Podcast #20: Das mobile Corona-Test-Team der Bundeswehr
Delta to all, radiocheck. Over.
Hier ist Bravo, kommen.
This is Tango, over
Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.
A: Herzlich Willkommen zu unserem heutigen Podcast.
Heute geht's um den sogenannten Coronatest-Drive-In, aber nicht nur das.
Es geht auch um das ambulante Testteam.
Die Stadt Gera in Thüringen hat die Bundeswehr nämlich um Amtshilfe gebeten und nun helfen
die Soldaten zum einen mit einem sogenannten Coronatest-Drive-In und zum anderen sind sie
als Testteam unterwegs z.B. in Altenheimen.
Die Soldaten gehören zur Sanitätsstaffel 1 aus Frankenberg in Sachsen und einer von
ihnen ist Oberfeldwebel Patrick Fischer.
Ihn habe ich jetzt am Telefon.
Guten Tag, Herr Fischer.
Danke, dass Sie sich für uns die Zeit nehmen.
B: Guten Tag.
A: Sie haben sich freiwillig gemeldet für diese Aufgabe.
Warum haben Sie das denn gemacht?
B: Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil ich das eine gute Sache finde, der Bevölkerung
auch mal zu zeigen, was die Bundeswehr kann und deswegen bin ich da mit dabei.
A: Ja, finde ich es ganz toll von Ihnen.
Ich denke, die meisten Zuhörer können sich gar nicht vorstellen, wie so eine Teststrecke
genau aussieht.
Ich selbst habe mir die Bilder angeschaut, mit Zelten und Haltelinien und großer Parkplatz.
Können Sie uns das bitte mal beschreiben, wie das aussieht und auch wie der Ablauf so ist?
B: Und zwar ist der Ablauf auf dem Parkplatz in mehrere Stationen eingeteilt,
markiert mit Zelten quasi.
Im ersten Zelt werden die Patienten aufgenommen.
Es wird dort der Name überprüft und ob sie gemeldet wurden durch das Gesundheitsamt.
Wenn das der Fall ist, geht's weiter zum nächsten Zelt, wo dann die aktuelle Probeentnahme stattfindet.
A: Und Sie haben eben gesagt: „wenn die gemeldet sind“.
Das heißt, es kann nicht jeder einfach zu Ihnen kommen, der sagt: „Ich habe Symptome“
oder „Ich würde gern sicher gehen“?
Sondern was brauchen die Menschen, damit diese überhaupt kommen dürfen?
B: Also aktuell werden die Patienten oder die Menschen nur drangenommen, wenn sie entweder
durch den Hausarzt eine Überweisung an diese mobile Teststrecke bekommen bzw. durch das
Gesundheitsamt eine Aufforderung erhalten.
A: Ah, okay.
Und was sind das für Leute, die zu Ihnen kommen?
Sitzen die meistens alleine im Auto oder gibt es Menschen,
die sich von Angehörigen fahren lassen?
Wie ist das so?
B: Also das ist sehr unterschiedlich.
Viele kommen allein, manche halt auch mit der gesamten Familie.
Dadurch, dass sie alle in einem Haushalt leben, müssen alle getestet werden.
A: Ah, okay.
Sie selbst haben eine Ausbildung als Notfallsanitäter.
Wie hilft Ihnen das jetzt, bei der aktuellen Aufgabe?
B: Das hilft insofern, dass wir in der Ausbildung zum Notfallsanitäter natürlich auch mit
Infektionsschutz zu tun haben und dementsprechend geschult werden.
Denn auch im normalen Rettungsdienst ist es der Fall, dass man mit Infektionskrankheiten
in Kontakt kommt.
A: Ah, ich verstehe.
Wie schützen Sie sich vor Ansteckung?
Was haben Sie alles an?
B: Wir tragen einen Vollkörperanzug, also in einen Anzug ähnlich wie Maler.
Damit man sich das bildlich vorstellen kann: einmal von Kopf bis Fuß geschützt inklusive
Handschuhe, Schutzbrille und natürlich mindestens einer FFP2-Maske.
A: Okay, und wie arbeitet sich das?
Also ich stell mir vor, das ist nicht gerade bequem und es dürfte auch relativ warm werden?
B: Ja, warm wird es relativ schnell.
Aber das Schwierigste an der Sache ist natürlich für Brillenträger, dass die Brille ständig
beschlägt und man da wenig sieht.
A: Ja, das kann ich mir gut vorstellen.
Ich habe dieselbe Erfahrung gemacht, die Sie jetzt beim Arbeiten machen.
Wenn ich einkaufen gehe mit Mundschutz, dann beschlägt meine Brille auch immer.
Das ist echt blöd.
Kann man da irgendwas machen?
Gibt's irgendwas, um das zu verhindern?
B: So richtig nicht.
Da muss man dann halt einfach mal die paar Stunden durch, sich da durchbeißen und dann
ist es auch wieder vorbei.
A: Da haben Sie Recht, da kann man nicht viel machen.
Außer auf der Strecke, wo die Leute mit dem Auto durchfahren dürfen, sind Sie ja außerdem
auch noch im Einsatz als sogenanntes „Fliegendes Testteam“.
Das hat der Bürgermeister von Gera, glaube ich, so genannt.
Was ist denn da Ihre Aufgabe?
B: Da ist unsere Aufgabe, dass wir früh gegen 7.00 Uhr die Liste mit den zu testenden Personen
im Gesundheitsamt abholen und dann mit einem Fahrer des Arbeiter-Samariter-Bundes in einem
Krankenwagen durch die Stadt gefahren werden, zu den Patienten hin, direkt vor die Wohnungstür,
wo wir dann den Test quasi „im Türrahmen“ durchführen.
A: Und Sie ziehen sich schon im Krankenwagen um und steigen dann im Vollschutz aus oder
wie funktioniert das?
B: Wir ziehen uns vor dem Krankenwagen oder Rettungswagen um, außerhalb des Fahrzeuges.
Erstens ist es bequemer und zweitens kann man da nichts schon kontaminieren von den
Sachen und quasi den Leuten die Keime immer wieder zutragen und deswegen: immer vor dem
Auto anziehen und nach dem Test auch wieder vor dem Auto ausziehen.
A: Verstehe.
Und wenn Sie sich dann den Vollschutz angelegt haben und die Nachbarn kriegen das mit, gibt's
da manchmal komische Kommentare oder ängstliche Blicke?
B: Ja, ein bisschen ängstlich gucken die Leute schon, weil das noch nicht so ins normale
Bild gehört, aber negative Kommentare gibt's überhaupt gar nicht.
Und deswegen ist das Arbeiten kein Problem.
A: Das ist sehr beruhigend.
Das ist gut.
Und die Leute, die Sie besuchen, bei denen Sie die Abstriche vornehmen, sind die froh
und dankbar, dass Sie zu denen kommen?
B: Die sind alle froh uns zu sehen, um Gewissheit zu haben, ob sie jetzt erkrankt sind oder
nicht und wie es natürlich auch dann dementsprechend weitergeht, wann sie wieder raus dürfen aus
der Wohnung und deswegen: nur positives Feedback.
A: Wunderbar.
Das ist super.
Erfahren Sie selbst bei den Menschen, die Sie getestet haben,
ob diese positiv sind oder nicht?
B: Wir selbst erfahren das nicht.
Das erfährt nur das Gesundheitsamt und die Person selbst, weil die Tests aktuell auch
aufgrund des hohen Aufkommens auch zwei bis fünf Tage dauern und bis dahin haben wir nichts
mehr mit den Patienten zu tun.
A: Ja, ich verstehe.
Sie gehen auch in Altenheime, wo dann gleich ganze Testreihen gemacht werden mit vielen
Menschen hintereinander.
Was denn da die größte Schwierigkeit?
B: In Altenheimen ist es relativ schwierig den Bewohnern, die teilweise an Demenz erkrankt
sind oder bettlägerig sind, zu erklären, was wir denn jetzt vorhaben, warum jetzt plötzlich
jemand mit Vollschutz bei denen in der Tür steht.
Aber auch da: Ein nettes Gespräch führen, den Leuten versuchen auf einfache Weise zu
erklären, was wir vorhaben und dann ist es bis jetzt auch kein Problem gewesen.
Es dauert halt länger, aber auch ist kein Problem.
A: Haben die denn manchmal Angst, also kommen da manchmal Kriegserinnerungen hoch bei den
ganz alten Menschen oder ähnliches?
B: Das habe ich selbst noch nicht erfahren oder erlebt, weil man auch aufgrund des Vollschutzes
wenig von der Uniform sieht und wir dann auch erstmal ein nettes Auftreten haben und den
Leuten egal ist, quasi, was wir unten drunter haben.
Die sind einfach froh, dass jemand kommt, sich kümmert, sich mal fünf Minuten hinsetzt,
mit denen ein bisschen redet und dann ist alles gut.
A: Das heißt, es fällt Ihnen relativ leicht, den Menschen die Angst zu nehmen?
B: Ja, das ist kein Problem.
Man muss halt nett sein, einfach erklären warum man da ist, was man vorhat, auch sich
mal fünf Minuten Zeit nehmen, bisschen zuhören und dann ist es kein Problem.
Dann machen alle mit.
A: Das ist super.
Zu den Abstrichen selbst, wie schwierig ist das denn überhaupt, solch einen Abstrich
zu nehmen und woran merken Sie, dass es geklappt hat, also dass ist jetzt richtig war?
B: Gut, also die Abstriche zu nehmen, ist eigentlich nicht sehr schwierig.
Man muss halt wirklich darauf achten, dass man – dadurch, dass es ein Rachenabstrich
sein soll - man wirklich bis in den Rachen rein geht.
Und man merkt es meistens daran, dass man es richtig gemacht hat, wenn die Leute ein
wenig einen Würgereiz bekommen, was aber auch kein Problem ist.
A: Aha, das ist gut.
Das heißt also, Sie haben sofort die Gewissheit „jetzt bin ich tief genug im Rachen gewesen“
und jetzt „wenn der Mensch infiziert ist, dann habe ich
die Viren jetzt auch an den Teststäbchen“?
B: Richtig.
Der Würgereiz ist eigentlich das beste Zeichen – klingt blöd für Außenstehende -, aber
das ist so das Zeichen, dass man wirklich tief genug drin war, ja.
A: Und dann kommt das Abstrichstäbchen in das Röhrchen und wie ist dann der Schutz
vor weiterer Ansteckung?
Also kommt das Röhrchen dann nochmals in eine Art von Umverpackung oder wie muss man
sich das vorstellen?
B: Genau, dieses Röhrchen ist natürlich erstmal selbst eingepackt.
Das Stäbchen kommt im Röhrchen in so eine Trägerflüssigkeit.
Das Röhrchen wird verschlossen.
Danach kommt dieses Röhrchen nochmals in eine extra Schachtel
und wird auch nochmal verschlossen.
Und das Gesamtpaket mit Patientenanschrift
und Röhrchen kommt noch mal in eine Extra-Verpackung.
Es ist quasi dreifach eingepackt.
A: Okay, also so sicher, wie es irgend geht.
B: Genau.
Da passiert nichts mehr damit.
A: Haben Sie denn trotzdem ein bisschen Angst, sich anstecken zu können?
B: Also, Angst habe ich hier keine.
Wir sind dementsprechend vorsichtig, erfüllen quasi alle nötigen Schutzmaßnahmen und deswegen
habe ich da keine Angst.
A: Und wie ist Ihre Familie damit umgegangen, als Sie gesagt haben: „Ich will das machen.
Ich finde das ist eine sinnvolle und gute Sache.“?
B: Also meine Mutter war natürlich etwas skeptisch, wie alle Mütter sind, machen die
sich natürlich Sorgen.
A: Ja, kann ich sehr gut verstehen.
B: Aber meine Freundin ist selbst Soldat und die hat dafür vollstes Verständnis.
A: Das ist super.
Und wenn Sie draußen unterwegs sind, wie ist so die Resonanz der Bevölkerung, wenn
diese Sie sehen in Uniform und auch wenn Sie sich dann umziehen?
Sprechen die Sie auch darauf an?
Wie gehen die damit um?
B: Natürlich schauen die Leute: „Was ist da jetzt los?
Was ziehen die sich hier mitten auf der Straße um?“.
Aber negative Sachen habe ich nicht erlebt.
Garnichts.
Im Gegenteil.
A: Was sagen die Leute so an Positivem?
B: Na, die sind einfach froh.
Sie sehen mal wirklich, dass sich jemand kümmert, dass etwas gemacht wird, dass Maßnahmen ergriffen
werden zum Schutz und deswegen sind alle froh, uns zu sehen.
A: Super.
Dann hoffe ich, dass das auch weiterhin so bleibt und bedanke mich ganz doll bei Ihnen.
Erstens, dass Sie uns die Zeit geopfert haben, Sie haben bestimmt relativ viel zu tun, und
zweitens, dass Sie diese wichtige Aufgabe übernehmen.
Und bleiben Sie bitte gesund, Herr Fischer.
B: Dankeschön, danke.
A: Ich danke Ihnen und Tschüss.
B: Tschüssi.
A: Liebe Zuhörer, Sie können den nächsten Podcast am kommenden Donnerstag hören, z.B.
auf Deezer oder SoundCloud.
Und wenn Sie Fragen haben oder Anregungen, uns irgendetwas mitteilen wollen, dann können
Sie uns natürlich eine E-Mail schicken.
Die Adresse ist podcast@bundeswehr.org.
Bleiben Sie gesund.
Ich melde mich ab aus dem Funkkreis.
Tschüss.