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Frankenstein - Mary W. Shelley, 11. Kapitel - 02

11. Kapitel - 02

Mittags erwachte ich, und ermuntert durch den klaren Sonnenschein, der durch das Fenster auf die weiße Diele fiel, beschloß ich meine Wanderschaft wieder aufzunehmen. Die Reste des Frühstücks stecke ich in einen Ranzen, den ich zufällig vorfand, und trat meine Reise an, bis ich nach mehreren Stunden, als es Abend werden wollte, ein Dorf erreichte. Wie wunderbar mir alles schien, die Hütten, die kleineren und die ansehnlicheren Häuser! In den Gärten standen noch vereinzelte Gemüsestauden und durch die Fenster konnte ich Milchschüsseln und Käselaibe erkennen, wodurch sich mein Appetit noch steigerte. In eines der schönsten Häuser trat ich ein; aber kaum hatte ich die Schwelle überschritten, als auch schon Kinder schrien und eine Frau ohnmächtig wurde. Das ganze Dorf geriet in Aufruhr. Manche flohen, manche aber griffen mich an, bis ich, vertrieben durch Steinwürfe, auf die Felder hinaus entwich. Voll Angst suchte ich Zuflucht in einem niederen Schuppen, der allerdings sich sehr von den schönen Wohnhäusern unterschied, in deren einem ich unterzukommen gemeint hatte. Der Schuppen lehnte sich an ein Bauernhaus, das hübsch und reinlich aussah. Nach den üblen Erfahrungen, die ich machen mußte, wagte ich es aber nicht hineinzugehen. Mein Unterschlupf war aus Holz gefügt, aber so niedrig, daß ich nicht einmal aufrecht darin sitzen konnte. Der Boden war nackt, aber trocken, und wenn auch der Wind durch unzählige Ritzen und Löcher hereinblies, so war ich doch einigermaßen vor den Unbilden der Witterung geborgen.

Ich legte mich nieder, glücklich, wenigstens dieses Unterkommen gefunden zu haben, das mich, so elend es auch war, doch vor Kälte und, was noch schlimmer war, vor der Feindseligkeit der Menschen schützte.

Es war kaum Morgen geworden, als ich aus meinem Schlupfwinkel kroch, um das Bauernhaus zu betrachten, an das sich der Schuppen anlehnte, und auszukundschaften, ob ich wohl in ihm mich längere Zeit würde aufhalten können. Er lag direkt an der Rückwand des Hauses; auf einer Seite befand sich ein Schweinestall, auf der andern ein klarer Teich. Eine Wand des Schuppens fehlte und ich ergänzte sie durch Aufschichten von Steinen und Holz, und zwar so, daß ich leicht aus und ein gelangen konnte.

Nachdem ich dermaßen meine Wohnung eingerichtet hatte, bedeckt ich noch den Boden mit Stroh, zog mich aber dann eilig zurück. Ich hatte nämlich in der Nähe einen Menschen gesehen und wußte aus der Erfahrung in der vorhergehenden Nacht, daß einem solchen nicht zu trauen war. Als Nahrung für diesen Tag hatte ich mir einen großen Laib Brot gestohlen und dazu ein Gefäß, mittels dessen ich aus dem Teich bei meiner Hütte Wasser schöpfen konnte. Der Boden des Schuppens war ein wenig erhöht und deshalb ganz trocken, und die Nähe des Backofens gab hinreichend Wärme.

Ich hatte mich mit dem Nötigsten versehen und beschloß, bis auf weiteres in diesem Schuppen zu bleiben. Es war im Vergleich mit dem finsteren, kalten Walde ein wahres Paradies für mich und ich brauchte wenigstens nicht mehr auf feuchtem Boden unter tropfenden Ästen zu schlafen. Ich aß mit Genuß meine Mahlzeit und wollte eben durch einen Spalt in der Seitenwand mir Wasser aus dem Teiche schöpfen, als ich einen jungen Menschen erblickte, der mit einem Kübel auf dem Kopfe an dem Schuppen vorbeiging. Es war ein junges Mädchen von feinem Wuchse, so ganz anders, als im allgemeinen Bauern und Bauernmägde zu sein pflegen. Sie war einfach gekleidet, ein weiter, blauer Rock und eine Leinenjacke bildeten ihren Anzug; ihr schönes Haar lag geflochten um ihren Kopf und sie sah still und traurig aus. Sie kam dann außer Sicht. Nach etwa einer Viertelstunde kam sie wieder mit ihrem Kübel, der nun zum Teil mit Milch gefüllt war. Während sie das schwere Gefäß dem Hause zutrug, kam ein junger Mann auf sie zu, der noch trauriger aussah als sie. Er sagte einiges zu ihr und nahm ihr dann den Kübel vom Kopfe, um ihn selbst zum Hause zu bringen. Sie folgte ihm und beide verschwanden in der Tür. Kurze Zeit darauf erschien der junge Mann wieder und ging, einige Werkzeuge auf der Schulter, quer über die angrenzenden Felder. Das Mädchen beschäftigte sich abwechselnd im Hause und im Garten.

In der Wand des Hauses, an die sich mein neues Heim anlehnte, befand sich, wie ich bei der Untersuchung derselben feststellte, ein Fenster, das mit Holz verschalt war und durch einen ganz schmalen Spalt einen Blick in das Innere gestattete. Ich konnte ein kleines, reinliches, aber armselig möbliertes Zimmer erkennen. In einem Winkel, nahe am Feuer, saß ein alter Mann, der wie im Kummer sein Gesicht in den Händen barg. Das Mädchen war damit beschäftigt, das Zimmer in Ordnung zu bringen. Plötzlich zog sie etwas aus einer Schublade und gab es dem alten Manne, indem sie sich neben ihm niederließ. Es war ein Instrument, dem er Töne entlockte, die mich mehr entzückten als der Gesang der Drossel oder der Nachtigall. Es war für mich armes Wesen, das ja noch nie etwas Schönes gesehen, ein lieblicher Anblick. Das Silberhaar des Greises und sein gutes Gesicht ließen mich Ehrfurcht empfinden, während das Verhalten des Mädchens mir Liebe einflößte. Die Weise, die der Alte spielte, lockte Tränen in die Augen des lieblichen Kindes; er achtete ihrer aber nicht. Erst als sie laut aufweinte, sprach er einige Worte zu ihr. Sie kniete dann zu seinen Füßen nieder und er streichelte sie zärtlich. Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die ich dabei empfand. Sie waren ein Gemisch von Lust und Schmerz, wie ich es noch nie kennen gelernt hatte, so ganz anders als Hunger oder Durst, Kälte oder Hitze. Jedenfalls waren sie seltsam und überwältigend, so daß ich mich vom Fenster zurückziehen mußte.

Bald darauf kam der junge Mann nach Hause, auf dem Rücken eine große Ladung Holz. Das Mädchen ging ihm entgegen, half ihm seine Bürde abnehmen und legte einen Teil des Holzes ins Feuer. Dann gingen sie zusammen in eine Ecke des Zimmers und er zeigte ihr einen großen Laib Brot und ein Stück Käse. Sie schien darüber erfreut und begab sich in den Garten, um einige Wurzeln und Kräuter zu holen. Diese legte sie dann in Wasser und stellte dieses auf das Feuer. Während sie in dieser Weise beschäftigt war, ging der junge Mensch in den Garten hinaus und grub dort eifrig Wurzeln aus. Längere Zeit war vergangen, da kam das junge Mädchen und ging mit ihm wieder zurück ins Haus.

Der alte Mann war unterdessen nachdenklich dagesessen; als aber seine Hausgenossen eintraten, ward seine Miene wieder fröhlicher und sie setzten sich alle miteinander an den Tisch, um zu essen. Die Mahlzeit war bald zu Ende. Während das Mädchen das Zimmer in Ordnung brachte, ging der Greis, auf den jungen Mann gestützt, im Sonnenschein spazieren. Es war ein merkwürdiger Kontrast zwischen den beiden Menschen. Der Alte im Silberhaar mit seinen guten, liebenvollen Zügen, der Junge, hoch und schlank gewachsen, mit seinem feinen, ebenmäßigen Gesicht. Seine Augen allerdings und seine Haltung ließen erkennen, daß er sehr traurig und niedergeschlagen war. Der Greis kehrte dann in sein Haus zurück, während der Jüngling mit Werkzeug - es war anderes als das, das er morgen getragen – sich auf die Felder begab.

Rasch brach die Nacht herein; aber zu meinem Erstaunen bemerkte ich, daß die Bewohner des Hauses ein Mittel besaßen, das Licht des Tages zu ersetzten, indem sie Wachskerzen anzündeten. Auch machte es mir große Freude, denn nun konnte ich die Leute länger aus meinem Schlupfwinkel beobachten. Der Alte nahm wieder sein Instrument zur Hand, dessen Töne mich schon am Morgen so entzückt hatten. Als er geendet hatte, geschah etwas, was ich nicht begriff. Der junge Mensch wiederholte in einemfort monotone Laute, die es an Schönheit und Harmonie weder mit der Musik des Greises noch mit dem Gesang der Vögel aufnehmen konnten. Später kam ich darauf, daß er laut vorlas, aber damals hatte ich noch keine Ahnung von dem Geheimnis der Buchstaben und Worte.

Die Familie blieb noch einige Zeit beisammen, dann löschte der Alte das Licht und sie begaben sich, wie ich vermutete, zur Ruhe.

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11. Kapitel - 02 Chapter 11 - 02 Capítulo 11 - 02 Capitolo 11 - 02

Mittags erwachte ich, und ermuntert durch den klaren Sonnenschein, der durch das Fenster auf die weiße Diele fiel, beschloß ich meine Wanderschaft wieder aufzunehmen. ||||||||||||||||floor||||||| Я проснулся в полдень и, воодушевленный ясным солнечным светом, проникающим через окно в белую прихожую, решил возобновить свои странствия. Die Reste des Frühstücks stecke ich in einen Ranzen, den ich zufällig vorfand, und trat meine Reise an, bis ich nach mehreren Stunden, als es Abend werden wollte, ein Dorf erreichte. ||||||||backpack|||||||||||||||||||||| ||||||||mochila||||encontré por casual|||||||||||||||||| Я положил остатки завтрака в случайно найденный ранец и продолжил свой путь, пока не добрался до деревни через несколько часов, как раз когда наступил вечер. Wie wunderbar mir alles schien, die Hütten, die kleineren und die ansehnlicheren Häuser! |||||||||||more attractive| |||||||||||más vistosas| In den Gärten standen noch vereinzelte Gemüsestauden und durch die Fenster konnte ich Milchschüsseln und Käselaibe erkennen, wodurch sich mein Appetit noch steigerte. |||||scattered|vegetable plants|||||||||cheeses||||||| ||||||plantas de verduras|||||||tazones de leche||quesos||||||| In eines der schönsten Häuser trat ich ein; aber kaum hatte ich die Schwelle überschritten, als auch schon Kinder schrien und eine Frau ohnmächtig wurde. |||||||||||||||||||gritaron||||| Я вошел в один из самых красивых домов, но едва переступил порог, как закричали дети, а женщина упала в обморок. Das ganze Dorf geriet in Aufruhr. The whole village was in an uproar. Вся деревня была в смятении. Manche flohen, manche aber griffen mich an, bis ich, vertrieben durch Steinwürfe, auf die Felder hinaus entwich. ||||atacaron|||||expulsado||lanzamiento de piedras|||||escapé Some fled, but some attacked me, until I escaped into the fields, driven away by throwing stones. Некоторые убегали, а некоторые нападали на меня, пока я не скрылся в поле, отгоняемый камнями. Voll Angst suchte ich Zuflucht in einem niederen Schuppen, der allerdings sich sehr von den schönen Wohnhäusern unterschied, in deren einem ich unterzukommen gemeint hatte. ||||||||shed|||||||||||||||| ||||||||||||||||casas residenciales||||||alojarme|| Terrified, I took refuge in a low shed, though very different from the fine dwellings one of which I had thought to lodge in. Полный страха, я попытался укрыться в низком сарае, который, однако, сильно отличался от красивых домов, в которых, как я думал, я буду жить. Der Schuppen lehnte sich an ein Bauernhaus, das hübsch und reinlich aussah. ||||||casa de campo||||limpio| The shed leaned against a farmhouse that looked neat and clean. Сарай примыкал к фермерскому дому, который выглядел красивым и чистым. Nach den üblen Erfahrungen, die ich machen mußte, wagte ich es aber nicht hineinzugehen. After the bad experiences I had to go through, I didn't dare to go inside. Но после неудачного опыта я не решилась зайти туда. Mein Unterschlupf war aus Holz gefügt, aber so niedrig, daß ich nicht einmal aufrecht darin sitzen konnte. |||||constructed||||||||||| Der Boden war nackt, aber trocken, und wenn auch der Wind durch unzählige Ritzen und Löcher hereinblies, so war ich doch einigermaßen vor den Unbilden der Witterung geborgen. |||bare||||||||||cracks|||blew in||||||||hardships||| |||||||||||||grietas|||entraba||||||||inclemencias||| The ground was bare but dry, and even though the wind blew in through countless cracks and holes, I was somewhat protected from the inclemency of the weather. Земля была голой, но сухой, и хотя ветер проникал внутрь через бесчисленные щели и дыры, я все же был достаточно защищен от непогоды.

Ich legte mich nieder, glücklich, wenigstens dieses Unterkommen gefunden zu haben, das mich, so elend es auch war, doch vor Kälte und, was noch schlimmer war, vor der Feindseligkeit der Menschen schützte. ||||||||||||||||||||||||||||hostility||| |||||||||||||||||||||||||||||||protegía Я лег, радуясь, что нашел хотя бы этот приют, который, как ни жалко, защищал меня от холода и, что еще хуже, от враждебности людей.

Es war kaum Morgen geworden, als ich aus meinem Schlupfwinkel kroch, um das Bauernhaus zu betrachten, an das sich der Schuppen anlehnte, und auszukundschaften, ob ich wohl in ihm mich längere Zeit würde aufhalten können. |||||||||hiding place||||||||||||leaned||scope out||||||||||stay (with 'mich')| |||||||||||||||||||||se apoyaba||explorar||||||||||| It was scarcely morning when I crawled out of my lair to look at the farmhouse against which the shed leaned, and see if I could linger in it for a long time. Едва наступило утро, как я вылез из своего укрытия, чтобы взглянуть на фермерский дом рядом с сараем и понять, смогу ли я остаться там на какое-то время. Er lag direkt an der Rückwand des Hauses; auf einer Seite befand sich ein Schweinestall, auf der andern ein klarer Teich. ||||||||||||||||||||pond |||||pared trasera|||||||||establo de cerd|||||| Он стоял прямо у задней стены дома; с одной стороны был свинарник, а с другой - чистый пруд. Eine Wand des Schuppens fehlte und ich ergänzte sie durch Aufschichten von Steinen und Holz, und zwar so, daß ich leicht aus und ein gelangen konnte. ||||||||||stacking||||||||||||||| |||||||completé|||apilamiento||||||||||||||| One wall of the shed was missing and I supplemented it by piling up stones and wood in such a way that I could get in and out easily. Одной стены сарая не хватало, и я пристроил ее, навалив камни и дрова так, чтобы можно было легко заходить и выходить.

Nachdem ich dermaßen meine Wohnung eingerichtet hatte, bedeckt ich noch den Boden mit Stroh, zog mich aber dann eilig zurück. Обставив таким образом свою квартиру, я застелил пол соломой, но затем поспешно удалился. Ich hatte nämlich in der Nähe einen Menschen gesehen und wußte aus der Erfahrung in der vorhergehenden Nacht, daß einem solchen nicht zu trauen war. ||||||||||||||||previous|||||||| Я увидел неподалеку мужчину и по опыту предыдущей ночи понял, что ему нельзя доверять. Als Nahrung für diesen Tag hatte ich mir einen großen Laib Brot gestohlen und dazu ein Gefäß, mittels dessen ich aus dem Teich bei meiner Hütte Wasser schöpfen konnte. ||||||||||loaf|||||||||||||||||| ||||||||||pan||||||recipiente|||||||||||| В качестве еды на день я украл большую буханку хлеба и емкость, с помощью которой можно было черпать воду из пруда рядом с хижиной. Der Boden des Schuppens war ein wenig erhöht und deshalb ganz trocken, und die Nähe des Backofens gab hinreichend Wärme. ||||||||||||||||horno|||

Ich hatte mich mit dem Nötigsten versehen und beschloß, bis auf weiteres in diesem Schuppen zu bleiben. |||||lo necesario||||||||||| Es war im Vergleich mit dem finsteren, kalten Walde ein wahres Paradies für mich und ich brauchte wenigstens nicht mehr auf feuchtem Boden unter tropfenden Ästen zu schlafen. ||||||||||||||||||||||||goteantes|ramas|| По сравнению с темным, холодным лесом это был настоящий рай для меня, и, по крайней мере, мне больше не приходилось спать на сырой земле под капающими ветками. Ich aß mit Genuß meine Mahlzeit und wollte eben durch einen Spalt in der Seitenwand mir Wasser aus dem Teiche schöpfen, als ich einen jungen Menschen erblickte, der mit einem Kübel auf dem Kopfe an dem Schuppen vorbeiging. |||||||||||gap|||||||||||||||||||bucket||||||| |||placer||||||||hendidura|||pared lateral|||||del estanque||||||||||||||||||pasaba por allí I ate my meal with relish and was about to draw water from the pond through a gap in the side wall when I saw a young man walking past the shed with a bucket on his head. Я с удовольствием поел и уже собирался набрать воды из пруда через щель в боковой стене, когда увидел молодого человека, проходившего мимо сарая с ведром на голове. Es war ein junges Mädchen von feinem Wuchse, so ganz anders, als im allgemeinen Bauern und Bauernmägde zu sein pflegen. |||||||build|||||||||||| |||||||estatura|||||||||campesinas||| She was a young girl of fine build, so different from what peasants and peasant maids are generally accustomed to be. Это была молодая девушка прекрасного телосложения, совсем не похожая на крестьян и крестьянок. Sie war einfach gekleidet, ein weiter, blauer Rock und eine Leinenjacke bildeten ihren Anzug; ihr schönes Haar lag geflochten um ihren Kopf und sie sah still und traurig aus. ||||||||||linen jacket|||suit|||||braided|||||||||| ||||||||||chaqueta de lino|||||||||||||||||| Она была одета просто: широкая голубая юбка и льняной жакет составляли ее костюм; ее прекрасные волосы были заплетены в косу, а сама она выглядела тихой и печальной. Sie kam dann außer Sicht. She then disappeared from sight. Затем она исчезла из виду. Nach etwa einer Viertelstunde kam sie wieder mit ihrem Kübel, der nun zum Teil mit Milch gefüllt war. Während sie das schwere Gefäß dem Hause zutrug, kam ein junger Mann auf sie zu, der noch trauriger aussah als sie. |||||||carried||||||||||||| |||||||se acercaba||||||||||||| While she was carrying the heavy jar towards the house, a young man came up to her who looked even sadder than she did. Когда она несла тяжелый кувшин к дому, к ней подошел молодой человек, выглядевший еще печальнее, чем она. Er sagte einiges zu ihr und nahm ihr dann den Kübel vom Kopfe, um ihn selbst zum Hause zu bringen. Он сказал ей несколько слов, а затем забрал ведро с ее головы, чтобы самому отнести его домой. Sie folgte ihm und beide verschwanden in der Tür. Kurze Zeit darauf erschien der junge Mann wieder und ging, einige Werkzeuge auf der Schulter, quer über die angrenzenden Felder. ||||||||||||||||||adyacentes| Через некоторое время юноша снова появился и пошел через соседние поля, неся на плече какие-то инструменты. Das Mädchen beschäftigte sich abwechselnd im Hause und im Garten. ||||alternately||||| Девушка попеременно ходила то в дом, то в сад.

In der Wand des Hauses, an die sich mein neues Heim anlehnte, befand sich, wie ich bei der Untersuchung derselben feststellte, ein Fenster, das mit Holz verschalt war und durch einen ganz schmalen Spalt einen Blick in das Innere gestattete. ||||||||||||||||||||||||||paneled||||||||||||| ||||||||||||||||||||||||||con paneles de madera||||||||||||| В стене дома, к которой примыкал мой новый дом, я обнаружил, осмотрев ее, окно, заколоченное деревянными досками и позволявшее заглянуть внутрь через очень узкую щель. Ich konnte ein kleines, reinliches, aber armselig möbliertes Zimmer erkennen. |||||||amueblado|| Я узнал маленькую, чистую, но плохо обставленную комнату. In einem Winkel, nahe am Feuer, saß ein alter Mann, der wie im Kummer sein Gesicht in den Händen barg. |||||||||||||dolor|||||| In a corner near the fire sat an old man with his face in his hands as if in sorrow. В углу, ближе к огню, сидел старик, зарывшийся лицом в руки, словно в печали. Das Mädchen war damit beschäftigt, das Zimmer in Ordnung zu bringen. Девушка была занята уборкой комнаты. Plötzlich zog sie etwas aus einer Schublade und gab es dem alten Manne, indem sie sich neben ihm niederließ. ||||||cajón||||||||||||se sentó Внезапно она достала что-то из ящика и протянула старику, присев рядом с ним. Es war ein Instrument, dem er Töne entlockte, die mich mehr entzückten als der Gesang der Drossel oder der Nachtigall. |||||||elicited||||delighted|||||thrush||| |||||||||||encantaron|||||||| It was an instrument from which he coaxed sounds that delighted me more than the singing of the thrush or the nightingale. Es war für mich armes Wesen, das ja noch nie etwas Schönes gesehen, ein lieblicher Anblick. For me, poor being, who had never seen anything beautiful before, it was a lovely sight. Это было прекрасное зрелище для меня, бедного существа, которое никогда не видело ничего прекрасного. Das Silberhaar des Greises und sein gutes Gesicht ließen mich Ehrfurcht empfinden, während das Verhalten des Mädchens mir Liebe einflößte. |||old man|||||||||||||||| |cabello plateado||anciano|||||||respeto reverente|||||||||inspiró amor The old man's silver hair and good face awed me, while the girl's demeanor filled me with love. Серебристые волосы и доброе лицо старика вызвали у меня чувство благоговения, а поведение девушки внушило мне любовь. Die Weise, die der Alte spielte, lockte Tränen in die Augen des lieblichen Kindes; er achtete ihrer aber nicht. |||||||||||||||noticed||| ||||||atrajo|||||||||||| The tune that the old man played brought tears to the lovely child's eyes; but he paid no attention to her. От игры старика на глаза милого ребенка навернулись слезы, но он не обращал на них внимания. Erst als sie laut aufweinte, sprach er einige Worte zu ihr. ||||lloró en voz|||||| Только когда она громко заплакала, он сказал ей несколько слов. Sie kniete dann zu seinen Füßen nieder und er streichelte sie zärtlich. Ich kann die Gefühle nicht beschreiben, die ich dabei empfand. Sie waren ein Gemisch von Lust und Schmerz, wie ich es noch nie kennen gelernt hatte, so ganz anders als Hunger oder Durst, Kälte oder Hitze. Это была смесь удовольствия и боли, которую я никогда раньше не испытывала, так непохожая на голод или жажду, холод или жару. Jedenfalls waren sie seltsam und überwältigend, so daß ich mich vom Fenster zurückziehen mußte. В любом случае, они были странными и непреодолимыми, поэтому мне пришлось отступить от окна.

Bald darauf kam der junge Mann nach Hause, auf dem Rücken eine große Ladung Holz. Das Mädchen ging ihm entgegen, half ihm seine Bürde abnehmen und legte einen Teil des Holzes ins Feuer. |||||||||||||||madera|| The girl went to meet him, helped him take his burden and put part of the wood on the fire. Dann gingen sie zusammen in eine Ecke des Zimmers und er zeigte ihr einen großen Laib Brot und ein Stück Käse. ||||||||habitación|||||||||||| Sie schien darüber erfreut und begab sich in den Garten, um einige Wurzeln und Kräuter zu holen. Она выглядела довольной и отправилась в сад за кореньями и травами. Diese legte sie dann in Wasser und stellte dieses auf das Feuer. Затем она положила их в воду и поставила на огонь. Während sie in dieser Weise beschäftigt war, ging der junge Mensch in den Garten hinaus und grub dort eifrig Wurzeln aus. ||||||||||||||||dug|||| ||||||||||||||||cavó|||| Längere Zeit war vergangen, da kam das junge Mädchen und ging mit ihm wieder zurück ins Haus.

Der alte Mann war unterdessen nachdenklich dagesessen; als aber seine Hausgenossen eintraten, ward seine Miene wieder fröhlicher und sie setzten sich alle miteinander an den Tisch, um zu essen. ||||||||||compañeros de casa||||||más alegre|||||||||||| Die Mahlzeit war bald zu Ende. Während das Mädchen das Zimmer in Ordnung brachte, ging der Greis, auf den jungen Mann gestützt, im Sonnenschein spazieren. ||||||||||old man|||||supported||| Es war ein merkwürdiger Kontrast zwischen den beiden Menschen. Der Alte im Silberhaar mit seinen guten, liebenvollen Zügen, der Junge, hoch und schlank gewachsen, mit seinem feinen, ebenmäßigen Gesicht. ||||||||||||||||||even| The silver-haired old man with his good, loving features, the boy, tall and slender, with his fine, even face. Старик в серебряных волосах с добрыми, любящими чертами лица, молодой человек, высокий и стройный, с тонким, ровным лицом. Seine Augen allerdings und seine Haltung ließen erkennen, daß er sehr traurig und niedergeschlagen war. Однако по его глазам и позе было видно, что он очень грустен и подавлен. Der Greis kehrte dann in sein Haus zurück, während der Jüngling mit Werkzeug - es war anderes als das, das er morgen getragen – sich auf die Felder begab. Затем старик вернулся в дом, а юноша отправился в поле с другими инструментами, кроме тех, которые он нес завтра.

Rasch brach die Nacht herein; aber zu meinem Erstaunen bemerkte ich, daß die Bewohner des Hauses ein Mittel besaßen, das Licht des Tages zu ersetzten, indem sie Wachskerzen anzündeten. |||||||||||||||||||||||||||wax candles| Ночь наступила быстро, но, к своему изумлению, я понял, что у обитателей дома есть способ заменить дневной свет, зажигая восковые свечи. Auch machte es mir große Freude, denn nun konnte ich die Leute länger aus meinem Schlupfwinkel beobachten. Это также доставляло мне огромное удовольствие, потому что теперь я мог дольше наблюдать за людьми из своего укрытия. Der Alte nahm wieder sein Instrument zur Hand, dessen Töne mich schon am Morgen so entzückt hatten. The old man picked up his instrument again, the sounds of which had already delighted me that morning. Als er geendet hatte, geschah etwas, was ich nicht begriff. Der junge Mensch wiederholte in einemfort monotone Laute, die es an Schönheit und Harmonie weder mit der Musik des Greises noch mit dem Gesang der Vögel aufnehmen konnten. |||||one after another|||||||||||||||||||||| ||||||monótonos||||||||||||||||||||| The young man kept repeating monotonous sounds, which in beauty and harmony could not compete with either the old man's music or the singing of the birds. Юноша повторял монотонные звуки, которые не могли соперничать по красоте и гармонии ни с музыкой старика, ни с песней птиц. Später kam ich darauf, daß er laut vorlas, aber damals hatte ich noch keine Ahnung von dem Geheimnis der Buchstaben und Worte. |||||||read|||||||||||||| Позже я понял, что он читает вслух, но в то время я не знал секрета букв и слов.

Die Familie blieb noch einige Zeit beisammen, dann löschte der Alte das Licht und sie begaben sich, wie ich vermutete, zur Ruhe. ||||||together||||||||||||||| ||||||||apagó||||||||||||| The family stayed together for a while, then the old man switched off the light and, as I assumed, they went to rest.