heute journal vom 12.08.2021 - Taliban setzen Eroberungsfeldzug fort - Maas droht mit Hilfszahlungs-Stopp; Eskalation
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
"Wir gehen gemeinsam rein und wir gehen gemeinsam raus."
Das war das Versprechen aller für alle, als nach dem 11. September 2001
die ganze NATO mit den USA und einem weltweiten Bündnis
die Kontrolle über Afghanistan erkämpfte.
Alle wussten, dass sie sich in ein Gebirge und ein Land wagten,
in dem schon Alexander der Große, das Britische Empire und die Sowjetunion
gescheitert waren.
Nun verlängern die USA, die NATO und die Weltgemeinschaft
diese traurige Reihe der Geschlagenen.
Die Gotteskrieger der Taliban erobern Provinz um Provinz.
Die US-Armee rechnet damit,
dass auch die Hauptstadt Kabul in absehbarer Zeit fallen wird.
Was wird dann aus denen, die ihre ganze Hoffnung in die Versprechen,
auch Deutschlands, gelegt und damit ihr Leben riskiert haben?
Klaus Brodbeck erinnert an eine Verantwortung, aus der man sich
nicht so leicht zurückzieht wie aus dem Land am Hindukusch,
einem fernen Land.
Dies ist kein Gefängnis,
dies ist die letzte Zuflucht in Afghanistan für Menschen,
die den Deutschen geholfen haben, und für ihre Familien.
Ein geheimes Safe House in Kabul,
das Versteck und die Hilfe werden koordiniert aus Magdeburg.
Die Lage ist sehr gefährlich und sehr schwer.
Die Kinder dürfen nicht das Safe House verlassen.
Und auch die Ortskräfte dürfen sich nicht auf der Straße zeigen.
Das Safe House bleibt geheim
und die Ortskräfte sitzen im Safe House und warten nur ab,
bis die Bundesregierung
eine Entscheidung für diese Menschen trifft.
Schnell rücken die Taliban vor,
überrennen geradezu die afghanische Armee.
Selbst der Fall der Hauptstadt Kabul scheint nur eine Frage der Zeit.
Am Morgen kündigt der Außenminister an,
die Ortskräfte so schnell wie möglich
nach Deutschland holen zu wollen.
Wir sind zurzeit dabei, ein bis zwei Charterflüge zu organisieren,
die bis Ende des Monats
eine größere Anzahl von Menschen aus dem Land herausgebracht haben.
Und wir werden dort, wo noch Visa zu erteilen sind,
diese Visa jetzt in Deutschland erteilen.
Nach wochenlangem Ringen innerhalb der Bundesregierung
erreicht die Frage nach dem Umgang mit den Ortskräften
nun auch den Wahlkampf.
Armin Laschet, heute in Torgau, Sachsen, fordert,
was bereits beschlossen ist.
Ich höre, über was da alles
bürokratisch hin und her diskutiert wird
und ob der Flug bezahlt wird oder nicht bezahlt wird.
Das Auswärtige Amt scheint da einige bürokratische Hemmnisse aufzubauen.
Diese Menschen müssen sehr schnell eine Chance haben,
nach Deutschland zu kommen.
Widerspruch kommt nur Stunden später aus den eigenen Reihen:
Laschets Vorgängerin im Parteivorsitz
korrigiert den Kandidaten.
Der limitierende Faktor liegt nicht in dem Verfahren,
das Visa zu bekommen.
Wir sind auch bereit, die Leute hierherzubringen
und das Visaverfahren wird hier durchgeführt.
Der limitierende Faktor liegt zurzeit darin,
dass die afghanische Regierung darauf besteht,
dass die, die ausreisen, einen afghanischen Reisepass haben.
Hunderttausende Afghanen sind inzwischen im Land auf der Flucht,
mehrere Millionen vertrieben in Nachbarländer.
Den in den Safe Houses eingesperrten Helfern der Deutschen aber
sind alle Fluchtwege verschlossen.
Die Bundesregierung hat Jahre Zeit gehabt,
sich auf diese Situation vorzubereiten.
Und jetzt gilt es, dass man schnell und unbürokratisch
diesen Leuten und ihren Familien hilft.
Es ist nicht nur eine moralische Verpflichtung,
sondern es geht auch um den Ruf Deutschlands in der Welt.
Ich hoffe nicht, dass der Prozess so lange dauert.
Und wenn Kabul von den Taliban eingenommen wird,
dann haben die Ortskräfte auch das Leben verloren.
Es ist für sie eine Frage weniger Wochen, wenn nicht gar Tage.
Das amerikanische Verteidigungsministerium
hat gerade verkündet, dass 3.000 US-Soldaten
nach Afghanistan zurückkommen werden, schnellstens,
in den nächsten 48 Stunden.
Ihre Mission dient nicht den Afghanen.
Sie sollen US-Botschaftspersonal rausholen.
Zum Thema Pandemie.
Die Regierungschefs von Bund und Ländern haben am Dienstag
etwas angekündigt, was sie bisher schuldig blieben.
Ein neues Messsystem - jenseits der 7-Tage-Inzidenz.
Noch sagt niemand, wie das aussehen soll.
Manche Länder gehen schon ihre eigenen Wege,
Baden-Württemberg, Niedersachsen.
Auch Hamburg denkt über neue Wege nach.
Von dort berichtet Sven Rieken.
Rundfahrt, Abfahrt, wollt ihr noch mit?
Der Klang des Hamburger Hafens verheißt Freiheit und Normalität.
Es geht wieder rund.
Seit zwei Monaten darf die "Nina" der Pandemie das Heck zuwenden
und auf große Hafenrundfahrt gehen.
Am Horizont aber wirft die stark steigende Inzidenz
ihre Wellen schon wieder Bug voraus.
Schiffsführer Prahl erwartet schweres Fahrwasser.
Wenn wir wieder Abstand halten müssen,
da kriege ich bei 1,5 m Abstand keine Leute mehr ins Schiff.
Dann wird es wieder schwierig.
An Land flanieren die Touristen eng an eng
über überflüssige Symbole der Pandemie.
Doch ist die große Freiheit von Dauer?
Seit drei Wochen steigt die Inzidenz in Hamburg
deutlich stärker als im Bundesdurchschnitt.
Ein Zeitpunkt verrät den Grund dafür:
Am Schulferienende springt die Kurve fast schon steil nach oben.
Wir gucken nicht nur darauf, wie viele Zahlen wir haben,
sondern auf die Altersverteilung der Infizierten.
Das spielt sich alles sehr wesentlich
bei den Menschen zwischen 16 und Mitte 40 ab,
sodass wir im Moment nicht beunruhigt sind.
Das ist aber nicht selbstverständlich,
dass alles so positiv weitergeht.
Die Reiserückkehrer haben also einen spürbaren Effekt
auf die Infektionsentwicklung, mindestens mal in Ballungsräumen.
Das zeigen auch Hamburgs Nachbarbundesländer,
in denen die Ferien ebenfalls zu Ende sind.
Vielen anderen Bundesländern steht diese Entwicklung noch bevor.
Es ist zu erwarten, dass überall dort, wo die Ferien zu Ende gehen,
wenn dort wieder vermehrt getestet wird,
auch mit steigenden Inzidenzen zu rechnen ist.
Die Menge der Testungen hat einen wesentlichen Einfluss darauf,
wie die Inzidenz gerade ist.
Aber bräuchte es nicht deswegen
einen neuen Umgang mit dem Inzidenzwert,
mit all den Begleitfaktoren, die das Ferienende mit sich bringt?
Mehr Tests, steigende Impfquote, bislang wenig schwere Verläufe.
Hamburg jedenfalls sieht das so, bleibt aber noch zurückhaltend.
Wir werden uns das anschauen.
Wir hatten ja immer die Vorstellung, einen Warnwert zu entwickeln,
der in direktem Zusammenhang
mit der Auslastung des Gesundheitssystems steht.
Bleiben wir jetzt auf so einer hohen Bugwelle von Neuinfektionen,
dann werden wir den sehr viel schneller einführen,
als wir bisher gedacht haben.
Was genau in einen solchen Warnwert einfließt,
hat Hamburg bislang allerdings nicht festgelegt.
Auf Grundlage der aktuellen Inzidenz
hat die Stadt aber Konsequenzen gezogen:
Auf dem größten Volksfest im Norden, dem Dom, sind seit dieser Woche
nur noch 7.500 statt 9.500 Besucher erlaubt.
Kein Riesenproblem, so viel ist klar,
aber möglicherweise ein Fingerzeig,
was das Ferienende in Deutschland noch alles mit sich bringen wird.
Ganz am Anfang der Pandemie, im Januar letzten Jahres,
als die meisten noch nie etwas von einer 7-Tage-Inzidenz gehört hatten
und ein Impfstoff noch eine ganz ferne Hoffnung für irgendeinmal,
da behandelte Professor Clemens Wendtner,
Chefarzt an der München Klinik, die ersten deutschen Covid-Patienten.
Inzwischen ist er einer der führenden Experten,
berät die bayerische und die Bundesregierung.
Guten Abend.
Was kann man erreichen, wenn die Lage in Zukunft nicht nur an der Inzidenz,
sondern auch nach anderen Daten gemessen wird?
Entscheidend ist für uns, gerade auch im Gesundheitssystem,
dass wir Frühindikatoren sehen, ob das System belastet wird.
Die Impfquote ist zum Beispiel wichtig,
aber auch die Testquote
und eine Hospitalisierungsinzidenz ist wichtig.
Wie hoch ist die Anzahl der Leute,
die ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen.
Und wie hoch ist die Zahl der Leute,
die von der Normalstation auf die Intensivstation kommen.
Die Einweisung in Krankenhäuser kommt aber später
und die Verlegung auf eine andere Station auch.
Die klassische 7-Tage-Inzidenz ist der Seismograph.
Das ist das Frühwarnsystem.
Trotzdem bleibt auch die Impfquote wichtig.
In Kombination reicht das aus, um Vorkehrungen zu treffen.
Wenn man die Leute, die geimpft sind, mit einrechnet,
dann werden die 200 die 50.
So habe ich das gehört.
Wäre das nicht besser, das so zu machen, als zu warten,
bis die Leute auf der Intensivstation sind und beatmet werden müssen.
Der stimmt, dieser Wert gibt am Ende nur an,
dass man eine Reißleine ziehen muss.
Die Intensivquote ist sozusagen das Stoppschild.
Die Menschen, die jetzt erkranken, sind Leute,
die auch noch nicht vollständig geimpft sind -
das gibt vielleicht Hoffnung.
Könnten jetzt nicht alle ein bisschen entspannter sein,
mehr Freiheiten erlauben?
Es ist wichtig, dass die Altersverteilung bedeutsam ist
für das Infektionsgeschehen.
Wir sind im Moment auch etwas entspannter,
als wir es vor einem Monat waren.
Die akute Belastung des Gesundheitssystems ist eine Sache,
die Langzeitfolgen sind eine andere.
Es gibt auch Gesprächs darüber, dass man strenger sein muss.
Dass man die wirklich schönen Dinge nur noch machen kann,
wenn man genesen oder geimpft ist.
Macht das aus medizinischer Sicht einen Sinn?
Ich denke schon, dass wir diese berühmte Formel von 3G auf 2G
umschalten könnten.
Wir wissen, dass sie Schnelltests, je nachdem,
wie sie durchgeführt werden, nicht valide sind.
Das ist ein Konzept, das jetzt bei dem neuen Konzept integriert ist.
Getestete Personen dürfen dann in gewisse Bereiche nicht hinein.
Im heute journal up:date gegen 0.45 Uhr
spricht Nazan Gökdemir zu dem Thema mit Karl Lauterbach.
Der Streik bei der Bahn soll um 2 Uhr in der Nacht beendet werden.
Mit zusätzlichen Zügen will die Bahn morgen das Reisen wieder ermöglichen.
Die Lokführergewerkschaft GDL hat mit ihrem Streik auch heute wieder
große Teile des Schienenverkehrs lahmgelegt:
Nur etwa ein Viertel aller Fernzüge fuhr.
Die GDL fordert 3,2 % mehr Lohn sowie eine Corona-Prämie von 600 Euro.
Damit will sie sich auch im Machtkampf
mit der größeren Eisenbahn- gewerkschaft EVG positionieren.
Kommende Woche wird die GDL über weitere Streiks entscheiden.
Bei der Flutkatastrophe sind im rheinland-pfälzischen Ahrtal,
nach neuen Erkenntnissen der Polizei, 133 Menschen ums Leben gekommen.
Von den 141 geborgenen Toten dort seien acht keine Flutopfer gewesen,
sondern vor der Hochwasserkatastrophe bereits verstorben.
Heute vor vier Wochen hatte extremer Starkregen an der Ahr
eine Flutwelle ausgelöst und weite Teile des Tals zerstört.
Auch die Winzerbranche dort ist schwer getroffen.
Allein ihre Schäden werden auf 160 Mio. Euro geschätzt.
Bei schweren Überschwemmungen und Erdrutschen
in der türkischen Schwarzmeer-Region
sind mindestens neun Menschen ums Leben gekommen.
Die Wassermassen zerstörten Häuser und Brücken
und rissen Autos mit sich.
Nach Behördenangaben waren mehr als 1.000 Rettungskräfte
in den nördlichen Provinzen im Einsatz, auch mit Hubschraubern,
um Menschen zu retten,
die sich auf ihren Hausdächern in Schutz gebracht hatten.
Zugleich leidet Südeuropa weiter unter extremer Hitze
und immer neuen Waldbränden.
Leichte Entspannung brachte Regen für Teile Griechenlands.
Zwar seien aktuell alle Feuer unter Kontrolle,
die Gefahr aber noch nicht vorbei,
sagte der griechische Ministerpräsident Mitsotakis.
In Italien ist die Lage weiter angespannt.
Mit 48,8 Grad hat die Messstation nahe Syrakus in Sizilien
einen neuen Temperaturrekord gemessen.
Auch Algerien kämpft weiter mit den Flammen.
Für die 69 Todesopfer der Waldbrände dort
hat die Regierung in Algier eine dreitägige Staatstrauer angeordnet.
Die geplante Änderung am polnischen Mediengesetz
stößt international auf Kritik.
US-Außenminister Blinken nannte das Vorhaben "beunruhigend".
Die EU-Kommission verwies darauf, dass "starke Demokratien
nicht gegen Medienpluralismus und Meinungsvielfalt kämpfen".
Wird die gestern im Parlament beschlossene Änderung Gesetz,
erhalten Nicht-Europäer keine Rundfunklizenz mehr.
Betroffen davon wäre zum Beispiel die TVN-Gruppe
mit ihrem in Polen populären, regierungskritischen Programm.
Der Sender gehört einem US-Konzern.
Im Osten Afrikas, in Tigray, im Norden Äthiopiens,
eines der ältesten christlichen Länder der Erde, liegt der Tatort
von Verbrechen, die kaum zu beschreiben sind.
Dabei war Äthiopien ein Leuchtturm der Hoffnung,
als Abiy Ahmed den diktatorischen Vorgänger ablöste
und den Krieg mit dem Erbfeind Eritrea beendete.
Er bekam dafür den Friedensnobelpreis.
Das war sicher zu früh und fast sicher ein Fehler.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International
berichten aus der abtrünnigen Tigray-Provinz, wie Abiys Truppen
sexuelle Gewalt als Mittel des Krieges einsetzen.
Um den Willen der Feinde zu brechen,
richtet sich Brutalität gegen die Schwachen.
Das muss die Welt wissen.
Sie ist erst 27 Jahre alt,
doch ihr Leben, so sagt sie, ist schon jetzt zerstört.
Die junge Frau aus der nordäthiopischen Provinz Tigray
hat Schreckliches erlebt.
Da waren 23 Soldaten in der Wüste, ich war völlig überrumpelt.
Diese 23 haben eine Frau vergewaltigt, mich.
Als ich schrie, haben sie mich fast erwürgt.
Die Täter drohten, mir die Kehle durchzuschneiden.
Ihre Beine waren gebrochen.
Ohne Hilfe kommt sie nicht aus dem Bett.
Noch heute hat sie Blutungen.
Der Arzt George Girmay behandelt seit Monaten Frauen wie sie.
Frauen, die missbraucht und verstümmelt wurden
und die mit letzter Kraft in seine Klinik kommen.
Oft müssen wir sie operieren.
Wir müssen Nägel, Steine, Plastikgegenstände entfernen.
Und dabei bluten sie die ganze Zeit.
Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe:
Überlebende berichten von monatelanger Gefangenschaft,
Vergewaltigungen, auch von Mädchen.
Die Brutalität sei extrem,
klagt die Menschenrechtsorganisation Amnesty International
in ihrem neuesten Bericht an.
Wir sehen, dass sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen in Tigray
weit verbreitet ist.
Da niemand dafür zur Rechenschaft gezogen wird,
muss die internationale Gemeinschaft eingreifen,
insbesondere die Afrikanische Union und die Vereinten Nationen.
Die Täter sind Soldaten,
sowohl der eritreischen wie der äthiopischen Armee.
Seit Ende letzten Jahres
kämpfen sie gemeinsam gegen die Volksbefreiungsfront TPLF,
die in der Provinz Tigray herrscht.
Erbittert verteidigt die TPLF, einst in der Regierung,
diese letzte verbliebene Region.
Äthiopien kontert mit dem zeitweisen Abschneiden Tigrays
von jeder Versorgung.
Weil Hilfskonvois nur noch schwer bis Tigray kommen,
auch Helfer bereits getötet wurden,
werden Nahrungsmittel und Medikamente knapp.
Die logistischen Hindernisse,
nicht nur für das UN-Welternährungs- programm, sind enorm.
V.a. versuchen wir,
Lebensmittel von einem Teil Äthiopiens nach Tigray zu bringen.
Es gibt viele Hindernisse dabei.
Es gibt nur einen Weg nach Tigray.
Der ist 450 Kilometer lang und führt durch sehr unwirtliches Gelände
mit mindestens acht oder zehn Checkpoints an der Straße.
Den äthiopischen Premierminister ficht das nicht an.
Im Gegenteil, der kürzlich wiedergewählte Abiy Ahmed
rief gerade erst die Äthiopier zu den Waffen.
Sie sollen sich für die Armee melden,
um den Feind in Tigray, die TPLF, zu bekämpfen.
Es ist ein blutiger Konflikt mit Tausenden von Opfern
und 170.000 Menschen, die auf der Flucht sind.
Der Energiekonzern RWE hat für das erste Halbjahr gute Zahlen vorgelegt.
Belastet aber ist Bilanz durch Auswirkungen der Wetterextreme.
So hat die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands
auch bei RWE einen Millionenschaden verursacht.
Sina Mainitz, zugleich muss der Energiekonzern
Versorgungssicherheit gewährleisten.
Wie geht RWE die Aufgabe an?
Das ist schon ein Spagat, der da geleistet werden muss.
RWE verbindet man nicht mehr nur mit Atomstrom und Kohlekraft,
sondern inzwischen auch mit einem grünen Energie-Mix.
Aber dieser Ökostrom-Kurs macht eben auch anfällig für Wetterextreme.
Sei es die Kältewelle in Texas im Februar,
die Windräder stoppte oder die Flutkatastrophe hierzulande.
Allein sie kostete den Konzern 35 Mio. Euro.
Künftig will RWE seine Anlagen besser schützen
und sich gegen Stromlieferverpflichtungen absichern.
Außerdem fordert der Konzern
zusätzliche Flächen für Wind- und Solarparks.
Das senkt Transportkosten.
Zusätzlich sollen Wasserstoff-Wirtschaft
und Gaskraftwerke aufgebaut werden.
Die Energiewende ist bei RWE längst angekommen.
Klimaneutral produzierter Strom wird als erstes verkauft,
mit Energiezertifikaten wird viel Geld verdient.
Ideen sind da und Investoren stehen bereit,
wenn ein Unternehmen grün und nachhaltig wirtschaftet.
RWE-Papiere überraschten heute wenig, der DAX dafür umso mehr.
Ein neues Allzeithoch am deutschen Aktienmarkt
mit einem Plus von 0,7 % und am Ende 15.938 Punkten.
Einen Unternehmenswandel gepaart mit dem Klima-Wandel stemmen,
das wird ein Kraftakt für die deutsche Wirtschaft
in den kommenden Jahren sein.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft
muss sich nach dem enttäuschenden Olympia-Turnier neu aufstellen:
Kapitän Uwe Gensheimer
erklärte seinen Rücktritt aus der DHB-Auswahl.
Außerdem muss Bundestrainer Gislason auf weitere Routiniers verzichten:
Auch Linkshänder Steffen Weinhold zieht sich zurück,
Abwehrchef Hendrik Pekeler will eine "längere Pause" einlegen.
Und Torhüter Johannes Bitter
will nur noch für Notfälle zur Verfügung stehen.
In Lübeck ist nach sechsjähriger Sanierung
die historische Carlebach-Synagoge wiedereröffnet worden.
Jüdisch zu leben, sagte Schleswig- Holsteins Ministerpräsident Günther,
dürfe nie wieder etwas sein, das man verstecken müsse.
1878 war das jüdische Gotteshaus
nach dem Vorbild der Berliner Neuen Synagoge erbaut worden.
In der NS-Zeit wurde sie bei den Novemberpogromen 1938 zwar verwüstet,
aber nicht wie so viele Synagogen ganz zerstört.
Heute hat die jüdische Gemeinde in Lübeck etwa 600 Mitglieder.
Am 13. August 1961, morgen vor 60 Jahren,
begann in Berlin der Bau einer Mauer, die Deutschland teilte
und aus West-Berlin eine Insel machte.
Es war ein dramatischer Schachzug.
Er riskierte, den Kalten Krieg zu einem neuen wahren Krieg zu machen.
Aber Walter Ulbricht in Ost-Berlin und Nikita Chruschtschow in Moskau
sahen keine Alternative.
Das Volk der DDR, v.a. junge, dynamische Menschen,
setzte sich in Massen nach Westen ab.
Angelockt von Freiheit und dem kapitalistischen Versprechen.
Das konnte die DDR auf Dauer nicht aushalten.
So gesehen war das tatsächlich ein Schutzwall
für den Arbeiter- und Bauernstaat und das sozialistische Modell.
Nüchtern betrachtet wuchs er
zu einer monströsen, menschenverachtenden Maschinerie,
ausgeklügelt, um jede Flucht abzuschrecken.
Trotzdem gab es Menschen, die der Partei glaubten,
dass das notwendig und gerechtfertigt sei.
Christhard Läpple spiegelt diese Geschichte an einem Mann,
der damals glaubte, das Richtige zu tun.
Und einer der prominentesten Dissidenten der DDR wurde.
Ost-Berlin, Freitag, 11. August '61,
ein unscheinbarer Aushang an der Humboldt-Universität.
Dort steht: "Sonntagfrüh, 6 Uhr, Appell im Hauptgebäude".
In aller Herrgottsfrühe
ist der 24-jährige Wolf Biermann am 13. August dabei.
Die Studenten sollen die neue Mauer erklären.
Biermann eilt mit Flugblättern bewaffnet los.
Wir sollten alle in Wohnhäuser gehen,
die unmittelbar an dieser Grenze liegen,
damit wir den Bewohnern dort erklären,
dass die Maßnahme unserer Regierung, nämlich die Schließung der Grenze,
nur eine vorübergehende Maßnahme ist.
Biermann klingelt die Bürger aus dem Schlaf.
Er soll sie überzeugen, die neue Grenze sichere den Frieden.
Sie werde den Westen hindern,
im Osten Geschäfte leerzukaufen und Menschen abzuwerben.
Der Hamburger Biermann war mit 17 in die DDR gezogen.
Der Junge aus einer Kommunistenfamilie
wollte das bessere Deutschland aufbauen.
Wir wollten nicht, dass die DDR zusammenbricht und hofften,
dass wir im Schutze dieser Mauer jetzt endlich offen reden können
und das erwies sich als eine Illusion.
Je länger sich die DDR einmauert,
desto mehr empfindet er das Land als großes Gefängnis.
Die Grenze ist für ihn kein Akt der Stärke,
sondern eine Bankrotterklärung.
Aus dem Mauerbau macht er ein Drama,
das in seinem neuen Theater aufgeführt werden soll:
eine Liebesgeschichte.
In Berliner Brautgang
verliebt sich ein Arbeiter aus dem VEB-Bremsenwerk
in die Tochter des Chefarztes.
Als diese flüchtet, versucht er, sie zurückzuholen.
Vergeblich, er scheitert, genau wie das Stück,
das trotz sechsfacher Änderungen der Zensur zum Opfer fällt.
Am Ende wurde das Stück trotzdem verboten,
weil es nicht verlogen genug war.
Die Bonzen waren nicht so dumm, wie ich schlau sein wollte,
und haben natürlich kapiert:
Der tut so, als ob er für die Mauer ist,
und in Wirklichkeit ist er schlimmer,
als wenn er gegen die Mauer wäre.
Denn der sagt die Gründe, warum wir die Mauer gebaut haben,
dass es eben kein antifaschistischer Schutzwall ist.
Sein Mauerdrama wird 1963 verboten, das Theater geschlossen,
das SED-Parteibuch verweigert -
ein Faustschlag fürs Leben, so Biermann.
1976 wird der Liedermacher aus der DDR ausgebürgert.
"Freilich wie wenige dauerte länger, Freilich wie wenige dauerte länger",
so habe ich dann gesungen, verstehen Sie?
Die ganze Wut darüber, dass bei so einer Episode
das ganze Leben von Generationen kaputtgeht
und das ist mein Gefühl zu der Mauer.
Bis heute ist Biermann in der deutschen Frage zerrissen,
aber die Mauer bleibt für ihn der größte Irrtum der DDR.
Es gibt von Christhard Läpple eine faszinierende Dokumentation:
Drei junge Männer in Uniform, die damals für den Osten,
im Osten an der Grenze standen, ihre DDR zu schützen.
Ihre Haltung damals und ihre Leben danach
zeigen die Bandbreite deutscher Nachkriegsgeschichte.
"Am Todesstreifen", in der Mediathek.
Morgen übertragen wir ab 9.50 Uhr die Gedenkveranstaltung aus Berlin.
Und berichten am Abend wieder hier im heute journal.
Ihnen noch einen schönen Abend, auf Wiedersehen.
Die Hitzewelle hat jetzt das westliche Mittelmeer erreicht.
Da war es bei uns doch deutlich angenehmer.
Auch heute Nacht haben Sie häufig nur einen klaren Sternenhimmel,
sieht allerdings anders aus hier aus der Schweiz und den Alpen heraus.
Da kann es in der zweiten Nachthälfte Schauer und Gewitter geben,
die dann aber wohl recht rasch wieder in sich zusammenfallen.
So erwartet uns ein sehr freundlicher Vormittag
mit Sonnenschein und Wolken.
Nachmittags entwickeln sich in dieser schwülen Luft
aber neue Schauer und Gewitter.
Vom Schwarzwald bis etwa zum Thüringer Wald.
Und auch in Bayern sind einige kräftige Gewitter
nicht ganz ausgeschlossen.
Auch im Nordwesten ändert sich was,
da ziehen von der Nordsee dichtere Wolken heran,
die bringen auch etwas Regen mit.
Diese dichteren Wolken an der Nordsee,
die machen sich auch beim UV-Index bemerkbar,
dort bekommen Sie nicht so schnell einen Sonnenbrand
wie im Süden Deutschlands.
Und mit diesem Sommerwetter geht es auch in den nächsten Tagen weiter.
Von Nordwesten wird es allerdings wechselhafter,
da kommt dann immer mehr Regen dazu und deswegen wäre mein Tipp:
Vielleicht nutzen Sie die nächsten Tage mal für einen Abendspaziergang,
denn nächste Woche stehen die Zeichen eindeutig auf Herbst.