Markus 14,53—15,15 | LUMO | YouTube
Gleich darauf brachte man Jesus zum Hohenpriester.
Bei ihm hatten sich alle obersten Priester,
die führenden Männer des Volkes
und die Schriftgelehrten versammelt.
In sicherem Abstand folgte Petrus den Männern
bis in den Innenhof des hohepriesterlichen Palastes.
Dort setzte er sich zu den Dienern und wärmte sich am Feuer.
Die obersten Priester und der ganze Hohe Rat suchten Zeugen,
die durch ihre Aussagen
Jesus so belasten sollten,
dass man ihn zum Tode verurteilen konnte.
Aber es gelang ihnen nicht.
Viele Zeugen brachten zwar falsche Anschuldigungen vor,
doch ihre Aussagen widersprachen sich.
Schließlich traten einige Männer vor,
die man bestochen hatte, und erklärten:
»Wir haben gehört, wie dieser Jesus behauptete:
›Ich will den von Menschen gebauten Tempel abreißen
und dafür in drei Tagen einen anderen aufbauen,
der nicht von Menschen errichtet ist.‹«
Doch auch ihre Aussagen stimmten nicht überein.
Jetzt erhob sich der Hohepriester,
stellte sich mitten unter die Versammelten und fragte Jesus:
»Warum antwortest du nicht?
Hast du nichts gegen diese Anschuldigungen zu sagen?«
Aber Jesus schwieg.
Weil er keine Antwort gab, stellte ihm der Hohepriester eine weitere Frage:
»Bist du der Christus, der von Gott erwählte Retter,
der Sohn Gottes?«
»Ja, der bin ich«, antwortete Jesus.
»Ihr werdet den Menschensohn
an der rechten Seite des allmächtigen Gottes sitzen
und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.«
Empört zerriss der Hohepriester sein Gewand und rief:
»Das genügt!
Wozu brauchen wir noch weitere Zeugen?
Ihr habt ja seine Gotteslästerung selbst gehört.
Wie lautet euer Urteil?«
Einstimmig beschlossen sie: »Er ist schuldig.
Er muss sterben.«
Darauf spuckten einige von ihnen Jesus an,
verbanden ihm die Augen
und schlugen mit den Fäusten auf ihn ein.
»Na, du Prophet«,
verhöhnten sie ihn,
»sag uns, wer hat dich geschlagen?«
Auch die Diener des Hohenpriesters, die Jesus abführten, schlugen ihn.
Petrus war immer noch unten im Hof.
Eine Dienerin des Hohenpriesters kam dazu
und bemerkte, wie er sich am Feuer wärmte.
Sie sah Petrus genauer an und sagte:
»Du gehörst doch auch zu diesem Jesus aus Nazareth!«
Doch Petrus behauptete: »Ich weiß nicht, wovon du redest!«
Schnell ging er hinaus in den Vorhof.
Da krähte ein Hahn.
Aber auch hier entdeckte ihn die Dienerin und sagte zu den Umstehenden:
»Das ist auch einer von denen, die bei Jesus waren!«
Wieder bestritt Petrus es heftig.
Doch nach einer Weile sagten auch die anderen, die dort standen:
»Natürlich gehörst du zu seinen Freunden;
du kommst doch auch aus Galiläa!«
Da rief Petrus: »Ich schwöre euch:
Ich kenne diesen Menschen überhaupt nicht, von dem ihr da redet!
Gott soll mich verfluchen, wenn ich lüge!«
In diesem Augenblick
krähte der Hahn zum zweiten Mal,
und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihm gesagt hatte:
»Ehe der Hahn zweimal kräht,
wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.«
Da fing Petrus an zu weinen.
Am frühen Morgen schlossen die obersten Priester,
die führenden Männer des Volkes und die Schriftgelehrten,
also der ganze Hohe Rat,
ihre Beratungen ab
und trafen ihre Entscheidung.
Sie ließen Jesus gefesselt abführen
und übergaben ihn Pilatus, ⌜dem römischen Statthalter⌝.
Pilatus fragte ihn:
»Bist du der König der Juden?«
»Ja, du sagst es«, antwortete Jesus.
Die obersten Priester brachten nun viele Anklagen gegen ihn vor.
Pilatus wandte sich wieder an ihn:
»Willst du dich nicht verteidigen?
Hörst du denn nicht, was sie dir alles vorwerfen?«
Aber Jesus erwiderte kein Wort mehr.
Darüber wunderte sich Pilatus sehr.
Jedes Jahr zum Passahfest begnadigte Pilatus einen Gefangenen,
den das Volk selbst auswählen durfte.
Zu dieser Zeit saß ein Mann namens Barabbas im Gefängnis.
Er war zusammen mit einigen anderen festgenommen worden,
die während eines Aufstandes einen Mord begangen hatten.
Eine große Menschenmenge zog nun vor den Palast von Pilatus
und forderte, dass er wie üblich einen Gefangenen freiließ.
Pilatus rief ihnen zu:
»Soll ich euch den ›König der Juden‹ freigeben?«
Denn er wusste genau, dass die obersten Priester
das Verfahren gegen Jesus nur aus Neid angezettelt hatten.
Aber die obersten Priester hetzten die Menge auf,
die Freilassung von Barabbas zu verlangen.
Pilatus fragte zurück:
»Und was soll mit dem Mann geschehen, den ihr den König der Juden nennt?«
Da riefen sie alle: »Ans Kreuz mit ihm!«
»Was für ein Verbrechen hat er denn begangen?«, fragte Pilatus.
Doch die Menge schrie immer lauter:
»Ans Kreuz mit ihm!«
Weil Pilatus die aufgebrachte Volksmenge zufriedenstellen wollte,
gab er Barabbas frei.
Jesus aber ließ er auspeitschen
und zur Kreuzigung abführen.