Podcast #25: #Drohnendebatte2020 – Einsatzerfahrungen eines Piloten | Bundeswehr
Delta to all, radiocheck. Over.
Hier ist Bravo, kommen.
This is Tango. Over
Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.
A: Meine Name ist Hauptmann Matthias Lehna.
Unter dem Hashtag #Drohnendebatte2020 wird aktuell diskutiert, ob die Bundeswehr eine
bewaffnete Drohne anschaffen soll.
Darüber und über unsere Erfahrungen aus dem Einsatz will ich heute
mit Marc Breitenbücher sprechen.
Er ist einer der am besten ausgebildeten Drohnenpiloten der Bundeswehr und war mit mir im Einsatz.
Hallo Marc.
B: Hallo.
A: Kannst du mir aber trotzdem nochmal erzählen wie lange du schon Drohnenpilot bist?
B: Ich fliege Drohne seit 2017, da war meine Ausbildung auf Heron 1, in der ersten Jahreshälfte
2017 tatsächlich und war auch nach dieser Ausbildung recht zeitnah sogar im Einsatz damit.
Also man versucht dann schnell Expertise zu sammeln und ja,
seit 2017 ist die einfache Antwort.
A: Stimmt es, dass du einer der ersten Drohnenpiloten der Bundeswehr gewesen bist?
B: Ne, das ist so nicht ganz richtig.
Da die Heron 1 seit 2010 geflogen wird in der Luftwaffe und ich erst 2017 dazu gekommen bin,
ist das so, dass natürlich viele da vorher schon waren.
Wo du allerdings recht hast, wäre auf der Heron TP, dem Nachfolger der Heron 1, denn
da war ich jetzt in der ersten Ausbildung und wurde mit als erstes ausgebildet auf dem Muster.
A: Was kann diese Nachfolgedrohne?
B: Ja, die Nachfolgedrohne kann ja zunächst mal im Endeffekt das, was der Vorgänger auch
kann und natürlich noch mehr.
Das ist eine wesentlich größere Drohne die eine bessere Optik hat und soll in der Zukunft
ja auch die Aufgaben übernehmen, die jetzt die Heron 1
im Endeffekt durchführt in unseren Einsätzen. A: Das kannst du gleich ja noch ein bisschen mehr erzählen.
Ich hab dich ja da mal besuchen dürfen.
Du arbeitest ja in einer kleinen Kabine im Endeffekt und hast einen Bildschirm vor dir
und siehst ja dann im Endeffekt das was die Drohne filmt und überträgt.
Wie ist denn diese Arbeit überhaupt als Drohnenpilot?
B: Ja, wie du schon gesagt hast, du hattest es ja gesehen.
Also im Endeffekt, um da ein bisschen auszuholen, ist diese Kabine so aufgebaut, dass da eine
Crew von zwei Personen drin ist.
Das ist einmal der Tactical Operator, der mit mir zusammenarbeitet.
Er ist mehr für das Bild und die Kamerabewegung und die taktische Kommunikation zuständig
und ich als Drohnenpilot oder Air Vehicel Operator wie wir dazu sagen, bin mehr dafür
zuständig, wie das Flugzeug fliegt, dass es sicher fliegt, Absprachen mit Radar sozusagen,
wo ich entlang fliegen darf und so weiter in die Richtung und bringe im Endeffekt die
Kamera dorthin wo sie mein Tactical Operator haben möchte,
um gute Aufnahmen zu machen.
Und dementsprechend ist das Arbeiten natürlich ein Zusammenarbeiten auch was das Bild betrifft.
Ich bin natürlich mit am Bild dran und kommuniziere auch mit meinem Tactical Operator um das zu
optimieren ...
A: Okay, ja ich hab das ja mal mitbekommen.
Man sieht ja das was ihr seht zum Teil mit in das Lagezentrum übertragen und man sieht
dann schwarz weiß Bilder.
Man sieht recht viele Details und ich war immer erstaunt, weil ich mir dachte was da
so alles möglich ist.
Man konnte ja bis zum ja bis zur einzelnen Person deutlich erkennen, was sich da unten
am Boden abspielt, obwohl das ja mehrere Kilometer entfernt vom Lager alles war.
Was genau siehst du alles?
B: Ja also, du hast schon richtig gesagt, das Bild wird direkt übertragen und zwar
ist das einstellbar von unserer Seite, wer praktisch diesen Stream mitsieht und das ist
eine ganz stanrdmäßige Einstellung, dass im Lagezentrum die Informationen zusammenfließen,
sodass die auch drauffahren können.
Je nach Entfernung können wir natürlich verschiedene Detailgrade sehen was am Boden
passiert und das kann tatsächlich in die Richtung gehen, dass man erkennen kann was
jemand in der Hand hält, aber ist natürlich auch alles witterungsabhängig.
Wenn Sand in der Luft ist, wenn schlechteres Wetter ist, die Sicht nicht so gut ist, dann
sieht man natürlich umso schlechter aber das kann auf jeden Fall in die Richtung gehen,
dass man genau sieht was jemand in der Hand hält und könnte dann tatsächlich in unseren
Fällen unterscheiden ist das denn jetzt unter Umständen ein Gewehr oder ist das vielleicht
nur ne Schaufel oder wird da etwas anderes getragen.
Ist aber extrem abhängig und tatsächlich bei unseren Aussagen, da werden wir auch Bezug
darauf nehmen, wie qualitativ hochwertig unsere Aussage gerade ist die wir treffen.
Was wir denn genau melden, das heißt, wir werden schon sagen das ist die Möglichkeit,
das kann es sein und das ist die Wahrscheinlichkeit, das wir da auch richtig liegen.
Da werden im Regelfall, also allgemein, werden da keine vagen Aussagen getroffen.
A: Und das alles kannst du ja machen indem du im Feldlager sitzen bleibst.
B: Ganz genau.
A: Du warst in einer geschützten Kabine drin, klimatisiert und hast dort in Schichten auch
Deine Einsätze gefahren.
B: Hm, man muss dazusagen.
Ich kenn das natürlich nicht anders.
Ich trag meinen Beitrag irgendwie dazu bei und wenn sozusagen unser Outcome stimmt und
ihr mit den Informationen gut arbeiten könnt und dadurch eine bessere Mission entsteht,
dann ...
A: Aber dein Gefühl wenn du irgendwas unten siehst und vermuten könntest, das könnte
brenzlig werden, ist das nicht seltsam?
B: Da man ja diese Bild die ganze Zeit vor Augen hat ist man wirklich mit dem Kopf auch
in dieser Mission drin und erfüllt seinen Beitrag im Endeffekt, also ich finde es nicht
seltsam tatsächlich.
A: Wir hatten eine Mission mal, da mussten wir ein Fahrzeug oder zwei Fahrzeuge aus dem
Nigerschlamm ziehen und du konntest sehr viel erzählen, das war sehr interessant.
Du konntest zum einen die Koordinate bestimmen und bestätigen die wir aus dem Lagezentrum
bekommen haben.
Aber du konntest auch sagen, wie sieht es genau da aus, wie sind die Uferbeschaffenheiten
und konntest uns vor allem ein Lagebild vor Ort geben, was uns Gold wert war, weil wir auch
schwer beschäftigt waren mit dem Morast und dem Schlamm am Ufer zurecht zu kommen.
Das war sehr hilfreich für uns.
B: Ja ich kann ja nochmal versuchen, die Situation zu beschreiben wie das für mich war.
Ich glaube das könnte für dich auch ganz interessant sein.
Das war eine Situation die nicht geplant war vorher.
Ich war der Pilot der "in charge" war im Landeanflug und ein Kamerad von mir kam rein und legt
mir im Endeffekt einen Zettel hin den er über Telefon, also er hat ne Koordinate über das
Telefon bekommen, legt mir einen Zettel hin und sagt "Wir haben Jungs, die sich im Schlamm
festgefahren haben, bitte hinfliegen."
Dann habe ich meinen Landeanflug abgebrochen, hatte die Freigabe dann in diese Richtung
zu fliegen und war dann wesentlich vor dir eigentlich vor Ort und nach kurzer Zeit konnten
wir auch die Jungs aufklären da am Boden.
Was wir natürlich, also es war ja abends, es war schon dunkel, was wir nicht richtig
sehen können mit unserer Infrarotkamera die wir da haben,
wie ist jetzt die Bodenbeschaffenheit im Detail.
Also wir können Unterschiede sehen, ist das jetzt unter Umständen Wasser, aber ist das
jetzt Schlamm, wie tief ist der, das können wir natürlich alles nicht beurteilen und
daher war das schwer.
Was wir weitergeben konnten, waren die Koordinaten der Jungs und wie die sich gerade verhalten
und was in deren Umfeld los ist.
A: Ja genau, das war für uns schwierig weil wir am Ende herausgefunden haben, dass die
Kameraden eine Furt genommen hatten und so über den Niger rüber sind und am Ende auf
so einer Nigerinsel sich festgefahren hatten.
Wir haben das am Ende auch rausgefunden, haben das gelöst und für uns war es einfach nur
gut zu wissen, dass jemand auch von oben guckt, weil wir wie gesagt damit beschäftigt waren
irgendwie rüber zu kommen und zwar noch eigene Sicherung hatten aber das war in dieser Uferböschung
natürlich alles nur eingeschränkt möglich.
Wie kann man denn eigentlich damit umgehen, wenn man weiß man ist im Endeffekt hilflos.
B: Das war tatsächlich, was das angeht, eine etwas schwierige Situation,
gerade für mich muss ich sagen.
Also erstmal zum Allgemeinen, ihr seid ja dann dahin gefahren und ich glaub ihr seid
selbst auch noch, wenn ich mich recht erinnere, festgehangen irgendwo.
[A: Mehrmals, mehrmals] Das war unheimlich schwieriges Gelände was wir gar nicht so
richtig beurteilen konnten.
Unsere Hilfe besteht im Endeffekt darin, voraus zu schauen, zu sagen hier, dass sieht mehr
nach einem Weg aus als die Strecke die ihr jetzt genommen habt.
Das sind die Koordinaten, wo die anderen sich befinden und das ist die Richtung.
So auf der Ebene unterhält man sich da.
Insgesamt war es für mich trotzdem eine seltsame Situation, weil durch diese ganzen Bergearbeiten
natürlich die Eigensicherung, ich will jetzt nicht sagen nicht stattgefunden hat, aber
schon ein bisschen eingeschränkt nur möglich war, insgesamt.
Und für mich als Draufschauender gerade und das war, das hatte ich jetzt noch gar nicht
erwähnt, als dann von verschiedenen Richtungen Fahrzeuge bzw.
Motorradfahrer waren das in dem Fall, angefahren kamen, bei denen tatsächlich nicht klar war,
ob man da jetzt eine Bewaffnung feststellen kann oder nicht, obwohl in den Ländern, in
denen wir unterwegs sind ne Bewaffnung jetzt auch nicht unbedingt heißt, dass das, was ganz
Schlimmes ist was da unten passiert, war das schon etwas komisch zu beurteilen weil, echt
mehrere Personen aus verschiedenen Richtungen kommen, schauen sie sich das vielleicht nur
an weil sie neugierig sind dann ist man aber trotzdem, natürlich kommuniziert man das
weiter, das ist das einzige was wir machen können.
Ich kann dir auf dem Funk sagen, hey es nähert sich ein Fahrzeug aus Westen, so und so ist
die Entfernung oder verschiedene Motorräder kommen auf euch zu und ihr müsst dann im
Endeffekt reagieren.
Ich kann nur Informationen weitergeben auch, wenn sich da was entwickeln sollte, mit da
wird was aufgebaut, ne Stellung oder irgendwie ein Hinterhalt oder so, dann kann ich natürlich
nur diese Informationen weitergeben.
Ist dann in dem Fall echt ein bisschen ein ungutes Gefühl.
Gerade wie in unserem Fall, weil wir uns jetzt auch schon länger kennen, aber natürlich
auch wenn da andere Kameraden mit draufsitzen.
A: Ja, für mich war das einfach nur gut zu wissen dass da jemand oben gucken konnte.
Wir konnten uns zum Teil auch drauf verlassen natürlich.
Ich konnte den Schwerpunkt meiner Sicherung dorthin verlegen von der Richtung, wo du etwas
gemeldet hattest und so weiter.
Das war schon durchaus hilfreich.
Aber mal angenommen du hättest jetzt eine bewaffnete Drohne.
Wie hättest Du denn da unterstützen können?
B: Gut, erstmal so eine Bewaffnung in, viele werden das vielleicht schon gehört haben,
dieses Thema "Close Air Support", so wie sie hier wahrscheinlich eingesetzt würde,
wäre ja in dem Fall tatsächlich nicht eingesetzt worden.
Aber, falls sich da was weiter entwickelt hätte, hätten wir jetzt in dieser Situation überhaupt
keine Eingriffsmöglichkeit gehabt und mit einer Möglichkeit würden, glaube ich, vor
allem ihr draußen mit nem anderen Gefühl sich auch bewegen und wir würden uns natürlich
nicht so machtlos in dem Moment fühlen und das nicht nur mit anschauen, sondern man hätte
im Endeffekt Möglichkeit da einzugreifen, falls sich was entwickelt.
A: Vielleicht kannst du da mal näher drauf eingehen.
Die Sorge in dieser Drohnendebatte ist auch allgemein, wie ihr als Piloten eingreifen
könnt und da werden ja Bilder heraufbeschworen, die den Drohnenpiloten als jemanden beschreibt,
der ja erst beim Barbecue essen war und dann seine Schicht angeht, mehrmals "trigger-happy"
abdrückt und dann wieder zum nächsten Barbecue rennt.
Wie wäre denn eigentlich so ne Freigabe?
Kannst Du das mal skizzieren?
B: Ich war einmal unterwegs und hatte unten ne Art Konvoi, der nicht wirklich zuordnenbar
war, was ja regelmäßig passiert in Mali, da gibts ja so viele verschiedene Gruppierungen
und mit komplett heiß geschossenen Waffen und [A:das konntest du sehen?]
A: Du kannst sehen wenn die Rohre glühen?
B: Wir haben ja eine Infrarotkamera und im Endeffekt nach dem Beschuss, dann werden die
Waffen, weißt du selber, werden gut heiß und das kann man auf jeden Fall auf einer
Infrarotkamera sehen.
Und gleichzeitig muss man sagen, waren da auch französische Tiger im Umfeld und die waren
plötzlich auf unserer Frequenz drauf aus irgendwelchen Gründen und fragten uns tatsächlich
nach einer Verifizierung, ob das jetzt feindliche oder befreundete Einheiten wären und in dem
Moment ist bei uns natürlich erst mal Funkstille gewesen.
Das ist nicht unsere Aufgabe da irgendwas zuzuweisen.
Da hatte ich an einem Telefon den Rechtsberater am anderen Telefon hatte ich sozusagen den
ISR-Manager oder S2-Zelle dran, konnte noch mit meinem Chef funken und konnte mir ein
super Lagebild verschaffen, wie da weiter zu verfahren ist
und das ist natürlich ein großer Vorteil.
A: Okay, du hast ja jetzt sehr deutlich skizziert, dass die Freigabeschleife schon groß ist
und selbst bei dieser heiklen Situation, wo man ja auch merkt, dass sich die Missionen
überschneiden, denn die
Franzosen sind ja in einer komplett anderen Mission unterwegs, du ja auch die
Möglichkeit hast, Rücksprache zu halten und das ja auch tust und ich stell mir das auch
sehr, ich möchte jetzt schon fast sagen, komfortabel vor, weil ähnliche Situationen
auch unten bei mir hätten passieren können, wo ein Entschluss gefällt werden muss mit
weitreichenden Konsequenzen nur in der Regel halt dass ich mehrere Tage draußen war, übernächtigt
und nicht geduscht hatte etc. pp.
Und sowas ist ja bei dir nicht der Fall.
In der Regel bis du ausgeruht und frisch geduscht in deinem Container, zwar auch im Feldlager
aber irgendwo klimatisiert unterwegs und kannst dann Entscheidungen treffen je nachdem wie
da die "Rules of Engagement" sind.
B: Ja, das ist richtig und das ich da natürlich frisch geduscht bin bei 45 Grad Außentemperatur
das hilft auf jeden Fall.
Man hat natürlich eine andere Situation.
Man hat, würde ich fast sagen, unter Umständen einen klareren Kopf.
Du hast es eben angesprochen, wenn man ausgeruht ist, wenn man vorbereitet in so eine Mission
geht ohne da schon nächtlang unterwegs zu sein, da kann man eine andere Entscheidung
treffen und ja wie schon gesagt, du hattest vorhin schon erwähnt das unser Bild im Endeffekt
direkt in die Operationszentrale kommt und da exisitiert natürlich auch eine enge Zusammenarbeit.
In so einer Situation da werden ja alle involiert im Endeffekt.
Da wäre, jetzt auf Gao bezogen, wäre da der Oberst mit im Boot.
Die Entscheidung würde nie alleine bei dieser Crew liegen, da sowas einzusetzen.
Also da würde umfangreich mit Rechtsberater usw. diskutiert werden und die Zeit haben
wir nunmal auch im unbemannten Bereich.
A: Und wäre das jetzt anders wenn du eine Bewaffnung hättest?
B: Das hängt wahrscheinlich von der Situation ab und zwar kann es ja auch so zeitkritisch
sein, dass da schnell eine Entscheidung getroffen werden muss bei "Close Air Support".
Aber selbst dann wäre wahrscheinlich die eine Minute 30 Sekunden, um da die entsprechenden
Absprachen zu treffen eben mit der Operationszentrale, mit dem Rechtsberater und so weiter die dann
ja sowieso die ganze Zeit im Endeffekt mit dabei sind und das begleiten,
wenn sowas bevorstehen könnte.
Die würde man dann frühzeitig mit ins Boot holen.
A: Was mir auf jeden Fall aufgefallen ist, dass da viel Verbindung zueinander stand und
ich hab ja auch mitbekommen, wie das für dich war, wenn du auf einer Mission warst und unten
die Fahrzeuge gesehen hast und zum Teil hast du ja auch Gruppierungen und Ansammlungen
gesehen, bist drüber gekreist und da war dir ja auch nicht klar.
Wer war das jetzt, wer findet sich jetzt wie zusammen, was planen die unten, sondern du
konntest nur zuschauen.
Mark, kannst du nochmal eine besonders dramatische Situation schildern, die du beobachtet hast?
B: Eine besonders dramatische Situation wo wir "in charge" waren, da muss ich jetzt tatsächlich
an den letzten Einsatz denken, als ich auch in Gao war in diesem Fall.
Als ein Selbstmordattentäter vor dem Main Gate, ich glaube das müssten, wenn mich recht
erinnere drei Personen gewesen sein, sich in die Luft gejagt hat.
Das hat viel mehr natürlich in dem Fall die Franzosen getroffen, weil es nicht direkt
vor unserem Main Gate war allerdings ein paar hundert Meter weiter...
A: Sag mal hast du denn die Druckwelle richtig gespürt im Lager?
B: Ja also im Lager war da was los, man hat die Rauchsäule gesehen und aufmerksam dadurch
wurde man, weil in den Containern eben die Wände gewackelt haben und ja, was dann natürlich
passiert ist, ist das wir bzw. ich als Mission Commander sehr schnell da "in charge" war
zu entscheiden, das wir drüber gehen und uns das anschauen und erst mal schauen, was ist
denn momentan Lage, wie entwickelt sich das weiter und dann sind wir dementsprechend schnell,
wir waren natürlich in einer Mission gerade, zurück geflogen haben uns da drüber gesetzt
und haben dann eben zu den Lageinformationen beigetragen.
A: Beschreib mal, was genau konntest du denn sehen?
B: Was wir dann sehen konnten als wir drüber waren, natürlich ist schon die Stelle, wo das
passiert ist.
Da fanden schon Aufräumarbeiten statt, weil wir erst mal 20 Minuten brauchten bis wir
da hin sind.
Gleichzeitig ist die Sicherung hochgefahren worden, also die üblichen Maßnahmen.
Wir haben dann natürlich erstmal versucht das Umfeld zu scannen um zu sehen wie entwickelt
sich das weiter, natürlich auch die Bilder in die Operationszentrale zu bringen, sodass
dort Entscheidung getroffen werden kann.
A: Du wirst ja auch oft gerufen, wenn Sachen passiert sind?
Was sieht man denn dann eigentlich dort?
B: Ganz unterschiedlich.
Also, ich muss jetzt mal dazu sagen, das ist nicht der Regelfall, dass wir ständig über
was drüber sind wo was Prekäres passiert ist.
Aber wenn, dann natürlich was passiert und wir werden angefordert, weil da Informationen
fehlen und wir sollen die ranbringen dann fliegen wir da natürlich drüber.
Ich hatte einmal ne Situation als ich zu Gefechten gerufen wurde, da kamen wir dann
an und im Endeffekt waren da sehr viele Brände, Gebäude am brennen und trotzdem auch
noch Fahrzeuge, man konnte eine Stellung aufklären, so in die Richtung geht das.
Selten, dass man gerade in dem Moment in dem ein Gefecht stattfindet vor Ort ist.
Es kann natürlich auch passieren aber das würde ich schon als die Ausnahme im Endeffekt sehen.
A: Okay, nimmt dich das auch mit?
B: Wenn man das mit ansieht auf den Bildern und man macht sich die Gedanken darüber.
Muss man auch , man muss sich damit beschäftigen.
A: Kriegt ihr auch eine psychologische Betreuung angeboten, solltet ihr das brauchen?
B: Es ist jetzt nicht die Regel, dass da jeder ein Gespräch führen muss.
Aber bei Bedarf ist das auf jeden Fall verfügbar.
A: Wie wichtig ist es eigentlich für dich, dass du mit im Einsatzland bist, weil theoretisch
könntest Du ja auch von Deutschland aus die Drohne steuern und müsstest gar nicht zwingend
mit dabei sein?
B: Ja, also in der Theorie wäre das absolut machbar.
Es ist ja auch so, dass wir Satellitenverbindung benutzen im Einsatzland obwohl, wir dort vor
Ort sind allein um unsere Reichweite entsprechend zu vergößern.
Aber diese Vorteile, die das mit sich bringt mit im Einsatzland zu sein, die würde ich
nicht missen wollen.
Also schon alleine eine Missionsabsprache mit den anderen beteiligten Kräften vorher
zu treffen, praktisch ein "Mission Briefing" im Detail, was passiert wann, was wird von
uns erwartet, was sollen wir bringen, das ist soviel wert, das verbessert den Outcome
einer Mission so immens.
Von daher würde ich tatsächlich nicht darauf verzichten wollen.
Dieses Vorortsein und da wirklich involviert sein, ich glaube das ist auch für einen selbst
und die Psyche recht wichtig.
A: Auf jeden Fall hat es dazu geführt, dass ich mich im Anschluss nach der Schlamm-Berge-Aktion
mich bei dir bedanken konnte und es war einfach nur gut mal zu sehen , mit wem man da die ganze
Zeit spricht und mir hat es auf jeden Fall als Zugführer unten in Mali gut getan da
wen zu haben.
B: Gerne.
Das hab ich gerne gemacht.
Aber dazu kann man auch direkt noch sagen, ich mein, du warst ja bei uns direkt danach
und konntest dir diese Bilder nochmal anschauen.
Und selbst in so einem Fall, wo man so eine prekäre Situation hat, kann man daraus natürlich
auch wieder einen Gewinn ziehen.
Du konntest im Endeffekt debriefen wie sind wir da vorgegangen, kann man das unter Umständen
verbessern, was ist vielleicht schief gelaufen, das ist natürlich genauso verwendbar.
A: Mark, es gibt ja aktuell eine Debatte unter dem Hashtag #Drohnendebatte2020 wird debattiert,
wie man über das Vorhaben der Bundeswehr eine bewaffnete Drohne zu beschaffen,
umgehen soll.
Wie ist eigentlich deine persönliche Sicht als Drohnenpilot dazu?
B: Ja, wie man wahrscheinlich an meinen Erläuterungen vorher schon ein bisschen sehen konnte, bin
ich da wie die meisten unserer Operateure eher positiv eingestimmt.
Also eine weitere Möglichkeit zu haben mit den ganzen Anforderungen die das mit sich bringt.
Ich denke, da würde man kaum jemanden finden in unserer kleinen Gruppe, die wir ja doch
sind, der da dagegen sprechen würde.
A: Mark, vielen Dank für die Zeit die Du dir genommen hast.
Du fliegst jetzt gleich wieder, oder?
B: Ja gerne, auf jeden Fall.
Ich habe noch ein bisschen Zeit. Ich muss gleich noch Missionsorbereitungen treffen und dann
werde ich noch fliegen gehen heute, ja.
Diesmal aber bemannt und nicht unbemannt.
A: Mark muss nämlich einen Flugschein erhalten.
Das braucht er als Drohnenpilot und fliegt deswegen auch in Deutschland mit zivilen Fliegern,
um seine Flugstunden voll zu machen und das macht er jetzt.
Vielen Dank Dir, Mark.
Bis zum nächsten Mal.
B: Danke auch bis zum nächsten Mal, Ciao.
A: Liebe Funkkreis-Teilnehmer.
Sie können uns nächste Woche wie gewohnt wieder hören, auf Soundcloud, Deezer oder
Spotify, wo immer sie das wollen.
Wenn sie Vorschläge, Anregungen und Kommentare haben, können sie uns direkt anschreiben unter
Und wenn sie mehr wissen wollen, können sie unter dem Hashtag #Drohnendebatte2020
teilnehmen und mitreden.
Am 26.05. gibt es eine Videokonferenz mit der Uni Regensburg und dem Parlamentarischen
Staatssekretär Dr. Tauber.
Am 28.05. gibt es in Berlin am Cyber Innovation Hub der Bundeswehr ebenfalls ein Gesprächsformat mit dem Staatssekretär.
Und am 03.06. gibt es wieder eine Videokonferenz mit der Universität der
Bundeswehr in München.