tagesschau 01.04.2021, 17:00 Uhr - Frankreich verhängt landesweiten Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.04.2021)
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Das Impfen, so betont es Gesundheitsminister Spahn,
ist das wichtigste Element im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Nach Ostern steigen bundesweit auch die Hausärzte mit ein.
Ein wichtiger Schritt für Spahn, wenn auch noch kein großer.
Denn in der ersten Woche gibt es nur 940.000 Dosen für die Praxen.
Aber die Liefermengen sollen steigen
und dem Impftempo schon Ende April deutlich Schub verleihen.
Bisher impfen nur ein paar Arztpraxen,
oft im Rahmen von Modellprojekten.
Aber nächste Woche soll es losgehen - bundesweit.
Zehntausende Hausärzt*innen haben bereits Impfstoff geordert.
Mit der Einbeziehung der Praxen nehme die Impfkampagne Fahrt auf,
heißt es heute.
Zu den 430 Impfzentren kommen nach Ostern 35.000 weitere dazu.
Das ist kein Aprilscherz.
Das ist der erste Schritt in das Impfen in den Praxen.
Bestellt wird über die Apotheken.
In der ersten Woche liefern die knapp eine Million Dosen.
Das sei noch nicht viel, sagen Kritiker.
Aber Ende April sollen es schon drei Millionen sein.
In den ersten beiden Wochen verimpfen die Ärzte nur BioNTech,
dann folgt AstraZeneca.
Allerdings werden zunächst nur über 60-Jährige damit geimpft.
Trotz der Probleme: Es sei ein guter Impfstoff.
Wir haben 25 Millionen Menschen über 60.
Wir erwarten für das zweite Quartal 15 Millionen Dosen AstraZeneca.
Ich bin sicher: Wir werden ausreichend Menschen finden,
die den Schutz auch annehmen.
Noch konzentriert sich alles auf die Impfzentren.
Dass einige über Ostern schließen wollen,
sieht der Gesundheitsminister kritisch.
Das Virus kennt keinen Feiertag.
Wenn es eben geht, sollte an Feiertagen geimpft werden,
auch länger als bis 18 Uhr.
Voraussetzung:
Es ist über Ostern genug Impfstoff da.
Das scheint in einigen Regionen nicht der Fall zu sein.
Die Daten zur Infektionslage:
24.300 neue Corona-Fälle wurden beim Robert Koch-Institut
binnen 24 Stunden erfasst.
Das sind rund 1600 mehr als vergangenen Donnerstag.
Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt das RKI mit 134 an.
Vor einer Woche lag der Wert bei 113.
Binnen eines Tages wurden 201 Todesfälle
im Zusammenhang mit dem Virus gemeldet.
Angesichts stark steigender Infektionszahlen
wurden in Frankreich die Corona-Beschränkungen verschärft.
Wie Präsident Macron gestern angekündigte,
gilt ab Samstag ein landesweiter Lockdown mit Ausgangsbeschränkungen.
Auch die Schulen sollen diesmal geschlossen werden.
Die Inzidenz liegt bei fast 400.
Neuer Lockdown für mindestens vier Wochen.
So wie bereits in Paris,
bleiben ab Samstag in ganz Frankreich Geschäfte zu,
Die Bewegungsfreiheit wird eingeschränkt.
Gestern Abend hat Präsident Macron die Notbremse gezogen.
Wir müssen diesen Kraftakt unternehmen,
um Sie und andere zu schützen.
Schulen und Kitas werden für die nächsten Wochen geschlossen.
Bislang ein Tabu und ein Problem für viele Familien.
Reisen sind untersagt,
der Bewegungsradius ist auf 10 km beschränkt.
Die Regierung holte sich dafür erstmals Rückendeckung im Parlament.
Die Opposition kritisierte die Corona-Strategie Macrons scharf:
Angesichts dieses Chaos
braucht das Land Führung und keine Beruhigungspillen.
Der Druck auf Macron war zuletzt gewachsen, denn:
Die Situation in den Krankenhäusern
spitzt sich täglich zu.
Patienten müssen sogar abgewiesen werden.
Versprochene Intensivbetten fehlen bis heute.
Der Präsident räumt ein:
Wir hätten es besser machen können, wir haben Fehler gemacht.
Die Regierung setzt jetzt
auf die Beschleunigung der Impfkampagne.
Und sie präsentiert erstmals einen Plan für Lockerungen:
Mitte Mai sollen Bars und Theater wieder öffnen,
die französische Lebensart wieder Fahrt aufnehmen.
US-Präsident Biden plant das nach eigenen Angaben
größte Investitionsprogramm seit Jahrzehnten.
Zwei Billionen Dollar sollen in Infrastruktur und Wirtschaft fließen.
Dafür will der Präsident u.a. die Unternehmenssteuer anheben.
Bei den Republikanern sorgt das für Widerstand.
Biden will den Senat mit der Aussicht auf Millionen neue Jobs überzeugen.
Wo sonst in Pittsburgh Schreiner ausgebildet werden,
verspricht der US-Präsident dem Land Investitionen,
wie sie, so Biden, nur einmal in einer Generation vorkommen:
Einen zwei Billionen Dollar schweren Infrastrukturplan.
Es ist das größte Arbeitsplatzprogramm
seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der Plan wird Millionen gut bezahlte Jobs schaffen.
Die Wirtschaft wird wachsen.
Das macht uns wettbewerbsfähiger
und fördert unsere nationalen Sicherheitsinteressen.
So können wir den Wettbewerb mit China gewinnen.
Die USA sind eines der wohlhabendsten Länder.
Doch in der Infrastruktur
liegen sie weltweit abgeschlagen auf Platz 13.
Das soll sich ändern - mit vielen Investitionen:
Finanziert werden soll das
mit einer Unternehmenssteuer-Erhöhung von 21 auf 28 Prozent.
Die USA müssen entscheiden:
Wollen wir weiter die Welt anführen
oder nur ein Land unter vielen sein?
Biden muss nun um Stimmen im Kongress werben.
Schon jetzt gibt es viel Kritik, vor allem von Republikanern,
wegen der geplanten Steuererhöhung.
Das Votum sollte noch vor Ostern fallen,
doch die Grünen in Baden-Württemberg machen es weiter spannend.
Die Entscheidung, mit wem die Partei künftig regieren will,
wurde überraschend verschoben.
Laut parteiinternen Kreisen konnte sich Ministerpräsident Kretschmann
im Vorstand nicht durchsetzen.
Eva Macht in Stuttgart, wie schwierig ist die Lage für Kretschmann?
Es ist eine Überraschung,
dass sich der Ministerpräsident nicht durchsetzen konnte.
Er muss um seine Position kämpfen.
Das hatte sich schon in den Sondierungen abgezeichnet.
Auch da gab es Befürworter einer Ampelkoalition.
Dann hat man sich
zu einer gemeinsamen Empfehlung durchgerungen.
Die hat man dem Vorstand vorgelegt.
Um 11 Uhr wollte man heute die Fraktion dazuschalten.
Das wurde verschoben.
Das geplante Treffen mit den potenziellen Koalitionspartnern
wurde danach ebenfalls verschoben.
Die Verhandlungen wurden unterbrochen.
Es bedarf zunächst einer gründlichen Bewertung.
Was sind die Argumente gegen eine Neuauflage von Grün-Schwarz?
Es gibt eine gewisse Konfliktlinie
zwischen Ministerpräsident Kretschmann und der Partei.
Der Landesvorstand hat heute betont,
mit der CDU gebe es keinen wirklichen Aufbruch.
Man habe sich mit der CDU herumärgern müssen,
etwa beim Klimaschutz.
Die Grüne Jugend sagte, die CDU sehr rückwärtsgewandt.
Trotzdem will man heute noch zu einer Entscheidung kommen.
Man will sich noch einmal digital zusammenschalten.
Es soll heute noch eine Entscheidung geben.
Eva Macht in Stuttgart, vielen Dank.
Die Deutsche Telekom hält heute ihre Hauptversammlung ab.
Die für viele Aktionäre erfreuliche Botschaft ist,
dass die Dividende wieder angehoben werden soll.
Auch der Aktienkurs hat sich in letzter Zeit nach oben entwickelt.
Klaus-Rainer Jackisch, läuft es bei der Telekom wieder rund?
In den letzten Jahren hat sich die Telekom gemausert.
Umsatz und Gewinn sind gestiegen.
Die Prognose sieht gut aus.
In vielen Bereichen
schneidet die Telekom besser ab als die europäische Konkurrenz.
Aber die Aktie kann davon nicht profitieren.
Nach dem Einbruch ist sie seit 20 Jahren nur dahingedümpelt.
Das liegt vor allem an einem riesigen Schuldenberg.
Viele Investitionen müssen getätigt werden.
Am Gesamtmarkt sieht das anders aus: Der legt heute zu.
Es sieht so aus,
als ginge man mit deutlichen Gewinnen in das Osterwochenende.
Vielen Dank, Klaus-Rainer Jackisch.
In Polen begann heute die nationale Volkszählung.
Die Teilnahme ist Pflicht und soll v.a. online stattfinden.
Der letzte Zensus fand vor zehn Jahren statt.
Die neue Erhebung
könnte Entwicklungen verschiedener Lebensbereiche aufzeigen.
Ein Thema, das für Diskussionen sorgte,
ist die Religionszugehörigkeit.
Alle erwachsenen Polen sind aufgefordert.
Vier bis fünf Minuten dauert die Befragung zur Volkszählung,
die v.a. online stattfindet.
Die Daten dienen als wichtige Grundlage
für Politik und Verwaltung.
Es wird die vorteilhafteste Methode der Zählung für alle sein.
Für uns Statistiker und für die befragten Bürger*innen.
Die Teilnahme an der Volkszählung ist Pflicht.
Im streng katholischen Land hat die Frage um die Religionszugehörigkeit
bereits im Vorfeld für Wirbel gesorgt.
Laut der Volkszählung von 2011 sind 96 % der Polen Katholiken.
Dass dem heute noch so ist, bezweifelt Soziologe Oskar Zyndul.
Er kritisiert die Formulierung im Fragebogen.
Danach könnten auch nicht praktizierende Menschen
als Katholiken in die Statistik einfließen.
Womöglich denken die Menschen, dass, wenn sie getauft wurden,
sie angeben müssen, dass sie katholisch sind.
Der Soziologe gründete einen Online-Guide,
will aufklären:
Dass man nicht nur nach dem Taufschein
in der Glaubensfrage antwortet.
Seine Homepage hat schon über eine Million Aufrufe.
Die letzten offiziellen Zahlen zu Kirchenaustritten in Polen
stammen aus dem Jahr 2010.
Die Partei "Die Linke"
hat aber allein seit Dezember über 2400 Austritte registriert.
Die Volkszählung läuft noch drei Monate.
Erst nach der Auswertung wird sich zeigen,
wie katholisch Polen noch ist.
Aus einer Pflichtaufgabe wurde eine Blamage:
Hinten jubeln die Nordmazedonier
und vorne schleicht Timo Werner von dannen.
1:2 im WM-Qualifikationsspiel gegen die Nummer 65 der Weltrangliste.
So einen Patzer hatte kaum jemand von der Nationalmannschaft erwartet.
Die Reaktionen auf die Pleite gegen Nordmazedonien sind heftig.
Sie reichen von einer "Blamage" für den viermaligen Weltmeister
bis hin zu einer "erbärmlichen Vorstellung".
Und das gegen den Weltranglisten-65.
Das darf uns nicht passieren, die Art und Weise.
Nach 20 Minuten haben uns die Nordmazedonier
mit unseren deutschen Tugenden bezwungen.
Erschreckend: die Defensivleistung.
Die Umstellung auf Dreierkette erwies sich als taktischer Fehlgriff.
Beim 0:1 kurz vor der Pause und beim 1:2 in der Schlussphase
stimmten weder Abstimmung noch Zuordnung.
In den sozialen Netzwerken erntete die DFB-Auswahl Hohn und Spott.
England-Legende Gary Lineker verglich das 1:2 mit einem Aprilscherz.
Es wurden auch Forderungen laut nach dem Rücktritt des Bundestrainers.
Man kann Jogi Löw nur einen Vorwurf machen:
Er hat eben nicht die aktuell besten deutschen Spieler aufgestellt.
Die auch letzte Saison die Champions League gewonnen
und auf ganz hohem Niveau gespielt haben.
Aber ich bin sicher, dass dies sich zeitnah ändern wird.
75 Tage vor dem EM-Auftakt gegen Frankreich:
Löw und Co. müssen schnellstens Lösungen anbieten,
um wieder in die Spur zu finden.
Die Wetteraussichten: Es wird wechselhaft.
In der Nacht an den Alpen anfangs lokal Gewitter möglich.
In östlichen Landesteilen etwas Regen -
besonders Richtung Lausitz und Erzgebirge.
Sonst trocken.
Morgen mal Sonne, mal Wolken.
In der Mitte am Vormittag stellenweise ein paar Tropfen.
Im Norden von den Küsten her einzelne Schauer.
Das war unsere tagesschau um fünf.
Weitere Nachrichten und Hintergründe auf tagesschau24.
Die nächste reguläre tagesschau kommt wie immer um 20 Uhr.
Einen schönen Abend noch.
Copyright Untertitel: NDR 2021