heute journal vom 08.01.2021 - Sturm auf US-Kapitol - Das Versagen
Guten Abend.
Donald Trump hat angekündigt, an der feierlichen Amtseinführung
seines Nachfolgers nicht teilzunehmen.
Er wird dort als "Würdenträger"
vermutlich auch nicht vermisst werden.
In Washington wird jetzt eh ein ganz anderes Thema debattiert.
Denn seitdem sich der erste Rauch verzogen hat,
schärft sich der Blick auf die Ereignisse vom Dienstag.
Und zwei Fragen stehen im Raum:
Erstens, kann es sein, dass die schrillen Vögel
und Schreihälse unter den Randalierern,
die in der Berichterstattung einen großen Raum einnahmen,
wie etwa der Mann im Schamanenkostüm,
kann es sein, dass diese Leute ablenkten von anderen Gestalten,
die militärisch ausgebildet und organisiert waren?
Die womöglich planten, im Kapitol Geiseln zu nehmen?
Dafür gibt es zumindest Indizien.
Wofür hatte z.B. dieser Mann so viele Plastikknebel dabei?
Und zweitens: Warum war das Capitol so miserabel geschützt?
Und warum dauerte es dann so lange, bis Trumps Verteidigungsministerium
Hilfestellung gewährte?
Aus Washington berichtet Benjamin Daniel.
Zäune, Betonblockaden, Sicherheitsschleusen -
so sieht es um das Kapitol heute aus.
Zu spät, sagen viele, sorgt man für Sicherheit und Ordnung.
Was hier vorgefallen ist, sei vorhersehbar gewesen.
So steht die große Frage weiter im Raum:
Wie konnte das passieren?
Der Chef der Capitol Police
hat keine Antwort darauf und tritt zurück.
Wir haben versagt, das Kapitol zu schützen.
Jetzt gilt es, herauszufinden, wer dafür verantwortlich ist.
Auch zahlreiche ranghohe Beteiligte sind ratlos.
Als der Mob tobte, hatte der Gouverneur von Maryland
im Pentagon angerufen,
um den Verteidigungsminister um Erlaubnis zu bitten,
die Nationalgarde zu schicken.
Der war aber nicht zu sprechen.
Die Lage am und im Kapitol war zu diesem Zeitpunkt längst eskaliert.
Erst 1,5 Stunden später meldete sich ein Mitarbeiter bei mir
und gab uns die Erlaubnis, die wir brauchten.
Da war es natürlich längst zu spät.
Lange nachdem alles vorbei war,
distanzierte sich der US-Präsident von den Randalierern.
Die Demonstranten, die das Kapitol stürmten,
haben den Kern der amerikanischen Demokratie beschmutzt.
Ihr, die ihr Gewalt angewendet habt, repräsentiert nicht unser Land.
Derweil läuft die Suche nach Tätern und Schuldigen.
Dabei tauchen auch immer wieder Aufnahmen und Fotos
im Internet auf, die nicht einfach zu verifizieren sind.
So scheint es auf diesem Video z.B.,
als würde ein Polizist die Randalierer durchwinken.
In einer längeren Version derselben Aufnahme sind allerdings
weitere Polizisten zu sehen.
Es könnte also auch gut sein, dass er seine Kollegen meinte.
Auch das zeigt, wie schwierig es ist,
die Vorfälle präzise aufzuarbeiten.
Längst geht die Diskussion weit über diese Aspekte hinaus.
Wie wäre der Tag verlaufen,
wenn es nicht vorwiegend weiße Amerikaner*innen gewesen wären,
die das Kapitol stürmten?
Der bekannte politische Kommentator Van Jones
dazu im Telefoninterview mit CNN:
(Telefonat) Das ist Verrat.
Das ist ein Aufstand und nichts anderes.
Bei viel kleineren Protesten von Schwarzen, wie z.B. in Portland,
wurden die Leute niedergeknüppelt und mit Tränengas beschossen.
Da hieß es, das ist total okay.
Es muss schließlich Recht und Ordnung herrschen.
Während die Nation dabei ist, die Vorfälle aufzuarbeiten,
rüsten sich gewaltbereite Netzwerke schon für die Amtseinführung
und bejubeln die neuesten Twitter- Schlachtrufe ihres Präsidenten.
Der stellte heute klar,
dass er schon dafür sorgen werde, dass seine Anhänger
auch in der Zukunft eine riesige Stimme haben werden.
Ines Trams in Washington:
Wie wird denn in dieser Lage die Videobotschaft
von Donald Trump aufgenommen,
in der er ja immerhin einen geordneten Machtwechsel zusicherte?
Trump räumt das erste Mal öffentlich ein,
dass es ab dem 20. Januar eine neue Regierung geben wird.
Aber das war es auch schon.
Das Eingeständnis einer Niederlage sieht anders aus.
Der Name Joe Biden fällt überhaupt nicht in seiner Botschaft.
Die gesamte Botschaft wirkt wie aus einer Geiselhaft heraus aufgenommen.
Als hätte man ihn gezwungen, diese Worte zu verlesen.
Ich halte das nicht für glaubwürdig.
Vor zwei Tagen rief er seinen Fans noch zu: Ich liebe euch.
Und nun sagt er, er wolle sie hart bestrafen.
Das war nicht der wahre Präsident Trump.
Er hat realisiert, er steht unter Druck.
Deshalb wollte er zu dem Zeitpunkt die friedfertigen Worte aussenden.
Das ist reine Schadensbegrenzung.
Von Seiten der Demokraten gibt es Überlegungen,
ein weiteres Impeachment, ein Amtsenthebungsverfahren,
einzuleiten, obwohl er ja nur noch knapp zwei Wochen im Amt ist.
Die Demokraten machen wirklich ernst.
Wir hören, dass sie bereits am Montag
ein zweites Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten könnten.
Der Rückhalt dafür scheint groß zu sein.
Auch einige Republikaner haben sich schon offen dafür gezeigt.
Den Demokraten geht es vor allem um eine öffentliche Abstrafung Trumps.
Aber sie wollen auch verhindern, dass Trump jemals wieder
ein Bundesamt besetzen darf.
Aber die Zeit läuft ihnen davon.
Der republikanisch dominierte Senat
würde dieses Verfahren wohl endgültig stoppen.
Dennoch bliebe es bei der symbolischen Geste.
Trump wäre der erste Präsident in der US-Geschichte,
gegen den zwei Mal ein Amtsenthebungsverfahren
unternommen worden wäre.
Die Bilder, die da am Mittwoch um die Welt gingen,
werden jedenfalls nachhaltig im Gedächtnis bleiben
und die Amtseinführung Joe Bidens vorm Kapitol auch überschatten.
Wie die Trump-Anhänger ins Kapitol eindrangen,
hat v.a. ein britisches Reporterteam festgehalten,
das die Erstürmung filmte und dann auch mit hineinging ins Kapitol
und dort die Wut der Angreifer,
aber auch die Überforderung der Capitol Police dokumentierte.
Und Robert Moore, Korrespondent des Senders ITV,
ist uns aus Washington zugeschaltet.
Guten Abend Robert.
Guten Abend.
Das war eine ziemlich riskante Reporterleistung,
die sie da abgeliefert haben.
Sehr beeindruckend, das als Zeitzeugnis zu sehen.
Aber eben auch gefährlich, denn man hat gemerkt,
da war eine enorme Aggressivität und sogar Kampfbereitschaft
bei den Leuten, mit denen Sie es dort zu tun bekamen.
Wir haben es etwas anders verfolgt.
Wir standen praktisch neben der Tribüne,
wo in ein paar Tagen Joe Biden vereidigt wird.
Wir haben gesehen, dass es da eine Gruppe von Demonstranten gab,
die dann sehr aggressiv auf eine Terrasse gingen
direkt vor dem Capitol Hill.
Sie haben gar nicht gemerkt, dass es dort eine Tür gab,
die sie hätten eintreten können
und ein Fenster, das sie öffnen konnten,
indem sie das Fenster aufgetreten haben.
Dann sind sie also rein in das Gebäude
und ich und Caroline sind einfach hinterher gegangen.
Wir haben festgestellt,
welche politische Leidenschaft dahinterstand.
Zudem, dass all das durch diese Verschwörungstheorien befeuert war,
die dem ganzen eine solch große Dynamik verliehen haben,
der gesamten Trump-Bewegung.
Einige waren sicherlich Unterstützer von QAnon,
wo es um die Verschwörung geht,
dass es geheime Mächte in den Staaten gibt,
die gegen das korrupte Establishment kämpfen.
Aber dann gab es auch extreme Ultra-Nationalisten,
die "Proud Boys".
Abgesehen davon gab es Leute,
die sich einfach spontan dazugesellt haben.
Die dachten, das ist quasi eine Gelegenheit,
wo man aufspringen kann.
Sie fühlten sich siegessicher, haben auch jubiliert.
Die fühlten sich im Recht:
Wir haben das Recht, dieses Kapitol zu stürmen.
Viele der Leute haben klar ihre Meinung geäußert.
Sie haben ihrer Wut freien Lauf gelassen.
Das ist das, was Trump und seine Leute
seit vier Jahren wiederholt haben.
Trump kam an die Macht, als es bereits Verschwörungstheorien gab.
Jetzt verlässt er das Präsidentschaftsamt
mit dieser Verschwörung, dass seine Wahl gestohlen wurde.
Es wird sehr schwer für diese Nation, wieder zu heilen.
Es wird eine große Herausforderung für Joe Biden werden.
Wie wird er diese Kluft wieder schließen,
wenn es diese Verschwörungstheorien gibt?
Man könnte hier einen großen Zaun errichten, mit dem die Leute
nicht mehr ins Kapitol können.
Aber das wird die Kluft nicht überwinden, die die Leute teilt.
Das Gespräch mit dem britischen Kollegen haben wir aufgezeichnet.
Zu diesem ganzen Welten-Wahnsinn, gehört ja auch noch eine Pandemie,
die uns allen das Leben schwer macht.
Und erschreckend vielen das Leben nimmt.
Die Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle ist mit 1.188
heute auf einen traurigen Tageshöchstwert gestiegen.
Außerdem wurden dem Robert Koch-Institut
mehr als 31.000 Neuinfektionen gemeldet.
Das kann aber auch mit späten Rückläufen
wegen der Feiertage zusammenhängen.
Wie die sich insgesamt ausgewirkt haben,
wird man erst in ca. einer Woche absehen können.
Umso dringlicher wird das Impfen.
Dazu gibt es heute immerhin die Nachricht,
dass sich die EU 300 Mio. zusätzliche Impfstoff-Dosen
von BioNTech sicherte.
Und dass BioNTech bekanntgab, dass nach ersten Studienergebnissen
der Impfstoff auch gegen die neuen Virusvarianten wirkt,
die in Großbritannien und Südafrika entdeckt wurden.
Jetzt kommt's drauf an, möglichst bald zu liefern.
Patricia Schäfer berichtet aus Bayern.
Der heiß ersehnte Impfstoff kommt mit dem Paketdienst,
ganz unspektakulär in einer Styroporkiste.
Die dürfen nicht geschüttelt werden.
Man muss sie einfach wie rohe Eier behandeln.
120 Phiolen, daraus dürfen nun
statt 600 sogar 660 Impfdosen gezogen werden.
Die doppelte Menge könnten sie hier locker verimpfen
und waren auch darauf vorbereitet.
Es hieß ursprünglich, wir kriegen 2.000 Impfdosen.
Da haben wir gesagt, das können wir unmöglich schaffen
und waren dann ganz erleichtert, als es hieß, 1.000.
Das kann man hier in vier Tagen durchsetzen.
Dann hieß es plötzlich, nein, es sind nur 500.
Haben wir dann gesagt, geht auch noch
und haben dann entsprechend einbestellt.
Am 26. haben wir dann 100 Dosen bekommen
und mussten Leute ausladen, die wir schon eingeladen hatten.
Tatsächlich ist die Impfbereitschaft hier sehr groß.
Beim Traunsteiner Bürgertelefon glühen die Drähte.
Leider sind zz. die Impfdosen nicht in dem Ausmaß vorhanden.
V.a. die über 80-jährigen Anrufer können es kaum erwarten,
einen Impftermin zu bekommen.
Der Hoffnungsschimmer am Horizont, den die Leute haben:
Wenn sie geimpft sind, dürfen sie mal wieder Verwandte sehen
oder Kinder, Enkelkinder.
Die Leute sagen dann oft, wenn man sie vertröstet,
dass kein Impfstoff da ist,
"Hoffentlich überlebe ich es bis dahin".
An der Kreis-Klinik Trostberg wurden vor einem Jahr
einige der ersten deutschen Corona-Patienten behandelt.
Viele Mitarbeiter hier wurden in den letzten Tagen geimpft
und sind froh darüber.
Doch spürbar wird die Erleichterung erst,
wenn auch die meisten Patienten ihre Impfung haben.
Jede Impfdosis, die hier ankommt und verimpft werden kann,
ist eine gute Impfdosis.
Wir warten darauf, dass es endlich losgeht
und wir zügig erstmal die älteren Bevölkerungsgruppen impfen können.
Damit wir die Last aus den Krankenhäusern nehmen können.
Für den Fall, dass endlich mehr Impfstoff geliefert wird,
ist man hier bestens vorbereitet:
Zwei Ultra-Tiefkühlschränke stehen bereit.
Hier könnten bis zu 70.000 BioNTech-Impfdosen
länger gelagert werden.
Im aufgetauten Zustand, so wird derzeit angeliefert,
muss der Impfstoff innerhalb von fünf Tagen, Liefertag einberechnet,
verimpft werden.
Das ist dann nicht mehr der Fall und wir haben die Möglichkeit,
dann auch Termine langfristiger und stabiler machen zu können.
Nur so sind Massenimpfungen möglich.
Doch im Moment steht das Trostberger Impfzentrum meist still.
Denn die kleinen Mengen, die derzeit geliefert werden,
sind innerhalb von drei Tagen verimpft.
Besserung ist erst Ende Januar zu erwarten:
Dann stehen zwei Impfstoffe in größeren Mengen zur Verfügung.
Ich freue mich drauf, dass wir mehr impfen können.
Auf den Moderna-Impfstoff selbst freue ich mich nicht,
weil er das Ganze nur komplexer macht.
Also, ein Impfstoff allein wäre mir lieber – auf der anderen Seite:
lieber den zweiten als gar keinen anderen.
Denn der Moderna-Impfstoff muss anders behandelt werden
als der von BioNTech.
Außerdem muss die zweite Dosis jeweils vom gleichen Impfstoff sein,
mit dem zuerst geimpft wurde.
Noch verbringen sie im Impfzentrum die meiste Zeit damit,
zu planen und wieder umzuplanen.
Viele Informationen rund um die Impfstoffe, z.B. auch dazu,
warum bei dem BioNTech-Impfstoff
jetzt aus einer Ampulle mehr Dosen verabreicht werden können,
finden Sie online, auf zdf.heute.de.
Derweil gehen in Großbritannien die Corona-Zahlen durch die Decke,
mit furchtbaren Folgen.
Damit beginnen die Nachrichten.
In London hat der Bürgermeister
wegen der Corona-Situation eine Notlage ausgerufen.
Das ermöglicht es, Hilfe aus anderen Regionen anzufordern.
Notdienste werden koordiniert.
London meldet eine 7-Tage-Inzidenz
von 1.000 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner
und Bürgermeister Khan zeigte sich besorgt,
der Gesundheitsdienst könnte von der Lage überwältigt werden.
Die Zahl der im Krankenhaus behandel- ten Covid-19-Patienten in London
sei allein in der ersten Januarwoche um knapp ein Drittel gestiegen.
Nach dem größten Ausbruch des Coronavirus seit Monaten in China
haben die Behörden ihre strikten Maßnahmen
gegen eine weitere Ausbreitung verschärft.
In der betroffenen Provinz Hebei vor den Toren der Hauptstadt Peking
wurde außer der Provinzhaupstadt mit 11 Mio. Einwohnern
eine weitere Sieben-Millionen- Metropole abgeriegelt.
Der oberste Führer Irans, Ajatollah Chamenei,
hat die Einfuhr amerikanischer und britischer Impfstoffe verboten.
In einer im Fernsehen übertragenen Rede sagte Chamenei,
er vertraue den USA und Großbritannien nicht.
Er genehmigte aber die Einfuhr von Impfstoffen von anderen,
wie er sagte, sicheren Orten.
Die SPD-Nachwuchsorganisation Jusos
hat eine neue Bundesvorsitzende gewählt.
Jessica Rosenthal, frühere nordrhein- westfälische Juso-Landeschefin,
tritt die Nachfolge von Kevin Kühnert an,
der inzwischen stellvertretender Parteivorsitzender ist.
Bei ihrer Jahresauftaktklausur hat die SPD-Bundestagsfraktion
thematische Schwerpunkte für das Wahlkampfjahr gesetzt.
Dazu zählen laut Fraktionschef Mützenich neben den Folgen
der Corona-Pandemie auch Klimaschutz und die Digitalisierung.
Kanzlerkandidat Scholz bekräftigte mit Blick
auf die anstehende Bundestagswahl, es gehe darum, zu gewinnen.
Auf ein endgültiges Wahlprogramm
wollen sich die Sozialdemokraten Anfang Mai festlegen.
Immerhin: Die SPD hat schon mal einen Kandidaten.
Bei der CDU hingegen bleibt die K-Frage noch spannend.
Wobei ja erstmal die V-Frage zu klären wäre:
Wer wird nächster CDU-Vorsitzender?
Einen eindeutigen Favoriten zwischen den dreien,
die ihren Hut in den Ring geworfen haben,
gibt es bei den CDU-Anhängern laut Umfragen bislang nicht.
Und selbst wenn das dann am 16. Januar entschieden wird,
steht damit noch keineswegs fest,
ob derjenige dann auch Union-Kanzlerkandidat wird.
Da gäbe es schließlich noch zwei weitere Aspiranten,
die in Frage kämen.
Insofern weiß man im Moment eigentlich nur eins:
Sollte die CDU nach der Bundestagswahl wieder am Zuge sein,
dann wird die nächste Kanzlerin auf jeden Fall ein Mann.
Heute gab es erneut eine virtuelle Kandidatenrunde,
Florian Neuhann hat das für uns beobachtet.
Sie müssen wohl sichtbar werden, sichtbarer als bisher:
die Unterschiede zwischen den Kandidaten.
Vielleicht deshalb kommt der erste an diesem Abend gleich zu Beginn.
Sollte man für den Erfolg der Corona-Warn-App
den Datenschutz reduzieren?
Die Corona-App setzt Vertrauen voraus.
Darum braucht es einen effektiven und wirksamen Datenschutz,
damit sie funktioniert.
Wenn dadurch andere Grundrechtseinschränkungen
zurückgenommen werden könnten,
ist der Datenschutz keine unantastbare Institution.
Datenschutz ist nicht wichtiger als Gesundheitsschutz.
Wir müssen wissen, woher die Infektionen kommen.
Das letzte Kräftemessen vor dem Showdown.
In einem Rennen, in dem dieser Tage noch andere mitmischen.
Jens Spahn, der eigentlich im Team von Armin Laschet spielt.
Und Markus Söder, der eigentlich seinen Platz in Bayern sieht.
Zweimal "eigentlich", doch dazu später.
In der Debatte heute zeigen sich die Kandidaten dann doch einmütig
und Unterschiede eher im Stil.
Beispiel Klima: Merz gibt sich grün,
Röttgen spricht über Grundsätzliches,
Laschet über bisherige Arbeit.
Wir müssen sehr viel tun, wir haben ein massives Problem.
Ohne Klimaschutz wird es dauerhaft kein wirtschaftliches Wachstum,
keine Industrie geben.
Da hat die Große Koalition 2017, ich hab das mitverhandelt,
das Kapitel Energie gehabt.
Um zu sehen, wie steigen wir auf der Kohle aus.
Entscheiden dürfte am Ende eh anderes:
Welche Fürsprecher die Kandidaten in der Partei haben.
Friedrich Merz hat den Wirtschaftsflügel
und die Junge Union für sich gewinnen können.
Der Arbeitnehmerflügel CDA unterstützt Armin Laschet.
Und gestern meldet sich die Frauen-Union:
für Laschet oder Röttgen, also gegen Merz.
Egal, wer gewinnt, danach steht die nächste Frage an:
die nach der Kanzlerkandidatur.
Und da weitet sich das Feld.
Doch noch um Jens Spahn?
Er hatte sich im Februar eigentlich eingeordnet als Mann hinter Laschet.
Doch je schlechter dessen Umfragewerte wurden,
desto größer wurde Spahns Unzufriedenheit.
Was Spahn erstmals im Dezember erkennen ließ.
Sie wollen immer noch eigentlich Kanzler werden.
Ich traue mir erstmal den CDU-Vorsitz zu,
aber auch alles, was daraus folgt,
sonst wäre ich 2018 nicht angetreten.
Im Februar sei die Entscheidung, sich einzuordnen, richtig gewesen,
so Spahn weiter - und heute?
Berichten "Bild" und "Spiegel", dass er seine Chancen
auf eine Kanzlerkandidatur intern sondiert habe.
Was Unionspolitiker dem ZDF bestätigen.
Spahn lässt dementieren.
Und Laschet?
Ich glaube seinem Wort, dass er im Team steht.
Insofern mache ich mir da keine Sorgen.
Und schließlich ist da auch noch Markus Söder,
Umfragefavorit in der K-Frage.
Der so oder so einem Kanzlerkandidaten der Union
zustimmen müsste.
Was sich jetzt schon abzeichnet:
Die Personaldebatte wird die Union noch länger begleiten,
auch nach dem Parteitag.
Jetzt nochmal Heinz Wolf mit Wirtschaft.
In Deutschland sind im vergangenen Jahr so wenige neue Autos
zugelassen worden, wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Deutliche Zuwächse
gibt es beim Anteil der Fahrzeuge mit Elektroantrieben.
E-Autos sind zum Hoffnungsträger für die Industrie geworden.
Seit dem Sommer erfahren sie einen regelrechten Boom.
Die millionenschwere Förderung durch Bund und Hersteller zeigt Wirkung.
Bis 2030 sollen bis zu 10 Mio. Elektroautos auf die Straßen kommen.
Könnte klappen, sagt das Kraftfahrtbundesamt.
Aber vermutlich nur, wenn Autofahrer überzeugt davon sind,
dass es bis dahin genug Ladesäulen gibt.
Reine E-Autos fristeten lange ein Nischen-Dasein.
Langsam scheinen sie da herauszukommen.
Im vergangenen Jahr wurden
mehr als drei Mal so viele Elektroautos zugelassen.
Allerdings liegt ihr Anteil bei den Neuzulassungen mit 6,7 %
immer noch auf niedrigem Niveau.
Für viele Autohersteller
war das Pandemie-Jahr wirtschaftlich schwierig.
In Werken standen oft wochenlang die Bänder still,
Autohäuser und Zulassungsbehörden waren geschlossen.
Besonders stark rückläufig war die Nachfrage nach Benzinern.
Diesel-Neuzulassungen gingen um 29 % zurück.
Macht insgesamt minus 19 % - damit ein Fünftel weniger als 2019.
2020 war das zweitschlechteste Jahr seit der Wiedervereinigung.
Traumabsätze wie vor Corona sind so schnell nicht zu erwarten.
Wenn Unternehmen auch nach der Pandemie
stärker auf Homeoffice setzen und weniger auf Dienstreisen,
könnte das die Autonachfrage zusätzlich dämpfen.
Beim Biathlon-Weltcup in Oberhof
waren die DSV-Starter heute weit entfernt von den Spitzenplätzen:
Bei den Frauen gewann die Norwegerin Tiril Eckhoff,
beste Deutsche war Franziska Preuß auf Platz 14.
Sieger bei den Männern wurde Johannes Thingnes Bö.
Bester Deutscher Benedikt Doll auf Platz 15.
Besser lief es aus deutscher Sicht beim Langlauf-Weltcup.
Janosch Brugger wurde 6.
Katharina Hennig kam aufs Podest.
In Val di Fiemme war nur die Russin Natalia Neprjajewa
schneller als die 24-Jährige.
Der zweite Platz im Massenstart über 10 km
ist das beste Weltcup-Ergebnis ihrer Karriere.
In der Gesamtwertung klettert Hennig damit vom 9. auf den 5. Platz.
Zu guter Letzt noch eine Fußballgeschichte:
In der Bundesliga droht ein Traditionsverein
sein Alleinstellungsmerkmal zu verlieren: Tasmania Berlin.
Falls Sie nicht so fußballaffin sind
und der Club ihnen bislang unbekannt ist:
Mitte der 60er stolperte die Amateurtruppe Tasmania Berlin
quasi aus Versehen in die Bundesliga.
Sie schlugen sich tapfer, stellten aber horrende Negativrekorde auf:
mit der Zahl der Gegentore, die sie kassierten.
Mit der Zahl der Siege, die ihnen nicht gelangen.
Und mit der Zahl der Zuschauer, die nicht mehr ins Stadion kamen,
um sich das anzusehen.
The biggest loser of Bundesliga,
der ewige Letzte wurde zum Beinamen von Tasmania.
Die diesen Titel aber seit Jahrzehnten mit Würde trägt.
Nun könnte jedoch Schalke den historischen Negativ-Rekord
der Berliner einstellen.
Carsten Behrendt hat in Berlin-Neukölln nachgefragt,
wie die Tasmanen das finden würden.
Hier in Neukölln haben sie alles, was ein Traditionsverein braucht:
ein Stadion, Berliner Meistertitel, Pokalsiege
und Nationalspieler Antonio Rüdiger als Lokalhelden.
Für ihre legendärste Leistung aber gab's keinen Pokal.
1965/66: Tasmania Berlin in der Bundesliga.
31 Spiele in Folge ohne Sieg, Ligarekord.
Hans-Günter Becker war Tasmanias Kapitän,
heute 82, damals 27 Jahre alt.
Bei den meisten Spielen geht's uns so,
dass wir nicht allzu gut ausgesehen haben.
Der ewig Letzte.
Ich hätte nicht geglaubt,
dass es in der Zukunft einen Verein geben könnte,
der uns einholen könnte oder sogar noch überholen könnte.
Morgen könnte Schalke 04 gleichziehen mit Tasmania.
Mit einer Berliner Amateurtruppe,
die nur zwei Wochen vor Liga-Start vom DFB hochgeschubst wurde,
weil der Lokalrivale Hertha BSC
skandalbedingt zwangsabsteigen musste.
Wir waren zum Abstieg verdammt vom Beginn der Bundesliga an.
Ich habe als Kapitän immer wieder versucht,
die Mannschaft aufzurichten.
Ist doch auch ein Erfolg,
die gesamte Bundesliga vor uns her zu peitschen.
Tasmanias Fans kämpfen für ihren Sieglos-Rekord.
Humorvoll forderten sie vorige Woche am Olympiastadion
einen Schalke-Sieg gegen Hertha.
Geholfen hat es nichts.
In Sorge um ihren Schatz nun der Hinweis,
dass Schalkes Pechsträhne schon in der vorigen Spielzeit begonnen hat.
Tasmania hat das in einer Saison geschafft.
Für mich ist es ein Riesenunterschied,
ob das saisonübergreifend ist oder in einer Saison.
Da soll erstmal überhaupt einer rankommen.
Die Botschaft ist im Grunde, dass man, auch wenn man verliert,
trotzdem weitermachen kann und dabei immer noch Spaß haben kann.
Heutzutage kicken Tasmanias Herren erfolgreich in der 5. Liga.
Der Verein investiert in Neuköllns Fußballjugend.
Fernziel: nochmal Bundesliga?
Ich bin schon verrückt in bestimmten Punkten, aber so verrückt?
Ich würde mich über ein Testspiel gegen Schalke
hier in unserem Stadion sehr freuen.
Damit man sieht, wer die schlechteste Mannschaft ist,
in die Richtung.
Aber Bundesliga ist kein Thema für uns.
Das letzte Spiel in der Bundesliga hat Tasmania übrigens auch verloren:
ausgerechnet gegen den FC Schalke 04.
Es folgt der zweite Teil der Reportage
"Balkan-Style, durch Europas wilden Südosten".
Wolf-Christian Ulrich
reist von den Gipfel Albaniens bis ins Donau-Delta.
Um 0 Uhr gibt es dann unser heute journal update mit Hanna Zimmermann.
Schönen Abend noch, auf Wiedersehen.
Haben Sie das gehört?
Minus 35,8 Grad in Spanien,
die in einem speziellen Hochtal gemessen wurden,
400 km nördlich von Madrid.
Das funktioniert wie eine Badewanne für kalte Luft ohne Abfluss.
In klaren langen Nächten kann über Neuschnee die Luft extrem abkühlen.
Sie sammelt sich dann in diesem Hochtal, wenn kein Wind weht.
Dann gibt es solche Rekord-Tiefsttemperaturen.
Die Kälte wird in den nächsten Tagen nicht das Problem sein in Spanien,
sondern der Neuschnee mit dem Tief "Bartosz"-
Da können am Wochenende selbst in Madrid 20 bis 30 cm Neuschnee fallen.
Bei uns in Mitteleuropa
wird das Wetter am Wochenende deutlich ruhiger.
Das liegt am Hoch "Antje", das einen Keil in Richtung Mitteleuropa schiebt
Heute Nacht fällt noch etwas Schnee im Osten.
An der Ostseeküste ist auch noch etwas Regen dabei.
Es kann glatt auf den Straßen sein.
Morgen pendeln die Temperaturen wieder um den Gefrierpunkt.
Es gibt noch einige Schneeschauer, z.B. im südlichen Brandenburg,
auch in Sachsen und im den westlichen Mittelgebirgen.
Zwischen Sylt und dem Ruhrgebiet etwas Sonne,
ebenso am Oberrhein und südlich der Donau.
Am Sonntag und Montag ändert sich an diesem Wetter wenig.
Am Dienstag ändert sich alles,
dann gibt es unangenehmes Winter- wetter mit Schnee und Schneeregen.