hessenschau von 08.05.2021 - Camper demonstrieren gegen Beherbergungsverbot
Guten Abend, willkommen zur hessenschau!
Freu mich sehr, dass Sie eingeschaltet haben.
Diese Sendung könnte Sie erinnern, wieder einen Arzttermin zu machen:
Denn Krebsvorsorge hat gelitten in der Pandemie.
Mit welchen Folgen, darüber sprechen wir.
Warum diese Pflanzen hier der neue grüne Schrei sind,
warum die Zimmerpflanze plötzlich wieder hipp wird,
erfahren Sie auch gleich.
Noch schöner als drinnen mit den Zimmerpflanzen
ist es ja wohl draußen, jetzt, wo es wärmer wird.
Warum nicht campen, übernachten auf dem Campingplatz?
Ja, warum nicht? Weil's verboten ist!
Dagegen demonstrierten heute in Wiesbaden Camping-Fans
in rund 1200 Wohnmobilen.
Die Straße war voll, während die Sehnsuchtsorte der Camper leer sind.
Die Camperinnen und Camper wollen zurück auf die Plätze.
PS-starker Protest heute zwischen Mainz und Wiesbaden.
Rund 1200 Wohnmobile und Wohnwagen waren angemeldet,
angerollt aus ganz Deutschland.
Auch Petra Weber und ihr Verlobter schlossen sich dem Zug an.
Wir haben sie am Aufstellungsort vor der Demo getroffen.
Wir sind jetzt fast 400 Km gefahren. Pfaffenhofen liegt bei Ingolstadt.
Wir sind hier dabei, weil wir einfach möchten,
dass Campingplätze und Stellplätze öffnen,
weil wir unser Zuhause selbst dabei haben.
Wir sind völlig autark. Wir stecken somit keinen an.
Wir möchten auch bei dieser Demonstration
die Campingplatzbetreiber mit unterstützen.
Weil die haben den größten Schaden.
Momentan gilt die Bundesnotbremse.
Touristische Übernachtungen sind verboten.
Das gilt auch für Campingplätze.
Allerdings hat Bayern bereits angekündigt, Hotels, Ferienwohnungen
und auch Campinglätze bald wieder zu öffnen.
Dort, wo die Inzidenz stabil unter 100 liegt.
Über mögliche Lockerungen in diesem Bereich
will Hessen in der kommenden Woche entscheiden.
Die Veranstalter wollen mit der Aktion deshalb Druck machen.
Ich forderte von der Politik, dass sie nachdenken
und Güterabwägung betreiben.
Und tatsächlich schauen: Ist das jetzt sinnvoll
oder ist das platt gesagt Unsinn.
Und wir sehen Stellplätze und Campingplätze schließen
als Unsinn an.
Der Startschuss in die neue Saison:
Für Campingplatz-Betreiberin Anja Wünsche ging er ins Leere:
leere Auftragsbücher, leere Stellplätze,
dafür der Kopf voller Sorgen.
Wir haben null Einnahmen.
Wir müssen unsere Kosten wahrscheinlich
von unserem Ersparten nehmen.
Es gibt natürlich Fördermittel, die haben wir bis jetzt
noch nicht beantragt, aber wir werden da hingehen müssen.
Weil wir es nicht deckeln können, wenn keiner kommt.
Eigentlich wäre auch sie heute beim Protest dabei.
Sie kümmert sich aber um die angereisten Demo-Teilnehmer,
die heute ausnahmsweise hier übernachten dürfen.
Dass ihr Platz nach den aktuellen Regeln
für touristische Übernachtungen gesperrt ist,
kann sie nicht nachvollziehen.
Ich hoffe, dass wir öffnen können.
Weil letztes Jahr auch Mitte Mai geöffnet werden konnte.
Wenn es wärmer wird, soll es ja besser werden.
Und es war auch besser.
Letztes Jahr hatten wir nicht einen Corona-Fall hier
und wir konnten es auch darstellen.
Zahlreiche Unterstützer und Unterstützerinnen
hat Anja Wünsche auf jeden Fall.
Damit der Weg auf die Campingplätze wieder frei wird.
Ähnlich siehts in den Jugendherbergen aus.
Die sind ja spezialisiert auf große Personenzahlen:
Klassenfahrten, Seminare, Gruppenreisen.
All das findet immer noch nicht statt.
Die Betten sind leer und doch ist es nicht ganz still.
Einige Betreiber haben neuen Ideen entwickelt,
um Leben und Leute reinzubekommen.
Einsam ist es für Leiter Sascha Forderung
in der Jugendherberge Bad Hersfeld.
Von 20 Mitarbeitern sind nach über einem Jahr Corona
nur noch acht übrig, alle in Kurzarbeit.
Seit Oktober 2019 war hier keine Schulklasse mehr.
Nur einige Familien und Wanderer haben im letzten Sommer übernachtet.
Mir fehlen meine Kollegen, es ist einfach einsam
und die Leere belastet natürlich auch so 'ne große Immobilie.
Ein Haus wie eine Jugendherberge, was es gewohnt ist,
im Prinzip 24/7 Leben zu haben mag es gar nicht, wenn es leer steht,
die Duschen nicht benutzt werden, die Toiletten nicht benutzt werden.
85 % Umsatzverlust im letzten Jahr. Ein herber Schlag.
Immerhin: Das Haus ist Teil des Hessischen Jugendherbergsverbands.
Doch auch der stand auf der Kippe,
konnte sich trotz Corona-Hilfen nur durch massive Einsparungen retten.
Das betraf auch einige Standorte.
Wir mussten den schweren Schritt im letzten August gehen
und haben drei Häuser in Hessen geschlossen.
Wir sprechen aber schon wieder, etwa am Standort Gießen,
über die Neuentwicklung eines Standortes.
Wir versuchen gerade,
aus der Depression sehr viel Positives raus zu gewinnen.
Wir haben den Kopf aus dem Sand herausgenommen
und bereiten uns gerade für die Jahre '22 und '23 vor.
Die Jugendherberge in der Burg Ludwigstein bei Witzenhausen
wird von einer Stiftung getragen.
Nur durch Spenden konnte sie im letzten Jahr gerettet werden.
Vorsitzender Holger Pflüger-Grone hofft auch in diesem Sommer
zumindest auf Einzelreisende, sonst wird es wieder eng.
Um nicht in Vergessenheit zu geraten,
öffnet er die Burgtore am Wochenende für Ausflügler.
Für uns bedeutet es einen ersten kleinen Hoffnungsschimmer,
dass es wieder ein Leben auf der Burg gibt.
Ein Leben, das verbunden ist mit möglicherweise Einnahmen.
Sie können sich vorstellen, das Wochenend-Café trägt sich so eben.
Das wird uns noch nicht bei der Unterhaltung der Einrichtung helfen.
Aber es ist ein Signal, dass Menschen wieder kommen dürfen.
Die freuen sich, was tun zu können, um die Herberge zu erhalten,
in der seit über 100 Jahren junge Leute einkehren.
Ist auch einfach gut für die Burg,
dass hier so ein bisschen Menschen doch immer wieder herkommen
und das nicht so völlig aus der Vergessenheit gerät.
Ist meiner Meinung ein wichtiger Ort, den man erhalten sollte.
Es wäre wünschenswert, wenn man dafür alles versucht zu tun.
Ideen, Geld in die leeren Kassen zu spülen, gibt viele.
In einigen wie in Heppenheim
sind Soldaten im Impfeinsatz untergebracht.
Kassel und zwei weitere beherbergen Geflüchtete.
Die Kooperation mit dem Jugendherbergswerk
ist sehr gut und durch diese Nutzung entsteht letztendlich auch
eine Win-Win-Situation für beide Seiten:
Da die Jugendherberge jetzt wieder Einnahmen erzielen kann,
die sie zum wirtschaftlichen Überleben dringend benötigt.
Eine solche Sondernutzung ist in Bad Hersfeld derzeit nicht in Sicht.
Vorbuchungen hat Sascha trotz Pandemie.
Er hofft, dass diese Gäste im Sommer endlich wieder ihre Koffer packen
und zu ihm zu kommen können.
Wann Herbergen wieder öffnen dürfen,
hängt auch maßgeblich von den Infektionszahlen ab.
Mit denen beginnen die Nachrichten.
Innerhalb eines Tages sind dem Robert-Koch-Institut RKI
1180 weitere Corona-Infizierte in Hessen gemeldet worden.
Im gleichen Zeitraum wurden 19 Menschen verzeichnet,
die im Zusammenhang mit Covid-19 starben.
Die hessenweite 7-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 123,1.
Damit hat das RKI in den vergangenen 7 Tagen
7742 Neuinfizierte mit dem Corona-Virus in Hessen registriert.
Das sind 2517 weniger als in den 7 Tagen davor.
Mindestens einmal gegen das Corona-Virus geimpft
sind bei uns in Hessen jetzt 31,75 % der Menschen.
Zum 76. Jahrestages des Kriegsendes
und damit der Befreiung von Faschismus und Krieg
wurde vom Kasseler Friedensforum und anderen Organisationen
am Ehrenmal für die Opfer des Faschismus
eine Gedenkveranstaltung abgehalten.
"Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!",
so der Leitsatz, der seit Kriegsende gilt.
Zeitgleich lud in Frankfurt ein breites Bündnis
zu einer Kranzniederlegung am Mahnmal für die Opfer des Faschismus
an der Paulskirche.
Die rund 200 Gäste fanden sich anschließend zum "Befreiungsfest"
auf dem Römerberg ein.
Schülerinnen und Schüler stellten ihr Projekt "Spurensuche" vor.
Tänzelnde Menschen in schwarz gefärbten Kleidern
üben den Stadtgang: So kündigte das Aktionstheater Kassel
ihren Zug durch die Innenstadt an.
Das Aktionstheater Kassel gehört zur freien Theaterszene in Hessen.
Das Theater hat keinen festen Raum,
sondern sucht sich für jede Aufführung die passende Umgebung.
Der SV Wehen Wiesbaden
trotzte dem Aufstiegsanwärter TSV 1860 München einen Punkt ab.
Der hessische Fußball-Drittligist kam gegen den Tabellendritten
zu einem 1:1 und bleibt mit 56 Punkten auf Rang 6.
Unzählige Krebserkrankungen wurden nicht erkannt:
eine Folge der Corona-Pandemie.
Die Barmer Krankenversicherung errechnete, dass bundesweit
in der 1. Corona-Welle 2600 Krebs- erkrankungen nicht bemerkt wurden.
Ein Grund: Viele Vorsorge- untersuchungen fanden nicht statt.
"Bitte nicht weiter aufschieben", sagen Krebsmediziner.
Ilona Kutger ist heute im Klinikum Hanau zur Krebsvorsorge.
Gleich hat sie eine Koloskopie, eine Darmspiegelung.
Guten Tag, Grüße Sie. Bitte schön.
Durchführen wird die Untersuchung der Leiter des Darmzentrums
und Chefarzt Axel Eickhoff.
Die 57-Jährige aus Hanau
hat die Vorsorge immer wieder hinausgezögert.
Durch die Situation mit Covid, man liest ja auch viel in den Zeitungen,
was in den Krankenhäusern los ist.
Da hatte ich einfach auch diese Befürchtung,
dass man sich vielleicht dort während der Untersuchung
so 'ne Infektion einfängt.
Erst Schmerzen und Blutungen haben sie am Ende
zur Vorsorgeuntersuchung getrieben.
Oft ist es dann schon zu spät.
Zudem ist Ilona Kutger schon dreimal an Krebs erkrankt.
Als erstes Schilddrüse, dann zwei Mal Brustkrebs,
jeweils beidseitig.
Dabei hatte man festgestellt, weil auch familiäre Belastung besteht,
dass da eine Genmutation ist.
Tausende Krebserkrankungen werden seit der Corona-Pandemie
zu spät entdeckt, da die Menschen nicht zur Vorsorge kommen.
In der 1. Phase, es war ja so im März, April letzten Jahres,
war das bis zu 80 %, muss man sagen.
80 % weniger Vorsorgeuntersuchungen.
wegen Terminabsagen, Ängsten der Patienten,
aber auch, dass wir eben das gar nicht machen durften, sollten.
Jetzt sind wir wieder so bei 70, 80% des 2019er-Niveaus.
Weniger Vorsorgen, weniger Operationen.
Während der ersten Pandemie-Welle dürften dadurch
etwa 2600 Krebserkrankungen unentdeckt geblieben sein.
Bei Dickdarm-Operationen betrug das Minus 21,3 %.
Das ergab eine Analyse der Krankenkasse Barmer.
Auch während der 2. Welle, hier dunkelrot,
wurden bundesweit deutlich weniger Krebs-Operationen durchgeführt.
Vor allem Magen-OPs gingen um 28 % zurück.
Ilona Kutger ist bereit für ihre Darmspiegelung.
Der Chefarzt rechnet damit,
dass in Zukunft deutlich mehr Operationen auf ihn zukommen werden.
Die Patienten würden zudem immer jünger.
Auch Unter-50-Jährige seien betroffen.
Prävention werde daher immer wichtiger.
So, sieht alles so weit in Ordnung aus.
Sehr gut.
Er hat bei Ilona Kutger einen Polypen entfernt,
eine präventive Maßnahme, die Leben retten kann.
Experten vermuten, dass die Krebssterblichkeit
durch den Rückgang der Vorsorge steigen wird.
Und der Chefarzt fürchtet:
Wenn man das Ganze eben sozusagen zeitlich verzögert,
dass es zu einer späteren Diagnose
und damit zu einer Verschlechterung der Prognose der Patienten kommt.
Nach der Darmspiegelung und einem kurzen Schlummer
ist Ilona Kutger aus Hanau nach kurzer Zeit wieder fit.
Ich bin auf jeden Fall erleichtert, das auf jeden Fall.
Und auch aufgrund des Ergebnisses:
Jetzt geh ich ganz beschwingt nach Hause.
Also 'ne Vorsorge ist doch wichtig? - Auf jeden Fall!
Man sollte da auch echt nicht lange mit warten.
Und man sieht ja: Es funktioniert.
Selbst in der Zeit der Pandemie.
In 5 Jahren hat die 57-Jährige im Klinikum Hanau
ihre nächste Vorsorge-Untersuchung.
Bei uns ist Prof. Jackisch,
Vorsitzender der hess. Krebsgesellschaft
und Gynäkologe am Sana-Klinikum in Offenbach.
Guten Abend, Herr Jackisch. - Guten Abend.
Wer den Beitrag gesehen hat, fragt sich vielleicht:
"Sollte ich zur Vorsorge?" Wer sollte denn zur Krebsvorsorge?
Jeder, Jede.
die Frauen im Grunde ab der Pillenverschreibung
bis zum Ende ihres Lebens wäre wünschenswert.
Männer und Frauen zur Darmkrebs- spiegelung ab dem 50. Lebensjahr.
Die Frauen gerne zur Mammografie zwischen dem 49. und 69. Lebensjahr.
Den Hautkrebs wollen wir nicht vergessen.
Das sollte für die exponierten gemacht werden.
In Rücksprache mit ihren Ärzten, wird man entscheiden,
wie häufig man das tun muss.
Es wurde aber leider eben vom einen oder anderen
mal 'ne Krebsvorsorge weggelassen.
Auch gab es weniger Krebsoperation haben wir eben gesehen.
Zu welchen langfristigen Folgen wird das führen?
Werden mehr Menschen an Krebs sterben in den nächsten Jahren?
Nicht in den nächsten Jahren, aber bei den Patienten,
die vielleicht jetzt hätten operiert werden müssen,
werden wir eine Zunahme der Sterblichkeit sehen.
Bei denen, die es verschoben haben.
Die, die nicht zur Früherkennung gegangen sind,
wo man die Sachen nicht früh erkennt, werden später behandelt.
Das führt zu einer Zunahme der Sterblichkeit.
Sie als jemand, der sich vor allem mit der Krebsvorsorge beschäftigt,
sagen, da haben wir einen Fehler gemacht, im Nachhinein.,
zu viel nach den Covid-Patienten geguckt,
zu viel freigehalten in der Klinik?
Das ist eine schwierige Frage, die wir uns alle immer wieder stellen:
"Was hätte man besser machen können?"
Weiß man nicht, was auf einen zukommt,
war die Vorgehensweise richtig.
Man muss vielleicht mehr Kapazitäten schaffen
und auch in anderen Bereichen Operationskapazitäten schaffen.
Das würde man vielleicht aus dieser Pandemie-Situation
als Botschaft mit nach Hause nehmen.
Jetzt sind einige Leute aber auch deshalb nicht zum Arzt gegangen,
weil sie Sorge haben, sich da anzustecken.
Wenn man im Alltag mitbekommt, wie Freunde, Bekannte
vom Arzt zurückkehren und sagen, die Wartezimmer sind voll.
Es wird immer noch nicht richtig gelüftet,
der ein oder andere hat die Maske unter der Nase hängen,
Kann es sein, dass im Medizinbetrieb nicht ganz so viel getan wird,
wie es sein müsste, um den Patientinnen und Patienten
dieses sichere Gefühl zu vermitteln?
Da ist sicher noch Luft nach oben.
Wo Menschen arbeiten, wird es immer menscheln.
Wir haben gelernt, dass man das ernst nehmen muss,
als eine der wichtigsten Maßnahmen neben der Impfung.
Auch da ist Verbesserungs- und Lernpotenzial.
Was würden Sie für den Medizinbetrieb insgesamt sagen?
Was ist das Learning, der Lerneffekt für die Zukunft?
Für künftige Pandemien oder eine hoffentlich
nicht sobald stattfindende nächste Welle?
Klare Kommunikation, klare Spielregeln und das Einhalten
dieser Spielregeln, dann haben wir es geschafft.
Was heißt das konkret für die Organisation etwa einer Klinik?
Dass man einfach sehr genau überlegen muss,
wer wann wo behandelt werden muss, dass das Doktor-shopping aufhört.
Ich geh mal da, mal dorthin, das sind Maßnahmen.
Wir müssen genauso planen wie in jedem anderen Betrieb auch:
nach Dringlichkeiten, da können wir besser werden.
Nur noch mal gesagt die Vielzahl der unbekannten Vorgehensweisen
haben momentan uns diese Probleme bereitet.
Das wird sicherlich besser werden.
Sagt der Vorsitzende der hessischen Krebsgesellschaft:
Christian Jackisch, vielen Dank für das Gespräch. - Sehr gerne.
Das Gespräch haben wir kurz vor der Sendung aufgezeichnet.
Wenn schon Fleisch, dann bitte Bio!
Die Devise ist immer wieder zu hören.
Weil ein Tier, das nach Bio-Standards gehaltenen wird,
in der Regel ein besseres Leben hat.
Nur: Bio kann oder will sich nicht jeder leisten.
Viele suchen eine Zwischenform.
Mehr Tierwohl, aber nicht doppelt zahlen müssen fürs Schnitzel.
Strohschweine könnten eine Lösung sein.
Wie die aus Birstein im Main-Kinzig-Kreis:
Frisches Stroh von oben als Wohlfühl-Faktor.
Mehrmals am Tag rieselt es im neuen Schweinestall
von Andreas Winter aus Birstein.
Statt nackter Spaltenböden: weiches Stroh auf allen Flächen.
Und mehr Licht und Luft im Außenbereich.
Für die Gesundheit seiner 500 Tiere sei das ein dickes Plus,
sagt der Landwirt:
Die Tiere können einfacher laufen.
Das ist für die Klauen besser.
Sie können sich ihre Bereiche einteilen.
Das Stroh können sie auch nehmen,
können sich ein kleines Bett machen, sich drauf legen.
Sie sind agiler, fit, haben weniger Verdauungsprobleme,
da sie immer wieder Stroh und Rohfasern mit aufnehmen.
Strohschweine: Noch ist es eine Nische
zwischen konventioneller und Biohaltung.
Rund 1,3 Mio Euro hat der neue größere Stall
von Ehepaar Winter gekostet.
Doch das sei die Investition wert, sagen sie:
Für uns lohnt sich das auf jeden Fall schon.
Der Kunde fragt nach Strohschwein, nach Schweinen,
die mit Liebe aufgezogen wurden oder es auch schön hatten in ihrem Leben.
Das ist den meisten Kunden bei uns wirklich wichtig.
Auf dem Klausehof ist alles in eigener Hand:
Andreas Winter schlachtet und wurstet
mit seinen Mitarbeitern selbst.
Verkauft wird das Strohschweinefleisch in Rewe-Märkten
und im eigenen Hofladen.
Keine Billigware: 13,50 Euro für das Kilo Schnitzel.
Rund 25 % mehr als bei rein konventioneller Haltung.
Das Strohschweinefleisch ist etwas länger in der Reife.
Das heißt praktisch:
Die Schweine werden älter, bis sie geschlachtet werden.
Es ist standhafter, nicht so wässrig, farbintensiver.
Es ist leicht marmoriert.
Eigentlich eine Win-Win-Situation für Verbraucher und Bauern.
Von der EU und vom Land haben Winters
rund 300.000 Euro Fördermittel bekommen.
Denn Maßnahmen für mehr Tierwohl seien immer wichtiger,
heißt es auch beim Umweltministerium.
Beispiel: Schlachthof Fulda.
Er ist einer von wenigen, die in Hessen noch geblieben sind.
Vor allem Landwirte aus der Region nutzen die kurzen Wege
und lassen hier schlachten.
Seit drei Jahren ist der Betrieb eine Aktiengesellschaft.
Landwirte, Metzger und Bürger aus Fulda die Eigentümer.
Die Strohschweine sollen bald auch hier ein Zukunftsprojekt sein.
Freie Kapazitäten seien da,
sagen Schlachthof-Chef und Kreisbauern-Sprecher.
Für uns sind gerade diese Nischen die Chance.
Wir können nie mit großen Schlachthöfen konkurrieren,
wollen wir auch nicht.
Das wird von den Verbrauchern verstärkt nachgefragt,
sodass absolut ein Markt dafür gegeben ist
und langfristig stabile Preise möglich sind in diesem Bereich.
Das ist das, was die Bauern im Moment einfach suchen.
Zurück zu den Strohschweinen von Andreas Winter.
Auch das Futter ist hier selbst gemacht und gentechnikfrei.
Konventionelle Haltung und mehr Tierwohl:
Für ihn kein Gegensatz, sondern ein gut funktionierendes Modell.
Viel Lernen und gleichzeitig so viel wie möglich Fußballspielen:
Klingt nach der Quadratur des Kreises.
Ist aber Ziel der Elitenschulen des Deutschen Fußballbundes.
Zu diesem erlesenen DFB-Zirkel gehört jetzt
die Hermann-Hesse-Schule in Obertshausen (Kreis Offenbach).
Worüber reden die Schüler da den ganzen Tag?
Fußball, na was den sonst?
Halbfinale geguckt? - Ja. - Manchester oder Chelsea?
Auch in Obertshausen bei den Kids der Hermann-Hesse-Schule
dreht sich alles um den Ball.
Zukunftspläne haben die jungen Kicker auch schon.
Fußballprofi werden und bei Real Madrid spielen.
Ich will bei Real Madrid spielen.
Fußballprofi bei Manchester City und bei Paris zu spielen.
Die Stars von morgen haben schon ganz konkrete Vorstellungen.
So wie Luca Preiss, er ist 12, geht in die 6. Klasse
und ist eines der Talente, das gefördert wird
an der DFB-Eliteschule in Obertshausen.
Das ist sehr gut und viel Sport ist wichtig.
Okay, wir wechseln wieder die Seite.
Das heißt, wir machen den Übersteiger auf die linke Seite.
Jetzt gibts zusätzliche Trainings- einheiten auf höchstem Niveau
integriert in den Schulalltag.
Das ist das Konzept der Eliteschulen des "Deutschen Fußball Bundes".
Vier Unterrichtsstunden Fußball, ganz offiziell im Stundenplan.
Wir bieten eine Trainingseinheit am Morgen mehr an
mit Trainern speziell.
Die meisten haben eine DFB-Elite-Lizenz.
Kinder können einfach mehr Sport machen.
Das ist heute extrem wichtig
und hilft bei der Konzentration und den schulischen Leistungen.
Die Schule nimmt Rücksicht auf die jungen Sportler.
Der Lehrplan passt sich dem Fußball an.
Luca spielt in der C-Jugend der Offenbacher Kickers.
In Zukunft stehen Spiele und Lehrgänge am ganzen Wochenende an.
In Obertshausen gilt: keine Klassenarbeiten an Montagen.
Für versäumten Stoff gibts 'ne Sonderbetreuung.
Sie können dann Nachführunterricht Mathematik, Deutsch, Englisch
in den Hauptfächern halt.
Dass sie da nacharbeiten können,
was sie durch ihre Trainings oder Wettkämpfe verpasst haben.
Das ist natürlich wichtig.
Alfred Kaminski begleitet das Projekt.
Als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums
von Kickers Offenbach stellt er Trainingsmöglichkeiten
zur Verfügung und hofft auf zukünftige Verstärkungen.
Wir haben Trainer, die hier als Lehrer tätig sind.
Von daher ist die Verzahnung sehr gut.
Ich bin davon überzeugt.
Wenn man das auf Sichtweite ausbaut, dass wir dann auch Jungs haben,
die den Biberer Berg rocken.
Biberer Berg in Offenbach:
Es darf gerne auch ein bisschen mehr sein.
Ein Traum, wenn wir irgendwann sagen könnten, XY war hier auf der Schule
und ist in der Nationalmannschaft und kickt bei der WM mit.
Ob Biberer Berg, oder die Fußball-Weltbühne.
Die Stars von morgen kommen ab jetzt aus Obertshausen.
Ja, und auch Laien sehen, dass die Jungs Talent haben!
Jetzt richten wir unsern Fokus und das Smartphone auf Zimmerpflanzen.
Wer in letzter Zeit im Gartencenter war, hat bemerkt:
Manche stehen hinter Gittern, damit nichts gestohlen wird,
auch nicht der kleinste Ableger.
Denn die sind super teuer, weil ein Insta-Hype ausgebrochen ist.
Wie der Trend zum Urban Jungle zu erklären ist,
wollten wir von einer Hessin wissen, die ganz vorne mitspielt und postet.
Monstera, Begonie, Philodendron:
Bei Bloggerin und Influencerin Christine Klas
aus der Nähe von Frankfurt sieht es zu Hause ganz schön grün aus.
Vor einem 3/4 Jahr erst ging die Flugbegleiterin
mit ihrem Instagram-Account "TanteFrida" an den Start.
Mittlerweile hat sie bereits über 12.000 Follower
und es mit ihren Pflanzen in eine große Wohnzeitschrift geschafft.
Ich finds schön, dass der Trend in diese Richtung geht
und alles viel grüner wird und viel natürlicher.
Ich mein, der Trend geht eh zur Nachhaltigkeit
und zu nachhaltigem Leben.
Da gehören Pflanzen definitiv dazu.
Täglich postet sie Fotos von ihrem Zuhause und ihren Pflanzen.
Hallo, ihr Lieben!
Damit trifft sie den Zeitgeist.
Urban Jungle, also der grüne Dschungel in den eigenen vier Wänden
ist in den Sozialen Medien der Hit.
Unter dem Hashtag findet man z.B. auf Instagram über 6,5 Mio Einträge.
Grüne Zimmerpflanzen waren jahrzehntelang
Oma-Pflanzen, die wollt keiner haben.
Das ist dann plötzlich von ganz alleine entstanden.
Das ist ein tolles Phänomen. Weltweit!
Der gebürtige US-Amerikaner Garry Grüber ist Pflanzenmanager,
vermarktet hauptberuflich Pflanzen, denkt sich Kampagnen aus.
Die Sache mit den Zimmerpflanzen habe die Brance überrascht.
Ich denke, Millenials, die junge Leute, suchen Geborgenheit.
Ähm ...
Und grüne Zimmerpflanzen bringen diese Geborgenheit.
Die behandeln die fast wie ihre eigenen Kinder.
Die zahlen zum Teil horrende Preise für diese Pflanzen, ist irre!
500 Euro und mehr z.B. für solche Exemplare.
Der Markt mit den grünen Zimmerpflanzen boomt:
10 % Umsatzwachstum waren es 2020,
530 Mio Euro haben die Menschen dafür in den Gartencentren gelassen.
Es geht ja momentan auf jeden Fall darum,
sich sein Zuhause schön zu machen.
Und Projekte zu suchen, die man zu Hause umsetzen kann.
Was gibts Besseres als Pflanzen?
Und ja, doch, auf jeden Fall: Das kann ein großer Grund sein.
Corona, Lockdown: Man ist viel zu Hause.
Dass man sich dann etwas sucht, worum man sich kümmern kann.
Plus: Das ökologische Gewissen ist beruhigt
und mit den Projekten kann man in den sozialen Netzwerken punkten.
Und, so Influencerin Christine:
Wenn an einmal Blut geleckt habe, kämen immer mehr dazu.
So ginge es ihr jedenfalls.
Wahrscheinlich heißt der Trend deshalb auch "Urban Jungle"
und nicht nicht "Urban Grünpflanze".
Ich glaube, morgen kommen noch Grünpflanzen dazu,
denn morgen ist Muttertag.
Gleich nach dem Wetter und der Tageschau
gehts im hr-fernsehen nach Südtirol.
Morgen ist Kristin Gesang hier für Sie.
Schönes Wochenende noch!
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