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YouTube | News Videos / Doku, Zum Glück zu zehnt - Leben in der Großfamilie | SWR Doku (3)

Doch wie ist es heute,

wenn zehn Personen einer Großfamilie zusammen Urlaub machen?

Und allesamt fast erwachsen sind.

(Ruhige Gitarrenmusik, Gespräch lautlos)

Klar ist das süß, kleine Geschwister zu haben,

das fand ich immer besonders niedlich,

wenn die aufm Arm sind, du mit denen Sachen machen kannst.

Aber sagen, ich will alles zurückdrehen und wiederholen,

das jetzt nicht unbedingt.

Wer schläft wo?

Der Urlaub beginnt wie damals.

(Stimmengewirr)

Guck mal, ob da schon jemand inkontinent drauf war.

Sieht eigentlich ganz okay aus.

Die soll ich euch runtertun? - Ja, gern.

Okay, dann ...

Wir richten uns ja nach euch, wie immer.

Acht Zimmer hat die Hütte.

Monika und Paul könnten sich zusammen ein eigenes nehmen.

Doch sie tun es nicht.

(Reporterin:) Monika, wo schlafen denn jetzt du und Paul?

Wir teilen uns jetzt zu den Kindern auf.

Das ist manchmal organisatorisch einfacher.

Weil die Mädchen zusammen schlafen, und dann geht Paul zu den Jungs,

und ich geh dann nach oben hin.

Die Beziehung der Eltern ist stabil.

Trotz der vielen Kinder oder vielleicht gerade deswegen.

Durch den Wald hoch, oder nicht?

(off:) Ich würde sagen, eigentlich ist es ähnlich geblieben.

Klar, wir werden auch beide älter,

und dann ist man schon mal von den Marotten des anderen genervt,

das ist jetzt nicht anders als bei anderen.

Aber ich finde, das ist so eine Kontinuität irgendwie geblieben.

und das ist schon so,

wir wissen, dass wir uns auf den anderen verlassen können

und als Eltern gut funktionieren,

aber auch durchaus als Paar gut funktionieren.

Wobei, das ist natürlich, es ist ja eigentlich immer jemand da.

Also die Zeiten, wo wir wirklich komplett alleine sind,

das dauert wohl noch ein bisschen.

Aber die könntet ihr euch ja jetzt nehmen.

Im Prinzip schon, aber wir fühlen uns ja wohl, so wie es ist.

Also es ist nicht so, dass wir das Gefühl haben,

wir hätten aber gerne.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen,

aber ich find die Situation ganz schön, so wie die ist.

Und ich will nicht so viel hören.

Ihr müsst leiser laufen, nicht so platschen.

Paul geht immer noch gern laufen

und zieht heute Anton, Lotte und Alva mit.

Genau.

(Ferne Kuhglocken)

Okay, so ist gut.

So zu viert sind wir noch nie gelaufen, oder?

Paul hat ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern.

Es scheint, als stehe er über allem.

Als habe er es geschafft, mitzumachen

und sich trotzdem im richtigen Moment rauszuziehen.

So, ein bisschen wieder langsamer.

Hier auf 1.200 Meter Höhe

ist der nächste Ort zum Brötchenholen zehn Kilometer entfernt.

Emil, der Akkordeonlehrer, frönt immer noch seinem Hobby von damals,

dem Einradfahren.

Zehn Kilometer ins Dorf und zehn Kilometer zurück,

bergab und bergauf.

Seit fast zehn Jahren mal wieder mit allen im Urlaub

ist für ihn ungewohnt.

Ich könnt mir jetzt nicht mehr vorstellen,

zu Hause wieder einzuziehen und da dauerhaft zu wohnen.

Dafür ist einfach zu viel los und auch zu viel was,

wo man denkt, da muss man jetzt Verantwortung übernehmen.

Da hat man genug Stress irgendwie

und genug zu tun mit dem eigenen Leben.

Das ist schon irgendwie abgekoppelt.

Am Frühstückstisch werden die Kräfteverhältnisse in der Familie

schnell klar.

Die Großen geben den Ton an.

Insgesamt, ich weiß nicht, vielleicht vier oder so insgesamt.

Vier nur?

Aber das geht wirklich steil hoch.

Deine längste Strecke ist eigentlich 800, oder?

Ja, das kennt er einfach nicht, die Belastung.

Zu Hause hast 200 Meter hoch und dann wieder runter.

Der Oberschenkel ist noch ein bisschen dünn irgendwie.

(Reporterin:) Ist es der richtige Eindruck,

dass ihr älteren drei so ein bisschen das Sagen habt

und die mittleren Jungs ordnen sich so ein bisschen unter,

und Alva und Linea sind dann ganz ruhig?

Nö, kommt immer drauf an. Also, in welchen Situationen.

Wie es ist, wenn die Älteren zu Hause nicht sind,

dann ist jemand anderes, der irgendwie ...

Die Hierarchie wechselt. - ... die anderen rumkommandiert.

"Rumkommandieren"! Freundchen, reiß dich mal am Riemen.

Hier kommandiert niemand rum.

Also, dass die mir sagen, tu das, tu das, tu das,

kommt eigentlich nie vor.

Das ist ehrfürchtige Dankbarkeit.

Für das, was wir schon erkämpft haben,

da müssen die jetzt natürlich dankbar sein,

dass sie das alles machen dürfen.

Wir hatten ja viel später alle ein Handy.

Also, wer hier schon alles ein Handy hat.

Ich glaub, mein erstes hatte ich mit 18.

Mittlerweile ist es auch so, dass wir Großen zu schätzen wissen,

was unsere Eltern früher für uns getan haben.

Und irgendwo geben wir unseren Geschwistern das zurück.

Wenn mal Schuhe gekauft werden müssen,

geben wir ein bisschen was dazu.

Weil wenn wir größere Brüder gehabt hätten, hätten wir uns auch gefreut.

Paul war noch ein paar Kilometer alleine unterwegs.

Vater! - Ach, Mahlzeit.

Wie war's? - Hart.

Hart, ne? - Ja.

Aber das fahren die bei der Tour de France, diese steilen Rampen.

So steil, glaub ich, nicht. Du meintest, elf Prozent, Emil.

Aber so steil, das kann ich mir nicht vorstellen.

Aber die dopen ja, deshalb: zack!

Er fühlt sich heute manchmal ein bisschen abseits der anderen.

Ich liebe meine Frau nach wie vor.

Aber es ist schon ein bisschen eine Entfernung passiert

in all den Jahren.

Allein schon dadurch, dass ich nach wie vor ohne Handy lebe und so,

habe ich natürlich eine ganz andere Kommunikation.

Mein Leben ist dadurch ein bisschen anders als das vom Rest der Familie.

Die sich auch ständig schreiben,

jedes Gefühl, alles wird sofort irgendwie mitgeteilt.

Das hab ich so nicht.

Okay, mach ich selber. - Okay, ich mach dir einen.

Nein, ich mach's selber. - Nein.

(Stimmengewirr)

Papa, wollen wir wieder so eine Tour machen,

wo wir dann durchs Flussbett zurücklaufen?

Ja. - Den roten Klettersteig.

Ihr lasst uns dann einfach zurück.

Beim Mount Everest, wer nicht mitkommt, bleibt zurück.

Eigentlich würde Paul hier lieber

etwas Zeit mit Monika allein verbringen.

Ich würd gerne mit ihr zwei Stunden irgendwo wandern gehen.

Macht sie nicht gerne, muss ich akzeptieren.

Insofern sind wir da schon sehr unterschiedlich.

(Belebte Musik)

Fast zehn Jahre sind seit damals vergangen.

Nur noch fünf Kinder müssen finanziert werden von den Adlers.

Die anderen stehen auf eigenen Beinen,

arbeiten als Musiklehrer, Sportlehrer.

(Belebte Musik)

Paul und Monika sind zufrieden, sagen sie.

Ich hab mir auch nichts vorzuwerfen in all den Jahren.

Alles das, was so passieren kann in einer Ehe,

hab ich mir nicht vorzuwerfen.

Von daher bin ich ganz im Reinen auch mit mir.

(Reporterin:) Wenn du sagst, das, was in einer Ehe passieren kann,

denk ich sofort an, klar,

Männer machen eine Midlife-Crisis, all so was, durch ...

Gehen fremd. - Das hat es bei dir nie gegeben?

Nein, hat es nie gegeben, nee.

Also ich hab auch nie die Versuchung quasi gesucht oder so, also ...

Nee, dafür war mir die Familie auch immer zu wichtig.

Weil ich weiß, was es auch für die Kinder bedeutet,

und wie man dann angeschaut wird, das war's mir nie wert.

Wenn jemand nicht mehr zusammen bleiben mag,

find ich das völlig legitim, sich zu trennen, wenn die Kinder ...

Also, das soll jeder machen, wie er will.

Ich hatte vielleicht einfach Glück.

(Gefühlvolle Klaviermusik)

Im Urlaubsort wirken die Adlers eher wie eine Reisegruppe.

Die erstaunten Blicke sind seltener geworden.

In Lindau am Bodensee wird eines klar:

Die Eltern müssen nicht mehr viel tun,

die Kinder sagen heute, wo's langgeht.

(Stimmengewirr)

(Gefühlvolle Klaviermusik)

(Reporterin:) Was würdet ihr euch wünschen,

wenn das letzte Kind gegangen ist, wie dann euer Leben aussieht?

Ach, ich denke, das wird so weiterlaufen.

Wir haben ein bisschen mehr Ruhe,

trotzdem wird der Kontakt zu den Kindern immer noch da sein.

Ich werd nach wie vor laufen gehen, in die Natur gehen.

Viel mehr vorgenommen hab ich mir eigentlich nicht.

Vielleicht die eine oder andere Reise würd ich gern noch machen.

Ja, und vor allem, wenn die Kinder aus dem Haus sind,

können wir auch verreisen, ohne dass Ferien sind.

Das stimmt. Dann machen wir das?

Hm. Mal gucken. (Paul lacht.)

(Gefühlvolle Klaviermusik, leise Gespräche)

Da hinten ist Bregenz!

(Stimmengewirr)

Ich würd gerne mal nach New York, war ich noch nie.

Fänd ich toll, das mit ihr zusammen zu machen.

Aber ich glaube, da gehen unsere Interessen,

also was das betrifft, so ein bisschen auch leider auseinander.

Hallo! - Hallo.

So ...

Hallo! Der Papa in dem Fall? - Ja.

Wer geht zusammen? Das entscheidet ihr selber.

(Sie reden durcheinander.)

Statt Hausboot dieses Jahr Tretboot.

Schatz, das haben wir uns verdient, ne?

Viel Spaß! - Danke!

Toll!

Wenn da was ist, wo ich das Gefühl habe, das möcht ich machen,

dann werd ich das schon in die Tat umsetzen.

Ich hab aber auch nicht das Gefühl,

ich hätte jetzt gerne alles noch gemacht,

was ich jetzt nicht schaffe.

Ich würde für mich sagen, eigentlich bin ich sehr zufrieden.

(Kreischen, Lachen, ruhige Musik)

Nehmt den wieder mit!

Lotte, ihr habt was verloren!

Monika und Paul haben vieles geleistet.

Acht Kinder großgezogen, jedes auf einen guten Weg gebracht.

Nie den Staat in Anspruch genommen.

Zufriedene Eltern, zufriedene Kinder.

Selbst die Kleinsten, am Ende der Kette.

(Jubel, Lachen)

(Reporterin:) Irgendwann werdet ihr die zwei Letzten sein.

Wie ist das für euch?

Das stell ich mir eigentlich ganz schön vor.

Weil dann hat jeder sein eigenes Zimmer,

jeder kann sich irgendwo verziehen.

Das stell ich mir schön vor, mit Mama und Papa alleine zu Hause.

Also, ehrlich gesagt, ich freu mich schon drauf.

Jetzt nicht nur wegen dem eigenen Zimmer.

Sondern auch einfach, um mit Mama und Papa alleine die Zeit zu haben.

(Bewegte Musik)

Und doch wird das Konzept Großfamilie bei den Adler-Kindern

keine Schule machen.

(Bewegte Musik, Gespräche nicht hörbar)

(Reporterin:) Wie viel Kinder willst du mal haben?

Mh, so das typische Klischee,

so zwei Kinder, gerne ein Junge und ein Mädchen.

Also keine Großfamilie? - Nee, keine Großfamilie.

Warum nicht?

(Er seufzt.)

Also, man zieht ja sehr viele positive Sachen raus,

aber, ich glaub, für mich selber irgendwie ...

Ich möchte meinen Kindern gerne das geben,

was sie auch gerne irgendwie wollen

und dann sind, glaube ich, zwei Kinder einfacher als mehrere.

(Paul räuspert sich.)

Mädchen? - Ja?

Mama?

Sehr gut. - Endlich an Land.

(off:) Ich hätt schon gern Kinder in den nächsten paar Jahren.

Eins, zwei, drei Kinder vielleicht.

Eine Frau, die natürlich hinter mir steht

und mich bei dem unterstützt, was ich tue.

Das wär mir schon wichtig.

Aber ich brauch kein fettes Haus, kein dickes Auto,

das ist gar nicht das, was ich anstrebe.

Ich will auf jeden Fall Kinder haben.

Kinder sind was ganz, ganz Tolles und was Schönes.

Aber, ich glaub, zwei, drei Kinder ist dann auch das Maximale.

(Kraftvolle Musik)

Ich hab ja vor neun Jahren gesagt, ganz bewusst,

das ist die schönste Zeit, da könnte es stehen bleiben,

da war ich grad 50, glaub ich.

Die Kinder waren alle noch zu Hause, noch keiner erwachsen, volljährig.

Heute sind fünf volljährig, jetzt sind wir fast zehn Jahre später.

Und ... ja, es geht schon so ein bisschen,

also das Familienleben ist noch da, aber jeder ist total eigenständig.

Und da muss man sich schon, und das tu ich auch,

drauf vorbereiten, wie es ist, wenn wirklich alle ausm Haus sind.

(Bewegte Musik)

SWR 2020


Doch wie ist es heute,

wenn zehn Personen einer Großfamilie zusammen Urlaub machen?

Und allesamt fast erwachsen sind.

(Ruhige Gitarrenmusik, Gespräch lautlos)

Klar ist das süß, kleine Geschwister zu haben,

das fand ich immer besonders niedlich,

wenn die aufm Arm sind, du mit denen Sachen machen kannst.

Aber sagen, ich will alles zurückdrehen und wiederholen,

das jetzt nicht unbedingt.

Wer schläft wo?

Der Urlaub beginnt wie damals.

(Stimmengewirr)

Guck mal, ob da schon jemand inkontinent drauf war.

Sieht eigentlich ganz okay aus.

Die soll ich euch runtertun? - Ja, gern.

Okay, dann ...

Wir richten uns ja nach euch, wie immer.

Acht Zimmer hat die Hütte.

Monika und Paul könnten sich zusammen ein eigenes nehmen.

Doch sie tun es nicht.

(Reporterin:) Monika, wo schlafen denn jetzt du und Paul?

Wir teilen uns jetzt zu den Kindern auf.

Das ist manchmal organisatorisch einfacher.

Weil die Mädchen zusammen schlafen, und dann geht Paul zu den Jungs,

und ich geh dann nach oben hin.

Die Beziehung der Eltern ist stabil.

Trotz der vielen Kinder oder vielleicht gerade deswegen.

Durch den Wald hoch, oder nicht?

(off:) Ich würde sagen, eigentlich ist es ähnlich geblieben.

Klar, wir werden auch beide älter,

und dann ist man schon mal von den Marotten des anderen genervt,

das ist jetzt nicht anders als bei anderen.

Aber ich finde, das ist so eine Kontinuität irgendwie geblieben.

und das ist schon so,

wir wissen, dass wir uns auf den anderen verlassen können

und als Eltern gut funktionieren,

aber auch durchaus als Paar gut funktionieren.

Wobei, das ist natürlich, es ist ja eigentlich immer jemand da.

Also die Zeiten, wo wir wirklich komplett alleine sind,

das dauert wohl noch ein bisschen.

Aber die könntet ihr euch ja jetzt nehmen.

Im Prinzip schon, aber wir fühlen uns ja wohl, so wie es ist.

Also es ist nicht so, dass wir das Gefühl haben,

wir hätten aber gerne.

Ich kann natürlich nur für mich sprechen,

aber ich find die Situation ganz schön, so wie die ist.

Und ich will nicht so viel hören.

Ihr müsst leiser laufen, nicht so platschen.

Paul geht immer noch gern laufen

und zieht heute Anton, Lotte und Alva mit.

Genau.

(Ferne Kuhglocken)

Okay, so ist gut.

So zu viert sind wir noch nie gelaufen, oder?

Paul hat ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern.

Es scheint, als stehe er über allem.

Als habe er es geschafft, mitzumachen

und sich trotzdem im richtigen Moment rauszuziehen.

So, ein bisschen wieder langsamer.

Hier auf 1.200 Meter Höhe

ist der nächste Ort zum Brötchenholen zehn Kilometer entfernt.

Emil, der Akkordeonlehrer, frönt immer noch seinem Hobby von damals,

dem Einradfahren.

Zehn Kilometer ins Dorf und zehn Kilometer zurück,

bergab und bergauf.

Seit fast zehn Jahren mal wieder mit allen im Urlaub

ist für ihn ungewohnt.

Ich könnt mir jetzt nicht mehr vorstellen,

zu Hause wieder einzuziehen und da dauerhaft zu wohnen.

Dafür ist einfach zu viel los und auch zu viel was,

wo man denkt, da muss man jetzt Verantwortung übernehmen.

Da hat man genug Stress irgendwie

und genug zu tun mit dem eigenen Leben.

Das ist schon irgendwie abgekoppelt.

Am Frühstückstisch werden die Kräfteverhältnisse in der Familie

schnell klar.

Die Großen geben den Ton an.

Insgesamt, ich weiß nicht, vielleicht vier oder so insgesamt.

Vier nur?

Aber das geht wirklich steil hoch.

Deine längste Strecke ist eigentlich 800, oder?

Ja, das kennt er einfach nicht, die Belastung.

Zu Hause hast 200 Meter hoch und dann wieder runter.

Der Oberschenkel ist noch ein bisschen dünn irgendwie.

(Reporterin:) Ist es der richtige Eindruck,

dass ihr älteren drei so ein bisschen das Sagen habt

und die mittleren Jungs ordnen sich so ein bisschen unter,

und Alva und Linea sind dann ganz ruhig?

Nö, kommt immer drauf an. Also, in welchen Situationen.

Wie es ist, wenn die Älteren zu Hause nicht sind,

dann ist jemand anderes, der irgendwie ...

Die Hierarchie wechselt. - ... die anderen rumkommandiert.

"Rumkommandieren"! Freundchen, reiß dich mal am Riemen.

Hier kommandiert niemand rum.

Also, dass die mir sagen, tu das, tu das, tu das,

kommt eigentlich nie vor.

Das ist ehrfürchtige Dankbarkeit.

Für das, was wir schon erkämpft haben,

da müssen die jetzt natürlich dankbar sein,

dass sie das alles machen dürfen.

Wir hatten ja viel später alle ein Handy.

Also, wer hier schon alles ein Handy hat.

Ich glaub, mein erstes hatte ich mit 18.

Mittlerweile ist es auch so, dass wir Großen zu schätzen wissen,

was unsere Eltern früher für uns getan haben.

Und irgendwo geben wir unseren Geschwistern das zurück.

Wenn mal Schuhe gekauft werden müssen,

geben wir ein bisschen was dazu.

Weil wenn wir größere Brüder gehabt hätten, hätten wir uns auch gefreut.

Paul war noch ein paar Kilometer alleine unterwegs.

Vater! - Ach, Mahlzeit.

Wie war's? - Hart.

Hart, ne? - Ja.

Aber das fahren die bei der Tour de France, diese steilen Rampen.

So steil, glaub ich, nicht. Du meintest, elf Prozent, Emil.

Aber so steil, das kann ich mir nicht vorstellen.

Aber die dopen ja, deshalb: zack!

Er fühlt sich heute manchmal ein bisschen abseits der anderen.

Ich liebe meine Frau nach wie vor.

Aber es ist schon ein bisschen eine Entfernung passiert

in all den Jahren.

Allein schon dadurch, dass ich nach wie vor ohne Handy lebe und so,

habe ich natürlich eine ganz andere Kommunikation.

Mein Leben ist dadurch ein bisschen anders als das vom Rest der Familie.

Die sich auch ständig schreiben,

jedes Gefühl, alles wird sofort irgendwie mitgeteilt.

Das hab ich so nicht.

Okay, mach ich selber. - Okay, ich mach dir einen.

Nein, ich mach's selber. - Nein.

(Stimmengewirr)

Papa, wollen wir wieder so eine Tour machen,

wo wir dann durchs Flussbett zurücklaufen?

Ja. - Den roten Klettersteig.

Ihr lasst uns dann einfach zurück.

Beim Mount Everest, wer nicht mitkommt, bleibt zurück.

Eigentlich würde Paul hier lieber

etwas Zeit mit Monika allein verbringen.

Ich würd gerne mit ihr zwei Stunden irgendwo wandern gehen.

Macht sie nicht gerne, muss ich akzeptieren.

Insofern sind wir da schon sehr unterschiedlich.

(Belebte Musik)

Fast zehn Jahre sind seit damals vergangen.

Nur noch fünf Kinder müssen finanziert werden von den Adlers.

Die anderen stehen auf eigenen Beinen,

arbeiten als Musiklehrer, Sportlehrer.

(Belebte Musik)

Paul und Monika sind zufrieden, sagen sie.

Ich hab mir auch nichts vorzuwerfen in all den Jahren.

Alles das, was so passieren kann in einer Ehe,

hab ich mir nicht vorzuwerfen.

Von daher bin ich ganz im Reinen auch mit mir.

(Reporterin:) Wenn du sagst, das, was in einer Ehe passieren kann,

denk ich sofort an, klar,

Männer machen eine Midlife-Crisis, all so was, durch ...

Gehen fremd. - Das hat es bei dir nie gegeben?

Nein, hat es nie gegeben, nee.

Also ich hab auch nie die Versuchung quasi gesucht oder so, also ...

Nee, dafür war mir die Familie auch immer zu wichtig.

Weil ich weiß, was es auch für die Kinder bedeutet,

und wie man dann angeschaut wird, das war's mir nie wert.

Wenn jemand nicht mehr zusammen bleiben mag,

find ich das völlig legitim, sich zu trennen, wenn die Kinder ...

Also, das soll jeder machen, wie er will.

Ich hatte vielleicht einfach Glück.

(Gefühlvolle Klaviermusik)

Im Urlaubsort wirken die Adlers eher wie eine Reisegruppe.

Die erstaunten Blicke sind seltener geworden.

In Lindau am Bodensee wird eines klar:

Die Eltern müssen nicht mehr viel tun,

die Kinder sagen heute, wo's langgeht.

(Stimmengewirr)

(Gefühlvolle Klaviermusik)

(Reporterin:) Was würdet ihr euch wünschen,

wenn das letzte Kind gegangen ist, wie dann euer Leben aussieht?

Ach, ich denke, das wird so weiterlaufen.

Wir haben ein bisschen mehr Ruhe,

trotzdem wird der Kontakt zu den Kindern immer noch da sein.

Ich werd nach wie vor laufen gehen, in die Natur gehen.

Viel mehr vorgenommen hab ich mir eigentlich nicht.

Vielleicht die eine oder andere Reise würd ich gern noch machen.

Ja, und vor allem, wenn die Kinder aus dem Haus sind,

können wir auch verreisen, ohne dass Ferien sind.

Das stimmt. Dann machen wir das?

Hm. Mal gucken. (Paul lacht.)

(Gefühlvolle Klaviermusik, leise Gespräche)

Da hinten ist Bregenz!

(Stimmengewirr)

Ich würd gerne mal nach New York, war ich noch nie.

Fänd ich toll, das mit ihr zusammen zu machen.

Aber ich glaube, da gehen unsere Interessen,

also was das betrifft, so ein bisschen auch leider auseinander.

Hallo! - Hallo.

So ...

Hallo! Der Papa in dem Fall? - Ja.

Wer geht zusammen? Das entscheidet ihr selber.

(Sie reden durcheinander.)

Statt Hausboot dieses Jahr Tretboot.

Schatz, das haben wir uns verdient, ne?

Viel Spaß! - Danke!

Toll!

Wenn da was ist, wo ich das Gefühl habe, das möcht ich machen,

dann werd ich das schon in die Tat umsetzen.

Ich hab aber auch nicht das Gefühl,

ich hätte jetzt gerne alles noch gemacht,

was ich jetzt nicht schaffe.

Ich würde für mich sagen, eigentlich bin ich sehr zufrieden.

(Kreischen, Lachen, ruhige Musik)

Nehmt den wieder mit!

Lotte, ihr habt was verloren!

Monika und Paul haben vieles geleistet.

Acht Kinder großgezogen, jedes auf einen guten Weg gebracht.

Nie den Staat in Anspruch genommen.

Zufriedene Eltern, zufriedene Kinder.

Selbst die Kleinsten, am Ende der Kette.

(Jubel, Lachen)

(Reporterin:) Irgendwann werdet ihr die zwei Letzten sein.

Wie ist das für euch?

Das stell ich mir eigentlich ganz schön vor.

Weil dann hat jeder sein eigenes Zimmer,

jeder kann sich irgendwo verziehen.

Das stell ich mir schön vor, mit Mama und Papa alleine zu Hause.

Also, ehrlich gesagt, ich freu mich schon drauf.

Jetzt nicht nur wegen dem eigenen Zimmer.

Sondern auch einfach, um mit Mama und Papa alleine die Zeit zu haben.

(Bewegte Musik)

Und doch wird das Konzept Großfamilie bei den Adler-Kindern

keine Schule machen.

(Bewegte Musik, Gespräche nicht hörbar)

(Reporterin:) Wie viel Kinder willst du mal haben?

Mh, so das typische Klischee,

so zwei Kinder, gerne ein Junge und ein Mädchen.

Also keine Großfamilie? - Nee, keine Großfamilie.

Warum nicht?

(Er seufzt.)

Also, man zieht ja sehr viele positive Sachen raus,

aber, ich glaub, für mich selber irgendwie ...

Ich möchte meinen Kindern gerne das geben,

was sie auch gerne irgendwie wollen

und dann sind, glaube ich, zwei Kinder einfacher als mehrere.

(Paul räuspert sich.)

Mädchen? - Ja?

Mama?

Sehr gut. - Endlich an Land.

(off:) Ich hätt schon gern Kinder in den nächsten paar Jahren.

Eins, zwei, drei Kinder vielleicht.

Eine Frau, die natürlich hinter mir steht

und mich bei dem unterstützt, was ich tue.

Das wär mir schon wichtig.

Aber ich brauch kein fettes Haus, kein dickes Auto,

das ist gar nicht das, was ich anstrebe.

Ich will auf jeden Fall Kinder haben.

Kinder sind was ganz, ganz Tolles und was Schönes.

Aber, ich glaub, zwei, drei Kinder ist dann auch das Maximale.

(Kraftvolle Musik)

Ich hab ja vor neun Jahren gesagt, ganz bewusst,

das ist die schönste Zeit, da könnte es stehen bleiben,

da war ich grad 50, glaub ich.

Die Kinder waren alle noch zu Hause, noch keiner erwachsen, volljährig.

Heute sind fünf volljährig, jetzt sind wir fast zehn Jahre später.

Und ... ja, es geht schon so ein bisschen,

also das Familienleben ist noch da, aber jeder ist total eigenständig.

Und da muss man sich schon, und das tu ich auch,

drauf vorbereiten, wie es ist, wenn wirklich alle ausm Haus sind.

(Bewegte Musik)

SWR 2020