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2021 Tagesschau, tagesthemen 10.09.2021, 21:45 Uhr - CSU-Parteitag in Nürnberg: Söder stimmt Partei auf Wahlkampf-Endspurt ein

tagesthemen 10.09.2021, 21:45 Uhr - CSU-Parteitag in Nürnberg: Söder stimmt Partei auf Wahlkampf-Endspurt ein

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (10.09.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Geschwister sind nie alleine, sie tragen den anderen im Herzen.

Das hat im Wahlkampfendspurt auch die Union erkannt.

Bislang war es so, dass die Schwester aus dem Süden

herzlos mit ihrer Verwandten umgegangen ist.

Da stichelte Markus Söder gegen die CDU und Armin Laschet.

Der letzte Stich kam vom CSU-Generalsekretär,

der noch gestern erklärte, mit Söder stünde man besser da.

Er meinte die Umfragen, die die Union hinter der SPD sehen.

Nun aber, auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg,

ist die Geschwisterliebe neu entfacht.

Weil die Angst umgeht,

nach dem Wahltag nicht mitregieren zu können.

Nadine Bader.

Hier kommt der starke Mann aus Bayern.

Der Kanzlerkandidat der Herzen, wie die CSU ihn nennt.

Doch auch die CSU muss bangen. Es droht eine Wahlschlappe.

Die Inszenierung auf dem Parteitag fulminant.

Inhaltlich setzt die CSU u.a.

auf steuerliche Entlastungen besonders für den Mittelstand.

Und auf Lagerwahlkampf.

Viele Junge wissen nicht, was mit der DDR so war.

Aber es gibt nach wie vor viele Menschen in Deutschland,

die sind empört, dass SPD und Grüne mit den Linken regieren wollen.

Söder ruft auf zu Geschlossenheit. Gegen ein Linksbündnis.

Heute keine Sticheleien gegen Armin Laschet. Im Gegenteil.

Für alle Journalisten zum Mitschreiben:

Wir wollen Armin Laschet als Kanzler

statt Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.

Gestern hatte der CSU-Generalsekretär im Spiegel erklärt,

mit Söder als Kanzlerkandidat stünden sie besser da.

Wiederholen wird er das nicht mehr.

Wir wollen, dass die Union stärkste Kraft wird

und Armin Laschet der nächste Bundeskanzler wird.

Der hatte auf die Seitenhiebe aus München gelassen reagiert.

Wir werden die nächsten 14 Tage dafür kämpfen.

Das ist die Kernfrage. Nicht hätte, wäre, könnte.

Sondern: Wer regiert ab dem 26.9. die Bundesrepublik Deutschland.

Ob Söder mit Angriffen gegen den Unions-Kanzlerkandidaten

zu den schlechten Umfragewerten beigetragen habe?

Eine Frage, die sie hier zwischen den Zeilen beantworten.

Es hat ein bisschen gedauert.

Er musste seine eigenen Ambitionen bewältigen.

Aber in den letzten Wochen ist er ein Unterstützer von Laschet.

Mir geht es um den Inhalt.

Dass das eine oder andere abgewogener im Vorfeld sein sollte,

will ich gar nicht ausschließen.

Am Ende gab es einen Dämpfer für Söder.

Wiedergewählt zum Parteichef.

Aber mit 87,6 % ein schlechteres Ergebnis als bei der letzten Wahl.

Sein Appell an die Delegierten für morgen:

Ich bitte euch,

dass wir Armin Laschet morgen einen tollen Empfang geben.

Ein Parteitag unter Hochspannung.

Für die Schwesterparteien geht es in zwei Wochen um die Frage:

Regierung oder Opposition.

Die angekündigte Trendumkehr und Söders Ergebnis.

Die Meinung des Chefredakteurs des Bayerischen Rundfunks,

Christian Nitsche.

Dieses Ergebnis hat Markus Söder nicht gefallen.

Fast 4 % weniger als vor zwei Jahren.

Das ist nicht die erwünschte Rückendeckung.

"Die Trendwende beginnt auf diesem Parteitag",

hatte die CSU angekündigt.

Noch ist sie nicht da, trotz der Rede Söders.

Seine Corona-Politik und sein Öko-Kurs,

beides überfordert manche an der Basis.

Söder hatte betont:

Ich bin ein Konservativer, modern und auf Höhe der Zeit.

Doch der Wandel der CSU kommt nicht überall an.

Der Schock über die schlechten Umfragewerte auch der CSU

brauchte offenbar ein Ventil.

Natürlich ist es eine Dummheit der Delegierten,

das Söder in der jetzigen Lage hinzureiben.

Jetzt braucht es geschlossene Reihen,

weil Armin Laschet schwächelt.

Apropos Laschet:

Die CSU wird ihn auf dem Parteitag zwar bauchpinseln,

aber er ist für viele eine einzige Enttäuschung.

Dass er Söder bei der Kanzlerkandidatur abblitzen ließ,

wird nicht verziehen.

Söder hat dreimal so gute Umfragewerte wie Laschet.

Aber Umfragen zählen laut Laschet nichts.

Was für ein Selbstbetrug der CDU!

Der schlappe Wahlkampf von Laschet

ähnelte einer politischen Selbstverbrennung.

Die letzte Hoffnung der Union: die Warnung vor einem Linksrutsch.

Es drohe eine andere Republik, das Ende des Wohlstandes.

Wir oder der Untergang - so die Botschaft.

Der erste, der allerdings bei einer Wahlschlappe untergehen wird,

ist Armin Laschet.

Die Meinung von Christian Nitsche.

Morgen vor 20 Jahren geschah etwas Unvorstellbares.

Anschläge mit Bomben hatte es gegeben,

doch hier waren Flugzeuge die Waffen.

Die Terroristen suchten sich die größtmögliche Bühne,

vor der Weltöffentlichkeit: eine Live-Show des Grauens.

Es ist 8.46 Uhr Ortszeit,

als ein Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers einschlägt.

Viele glauben an einen Unfall.

Um 9.03 Uhr wird eine zweite Maschine in den Südturm gesteuert.

Millionen Menschen weltweit schauen live zu.

Eine halbe Stunde später stürzt ein Flugzeug ins Pentagon.

Teile des Verteidigungsministeriums stürzen ein.

Um 9.59 Uhr fällt der Südturm des World Trade Centers zusammen.

Eine halbe Stunde später stürzt auch der Nordturm ein.

Um 10.03 Uhr schlägt ein viertes Flugzeug

bei Shanksville auf einem Feld auf.

Weil sie wussten, was ihre Entführer vorhatten,

taten die Passagiere etwas Mutiges und opferten ihr eigenes Leben.

Claudia Buckenmaier.

"Schatz, hör mir genau zu. Mein Flugzeug wurde entführt.

Bitte sag den Kindern, wie sehr ich sie liebe.

Ich hoffe, ich seh dich wieder."

Flugbegleiterin CeeCee Ross Lyles' Abschied von ihrem Mann.

Die Weite von Pennsylvania, heute eine Gedenkstätte

für die 40 Menschen, die hier vor 20 Jahren starben.

Ein Nationalpark erinnert an sie.

Der gepflasterte Weg zeigt die Flugbahn der UA-Maschine 93.

Dann blicken die Besucher auf die Absturzstelle, unten am Waldrand.

Megan ist zum ersten Mal hier.

Sie arbeitete am 11. September im Kapitol in Washington,

einem möglichen Anschlagsziel.

Wir wussten, die anderen Flugzeuge waren runter.

Nur noch diese Maschine war in der Luft,

sie kam in unsere Richtung.

Ich stehe in der Schuld dieser Menschen.

Sie haben mein Leben gerettet.

Der Stein markiert den Einschlag.

Die Black Box dokumentiert das Drama der letzten Minuten.

Gordon Felt hat sich alles angehört.

Sein Bruder Edward gehörte wohl zu denen,

die versuchten, die Terroristen zu überwältigen.

* Cockpit-Geräusche *

Statt die Terroristen bestimmen zu lassen, wie sie sterben,

beschlossen sie zu kämpfen.

Sie stimmten darüber ab.

Das ist unglaublich, dass sie das taten.

Sie beteten gemeinsam. Dann griffen sie an.

Aufnahmen von 2001: ein Krater, viele kleine Überreste.

Das war das Bild, das sich den Rettungskräften bot.

Unter den ersten Fotografen vor Ort war Scott Goldsmith.

Die Geschichte hat ihn nie losgelassen.

Er erinnert sich an seine Eindrücke.

Wir wurden hingebracht und suchten nach Flugzeugteilen,

aber da war nichts, nur diese winzigen Metallteile.

Seit 20 Jahren fotografiert Scott die Menschen, die hierher kommen.

Für ihn ein besonderer Ort.

Es wird einem bewusst, wie dumm Hass ist.

Das ist für mich die Botschaft, die von hier ausgeht.

Er nimmt uns mit nach Shanksville.

Das Dorf, das alle mit dem Absturz der vierten Maschine verbinden.

Der Löschwagen, mit dem die Feuerwehrleute damals rausfuhren,

wird regelrecht gehütet.

Es kommt einem wie gestern vor.

Man wird das nicht mehr los.

Aber es geht nicht um uns, sondern um die 40 Opfer.

Mit 40 US-Flaggen erinnern sie an die, die sie Helden nennen,

wie Passagier Edward Felt.

Wir wollen nie wieder einen 11. September erleben.

Zugleich sehnen wir uns nach dem 12. September.

An dem Tag waren wir eins. Heute sind wir das nicht. Leider.

Die Gedenkstätte für Flug 93.

Eine Pilgerstätte,

ein Ruheplatz von 40 Menschen, die viele als Vorbild sehen.

Wir sprechen über die Folgen des 11. September.

Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Terrorismus: Georg Mascolo.

Schön, dass Sie im Studio sind. Guten Abend.

Die Anschläge haben die USA so verwundet,

dass sie zurückschlagen mussten.

Aber sie töteten nicht nur den Drahtzieher der Anschläge.

Sie riefen einen Krieg gegen den Terror aus.

Wobei der Anfang zunächst ein anderer ist.

Die US-Regierung sagte den Taliban:

Liefert bin Laden und die Drahtzieher aus.

Das tun sie nicht, und es kommt zum Krieg.

Aber man sieht schnell:

Die US-Regierung stand unter dem Einfluss der Neokonservativen

und interessierte sich deshalb für bin Laden und Afghanistan.

Und sie hatte eine andere Liste im Kopf.

Irak stand da ganz oben.

Sie bekämpfen nicht nur die Urheber des Anschlags.

Sie erliegen einer Illusion.

Alles, was sie für das Feindliche, das Böse erklären,

setzen sie Stück für Stück auf eine Liste.

Das könnten sie dann abarbeiten.

Die Hybris war einer der schlimmsten Fehler

in der Reaktion der US-Regierung.

Durch den Einmarsch der Amerikaner im Irak

konnte der IS erst richtig stark werden.

Hat der Westen nur befördert, was er bekämpfen wollte?

Im Irak ohne Frage.

Man kann zu keinem anderen Ergebnis kommen.

Es gab falsche Aussagen und Lügen über Massenvernichtungswaffen.

Die USA haben das Bild zu verbreiten versucht,

der Irak hätte mit den Anschlägen zu tun gehabt.

Es kommt zum Einmarsch im Irak.

Direkte Folge des Einmarsches im Irak

ist die Gründung des "Islamischen Staates".

Der ist eine besondere terroristische Organisation.

Religiöse Fanatiker und Anhänger von Saddam Hussein

mit geheimdienstlicher Ausbildung haben sich da gefunden.

Nur das hatte möglich gemacht, dass der "Islamische Staat"

eine so mörderische Konkurrenz für al-Qaida wurde.

Der Irakkrieg war ein entscheidender Fehler der 20 Jahre.

Sprechen wir über Afghanistan.

Auch dort könnte internationaler Terrorismus wieder erstarken.

Dazu holen wir unseren Korrespondenten Markus Spieker dazu.

Er ist aus Kabul dazu geschaltet.

Er kennt sich sehr gut in Afghanistan aus.

Einer der gesuchtesten Terroristen ist jetzt Innenminister.

Was hat das zu bedeuten?

Die Taliban haben gemacht, was jede Bewegung macht,

wenn sie Macht erringt:

Sie versorgt führende Personen mit den wichtigsten Posten.

Das sind bei den Taliban Kämpfer, Terroristen, Reaktionäre.

Die Taliban-Bewegung ist militant.

Die wenigsten können lesen.

Sie sind schon mit normaler Polizeiarbeit überfordert.

Ganz zu schweigen davon, ein Land zu regieren.

Es ist eine Herausforderung für die Taliban,

dass sie kaum Funktionseliten haben.

Sie werden auch Nicht-Taliban an der Regierung beteiligen müssen.

Wie werden sie regieren?

Die Taliban geben sich nach außen moderat.

Sie versprechen, Menschenrechte zu achten.

Was Sie beobachtet haben - kann man den Versprechen trauen?

Sicher nicht.

Es verging kaum ein Tag,

wo nicht ein Taliban etwas Schockierendes gesagt hätte.

Etwa zu Frauenrechten.

Frauen sollen keine Sport machen, nicht unterrichten,

zu Hause bleiben, Kinder kriegen, Burka tragen.

Das waren nur Verlautbarungen, keine Gesetze.

Die wichtigste Maßnahme

war das Verbot nicht genehmigter Demonstrationen.

Die Taliban wollen jetzt ihre Macht zementieren.

Das tun sie durch Präsenz auf den Straßen.

Heute in der Stadt sah ich viele Taliban-SUVs.

Auf den Ladeflächen sechs oder sieben Taliban, schwer bewaffnet.

Das schüchtert die Leute ein.

Immer weniger Menschen sind bereit, sich Taliban-kritisch zu äußern,

vor laufender Kamera - oder auch, wenn sie aus ist.

Uns internationalen Journalisten gegenüber

verhalten sich die Taliban freundlich, zurückhaltend.

Sie brauchen die finanzielle Unterstützung der westlichen Länder.

Danke, Markus Spieker.

Weil sie Unterstützung brauchen, Georg Mascolo,

versprechen sie, in Afghanistan keine Anschläge mehr vorzubereiten.

Das ist die Zusicherung,

die die Taliban den USA bei den Verhandlungen in Doha gegeben haben.

Aber die Personalie des Innenministers

kann man nicht überschätzen.

Er ist einer, von dem die UNO sagt:

Er ist Teil des erweiterten Führungskreises von al-Qaida.

Bei ihm kann man nicht mehr auseinanderhalten:

Taliban oder al-Qaida.

Taliban und al-Qaida werden vor Ort genug zu tun haben,

Macht zu konsolidieren.

Langfristig besteht ein Risiko:

Afghanistan könnte wieder zum Sehnsuchtsort werden

für Dschihadisten aus aller Welt.

Die versuchen dann, dorthin zu gehen

und mit Anschlagsplänen in die Heimatländer zurückzukehren.

Wir senden ja aus Hamburg.

Drei der vier Todespiloten des 11. Septembers

sind aus Hamburg nach Afghanistan gegangen.

Dort wurden sie von bin Laden persönlich auserkoren,

beim Terroranschlag die entscheidende Rolle zu spielen.

Solche Reisebewegungen zu verhindern,

wird entscheidend für die kommenden Monate und Jahre sein.

Was ist Ihre Bilanz, zwei Jahrzehnte nach 9/11

und nach dem Abzug in Afghanistan?

Stehen wir wieder dort, wo wir vor 20 Jahren begonnen haben?

Wenn ich nach Afghanistan schaue,

erinnert bedrückend viel an das, was ich damals gesehen habe.

Die größten Hoffnungen haben sich nicht realisiert.

Unsere schlimmsten Befürchtungen sind aber auch nicht eingetreten.

Nach dem 11. September sagten welche:

Wir werden regelmäßig solche Anschläge erleben.

Möglicherweise wird es schlimmer werden.

All das ist nicht eingetreten.

Wir werden weiter Terrorismus erleben.

Er wird Leidensprüfung für die Gesellschaft bleiben.

Wenn Sie nach meiner persönlichen Bilanz fragen:

Bedrückend ist, dass zur militärischen Niederlage

eine moralische ungeheuren Ausmaßes kommt.

Wir haben Menschen im Stich gelassen.

Die haben an ein anderes Afghanistan geglaubt.

Sie sind dafür an unserer Seite eingetreten.

Jetzt zittern sie in Kabul bei jedem Klopfen an ihrer Tür,

weil sie nicht wissen, ob es die Taliban sind.

Ich hätte mir nicht vorstellen können,

dass das das Ergebnis nach 20 Jahren sein würde.

Danke für Ihre Einschätzung, Georg Mascolo. Gern.

Zur Pandemie, die öfter den Beinamen "der Ungeimpften" trägt.

Die Geimpften kehren zur alten Normalität zurück.

Zu ihnen können wir jetzt auch Schwangere und Stillende zählen.

Ihnen empfiehlt die STIKO nun auch eine Impfung.

Während den Geimpften mehr Freiheiten gewährt werden,

müssen Ungeimpfte draußen bleiben.

Und sollen für ihre Impfunwilligkeit bezahlen.

Denn sie sollen in Quarantäne nicht mehr weiter Lohn bekommen.

Klaus Weidmann über ein umstrittenes Stopp-Schild für die,

die sich dem Impfen widersetzen.

Seit Beginn der Pandemie gehen Bürger auf die Straße

und protestieren gegen die Corona-Politik.

Das Thema drohte Deutschland zu spalten.

Mittlerweile sind über 60 % der Bundesbürger geimpft.

Das reicht nicht.

Die Länder sind gefragt, zuständig für Gesundheitspolitik.

Sie wollen jetzt den Impfmuffeln an den Kragen.

Wir sind davon überzeugt:

Wer sich impfen lassen kann, muss Eigenverantwortung annehmen,

nicht die, die aus medizinischen Gründen etwa ausgenommen sind.

Sie müssen entscheiden: Wollen sie sich doch noch impfen lassen?

Wer sich nicht impfen lässt,

soll für die Zeit der Quarantäne keine Entschädigung mehr bekommen.

In Rheinland-Pfalz tritt die Regelung ab 1. Oktober in Kraft,

in Baden-Württemberg ab Mittwoch.

NRW stellt die Entschädigung für Ungeimpfte ab 11. Oktober ein.

Andere Länder ziehen nach.

Personen, die ein Impfangebot nicht annehmen,

dass für sie nicht die Allgemeinheit einstehen kann.

Es ist folgerichtig:

Alle haben ein Impfangebot bekommen

und Entschädigungen für Quarantänen werden zurückgefahren.

Das ist der richtige Schritt.

Auch Berlin ist dafür, gibt aber zu bedenken:

Es ist ein sensibler Bereich, das muss man zu Ende denken.

Haben alle ein Angebot bekommen?

Was ist mit Geimpften,

die auch in Quarantäne müssen, weil sie Kontaktpersonen sind?

Man muss sich genau ansehen, wie ein Vorgehen formuliert wird.

Kritiker sagen:

Wenn Infizierte Lohnkürzungen in Kauf nehmen müssten,

wirke das wie eine Bestrafung.

Sie würden nicht in Quarantäne gehen.

Damit gefährdeten sie sich und Kollegen.

Karl Lauterbach hält nichts von dieser Länderinitiative.

Das ist der Versuch, Impfpflicht durch die Hintertür einzuführen.

Das lässt sich leicht aushebeln.

Kontaktpersonen werden häufig nicht mehr in Quarantäne gehen.

Zumal die Kontaktverfolgung in Bundesländern wie NRW

weitestgehend eingestellt ist.

NRW-Ministerpräsident Laschet wollte sich heute dazu nicht äußern.

Es gibt nun mal Themen,

die eignen sich nicht für den Wahlkampf.

Dazu gehören auch Sanktionen gegen Impfgegner.

Die Pandemie ist erst zu Ende, wenn überall auf der Welt

die Menschen ausreichend Impfstoff erhalten.

Während in Deutschland Termine für Auffrischungen vergeben werden,

ist ein ganzer Kontinent ungeschützt der Pandemie ausgeliefert:

Die WHO hat erklärt:

Das Ziel, bis Monatsende 10 % der Menschen in Afrika zu impfen,

werde nicht erreicht.

Es fehlt nicht nur am Serum, sondern auch an Aufklärung,

wie Carolin Hoffmann berichtet.

Kimana, ein Dorf im Westen Kenias.

Die Massai, die hier leben, sollen gegen Corona geimpft werden.

Doch sie weigern sich.

Bevor ich das nehme, möchte ich wissen, warum sie

mich nach meinen Angehörigen fragen?

Für mich heißt das, wegen des Impfstoffs verkürzt sich Dein Leben.

Dass der Impfstoff aus dem Ausland kommt,

ist ein weiterer Grund, warum viele Gespräche nötig sind.

Eine große Herausforderung.

Die Menschen glauben, dass dies ein Weg ist,

das Land erneut zu kolonialisieren.

Indem sie die Geburt von Kenianern kontrollieren.

Misstrauen gegenüber dem Ausland, Gerüchte und viele Sorgen

gibt es nicht nur auf dem Land, auch in den Städten wie Nairobi.

Wir hören, dann können wir keine Kinder mehr bekommen.

Ich brauche das nicht, denn ein Kollege sagte mir,

wer geimpft wird, ist danach eine Woche krank.

Deshalb habe ich Angst.

Bessere Aufklärung über die Impfung und mögliche Reaktionen

fordert auch die Afrikanische Seuchenschutzbehörde.

Es gibt einen Grund, warum man zurückhaltend informiert:

Es fehlt an Impfstoff.

Als die Impfungen auf den Markt kamen,

wussten die afrikanischen Länder, dass sie keine bekommen würden.

Deshalb gab es keine Informationen für die Bevölkerung.

Wir können den Menschen nicht sagen, wie hilfreich die Impfung ist,

wenn wir sie nicht anbieten können.

Da schaffen wir eine Nachfrage und können sie nicht bedienen.

Das ist immer noch so.

Im Krankenhaus von Machakos in der Nähe von Nairobi

gibt es an diesem Tag den Impfstoff von AstraZeneca.

Viele Menschen stehen Schlange.

Aber es kommt immer noch zu wenig an. In fast allen afrikanischen Ländern.

Erst rund 3 % der Bevölkerung sind voll immunisiert.

Während es in Europa und den USA schon um Auffrisch-Impfungen geht.

Es ist eine Impfstoff-Apartheid.

Eine weltweite Diskriminierung, in der einige Länder alles haben.

Diesen Eindruck teilen viele,

denn der Kontinent ist abhängig von Spenden.

Hinzu kommt:

Viele reiche Regierungen reservierten die Impfdosen

für dieses Jahr für sich.

Und teilen nur schleppend mit den ärmeren Staaten,

im Rahmen der Covax-Initiative.

Auch wenn in Afrika jetzt mehr geimpft werden kann,

genug Impfstoff gibt es lange noch nicht.

In den USA steht genügend Impfstoff zur Verfügung,

vollständig geimpft sind aber nur 54 % der Bevölkerung.

US-Präsident Biden hat neue Pläne angekündigt.

Weitere Nachrichten mit Constantin Schreiber.

Mitarbeiter großer Unternehmen sollen nach Plänen des US-Präsidenten

zur Impfung oder regelmäßigen Tests verpflichtet werden.

Biden sagte, es sei frustrierend, dass 80 Mio. Amerikaner

noch nicht geimpft seien, obwohl Impfungen zur Verfügung stünden.

Kritik an den Plänen kam von den Republikanern.

Dänemark hat die letzten Corona-Beschränkungen aufgehoben.

Besucher von Großveranstaltungen und Discos müssen nicht mehr nachweisen,

dass sie geimpft, genesen oder getestet sind.

Die Maskenpflicht wurde bereits schrittweise zurückgefahren.

Die Regierung begründete ihre Entscheidung mit der hohen Impfquote.

Mehr als 83 % der über 12-Jährigen sind vollständig geimpft.

Drei Monate nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt

steht das künftige Regierungsbündnis.

Nach SPD und CDU hat auch die FDP der Dreier-Koalition zugestimmt.

Am Montag soll der Koalitionsvertrag unterzeichnet werden.

Am Donnerstag tritt der Landtag zusammen,

um Reiner Haseloff (CDU) wieder zum Ministerpräsidenten zu wählen.

Der Bundesrat hat einige Beschlüsse gefasst.

Darunter die Freigabe der Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe

in NRW und Rheinland-Pfalz.

Bis zu 30 Mrd. Euro stehen damit zur Verfügung.

Betroffene Haushalte und Unternehmen

erhalten bis zu 80 % des Schadens, in Härtefällen auch mehr.

Im Libanon gibt es nach einem Machtkampf wieder eine Regierung.

Präsident Aoun und Ministerpräsident Mitaki

einigten sich auf ein Kabinett, dem 24 Minister angehören.

Die frühere Regierung trat nach der Explosion im Hafen von Beirut zurück.

Seither verhinderten Rivalitäten eine Regierungsbildung.

Der Libanon erlebt eine schwere Finanzkrise.

Die britische Chemikerin Clare Grey ist in Hamburg mit dem Körber-Preis

für europäische Wissenschaft ausgezeichnet worden.

Sie erforscht an der Uni Cambridge neuartige Batterietypen,

die besonders effizient, sicher und schneller ladbar sind.

Leistungsstarke Batterien gelten als Grundlage,

um die Klimaziele zu erreichen.

Der Preis ist mit 1 Mio. Euro dotiert.

Fehlt jetzt noch das Wetter, Claudia, mach uns gute Laune.

Das würde ich gern.

Ab morgen Nachmittag und Sonntag geht das.

Morgen gibt es noch mal Schauer und Gewitter über dem Osten.

Dann ist mehr Sonne da.

Am Sonntag gibt es mehr Sonne für alle.

Dickere Wolken gibt es in NRW, Niedersachsen und Brandenburg.

Im Augenblick sind kräftige Schauer und Gewitter unterwegs.

Vor allem in Niedersachsen.

Nördlich von Lüneburg gab es 50 Liter Regen pro qm in einer Stunde.

In Hamburg gibt es noch kräftige Gewitter und Schauer.

Die Regengüsse lassen in der Nacht nach.

Sie gehen in Schauer über.

In der zweiten Nachthälfte lässt es insgesamt nach.

Es regnet dann noch, Schauer kommen Richtung Osten voran.

Morgen am Vormittag erste Schauer.

Am Nachmittag morgen gibt es örtliche Schauer und Gewitter

von Brandenburg bis nach Bayern.

20 bis 30 Liter pro qm können runterkommen.

Die Temperaturen:

Die nächsten Tage bringen trockenes Wetter.

Am Sonntag gibt es häufig Sonne.

Es gibt nur wenige Schauer im Osten und Nordosten.

Am Montag überall trocken.

Es geht weiter mit einem Dokumentar-Film,

der zeigt, wie wir die Anschläge vom 11.9.2001 erlebt haben.

tagesthemen morgen um 23.15 Uhr. Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 10.09.2021, 21:45 Uhr - CSU-Parteitag in Nürnberg: Söder stimmt Partei auf Wahlkampf-Endspurt ein

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (10.09.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Geschwister sind nie alleine, sie tragen den anderen im Herzen.

Das hat im Wahlkampfendspurt auch die Union erkannt.

Bislang war es so, dass die Schwester aus dem Süden

herzlos mit ihrer Verwandten umgegangen ist.

Da stichelte Markus Söder gegen die CDU und Armin Laschet.

Der letzte Stich kam vom CSU-Generalsekretär,

der noch gestern erklärte, mit Söder stünde man besser da.

Er meinte die Umfragen, die die Union hinter der SPD sehen.

Nun aber, auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg,

ist die Geschwisterliebe neu entfacht.

Weil die Angst umgeht,

nach dem Wahltag nicht mitregieren zu können.

Nadine Bader.

Hier kommt der starke Mann aus Bayern.

Der Kanzlerkandidat der Herzen, wie die CSU ihn nennt.

Doch auch die CSU muss bangen. Es droht eine Wahlschlappe.

Die Inszenierung auf dem Parteitag fulminant.

Inhaltlich setzt die CSU u.a.

auf steuerliche Entlastungen besonders für den Mittelstand.

Und auf Lagerwahlkampf. And on camp election campaign.

Viele Junge wissen nicht, was mit der DDR so war.

Aber es gibt nach wie vor viele Menschen in Deutschland,

die sind empört, dass SPD und Grüne mit den Linken regieren wollen.

Söder ruft auf zu Geschlossenheit. Gegen ein Linksbündnis.

Heute keine Sticheleien gegen Armin Laschet. Im Gegenteil.

Für alle Journalisten zum Mitschreiben:

Wir wollen Armin Laschet als Kanzler

statt Olaf Scholz oder Annalena Baerbock.

Gestern hatte der CSU-Generalsekretär im Spiegel erklärt,

mit Söder als Kanzlerkandidat stünden sie besser da.

Wiederholen wird er das nicht mehr.

Wir wollen, dass die Union stärkste Kraft wird

und Armin Laschet der nächste Bundeskanzler wird.

Der hatte auf die Seitenhiebe aus München gelassen reagiert.

Wir werden die nächsten 14 Tage dafür kämpfen.

Das ist die Kernfrage. Nicht hätte, wäre, könnte.

Sondern: Wer regiert ab dem 26.9. die Bundesrepublik Deutschland.

Ob Söder mit Angriffen gegen den Unions-Kanzlerkandidaten

zu den schlechten Umfragewerten beigetragen habe?

Eine Frage, die sie hier zwischen den Zeilen beantworten.

Es hat ein bisschen gedauert.

Er musste seine eigenen Ambitionen bewältigen.

Aber in den letzten Wochen ist er ein Unterstützer von Laschet.

Mir geht es um den Inhalt.

Dass das eine oder andere abgewogener im Vorfeld sein sollte,

will ich gar nicht ausschließen.

Am Ende gab es einen Dämpfer für Söder.

Wiedergewählt zum Parteichef.

Aber mit 87,6 % ein schlechteres Ergebnis als bei der letzten Wahl.

Sein Appell an die Delegierten für morgen:

Ich bitte euch,

dass wir Armin Laschet morgen einen tollen Empfang geben.

Ein Parteitag unter Hochspannung.

Für die Schwesterparteien geht es in zwei Wochen um die Frage:

Regierung oder Opposition.

Die angekündigte Trendumkehr und Söders Ergebnis.

Die Meinung des Chefredakteurs des Bayerischen Rundfunks,

Christian Nitsche.

Dieses Ergebnis hat Markus Söder nicht gefallen.

Fast 4 % weniger als vor zwei Jahren.

Das ist nicht die erwünschte Rückendeckung.

"Die Trendwende beginnt auf diesem Parteitag",

hatte die CSU angekündigt.

Noch ist sie nicht da, trotz der Rede Söders.

Seine Corona-Politik und sein Öko-Kurs,

beides überfordert manche an der Basis.

Söder hatte betont:

Ich bin ein Konservativer, modern und auf Höhe der Zeit.

Doch der Wandel der CSU kommt nicht überall an.

Der Schock über die schlechten Umfragewerte auch der CSU

brauchte offenbar ein Ventil.

Natürlich ist es eine Dummheit der Delegierten,

das Söder in der jetzigen Lage hinzureiben.

Jetzt braucht es geschlossene Reihen,

weil Armin Laschet schwächelt.

Apropos Laschet:

Die CSU wird ihn auf dem Parteitag zwar bauchpinseln, The CSU will brush his stomach at the party congress,

aber er ist für viele eine einzige Enttäuschung.

Dass er Söder bei der Kanzlerkandidatur abblitzen ließ,

wird nicht verziehen.

Söder hat dreimal so gute Umfragewerte wie Laschet.

Aber Umfragen zählen laut Laschet nichts.

Was für ein Selbstbetrug der CDU!

Der schlappe Wahlkampf von Laschet

ähnelte einer politischen Selbstverbrennung.

Die letzte Hoffnung der Union: die Warnung vor einem Linksrutsch.

Es drohe eine andere Republik, das Ende des Wohlstandes.

Wir oder der Untergang - so die Botschaft.

Der erste, der allerdings bei einer Wahlschlappe untergehen wird,

ist Armin Laschet.

Die Meinung von Christian Nitsche.

Morgen vor 20 Jahren geschah etwas Unvorstellbares.

Anschläge mit Bomben hatte es gegeben,

doch hier waren Flugzeuge die Waffen.

Die Terroristen suchten sich die größtmögliche Bühne,

vor der Weltöffentlichkeit: eine Live-Show des Grauens.

Es ist 8.46 Uhr Ortszeit,

als ein Flugzeug in den Nordturm des World Trade Centers einschlägt.

Viele glauben an einen Unfall.

Um 9.03 Uhr wird eine zweite Maschine in den Südturm gesteuert.

Millionen Menschen weltweit schauen live zu.

Eine halbe Stunde später stürzt ein Flugzeug ins Pentagon.

Teile des Verteidigungsministeriums stürzen ein.

Um 9.59 Uhr fällt der Südturm des World Trade Centers zusammen.

Eine halbe Stunde später stürzt auch der Nordturm ein.

Um 10.03 Uhr schlägt ein viertes Flugzeug

bei Shanksville auf einem Feld auf.

Weil sie wussten, was ihre Entführer vorhatten,

taten die Passagiere etwas Mutiges und opferten ihr eigenes Leben.

Claudia Buckenmaier.

"Schatz, hör mir genau zu. Mein Flugzeug wurde entführt.

Bitte sag den Kindern, wie sehr ich sie liebe.

Ich hoffe, ich seh dich wieder."

Flugbegleiterin CeeCee Ross Lyles' Abschied von ihrem Mann.

Die Weite von Pennsylvania, heute eine Gedenkstätte

für die 40 Menschen, die hier vor 20 Jahren starben.

Ein Nationalpark erinnert an sie.

Der gepflasterte Weg zeigt die Flugbahn der UA-Maschine 93.

Dann blicken die Besucher auf die Absturzstelle, unten am Waldrand.

Megan ist zum ersten Mal hier.

Sie arbeitete am 11. September im Kapitol in Washington,

einem möglichen Anschlagsziel.

Wir wussten, die anderen Flugzeuge waren runter.

Nur noch diese Maschine war in der Luft,

sie kam in unsere Richtung.

Ich stehe in der Schuld dieser Menschen.

Sie haben mein Leben gerettet.

Der Stein markiert den Einschlag.

Die Black Box dokumentiert das Drama der letzten Minuten.

Gordon Felt hat sich alles angehört.

Sein Bruder Edward gehörte wohl zu denen,

die versuchten, die Terroristen zu überwältigen.

* Cockpit-Geräusche *

Statt die Terroristen bestimmen zu lassen, wie sie sterben,

beschlossen sie zu kämpfen.

Sie stimmten darüber ab.

Das ist unglaublich, dass sie das taten.

Sie beteten gemeinsam. Dann griffen sie an.

Aufnahmen von 2001: ein Krater, viele kleine Überreste.

Das war das Bild, das sich den Rettungskräften bot.

Unter den ersten Fotografen vor Ort war Scott Goldsmith.

Die Geschichte hat ihn nie losgelassen.

Er erinnert sich an seine Eindrücke.

Wir wurden hingebracht und suchten nach Flugzeugteilen,

aber da war nichts, nur diese winzigen Metallteile.

Seit 20 Jahren fotografiert Scott die Menschen, die hierher kommen.

Für ihn ein besonderer Ort.

Es wird einem bewusst, wie dumm Hass ist.

Das ist für mich die Botschaft, die von hier ausgeht.

Er nimmt uns mit nach Shanksville.

Das Dorf, das alle mit dem Absturz der vierten Maschine verbinden.

Der Löschwagen, mit dem die Feuerwehrleute damals rausfuhren,

wird regelrecht gehütet.

Es kommt einem wie gestern vor.

Man wird das nicht mehr los.

Aber es geht nicht um uns, sondern um die 40 Opfer.

Mit 40 US-Flaggen erinnern sie an die, die sie Helden nennen,

wie Passagier Edward Felt.

Wir wollen nie wieder einen 11. September erleben.

Zugleich sehnen wir uns nach dem 12. September.

An dem Tag waren wir eins. Heute sind wir das nicht. Leider.

Die Gedenkstätte für Flug 93.

Eine Pilgerstätte,

ein Ruheplatz von 40 Menschen, die viele als Vorbild sehen.

Wir sprechen über die Folgen des 11. September.

Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Terrorismus: Georg Mascolo.

Schön, dass Sie im Studio sind. Guten Abend.

Die Anschläge haben die USA so verwundet,

dass sie zurückschlagen mussten.

Aber sie töteten nicht nur den Drahtzieher der Anschläge.

Sie riefen einen Krieg gegen den Terror aus.

Wobei der Anfang zunächst ein anderer ist.

Die US-Regierung sagte den Taliban:

Liefert bin Laden und die Drahtzieher aus.

Das tun sie nicht, und es kommt zum Krieg.

Aber man sieht schnell:

Die US-Regierung stand unter dem Einfluss der Neokonservativen

und interessierte sich deshalb für bin Laden und Afghanistan.

Und sie hatte eine andere Liste im Kopf.

Irak stand da ganz oben.

Sie bekämpfen nicht nur die Urheber des Anschlags.

Sie erliegen einer Illusion.

Alles, was sie für das Feindliche, das Böse erklären,

setzen sie Stück für Stück auf eine Liste.

Das könnten sie dann abarbeiten.

Die Hybris war einer der schlimmsten Fehler

in der Reaktion der US-Regierung.

Durch den Einmarsch der Amerikaner im Irak

konnte der IS erst richtig stark werden.

Hat der Westen nur befördert, was er bekämpfen wollte?

Im Irak ohne Frage.

Man kann zu keinem anderen Ergebnis kommen.

Es gab falsche Aussagen und Lügen über Massenvernichtungswaffen.

Die USA haben das Bild zu verbreiten versucht,

der Irak hätte mit den Anschlägen zu tun gehabt.

Es kommt zum Einmarsch im Irak.

Direkte Folge des Einmarsches im Irak

ist die Gründung des "Islamischen Staates".

Der ist eine besondere terroristische Organisation.

Religiöse Fanatiker und Anhänger von Saddam Hussein

mit geheimdienstlicher Ausbildung haben sich da gefunden.

Nur das hatte möglich gemacht, dass der "Islamische Staat"

eine so mörderische Konkurrenz für al-Qaida wurde.

Der Irakkrieg war ein entscheidender Fehler der 20 Jahre.

Sprechen wir über Afghanistan.

Auch dort könnte internationaler Terrorismus wieder erstarken.

Dazu holen wir unseren Korrespondenten Markus Spieker dazu.

Er ist aus Kabul dazu geschaltet.

Er kennt sich sehr gut in Afghanistan aus.

Einer der gesuchtesten Terroristen ist jetzt Innenminister.

Was hat das zu bedeuten?

Die Taliban haben gemacht, was jede Bewegung macht,

wenn sie Macht erringt:

Sie versorgt führende Personen mit den wichtigsten Posten.

Das sind bei den Taliban Kämpfer, Terroristen, Reaktionäre.

Die Taliban-Bewegung ist militant.

Die wenigsten können lesen.

Sie sind schon mit normaler Polizeiarbeit überfordert.

Ganz zu schweigen davon, ein Land zu regieren.

Es ist eine Herausforderung für die Taliban,

dass sie kaum Funktionseliten haben.

Sie werden auch Nicht-Taliban an der Regierung beteiligen müssen.

Wie werden sie regieren?

Die Taliban geben sich nach außen moderat.

Sie versprechen, Menschenrechte zu achten.

Was Sie beobachtet haben - kann man den Versprechen trauen?

Sicher nicht.

Es verging kaum ein Tag,

wo nicht ein Taliban etwas Schockierendes gesagt hätte.

Etwa zu Frauenrechten.

Frauen sollen keine Sport machen, nicht unterrichten,

zu Hause bleiben, Kinder kriegen, Burka tragen.

Das waren nur Verlautbarungen, keine Gesetze.

Die wichtigste Maßnahme

war das Verbot nicht genehmigter Demonstrationen.

Die Taliban wollen jetzt ihre Macht zementieren.

Das tun sie durch Präsenz auf den Straßen.

Heute in der Stadt sah ich viele Taliban-SUVs.

Auf den Ladeflächen sechs oder sieben Taliban, schwer bewaffnet.

Das schüchtert die Leute ein.

Immer weniger Menschen sind bereit, sich Taliban-kritisch zu äußern,

vor laufender Kamera - oder auch, wenn sie aus ist.

Uns internationalen Journalisten gegenüber

verhalten sich die Taliban freundlich, zurückhaltend.

Sie brauchen die finanzielle Unterstützung der westlichen Länder.

Danke, Markus Spieker.

Weil sie Unterstützung brauchen, Georg Mascolo,

versprechen sie, in Afghanistan keine Anschläge mehr vorzubereiten.

Das ist die Zusicherung,

die die Taliban den USA bei den Verhandlungen in Doha gegeben haben.

Aber die Personalie des Innenministers

kann man nicht überschätzen.

Er ist einer, von dem die UNO sagt:

Er ist Teil des erweiterten Führungskreises von al-Qaida.

Bei ihm kann man nicht mehr auseinanderhalten:

Taliban oder al-Qaida.

Taliban und al-Qaida werden vor Ort genug zu tun haben,

Macht zu konsolidieren.

Langfristig besteht ein Risiko:

Afghanistan könnte wieder zum Sehnsuchtsort werden

für Dschihadisten aus aller Welt.

Die versuchen dann, dorthin zu gehen

und mit Anschlagsplänen in die Heimatländer zurückzukehren.

Wir senden ja aus Hamburg.

Drei der vier Todespiloten des 11. Septembers

sind aus Hamburg nach Afghanistan gegangen.

Dort wurden sie von bin Laden persönlich auserkoren,

beim Terroranschlag die entscheidende Rolle zu spielen.

Solche Reisebewegungen zu verhindern,

wird entscheidend für die kommenden Monate und Jahre sein.

Was ist Ihre Bilanz, zwei Jahrzehnte nach 9/11

und nach dem Abzug in Afghanistan?

Stehen wir wieder dort, wo wir vor 20 Jahren begonnen haben?

Wenn ich nach Afghanistan schaue,

erinnert bedrückend viel an das, was ich damals gesehen habe.

Die größten Hoffnungen haben sich nicht realisiert.

Unsere schlimmsten Befürchtungen sind aber auch nicht eingetreten.

Nach dem 11. September sagten welche:

Wir werden regelmäßig solche Anschläge erleben.

Möglicherweise wird es schlimmer werden.

All das ist nicht eingetreten.

Wir werden weiter Terrorismus erleben.

Er wird Leidensprüfung für die Gesellschaft bleiben.

Wenn Sie nach meiner persönlichen Bilanz fragen:

Bedrückend ist, dass zur militärischen Niederlage

eine moralische ungeheuren Ausmaßes kommt.

Wir haben Menschen im Stich gelassen.

Die haben an ein anderes Afghanistan geglaubt.

Sie sind dafür an unserer Seite eingetreten.

Jetzt zittern sie in Kabul bei jedem Klopfen an ihrer Tür,

weil sie nicht wissen, ob es die Taliban sind.

Ich hätte mir nicht vorstellen können,

dass das das Ergebnis nach 20 Jahren sein würde.

Danke für Ihre Einschätzung, Georg Mascolo. Gern.

Zur Pandemie, die öfter den Beinamen "der Ungeimpften" trägt.

Die Geimpften kehren zur alten Normalität zurück.

Zu ihnen können wir jetzt auch Schwangere und Stillende zählen.

Ihnen empfiehlt die STIKO nun auch eine Impfung.

Während den Geimpften mehr Freiheiten gewährt werden,

müssen Ungeimpfte draußen bleiben.

Und sollen für ihre Impfunwilligkeit bezahlen.

Denn sie sollen in Quarantäne nicht mehr weiter Lohn bekommen.

Klaus Weidmann über ein umstrittenes Stopp-Schild für die,

die sich dem Impfen widersetzen.

Seit Beginn der Pandemie gehen Bürger auf die Straße

und protestieren gegen die Corona-Politik.

Das Thema drohte Deutschland zu spalten.

Mittlerweile sind über 60 % der Bundesbürger geimpft.

Das reicht nicht.

Die Länder sind gefragt, zuständig für Gesundheitspolitik.

Sie wollen jetzt den Impfmuffeln an den Kragen. They now want to get on with those who don't like vaccination.

Wir sind davon überzeugt:

Wer sich impfen lassen kann, muss Eigenverantwortung annehmen,

nicht die, die aus medizinischen Gründen etwa ausgenommen sind.

Sie müssen entscheiden: Wollen sie sich doch noch impfen lassen?

Wer sich nicht impfen lässt,

soll für die Zeit der Quarantäne keine Entschädigung mehr bekommen.

In Rheinland-Pfalz tritt die Regelung ab 1. Oktober in Kraft,

in Baden-Württemberg ab Mittwoch.

NRW stellt die Entschädigung für Ungeimpfte ab 11. Oktober ein.

Andere Länder ziehen nach.

Personen, die ein Impfangebot nicht annehmen,

dass für sie nicht die Allgemeinheit einstehen kann.

Es ist folgerichtig:

Alle haben ein Impfangebot bekommen

und Entschädigungen für Quarantänen werden zurückgefahren.

Das ist der richtige Schritt.

Auch Berlin ist dafür, gibt aber zu bedenken:

Es ist ein sensibler Bereich, das muss man zu Ende denken.

Haben alle ein Angebot bekommen?

Was ist mit Geimpften,

die auch in Quarantäne müssen, weil sie Kontaktpersonen sind?

Man muss sich genau ansehen, wie ein Vorgehen formuliert wird.

Kritiker sagen:

Wenn Infizierte Lohnkürzungen in Kauf nehmen müssten,

wirke das wie eine Bestrafung.

Sie würden nicht in Quarantäne gehen.

Damit gefährdeten sie sich und Kollegen.

Karl Lauterbach hält nichts von dieser Länderinitiative.

Das ist der Versuch, Impfpflicht durch die Hintertür einzuführen.

Das lässt sich leicht aushebeln.

Kontaktpersonen werden häufig nicht mehr in Quarantäne gehen.

Zumal die Kontaktverfolgung in Bundesländern wie NRW

weitestgehend eingestellt ist.

NRW-Ministerpräsident Laschet wollte sich heute dazu nicht äußern.

Es gibt nun mal Themen,

die eignen sich nicht für den Wahlkampf.

Dazu gehören auch Sanktionen gegen Impfgegner.

Die Pandemie ist erst zu Ende, wenn überall auf der Welt

die Menschen ausreichend Impfstoff erhalten.

Während in Deutschland Termine für Auffrischungen vergeben werden,

ist ein ganzer Kontinent ungeschützt der Pandemie ausgeliefert:

Die WHO hat erklärt:

Das Ziel, bis Monatsende 10 % der Menschen in Afrika zu impfen,

werde nicht erreicht.

Es fehlt nicht nur am Serum, sondern auch an Aufklärung,

wie Carolin Hoffmann berichtet.

Kimana, ein Dorf im Westen Kenias.

Die Massai, die hier leben, sollen gegen Corona geimpft werden.

Doch sie weigern sich.

Bevor ich das nehme, möchte ich wissen, warum sie

mich nach meinen Angehörigen fragen?

Für mich heißt das, wegen des Impfstoffs verkürzt sich Dein Leben.

Dass der Impfstoff aus dem Ausland kommt,

ist ein weiterer Grund, warum viele Gespräche nötig sind.

Eine große Herausforderung.

Die Menschen glauben, dass dies ein Weg ist,

das Land erneut zu kolonialisieren.

Indem sie die Geburt von Kenianern kontrollieren.

Misstrauen gegenüber dem Ausland, Gerüchte und viele Sorgen

gibt es nicht nur auf dem Land, auch in den Städten wie Nairobi.

Wir hören, dann können wir keine Kinder mehr bekommen.

Ich brauche das nicht, denn ein Kollege sagte mir,

wer geimpft wird, ist danach eine Woche krank.

Deshalb habe ich Angst.

Bessere Aufklärung über die Impfung und mögliche Reaktionen

fordert auch die Afrikanische Seuchenschutzbehörde.

Es gibt einen Grund, warum man zurückhaltend informiert:

Es fehlt an Impfstoff.

Als die Impfungen auf den Markt kamen,

wussten die afrikanischen Länder, dass sie keine bekommen würden.

Deshalb gab es keine Informationen für die Bevölkerung.

Wir können den Menschen nicht sagen, wie hilfreich die Impfung ist,

wenn wir sie nicht anbieten können.

Da schaffen wir eine Nachfrage und können sie nicht bedienen.

Das ist immer noch so.

Im Krankenhaus von Machakos in der Nähe von Nairobi

gibt es an diesem Tag den Impfstoff von AstraZeneca.

Viele Menschen stehen Schlange.

Aber es kommt immer noch zu wenig an. In fast allen afrikanischen Ländern.

Erst rund 3 % der Bevölkerung sind voll immunisiert.

Während es in Europa und den USA schon um Auffrisch-Impfungen geht.

Es ist eine Impfstoff-Apartheid.

Eine weltweite Diskriminierung, in der einige Länder alles haben.

Diesen Eindruck teilen viele,

denn der Kontinent ist abhängig von Spenden.

Hinzu kommt:

Viele reiche Regierungen reservierten die Impfdosen

für dieses Jahr für sich.

Und teilen nur schleppend mit den ärmeren Staaten,

im Rahmen der Covax-Initiative.

Auch wenn in Afrika jetzt mehr geimpft werden kann,

genug Impfstoff gibt es lange noch nicht.

In den USA steht genügend Impfstoff zur Verfügung,

vollständig geimpft sind aber nur 54 % der Bevölkerung.

US-Präsident Biden hat neue Pläne angekündigt.

Weitere Nachrichten mit Constantin Schreiber.

Mitarbeiter großer Unternehmen sollen nach Plänen des US-Präsidenten

zur Impfung oder regelmäßigen Tests verpflichtet werden.

Biden sagte, es sei frustrierend, dass 80 Mio. Amerikaner

noch nicht geimpft seien, obwohl Impfungen zur Verfügung stünden.

Kritik an den Plänen kam von den Republikanern.

Dänemark hat die letzten Corona-Beschränkungen aufgehoben.

Besucher von Großveranstaltungen und Discos müssen nicht mehr nachweisen,

dass sie geimpft, genesen oder getestet sind.

Die Maskenpflicht wurde bereits schrittweise zurückgefahren.

Die Regierung begründete ihre Entscheidung mit der hohen Impfquote.

Mehr als 83 % der über 12-Jährigen sind vollständig geimpft.

Drei Monate nach der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt

steht das künftige Regierungsbündnis.

Nach SPD und CDU hat auch die FDP der Dreier-Koalition zugestimmt.

Am Montag soll der Koalitionsvertrag unterzeichnet werden.

Am Donnerstag tritt der Landtag zusammen,

um Reiner Haseloff (CDU) wieder zum Ministerpräsidenten zu wählen.

Der Bundesrat hat einige Beschlüsse gefasst.

Darunter die Freigabe der Hilfen für die Opfer der Flutkatastrophe

in NRW und Rheinland-Pfalz.

Bis zu 30 Mrd. Euro stehen damit zur Verfügung.

Betroffene Haushalte und Unternehmen

erhalten bis zu 80 % des Schadens, in Härtefällen auch mehr.

Im Libanon gibt es nach einem Machtkampf wieder eine Regierung.

Präsident Aoun und Ministerpräsident Mitaki

einigten sich auf ein Kabinett, dem 24 Minister angehören.

Die frühere Regierung trat nach der Explosion im Hafen von Beirut zurück.

Seither verhinderten Rivalitäten eine Regierungsbildung.

Der Libanon erlebt eine schwere Finanzkrise.

Die britische Chemikerin Clare Grey ist in Hamburg mit dem Körber-Preis

für europäische Wissenschaft ausgezeichnet worden.

Sie erforscht an der Uni Cambridge neuartige Batterietypen,

die besonders effizient, sicher und schneller ladbar sind.

Leistungsstarke Batterien gelten als Grundlage,

um die Klimaziele zu erreichen.

Der Preis ist mit 1 Mio. Euro dotiert.

Fehlt jetzt noch das Wetter, Claudia, mach uns gute Laune.

Das würde ich gern.

Ab morgen Nachmittag und Sonntag geht das.

Morgen gibt es noch mal Schauer und Gewitter über dem Osten.

Dann ist mehr Sonne da.

Am Sonntag gibt es mehr Sonne für alle.

Dickere Wolken gibt es in NRW, Niedersachsen und Brandenburg.

Im Augenblick sind kräftige Schauer und Gewitter unterwegs.

Vor allem in Niedersachsen.

Nördlich von Lüneburg gab es 50 Liter Regen pro qm in einer Stunde.

In Hamburg gibt es noch kräftige Gewitter und Schauer.

Die Regengüsse lassen in der Nacht nach.

Sie gehen in Schauer über.

In der zweiten Nachthälfte lässt es insgesamt nach.

Es regnet dann noch, Schauer kommen Richtung Osten voran.

Morgen am Vormittag erste Schauer.

Am Nachmittag morgen gibt es örtliche Schauer und Gewitter

von Brandenburg bis nach Bayern.

20 bis 30 Liter pro qm können runterkommen.

Die Temperaturen:

Die nächsten Tage bringen trockenes Wetter.

Am Sonntag gibt es häufig Sonne.

Es gibt nur wenige Schauer im Osten und Nordosten.

Am Montag überall trocken.

Es geht weiter mit einem Dokumentar-Film,

der zeigt, wie wir die Anschläge vom 11.9.2001 erlebt haben.

tagesthemen morgen um 23.15 Uhr. Bis dann.

Copyright Untertitel: NDR 2021