The secrets of learning a new language | Lýdia Machová
Übersetzung: Philippa Moroni Lektorat: Andreas Herzog
Ich liebe es, Fremdsprachen zu lernen.
Tatsächlich liebe ich es so sehr,
dass ich gerne alle 2 Jahre eine neue Sprache lerne.
Aktuell arbeite ich an meiner achten.
Wenn Leute das über mich erfahren, fragen sie immer:
"Wie machst du das? Was ist dein Geheimnis?"
Ehrlich gesagt habe ich viele Jahre lang geantwortet:
"Ich weiß nicht. Ich liebe es einfach, Sprachen zu lernen."
Die Leute sind nie zufrieden mit dieser Antwort.
Sie wollten wissen, warum sie jahrelang eine Sprache lernen,
diese aber nie perfekt beherrschen,
und ich lerne eine Sprache nach der Anderen.
Sie wollten das Geheimnis von Polyglotten wissen,
von Leuten, die viele Sprachen sprechen.
Da habe auch ich mich gefragt:
Wie machen das andere Polyglotte eigentlich?
Was haben wir gemeinsam?
Woran liegt es,
dass wir Sprachen so viel schneller als Andere lernen können?
Ich beschloss, andere Leute wie mich zu treffen, um das herauszufinden.
Der beste Ort um viele Polyglotte zu treffen
ist ein Event, bei dem sich hunderte Philophile an einem Ort treffen,
um ihre Sprachen zu üben.
Es gibt weltweit mehrere solcher mehrsprachiger Events.
So beschloß ich dorthin zu reisen
und Polyglotte zu fragen, welche Methoden sie verwenden.
Dort traf ich Benny aus Irland,
der mir erzählte, seine Methode sei es, von Anfang an zu sprechen.
Er lernt ein paar Sätze aus einen Sprachführer,
trifft sich mit Muttersprachlern
und fängt direkt Gespräche mit ihnen an.
Es stört ihn nicht, wenn er über 200 Fehler am Tag macht,
denn so lernt er durch das Feedback.
Und das Beste ist, er muss heutzutage nicht mal viel reisen,
weil man über Webseiten leicht Gespräche mit Muttersprachlern
aus dem Komfort des eigenen Wohnzimmers führen kann.
Ich traf auch Lucas aus Brasilien,
der eine sehr interessante Methode hatte, Russisch zu lernen.
Er befreundete 100 zufällige Russischsprecher auf Skype,
dann öffnete er ein Chatfenster zu einem von Ihnen
und schrieb "Hi" auf Russisch.
Die Person antwortete "Hallo, wie geht's?"
Lucas kopierte dies und leitete es an eine andere Person weiter,
und die Person antwortete: "Mir geht's gut und dir?"
Lucas kopierte dies wieder in das erste Gespräch,
und so hatte er zwei Fremde, die ein Gespräch miteinander führten,
ohne es zu wissen.
(Lachen)
Bald fing er selbst an zu tippen,
denn er hatte so viele dieser Gespräche,
dass er herausgefunden hatte,
wie ein russisches Gespräch üblicherweise beginnt.
Was für eine raffinierte Methode, oder?
Ich traf Polyglotte, die immer damit anfangen,
die Laute einer Sprache nachzuahmen,
und Andere, die immer die häufigsten 500 Wörter lernen,
und noch Andere, die immer zuerst über die Grammatik lesen.
Wenn ich 100 verschiedene Polyglotte fragen würde,
würde ich 100 verschiedene Lernwege hören.
Jeder scheint seine einzigartige Art Sprachen zu lernen zu haben.
Dennoch kommen alle zu demselben Ergebnis: mehrere Sprachen fließend zu sprechen.
Während diese Polyglotten mir von ihren Methoden erzählten,
dämmerte mir:
Was wir alle gemein haben ist,
dass wir Wege gefunden haben, Spaß am Sprachenlernen zu haben.
All diese Polyglotten erzählten vom Sprachenlernen
als ob es viel Spaß macht.
Sie hätten ihre Gesichter sehen sollen,
als sie mir ihre bunten Grammatiktabellen zeigten,
ihre sogfältig handgemachten Karteikarten,
und ihre Vokabellernstatistiken via Apps,
oder gar wie sie es lieben, Rezepte aus fremdsprachigen Kochbüchern zu kochen.
Sie alle nutzen verschiedene Methoden,
aber sie stellen alle sicher,
dass es etwas ist, was ihnen selbst Spaß macht.
Ich realisierte, dass auch ich so meine Sprachen lerne.
Als ich Spanisch lernte, langweilte mich der Text im Lehrbuch.
Wer will schon über Jose lesen,
der nach dem Weg zum Bahnhof fragt?
Ich wollte stattdessen "Harry Potter" lesen,
weil das in meiner Kindheit mein Lieblingsbuch war
und ich es schon oft gelesen habe.
Also habe ich mir die spanische Fassung von "Harry Potter" besorgt
und angefangen zu lesen.
Natürlich habe ich am Anfang fast nichts verstanden
aber ich habe weitergelesen, weil ich das Buch liebe.
Am Ende des Buchs konnte ich der Handlung fast ohne Probleme folgen.
So war es auch, als ich Deutsch lernte.
Ich beschloss "Friends", meine Lieblingssendung, auf Deutsch zu schauen,
und wieder war es am Anfang alles Kauderwelsch.
Ich wusste nicht, wo ein Wort endete und das nächste anfing,
aber ich schaute täglich weiter, weil es "Friends" war.
Ich kann das in allen Sprachen anschauen. So sehr liebe ich es.
Nach der zweiten oder dritten Staffel
fingen die Dialoge an, Sinn zu ergeben.
Das wurde mir erst bewusst, als ich andere Polyglotte traf.
Wir sind keine Genies.
Wir kennen keine Abkürzungen, um Sprachen zu lernen.
Wir haben einfach Wege gefunden, den Prozess zu genießen,
Sprachenlernen von einem langweiligen Schulfach
in eine angenehme Aktivität zu verwandeln, die man gerne täglich macht.
Wenn man nicht gerne Vokabeln auf Papier notiert,
kann man sie immer noch in eine App eingeben.
Wenn man ungern
langweilige Schulbuchtexte hört,
kann man auf Youtube oder in Podcasts für jede Sprache interessante Inhalte finden.
Wenn man introvertiert ist
und sich nicht vorstellen kann, gleich mit Muttersprachlern zu sprechen,
kann man die "Self-Talk" Methode anwenden.
Man kann in seinem Zimmer mit sich selbst sprechen,
Wochenendpläne beschreiben, wie der Tag gelaufen ist,
oder einfach ein zufälliges Handyfoto
einem imaginären Freund beschreiben.
So lernen Polyglotte Sprachen.
Das Beste daran ist, das kann jeder machen,
der gewillt ist, das Lernen selbst in die Hand zu nehmen.
Andere Polyglotte zu treffen, hat mir geholfen zu verstehen,
dass es entscheidend ist,
Freude am Sprachen lernen zu finden,
aber auch, das Freude allein nicht aussreicht.
Wenn man Sprachkompetenz in einer Fremdsprache erlangen will,
muss man ausserdem drei weitere Prinzipien einhalten.
Erstens braucht man effektive Methoden.
Wenn man sich eine Vokabelliste für einen Test morgen einprägt,
werden die Vokabeln im Kurzzeitgedächtnis gespeichert
und man vergisst sie nach wenigen Tagen.
Wenn man die Vokabeln jedoch langfristig lernen will,
muss man sie innerhalb weniger Tage mehrmals wiederholen.
Das ist die "verteilte Wiederholung".
Es gibt Apps, die auf diesem System beruhen z.B. Anki oder Memrise,
oder mann kann die Goldlist-Methode nutzen
und Vokabellisten in ein Heft schreiben.
Diese Methode ist bei vielen Polyglotten sehr beliebt.
Wenn man nicht sicher ist, welche Methoden effektiv sind und welche es gibt,
kann man auf Youtube die Channels und Webseiten von Polyglotten ansehen
und sich von ihnen inspirieren lassen.
Wenn es für sie klappt, klappt es für einen vermutlich auch.
Das dritte Prinzip ist,
ein Lernsystem zu schaffen.
Wir sind heutzutage alle sehr beschäftigt
und niemand hat wirklich Zeit, eine Sprache zu lernen.
Aber wir können diese Zeit schaffen, wenn wir nur ein bisschen vorausplanen.
Kann man 15 Minuten früher aufstehen als gewohnt?
Das wäre die perfekte Zeit, um Vokabeln zu üben.
Kann man auf dem Weg zur Arbeit einen Podcast hören?
Das wäre großartig, um eine Hörerfahrung einzuschieben.
Es gibt viele Dinge, die man tun kann, ohne diese extra Zeit einzuplanen,
z. B. Podcasts auf dem Arbeitsweg hören
oder während der Hausarbeit.
Das Wichtige ist einen Lernplan zu schaffen.
"Ich werde jeden Dienstag und Donnerstag
mit einem Freund 20 Min Sprechen üben.
Ich werde währen des Frühstücks ein YouTube Video anhören."
Wenn man ein Lernsystem schafft,
braucht man nicht extra Zeit finden,
denn es wird ein Teil des Alltags.
Und schließlich braucht man um Sprachkompetenz zu bekommen,
auch ein bisschen Geduld.
Es ist nicht möglich, eine Sprache in zwei Monaten zu lernen,
aber es ist definitiv möglich, sich inneralb von zwei Monaten
wesentlich zu verbessern,
wenn man täglich, in kleinen Schritten und mit Freude lernt.
Es gibt nichts, was uns mehr motiviert
als unser eigener Erfolg.
Ich erinnere mich lebhaft an den Moment,
als ich den ersten Witz auf Deutsch verstand, als ich "Friends" schaute.
Ich war so froh und motiviert,
dass ich an dem Tag noch zwei Episoden ansah
und als ich weiterschaute,
häuften sich solche Momente des Verstehens, diese kleinen Siege.
Schritt für Schritt kam ich auf ein Niveau, auf dem ich die Sprache
frei und flüssig anwenden konnte, um alles Mögliche auszudrücken.
Das ist ein wunderbares Gefühl.
Ich bekomme davon nie genug
und deshalb lerne ich alle zwei Jahre eine neue Sprache.
Das ist das ganze polyglotte Geheimnis.
Man muss effektive Methoden finden, die man systematisch,
über eine gewisse Zeit, mit Freude anwendet.
So lernen Polyglotte Sprachen in Monaten, nicht Jahren.
Manche werden jetzt denken,
"Das ist ja ganz nett, Freude am Sprachenlernen zu finden,
aber ist das wahre Geheimnis nicht,
dass ihr Polyglotte super talentiert seid und die meisten von uns nicht?"
Es gibt eine Sache, die ich nicht über Benny und Lucas erzählt habe.
Benny hatte 11 Jahre Irisch-Gälisch und 5 Jahre Deutsch in der Schule.
Als er die Schule abschloss, konnte er sie kaum sprechen.
Bis er 21 war, dachte er, er habe nicht das Sprachen-Gen
und er könne keine Fremdsprache sprechen.
Dann begann er, nach einem eigenen Weg, Sprachen zu lernen, zu suchen.
Dieser war, mit Muttersprachlern zu sprechen
und Feedback von diesen zu bekommen.
Heute kann Benny locker in 10 Sprachen ein Gespräch führen.
Lucas versuchte in der Schule 10 Jahre lang Englisch zu lernen.
Er war der Schlechteste in seiner Klasse.
Seine Freunde lachten ihn aus
und gaben ihm ein Russischbuch als Scherz,
weil sie dachten, er könne niemals diese oder eine andere Sprache lernen.
Dann fing Lucas an, neue Methoden auszuprobieren,
auf der Suche nach einer für ihn passenden,
z. B. Skype Chats mit Fremden.
Nach nur 10 Jahren
spricht Lukas 11 Sprachen fließend.
Klingt das nach einem Wunder?
Nun, ich sehe solche Wunder jeden Tag.
Als Sprachmentor helfe ich Leuten,
Sprachen selbstständig zu lernen,
und ich sehe das täglich.
Leute kämpfen 5, 10, sogar 20 Jahre mit dem Sprachenlernen
und dann nehmen sie plötzlich selbst das Lernen in die Hand,
nutzen Materialien, die ihnen gefallen, effektivere Methoden
oder sie beginnen ihren Lernprozess zu verfolgen,
so dass sie ihren eigenen Fortschritt sehen können,
und dann plötzlich
finden sie wie durch Zauberei
das Sprachtalent, welches sie ihr Leben lang gesucht hatten.
Falls Sie also auch versucht haben, eine Sprache zu lernen
und aufgegeben haben, weil Sie dachten, es ist zu schwer
oder Sie sind nicht talentiert,
versuchen Sie es nochmal.
Vielleicht sind Sie ebenfalls nur eine unterhaltsame Methode.
von ihrer gewünschten Sprachkompetenz entfernt.
Vielleicht sind Sie nur eine Methode von einem Polyglotten entfernt.
Danke.
(Applaus)