Sendung: tagesschau 08.02.2020 20:00 Uhr
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR
live untertitelt (08.02.2020)
Heute im Studio: Susanne Daubner
Guten Abend,
ich begrüße Sie zur tagesschau.
Thüringens neuer Ministerpräsident
Kemmerich ist drei Tage
nach seiner umstrittenen Wahl mit
sofortiger Wirkung zurückgetreten.
Gestern hatte der FDP-Politiker,
der mit Stimmen der AfD
an die Macht gekommen war,
das aus formellen Gründen abgelehnt.
Kemmerich bleibt bis zur Wahl eines
Nachfolgers geschäftsführend im Amt.
Drei Tage, und es ist vorbei.
Es war die kürzeste Amtszeit
eines Ministerpräsidenten
in der deutschen Geschichte.
Seit Mittwoch ist FDP-Mann Kemmerich
Regierungschef in Thüringen.
Heute machte er
seinen Rücktritt öffentlich.
Spontaner Applaus auf der Straße.
In Jena hatten viele für den Rückzug
Kemmerichs demonstriert.
Die Parteien in Thüringen reagierten
sofort - mit Erleichterung.
Wir werden mit SPD und Grünen
über die weitere Schritte sprechen,
dann mit CDU und FDP.
Wir müssen jetzt dafür sorgen,
dass es eine arbeits- und
entscheidungsfähige Regierung gibt.
Ähnlich äußerten sich die Grünen,
CDU und AfD haben den Rückzug
bisher nicht kommentiert.
Die Landes-SPD besteht auf Neuwahlen.
Zustimmung aus Berlin.
Die Situation in Thüringen,
die am Mittwoch entstanden ist,
lässt sich nicht beseitigen.
Das ist ein Stachel in der
Geschichte unserer Demokratie.
Aber er kann geheilt werden.
Wir arbeiten daran, dass zügig
Neuwahlen stattfinden können.
Noch ist Kemmerich
Thüringer Ministerpräsident -
geschäftsführend im Amt.
Bis es einen Nachfolger gibt.
Das Heft des Handelns liegt
bei den Abgeordneten des Landtags.
Sie entscheiden, wie es weitergeht.
Entweder,
sie entscheiden sich für Neuwahlen.
Hürde dabei ist
die Zweidrittelmehrheit.
Oder sie entscheiden sich für
einen neuen Ministerpräsidenten
und wählen in den kommenden Tagen.
Nach dem Hin und Her
drängt die Zeit.
Die Menschen in Thüringen
erwarten Klarheit.
Wie der Weg zu Neuwahlen
in Thüringen aussehen könnte,
erklären unsere Rechtsexperten
auf tagesschau.de.
Bundespolitisch gibt es personelle
Konsequenzen aus der Thüringen-Krise.
Der Ostbeauftragte der Regierung,
Hirte (CDU), verliert sein Amt.
Er wurde auf Veranlassung
der Kanzlerin entlassen.
Er wurde auch von der SPD kritisiert,
weil er Kemmerich nach dessen Wahl
beglückwünscht hatte.
Auch im Koalitionsausschuss ging es
um die Regierungskrise in Thüringen.
Die Parteispitzen
forderten Neuwahlen.
Als die SPD-Führung
im Kanzleramt eintrifft,
ist eine wichtige Forderung
an die Union erfüllt.
Christian Hirte,
Ostbeauftragter der Regierung,
wurde von Merkel
zum Rücktritt gezwungen.
Am Vormittag schreibt Hirte,
er habe auf Anregung der Kanzlerin
um seine Entlassung gebeten.
Hintergrund:
CDU-Mann Hirte hatte am Mittwoch
Thomas Kemmerich zu dessen Wahl
in Thüringen gratuliert.
Es folgte Kritik.
Der Koalitionsausschuss
dauerte nur zwei Stunden.
Das Ergebnis ist kurz und knapp.
Die Ministerpräsidentenwahl
in Thüringen
mit Stimmen der AfD
sei unverzeihlich.
Union und SPD halten
baldige Neuwahlen für nötig.
Ein Erfolg für die Sozialdemokraten,
finden die Vorsitzenden.
Wir müssen genauso gut sagen,
dass auch Kanzlerin, CDU und CSU,
sich dieser Einsicht nicht
widersetzt oder verschlossen haben.
Die Union verlässt das Kanzleramt
heute ohne Kommentar.
Die Linke hat ihren einzigen
Ministerpräsidenten verloren.
Sie fordert von der CDU
einen Neustart.
Die CDU muss in Bundestagsfraktion
und auf Parteiebene
diesen Gleichsetzungsbeschluss
fallen lassen.
Wo Linke und AfD, Linke und
Faschisten, gleichgesetzt werden.
Die Botschaft der Großen Koalition:
Sie ist sich einig über Thüringen.
Der Koalitionsfriede ist gesichert.
Der Rauswurf des Ostbeauftragten
dürfte die SPD besänftigt haben,
aber die beobachtet die Union
und ihr Verhältnis zur AfD scharf.
Die Weltgesundheitsorganisation
will in den kommenden Tagen
ein internationales Team
nach China entsenden.
Es soll den Ausbruch
des Coronavirus untersuchen.
In Berlin
werden morgen weitere Deutsche
aus der besonders betroffenen Stadt
Wuhan erwartet.
Chinesischen Medienberichten zufolge
wurden dort erste Patienten
in einer neu gebauten Spezialklinik
aufgenommen.
Die Zahl der Infizierten
stieg auf knapp 35.000.
Mehr als 720 Menschen
starben an dem Virus.
Nach seinem Freispruch
im Amtsenthebungsverfahren
entließ US-Präsident Trump Zeugen,
die gegen ihn ausgesagt hatten.
Der Botschafter bei der EU, Sondland,
und der Ukraine-Experte Vindman
wurden von ihren Aufgaben entbunden.
Oppositionsführerin Pelosi
kritisierte das als Racheakt.
Die Iren wählen heute
ein neues Parlament.
Etwa 3,4 Mio. Menschen
sind zur Stimmabgabe aufgerufen.
Die Wahllokale
schließen in knapp drei Stunden.
Premier Varadkar muss
um seine Wiederwahl fürchten.
In Umfragen lag seine
Mitte-Rechts-Partei Fine Gael
an dritter Stelle hinter Fianna Fail,
ebenfalls mitte-rechts.
Erstmals könnte auch
die linksgerichtete Sinn Fein
die meisten Stimmen holen.
Sie ist umstritten,
weil sie lange als politischer Arm
der Terrororganisation IRA galt.
Keine der großen Parteien
will mit ihr zusammenarbeiten.
Die Zeichen in Irland
stehen auf Veränderung.
Am meisten zittern vor der Wahl
dürfte Premierminister Leo Varadkar.
Seine Regierung gilt als erfolgreich.
Die Wirtschaft boomt,
die Arbeitslosigkeit ist niedrig,
für seine Rolle beim Brexit
bekam er Lob.
Doch letzte Umfragen sehen seine
liberal-konservative Fine Gael
nur noch an dritter Stelle.
Wir hoffen, nach der Wahl
stärkste Kraft zu sein.
Umfragen sind ungenau.
Wir können noch gewinnen.
Darauf hofft auch Micheal Marten.
Seine Fianna Fail hatte über Jahre
das Vertrauen der Iren,
wurde aber 2011
in der Finanzkrise abgewählt.
Die Konservativen
hoffen auf eine neue Chance.
Altbewährtes spiegelt
die Stimmung im Land nicht wieder.
Die Iren finden
kaum bezahlbaren Wohnraum,
klagen über
ein schlechtes Gesundheitssystem.
In den Umfragen liegt daher
Mary Lou McDonald von Sinn Fein vorn.
Die Partei galt lange
als politischer Arm der IRA.
Sie ging immer wieder auf
die Unzufriedenheit der Wähler ein.
Überall, wo wir waren,
erzählen uns die Menschen,
dass die Vormachtstellung der
alten Parteien beendet werden muss.
Eine Regierungsbeteiligung von
Sinn Fein ist aber unwahrscheinlich.
Die großen Parteien lehnen
eine Zusammenarbeit mit ihr ab.
Mit einem Erfolg von Sinn Fein
könnte die Diskussion
über eine Vereinigung von Irland
und Nordirland größer werden.
Je größer der Erfolg,
desto lauter wohl der Ruf.
Das vom Atlantik kommende
Orkantief Sabine rückt näher.
Laut Deutschem Wetterdienst
bringt es ab morgen
schweren Sturm mit Böen
der Windstärke elf bis zwölf.
Die Deutsche Bahn
rechnet mit Beeinträchtigungen
im Regional- und Fernverkehr.
Der Konzern rät, Zugreisen in den
kommenden drei Tagen zu verschieben.
Auch die Lufthansa
rechnet mit Flugausfällen.
Bevor die Absperrungen wegwehen,
werden sie entfernt in Büsum.
An der Nordsee wird Sturmtief Sabine
aufs Festland treffen
und sich Richtung Süden bewegen.
Manche Touristen
wollen ihm zuvorkommen.
Wir wären sonst länger geblieben.
Da wir eh nach Hause wollen,
fahren wir heute schon.
Die Deutsche Bahn
rechnet mit Problemen.
Lieber nicht fahren,
wenn es nicht sein muss.
Handschriftlich wird zugesagt,
Fahrkarten für die nächsten Tage
sind bis zum 18.2. gültig.
Die Bahn bereitet sich vor, dass Züge
nicht stehen bleiben müssen.
Wir haben zur Beseitigung
von Schäden an den Oberleitungen
Einsatzfahrzeuge und Mitarbeiter
an wichtigen Punkten versammelt,
um schnell zum Einsatz zu kommen.
Mehr Personal und Aufenthaltszüge
sind auch geplant.
Morgen Abend
könnte es besonders heftig werden
mit Orkanböen bis zu 120 km/h.
Bei diesen Windgeschwindigkeiten
können Bäume umstürzen.
Auch von Gebäuden
können Teile runterwehen.
Dachziegel können
tödliche Geschosse sein.
Wer nicht draußen sein muss,
sollte sich während
der Orkanlage drinnen aufhalten.
In NRW bleiben
einige Schulen geschlossen.
Auch Fußballfans sollten sich
vor Antritt der Fahrt informieren.
Das Bundesligaspiel Mönchengladbach
gegen Köln könnte ausfallen.
In der Fußball-Bundesliga
konnte Werder Bremen
den Schwung aus dem Pokal-Erfolg
gegen Dortmund nicht mitnehmen.
Die Mannschaft von Trainer Kohfeldt
verlor gegen Union Berlin 0:2.
Wieder verloren.
Florian Kohfeldt nach der fünften
Heimpleite von Bremen am Stück.
Werder in Grün-Weiß
war erst überlegen.
Eggestein vergab aber die Führungs-
Möglichkeit gegen Union Berlin.
0:0 zur Pause
in einem schwachen Spiel.
Für Kohfeldt kam es noch schlimmer.
Berlin in der 52. Minute
mit diesem Konter.
Bülter zum 0:1.
Werder nach dem Pokal-Triumph
über Dortmund kaum wiederzuerkennen.
Leonardo Bittencourt.
Eine der wenigen Möglichkeiten
für Bremen.
Berlin reicht eine solide Leistung
für den Sieg.
Auch der zweite Berliner Treffer
kam über links.
Der Nachschuss von Bülter drin.
72. Minute: 0:2.
Bülter ist mit zwei Toren
Unions-Matchwinner.
Der Aufsteiger verschafft sich
Luft im Abstiegskampf.
Im Olympiastadion waren heute
die rassistischen Schmähungen
gegen Herthas Torunarigha
noch mal ein Thema.
Solidaritätsbekundungen der Fans
für ihre Nummer 25.
Die Gäste aus Mainz gingen nach
15 Minuten durch Quaison in Führung.
Zur Freude von Achim Beierlorzer.
Nach dem Seitenwechsel gelang erneut
Quaison der Treffer zum 0:2.
Durch ein Eigentor von Bruma schöpfte
Hertha nach dem Anschlusstor (85.)
noch mal Hoffnung.
Nach diesem Ellbogencheck wurde Wolf
mit Gelb-Rot vom Platz gestellt.
In der Nachspielzeit kassierten
die Berliner nach einem Foul
per Elfmeter durch Quaison
den Treffer zum 1:3-Endstand.
Mainz feierte
den ersten Erfolg der Rückrunde.
Die weiteren Ergebnisse:
Was für ein Erfolg!
Viktoria Rebensburg gewinnt die
Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen.
Auf der vereisten,
schwierigen Strecke
nimmt sie volles Risiko
und überzeugt auf jedem Abschnitt.
Sie hat
über eine halbe Sekunde Vorsprung
auf die Italienerin Bringone,
auf Platz 3 Ledecka aus Tschechien.
Viele Dinge, die da ...
Viele Emotionen.
Das versuche ich zu genießen.
Beim Heimrennen
fliegen ihr die Herzen zu.
Es ist ihr erster Sieg
in dieser Disziplin.
Die Lottozahlen:
Die Wettervorhersage für morgen,
Sonntag, den 9. Februar:
Orkantief Sabine erreicht uns morgen.
Es bestehen Unwetterwarnungen
des Deutschen Wetterdienstes.
Heute Nacht im Süden öfter klar.
Im Westen und Nordwesten
kompakte Wolken und etwas Regen.
Im Osten und Süden
morgen teils sonnig,
im Norden und Nordwesten Regen,
am Nachmittag kräftig.
Der Wind lebt von Nordwesten auf
und wird gegen Abend stürmisch.
In der Nacht zum Montag
erreicht der Sturm Orkanstärke
und hält auch am Tag an.
Dabei Schauer,
teils mit Blitz und Donner,
im Süden länger Regen.
Am Dienstag stürmisch mit Schnee,
Schneeregen, Graupel und Gewittern.
Am Mittwoch ist der Sturm
kein großes Thema mehr.
Um 23.25 Uhr hat Ingo Zamperoni
diese Tagesthemen:
Dramatische Tage in Thüringen -
wie geht es weiter
nach dem Kemmerich-Rücktritt?
Und: Warten auf den Sturm -
wo es morgen gefährlich wird.
Ihnen noch einen schönen Abend.
Copyright Untertitel: NDR 2020