51: Studieren in Deutschland (2)
Lisa:
[12:48] Wenn man jemanden hat wie Klaus, dann definitiv.
Manuel:
[12:53] Der läuft jetzt wieder rot an, wenn er das hört.
Cari:
[12:57] Ja. Ja, auf jeden Fall bin ich dann bei etwas gelandet, weil ich immer mehr Kompromisse gemacht habe, dann dachte ich mal, ich wollte Journalistin werden, dann kann ich ja eigentlich alles studieren, dachte ich. Dann habe ich einfach mit den Fächern angefangen, die ich interessant fand und das war dann irgendwie Niederländisch und Geschichte. Und das war dann im Endeffekt so ein bisschen der schlechteste Kompromiss von allen, weil ich habe etwas gelernt, was ich, was in meinem praktischen, bei meiner praktischen Arbeit nie eine Relevanz hatte und heute … Ich habe meinen Uni-Abschluss noch nie für irgendwas gebraucht eigentlich und das einzige, was ich da gelernt habe, war einmal diszipliniert recherchieren und dann auch die Arbeiten fertig machen, aber ansonsten, muss ich sagen, hätte ich jetzt mal die Zeit mehr praktisch verbracht, wäre es vielleicht auch cool gewesen, ne? Wie seid ihr denn auf eure Fächer gekommen? Also Manuel hat gerade schon ein bisschen erzählt und Lisa, bei dir, du hast auch so ein bisschen nach Interesse entschieden?
Lisa:
[13:51] Genau. Also in der Schulzeit hatten wir, glaube ich, auch immer so, ja, so Projekttage oder Projektstunden, wo wir darüber geredet haben, was sind denn unsere Interessen, was können wir uns vorstellen? Und ich habe sogar einmal, das wurde von unserer Schule angeboten, dafür musste man auch ein bisschen was zahlen, so eine Art Studienberatung mitgemacht. Und da hat man dann, hatte man, glaube ich, ein Einzelgespräch und dann hatte man Gruppengespräche und dann musste man so einen Test machen und dann wurde man kurz beraten, was so zu einem passt. Ich habe das gar nicht so richtig berücksichtigt, merke ich so im Nachhinein.
Cari:
[14:25] Wieso?
Lisa:
[14:26] Weiß ich nicht, ich habe das irgendwie, weil ich ein Jahr, glaube ich, was anderes gemacht habe und dann ist das so, ja, so ein bisschen hinten rübergefallen, war das nicht mehr so, so klar, also, war das nicht mehr so präsent bei mir.
Cari:
[14:38] Was haben die dir denn geraten in der Studienberatung?
Lisa:
[14:42] Also erst mal hat der gesagt, ich soll unbedingt was mit Menschen machen, weil ich wohl eine soziale Ader habe.
Manuel:
[14:48] Ja, das sagen sie immer.
Cari:
[14:52] Hauptsache nichts mit Menschen.
Manuel:
[14:55] Habt ihr das schon mal gehört, dass die jemandem sagen: Machen sie was sie wollen, Hauptsache bitte nichts mit Menschen, das können wir niemandem antun.
Lisa:
[15:02] Ja, aber ich glaube, ich habe das noch nie gehört, dass jemand das nicht gesagt bekommen hat, also, nichts mit Menschen zu machen, aber dann sagt man so: Für Sie ist, glaube ich, so was mit, im Büro …
Manuel:
[15:13] Zahlen.
Lisa:
[15:14] … im Büro was oder mit Zahlen oder Sie brauchen, Sie müssen irgendwie etwas Technisches machen an und was werkeln oder so, also, die formulieren das dann nett um, würde ich jetzt sagen.
Manuel:
[15:26] Eine kurze Anekdote: Bei uns kamen die auch in die Schule und wir mussten auch diese Tests machen. Was bei mir da raus kam, weiß ich schon gar nicht mehr aber ich weiß Tobi, mein bester Freund aus der Schulzeit, bei dem kam aus diesem Test raus als Nummer eins Berufsempfehlung: Puppenspieler. Und da dachten wir uns auch so, also, ist das jetzt euer Ernst? Also, was soll dieser Test denn bringen?
Lisa:
[15:53] Ja, vielleicht hat der da jetzt eine Karriere verpasst, vielleicht wäre er ein wunderbarer Puppenspieler geworden.
Cari:
[15:58] Könnte sein.
Manuel:
[15:59] Na ja, also, ich fand diese Tests nicht so hilfreich. Ich weiß nicht, wie ging das Lisa, fandest, hat dir das geholfen, diese ganze Beratung und diese Tests oder eigentlich nicht?
Lisa:
[16:09] Ich finde, es geht so, also, ich glaube, es bringt einem fast mehr, mit Leuten zu reden, die einen gut kennen und die einen schon, also wie Eltern oder befreundete Eltern oder mit Freunden oder mit Leuten, man ist ja meistens auch aktiv neben der Schule, also dann mit dem Klavierlehrer oder also, mit irgendwelchen Leuten, die einen schon mehrere Jahre begleitet haben. Ich glaube, das ist das, was mehr was bringt, weil ich habe dann zum Beispiel auch erzählt, dass ich … mit dir, Cari, dich kenne ich ja schon aus der Schulzeit und dass ich auch in der Medien-AG aktiv war und dann haben die nämlich auch gesagt, "ja, machen Sie doch was mit Medien, irgendwie Medien, also so Kommunikationswissenschaften oder so" und das war mir dann zu offensichtlich, da war ich so ein bisschen so: Gut, da kann ich auch selber drauf kommen. Dafür brauche jetzt keinen Test oder keine Beratung, also, ich weiß nicht. Aber ich kenne auch viele in meinem Freundeskreis, die nach der Schule noch mal so zwei Jahre Auszeit genommen haben, Praktika gemacht haben, gearbeitet haben, gereist sind und die wussten gar nicht, was sie machen sollten und die haben dann nämlich auch solche Beratungen gemacht und dann aber einen ganzen Tag, die sind wesentlich intensiver als in der Schule gewesen. Und denen hat das richtig was gebracht, also … Ich glaube, wenn man gar nicht weiß, was sein Interesse, also, was seine Interessen sind oder was man mal studieren könnte oder was für eine Ausbildung es gibt, dann ist es, glaube ich, auf jeden Fall auch eine gute Option. Aber die sind dann auch super teuer, glaube ich, solche Beratungen.
Cari:
[17:31] Es gibt ja aber auch viele Anlaufstellen, die umsonst sind. Zum Beispiel bieten ja auch die meisten Universitäten so eine Art Studienberatung an, also wie eine offene Sprechstunde. Zumindest habe ich das mal, ich weiß, dass ich das damals gemacht habe. Ich weiß allerdings nicht mehr, was dabei rumgekommen ist. Ich weiß auch, dass ich mal mit Freunden bei solchen Beratungen war. Wenn ihr jetzt euch überlegen würdet, ihr würdet gerne in Deutschland studieren, ihr würdet jetzt aus einem anderen Land kommen. Es gibt ja in Deutschland wahnsinnig viele Studiengänge und ich habe das Gefühl, es gibt auch immer mehr Studiengänge, also viele Sachen werden noch spezifiziert und es werden neue Studiengänge aufgemacht. Was würdet ihr denn jetzt jemanden raten, wie man sich da am besten informieren kann?
Lisa:
[18:14] Das ist super schwierig und ich glaube, man wird nie diesen Dschungel oder diese Größe an Studiengängen alle überblicken, aber es gibt so Internetseiten, da hat auch eine Freundin von mir ihren Studiengang her, wo man so ein bisschen so, ja, ich glaube, der heißt Studienkompass oder so und da kann man dann nämlich so Suchbegriffe eingeben, also zum Beispiel hätte ich damals Politik, Sozialwissenschaften oder so was eingeben können, also Felder, die mich interessieren und dann werden dir Studiengänge vorgeschlagen. Die hat das auch gemacht mit Mode und Textil und ist dann auch auf ihren Studiengang gekommen. Jetzt gerade beim Master mache ich das aber auch so … obwohl, beim Master habe ich immer so im Hinterkopf, ich möchte auch in einer Stadt wohnen, die vielleicht auch zu den Feldern passt, also, wo man vielleicht auch da nebenbei gut arbeiten kann, weil gerade im politischen Bereich bringt dir Münster nicht so viel, weil du halt hier kaum Anlaufstellen hast, wo du dann vielleicht als studentische Hilfskraft arbeiten kannst. Und da kann man dann auch ruhig mal das Univerzeichnis, finde ich, durchgehen und sich mal die Studiengänge angucken und so ein bisschen sich da was durchlesen und dann kommt man vielleicht auch manchmal auf so neue Ideen.
Manuel:
[19:32] Ja. Auch noch ein guter Tipp ist der Studienführer von der "Zeit". Das ist ein gedrucktes Magazin, gibt es aber auch im Internet. Die haben auch eine gute Auflistung aller möglichen Studiengänge. Und was meine Empfehlung noch wäre, was ich, glaube ich, viel zu wenig damals gemacht habe: Wenn man dann so ein paar Studiengänge im Auge hat und denkt, das könnte was sein, das könnte was sein, das könnte was sein, einfach mal sowohl die Uni anschreiben und mal mit denen telefonieren, vielleicht mal, wenn man die Möglichkeit hat, besuchen und sich in eine Vorlesung setzen und wenn man das nicht kann oder auch sowieso, einfach mit ein paar aktuellen Studenten und Studierenden mal telefonieren. Die machen das super gerne und einfach mal die Leute ausfragen, wie ist es denn wirklich? Weil in diesen ganzen Heften steht nicht, wie das Studium am Ende wirklich ist, was man wirklich lernt, wie der Alltag wirklich ist, wie die Professoren drauf sind. Einfach Leute ausfragen, einfach Interviews machen.
Lisa:
[20:33] Ja, ich finde auch, dass das der beste Tipp ist, also, ich habe das auch gemacht, dass ich mit einer Freundin dann sogar in eine Vorlesung gegangen bin und dann haben wir uns noch mit dem Professor ein bisschen unterhalten und auch mit den Studierenden in der Vorlesung halt davor oder danach und das gibt einem noch mal so viel Input, den man durch das Lesen im Internet, da steht es, also, jeder Studiengang wird da natürlich immer als toll und als interessant dargestellt, aber wie er dann wirklich ist, ist meistens noch mal was ganz anderes und da kann man auch ganz gut, wenn man jetzt nicht die Möglichkeit hat, nach Deutschland zu kommen, vielleicht mal bei Facebook gucken, weil es gibt eigentlich für jeden Studiengang oder zumindest für jedes Institut auch eine Facebook-Gruppe, würde ich sagen. Zumindest war das bei uns so und dann einfach mal versuchen, in die Gruppen reinzukommen und die Leute dann anzuschreiben. Also ich weiß, bei unserem Studiengang haben das sehr viele gemacht und es gab eigentlich immer wieder Leute, die dann in unsere Facebook-Gruppe eingetreten sind und gesagt haben: "Ich interessiere mich für den Studiengang. Kann jemand mal mit mir telefonieren oder kann jemand mit mir, mir mal ein paar Fragen beantworten?"
Cari:
[21:36] Ja, das ist ein super Tipp, das, das denke ich auch. Ich weiß noch, dass ich damals, ich habe nämlich eher den Fehler gemacht, dass ich dann mehrere Studiengänge angefangen habe und dann immer wieder gewechselt habe und ich habe mich damit nicht so genau beschäftigt, auch, weil ich, muss ich sagen, im Nachhinein damals noch zu schüchtern war. Das hört sich jetzt vielleicht doof an, weil man mir das nicht zutraut, aber ich habe mich einfach nicht getraut, da hinzugehen und mit Leuten zu sprechen und ich dachte auch, das ist so weit weg. Ich war irgendwie, weiß ich nicht, Achtzehn, Neunzehn. Ich dachte, ja, die sind ja alle schon so groß und ich habe mich dann nicht getraut, mit den Leuten zu sprechen und ich habe zum Beispiel auch zwei Sachen studiert, die ich dann später … Ich habe zum Beispiel Sprachwissenschaften studiert in Münster und das hat mich eigentlich interessiert. Ich mache das ja heute beruflich, obwohl ich das ja damals nicht vorgehabt habe, mich mit Sprache wirklich länger zu beschäftigen, ich habe das einfach als Nebenfach gewählt, weil mich Sprache interessierte und habe dann vier Semester studiert, aber dann irgendwann rausgefunden, hey, dieses Institut für Sprachwissenschaft in Münster ist super klein. Es gibt, glaube ich, nur zwei, es gab zwei Professoren und die hatten so bestimmte Schwerpunkte, die mir überhaupt nicht gefallen haben, die ich langweilig fand und dann war mir dann erst nach vier Semestern klar, hey, wenn ich jetzt hier meinen Abschluss machen würde, dann müsste ich mich, da muss ich jetzt längere Arbeiten schreiben zu Themen, die mich überhaupt nicht interessieren. Und dann habe ich das abgebrochen nach, also nachdem ich schon quasi das Grundstudium mit vier Semestern fertig hatte, hat mir jetzt auch nicht geschadet, aber hätte mir auf jeden Fall geholfen damals, dass mir ein bisschen früher das klar wird. Ich habe da gerade noch mal drei Links und Manuel, du kannst ja deinen "Zeit"-Link auch noch in die Show Notes stellen, zum Beispiel studieren.de, da findet man die tolle Zahl: Es gibt 21.184 Studiengänge in Deutschland. Ist natürlich Wahnsinn, aber da kann man schon mal, zum Beispiel auch schon mal besser sehen, welche Bereiche es gibt und dann ein bisschen strukturierter suchen.