tagesschau 17.07.2021, 16:00 Uhr - Keine Entwarnung für Überschwemmungsgebiete im Westen und Südwesten Deutschlands
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (17.07.2021)
Heute im Studio: Constantin Schreiber
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Für viele Überschwemmungsgebiete im Westen und Südwesten Deutschlands
gibt es noch keine Entwarnung.
So droht im Landkreis Euskirchen in NRD weiterhin,
der Damm einer Talsperre zu brechen.
Gleichzeitig laufen vielerorts die Aufräumarbeiten.
Die Suche nach Vermissten geht weiter.
133 Menschen kamen nach jüngsten Berichten
bei der Unwetter-Katastrophe ums Leben.
Heute besuchte Bundespräsident Steinmeier Erftstadt,
eine der besonders betroffenen Regionen in NRW.
Neben Erftstadt hatte es
auch im Landkreis Heinsberg Überflutungen gegeben.
In Mechernich drohen alte Bergwerksstollen einzubrechen.
Zur aktuellen Lage in Mechernich Christian Hoch:
Vom ersten Gefühl her scheint alles ruhig.
Hinter mir droht aber akute Einsturzgefahr.
Es haben sich mehrere Erdlöcher aufgetan.
Eines ist 10 × 10 Meter groß.
Wir konnten nicht sehen, wie tief das ist.
Das größte tat sich unweit in einem Wohnhaus auf.
Es ist 20 Meter tief.
Das hatte sich spontan ergeben.
Die Bundeswehr war hier, auch die Feuerwehr ist da.
Es werden jetzt Kontrollpunkte im Wald angebracht werden müssen.
Man muss checken, was dort noch ist.
Hier gibt es ehemalige Bergbaustollen.
Die sind aufgrund des Hochwassers überflutet.
Es können sich weitere Löcher bilden.
Man muss das im Auge behalten.
Und sehen, ob es sich in Wohngebiete ausbreitet.
Bis zu zwölf Meter hoch stand das Wasser auf der B265.
Sie führt an Erststadt-Blessem vorbei.
Die Bundeswehr kam mit Bergepanzern, um die Straße freizuräumen.
Ob Menschen in den Fahrzeugen starben, weiß niemand.
Blessem ist komplett abgesperrt.
Gaslecks, geplatzte Öltanks - jederzeit kann es zu Feuern kommen.
Dazu die Angst, der Ort könnte abrutschen.
Das Problem ist: Wir haben eine unkontrollierte Lage.
Unsere bisher üblichen Verfahren, unsere erlernten Verfahrensweisen,
die greifen dort nicht.
Wir müssen herausfinden:
Wir kriegen wir am effizientesten diese Problematik in den Griff?
Bundespräsident Steinmeier und NRW- Ministerpräsident Laschet
sind vor Ort.
Sie versprechen Hilfen für die betroffenen Menschen.
Ich finde es sehr gut:
Bund und Länder haben frühzeitig signalisiert,
dass diejenigen, die große Verluste erlitten haben,
dass ihnen Hilfe zuteil werden soll.
Wir werden als Land alles tun, notdürftige Mittel zu organisieren,
um Menschen in Not unbürokratisch zu helfen.
Im Kreis Heinsberg können die Helfer kurz aufatmen.
In der Nacht brach ein Damm des Flusses Rur.
Eine Katastrophe konnte abgewendet werden.
Das Ausmaß der Schäden ist nicht absehbar.
Ähnlich sieht es in Rheinland-Pfalz aus.
Auch hier sind Einsatzkräfte dabei, die Trümmer zu beseitigen.
Aber auch hier werden noch viele Menschen vermisst.
Im Landkreis Ahrweiler sind
mehr als 3000 Vermisstenmeldungen eingegangen.
Stark betroffen von Überschwemmungen waren auch Teile von Trier.
In Trier hat das Aufräumen begonnen.
Der Müll türmt sich in den Straßen.
Die Einsatzkräfte haben alle Hände voll zu tun.
Das Hochwasser ist weg.
Jetzt wird deutlich, was die Flutwelle angerichtet hat.
Bei uns leben alle.
Es geht noch viel schlimmer.
Die Schäden sind enorm.
Aber auch die Hilfsbereitschaft.
Am Nürburgring gibt es eine Sammelstelle für Sachspenden.
Die Organisatoren bitten aber um Geldspenden für die Flutopfer.
Sie baten über soziale Dienste um Unterstützung.
Wir haben zahlreiche helfende Hände.
Das hat sich gestern noch verdoppelt.
Hunderte von Fahrzeugen haben angeliefert.
Im Landkreis Ahrweiler ist die Lage dramatisch.
Neben den Flutschäden gibt es neue Probleme.
Das Innenministerium hat die Präsenz der Polizei im ganzen Einsatzgebiet
erheblich erhöht.
Anwohner sind von Plünderungen betroffen.
Auch gibt es Hochwasser-Tourismus.
Die Opferzahlen könnten steigen.
Die Infrastruktur brach zusammen.
Viele Häuser wurden komplett zerstört.
Es ist ein neues Dach drauf.
Die Garage war verputzt, die Fenster neu, die Heizung.
Jetzt fängt alles von vorne an.
Morgen Mittag kommt
die Bundeskanzlerin in die Katastrophenregion.
Carina Kopp ist im Eifeldorf Schuld.
Wie ist die Situation dort?
Hier steht alles im Zeichen des Aufräumens.
Jeder hilft jedem.
Es ist ein kleines Dorf.
Alle, die glimpflich davongekommen sind, helfen.
Denen, die niedriger liegen.
Dort wird Schlamm aus Kellern geräumt.
Es ist schweres Gerät vor Ort.
Es sieht aus wie ein Trümmerfeld.
Wir haben aus dem Nachbarort gehört:
Da ist das Bild ganz anders.
Eine Einsatzkraft hat eine Leiche gefunden.
Noch immer werden 3000 Menschen vermisst.
Man geht von 100 Toten aus.
Es kann sein, dass einige der Vermissten
sich in Sicherheit gebracht haben und nicht erreichbar sind.
Vielen Dank, Carina Kopp.
Sie können für die Flutopfer spenden bei der "Aktion Deutschland hilft" -
unter dem Stichwort ARD/Hochwasser.
Zur Unwetterkatastrophe sendet das Erste heute einen Brennpunkt,
nach der 20-Uhr-tagesschau.
Auch Nachbarländer Deutschlands haben mit dem Hochwasser zu kämpfen.
In Belgien stieg die Zahl der Todesopfer auf 24.
Am stärksten betroffen ist die Provinz Lüttich
im Osten des Landes.
Regierungschef De Croo sagte,
dies könnten die katastrophalsten Überschwemmungen sein,
die das Land je gesehen hat.
In den Niederlanden sind Orte im Süden betroffen,
die an der Maas liegen.
Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
In Venlo wurde ein Krankenhaus evakuiert.
Einsatzkräfte und Helfer versuchen, Deiche mit Sandsäcken zu verstärken.
Der Blick aufs Wetter:
In der Nacht an den Alpen unwetterartige Regenfälle.
Es bestehen Warnungen des Deutschen Wetterdienstes.
Sonst zunächst oft klar.
Von der Nordsee breiten sich aber neue Wolken aus.
An den Alpen weiter kräftiger Regen.
Sonntagabend sind stellenweise über 150 l/qm möglich.
Im übrigen Land meist freundlich.
Das war die tagesschau um 16 Uhr.
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Die nächste tagesschau im Ersten kommt dann um 18 Uhr.
Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag.
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