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2021 from Youtube, Nachhaltig leben – warum ist das so schwer?

Nachhaltig leben – warum ist das so schwer?

Hi! Heute ein Beitrag über Nachhaltigkeit und Politik. Was ist Politik, oder:

Worum geht es beim politischen Handeln? Dazu, vorweg, ein Zitat von Hannah Arendt,

die ich hier ja schon das eine oder andere Mal behandelt haben und die ich heute auch noch

das eine oder andere Mal erwähnen werde. Also los!

»[...] im Mittelpunkt der Politik steht immer die Sorge um die Welt [...] – und

zwar die Sorge um eine so oder anders beschaffene Welt, ohne welche diejenigen,

welche sich sorgen und politisch sind, das Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.«

Politik ist, in diesem weitesten Sinne,

unser Handeln infolge der Sorge um die Welt als gemeinsamer Lebensraum.

Und dabei spielt Nachhaltigkeit eine tragende Rolle. Zu diesem Thema durfte

ich vor einer Weile, bei der Langen Nacht der Politik in Düsseldorf, einen Vortrag halten.

Eingeladen wurde ich von der Konrad-Adenauer-Stiftung wegen

meines Bezugs zur Philosophie, die ja stets ihren Teil zur Politik beizutragen hat – obwohl ich wohlgemerkt kein

»Philosoph« bin, sondern Philosophie-Studierender. Ich studiere seit 2016 in Teilzeit und remote,

also von Zuhause aus, lange bevor das alle gemacht haben,

bevor es »cool« geworden ist (oder: notwendig).

Beruflich bin ich, wie hier bekannt sein dürfte,

im Sachen Content Creation aktiv, das heißt: Ich kreiere digitale Inhalte wie Blogtexte,

YouTube-Videos, Online-Kurse – und über meine Inhalte ist die Konrad-Adenauer-Stiftung

auf mich aufmerksam geworden. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Aber... Als ich

gefragt wurde, ob ich nicht einen Vortrag halten könne zum Thema Nachhaltigkeit, und zu der Frage

»Warum sind nicht alle Menschen einfach nachhaltig?«

– da habe ich mich ertappt gefüllt. Denn einen nachhaltigen Lebensstil zu führen,

das ist bei mir persönlich gerade so 'n bisschen

aus dem Fokus gerückt... thematisch. Dafür gibt es keine Entschuldigung.

Der anthropogene, also menschengemachte Klimawandel ist ein reales, ernstes und

verdammt nochmal drängendes Problem, das wir nicht mit der einen Lösung angehen,

als wenn da noch was auszudiskutieren wäre, mit welcher Lösung wir denn am besten fahren.

Stattdessen müssen wir alles tun, um den Schaden – der ja bereits angerichtet ist

und der nicht mal mehr gering zu halten ist – um diesen Schaden irgendwie abzufedern.

Nochmal: Es gibt keine Entschuldigung, die Klima-Katastrophe, deren Auswirkungen wir ja

gegenwärtig miterleben, nicht als solche anzusehen: Eine Katastrophe, die wir

uns selbst eingebrockt haben und für die wir Verantwortung tragen.

Um die wir uns kümmern müssen.

Aber ich will trotzdem den Versuch einer Erklärung geben, warum ich selbst zurzeit

wohl kein gutes Vorbild bin. Das hängt nämlich, rede ich mir ein, ausgerechnet damit zusammen,

dass ich vergangenes Jahr zum ersten Mal Vater geworden bin. Dabei sollte

doch gerade das Vater-Werden dazu beitragen, Vorbild sein zu wollen.

Aber dann sind wir umgezogen, dann sind wir in diesem Jahr nochmal umgezogen, und dann

bin ich nochmal Vater geworden. Meine Frau und ich, wir sind sehr happy, aber müde.

Apropos, bevor hier irgendwer einschläft, weil ich nicht zum Punkt komme, mal kurz der Fahrplan für

die nächsten paar Minuten. Denn da gibt's nämlich viel mehr als nur einen Punkt, zu dem zu kommen wäre...

Ich will mein Leid klagen, Punkt 1. Damit bin ich fast fertig. Dann werde ich die

Ausgangsfrage ablehnen, Punkt 2, und ein anderes Thema vorschlagen. Dann will ich darüber reden,

weil das – wie ich finde – das eigentliche Problem mit der Nachhaltigkeit ist. Punkt 3.

In Punkt 4 seziere ich dieses Problem und zeige, warum herkömmliche Lösungen nicht

funktionieren. Dann versuche ich, Punkt 5, krampfhaft, der Philosophie eine Lösung zu

entringen. Weil ich ja Philosophie studiere und in den anderen Bereichen noch weniger Ahnung habe.

Und dann will ich euch, Punkt 6, von der Brillanz dieser Lösung überzeugen.

Damit gebe ich nach ein paar Minuten auf – und den Rest

klären wir dann in den Kommentaren. Ich freu' mich auf die Diskussion.

Nochmal zurück zu meiner Frau und mir. Ich weiß gar nicht, ob es zeitgemäß ist, von

»meiner« Frau zu sprechen. Damit will ich keinerlei Besitzansprüche ausdrücken. Wir sind beide »woke«.

Denk' ich.

Jedenfalls haben wir beide durchaus die Ambition, nachhaltiger zu leben.

Aber wir hatten seit jeher Schwierigkeiten damit, auf Worte auch Taten folgen zu lassen. Und in

letzter Zeit reden wir seltener über das Thema Nachhaltigkeit. Vermutlich weil wir beide merken,

dass uns jetzt gerade erst recht die Kraft dazu fehlt, es durchzuziehen.

Verdrängung!

Klarer Fall von Verdrängung!

In der heißesten Umzugsphase, die zufällig in die verschneiteste Winterwoche fiel – wieder

keine Entschuldigung, nur Kontext – da hat das sogar mit der Mülltrennung zuweilen

nicht mehr richtig geklappt.

Dabei war das für mich immer eine tragende Säule meiner deutschen Identität,

Na ja. Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick schon sehr persönlich.

Und inzwischen umso mehr, wenn ich die Kinder nicht mit Stoff wickele,

sondern mit irgendwelchen Windeln, von denen ich nicht mal überprüft habe, ob da

wenigstens ein beruhigendes Umwelt-Label drauf ist... ich nehme an: ja, aber was hieße das schon?

Nachhaltigkeit ist bei uns ausgerechnet in diesen krassen

Jahren 2020/21 in den Prioritäten nach unten gerückt. Das darf doch nicht sein. Überhaupt,

wer mehrere »Prioritäten« hat, hat keine richtige Priorität.

Von der Politik, »da oben«, wünsche ich mir eine klare Priorität – die Klimakrise

in den Griff kriegen, was sonst? Ohne Wenn und Aber, ohne Abwägen,

ob die Wirtschaft das denn aushält. Andersherum, also das Klima der Wirtschaft unterordnen,

ha'm wir ja lange gemacht, hat uns den Mist eingebrockt, also bitte, umdenken, da oben.

Aber wälzt das doch bitte nicht auf mich ab, auf uns, die wir uns hier mit Nachhaltigkeit befassen müssen.

Meine Prio sind gerade diese beiden Kiddies.

»Die Kinder am Kacken halten«, wie mein Vadder so schön zu sagen pflegt.

Das eine der beiden ist inzwischen so aktiv,

dass es die chaotische Macht des Universums, diesen »Drang nach Unordnung«, Entropie – oder

wie das heißt – zu uns in die Wohnung holt und Chaos stiftet. Es ist mir unerklärlich,

wie zwei Erwachsene mit dem Ziel, die Wohnung in Ordnung zu halten,

völlig abloosen gegen so 'n kleines Wesen, dass ja nicht mal das erklärte Ziel verfolgt,

die Bude komplett auf den Kopf zu stellen.

Sondern einfach nur den Ideen nachgeht, die in dem Köpfchen so aufplöppen.

Den Schuhschrank ausräumen, mit dem Papiermüll spielen, Müsli verteilen.

Was man so macht. You gotta do what you gotta do.

Das andere Kind liegt noch etwas passiv herum, wie so 'ne Frikadelle,

die sich immerhin selbst meldet, wenn sie gewendet werden will.

Also... ja, wo war ich?

Nachhaltigkeit! Ja.

Ich kann darüber ein Klagelied singen.

Das hab' ich jetzt getan, das war Punkt 1... Aber darüber reden?

Ich kann ja nicht mal in Ruhe darüber nachdenken,

warum Menschen nicht einfach nachhaltig sind? Mein erster Impuls war, die Frage zu googeln.

Tatsächlich keine so schlechte Idee.

Im Internet gibt's Antworten,

auf genau diese Frage, viele sogar. Das ist ja das Schöne an wirklich ambitioniert nachhaltig

lebenden Menschen, dass die so mitteilsam über ihren Lebensstil sind. Geradezu aufdringlich.

Haben scheinbar kein anderes Thema – und schreiben das Internet damit voll.

Ist natürlich nix anderes, als Menschen, die ihren sportlichen Lebensstil kundtun, oder

die lieber über Netflix oder Gaming reden, weil das eben ihr Loifstyle ist. Oder junge Eltern,

die über nix anderes als ihre Blagen klagen. Aber na ja, wenn etwas unser schlechtes

Gewissen triggert, dann fällt uns das einfach mehr auf. Uns Ewig-Gestrigen. Uns Sünder*innen.

Mit Genderstern! Noch so ein Reizthema.

Also habe ich mal reingelesen,

in diese Blogbeiträge, in denen es um die Schwierigkeiten des nachhaltigen Lebens geht.

Hier mal direkt die Top 3 Gründe, warum nicht alle Menschen einfach nachhaltig sind:

Erstens: Es ist anstrengend. Nachhaltiges Zeug recherchieren,

Umwege beim Einkaufen, eigene Behälter mitschleppen,

vielleicht sogar eigene Tomaten züchten. All das kostet viel Zeit und Kraft.

Zweitens: Es ist peinlich. Es fällt einfach auf. Die Leute stellen dann Fragen,

wundern sich, warum denn alles so umständlich gemacht werden muss. Achso, Nachhaltigkeit – ja...

wenn du meinst, da als einzelne Person was reißen zu können, nimm' dich ruhig so wichtig, wa?

Drittens: Es ist teuer. Es kostet nicht nur Zeit und Kraft, sondern auch Geld,

dieser ganze nachhaltige Kram. Der neueste Tesla zum Beispiel

ist bestimmt 'n nachhaltiges Auto. Kostet nur halt ein überdurchschnittliches Jahreseinkommen.

Ungefähr, ich hab' keine belastbaren Zahlen.

Im Supermarkt jedenfalls da sind doch die nachhaltigeren Produkte

immer noch die teurereren. Darum geht's mir. That's my point.

Der Hauptgrund hinter oder über all diesen Gründen ist natürlich der,

dass zu wenige mitmachen; dass nachhaltig lebende Menschen eine Minderheit sind.

Und Minderheiten haben's tendenziell schwerer. Schon der Genderstern wird ja absurderweise gerne

mit dem Argument abgelehnt, dass die Mehrheit ihn für überflüssig hält. Ach was? Überraschung.

Da hätten wir jedenfalls ein paar Antworten auf die Frage, warum nicht alle Menschen

einfach nachhaltig sind, oder nachhaltig leben. Zusammengefasst: Weil es einfach zu wenige sind.

Weil den meisten Menschen die Zeit, die Kraft, der Mut, das Budget dafür fehlt.

So.

Das sind 'n paar Antworten, aber ja noch keine Lösungen zum eigentlichen Problem.

Schon die Frage lenkt ja weg vom eigentlichen Problem, liebe Konrad-Adenauer-Stiftung. Und deshalb

hab' ich die Ausgangsfrage auch abgelehnt – oder: abgelegt, beiseite gestellt, Punkt 2 abgehakt.

…und will endlich auf das eigentliche Problem zu sprechen kommen. Das eigentliche

Problem ist ja: Warum handeln nicht einfach alle Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit?

Klingt sehr ähnlich wie die Ausgangsfrage.

Der feine Unterschied wird im Folgenden (hoffentlich) klar.

Die vorläufige These lautet:

Je mehr einzelne Menschen ein Bewusstsein für

und Verständnis von Nachhaltigkeit und dem Erreichen derselben entwickeln,

desto einfacher wird es, nachhaltig zu leben.

Und darum müssten wir uns gegenseitig zu einem solchen Lebensstil motivieren – nicht in erster Linie

dem nachhaltigen Lebensstil selbst, sondern einem Lebensstil,

der nach Bewusstsein und Verständnis rund um das Thema Nachhaltigkeit strebt.

Das ist das eigentliche Problem, die persönliche Herausforderung, die hiermit etabliert sei.

Das war auch schon Punkt 3. Ich hoffe, ihr seid noch dabei, bin zur Hälfte durch.

Ungefähr. Ich verspreche, eine Lösung zu präsentieren, die zumindest mir

eine neue Motivation beschert hat. Aber es ist ja nicht so, als gäbe es noch keine Argumente,

um uns persönlich in die Pflicht zu nehmen.

Schauen wir uns diese Argumente also einmal kurz an

und überlegen, warum diese Argumente offensichtlich nicht hinreichend ziehen.

Im Wesentlichen sind es zwei Argumente, die wir immer wieder bemühen, wenn es um die

Nachhaltigkeit der Einzelnen geht, bzw. um deren übermäßigen Konsum, der eben nicht nachhaltig sei.

An dieser Stelle sollten wir anerkennen, dass unser Kernbegriff,

»Nachhaltigkeit«, alles andere als eindeutig definiert ist und im Spannungsfeld von unzähligen

Aspekten steht. Vermutlich haben wir alle teils sehr unterschiedliche Vorstellungen davon,

was mit »Nachhaltigkeit« gemeint ist, während wir fleißig darüber streiten,

als sei es klar. Das ist Teil des eigentlichen Problems. Zu wenig Verständnis.

Als eine Definition ziehe ich hier die von Brian Barry zurate, der 1999 schrieb,

das Kernkonzept der Nachhaltigkeit bestehe darin, dass es ein X gibt, dessen Wert,

soweit es in unserer Macht stehe, bis in die unendliche Zukunft erhalten werden solle.

Das führt prompt zur Frage: Was ist dieses X? Barrys eigener Vorschlag lautet,

das X als eine »Chancengleichheit zwischen den Generationen« zu verstehen. Demnach

ist Nachhaltigkeit also eine Bewahrung der Chancengleichheit zwischen den Generationen.

Die pointierte Gegenüberstellung der folgenden Argumente habe ich übrigens nicht selbst

ersonnen. Sondern, ich bin beim Recherchieren über einen Fachartikel des US-amerikanischen Philosophen

Paul Voice gestoßen, den ich hier in seinen Kernaussagen mal kurz wiedergeben will. Auch die

Nachhaltigkeitsdefinition von Brian Berry habe ich bei Voice gefunden.

Also, da hätten wir das rationale Argument.

Das rationale Argument appelliert an unser Eigeninteresse und unsere Vernunft.

Es sei doch nur in unserem Sinne und vernünftig, nicht heute verschwenderisch mit Dingen umzugehen,

die wir in absehbarer Zukunft noch brauchen könnten. Ein verschwenderischer Umgang mit

begrenzten Ressourcen kann selbstzerstörerisch sein –

und wer will sich schon den Vorwurf machen, so unvernünftig zu handeln?

Das Problem mit diesem Argument ist, dass der von uns angerichtete Schaden ja meist

gar nicht uns persönlich trifft – sondern irgendwelche armen Seelen außer Sichtweite.

Die Konsequenzen unseres ungezügelten Konsums sind räumlich und zeitlich derart verzerrt,

dass es manchen Menschen durchaus »vernünftig«

erscheint, eben nicht nachhaltig zu leben, sondern aus dem Vollen zu schöpfen.

Wer diese Art von kalter, selbstbezogener Vernunft vertritt, wird auch nicht mit dem

Argument zu überzeugen sein, dass es ja auch eigene Landsleute oder gar die eigenen

Nachkommen treffen könnte. So what?

Von daher reicht das rationale Argument nicht aus. Was haben wir noch?

Das moralische Argument appelliert an unsere Pflicht gegenüber den Mitmenschen,

mit denen wir in einer geregelten Gemeinschaft leben,

in einem Sozial- und Rechtsstaat. Und mit jedem Recht, das uns zugestanden wird,

geht eben auch die Pflicht einher, dasselbe Recht bei anderen Menschen anzuerkennen.

Auch das ist wieder eine sehr rationale Einsicht, die jedoch über die reine Vernunft hinausgeht –

und unser Gefühl anspricht, unser Empfinden für Gerechtigkeit. Damit hat das moralische

Argument aber auch einen Charakter, der sehr viel mehr Imperativ ist, als das rationale Argument.

Und so, wie Vernunft kalt sein kann, können Gefühle aufheizen – immer dann,

wenn der imperative Ton, der im moralischen Argument mitschwingt,

als Aufforderung oder gar Befehl empfunden wird, die eigene Freiheit einzuschränken.

What – the – fuck! ? Ich persönlich will doch nur mein Leben auf die Kette zu kriegen! Was kann ich denn dafür,

wenn mir die Konzerne mir ihren ganzen schädlichen Scheiß aufzwingen?

Soll ich jetzt dafür verantwortlich sein, beim Einkaufen irgendwie jede Packung

dreimal umzudrehen, oder wat! ? Da hab' ich keine Zeit für. Ich muss Geld verdienen, die Miete zahlen, die Kinder versorgen.

Wie soll das bitte gerecht sein, mich jetzt hier so in die Pflicht zu nehmen, he! ? Das moralische Argument ist eine schöne Idee, es stößt im realen Leben aber mehr Debatten an, als es zu Lösungen beiträgt.

Und damit beschließe ich Punkt 4,

die Sezierung des Problems und bisheriger Lösungen bzw. Argumente.

Was braucht unsere Lösung denn? Sie sollte nicht an die Vernunft appellieren,

denn so vernünftig sind wir nicht. Zumindest nicht mit Blick auf die Zukunft

und das Gemeinwohl und so abstrakte Sachen.

Eine gute Lösung muss A) uns selbst betreffen, uns höchstpersönlich,

die wir uns bekanntlich am nächsten stehen.

Eine gute Lösung muss B) fürs Hier und Jetzt relevant sein, und sollte einen möglichst

kurzen Feedback-Loop haben. Wir wollen am besten morgen schon die Früchte unserer

heutigen Maßnahmen ernten. Amazon-Prime-Kunden vielleicht heute Abend schon. Wir wollen am

eigenen Leib und Leben spüren, dass es was bringt, sich mit Nachhaltigkeit zu befassen.

Und eine gute Lösung sollte uns C) bloß nicht in unserer Freiheit einschränken.

Wer will sich schon Verboten beugen? Tun wir in der Praxis zwar den lieben langen Tag,

aber ok. Stark wäre stattdessen doch eine Lösung, die uns in unserer Freiheit sogar fördert,

die uns unser ganzes Potential ausschöpfen lässt. Das wär'... noice. Schauen wir mal…

Damit komme ich zu einer Philosophin, für die Freiheit ein großes Thema war.

Und zwar, natürlich, die eingangs zitierte Hannah Arendt. Ok, eigentlich

war sie gar keine Philosophin oder wollte sich zumindest nicht als solche verstanden wissen,

sondern als politische Theoretikerin. Passt auch besser zur »Langen Nacht der Politik«.

Doch das Werk, das ich jetzt heranziehe, gilt nunmal als philosophische Schrift – und sogar

als Hannah Arendts philosophisches Hauptwerk.

Es trägt den Titel: Vita activa oder Vom tätigen Leben.

Darin beschreibt Arendt die drei Grundtätigkeiten des Menschen;

die drei Arten von Tätigkeiten, die uns als Menschen oder als vollwertige Personen

erst ausmachen. Nicht in dem, »was« wir sind, sondern »wer« wir sind.

Anders gesagt: Ohne die das Menschsein nicht verwirklicht ist.

Wichtig, wenn ich die drei Grundtätigkeiten in ihren Grundzügen gleich ganz grob beschreibe, dann sind damit

keine konkreten Tätigkeiten gemeint, wie Backen, Töpfern, Vorträge halten. Die drei Arten von

Grundtätigkeiten, die Arendt beschreibt, sind Dimensionen, von denen ein und dieselbe

Tätigkeit mehrere innehaben kann. Klingt kompliziert, ist es nicht, sehen wir gleich.

Die drei Grundtätigkeiten des Menschen sind für Arendt das Arbeiten (im Sinne von »labour«),

das Herstellen (im Sinne von »work«) und das Handeln (im Sinne von »act«).

Arbeiten umfasst alle lebensnotwendigen Tätigkeiten. Alles, was dazu dient,

unsere biologischen und existenziellen Bedürfnisse zu erfüllen, fällt unter Arbeit. Ernährung,

Fortpflanzung, Konsum, Arbeiten um der Miete willen, all sowas. Arbeit hat immer etwas

Naturverbundenes, etwas Zyklisches, ein ewiger Kreislauf, der uns durchs Leben begleitet.

Herstellen betrifft den Schritt von der Natur zur Kultur, zum Erschaffen der Welt,

wie sie uns seit Menschengedenken umgibt und kraft unseres Herstellens in einem stetigen Wandel ist,

den wir auch gerne »Fortschritt« nennen. Alles, was nicht lebensnotwendig, aber

»nice to have« ist, alles Verdinglichen, aber auch Sinn-Stiften fällt in diesen Bereich.

Der herstellende Mensch, oder Homo Faber, ordnet alle Natur und Welt seinen Werken

und Zwecken unter – und kann dabei nicht nur erschaffend, sondern auch sehr zerstörerisch sein.

Handeln ist das, was uns hier zusammenbringt.

Sofern du nicht nur diesen Beitrag konsumierst und »Gefällt mir« drückst, sondern auch kommentierst.

Beim Handeln geht es um uns als einzigartige, aber zahlreiche

solcher einzigartigen Individuen, die ihr gemeinschaftliches Miteinander aushandeln.

Nicht ein für allemal, sondern ständig, fortlaufend. Zeit unseres gesellschaftlichen Lebens.

Verhalten ist passiv. Handeln ist aktiv, ist Teilnahme und Mitgestaltung, ein demokratischer

und freiheitlicher Akt – und das, was uns in unserer Menschlichkeit erst vollends entfaltet.

Wer zur falschen Zeit am falschen Ort lebt und das falsche Geschlecht hat – sagen wir:

Dezember 2021, Afghanistan, weiblich – muss damit rechnen, mindestens einer dieser drei

Grundtätigkeiten beraubt zu werden oder effektiv schon darum beraubt zu sein.

Wem das Mitreden im öffentlichen Raum versagt wird, wer sich weder zeigen noch teilnehmen darf,

am gesellschaftlichen Diskurs, kann nicht Handeln und Sprechen im Sinne Arendts;

ist ein um die eigene Menschlichkeit beraubtes Wesen.

Aber auch, wer zwar dem kreativen Schaffen in aller Freiheit frönen kann und Kunst erschafft,

das Herstellen potentiell bedeutsamer Werke zur Perfektion betreibt, bleibt damit ein in seiner

Menschlichkeit nicht voll verwirklichtes Wesen, wenn es nur im Verborgenen geschieht.

Werke gewinnen erst an Bedeutung, indem sie wahrgenommen werden. Herstellen und

Handeln verhalten sich zueinander, wie Werk und Wirkung. Auch wenn Hannah Arendt

auf die Frage nach der eigenen Wirkung eher amüsiert reagiert.

Jetzt fragen Sie über die Wirkung. Es ist, also, wenn wir auf die erste Frage

zurückkommen und wenn ich ironisch reden darf: Es ist eine männliche Frage.

Männer wollen immer furchtbar gern wirken.

Okay. Ich mach' mal... weiter.

Wer, zuletzt, nach zehn Stunden harter Schufterei nach Hause kommt,

nur noch schnell was essen und sich dann vom Fernsehen in den Schlaf lullen lassen kann,

ist komplett in der ersten Art von Tätigkeit gefangen: Arbeit und Konsum. Lebenserhaltende Maßnahmen.

Wer ausschließlich in diesem Modus existierte, wäre laut Arendt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier.

Es handelt sich wie gesagt um Dimensionen, von denen wir uns mit gewissen Aktivitäten stets

in mehreren gleizeitig bewegen können.

Wenn sich solche imaginären Arbeitstiere ums Wasserloch versammeln, also...

bei der Kaffeemaschine auf der Arbeit z. B., und dort miteinander ins Gespräch kommen,

dann kann darin schon wieder eine Tätigkeit des Handelns liegen.

Erst recht wenn sie sich bei dieser Gelegenheit gewerkschaftlich organisieren.

In der komplexen Lebenswirklichkeit von uns Menschen sind wir nie nur einer dieser drei

Grundtätigkeiten verschrieben. Sondern, darin liegt die Beobachtung, was uns zu Menschen macht,

ist eben die Kombination aller dieser drei Tätigkeiten – und deren Gewichtung.

So.

Wie kriege ich nun dieses Modell von Arendt,

die dabei nicht die Klimakrise im Sinn hatte, auf unser Thema Nachhaltigkeit angewandt?

Das wäre Punkt 5 von 6 – und jetzt kann's ja zugeben:

Den sechsten Punkt spar' ich mir. Wir sind fast am Ende.

Ich hatte nie vor, irgendwen von der Brillanz dieser Gedanken zu überzeugen. Sie sprechen für sich,

oder eben nicht. Denn das ist manchmal das Ding mit philosophischen Antworten auf lebensbegleitende

Fragen: Sie sind nicht richtig oder falsch, sondern nur gut oder meh...

Wie sehr ein philosophischer Denkansatz zum aktuellen

politischen Diskurs beitragen kann, steht und fällt damit,

ob uns das jeweilige philosophische Konzept – hier: die Grundtätigkeiten

des menschlichen Lebens – einleuchtet und von sich aus überzeugt.

Ich weiß, dass solche Ideen erstmal sacken müssen. Ist immer etwas über-ambitioniert

Arendts Grundtätigkeiten oder Arendts philosophisches Hauptwerk

in dieser Kürze zusammenfassen zu wollen. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich das hier versuche.

Mir jedenfalls erscheint der darin vermittelte Ansatz

alle drei Anforderungen zu erfüllen, die ich an eine gute Lösung habe.

Das Problem bzw. Ziel war, zur Erinnerung, wie wir mehr Menschen dazu bewegen,

mehr Bewusstsein und Verständnis für Nachhaltigkeit zu entwickeln – angefangen

mit uns selbst. Für das rationale Argument bin ich zu unvernünftig. Für das moralische

Argument bin ich zu selbstbezogen. Also, was hat Arendt mir zu bieten?

A) Arendts Ansatz betrifft mich selbst, wie schön! Ich kann auf mich und mein Leben

schauen und mich fragen, ob und inwiefern ich denn in diesen drei Grundtätigkeiten aktiv bin – und ob

ich nicht einen Bereich vernachlässige, oder in einem Bereich über die Strenge schlage.

In der Tätigkeit des Arbeitens zum Beispiel, in die ja auch der Konsum fällt, zumindest soweit

damit das Überleben abgesichert wird. Wenn ich mir meinen tatsächlichen Konsum

so anschaue, von Genussmitteln bis hin zu Zerstreuungsangeboten,

dann schlägt mein Konsum teilweise doch weit über das Lebensnotwendige hinaus.

Ich verbringe schon viel Zeit mit Konsum. Also mit »labour«, mit Arbeit, im Sinne Arendts.

Unverhältnismäßig viel, wenn ich mir im Vergleich

mein Herstellen und mein Handeln anschaue, da ist schon deutlich weniger los.

Wie kann meine Work-Life-Balance verbessern? Oder, nein: Meine Labour-Work-Act-Balance.

B) Arendts Ansatz kann ich im Hier und Jetzt anwenden.

Denn gerade die erste Grundtätigkeit ist doch ein Teufelskreis: Ich arbeite,

um Geld zu verdienen, und geb' das Geld wieder aus, indem ich konsumiere.

Alles, was davon nicht meinem Lebensunterhalt dient (und jetzt dem meiner Kinder)

ist übermäßiger Konsum, sind übermäßige Ausgaben. Wenn ich weniger konsumieren würde,

müsste ich auch weniger Geld verdienen – oder: Weniger Arbeiten um des Geldes willen.

Weniger Arbeiten im Sinne von »labour«.

Stattdessen hätte ich mehr Zeit für Arbeiten im Sinne von »work«, etwas herstellen, was mir persönlich

viel mehr Freude bereitet: Kreatives Schaffen.

Höre dazu auch meinen Podcast auf Spotify:

»Schrott oder Schrein« über kreatives Schaffen und Scheitern.

Beim kreativen Schaffen geht es um die Mitgestaltung der Welt, die uns umgibt.

Jede Stunde, die ich weniger fernsehe, Netflix binge oder durch meinen Facebook-Feed wische,

kann ich herstellend tätig sein – und mich so in meiner Menschlichkeit mehr entfalten.

C) Arendts Ansatz schränkt mich nicht in meiner Freiheit ein,

das ist der beste Part. Arendt öffnet mir im Gegenteil die Augen

für all die positiven Freiheiten meines Lebens, die ich noch ungenutzt lasse.

All die Dinge, zu denen mich niemand zwingt, zu denen ich aber,

kraft meiner Menschlichkeit (und meiner Privilegien),

die Möglichkeit habe – sofern ich sie für gut und richtig halte.

Ich kann mich frei dazu entscheiden, weniger Auto zu fahren, Plastik zu kaufen,

Fleisch zu essen. Niemand zwingt mich dazu – außer diese blöde,

innere Lust aufs Fleisch. Ist doch dämlich: Wir versuchen unsere »Freiheiten« verteidigen,

dabei rührt die größte Unfreiheit oft von uns selbst her, unseren zwanghaften Gewohnheiten,

denen wir macht- und willenlos unterworfen sind. Laber' doch nicht!

Dann versuch' mal, deinen Konsum einzuschränken – und schau', wie dein innerer Schweinehund das mitmacht.

Frei sein hier oben – DAS ist die Herausforderung.

Na, schön und gut, ich habe also die Freiheit, mehr nachhaltige Produkte

zu kaufen, z. B., mehr zu handeln, das heißt: mich mehr in den politischen, gesellschaftlichen

Diskurs einzubringen, mehr mitzureden, mitzudenken – vielleicht das zuerst. Mitdenken. Nachdenken.

Und wenn ich so darüber nachdenke, nachlese, mich mit den Fakten befasse, dann wird klar,

dass ich persönlich noch so sehr nachhaltig leben kann

– es bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oder auf der immer heißer werdenden Erde...

Worauf es ankommt, ist das miteinander Sprechen und das gemeinsame Handeln.

Die Beschäftigung mit Arendts Grundtätigkeiten des Menschen hat

mein Verständnis dafür geschärft, wie wichtig Handeln ist – also die aktive

Teilnahme am globalen, sozialen Miteinander.

Wie winzig mein Beitrag dazu auch sein mag, ist er doch viel größer,

als wenn ich mich nur mit meinem eigenen, privaten, kleinen Leben befasse.

Denn, besinnen wir uns: Es ist nichts damit gewonnen,

wenn alle Menschen von heute auf morgen »einfach« nachhaltig sind,

in ihrem persönlichen Leben. Das bringt uns vielleicht ein paar Jahre mehr.

Die Idee vom persönlichen CO2-Fußabdruck hat uns, wie leicht zu vergessen ist,

der Öl- und Gas-Konzern BP im Jahr 2004 beschert – mit einer PR-Kampagne im Wert

von einer Viertelmilliarde US-Dollar und der Absicht, den Fokus zu verschieben:

Weg von den globalen Playern hin zu den einzelnen Personen. 17 Jahre später ist

der Fokus immer noch verschoben. War also jeden Penny wert, diese Kampagne.

Es geht darum, dass gewisse einzelne Menschen ja nicht nur Verantwortung für ihr eigenes,

persönliches Leben tragen, sondern Verantwortung für viel größere

Bereiche anstreben oder bereits innehaben. Solche Verantwortung fällt den Menschen

selten in den Schoß. Oft arbeiten sie hart dafür, kämpfen, setzen sich durch.

Das verdient Respekt. Solange es nach fairen Mitteln geschieht und solange

sie ihrer Verantwortung dann auch gerecht werden.

Nachhaltigkeit im eigenen Leben ist wichtig. Aber sie ist nicht nur nicht die Lösung zum wirklichen

Problem, sondern ein verschwindend geringer Beitrag, der nicht annähernd reichen würde.

Nicht falsch verstehen. Indem wir uns für einen nachhaltigeren Lebensstil entscheiden,

lösen wir zwar nicht das Problem, aber wir vermitteln unsere Werte.

Auch das hat immer eine öffentliche, eine sozial-wirksame Komponente. Und die ist

extrem wichtig. Vorbild sein ist wichtig – für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für unsere Kinder.

Wir sind soziale, vom gesellschaftlichen Druck geformte Wesen. Das ist genauso

wenig gut oder schlecht, wie es mit dem Meer und den Steinen ist,

die in der Strömung rund geschliffen werden. Es ist wie es ist.

Wir ziehen unsere Werte aus Vorbildern, ob bewusst oder unbewusst. Und wir sind,

bewusst oder unbewusst, selbst Vorbilder,

die Werte vermitteln und einfordern – aber bitte nicht nur in Bezug auf die Kinder.

Genauso, wie wir die kleinen Chaos-stiftenden Hosenscheißer*innen erziehen,

so müssen wir auch verantwortliche Menschen in Politik und Wirtschaft erziehen,

die sonst nämlich viel größeres Chaos anrichten.

Wir müssen sie bewusst auf unsere Werte aufmerksam machen – und das

Beachten dieser Werte dann auch einfordern. Beim Missachten

unserer Werte müssen Verantwortliche die Konsequenzen auch zu spüren bekommen.

Idealerweise.

Die winzigen Mittel, die uns dafür zur Verfügung stehen, sind bekanntlich ballot und wallet.

Also: Stimmzettel und Brieftasche. Wie schon im Kommentarbereich unter dem sehr

empfehlenswerten Kurzgesagt-Video zum Thema Klimawandel zu lesen war:

Wenn das so ist, sind wir am Arsch. Das lass' ich mal so stehen...

...und überlasse das Schlußwort Hannah Arendt. Deren Zitat über Politik, vom Anfang

des Vortrags – das war nämlich übrigens mein Vortrag –, hatte ich mir ehrlich gesagt etwas zurechtgestutzt.

Eigentlich schrieb sie darüber, wie wir die Welt verändern können. Und zwar so:

Wie immer man sich zu der Frage stellen mag, ob es der Mensch oder die Welt sei,

die in der heutigen Krise auf dem Spiel steht, eines ist sicher, die Antwort,

welche den Menschen in den Mittelpunkt der gegenwärtigen Sorge rückt und meint,

ihn ändern zu müssen, um Abhilfe zu schaffen, ist im tiefsten unpolitisch;

denn im Mittelpunkt der Politik steht immer die Sorge um die Welt und nicht um

den Menschen – und zwar die Sorge um eine so oder anders beschaffene Welt, ohne welche diejenigen,

welche sich sorgen und politisch sind, das Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.

Und eine Welt ändert man so wenig dadurch, daß man die Menschen in

ihr ändert – ganz abgesehen von der praktischen Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens –,

wie man eine Organisation oder einen Verein dadurch ändert, daß man seine Mitglieder anfängt,

so oder anders zu beeinflussen. Will man eine Institution, eine Organisation, irgendeine

weltlich bestehende öffentliche Körperschaft ändern, so kann man nur seine Verfassung,

seine Gesetze, seine Statuten erneuern und hoffen, daß alles andere sich von selbst ergeben werde.

Das war's für heute. Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare.

Und wer diesen Kanal unterstützen möchte, kann das ab sofort auch über Patreon tun.

Ich pack' einen Link zu meiner Patreon-Seite direkt unter diesen Beitrag,

und sag' danke für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!

Und guten Rutsch ins neue Jahr! Viel beschissener kann's nicht werden.

Das nehm' ich zurück und sag' stattdessen:Toi, toi, toi.

Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick schon sehr persön- [RUMMS!]

Das war für mich eine tragende Säule meiner deutschen Identität.

Meiner DEUTSCHEN Identität!

Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick schon sehr persönlich.

Und inzwischen umso mehr... haltet die Fresse, hier, Siri! Tschüss. [Siri plaudert]

Nee. Du suchst nach gar nix. Hau ab. So.


Nachhaltig leben – warum ist das so schwer? Living sustainably - why is that so hard? Duurzaam leven - waarom is dat zo moeilijk? Viver de forma sustentável - porque é que é tão difícil? 可持续生活——为什么这么难?

Hi! Hi! Heute ein Beitrag über Nachhaltigkeit  und Politik. Today a post about sustainability and politics. 今天是一篇关于可持续性和政治的文章。 Was ist Politik, oder: What is politics, or:

Worum geht es beim politischen Handeln? What is political action about? 什么是政治行动? Dazu, vorweg, ein Zitat von Hannah Arendt, To this end, beforehand, a quote from Hannah Arendt,

die ich hier ja schon das eine oder andere Mal behandelt haben und die ich heute auch noch which I have already dealt with here one or two times and which I am still

das eine oder andere Mal erwähnen werde. Also los!

»[...] im Mittelpunkt der Politik steht  immer die Sorge um die Welt [...] – und »[...] تركيز السياسة دائمًا هو اهتمام العالم [...] - و

zwar die Sorge um eine so oder anders  beschaffene Welt, ohne welche diejenigen, على الرغم من أن الاهتمام بعالم يتشكل بطريقة أو بأخرى ، والتي بدونها هؤلاء

welche sich sorgen und politisch sind, das  Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.« من يهتم ويهتم بالسياسة ، لا يبدو أن الحياة تستحق العيش.

Politik ist, in diesem weitesten Sinne,

unser Handeln infolge der Sorge um  die Welt als gemeinsamer Lebensraum.

Und dabei spielt Nachhaltigkeit eine  tragende Rolle. والاستدامة تلعب دورًا رئيسيًا في هذا. Zu diesem Thema durfte

ich vor einer Weile, bei der Langen Nacht der Politik in Düsseldorf, einen Vortrag halten.

Eingeladen wurde ich von der  Konrad-Adenauer-Stiftung wegen

meines Bezugs zur Philosophie, die ja stets ihren Teil zur Politik beizutragen hat – obwohl ich wohlgemerkt kein

»Philosoph« bin, sondern Philosophie-Studierender. Ich studiere seit 2016 in Teilzeit und remote,

also von Zuhause aus, lange bevor  das alle gemacht haben,

bevor es »cool« geworden ist (oder: notwendig).

Beruflich bin ich, wie hier bekannt sein dürfte,

im Sachen Content Creation aktiv, das heißt: Ich kreiere digitale Inhalte wie Blogtexte,

YouTube-Videos, Online-Kurse – und über meine Inhalte ist die Konrad-Adenauer-Stiftung

auf mich aufmerksam geworden. Das hat mich natürlich sehr gefreut. Aber... Als ich

gefragt wurde, ob ich nicht einen Vortrag halten  könne zum Thema Nachhaltigkeit, und zu der Frage سئل عما إذا كان بإمكاني إلقاء محاضرة حول موضوع الاستدامة وحول السؤال

»Warum sind nicht alle  Menschen einfach nachhaltig?« "لماذا ليس كل الناس مستدامين فقط؟"

– da habe ich mich ertappt gefüllt. - لأنني وجدت نفسي ممتلئة. Denn einen nachhaltigen Lebensstil zu führen,

das ist bei mir persönlich gerade so 'n bisschen

aus dem Fokus gerückt... thematisch. خارج التركيز ... Dafür gibt es keine Entschuldigung.

Der anthropogene, also menschengemachte  Klimawandel ist ein reales, ernstes und أنثروبوجيني ، أي تغير المناخ من صنع الإنسان حقيقي وخطير و

verdammt nochmal drängendes Problem, das  wir nicht mit der einen Lösung angehen, مشكلة ملحة لا نعالجها بحل واحد ،

als wenn da noch was auszudiskutieren wäre,  mit welcher Lösung wir denn am besten fahren.

Stattdessen müssen wir alles tun, um den  Schaden – der ja bereits angerichtet ist

und der nicht mal mehr gering zu halten ist  – um diesen Schaden irgendwie abzufedern. والتي لم يعد من الممكن إبقائها منخفضة - من أجل التخفيف بطريقة ما من هذا الضرر.

Nochmal: Es gibt keine Entschuldigung, die  Klima-Katastrophe, deren Auswirkungen wir ja

gegenwärtig miterleben, nicht als  solche anzusehen: Eine Katastrophe, die wir نشهد حاليًا ، كي لا يُنظر إلينا على هذا النحو: كارثة نحن

uns selbst eingebrockt haben und für die wir Verantwortung tragen. جلبت على أنفسنا والتي نتحمل مسؤوليتها.

Um die wir uns kümmern müssen.

Aber ich will trotzdem den Versuch  einer Erklärung geben, warum ich selbst zurzeit

wohl kein gutes Vorbild bin. Das hängt nämlich,  rede ich mir ein, ausgerechnet damit zusammen,

dass ich vergangenes Jahr zum ersten  Mal Vater geworden bin. Dabei sollte

doch gerade das Vater-Werden dazu  beitragen, Vorbild sein zu wollen.

Aber dann sind wir umgezogen, dann sind wir  in diesem Jahr nochmal umgezogen, und dann لكن بعد ذلك انتقلنا ، ثم انتقلنا مرة أخرى هذا العام ، وبعد ذلك

bin ich nochmal Vater geworden. Meine  Frau und ich, wir sind sehr happy, aber müde.

Apropos, bevor hier irgendwer einschläft, weil ich  nicht zum Punkt komme, mal kurz der Fahrplan für بالحديث عن ذلك ، قبل أن ينام أي شخص هنا لأنني لا أستطيع الوصول إلى هذه النقطة ، إليك جدول زمني سريع لذلك

die nächsten paar Minuten. Denn da gibt's nämlich viel  mehr als nur einen Punkt, zu dem zu kommen wäre...

Ich will mein Leid klagen, Punkt 1. Damit bin ich fast fertig. Dann werde ich die

Ausgangsfrage ablehnen, Punkt 2, und ein anderes  Thema vorschlagen. ارفض السؤال الأصلي ، النقطة 2 ، واقترح موضوعًا آخر. Dann will ich darüber reden,

weil das – wie ich finde – das eigentliche  Problem mit der Nachhaltigkeit ist. Punkt 3.

In Punkt 4 seziere ich dieses Problem und  zeige, warum herkömmliche Lösungen nicht في النقطة 4 ، أقوم بتشريح هذه المشكلة وأظهر سبب فشل الحلول التقليدية

funktionieren. Dann versuche ich, Punkt 5,  krampfhaft, der Philosophie eine Lösung zu بعد ذلك ، النقطة 5 ، أحاول بشدة أن أجد حلًا للفلسفة

entringen. نفرك. Weil ich ja Philosophie studiere und  in den anderen Bereichen noch weniger Ahnung habe.

Und dann will ich euch, Punkt 6, von der Brillanz dieser Lösung überzeugen.

Damit gebe ich nach  ein paar Minuten auf – und den Rest

klären wir dann in den Kommentaren. Ich freu' mich auf die Diskussion.

Nochmal zurück zu meiner Frau und mir. Ich weiß gar nicht, ob es zeitgemäß ist, von

»meiner« Frau zu sprechen. Damit will ich keinerlei  Besitzansprüche ausdrücken. لا أريد التعبير عن أي مطالبات بالملكية. Wir sind beide »woke«.

Denk' ich.

Jedenfalls haben wir beide durchaus die  Ambition, nachhaltiger zu leben.

Aber wir hatten seit jeher Schwierigkeiten damit,  auf Worte auch Taten folgen zu lassen. Und in

letzter Zeit reden wir seltener über das Thema  Nachhaltigkeit. Vermutlich weil wir beide merken,

dass uns jetzt gerade erst recht die  Kraft dazu fehlt, es durchzuziehen. أننا في الوقت الحالي لا نملك القوة لسحبه.

Verdrängung! الإزاحة!

Klarer Fall von Verdrängung!

In der heißesten Umzugsphase, die zufällig  in die verschneiteste Winterwoche fiel – wieder

keine Entschuldigung, nur Kontext –  da hat das sogar mit der Mülltrennung zuweilen لا اعتذار ، مجرد سياق - حتى أنه له علاقة بفصل النفايات في بعض الأحيان

nicht mehr richtig geklappt.

Dabei war das für mich immer eine tragende Säule meiner deutschen Identität, بالنسبة لي ، كان ذلك دائمًا دعامة أساسية لهويتي الألمانية ،

Na ja. Seitdem nehme ich Gretas  strengen Blick schon sehr persönlich.

Und inzwischen umso mehr, wenn ich  die Kinder nicht mit Stoff wickele, والآن أكثر من ذلك عندما لا ألف الأطفال بقطعة قماش ،

sondern mit irgendwelchen Windeln,  von denen ich nicht mal überprüft habe, ob da ولكن مع أي حفاضات ، لم أتحقق منها حتى من وجودها

wenigstens ein beruhigendes Umwelt-Label drauf  ist... ich nehme an: ja, aber was hieße das schon? at least it has a reassuring environmental label on it... I suppose so, but what does that mean?

Nachhaltigkeit ist bei uns ausgerechnet in diesen krassen Sustainability is a top priority for us, especially in these

Jahren 2020/21 in den Prioritäten nach unten  gerückt. انتقلت سنة 2020/21 إلى أسفل في الأولويات. moved down the list of priorities in 2020/21. Das darf doch nicht sein. Überhaupt,

wer mehrere »Prioritäten« hat,  hat keine richtige Priorität.

Von der Politik, »da oben«, wünsche ich  mir eine klare Priorität – die Klimakrise

in den Griff kriegen, was sonst? Ohne Wenn und Aber, ohne Abwägen, بدون ifs و buts ، بدون وزن ،

ob die Wirtschaft das denn aushält. ما إذا كان الاقتصاد يمكن أن يقف. Andersherum,  also das Klima der Wirtschaft unterordnen, والعكس صحيح ، أي إخضاع المناخ للاقتصاد ،

ha'm wir ja lange gemacht, hat uns den Mist  eingebrockt, also bitte, umdenken, da oben.

Aber wälzt das doch bitte nicht auf mich ab, auf uns,  die wir uns hier mit Nachhaltigkeit befassen müssen. لكن من فضلك لا تنقل هذا إلي ، إلينا نحن الذين يجب أن نتعامل مع الاستدامة هنا.

Meine Prio sind gerade diese beiden Kiddies.

»Die Kinder am Kacken halten«, wie mein Vadder so schön zu sagen pflegt. "إبقاء الأطفال يتغوطون" ، كما يحب والدي أن يقول.

Das eine der beiden ist inzwischen so aktiv,

dass es die chaotische Macht des Universums,  diesen »Drang nach Unordnung«, Entropie – oder أنها القوة الفوضوية للكون ، هذه "الرغبة في الفوضى" ، الإنتروبيا - أو

wie das heißt – zu uns in die Wohnung  holt und Chaos stiftet. لأن هذا يعني - جلبت إلى شقتنا وتسببت في الفوضى. Es ist mir unerklärlich,

wie zwei Erwachsene mit dem Ziel,  die Wohnung in Ordnung zu halten,

völlig abloosen gegen so 'n kleines Wesen,  dass ja nicht mal das erklärte Ziel verfolgt, تم استبداله تمامًا بمثل هذا الكائن الصغير الذي لا يسعى حتى إلى تحقيق الهدف المعلن ،

die Bude komplett auf den Kopf zu stellen. لقلب المكان رأسًا على عقب تمامًا.

Sondern einfach nur den Ideen nachgeht, die in dem Köpfchen so aufplöppen. لكن ببساطة يتبع الأفكار التي تظهر في الرأس.

Den Schuhschrank ausräumen,  mit dem Papiermüll spielen, Müsli verteilen.

Was man so macht. You gotta do what you gotta do.

Das andere Kind liegt noch etwas  passiv herum, wie so 'ne Frikadelle, الطفل الآخر لا يزال مستلقيًا بشكل سلبي ، مثل كرة اللحم ،

die sich immerhin selbst meldet,  wenn sie gewendet werden will.

Also... ja, wo war ich?

Nachhaltigkeit! Ja.

Ich kann darüber ein Klagelied singen. أستطيع أن أغني رثاء عن ذلك.

Das hab' ich jetzt getan, das war Punkt 1... Aber darüber reden?

Ich kann ja nicht mal in Ruhe darüber nachdenken,

warum Menschen nicht einfach nachhaltig sind? Mein erster Impuls war, die Frage zu googeln.

Tatsächlich keine so schlechte Idee.

Im Internet gibt's Antworten,

auf genau diese Frage, viele sogar. Das ist ja  das Schöne an wirklich ambitioniert nachhaltig

lebenden Menschen, dass die so mitteilsam über  ihren Lebensstil sind. الناس الذين يعيشون لكونهم صريحين جدًا بشأن أسلوب حياتهم. Geradezu aufdringlich. الاقتحامية بصراحة.

Haben scheinbar kein anderes Thema –  und schreiben das Internet damit voll.

Ist natürlich nix anderes, als Menschen, die  ihren sportlichen Lebensstil kundtun, oder

die lieber über Netflix oder Gaming reden, weil  das eben ihr Loifstyle ist. Oder junge Eltern,

die über nix anderes als ihre Blagen klagen. الذين يشتكون من لا شيء سوى نقانقهم. Aber na ja, wenn etwas unser schlechtes

Gewissen triggert, dann fällt uns das einfach  mehr auf. Uns Ewig-Gestrigen. Uns Sünder*innen. نحن خطاة.

Mit Genderstern! مع نجمة الجنس! Noch so ein Reizthema. موضوع آخر ساخن.

Also habe ich mal reingelesen,

in diese Blogbeiträge, in denen es um die  Schwierigkeiten des nachhaltigen Lebens geht.

Hier mal direkt die Top 3 Gründe, warum  nicht alle Menschen einfach nachhaltig sind:

Erstens: Es ist anstrengend. Nachhaltiges Zeug recherchieren,

Umwege beim Einkaufen,  eigene Behälter mitschleppen, انعطفات عند التسوق ، احمل حاوياتك الخاصة ،

vielleicht sogar eigene Tomaten züchten. All das kostet viel Zeit und Kraft.

Zweitens: Es ist peinlich. Es fällt  einfach auf. Die Leute stellen dann Fragen,

wundern sich, warum denn alles so umständlich  gemacht werden muss. Achso, Nachhaltigkeit – ja...

wenn du meinst, da als einzelne Person was  reißen zu können, nimm' dich ruhig so wichtig, wa? إذا كنت تعتقد أنه يمكنك القيام بشيء ما كشخص واحد ، فخذ نفسك على محمل الجد ، أليس كذلك؟

Drittens: Es ist teuer. Es kostet  nicht nur Zeit und Kraft, sondern auch Geld,

dieser ganze nachhaltige Kram. كل هذه الأشياء المستدامة. Der neueste Tesla zum Beispiel

ist bestimmt 'n nachhaltiges Auto. Kostet nur  halt ein überdurchschnittliches Jahreseinkommen. إنها تكلف فقط دخل سنوي أعلى من المتوسط.

Ungefähr, ich hab' keine belastbaren Zahlen. تقريبًا ، ليس لدي أي أرقام موثوقة.

Im Supermarkt jedenfalls da sind doch die nachhaltigeren Produkte

immer noch die teurereren. Darum geht's mir. That's my point.

Der Hauptgrund hinter oder über all  diesen Gründen ist natürlich der,

dass zu wenige mitmachen; dass nachhaltig  lebende Menschen eine Minderheit sind.

Und Minderheiten haben's tendenziell schwerer. Schon der Genderstern wird ja absurderweise gerne حتى نجمة الجنس سعيدة بشكل سخيف

mit dem Argument abgelehnt, dass die Mehrheit  ihn für überflüssig hält. Ach was? Überraschung.

Da hätten wir jedenfalls ein paar Antworten  auf die Frage, warum nicht alle Menschen

einfach nachhaltig sind, oder nachhaltig leben. Zusammengefasst: Weil es einfach zu wenige sind.

Weil den meisten Menschen die Zeit, die  Kraft, der Mut, das Budget dafür fehlt.

So.

Das sind 'n paar Antworten, aber ja noch  keine Lösungen zum eigentlichen Problem.

Schon die Frage lenkt ja weg vom eigentlichen Problem,  liebe Konrad-Adenauer-Stiftung. السؤال وحده يصرف الانتباه عن المشكلة الحقيقية عزيزتي كونراد أديناور. Und deshalb

hab' ich die Ausgangsfrage auch abgelehnt – oder:  abgelegt, beiseite gestellt, Punkt 2 abgehakt. لقد رفضت أيضًا السؤال الأولي - أو: ضعه جانبًا ، وتم وضع علامة عليه في النقطة 2.

…und will endlich auf das eigentliche  Problem zu sprechen kommen. Das eigentliche

Problem ist ja: Warum handeln nicht einfach alle Menschen im Sinne der Nachhaltigkeit?

Klingt sehr ähnlich wie die Ausgangsfrage.

Der feine Unterschied wird im  Folgenden (hoffentlich) klar.

Die vorläufige These lautet: الأطروحة التمهيدية هي:

Je mehr einzelne Menschen ein Bewusstsein für

und Verständnis von Nachhaltigkeit  und dem Erreichen derselben entwickeln,

desto einfacher wird es, nachhaltig zu leben.

Und darum müssten wir uns gegenseitig zu einem  solchen Lebensstil motivieren – nicht in erster Linie

dem nachhaltigen Lebensstil selbst,  sondern einem Lebensstil,

der nach Bewusstsein und Verständnis  rund um das Thema Nachhaltigkeit strebt.

Das ist das eigentliche Problem, die persönliche  Herausforderung, die hiermit etabliert sei. هذه هي المشكلة الحقيقية ، التحدي الشخصي الذي تم إنشاؤه بموجب هذا.

Das war auch schon Punkt 3. Ich hoffe,  ihr seid noch dabei, bin zur Hälfte durch. آمل أنك ما زلت معي ، أنا في منتصف الطريق.

Ungefähr. Ich verspreche, eine Lösung zu  präsentieren, die zumindest mir

eine neue Motivation beschert hat. جلب دافع جديد. Aber es ist  ja nicht so, als gäbe es noch keine Argumente,

um uns persönlich in die Pflicht zu nehmen.

Schauen wir uns diese Argumente also einmal kurz an

und überlegen, warum diese Argumente  offensichtlich nicht hinreichend ziehen. وفكر في سبب عدم فعالية هذه الحجج بشكل كافٍ.

Im Wesentlichen sind es zwei Argumente, die  wir immer wieder bemühen, wenn es um die

Nachhaltigkeit der Einzelnen geht, bzw. um deren  übermäßigen Konsum, der eben nicht nachhaltig sei. حول استهلاكهم المفرط ، وهو أمر غير مستدام.

An dieser Stelle sollten wir  anerkennen, dass unser Kernbegriff,

»Nachhaltigkeit«, alles andere als eindeutig  definiert ist und im Spannungsfeld von unzähligen

Aspekten steht. Vermutlich haben wir alle teils  sehr unterschiedliche Vorstellungen davon,

was mit »Nachhaltigkeit« gemeint ist,  während wir fleißig darüber streiten,

als sei es klar. Das ist Teil des  eigentlichen Problems. Zu wenig Verständnis.

Als eine Definition ziehe ich hier die  von Brian Barry zurate, der 1999 schrieb,

das Kernkonzept der Nachhaltigkeit bestehe  darin, dass es ein X gibt, dessen Wert, The core concept of sustainability is that there is an X whose value,

soweit es in unserer Macht stehe, bis in die  unendliche Zukunft erhalten werden solle.

Das führt prompt zur Frage: Was ist  dieses X? Barrys eigener Vorschlag lautet,

das X als eine »Chancengleichheit zwischen  den Generationen« zu verstehen. Demnach

ist Nachhaltigkeit also eine Bewahrung der  Chancengleichheit zwischen den Generationen.

Die pointierte Gegenüberstellung der folgenden  Argumente habe ich übrigens nicht selbst

ersonnen. ابتكر. Sondern, ich bin beim Recherchieren über  einen Fachartikel des US-amerikanischen Philosophen

Paul Voice gestoßen, den ich hier in seinen  Kernaussagen mal kurz wiedergeben will. Auch die

Nachhaltigkeitsdefinition von Brian Berry habe ich bei Voice gefunden.

Also, da hätten wir das rationale Argument.

Das rationale Argument appelliert an unser  Eigeninteresse und unsere Vernunft.

Es sei doch nur in unserem Sinne und vernünftig,  nicht heute verschwenderisch mit Dingen umzugehen,

die wir in absehbarer Zukunft noch brauchen  könnten. التي قد نحتاجها في المستقبل المنظور. Ein verschwenderischer Umgang mit

begrenzten Ressourcen kann selbstzerstörerisch sein –

und wer will sich schon den Vorwurf  machen, so unvernünftig zu handeln?

Das Problem mit diesem Argument ist, dass  der von uns angerichtete Schaden ja meist

gar nicht uns persönlich trifft – sondern  irgendwelche armen Seelen außer Sichtweite. لا يضربنا شخصيًا على الإطلاق - ولكن بعض النفوس الفقيرة بعيدة عن الأنظار.

Die Konsequenzen unseres ungezügelten Konsums  sind räumlich und zeitlich derart verzerrt,

dass es manchen Menschen durchaus »vernünftig«

erscheint, eben nicht nachhaltig zu leben,  sondern aus dem Vollen zu schöpfen.

Wer diese Art von kalter, selbstbezogener  Vernunft vertritt, wird auch nicht mit dem

Argument zu überzeugen sein, dass es  ja auch eigene Landsleute oder gar die eigenen

Nachkommen treffen könnte. So what?

Von daher reicht das rationale Argument nicht aus. Was haben wir noch?

Das moralische Argument appelliert  an unsere Pflicht gegenüber den Mitmenschen,

mit denen wir in einer  geregelten Gemeinschaft leben, مع من نعيش في مجتمع منظم ،

in einem Sozial- und Rechtsstaat. Und mit  jedem Recht, das uns zugestanden wird, ومع كل حق ممنوح لنا

geht eben auch die Pflicht einher, dasselbe Recht bei anderen Menschen anzuerkennen.

Auch das ist wieder eine sehr rationale Einsicht,  die jedoch über die reine Vernunft hinausgeht –

und unser Gefühl anspricht, unser Empfinden  für Gerechtigkeit. Damit hat das moralische

Argument aber auch einen Charakter, der sehr viel  mehr Imperativ ist, als das rationale Argument.

Und so, wie Vernunft kalt sein kann,  können Gefühle aufheizen – immer dann,

wenn der imperative Ton, der im  moralischen Argument mitschwingt,

als Aufforderung oder gar Befehl empfunden  wird, die eigene Freiheit einzuschränken.

What – the – fuck! ? Ich persönlich will doch nur mein Leben auf die Kette zu kriegen! Was kann ich denn dafür,

wenn mir die Konzerne mir ihren ganzen  schädlichen Scheiß aufzwingen?

Soll ich jetzt dafür verantwortlich sein,  beim Einkaufen irgendwie jede Packung

dreimal umzudrehen, oder wat! ? Da hab' ich keine Zeit für. Ich muss Geld verdienen, die Miete zahlen, die Kinder versorgen.

Wie soll das bitte gerecht sein, mich jetzt hier so in die Pflicht zu nehmen, he! ? Das moralische Argument ist eine schöne Idee, es stößt im realen Leben aber mehr Debatten an, als es zu Lösungen beiträgt.

Und damit beschließe ich Punkt 4,

die Sezierung des Problems und  bisheriger Lösungen bzw. تشريح المشكلة والحلول السابقة أو Argumente.

Was braucht unsere Lösung denn? Sie sollte nicht an die Vernunft appellieren,

denn so vernünftig sind wir nicht. Zumindest nicht mit Blick auf die Zukunft

und das Gemeinwohl und so abstrakte Sachen.

Eine gute Lösung muss A) uns  selbst betreffen, uns höchstpersönlich,

die wir uns bekanntlich am nächsten stehen.

Eine gute Lösung muss B) fürs Hier und  Jetzt relevant sein, und sollte einen möglichst

kurzen Feedback-Loop haben. Wir wollen am  besten morgen schon die Früchte unserer

heutigen Maßnahmen ernten. Amazon-Prime-Kunden  vielleicht heute Abend schon. Wir wollen am

eigenen Leib und Leben spüren, dass es was  bringt, sich mit Nachhaltigkeit zu befassen.

Und eine gute Lösung sollte uns C) bloß  nicht in unserer Freiheit einschränken.

Wer will sich schon Verboten beugen? Tun wir  in der Praxis zwar den lieben langen Tag,

aber ok. Stark wäre stattdessen doch eine  Lösung, die uns in unserer Freiheit sogar fördert,

die uns unser ganzes Potential ausschöpfen lässt. مما يسمح لنا باستغلال إمكاناتنا الكاملة. Das wär'... noice. سيكون ذلك ... noice. Schauen wir mal…

Damit komme ich zu einer Philosophin, für die Freiheit ein großes Thema war.

Und zwar, natürlich, die eingangs  zitierte Hannah Arendt. Ok, eigentlich

war sie gar keine Philosophin oder wollte sich  zumindest nicht als solche verstanden wissen,

sondern als politische Theoretikerin. Passt  auch besser zur »Langen Nacht der Politik«.

Doch das Werk, das ich jetzt heranziehe, gilt  nunmal als philosophische Schrift – und sogar

als Hannah Arendts philosophisches Hauptwerk.

Es trägt den Titel: Vita activa oder Vom tätigen Leben. بعنوان: فيتا أكتيفا أو في الحياة النشطة.

Darin beschreibt Arendt die drei Grundtätigkeiten des Menschen;

die drei Arten von Tätigkeiten, die uns  als Menschen oder als vollwertige Personen

erst ausmachen. Nicht in dem, »was« wir sind,   sondern »wer« wir sind.

Anders gesagt: Ohne die das Menschsein nicht verwirklicht ist. بمعنى آخر: بدونها لا يدرك الإنسان.

Wichtig, wenn ich die drei Grundtätigkeiten in ihren Grundzügen gleich ganz grob beschreibe, dann sind damit من المهم إذن إذا أعطيت وصفًا تقريبيًا للسمات الأساسية للأنشطة الأساسية الثلاثة

keine konkreten Tätigkeiten gemeint, wie Backen,  Töpfern, Vorträge halten. لا توجد أنشطة محددة تعني ، مثل الخبز والفخار وإلقاء المحاضرات. Die drei Arten von

Grundtätigkeiten, die Arendt beschreibt, sind  Dimensionen, von denen ein und dieselbe

Tätigkeit mehrere innehaben kann. Klingt  kompliziert, ist es nicht, sehen wir gleich.

Die drei Grundtätigkeiten des Menschen  sind für Arendt das Arbeiten (im Sinne von »labour«),

das Herstellen (im Sinne von »work«) und das Handeln (im Sinne von »act«).

Arbeiten umfasst alle lebensnotwendigen  Tätigkeiten. Alles, was dazu dient,

unsere biologischen und existenziellen Bedürfnisse  zu erfüllen, fällt unter Arbeit. Ernährung,

Fortpflanzung, Konsum, Arbeiten um der Miete  willen, all sowas. Arbeit hat immer etwas

Naturverbundenes, etwas Zyklisches, ein ewiger  Kreislauf, der uns durchs Leben begleitet.

Herstellen betrifft den Schritt von der  Natur zur Kultur, zum Erschaffen der Welt,

wie sie uns seit Menschengedenken umgibt und kraft  unseres Herstellens in einem stetigen Wandel ist,

den wir auch gerne »Fortschritt« nennen. Alles, was nicht lebensnotwendig, aber

»nice to have« ist, alles Verdinglichen, aber auch  Sinn-Stiften fällt in diesen Bereich.

Der herstellende Mensch, oder Homo Faber,  ordnet alle Natur und Welt seinen Werken

und Zwecken unter – und kann dabei nicht nur  erschaffend, sondern auch sehr zerstörerisch sein.

Handeln ist das, was uns hier zusammenbringt.

Sofern du nicht nur diesen Beitrag konsumierst und »Gefällt mir« drückst, sondern auch kommentierst.

Beim Handeln geht es um uns als einzigartige, aber zahlreiche

solcher einzigartigen Individuen, die ihr  gemeinschaftliches Miteinander aushandeln.

Nicht ein für allemal, sondern ständig, fortlaufend. Zeit unseres gesellschaftlichen Lebens.

Verhalten ist passiv. Handeln ist aktiv,  ist Teilnahme und Mitgestaltung, ein demokratischer

und freiheitlicher Akt – und das, was uns in  unserer Menschlichkeit erst vollends entfaltet.

Wer zur falschen Zeit am falschen Ort  lebt und das falsche Geschlecht hat – sagen wir:

Dezember 2021, Afghanistan, weiblich – muss  damit rechnen, mindestens einer dieser drei

Grundtätigkeiten beraubt zu werden oder  effektiv schon darum beraubt zu sein.

Wem das Mitreden im öffentlichen Raum versagt  wird, wer sich weder zeigen noch teilnehmen darf,

am gesellschaftlichen Diskurs, kann  nicht Handeln und Sprechen im Sinne Arendts;

ist ein um die eigene  Menschlichkeit beraubtes Wesen.

Aber auch, wer zwar dem kreativen Schaffen  in aller Freiheit frönen kann und Kunst erschafft,

das Herstellen potentiell bedeutsamer Werke  zur Perfektion betreibt, bleibt damit ein in seiner

Menschlichkeit nicht voll verwirklichtes Wesen,  wenn es nur im Verborgenen geschieht.

Werke gewinnen erst an Bedeutung, indem  sie wahrgenommen werden. Herstellen und

Handeln verhalten sich zueinander, wie Werk  und Wirkung. Auch wenn Hannah Arendt

auf die Frage nach der eigenen  Wirkung eher amüsiert reagiert.

Jetzt fragen Sie über die Wirkung. Es ist, also, wenn wir auf die erste Frage

zurückkommen und wenn ich ironisch reden darf: Es ist eine männliche Frage.

Männer wollen immer furchtbar gern wirken.

Okay. Ich mach' mal... weiter.

Wer, zuletzt, nach zehn Stunden  harter Schufterei nach Hause kommt,

nur noch schnell was essen und sich dann vom  Fernsehen in den Schlaf lullen lassen kann,

ist komplett in der ersten Art von Tätigkeit gefangen:  Arbeit und Konsum. Lebenserhaltende Maßnahmen.

Wer ausschließlich in diesem Modus existierte, wäre laut Arendt ein »animal laborans«, ein Arbeitstier.

Es handelt sich wie gesagt um Dimensionen,  von denen wir uns mit gewissen Aktivitäten stets

in mehreren gleizeitig bewegen können.

Wenn sich solche imaginären Arbeitstiere ums Wasserloch versammeln, also...

bei der Kaffeemaschine auf der Arbeit z. B., und dort miteinander ins Gespräch kommen,

dann kann darin schon wieder eine  Tätigkeit des Handelns liegen.

Erst recht wenn sie sich bei dieser Gelegenheit gewerkschaftlich organisieren.

In der komplexen Lebenswirklichkeit von uns  Menschen sind wir nie nur einer dieser drei

Grundtätigkeiten verschrieben. Sondern, darin  liegt die Beobachtung, was uns zu Menschen macht,

ist eben die Kombination aller dieser  drei Tätigkeiten – und deren Gewichtung.

So.

Wie kriege ich nun dieses Modell von Arendt,

die dabei nicht die Klimakrise im Sinn hatte,  auf unser Thema Nachhaltigkeit angewandt?

Das wäre Punkt 5 von 6  – und jetzt kann's ja zugeben:

Den sechsten Punkt spar' ich mir. Wir sind fast am Ende.

Ich hatte nie vor, irgendwen von der Brillanz  dieser Gedanken zu überzeugen. Sie sprechen für sich,

oder eben nicht. Denn das ist manchmal das Ding mit  philosophischen Antworten auf lebensbegleitende

Fragen: Sie sind nicht richtig  oder falsch, sondern nur gut oder meh...

Wie sehr ein philosophischer  Denkansatz zum aktuellen

politischen Diskurs beitragen  kann, steht und fällt damit,

ob uns das jeweilige philosophische  Konzept – hier: die Grundtätigkeiten

des menschlichen Lebens – einleuchtet  und von sich aus überzeugt.

Ich weiß, dass solche Ideen erstmal sacken müssen. Ist immer etwas über-ambitioniert

Arendts Grundtätigkeiten oder Arendts philosophisches Hauptwerk

in dieser Kürze zusammenfassen zu wollen. Ist ja nicht das erste Mal, dass ich das hier versuche.

Mir jedenfalls erscheint der darin vermittelte Ansatz

alle drei Anforderungen zu erfüllen,  die ich an eine gute Lösung habe.

Das Problem bzw. Ziel war, zur Erinnerung, wie wir mehr Menschen dazu bewegen,

mehr Bewusstsein und Verständnis für  Nachhaltigkeit zu entwickeln – angefangen

mit uns selbst. Für das rationale Argument  bin ich zu unvernünftig. Für das moralische

Argument bin ich zu selbstbezogen. Also, was hat Arendt mir zu bieten?

A) Arendts Ansatz betrifft mich selbst,  wie schön! Ich kann auf mich und mein Leben

schauen und mich fragen, ob und inwiefern ich denn  in diesen drei Grundtätigkeiten aktiv bin – und ob

ich nicht einen Bereich vernachlässige, oder  in einem Bereich über die Strenge schlage.

In der Tätigkeit des Arbeitens zum Beispiel, in  die ja auch der Konsum fällt, zumindest soweit

damit das Überleben abgesichert wird. Wenn ich mir meinen tatsächlichen Konsum

so anschaue, von Genussmitteln bis hin zu Zerstreuungsangeboten,

dann schlägt mein Konsum teilweise doch  weit über das Lebensnotwendige hinaus.

Ich verbringe schon viel Zeit mit Konsum. Also mit »labour«, mit Arbeit, im Sinne Arendts.

Unverhältnismäßig viel, wenn ich mir im Vergleich

mein Herstellen und mein Handeln anschaue, da ist schon deutlich weniger los.

Wie kann meine Work-Life-Balance verbessern? Oder, nein: Meine Labour-Work-Act-Balance.

B) Arendts Ansatz kann ich  im Hier und Jetzt anwenden.

Denn gerade die erste Grundtätigkeit ist  doch ein Teufelskreis: Ich arbeite,

um Geld zu verdienen, und geb' das  Geld wieder aus, indem ich konsumiere.

Alles, was davon nicht meinem Lebensunterhalt  dient (und jetzt dem meiner Kinder)

ist übermäßiger Konsum, sind übermäßige  Ausgaben. Wenn ich weniger konsumieren würde,

müsste ich auch weniger Geld verdienen –  oder: Weniger Arbeiten um des Geldes willen.

Weniger Arbeiten im Sinne von »labour«.

Stattdessen hätte ich mehr Zeit für Arbeiten im Sinne von »work«, etwas herstellen, was mir persönlich

viel mehr Freude bereitet: Kreatives Schaffen.

Höre dazu auch meinen Podcast auf Spotify:

»Schrott oder Schrein« über kreatives Schaffen und Scheitern.

Beim kreativen Schaffen geht es um die Mitgestaltung der Welt, die uns umgibt.

Jede Stunde, die ich weniger fernsehe, Netflix binge oder durch meinen Facebook-Feed wische,

kann ich herstellend tätig sein – und mich so in meiner Menschlichkeit mehr entfalten.

C) Arendts Ansatz schränkt  mich nicht in meiner Freiheit ein,

das ist der beste Part. Arendt  öffnet mir im Gegenteil die Augen

für all die positiven Freiheiten meines  Lebens, die ich noch ungenutzt lasse.

All die Dinge, zu denen mich  niemand zwingt, zu denen ich aber,

kraft meiner Menschlichkeit  (und meiner Privilegien),

die Möglichkeit habe – sofern ich  sie für gut und richtig halte.

Ich kann mich frei dazu entscheiden,  weniger Auto zu fahren, Plastik zu kaufen,

Fleisch zu essen. Niemand zwingt  mich dazu – außer diese blöde,

innere Lust aufs Fleisch. Ist doch dämlich: Wir versuchen unsere »Freiheiten« verteidigen,

dabei rührt die größte Unfreiheit oft von uns selbst her,  unseren zwanghaften Gewohnheiten,

denen wir macht- und willenlos unterworfen sind. Laber' doch nicht!

Dann versuch' mal, deinen Konsum einzuschränken – und schau', wie dein innerer Schweinehund das mitmacht.

Frei sein hier oben – DAS ist die Herausforderung.

Na, schön und gut, ich habe also die  Freiheit, mehr nachhaltige Produkte

zu kaufen, z. B., mehr zu handeln, das heißt: mich mehr in den politischen, gesellschaftlichen

Diskurs einzubringen, mehr mitzureden, mitzudenken  – vielleicht das zuerst. Mitdenken. Nachdenken.

Und wenn ich so darüber nachdenke, nachlese,  mich mit den Fakten befasse, dann wird klar,

dass ich persönlich noch so sehr nachhaltig leben kann

– es bleibt ein Tropfen auf dem heißen Stein. Oder auf der immer heißer werdenden Erde...

Worauf es ankommt, ist das miteinander Sprechen und das gemeinsame Handeln.

Die Beschäftigung mit Arendts  Grundtätigkeiten des Menschen hat

mein Verständnis dafür geschärft, wie wichtig Handeln ist – also die aktive

Teilnahme am globalen, sozialen Miteinander.

Wie winzig mein Beitrag dazu auch  sein mag, ist er doch viel größer,

als wenn ich mich nur mit meinem  eigenen, privaten, kleinen Leben befasse.

Denn, besinnen wir uns: Es ist nichts damit gewonnen,

wenn alle Menschen von heute auf  morgen »einfach« nachhaltig sind,

in ihrem persönlichen Leben. Das bringt  uns vielleicht ein paar Jahre mehr.

Die Idee vom persönlichen CO2-Fußabdruck  hat uns, wie leicht zu vergessen ist,

der Öl- und Gas-Konzern BP im Jahr 2004  beschert – mit einer PR-Kampagne im Wert

von einer Viertelmilliarde US-Dollar und  der Absicht, den Fokus zu verschieben:

Weg von den globalen Playern hin zu den  einzelnen Personen. 17 Jahre später ist

der Fokus immer noch verschoben. War also jeden Penny wert, diese Kampagne.

Es geht darum, dass gewisse einzelne Menschen  ja nicht nur Verantwortung für ihr eigenes,

persönliches Leben tragen,  sondern Verantwortung für viel größere

Bereiche anstreben oder bereits innehaben. Solche Verantwortung fällt den Menschen

selten in den Schoß. Oft arbeiten sie  hart dafür, kämpfen, setzen sich durch.

Das verdient Respekt. Solange es nach fairen Mitteln geschieht und solange

sie ihrer Verantwortung dann auch gerecht werden.

Nachhaltigkeit im eigenen Leben ist wichtig. Aber  sie ist nicht nur nicht die Lösung zum wirklichen

Problem, sondern ein verschwindend geringer  Beitrag, der nicht annähernd reichen würde.

Nicht falsch verstehen. Indem wir uns  für einen nachhaltigeren Lebensstil entscheiden,

lösen wir zwar nicht das Problem,  aber wir vermitteln unsere Werte.

Auch das hat immer eine öffentliche, eine  sozial-wirksame Komponente. Und die ist

extrem wichtig. Vorbild sein ist wichtig – für uns selbst, für unsere Mitmenschen und für unsere Kinder.

Wir sind soziale, vom gesellschaftlichen  Druck geformte Wesen. Das ist genauso

wenig gut oder schlecht, wie es  mit dem Meer und den Steinen ist,

die in der Strömung rund geschliffen werden. Es ist wie es ist.

Wir ziehen unsere Werte aus Vorbildern,  ob bewusst oder unbewusst. Und wir sind,

bewusst oder unbewusst, selbst Vorbilder,

die Werte vermitteln und einfordern – aber  bitte nicht nur in Bezug auf die Kinder.

Genauso, wie wir die kleinen Chaos-stiftenden  Hosenscheißer*innen erziehen,

so müssen wir auch verantwortliche Menschen  in Politik und Wirtschaft erziehen,

die sonst nämlich viel größeres Chaos anrichten.

Wir müssen sie bewusst auf unsere  Werte aufmerksam machen – und das

Beachten dieser Werte dann auch einfordern. Beim Missachten

unserer Werte müssen Verantwortliche die  Konsequenzen auch zu spüren bekommen.

Idealerweise.

Die winzigen Mittel, die uns dafür zur Verfügung stehen, sind bekanntlich ballot und wallet.

Also: Stimmzettel und Brieftasche. Wie schon im Kommentarbereich unter dem sehr

empfehlenswerten Kurzgesagt-Video zum Thema  Klimawandel zu lesen war:

Wenn das so ist, sind wir am Arsch. Das lass' ich mal so stehen...

...und überlasse das Schlußwort Hannah Arendt. Deren Zitat über Politik, vom Anfang

des Vortrags – das war nämlich übrigens mein Vortrag –, hatte ich mir ehrlich gesagt etwas zurechtgestutzt.

Eigentlich schrieb sie darüber, wie wir  die Welt verändern können. Und zwar so:

Wie immer man sich zu der Frage stellen mag, ob es der Mensch oder die Welt sei,

die in der heutigen Krise auf dem Spiel  steht, eines ist sicher, die Antwort,

welche den Menschen in den Mittelpunkt  der gegenwärtigen Sorge rückt und meint,

ihn ändern zu müssen, um Abhilfe zu  schaffen, ist im tiefsten unpolitisch;

denn im Mittelpunkt der Politik steht  immer die Sorge um die Welt und nicht um

den Menschen – und zwar die Sorge um eine so oder  anders beschaffene Welt, ohne welche diejenigen,

welche sich sorgen und politisch sind, das  Leben nicht wert dünkt, gelebt zu werden.

Und eine Welt ändert man so wenig dadurch, daß man die Menschen in

ihr ändert – ganz abgesehen von der praktischen  Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens –,

wie man eine Organisation oder einen Verein dadurch  ändert, daß man seine Mitglieder anfängt,

so oder anders zu beeinflussen. Will man eine  Institution, eine Organisation, irgendeine

weltlich bestehende öffentliche Körperschaft  ändern, so kann man nur seine Verfassung,

seine Gesetze, seine Statuten erneuern und hoffen,  daß alles andere sich von selbst ergeben werde.

Das war's für heute. Feedback und Fragen wie immer gerne in die Kommentare.

Und wer diesen Kanal unterstützen möchte, kann das ab sofort auch über Patreon tun.

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und sag' danke für die Aufmerksamkeit und bis zum nächsten Mal!

Und guten Rutsch ins neue Jahr! Viel beschissener kann's nicht werden.

Das nehm' ich zurück und sag' stattdessen:Toi, toi, toi.

Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick schon sehr persön- [RUMMS!]

Das war für mich eine tragende Säule meiner deutschen Identität.

Meiner DEUTSCHEN Identität!

Seitdem nehme ich Gretas strengen Blick schon sehr persönlich.

Und inzwischen umso mehr... haltet die Fresse, hier, Siri! Tschüss. [Siri plaudert]

Nee. Du suchst nach gar nix. Hau ab. So.