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Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #21: ABC-Abwehrkommando produziert Desinfektionsmittel

Podcast #21: ABC-Abwehrkommando produziert Desinfektionsmittel

Delta to all, radiocheck. Over.

Hier ist Bravo, kommen.

This is Tango. Over.

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

A: Herzlich willkommen zum Funkkreis.

Ich bin Barbara Gantenbein und mein Gesprächspartner gleich

ist Major Dr. Martin Schneider, Stabsoffizier beim ABC- Abwehrkommando in Bruchsal.

Normalerweise sind die Kameradinnen und Kameraden von der ABC-Abwehr dafür da, atomare, biologische

oder chemische Kampfmittel und Bedrohungen abzuwehren.

Außerdem haben sie mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

Und das ABC-Abwehrbataillon 750 aus Bruchsal kennt sich auch bei Hygienemaßnahmen aus,

Tierseuchenprophylaxe z.B..

Das sind alles Erfahrungen, die ihnen jetzt sehr zugute kommen, denn die Bruchsaler produzieren

jetzt mit ihrer Wasseraufbereitungsanlage Desinfektionsmittel.

Wie es dazu gekommen ist, das erklärt uns jetzt Major Dr. Schneider.

Guten Tag. Herr Dr. Schneider.

Wie ist es denn dazu gekommen, dass sie jetzt mit Ihren Soldaten Desinfektionsmittel produzieren?

B: Es gab ein Amtshilfeersuchen des Freistaates Bayern, der an das ABC-Abwehrkommando oder

die Bundeswehr ging.

Und wir haben einen sehr engagierten Reservisten, der ein Patent hat und dieser kann mit diesem

Patent Desinfektionsmittel herstellen, ohne dass wir große Mengen an Alkohol benötigen.

Dieser Alkohol ist im Moment gerade fast gar nicht verfügbar und diese Lücke können

wir mit diesem Desinfektionsmittel schließen.

A: Das ist ja eine tolle Sache.

Also finde ich wirklich richtig klasse, auch von dem Mann, dass er da so zupackend einfach

gesagt hat: „Ich habe das und ich mache das jetzt und helfe da.“

Und es ist ja klasse.

Sie haben jetzt mehrere LKWs und sind aktuell auf dem Gelände der Bundeswehr-Uni in München.

Können sie mir mal so ein bisschen beschreiben, wie diese Produktionsstätte da aussieht und

auch wie viele Leute vor Ort sind?

B: Das Team besteht aus 15 Soldaten.

Wir haben als Hauptkomponente eine Wasseraufbereitungsanlage.

Diese Wasseraufbereitungsanlage stellt uns das Wasser her, was der Hauptrohstoff ist.

Und im Anschluss, wenn wir dieses hochreine Wasser bekommen, setzen dieses ein und mischen

das mit den Chemikalien zu dem fertigen Desinfektionsmittel.

Im Anschluss an die Produktion werden dann Tanks befüllt, die das Desinfektionsmittel

aufnehmen und aus diesen Tanks werden kleinere Gebinde dann befüllt, die dann an das THW

oder andere Organisation des Freistaates Bayern gehen.

A: Und wie viel LKWs stehen da auf dem Gelände?

Wie muss ich mir das vorstellen?

Ist das wie ein großer Parkplatz und da stehen die jetzt, was weiß ich, im Karree oder wie

sieht das aus?

B: Also eigentlich braucht man gar nicht so viel Platz.

Wir haben einen großen LKW mit Anhänger - das ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage

- und dann noch mal zwei weitere LKWs, wo dann das Desinfektionsmittel angemischt wird.

A: Und die sind irgendwie mit Schläuchen verbunden und wo kommt das Wasser her?

B: Also das Wasser ist ganz normales Trinkwasser, was wir verwenden.

Dieses Trinkwasser wird dann eingefüllt in eine große Vorlage, also einen Wasserbehälter,

und dann gehen verschiedene Schläuche zu dieser Wasseraufbereitungsanlage.

Das heißt, das ist wie so eine Art Sieb, etwas sehr sehr feines,

also ein äußerst feines Sieb.

Und durch dieses feine Sieb geht dann das Trinkwasser durch, sodass am Ende nichts mehr

durchkommt, sondern nur noch pures Wasser.

A: Und dann müssen Sie Rohstoffe dazu mischen, haben Sie gesagt.

Was für Rohstoffe sind das?

B: Das ist eine besondere Säure, die Peroxosäure.

Wenn man es sich vorstellen will: Wasserstoffperoxid gebunden.

Das Wasserstoffperoxid kennen wir vom Haare färben, damit man den Vergleich hat.

Aber mit der organischen Säure, also dieser Peressigsäure, ist sie aktiviert und kann

dadurch die Viren, Bakterien, Pilze zerstören.

A: Wie viel Desinfektionsmittel können Sie denn produzieren?

B: Maximal sechs Tonnen die Stunde.

A: Also 6.000 Liter sind das dann?

A: Genau, korrekt.

A: Das ist ganz schön viel.

Was ist so Ihre Zielgröße?

Wie viel wollen Sie insgesamt für den Freistaat Bayern da liefern?

B: Wir machen das, was das Bundesland oder der Freistaat Bayern gefordert hat.

Nur so viel dürfen wir auch herstellen, weil nur das gibt das Amtshilfeersuchen her.

Wir dürfen nur diesen Auftrag erfüllen.

Es wurden 200 Tonnen beauftragt, derzeit.

A: Okay.

Sie arbeiten ja wahrscheinlich jetzt dann nicht rund um die Uhr?

Das heißt, sie machen wahrscheinlich ja ganz normale Acht- oder Neunstundentage?

Oder muss die Anlage rund um die Uhr laufen, damit es nicht zu irgendwelchen Stopps kommt

oder sonst was?

B: Also prinzipiell könnten wir das so lange laufen lassen, wie es benötigt wird.

Aber das macht keinen Sinn, durchgängig zu produzieren, wenn auch nicht gewährleistet ist, dass uns

das Produkt abgenommen werden kann.

Also das heißt, wir produzieren nur das, was auch wirklich direkt

an den Mann und an die Frau geht.

Alles andere macht keinen Sinn.

A: Sie haben gesagt, der THW kommt dann und holt die Kanister ab.

Und wie ist dann diese logistische Kette gedacht?

Also wo geht das dann hin und wie sehen die Kanister aus, die der THW dann holt?

B: Derzeit wird eine Flaschenabfüllanlage oder eine Abfüllanlage an sich vom THW aufgebaut,

welche durch die Soldaten der ABC-Abwehr bedient wird.

Dieses Desinfektionsmittel wird dann in Kanister abgefüllt und die Kanister werden dann an

öffentlichen Einrichtungen geliefert, wie Schulen, Krankenhäuser und wer es sonst laut

dem Innenministerium benötigt, geliefert.

A: Okay, und das ist ein Flächendesinfektionsmittel, richtig?

Das ist nicht für die Handdesinfektion, sondern für Fußböden, Türklinken und so weiter?

B: Also prinzipiell bin kann es für Beides genutzt werden.

A: Gibt es gar keinen Unterschied?

B: Es gibt schon Unterschiede, aber diese Desinfektion kann für beide angewendet werden,

ohne dass da etwas passiert.

A: Das ist ja praktisch.

Können sie damit auch komplette Räume desinfizieren?

B: Also in anderen Staaten in Europa wird das als solches

sogar in Operationssälen genutzt.

Aber das muss bei uns alles noch fachlich begleitet werden.

Also soweit sind wir hier noch nicht, weil da noch nicht alle Genehmigungen eingeholt

werden und wurden.

A: Also das Desinfektionsmittel wäre dazu geeignet, aber es ist quasi

noch nicht freigegeben dafür.

B: Nicht für alles, ja.

Das muss noch geklärt werden.

A: Okay, aber es ist auf alle Fälle eigentlich universal einsetzbar.

Und sie mit Ihrer ein Anlage, mit Ihrer Wasseraufbereitungsanlage,

sie sind ja auch hoch mobil.

Wo könnten sie denn sonst noch produzieren?

B: Prinzipiell können wir überall produzieren, solange uns Trinkwasser bereitgestellt wird.

Die Trinkwasseraufbereitungsanlage ist soweit autark.

Die haben einen Stromgenerator integriert.

Das heißt, da brauchen wir nur Betriebsstoff.

Und die Mischfahrzeuge, diese e-KFZs, können auch überall eingesetzt werden.

A: Das ist ja toll.

Das heißt wenn jetzt irgendein anderer bzw. eine andere Landesregierung ein Amtshilfeersuchen

an sie richten würde, diesem stattgegeben wird, könnten sie theoretisch sobald sie

in Bayern fertig sind, umsetzen und woanders auch produzieren?

B: Das können wir auch jetzt schon, weil wir auch noch ein zweites Bataillon haben,

das Bataillon in Höxter, das ABC-Abwehrbataillon 7.

Das hält auch Kräfte genau für diesen Einsatz vor.

A: Und die dürften dann auch das nach dem gleichen Verfahren machen wie sie?

B: Korrekt.

Deswegen bin ich und der Inhaber des Patents da, um das zu begleiten.

A: Sie kommen ja jetzt aus Bruchsal, alle zusammen.

Und sind das alles Freiwillige?

Haben die alle gesagt, das finde ich super spannend, da will ich dabei sein?

Oder waren das Leute mit einer ganz besonderen Ausbildung?

Also nach welchen Kriterien haben sie da ihre Männer ausgewählt?

B: Wir haben für die Aufgabe, den Einsatz gegen Covid, haben wir Kräfte vorgehalten.

Also das sind Dekon-Gruppen, also Dekontaminationsgruppen,

die direkt für den Auftrag bereitgehalten werden.

Und diese wurden alarmiert und der Auftrag wurde diesen Soldaten zugewiesen.

A: Okay, und was würden die normalerweise machen, wenn wir jetzt nicht Covid hätten?

Also wenn die jetzt z.B. im Auslandseinsatz wären, was würden die da machen?

B: Das gleiche wie jetzt: Wasser aufbereiten für die Bereitstellung für die Dekontamination.

Und sie würden dekontaminieren.

Also Gerät was - einfach gesagt - dreckig ist oder mit Schadstoffen belegt ist oder

Kampfstoffen, würden die soweit wieder dekontaminieren, dass es einsetzbar ist.

Das ist die Hauptaufgabe.

A: Das heißt also, für die ist es jetzt gar keine ungewohnte Aufgabe?

Die machen im Prinzip das, was sie da gelernt haben?

Für diese Spezialaufgabe können sie das eins zu eins umsetzen.

Das Einzige was neu dazugekommen ist, sind die anderen Rohstoffe, die dazu gemischt werden?

Habe ich das richtig verstanden?

B: Genau, die Soldaten gehen ihrem Hauptauftrag eigentlich nach, für den sie da sind.

A: Das ist natürlich klasse.

Sie selbst sind ja promovierter Chemiker.

Ist das jetzt wichtig, dass sie da in der Materie noch tiefer drinstecken?

Also z.B um zu wissen, wie viel Rohstoffe genau

auf wie viele Liter Wasser zu verwenden sind und so?

Ist es eine komplizierte Geschichte das abzumischen?

B: Das ist eigentlich nicht kompliziert.

Ich bin hauptsächlich für die fachliche Begleitung da.

Alle Fragen, die durch alle Ämter und Organisationen eingehen, werden durch mich und den Patentinhaber

beantwortet, um dort Sicherheit zu gewährleisten.

Zusätzlich sind wir auch vor Ort, um die Qualität und den Arbeitsschutz zu gewährleisten.

Das sind unsere Hauptaufgaben vor Ort.

A: Ich verstehe.

Der Arbeitsschutz ist ja in dem Fall wahrscheinlich auch ein bisschen weitgehender als normal,

weil sie ja auch sich selbst schützen müssen vor Ansteckung und Ihre Männer auch, nicht?

B: Das Arbeiten an sich ist klar geregelt, welche Schutzbekleidung wir tragen müssen.

Also das ist wie im normalen Labor, bloß, dass wir etwas

abgewandelte Schutzbekleidung tragen.

Also primär muss eine Schürze oder ähnliches getragen werden, Handschuhe für die Hände

natürlich und ein Augenschutz.

Wir bei der ABC-Abwehr haben dafür einen Schutzanzug, also Chemikalienschutzanzug,

und dann noch die Maske M2000 mit dem entsprechenden Filter, die wir nutzen.

A: Das klingt gut, also ja.

Tolle Sache.

Wie wichtig ist ihnen denn das jetzt so ganz persönlich in der Corona Krise, wirklich

so ganz aktiv mithelfen zu können?

B: Für mich war so erstmal überraschend, dass wir wirklich einen positiven Beitrag

leisten können.

Und dementsprechend stehe ich dem sehr offen und positiv gegenüber.

A: Also sie freuen sich auch darüber?

B: Natürlich.

A: Ja, toll.

Und geht es Ihnen und ihren Männern da genauso? Sagen die auch: „Das ist schön, dass wir hier wirklich etwas ganz

ganz Sinnvolles machen können"?

B: Also die Aussage von den Soldaten war auch genau dieses.

Sie freuen sich, dass sie etwas Sinnvolles machen und, ja, auch etwas Sichtbares produzieren,

was quasi auch jeder in die Hand nehmen kann und berühren kann.

Also wir machen nichts irgendwie Nicht-Fassbares.

Wir machen etwas, was auch wirklich eine Wirkung hat.

A: Toll, das freut mich, dass sie da auch so positiv rangehen und ganz motiviert sind.

Dann wünsche ich ihnen ganz viel Erfolg und hoffe, dass die Kammeraden aus Höxter auch

noch zum Einsatz kommen.

Die wollen das ja bestimmt genauso gerne wie Sie, schätze ich mal?

B: Also die sind in Rufbereitschaft.

Die warten quasi, dass es losgeht.

A: Toll.

Herr Dr. Schneider, ich danke Ihnen heute für dieses Interview.

Ganz viel Erfolg wünsche ich ihnen.

Passen sie auf ihre Männer und auf sich auf, bleiben sie gesund und produzieren sie ganz

viel ganz dringend benötigtes Desinfektionsmittel.

Vielen Dank.

B: Herzlichen Dank. auch.

Grüße aus Bruchsal.

A: Danke!

Grüße zurück, tschüss.

B: Tschüss.

A: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn sie mögen können sie uns nächsten Donnerstag

wieder hören mit dem nächsten Podcast der Bundeswehr.

Sie können uns wie immer, auf SoundCloud hören, auf Spotify, Instagram, YouTube, wo

immer Sie das gerade wollen.

Und sie können uns natürlich auch eine Mail schreiben, wenn sie Fragen haben an uns oder

Anregungen, wenn sie uns Themen-Vorschläge machen wollen.

Die Adresse ist podcast@bundeswehr.org Und wenn sie mehr wissen wollen zum Thema Corona,

dann geht das natürlich auch.

Wenn sie wissen wollen, was macht die Bundeswehr eigentlich sonst alles noch jetzt in der Krise,

wo hilft die Bundeswehr, wie schützen wir unsere eigenen Frauen und Männer.

All das finden sie auf einer Sonderseite zum Thema Corona auf www.bundeswehr.de.

Das kann ich nur empfehlen, da mal reinzuschauen.

Es ist wirklich sehr interessant und unheimlich vielseitig.

Ich melde mich ab für heute.

Tschüss. Bleiben Sie gesund.


Podcast #21: ABC-Abwehrkommando produziert Desinfektionsmittel Podcast #21: NBC defense command produces disinfectant Podcast nº 21: El escuadrón de defensa de la NBC produce desinfectante

Delta to all, radiocheck. Over.

Hier ist Bravo, kommen.

This is Tango. Over.

Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.

A: Herzlich willkommen zum Funkkreis.

Ich bin Barbara Gantenbein und mein Gesprächspartner gleich

ist Major Dr. Martin Schneider, Stabsoffizier beim ABC- Abwehrkommando in Bruchsal.

Normalerweise sind die Kameradinnen und Kameraden von der ABC-Abwehr dafür da, atomare, biologische

oder chemische Kampfmittel und Bedrohungen abzuwehren.

Außerdem haben sie mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen.

Und das ABC-Abwehrbataillon 750 aus Bruchsal kennt sich auch bei Hygienemaßnahmen aus,

Tierseuchenprophylaxe z.B..

Das sind alles Erfahrungen, die ihnen jetzt sehr zugute kommen, denn die Bruchsaler produzieren

jetzt mit ihrer Wasseraufbereitungsanlage Desinfektionsmittel.

Wie es dazu gekommen ist, das erklärt uns jetzt Major Dr. Schneider.

Guten Tag. Herr Dr. Schneider.

Wie ist es denn dazu gekommen, dass sie jetzt mit Ihren Soldaten Desinfektionsmittel produzieren?

B: Es gab ein Amtshilfeersuchen des Freistaates Bayern, der an das ABC-Abwehrkommando oder

die Bundeswehr ging.

Und wir haben einen sehr engagierten Reservisten, der ein Patent hat und dieser kann mit diesem

Patent Desinfektionsmittel herstellen, ohne dass wir große Mengen an Alkohol benötigen.

Dieser Alkohol ist im Moment gerade fast gar nicht verfügbar und diese Lücke können

wir mit diesem Desinfektionsmittel schließen.

A: Das ist ja eine tolle Sache.

Also finde ich wirklich richtig klasse, auch von dem Mann, dass er da so zupackend einfach

gesagt hat: „Ich habe das und ich mache das jetzt und helfe da.“

Und es ist ja klasse.

Sie haben jetzt mehrere LKWs und sind aktuell auf dem Gelände der Bundeswehr-Uni in München.

Können sie mir mal so ein bisschen beschreiben, wie diese Produktionsstätte da aussieht und

auch wie viele Leute vor Ort sind?

B: Das Team besteht aus 15 Soldaten.

Wir haben als Hauptkomponente eine Wasseraufbereitungsanlage.

Diese Wasseraufbereitungsanlage stellt uns das Wasser her, was der Hauptrohstoff ist.

Und im Anschluss, wenn wir dieses hochreine Wasser bekommen, setzen dieses ein und mischen

das mit den Chemikalien zu dem fertigen Desinfektionsmittel.

Im Anschluss an die Produktion werden dann Tanks befüllt, die das Desinfektionsmittel

aufnehmen und aus diesen Tanks werden kleinere Gebinde dann befüllt, die dann an das THW

oder andere Organisation des Freistaates Bayern gehen.

A: Und wie viel LKWs stehen da auf dem Gelände?

Wie muss ich mir das vorstellen?

Ist das wie ein großer Parkplatz und da stehen die jetzt, was weiß ich, im Karree oder wie

sieht das aus?

B: Also eigentlich braucht man gar nicht so viel Platz.

Wir haben einen großen LKW mit Anhänger - das ist die Trinkwasseraufbereitungsanlage

- und dann noch mal zwei weitere LKWs, wo dann das Desinfektionsmittel angemischt wird.

A: Und die sind irgendwie mit Schläuchen verbunden und wo kommt das Wasser her?

B: Also das Wasser ist ganz normales Trinkwasser, was wir verwenden.

Dieses Trinkwasser wird dann eingefüllt in eine große Vorlage, also einen Wasserbehälter,

und dann gehen verschiedene Schläuche zu dieser Wasseraufbereitungsanlage.

Das heißt, das ist wie so eine Art Sieb, etwas sehr sehr feines,

also ein äußerst feines Sieb.

Und durch dieses feine Sieb geht dann das Trinkwasser durch, sodass am Ende nichts mehr

durchkommt, sondern nur noch pures Wasser.

A: Und dann müssen Sie Rohstoffe dazu mischen, haben Sie gesagt.

Was für Rohstoffe sind das?

B: Das ist eine besondere Säure, die Peroxosäure.

Wenn man es sich vorstellen will: Wasserstoffperoxid gebunden.

Das Wasserstoffperoxid kennen wir vom Haare färben, damit man den Vergleich hat.

Aber mit der organischen Säure, also dieser Peressigsäure, ist sie aktiviert und kann

dadurch die Viren, Bakterien, Pilze zerstören.

A: Wie viel Desinfektionsmittel können Sie denn produzieren?

B: Maximal sechs Tonnen die Stunde.

A: Also 6.000 Liter sind das dann?

A: Genau, korrekt.

A: Das ist ganz schön viel.

Was ist so Ihre Zielgröße?

Wie viel wollen Sie insgesamt für den Freistaat Bayern da liefern?

B: Wir machen das, was das Bundesland oder der Freistaat Bayern gefordert hat.

Nur so viel dürfen wir auch herstellen, weil nur das gibt das Amtshilfeersuchen her.

Wir dürfen nur diesen Auftrag erfüllen.

Es wurden 200 Tonnen beauftragt, derzeit.

A: Okay.

Sie arbeiten ja wahrscheinlich jetzt dann nicht rund um die Uhr?

Das heißt, sie machen wahrscheinlich ja ganz normale Acht- oder Neunstundentage?

Oder muss die Anlage rund um die Uhr laufen, damit es nicht zu irgendwelchen Stopps kommt

oder sonst was?

B: Also prinzipiell könnten wir das so lange laufen lassen, wie es benötigt wird.

Aber das macht keinen Sinn, durchgängig zu produzieren, wenn auch nicht gewährleistet ist, dass uns

das Produkt abgenommen werden kann.

Also das heißt, wir produzieren nur das, was auch wirklich direkt

an den Mann und an die Frau geht.

Alles andere macht keinen Sinn.

A: Sie haben gesagt, der THW kommt dann und holt die Kanister ab.

Und wie ist dann diese logistische Kette gedacht?

Also wo geht das dann hin und wie sehen die Kanister aus, die der THW dann holt?

B: Derzeit wird eine Flaschenabfüllanlage oder eine Abfüllanlage an sich vom THW aufgebaut,

welche durch die Soldaten der ABC-Abwehr bedient wird.

Dieses Desinfektionsmittel wird dann in Kanister abgefüllt und die Kanister werden dann an

öffentlichen Einrichtungen geliefert, wie Schulen, Krankenhäuser und wer es sonst laut

dem Innenministerium benötigt, geliefert.

A: Okay, und das ist ein Flächendesinfektionsmittel, richtig?

Das ist nicht für die Handdesinfektion, sondern für Fußböden, Türklinken und so weiter?

B: Also prinzipiell bin kann es für Beides genutzt werden.

A: Gibt es gar keinen Unterschied?

B: Es gibt schon Unterschiede, aber diese Desinfektion kann für beide angewendet werden,

ohne dass da etwas passiert.

A: Das ist ja praktisch.

Können sie damit auch komplette Räume desinfizieren?

B: Also in anderen Staaten in Europa wird das als solches

sogar in Operationssälen genutzt.

Aber das muss bei uns alles noch fachlich begleitet werden.

Also soweit sind wir hier noch nicht, weil da noch nicht alle Genehmigungen eingeholt

werden und wurden.

A: Also das Desinfektionsmittel wäre dazu geeignet, aber es ist quasi

noch nicht freigegeben dafür.

B: Nicht für alles, ja.

Das muss noch geklärt werden.

A: Okay, aber es ist auf alle Fälle eigentlich universal einsetzbar.

Und sie mit Ihrer ein Anlage, mit Ihrer Wasseraufbereitungsanlage,

sie sind ja auch hoch mobil.

Wo könnten sie denn sonst noch produzieren?

B: Prinzipiell können wir überall produzieren, solange uns Trinkwasser bereitgestellt wird.

Die Trinkwasseraufbereitungsanlage ist soweit autark.

Die haben einen Stromgenerator integriert.

Das heißt, da brauchen wir nur Betriebsstoff.

Und die Mischfahrzeuge, diese e-KFZs, können auch überall eingesetzt werden.

A: Das ist ja toll.

Das heißt wenn jetzt irgendein anderer bzw. eine andere Landesregierung ein Amtshilfeersuchen

an sie richten würde, diesem stattgegeben wird, könnten sie theoretisch sobald sie

in Bayern fertig sind, umsetzen und woanders auch produzieren?

B: Das können wir auch jetzt schon, weil wir auch noch ein zweites Bataillon haben,

das Bataillon in Höxter, das ABC-Abwehrbataillon 7.

Das hält auch Kräfte genau für diesen Einsatz vor.

A: Und die dürften dann auch das nach dem gleichen Verfahren machen wie sie?

B: Korrekt.

Deswegen bin ich und der Inhaber des Patents da, um das zu begleiten.

A: Sie kommen ja jetzt aus Bruchsal, alle zusammen.

Und sind das alles Freiwillige?

Haben die alle gesagt, das finde ich super spannend, da will ich dabei sein?

Oder waren das Leute mit einer ganz besonderen Ausbildung?

Also nach welchen Kriterien haben sie da ihre Männer ausgewählt?

B: Wir haben für die Aufgabe, den Einsatz gegen Covid, haben wir Kräfte vorgehalten.

Also das sind Dekon-Gruppen, also Dekontaminationsgruppen,

die direkt für den Auftrag bereitgehalten werden.

Und diese wurden alarmiert und der Auftrag wurde diesen Soldaten zugewiesen.

A: Okay, und was würden die normalerweise machen, wenn wir jetzt nicht Covid hätten?

Also wenn die jetzt z.B. im Auslandseinsatz wären, was würden die da machen?

B: Das gleiche wie jetzt: Wasser aufbereiten für die Bereitstellung für die Dekontamination.

Und sie würden dekontaminieren.

Also Gerät was - einfach gesagt - dreckig ist oder mit Schadstoffen belegt ist oder

Kampfstoffen, würden die soweit wieder dekontaminieren, dass es einsetzbar ist.

Das ist die Hauptaufgabe.

A: Das heißt also, für die ist es jetzt gar keine ungewohnte Aufgabe?

Die machen im Prinzip das, was sie da gelernt haben?

Für diese Spezialaufgabe können sie das eins zu eins umsetzen.

Das Einzige was neu dazugekommen ist, sind die anderen Rohstoffe, die dazu gemischt werden?

Habe ich das richtig verstanden?

B: Genau, die Soldaten gehen ihrem Hauptauftrag eigentlich nach, für den sie da sind.

A: Das ist natürlich klasse.

Sie selbst sind ja promovierter Chemiker.

Ist das jetzt wichtig, dass sie da in der Materie noch tiefer drinstecken?

Also z.B um zu wissen, wie viel Rohstoffe genau

auf wie viele Liter Wasser zu verwenden sind und so?

Ist es eine komplizierte Geschichte das abzumischen?

B: Das ist eigentlich nicht kompliziert.

Ich bin hauptsächlich für die fachliche Begleitung da.

Alle Fragen, die durch alle Ämter und Organisationen eingehen, werden durch mich und den Patentinhaber

beantwortet, um dort Sicherheit zu gewährleisten.

Zusätzlich sind wir auch vor Ort, um die Qualität und den Arbeitsschutz zu gewährleisten.

Das sind unsere Hauptaufgaben vor Ort.

A: Ich verstehe.

Der Arbeitsschutz ist ja in dem Fall wahrscheinlich auch ein bisschen weitgehender als normal,

weil sie ja auch sich selbst schützen müssen vor Ansteckung und Ihre Männer auch, nicht?

B: Das Arbeiten an sich ist klar geregelt, welche Schutzbekleidung wir tragen müssen.

Also das ist wie im normalen Labor, bloß, dass wir etwas

abgewandelte Schutzbekleidung tragen.

Also primär muss eine Schürze oder ähnliches getragen werden, Handschuhe für die Hände

natürlich und ein Augenschutz.

Wir bei der ABC-Abwehr haben dafür einen Schutzanzug, also Chemikalienschutzanzug,

und dann noch die Maske M2000 mit dem entsprechenden Filter, die wir nutzen.

A: Das klingt gut, also ja.

Tolle Sache.

Wie wichtig ist ihnen denn das jetzt so ganz persönlich in der Corona Krise, wirklich

so ganz aktiv mithelfen zu können?

B: Für mich war so erstmal überraschend, dass wir wirklich einen positiven Beitrag

leisten können.

Und dementsprechend stehe ich dem sehr offen und positiv gegenüber.

A: Also sie freuen sich auch darüber?

B: Natürlich.

A: Ja, toll.

Und geht es Ihnen und ihren Männern da genauso? Sagen die auch: „Das ist schön, dass wir hier wirklich etwas ganz

ganz Sinnvolles machen können"?

B: Also die Aussage von den Soldaten war auch genau dieses.

Sie freuen sich, dass sie etwas Sinnvolles machen und, ja, auch etwas Sichtbares produzieren,

was quasi auch jeder in die Hand nehmen kann und berühren kann.

Also wir machen nichts irgendwie Nicht-Fassbares.

Wir machen etwas, was auch wirklich eine Wirkung hat.

A: Toll, das freut mich, dass sie da auch so positiv rangehen und ganz motiviert sind.

Dann wünsche ich ihnen ganz viel Erfolg und hoffe, dass die Kammeraden aus Höxter auch

noch zum Einsatz kommen.

Die wollen das ja bestimmt genauso gerne wie Sie, schätze ich mal?

B: Also die sind in Rufbereitschaft.

Die warten quasi, dass es losgeht.

A: Toll.

Herr Dr. Schneider, ich danke Ihnen heute für dieses Interview.

Ganz viel Erfolg wünsche ich ihnen.

Passen sie auf ihre Männer und auf sich auf, bleiben sie gesund und produzieren sie ganz

viel ganz dringend benötigtes Desinfektionsmittel.

Vielen Dank.

B: Herzlichen Dank. auch.

Grüße aus Bruchsal.

A: Danke!

Grüße zurück, tschüss.

B: Tschüss.

A: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn sie mögen können sie uns nächsten Donnerstag

wieder hören mit dem nächsten Podcast der Bundeswehr.

Sie können uns wie immer, auf SoundCloud hören, auf Spotify, Instagram, YouTube, wo

immer Sie das gerade wollen.

Und sie können uns natürlich auch eine Mail schreiben, wenn sie Fragen haben an uns oder

Anregungen, wenn sie uns Themen-Vorschläge machen wollen.

Die Adresse ist podcast@bundeswehr.org Und wenn sie mehr wissen wollen zum Thema Corona,

dann geht das natürlich auch.

Wenn sie wissen wollen, was macht die Bundeswehr eigentlich sonst alles noch jetzt in der Krise,

wo hilft die Bundeswehr, wie schützen wir unsere eigenen Frauen und Männer.

All das finden sie auf einer Sonderseite zum Thema Corona auf www.bundeswehr.de.

Das kann ich nur empfehlen, da mal reinzuschauen.

Es ist wirklich sehr interessant und unheimlich vielseitig.

Ich melde mich ab für heute.

Tschüss. Bleiben Sie gesund.