Antisemitismus & Antimuslimischer Rassismus
Dann meinte sie nach ein paar Minuten: "Ja wir haben die Falschen vergast.."
Ich bin Nuseyba ich bin 21 Jahre alt. Mein Name ist Benjamin ich bin 25 Jahre alt.
Ich bin Zahia, ich bin 18 Jahre alt. Ich war 15 und war im Supermarkt an der Kasse
und die Kassiererin hat, als sie angefangen hat meine Sachen
abzukassieren, mich erstmal einfach nur angeguckt, auch kein "Hallo" oder sonst was.
Als sie dann mir auch gar kein Preis genannt hat, meinte ich: Wie viel kostet
das jetzt? Die meinte: Ja, können sie nicht lesen?
Ich meinte ja und danach meinte ich trotzdem können sie mir sagen wie viel es kostet!
Und da hat sie einfach nichts gesagt dann meinte sie nach ein paar Minuten:
"Ja, wir haben die Falschen vergast!"
Ich habe einige Erfahrungen mit Antisemitismus vor allem gemacht.
Ich bin selbst jüdisch. In der Oberstufe hatte ich Geschichte
als Leistungskurs und dementsprechend hatte ich dann auch im Leistungskurs das
Thema Nationalsozialismus. Weil ich halt eine andere Familiengeschichte mit dem Thema habe,
als die meisten anderen Schüler*innen in meiner Klasse, wollte ich mich eigentlich
nicht so sehr dann in die Diskussion in der Klasse
einbringen. Weil es mir einfach zu persönlich war und wurde dann vom Lehrer
aufgefordert eben mehr zu machen. Habs ihm erklärt, dass es mir eigentlich
ziemlich unangenehm ist. Und worauf er mich dann einmal in einer Stunde
aufgerufen hat eben nach einer Gruppenarbeit ein Gedicht vorzutragen,
was mir seitdem in Erinnerung ist. Und zwar ging das so, das war aus einem
Kinderbuch aus den dreißiger Jahren. Es besteht aus zwei Teilen: Der Deutsche ist
ein stolzer Mann, der arbeiten und schuften kann. Weil er so schön ist und
voll Mut hasst ihn seit jeher schon der Jud. Das ist der Jud, das sieht man gleich,
der größte Schuft im ganzen Reich. Er denkt, dass er der Schönste sei
und ist so hässlich doch dabei.
Und gerade weil es eigentlich nicht klar was ist der Hintergrund war, ob es mir
jetzt irgendwie zeigen wollte oder sonst was. Oder sich einfach nichts dabei
gedacht hat, was eigentlich sehr schwierig für mich dann ist irgendwie
anzusprechen vor der Klasse oder dann noch mal persönlich mit ihm.
Und gerade diese Situation dessen dass du eigentlich nicht weiß womit du gerade
konfrontiert bist, hat eigentlich dazu geführt dass es eigentlich so das Krasseste
ist denke ich was mir widerfahren ist.
Und zwar war ich auf einer islamischen
Grundschule. Das ist eine Privatschule in Neukölln und ich bin halt gewechselt auf
eine öffentliche Schule und ich habe halt damals Kopftuch getragen, weil ich
das bei vielen Mädchen gesehen hab, die mal der Schule waren. Auch bei meiner
Mutter und ja dann bin ich halt auf die Schule gewechselt und dann bin ich auf die
Toilette gegangen und bin den Gang entlang gelaufen und da kann eine Lehrerin
plötzlich zu mir und meinte dass ich mein Kopftuch ausziehen soll. Ich habe das
verweigert und da hat sie mir mein Kopftuch vom Kopf gerissen!
Im ersten Semester jetzt wo die Leute noch nicht wussten, dass ich jüdisch bin,
weil es jetzt irgendwie auch nicht das Erste ist, was ich jemanden sagen wenn
ich mich vorstelle. Und dann meinte ein Kommilitone von mir
,so ein Mitstudent, dass es ja klar ist wieso es so viele Juden gibt die
Nobelpreise bekommen haben. Weil für gute Forschung muss man skrupellos sein, um
einen Durchbruch zu erzielen. Und deswegen ist es ja klar, wieso die
Quote so hoch ist. Und wo ich auch erstmal so war okay, also er hat es nicht
mir gesagt. Ich habe das Gespräch nur mitbekommen. Und wo du dann auch so stehst
und denkst: Moment also hab ich gerade überhaupt richtig gehört und also sollte
ich das jetzt noch mal hinterfragen: Hey hast du es gerade so gesagt oder es einfach
ignorieren weil es einem ja auch unangenehm ist, dass es dann eventuell noch
mal zu hören das Selbe. ich finde es wichtig , dass wir in der
Gesellschaft viel sensibler mit dem Thema umgehen. Und auch viel sensibler
werden was zum Beispiel auch Islamophobie angeht aber auch Antisemitismus. Also sowas
öffentlich einfach zu sagen, sich sowas erstmal zu trauen zu
sagen laut und deutlich vor anderen Leuten. Und dass dann aber auch noch nicht
mal darauf reagiert wird von niemandem ist schon heftig. Und daran erkennt man
einfach dass noch viel gemacht werden muss.
Ich hoffe einfach nur, falls es noch irgendeinem anderen Mädchen
irgendwann mal passieren wird, dass die sich traut sich dagegen zu stemmen
und stark bleibt.
Ich würd sagen, sich die Zeit zu nehmen runterzukommen. Und ich denke
sich auch noch mal vor Augen zu führen, dass es nicht nur um einen persönlich
geht. Sondern eigentlich, dass man auch in der Situation eine gewisse Verantwortung hat
Selbst nicht nur, wenn man zur angesprochenen Minderheit gehört, sondern generell.
Und ich denke es ist auch eher einfacher,
wenn es um eine andere Minderheit geht, sich für eine andere Minderheit
einzusetzen. Und quasi, wenn jetzt irgendjemand etwas antimuslimisches sagt,
was im Studium jetzt auch mehrfach vorgekommen ist, dann fiel es mir immer
einfacher dann irgendwie einzuschreiten und zu sagen: "Hey hört mal das geht nicht",
oder "was hast du gerade gesagt". Und irgendwie sich selbst auch das Recht einzugestehen
auch für sich selbst einzuschreiten.
Der Wunsch, dass andere Leute, die das
mitbekommen auch irgendwie den Mund aufmachen und dich dabei unterstützen
und sich auch für dich einsetzen!