Bei Grippe-Patienten in Stuttgart | Zur Sache Baden-Württemberg!
Ein Berliner Privat-Radiosender Mitte letzter Woche.
Die Moderatoren der Morgensendung zeigen bei facebook:
Sie sind fast alleine da! 80% der Mitarbeiter seien krank.
Deswegen bitten sie ihre Hörer,
ihnen unter die Arme zu greifen und Programmansagen einzusenden.
Aber auch bei uns im Land hat die Grippe zugeschlagen.
Bei der Karlsruher Müllabfuhr z.B.
Da sollen gerade 40% krank sein,
wodurch diese Woche nicht alle Tonnen geleert werden können.
Auch die offiziellen Zahlen sprechen Bände.
Laut der Krankenkasse AOK waren in Baden-Württemberg
in der 3. Januarwoche mehr als 1500 AOK-Versicherte
wegen Influenza krankgeschrieben.
2016 waren es in der gleichen Woche nur gut halb so viele.
Auch in Dr.Suso Lederles Allgemein-Arztpraxis
in der Stuttgarter Innenstadt geht es gerade zu wie im Taubenschlag.
Ich sehe viele Schniefnasen, eingemummelte Hälse und höre,
so mancher glaubt, sich den Grippevirus eingefangen zu haben.
Es sieht schon so aus, ich krieg das nicht mehr weg.
Auch im Wartezimmer geht es gerade um die Grippe.
Ein älterer Herr hat mit Schrecken festgestellt,
dass er dieses Jahr die Grippe-Impfung vergessen hat.
Jetzt will er das unbedingt nachholen.
Ja, weil es bei alten Leuten schwierig werden kann.
Ich denke bei Grippe ja ehrlich gesagt immer:
Ja, legst du dich halt eine Woche ins Bett,
trinkst viel Tee und dann ist's wieder vorbei.
Ist Grippe gefährlich oder nicht?
Wenn wir jetzt über die Grippe reden, also die Influenza,
dann kann das gefährlich sein, v.a. für Menschen, die krank sind,
z.B. die einen Tumor haben.
Da kann es gefährlich sein, dass die geschwächt sind.
Daher kommen wohl auch die vielen Todesfälle.
Er selbst habe in den letzten 4 Wochen
etwa ein Dutzend Patienten wegen Influenza-Verdacht
ins Krankenhaus überwiesen.
Tatsächlich war es schwer,
einen Besuch im Krankenhaus zu organisieren.
Nicht weil sie kein Problem mit der Grippe haben.
Nein, sie haben so viel zu tun, dass sie keine Zeit für uns hatten.
Im Stuttgarter Katharinenhospital
liegen aktuell zwar auch gut 30 Grippepatienten.
Trotzdem darf ich mir anschauen,
was Grippe für Krankenhaus und Patienten bedeutet.
In der Notaufnahme erzählt mir der dortige Chef,
dass der letzte Grippe-Test gestern positiv angeschlagen hat.
Bei vielen schwerkranken Patienten war eine Grippe ursächlich,
Auf der Intensivstation, wo ich auch zuständig bin,
waren zeitweilig bis zu 1/3 bis zur Hälfte
durch Influenza bedingt.
Heute liegt auf der Intensivstation eine Grippepatientin.
Ich darf den Lungenspezialisten Dr.Axel Kempa
auf seiner Visite begleiten.
Zu einer älteren Dame, die künstlich beatmet wird.
Das ist ja ein sehr bedrückendes Bild.
Das ist also auch eine Influenza-Patientin?
Ja, eine der wesentlichen Komplikationen
ist die schwere Lungenentzündung.
Und auch in dieser Grippesaison haben wir viele Patienten,
die hier auf Intensivstation liegen und beatmet werden mussten.
Die Influenza kann schwer verlaufen und ist hoch ansteckend.
Bei der Suche nach isolierten Einzelzimmern
gerät das Krankenhaus gerade an seinen Grenzen, höre ich.
Simon Besseys Arbeit besteht ausschließlich darin,
freie Betten und Zimmer zu organisieren.
Das heißt, Sie mussten schon Rettungsdiensten sagen:
Bei uns ist es voll?
Es kommt immer wieder vor, dass ein Patient in einem anderen Fachbereich
liegen muss,
weil in dem entsprechenden Fachbereich keine Bett mehr frei
sind.
Die Auswirkungen für die behandelnden Ärzte
erfahre ich dann am eigenen Leib:
Von der HNO-Station bis zur Strahlentherapie.
Die Wege zum nächsten Grippe- Patienten im isolierten Einzelzimmer
können lang werden.
Für unsere Mitarbeiter ist es anstrengender
und für die Patienten mühsamer,
weil sie länger auf den Arzt warten müssen.
Schließlich erreichen wir doch eines der Grippe-Isolationszimmer.
Wir brauchen einen Schutzkittel, eine Atemmaske,
die das Eindringen von Keimen und Viren verhindern kann.
Das Kamera-Team und ich, alle müssen sich umziehen.
Dann geht's rein.
Die zwei Damen haben doppelt Glück:
Zum einen haben sie den gleichen Grippevirustyp
und dürfen deshalb zusammen liegen,
zum anderen geht es ihnen schon wieder so gut,
dass sie bald entlassen werden können,
sagt Dr.Kempa ihnen gerade.
Schutzkleidung wieder aus und direkt im Zimmer wegschmeißen.
Bei jedem Patientenbesuch das gleiche Spiel,
damit sich der Virus im Krankenhaus nicht ausbreitet.
Auch deshalb hat sich Dr.Kempa
kreative Türöffnungs- methoden angewöhnt,
merke ich auf dem Weg zum nächsten Grippe-Patienten.
Der ist zwar nicht mehr ansteckend,
aber wegen seiner chronischen Vorerkrankung
noch nicht wieder auf dem Damm.
Haben Sie direkt an Grippe gedacht,
oder wussten Sie gar nicht, was ist jetzt hier los?
Ne, ich hätte es nicht gedacht, weil ich ja geimpft bin.
Es hat sich bei mir stark verschlechtert.
Ich konnte nicht aufstehen, hatte über 40̊Fieber.
Deshalb habe ich den Notarzt angerufen.
Ich wasche mir jetzt noch einmal ganz gründlich die Hände.
Nach dem, was ich heute gehört habe,