Bruners Lerntheorie - 3 Schritte zu einer Weltklasse Bildung
Die Entwicklungstheorie von Jerome Bruner basiert auf der Annahme, dass wir am besten lernen,
wenn wir in einem dreistufigen Prozess vom Konkreten zum Abstrakten übergehen:
Zuerst kommt das praktische "Handeln", dann das Lernen mit "Bildern" und
schliesslich setzen die Schülerinnen und Schüler das Gelernte in "Sprache" um.
Während der Lernphase greifen wir die zuvor gelernten Themen immer wieder auf,
während die Lehrerinnen und Lehrer eine sorgfältig strukturierte Begleitung anbieten.
Und es scheint zu funktionieren.
In den 1980er Jahren beschloss die Regierung von Singapur,
keine ausländischen Lehrbücher mehr zu importieren und stattdessen den weltbesten
Mathelehrplan von Grund auf neu aufzubauen. Seitdem lernen die Einwohner Singapurs weniger
Konzepte dafür viel detaillierter. Sie folgen dabei Bruners Leitlinie.
Bevor wir erfahren, wie gut das funktioniert hat,
schauen wir uns jeden Schritt der Theorie an einem Beispiel an:
Zuerst lernen wir durch Enaktive Darstellung. Dies geschieht durch praktische Erfahrungen,
idealerweise mit Anwendungen aus der realen Welt.
Um 4 durch 2 zu teilen, lernen zwei Schülerinnen und Schüler, einen Kuchen in 4 Stücke zu
schneiden. so können beide je ein Stück jetzt essen und das andere mit nach Hause nehmen.
Schritt zwei ist die ikonische oder bildliche Darstellung.
Wir verbinden nun unsere Erinnerungen an das Erlebnis mit Bildern.
Die Schülerinnen und Schüler werden gebeten,
einen Kuchen zu zeichnen, der in vier Stücke geschnitten wurde.
Zuletzt kommt die symbolische oder sprachliche Darstellung:
Wir verwenden nun die Bilder, die wir zuvor verinnerlicht haben,
und verwandeln sie in abstrakte Sprache, wie etwa mathematische Symbole. Mit
ein wenig Rückblick können wir das Problem leicht lösen.
Diese letzte Phase wird auch als sprachbasiert bezeichnet,
weil wir eigentlich nur die richtigen Worte und Symbole lernen, um unsere Gedanken auszudrücken.
Das eigentliche mathematische Wissen wurde viel früher durch praktische Erfahrungen erworben.
Bruner plädierte daher für die Verwendung eines Spiral-Curriculums mit kontinuierlicher
Wiederholung der gleichen Grundgedanken. Das Curriculum besteht aus drei Merkmalen :
- Die Studierenden wiederholen in regelmässigen Abständen dasselbe Thema
- Die Komplexität des Themas nimmt mit jeder Überprüfung zu
- Das neugelernte hat eine Beziehung zum vorherig gelernten
Lehrerinnen und Lehrer verwenden zudem Gerüste, einen von Bruner geprägten Begriff.
Sie tun dies, indem sie Aktivitäten strukturieren, die auf dem vorhandenen Wissen der Schülerinnen
und Schüler basieren und ihnen so helfen, das gewünschte Lernziel zu erreichen.
Der Lehrer führt den Prozess zunächst vor,
während der Schüler zuschaut. Dann darf es die Schülerin oder der Schüler versuchen.
Die Lehrkraft tritt zurück und bietet ihm, oder ihr, bei Bedarf Unterstützung und Feedback an.
Übrigens, heute sind Singapurs Viert- und Achtklässler sowohl in Mathematik als auch
in den Naturwissenschaften die Weltbesten. Und
Singapurs Mathematiklehrplan wird von Pädagogen aus der ganzen Welt kopiert.
Jerome Bruner wurde 1915 blind in New York City geboren. Im Alter von zwei Jahren stellte die
moderne Medizin sein Sehvermögen wieder her. Später revanchierte er sich dafür,
indem er ein Pionier in der kognitiven Entwicklung wurde. Er glaubte, dass "jedes Fach in einer
intellektuell ehrlichen Form, jedem Kind in jedem Entwicklungsstadium gelehrt werden kann".
Was hältst du von Bruners Theorie und seinem Vorschlag für besseres Lernen?
Lernst du selbst auch so? Wenn nicht, gibt es Deiner Meinung
nach ein Thema, das man besser verstehen könnte, wenn man Bruners Ideen folgt?