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2020-2 Video lessons from YouTube, TV-Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Corona-Krise [KOMPLETT]

TV-Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Corona-Krise [KOMPLETT]

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, das Coronavirus verändert zurzeit das Leben in

unserem Land dramatisch.

Unsere Vorstellung von Normalität, von öffentlichem Leben, von sozialen Miteinander - all das

wird auf die Probe gestellt wie nie zuvor.

Millionen von Ihnen können nicht zur Arbeit, Ihre Kinder können nicht zur Schule oder

in die Kita, Theater und Kinos und Geschäfte sind geschlossen, und, was vielleicht das

Schwerste ist: uns allen fehlen die Begegnungen, die sonst selbstverständlich sind.

Natürlich ist jeder von uns in solch einer Situation voller Fragen und voller Sorgen,

wie es weitergeht.Ich wende mich heute auf diesem ungewöhnlichen Weg an Sie, weil ich

Ihnen sagen will, was mich als Bundeskanzlerin und alle meine Kollegen in der Bundesregierung

in dieser Situation leitet.

Das gehört zu einer offenen Demokratie: dass wir die politischen Entscheidungen auch transparent

machen und erläutern.

Dass wir unser Handeln möglichst gut begründen und kommunizieren, damit es nachvollziehbar

wird.Ich glaube fest daran, dass wir diese Aufgabe bestehen, wenn wirklich alle Bürgerinnen

und Bürger sie als IHRE Aufgabe begreifen.

Deswegen lassen Sie mich sagen: Es ist ernst.

Nehmen Sie es auch ernst.

Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung

an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt.

Ich möchte Ihnen erklären, wo wir aktuell stehen in der Epidemie, was die Bundesregierung

und die staatlichen Ebenen tun, um alle in unserer Gemeinschaft zu schützen und den

ökonomischen, sozialen, kulturellen Schaden zu begrenzen.

Aber ich möchte Ihnen auch vermitteln, warum es Sie dafür braucht, und was jeder und jede

Einzelne dazu beitragen kann.

Zur Epidemie - und alles was ich Ihnen dazu sage, kommt aus den ständigen Beratungen

der Bundesregierung mit den Experten des Robert-Koch-Instituts und anderen Wissenschaftlern und Virologen:

Es wird weltweit unter Hochdruck geforscht, aber noch gibt es weder eine Therapie gegen

das Coronavirus noch einen Impfstoff.

Solange das so ist, gibt es nur eines, und das ist die Richtschnur all unseres Handelns:

die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, sie über die Monate zu strecken und so Zeit

zu gewinnen.

Zeit, damit die Forschung ein Medikament und einen Impfstoff entwickeln kann.

Aber vor allem auch Zeit, damit diejenigen, die erkranken, bestmöglich versorgt werden

können.

Deutschland hat ein exzellentes Gesundheitssystem, vielleicht eines der besten der Welt.

Das kann uns Zuversicht geben.

Aber auch unsere Krankenhäuser wären völlig überfordert, wenn in kürzester Zeit zu viele

Patienten eingeliefert würden, die einen schweren Verlauf der Coronainfektion erleiden.

Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern dass ist ein Vater

oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner, es sind Menschen.

Und wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit zu aller erst an alle wenden, die als Ärzte

oder Ärztinnen, im Pflegedienst oder in einer sonstigen Funktion in unseren Krankenhäusern

und überhaupt im Gesundheitswesen arbeiten.

Sie stehen für uns in diesem Kampf in der vordersten Linie.

Sie sehen als erste die Kranken und wie schwer manche Verläufe der Infektion sind.

Und jeden Tag gehen Sie aufs Neue an Ihre Arbeit und sind für die Menschen da.

Was Sie leisten, ist gewaltig, und ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür.

Also: Es geht darum, das Virus auf seinem Weg durch Deutschland zu verlangsamen.

Und dabei müssen wir, das ist existentiell, auf eines setzen: das öffentliche Leben soweit

es geht herunterzufahren.

Natürlich mit Vernunft und Augenmaß, denn der Staat wird weiter funktionieren, die Versorgung

wird selbstverständlich weiter gesichert sein und wir wollen so viel wirtschaftliche

Tätigkeit wie möglich bewahren.

Aber alles, was Menschen gefährden könnte, alles, was dem Einzelnen, aber auch der Gemeinschaft

schaden könnte, das müssen wir jetzt reduzieren.

Wir müssen das Risiko, dass der eine den anderen ansteckt, so begrenzen, wie wir nur

können.

Ich weiß, wie dramatisch schon jetzt die Einschränkungen sind: keine Veranstaltungen

mehr, keine Messen, keine Konzerte und vorerst auch keine Schule mehr, keine Universität,

kein Kindergarten, kein Spiel auf einem Spielplatz.

Ich weiß, wie hart die Schließungen, auf die sich Bund und Länder geeinigt haben,

in unser Leben und auch unser demokratisches Selbstverständnis eingreifen.

Es sind Einschränkungen, wie es sie in der Bundesrepublik noch nie gab.

Lassen Sie mich versichern: Für jemandem wie mich, für die Reise- und Bewegungsfreiheit

ein schwer erkämpftes Recht waren, sind solche Einschränkungen nur in der absoluten Notwendigkeit

zu rechtfertigen.

Sie sollten in einer Demokratie nie leichtfertig und nur temporär beschlossen werden - aber

sie sind im Moment unverzichtbar, um Leben zu retten.

Deswegen sind seit Anfang der Woche die verschärften Grenzkontrollen und Einreisebeschränkungen

zu einigen unserer wichtigsten Nachbarländer in Kraft.

Für die Wirtschaft, die großen Unternehmen genau wie die kleinen Betriebe, für Geschäfte,

Restaurants, Freiberufler ist es jetzt schon sehr schwer.

Die nächsten Wochen werden noch schwerer.

Ich versichere Ihnen: Die Bundesregierung tut alles, was sie kann, um die wirtschaftlichen

Auswirkungen abzufedern - und vor allem um Arbeitsplätze zu bewahren.

Wir können und werden alles einsetzen, was es braucht, um unseren Unternehmern und Arbeitnehmern

durch diese schwere Prüfung zu helfen.

Und alle können sich darauf verlassen, dass die Lebensmittelversorgung jederzeit gesichert

ist, und wenn Regale einen Tag mal leergeräumt sind, so werden sie nachgefüllt.

Jedem, der in den Supermärkten unterwegs ist, möchte ich sagen: Vorratshaltung ist

sinnvoll, war es im Übrigen immer schon.

Aber mit Maß; Hamstern, als werde es nie wieder etwas geben, ist sinnlos und letztlich

vollkommen unsolidarisch.

Und lassen Sie mich auch hier Dank aussprechen an Menschen, denen zu selten gedankt wird.

Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitzt oder Regale befüllt, der macht einen

der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt.

Danke, dass Sie da sind für ihre Mitbürger und buchstäblich den Laden am Laufen halten.

Jetzt zu dem, was mir heute das Dringendste ist: Alle staatlichen Maßnahmen gingen ins

Leere, wenn wir nicht das wirksamste Mittel gegen die zu schnelle Ausbreitung des Virus

einsetzen würden: Und das sind wir selbst.

So wie unterschiedslos jeder von uns von dem Virus betroffen sein kann, so muss jetzt auch

jede und jeder helfen.

Zu allererst, indem wir ernst nehmen, worum es heute geht.

Nicht in Panik verfallen, aber auch nicht einen Moment denken, auf ihn oder sie komme

es doch nicht wirklich an.

Niemand ist verzichtbar.

Alle zählen, es braucht unser aller Anstrengung.

Das ist, was eine Epidemie uns zeigt: wie verwundbar wir alle sind, wie abhängig von

dem rücksichtsvollen Verhalten anderer aber damit eben auch: wie wir durch gemeinsames

Handeln uns schützen und gegenseitig stärken können.

Es kommt auf jeden an.

Wir sind nicht verdammt, die Ausbreitung des Virus passiv hinzunehmen.

Wir haben ein Mittel dagegen: wir müssen aus Rücksicht voneinander Abstand halten.

Der Rat der Virologen ist ja eindeutig: Kein Handschlag mehr, gründlich und oft die Hände

waschen, mindestens eineinhalb Meter Abstand zum Nächsten und am besten kaum noch Kontakte

zu den ganz Alten, weil sie eben besonders gefährdet sind.

Ich weiß, wie schwer das ist, was da von uns verlangt wird.

Wir möchten, gerade in Zeiten der Not, einander nah sein.

Wir kennen Zuwendung als körperliche Nähe oder Berührung.

Doch im Augenblick ist leider das Gegenteil richtig.

Und das müssen wirklich alle begreifen: Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.

Der gutgemeinte Besuch, die Reise, die nicht hätte sein müssen, das alles kann Ansteckung

bedeuten und sollte jetzt wirklich nicht mehr stattfinden.

Es hat seinen Grund, warum die Experten sagen: Großeltern und Enkel sollten jetzt nicht

zusammenkommen.

Wer unnötige Begegnungen vermeidet, hilft allen, die sich in den Krankenhäusern um

täglich mehr Fälle kümmern müssen.

So retten wir Leben.

Das wird für viele schwer, und auch darauf wird es ankommen: niemanden allein zu lassen,

sich um die zu kümmern, die Zuspruch und Zuversicht brauchen.

Wir werden als Familien und als Gesellschaft andere Formen finden, einander beizustehen.

Schon jetzt gibt es viele kreative Formen, die dem Virus und seinen sozialen Folgen trotzen.

Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam

sind.

Wir allen müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen: Skypen, Telefonate,

Mails und vielleicht mal wieder Briefe schreiben.

Die Post wird ja ausgeliefert.

Man hört jetzt von wunderbaren Beispielen von Nachbarschaftshilfe für die Älteren,

die nicht selbst zum Einkaufen gehen können.

Ich bin sicher, da geht noch viel mehr und wir werden als Gemeinschaft zeigen, dass wir

einander nicht allein lassen.

Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln, die nun für die nächste Zeit

gelten.

Wir werden als Regierung stets neu prüfen, was sich wieder korrigieren lässt, aber auch:

was womöglich noch nötig ist.

Dies ist eine dynamische Situation, und wir werden in ihr lernfähig bleiben, um jederzeit

umdenken und mit anderen Instrumenten reagieren zu können.

Auch das werden wir dann erklären.

Deswegen bitte ich Sie: Glauben Sie keinen Gerüchten, sondern nur den offiziellen Mitteilungen,

die wir immer auch in viele Sprachen übersetzen lassen.

Wir sind eine Demokratie.

Wir leben nicht von Zwang, sondern von geteiltem Wissen und Mitwirkung.

Dies ist eine historische Aufgabe und sie ist nur gemeinsam zu bewältigen.

Dass wir diese Krise überwinden werden, dessen bin ich vollkommen sicher.

Aber wie hoch werden die Opfer sein?

Wie viele geliebte Menschen werden wir verlieren?

Wir haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand.

Wir können jetzt, entschlossen, alle miteinander reagieren.

Wir können die aktuellen Einschränkungen annehmen und einander beistehen.

Diese Situation ist ernst und sie ist offen.

Das heißt: Es wird nicht nur, aber auch davon abhängen, wie diszipliniert jeder und jede

die Regeln befolgt und umsetzt.

Wir müssen, auch wenn wir so etwas noch nie erlebt haben, zeigen, dass wir herzlich und

vernünftig handeln und so Leben retten.

Es kommt ohne Ausnahme auf jeden Einzelnen und damit auf uns alle an.

Passen Sie gut auf sich und auf Ihre Liebsten auf.

Ich danke Ihnen.


TV-Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Corona-Krise [KOMPLETT] TV address by German Chancellor Angela Merkel on the corona crisis [COMPLETE] Discurso televisivo da chanceler alemã Angela Merkel sobre a crise do coronavírus [COMPLETED]

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger, das Coronavirus verändert zurzeit das Leben in Dear fellow citizens, the corona virus is currently changing life in

unserem Land dramatisch.

Unsere Vorstellung von Normalität, von öffentlichem Leben, von sozialen Miteinander - all das Our idea of normalcy, of public life, of social interaction - all of that

wird auf die Probe gestellt wie nie zuvor. is being tested like never before.

Millionen von Ihnen können nicht zur Arbeit, Ihre Kinder können nicht zur Schule oder Millions of you can't go to work, your kids can't go to school or

in die Kita, Theater und Kinos und Geschäfte sind geschlossen, und, was vielleicht das to the day care center, theaters and cinemas and shops are closed, and what maybe that

Schwerste ist: uns allen fehlen die Begegnungen, die sonst selbstverständlich sind. The hardest thing is: we all lack the encounters that are otherwise taken for granted.

Natürlich ist jeder von uns in solch einer Situation voller Fragen und voller Sorgen, Of course, in such a situation, each of us is full of questions and worries,

wie es weitergeht.Ich wende mich heute auf diesem ungewöhnlichen Weg an Sie, weil ich what to do next. I am addressing you in this unusual way today because I am

Ihnen sagen will, was mich als Bundeskanzlerin und alle meine Kollegen in der Bundesregierung Wants to tell you what me as chancellor and all my colleagues in the federal government

in dieser Situation leitet. leads in this situation.

Das gehört zu einer offenen Demokratie: dass wir die politischen Entscheidungen auch transparent That is part of an open democracy: that we also make political decisions transparently

machen und erläutern.

Dass wir unser Handeln möglichst gut begründen und kommunizieren, damit es nachvollziehbar That we justify and communicate our actions as well as possible so that it is understandable

wird.Ich glaube fest daran, dass wir diese Aufgabe bestehen, wenn wirklich alle Bürgerinnen I firmly believe that we will pass this task if all citizens really do

und Bürger sie als IHRE Aufgabe begreifen. and citizens see it as YOUR job.

Deswegen lassen Sie mich sagen: Es ist ernst. So let me say: it's serious.

Nehmen Sie es auch ernst. Take it seriously too.

Seit der Deutschen Einheit, nein, seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine Herausforderung Since German unity, no, there has been no challenge since World War II

an unser Land mehr, bei der es so sehr auf unser gemeinsames solidarisches Handeln ankommt. to our country more, where our joint solidarity is so important.

Ich möchte Ihnen erklären, wo wir aktuell stehen in der Epidemie, was die Bundesregierung I would like to explain to you where we are currently in the epidemic, what the federal government is doing

und die staatlichen Ebenen tun, um alle in unserer Gemeinschaft zu schützen und den and do the state levels to protect everyone in our community and that

ökonomischen, sozialen, kulturellen Schaden zu begrenzen. limit economic, social, cultural damage.

Aber ich möchte Ihnen auch vermitteln, warum es Sie dafür braucht, und was jeder und jede But I also want to show you why you need it and what everyone needs

Einzelne dazu beitragen kann.

Zur Epidemie - und alles was ich Ihnen dazu sage, kommt aus den ständigen Beratungen

der Bundesregierung mit den Experten des Robert-Koch-Instituts und anderen Wissenschaftlern und Virologen:

Es wird weltweit unter Hochdruck geforscht, aber noch gibt es weder eine Therapie gegen

das Coronavirus noch einen Impfstoff.

Solange das so ist, gibt es nur eines, und das ist die Richtschnur all unseres Handelns:

die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, sie über die Monate zu strecken und so Zeit

zu gewinnen.

Zeit, damit die Forschung ein Medikament und einen Impfstoff entwickeln kann.

Aber vor allem auch Zeit, damit diejenigen, die erkranken, bestmöglich versorgt werden But above all, time so that those who get sick are given the best possible care

können.

Deutschland hat ein exzellentes Gesundheitssystem, vielleicht eines der besten der Welt.

Das kann uns Zuversicht geben.

Aber auch unsere Krankenhäuser wären völlig überfordert, wenn in kürzester Zeit zu viele

Patienten eingeliefert würden, die einen schweren Verlauf der Coronainfektion erleiden.

Das sind nicht einfach abstrakte Zahlen in einer Statistik, sondern dass ist ein Vater

oder Großvater, eine Mutter oder Großmutter, eine Partnerin oder Partner, es sind Menschen.

Und wir sind eine Gemeinschaft, in der jedes Leben und jeder Mensch zählt.

Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit zu aller erst an alle wenden, die als Ärzte

oder Ärztinnen, im Pflegedienst oder in einer sonstigen Funktion in unseren Krankenhäusern

und überhaupt im Gesundheitswesen arbeiten.

Sie stehen für uns in diesem Kampf in der vordersten Linie.

Sie sehen als erste die Kranken und wie schwer manche Verläufe der Infektion sind.

Und jeden Tag gehen Sie aufs Neue an Ihre Arbeit und sind für die Menschen da. And every day you go to work anew and are there for people.

Was Sie leisten, ist gewaltig, und ich danke Ihnen von ganzem Herzen dafür. What you do is huge, and I thank you from the bottom of my heart.

Also: Es geht darum, das Virus auf seinem Weg durch Deutschland zu verlangsamen. So: It's about slowing the virus on its way through Germany.

Und dabei müssen wir, das ist existentiell, auf eines setzen: das öffentliche Leben soweit And in doing so, it is existential, we have to rely on one thing: public life so far

es geht herunterzufahren.

Natürlich mit Vernunft und Augenmaß, denn der Staat wird weiter funktionieren, die Versorgung Of course with reason and judgment, because the state will continue to function, the supply

wird selbstverständlich weiter gesichert sein und wir wollen so viel wirtschaftliche

Tätigkeit wie möglich bewahren.

Aber alles, was Menschen gefährden könnte, alles, was dem Einzelnen, aber auch der Gemeinschaft

schaden könnte, das müssen wir jetzt reduzieren.

Wir müssen das Risiko, dass der eine den anderen ansteckt, so begrenzen, wie wir nur

können.

Ich weiß, wie dramatisch schon jetzt die Einschränkungen sind: keine Veranstaltungen

mehr, keine Messen, keine Konzerte und vorerst auch keine Schule mehr, keine Universität,

kein Kindergarten, kein Spiel auf einem Spielplatz.

Ich weiß, wie hart die Schließungen, auf die sich Bund und Länder geeinigt haben,

in unser Leben und auch unser demokratisches Selbstverständnis eingreifen.

Es sind Einschränkungen, wie es sie in der Bundesrepublik noch nie gab.

Lassen Sie mich versichern: Für jemandem wie mich, für die Reise- und Bewegungsfreiheit

ein schwer erkämpftes Recht waren, sind solche Einschränkungen nur in der absoluten Notwendigkeit

zu rechtfertigen.

Sie sollten in einer Demokratie nie leichtfertig und nur temporär beschlossen werden - aber

sie sind im Moment unverzichtbar, um Leben zu retten.

Deswegen sind seit Anfang der Woche die verschärften Grenzkontrollen und Einreisebeschränkungen

zu einigen unserer wichtigsten Nachbarländer in Kraft.

Für die Wirtschaft, die großen Unternehmen genau wie die kleinen Betriebe, für Geschäfte,

Restaurants, Freiberufler ist es jetzt schon sehr schwer.

Die nächsten Wochen werden noch schwerer.

Ich versichere Ihnen: Die Bundesregierung tut alles, was sie kann, um die wirtschaftlichen

Auswirkungen abzufedern - und vor allem um Arbeitsplätze zu bewahren.

Wir können und werden alles einsetzen, was es braucht, um unseren Unternehmern und Arbeitnehmern

durch diese schwere Prüfung zu helfen.

Und alle können sich darauf verlassen, dass die Lebensmittelversorgung jederzeit gesichert

ist, und wenn Regale einen Tag mal leergeräumt sind, so werden sie nachgefüllt.

Jedem, der in den Supermärkten unterwegs ist, möchte ich sagen: Vorratshaltung ist

sinnvoll, war es im Übrigen immer schon.

Aber mit Maß; Hamstern, als werde es nie wieder etwas geben, ist sinnlos und letztlich

vollkommen unsolidarisch.

Und lassen Sie mich auch hier Dank aussprechen an Menschen, denen zu selten gedankt wird.

Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitzt oder Regale befüllt, der macht einen

der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt.

Danke, dass Sie da sind für ihre Mitbürger und buchstäblich den Laden am Laufen halten.

Jetzt zu dem, was mir heute das Dringendste ist: Alle staatlichen Maßnahmen gingen ins

Leere, wenn wir nicht das wirksamste Mittel gegen die zu schnelle Ausbreitung des Virus

einsetzen würden: Und das sind wir selbst.

So wie unterschiedslos jeder von uns von dem Virus betroffen sein kann, so muss jetzt auch

jede und jeder helfen.

Zu allererst, indem wir ernst nehmen, worum es heute geht.

Nicht in Panik verfallen, aber auch nicht einen Moment denken, auf ihn oder sie komme

es doch nicht wirklich an.

Niemand ist verzichtbar.

Alle zählen, es braucht unser aller Anstrengung.

Das ist, was eine Epidemie uns zeigt: wie verwundbar wir alle sind, wie abhängig von

dem rücksichtsvollen Verhalten anderer aber damit eben auch: wie wir durch gemeinsames

Handeln uns schützen und gegenseitig stärken können.

Es kommt auf jeden an.

Wir sind nicht verdammt, die Ausbreitung des Virus passiv hinzunehmen.

Wir haben ein Mittel dagegen: wir müssen aus Rücksicht voneinander Abstand halten.

Der Rat der Virologen ist ja eindeutig: Kein Handschlag mehr, gründlich und oft die Hände

waschen, mindestens eineinhalb Meter Abstand zum Nächsten und am besten kaum noch Kontakte

zu den ganz Alten, weil sie eben besonders gefährdet sind.

Ich weiß, wie schwer das ist, was da von uns verlangt wird.

Wir möchten, gerade in Zeiten der Not, einander nah sein.

Wir kennen Zuwendung als körperliche Nähe oder Berührung.

Doch im Augenblick ist leider das Gegenteil richtig.

Und das müssen wirklich alle begreifen: Im Moment ist nur Abstand Ausdruck von Fürsorge.

Der gutgemeinte Besuch, die Reise, die nicht hätte sein müssen, das alles kann Ansteckung

bedeuten und sollte jetzt wirklich nicht mehr stattfinden.

Es hat seinen Grund, warum die Experten sagen: Großeltern und Enkel sollten jetzt nicht

zusammenkommen.

Wer unnötige Begegnungen vermeidet, hilft allen, die sich in den Krankenhäusern um

täglich mehr Fälle kümmern müssen.

So retten wir Leben.

Das wird für viele schwer, und auch darauf wird es ankommen: niemanden allein zu lassen,

sich um die zu kümmern, die Zuspruch und Zuversicht brauchen.

Wir werden als Familien und als Gesellschaft andere Formen finden, einander beizustehen.

Schon jetzt gibt es viele kreative Formen, die dem Virus und seinen sozialen Folgen trotzen.

Schon jetzt gibt es Enkel, die ihren Großeltern einen Podcast aufnehmen, damit sie nicht einsam

sind.

Wir allen müssen Wege finden, um Zuneigung und Freundschaft zu zeigen: Skypen, Telefonate,

Mails und vielleicht mal wieder Briefe schreiben.

Die Post wird ja ausgeliefert.

Man hört jetzt von wunderbaren Beispielen von Nachbarschaftshilfe für die Älteren,

die nicht selbst zum Einkaufen gehen können.

Ich bin sicher, da geht noch viel mehr und wir werden als Gemeinschaft zeigen, dass wir

einander nicht allein lassen.

Ich appelliere an Sie: Halten Sie sich an die Regeln, die nun für die nächste Zeit

gelten.

Wir werden als Regierung stets neu prüfen, was sich wieder korrigieren lässt, aber auch:

was womöglich noch nötig ist.

Dies ist eine dynamische Situation, und wir werden in ihr lernfähig bleiben, um jederzeit

umdenken und mit anderen Instrumenten reagieren zu können.

Auch das werden wir dann erklären.

Deswegen bitte ich Sie: Glauben Sie keinen Gerüchten, sondern nur den offiziellen Mitteilungen,

die wir immer auch in viele Sprachen übersetzen lassen.

Wir sind eine Demokratie.

Wir leben nicht von Zwang, sondern von geteiltem Wissen und Mitwirkung.

Dies ist eine historische Aufgabe und sie ist nur gemeinsam zu bewältigen.

Dass wir diese Krise überwinden werden, dessen bin ich vollkommen sicher.

Aber wie hoch werden die Opfer sein?

Wie viele geliebte Menschen werden wir verlieren?

Wir haben es zu einem großen Teil selbst in der Hand.

Wir können jetzt, entschlossen, alle miteinander reagieren.

Wir können die aktuellen Einschränkungen annehmen und einander beistehen.

Diese Situation ist ernst und sie ist offen.

Das heißt: Es wird nicht nur, aber auch davon abhängen, wie diszipliniert jeder und jede

die Regeln befolgt und umsetzt.

Wir müssen, auch wenn wir so etwas noch nie erlebt haben, zeigen, dass wir herzlich und

vernünftig handeln und so Leben retten.

Es kommt ohne Ausnahme auf jeden Einzelnen und damit auf uns alle an.

Passen Sie gut auf sich und auf Ihre Liebsten auf. Take good care of yourself and your loved ones.

Ich danke Ihnen.