Errichtung von

Fertigungsanlagen für Lunarcrete und Planungen einer ausgeweiteten Siedlung an der Oberfläche.

Die Probleme eines solchen Unterfangens liegen auf der Hand: die Energieversorgung muss stabil

sein.

Die Umgebung ist per se lebensfeindlich.

Was wir hier nie hinterfragen: Wasser, Sauerstoff, atmosphärischer Druck – das ist auf dem

Mond kostbar und aufwändig zu erzeugen.

Es bleibt das Problem mit der Gravitation.

0,16 G führen langfristig auch bei harter körperlicher Arbeit und regelmäßiger sportlicher

Aktivität zu Muskelatrophie und Knochenaufweichung.

Lösungsansätze verlangen nach rotierenden Wohnelementen – die natürlich selbst bereits

höchste Anforderungen an die Produktionskapazität einer jungen Mondkolonie stellen.

Mit anderen Worten – eine Mondbasis ist eine gewaltige Aufgabe, die technologisch

zumindest umsetzbar ist, aber eben auch gewaltigen Einsatz verlangt.

Finanziell und auch auf menschlicher Seite.

Was wir aber gewinnen können, ist ein Tor zum Weltall – eine Basis für die Produktion

von Treibstoff, für die Vorbereitung interplanetarer Missionen und mit einem Massetreiber die Möglichkeit di carburante, per la preparazione di missioni interplanetarie e con un driver di massa la possibilità

für nahezu kostenfreie Raketenstarts von der Mondoberfläche.

Bereits heute nehmen wir eine Fülle an internationalen Aktivitäten rund um den Mond wahr. Stiamo già prendendo parte a numerose attività internazionali legate alla luna.

Während der von Google ausgelobte Lunar X Prize in diesem Jahr ohne Gewinner zurückgezogen Ritirato senza un vincitore durante il Lunar X Prize sponsorizzato da Google quest'anno

wurde, sind viele staatliche und private Missionen in Ausführung oder Planung.

Die NASA wird 2019 mit den Lunar Flashlight und Lunar Icecube die Suche nach Wassereis

fortsetzen, die russische Raumfahrtorganisation Roskosmos plant Luna-Glob – 4 Missionen

im nächsten Jahrzehnt, die vor allem Technologien für eine zukünftige Mondbasis entwickeln

sollen.

Zusammen mit China, Indien, Japan und anderen läuten diese Missionen ein neues Space Race

ein – ein Rennen auf die erste Mondbasis.

Wenn ihr solche Themen ähnlich spannend findet wie wir, dann gebt uns einen Daumen nach oben

– wir machen mit diesem Beitrag übrigens auch bei fast-forward-science mit!

An dieser Stelle Grüße an alle die, die uns eventuell von dort aus erreicht haben!

Wir sagen wie immer Danke fürs Zuschauen und – in diesem Sinne – 42.