Podcast #51: Erfolge bei Klima- und Umweltschutz | Bundeswehr
Delta to all radio check. Over. Hier ist Bravo. Kommen.
This is Tango. Over Funkkreis, Podcast der Bundeswehr.
A: Herzlich Willkommen zu unserem heutigen Podcast mit dem Thema Klima und Naturschutz
in der Bundeswehr. Und falls Sie jetzt denken: Umweltschutz und Bundeswehr? Das
passt doch überhaupt nicht zusammen. Doch passt! Tatsächlich gibt es nämlich in der Bundeswehr
seit 50 Jahren Umweltschutzbeauftragte. Ich bin Barbara Gantenbein aus der Redaktion
der Bundeswehr in Berlin und ich habe heute wieder zwei Gesprächspartner. Zum einen Barbara
Wießalla, das ist die Leiterin der Abteilung Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen,
kurz IUD. Sie wird uns sagen, was im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht steht. Der erscheint alle
zwei Jahre und da findet man ganz interessante Informationen zum Beispiel zum Thema Grundwasser
oder auch zur CO2-Reduzierung. Zunächst aber spreche ich mit Thomas Schlosser.
Er ist der Leiter der Geländebetreuung des BwDLZ Idar-Oberstein und damit auch verantwortlich für
den Truppenübungsplatz Baumholder und dessen Flora und Fauna. Guten Tag, Herr Schlosser!
B: Hallo schönen guten Tag, Frau Gantenbein. A: Finde ich klasse, dass Sie für
uns Zeit haben heute. Der Truppenübungsplatz Baumholder, für den Sie ja unter anderem
zuständig sind, wie groß ist denn dieser und welche Arten von Schutzgebieten haben Sie dort?
B: Der Truppenübungsplatz Baumholder beinhaltet knapp 12.000 Hektar, sprich 120 Quadratkilometer
Fläche und aufgrund einer EU-weiten Verordnung haben wir hier ein Natura 2000-Gebiet und wir
sind hier fast mit 90 Prozent der Fläche des Truppenübungsplatzes, also sprich mit gut 1.560
Hektar mit diesem FFH-Gebiet hier belegt. A: Wow, das ist ja unheimlich. Das ist ja
fast das ganze Gebiet, ist dann dieses FFH. Haben Sie denn ein paar Beispiele für mich,
welche Tiere auf ihrem Truppenübungsplatz so ganz besondere Rückzugsräume finden.
B: Ja natürlich, kann ich Ihnen gerne nennen. Da haben wir zum Beispiel die Heidelerche. Die
Heidelerche ist bekannt als Bodenbrüter, die sucht sich nämlich genau diese Flächen aus,
wo militärische Übung stattfinden, wo wir mit unseren Pflegegeräten die Wiesen kurzhalten.
Genau das ist quasi, der Rückzugsraum oder der Lebensraum der Heidelerche. Oder ich
nenne ihn den Schwarzstorch, der sich in den naturnahen Wäldern des Übungsplatzes sehr wohl
fühlt und da auch dann genug Nahrung findet in den naturnahen Bächen. Oder die Vögel:
Der Neuentöter, der Wiesenpieper zum Beispiel, die sehr gut mit unseren, offenen, parkähnlichen
Freiflächen zurechtkommen und genau hier ihre Ansitze haben und ihre Jungen großziehen können.
A: Das ist enorm. Und wenn dann geschossen wird oder geübt wird, was machen die dann? Dann
gehen die mal kurz weg und kommen anschließend wieder oder wie muss man sich das vorstellen?
B: Ja, so ungefähr. Also die Tiere gewöhnen sich unheimlich an das Schießgeschehen und wissen
genau, wo sie hinkönnen, wo sie in Sicherheit sind. Und es ist sehr interessant zu sehen,
dass nach dem Schießen das Wild wieder aus den Wäldern kommt, auf die Freiflächen tritt oder
halt die Vögel wieder anfangen zu singen. Wenn ich dran denke, der Neuntöter zum Beispiel, der
geht dann halt eben in Nebenbereiche, wo weniger geschossen wird. Das Bachneunauge, der Fisch,
kann nicht entweichen, aber das kriegt von dem Schießgesehen ja auch nichts mit in dem Bach.
A: Das stimmt. Das hat mehr Angst vor dem Schwarzstorch als vor dem Panzer
B: Richtig, ganz genau. A: Aber es ist schon sehr
spannend. Sie haben ja auch besondere Pflanzen. Haben Sie da auch noch ein Beispiel für uns?
B: Ja, natürlich. Wir haben verschiedene Orchideen entweder als Einzelstandorte
oder als Orchideenwiesen, zum Beispiel Knabenkräuter verschiedenster Art oder
schwertblättriges Waldvögelein. Das sind ja bekannte Arten, die aber auch mittlerweile
europaweit auf den Gefährdungslisten stehen und da können wir halt noch wuchern mit dem Fund,
dass wir so viele Freiflächen haben, wo die sich wohlfühlen. Gerade aufgrund der sauberen
Bodenbeschaffenheit, die wir hier haben. Eine weitere Pflanze, die ich Ihnen nennen möchte
und ans Herz legen möchte, ist der Diptam - auch brennender Busch genannt.
A: Was ist das Besondere an dieser Pflanze? B: Ja, der Diptam ist etwas Besonderes. Er
steht seit 1936 schon hier in Mitteleuropa unter Naturschutz, bildet schon seitdem eine
Seltenheit. Der ist hier auf dem Übungsplatz vertreten und der Diptam hat die Eigenschaft,
er hat ätherische Öle und leicht verfügbare Aerosole, die er ausscheidet und diese können,
entweder durch Tau in den Morgenstunden oder in den Abendstunden in Brand gesetzt werden. Und dann
bildet der kleine Flammen, die er auswirft. A: Also deswegen auch brennender
Busch. Das ist ja echt spannend. B: Deswegen brennender Busch, genau.
A: Ja verrückt. Wie kommt es denn, dass diese militärische Nutzung
unter Naturschutz sich da so gut ergänzen? B: Wir haben halt viele Bereiche auf denen
nicht scharf geschossen wird, das sind die ganzen Nebenbereiche, auf denen - wir sagen
immer - trocken geübt wird und nicht geschossen wird. Es findet natürlich kein Tourismus statt, es
fahren weniger Fahrzeuge als in der öffentlichen Landschaft. Wir wenden keine Herbizide an und das
sind alles die großen Vorteile, die außerhalb des militärischen Übungsgeländes sich so nicht finden.
In der ausgeräumten landwirtschaftlichen Fläche finden sie sowas natürlich nicht.
A: Nein. Ja, gut das es das gibt. Herr Schlosser, ganz herzlichen Dank für
diesen Einblick. Ich finde das wirklich sehr beeindruckend. Ich finde es auch
ganz großartig, was da für Arten vorkommen. B: Wir freuen uns auch jeden Tag, dass wir hier
arbeiten dürfen in dieser schönen Umgebung. A: Ja, das glaube ich. Herzlichen Dank.
B: Ja gerne, Frau Gantenbein. Dankeschön. A: Dass die Bundeswehr große Fortschritte
gemacht hat beim Klima- und Naturschutz, das stellt man natürlich auch fest, wenn man jetzt
in den neuen Nachhaltigkeitsbericht rein liest. Der ist nämlich gerade frisch erschienen und dazu
begrüße ich jetzt Barbara Wießalla, die Leiterin der Abteilung IUD. Guten Tag, Frau Wießalla.
C: Guten Morgen, Frau Gantenbein! A: Frau Wießalla, danke, dass Sie
sich heute die Zeit nehmen für uns. Der neue Nachhaltigkeitsbericht ist ja
gerade rausgekommen. Wo hat denn da die Bundeswehr die größten Erfolge erzielt?
C: Ja, das ist ja ein sehr umfassendes Thema. Ich freue mich sehr, dass ich die Gelegenheit habe,
heute auch ein paar Schwerpunkte vorzustellen aus unserem Nachhaltigkeitsbericht. Die Bundeswehr
unternimmt auf allen Gebieten sehr große Anstrengungen, die nachhaltige Entwicklung
zu fördern. Damit leistet die Bundeswehr auch einen ganz besonderen Beitrag zur nachhaltigen
Entwicklung in Deutschland, weil die Bundeswehr ja ein sehr großer Arbeitgeber ist und über
einen großen Fundus an Liegenschaften verfügt. In unserer Nutzung befinden sich 1.500 Liegenschaften
und damit sind wir nicht nur einer der größten Arbeitgeber in Deutschland, sondern auch einer
der größten Nutzer bundeseigener Liegenschaften. Wir sehen uns ja uneingeschränkt verpflichtet,
das BMVg und der gesamte Geschäftsbereich, den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen
und die sind ja sehr umfassend, wie Sie wissen. Da geht es nicht nur um Umweltschutz und Klimaschutz,
die klassischen Themen, die man mit der Nachhaltigkeit verbinden würde. Es geht auch um
Bildung und Gleichstellung. Allerdings in meinem Verantwortungsbereich ist natürlich alles, was mit
Umweltschutz und Liegenschaftsbetrieb zu tun hat im Vordergrund. Ich bin ja die Abteilungsleiterin
Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen. Und ich denke, dass wir da auch sehr gute
Ergebnisse in den letzten Jahren erzielt haben. A: Ja, das ist toll! Ich war auch ganz verblüfft
als ich mich eingelesen habe in das Thema, festzustellen, wie lange die Bundeswehr
das schon betreibt. Das ist ja schon seit 50 Jahren bei der Bundeswehr Thema und deswegen
interessiert mich auch, wie ist denn das zum Beispiel bei der CO2-Reduzierung. Wie gelingt
es denn zum Beispiel gerade bei der Planung von Liegenschaften klimafreundlicher zu werden? Und
wie sieht es aus bei selbst erzeugten Energien? C: Ja, das ist richtig. Wir sind also schon seit
vielen Jahren, geradezu Jahrzehnte engagiert. Das hat sich aber ja auch politisch sehr stark
weiterentwickelt in den zurückliegenden Jahren. CO2-Reduzierung ist ein Kernthema, ganz klar,
auch schon seit vielen Jahren bei uns in der Bundeswehr. Ich sag mal vor 20 Jahren war der
Schwerpunkt eher darauf Energie einzusparen, was ja mittelbar dann zur CO2-Reduktion führt.
Inzwischen ist aber der Ansatzpunkt gezielt auf die CO2-Reduktion einzuwirken, natürlich in den
Vordergrund gerückt, um eben die Beeinträchtigung des Klimas möglichst zu reduzieren. Sie sagen
zurecht, man muss bereits bei der Planung ansetzen. Das ist auch so. Das tun wir auch
seit vielen Jahren. Wenn wir also Liegenschaften komplett neu überplanen oder eben auch in die
Sanierungsplanung einsteigen, dann beachten wir dabei sehr wohl ganz gezielt, wie können
wir dann bei der Herstellung des Zielbetriebes den CO2-Footprint deutlich verringern? Und das machen
wir auch so. Dafür muss man aber den aktuellen Stand auch genau kennen. Das heißt, Überwachungs-
und Messsysteme in den eigenen Liegenschaften sind von ganz zentraler Bedeutung: Damit wir überhaupt
erst wissen, wo ist denn der Ausgangspunkt, um dann auch messbare Größen entwickelt zu können,
wenn sie sich steigern und verbessern wollen, wo wollen wir uns denn hin entwickeln? Wir
haben also einen sehr guten Überblick über die Energieversorgung in unseren Liegenschaften. Wir
steuern ganz gezielt über den zentralen Einkauf von leitungsgebundenen Medien, wie Strom und Gas.
Das wird ja über das Bundesamt, was in meinen Zuständigkeitsbereich ist, dem Bundesamt für
Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen, also dem BAIUDBw zentral beschafft. Und auch
darüber kann man natürlich auch über den Einkauf von regenerativ erzeugten Energie auch schon sehr
stark steuern. Sie haben auch angesprochen, wie kann man jetzt wirksam aktiv reduzieren,
denn das ist ja immer das Ziel, dass wir möglichst wenig produzieren. Ein Schwerpunkt ist natürlich
die energetische Sanierung unserer Gebäude, die wir haben. Wir haben ja einen gewaltigen
Gebäudebestand. Und auch dort sind wir seit vielen Jahren dabei, dass wir durch gezielte Konzepte,
durch bessere Dämmung, durch sparsameren Umgang mit Energie, den Energieverbrauch drastisch
reduzieren. Und wir stellen auch sukzessive um. Sie haben es schon angesprochen. Wir stellen die
Energieversorgung möglichst auf erneuerbare CO2-neutrale Energien um. Wir haben also die
Anzahl der erneuerbaren Energieversorgung an der Stromversorgung bereits auf 65 Prozent
steigern können. A: Das ist toll!
C: Das ist schon ein relativ hoher Anteil. Das heißt, klassisch erzeugten Strom verbrauchen
wir nur noch zu einem geringeren Anteil und das Ziel ist natürlich diesen Anteil der erneuerbaren
Energien noch weiter zu steigern. Die CO2-Emission und Planung und Betrieb, das berücksichtigen wir
auch, wenn wir also die Sanierung neu betrachten. Das ist allerdings relativ hochkomplex, auch,
weil Sie da mit ganz anderen Heizsystemen, Dämmsystemen und dergleichen arbeiten müssen.
Und von 1990 an ist uns bereits mehr Reduktion der CO2-Emission von ca. 80 Prozent gelungen,
etwas mehr sogar. Das ist auch das Jahrzehnt oder das Jahr, wo wir jetzt mit den europäischen und
nationalen Klimaschutzzielen ansetzen wollen. Und das wollen wir natürlich noch weiter steigern.
Was haben wir dabei aber auch gemacht? Da muss man jetzt auch ehrlich sein. Es werden auch oder sind
in der Vergangenheit eine Menge Liegenschaften aus der Nutzung genommen worden, die auch nicht
mehr energetisch zu sanieren waren, die wir aber auch nicht mehr brauchten seitens der
Bundeswehr. Also das, was sich nicht lohnt zu sanieren, davon muss man sich unter Umständen
trennen - entweder indem man die Liegenschaft abgibt oder eben mal ein Gebäude abreißt und
dann neu baut. Wir haben im vergangenen Jahr den Ausbau von erneuerbaren Energien im Eigenbetrieb,
das haben sie auch gerade schon angesprochen, das wollen wir auch noch weiter steigern,
da sind wir auch schon auf einem ganz guten Weg. Ich habe im vergangenen Monat mal einen
Grundsatzerlass auch schon herausgegeben, um die ersten Schritte zu ebnen und diesen Anteil
von erneuerbaren Energien im Eigenbetrieb in den Liegenschaften weiter zu steigern. Damit wollen
wir eben auch versuchen zu erreichen, die Ziele der Europäischen Union und der Bundesregierung
zur Klimaneutralität bis 2050 möglichst zu schaffen. Das ist alles allerdings herausfordernd,
weil wir natürlich ein bisschen besondere Liegenschaften in der Nutzung haben. Das wird
sehr sportlich werden, aber deswegen bedeutet es eben, dass wir jetzt sofort alle Anstrengung
unternehmen müssen um das möglichst zu erreichen. A: Und 80% seit 1990 ist ja schon mal eine sehr
gute Vorlage, muss man auch sagen. Das unsere Panzer jetzt nicht plötzlich mit Sonnenenergie
fahren können, dass kann man sich vorstellen aber wie sieht es denn im Einsatz aus? Haben
Sie da vielleicht auch ein Beispiel für mich? C: Ja, da haben wir auch sehr gute Beispiele.
Sie haben jetzt auch schon ein bisschen übergeleitet auf die mobilen Systeme,
also auf unsere Waffensysteme. Panzer oder auch fliegenden, schwimmende Systeme,
die wir haben. Das ist natürlich auch wieder ein hochkomplexes Thema für sich selber und
die Zukunft wird aber auch da natürlich sein müssen, weil fossile Brennstoffe ja auch nur
endlich verfügbar sind. Auch da in die Zukunft zu investieren und da auch auf neue Trends zu setzen.
Das haben wir eben mit im Blick. Jetzt fange ich aber erstmal mit dem Einsatzliegenschaftsbetrieb
an. Wir haben jetzt auf dem afrikanischen Kontinent, da sind wir ja sehr stark engagiert,
das wird zukünftig ja wohl auch noch eine ganze Zeit zu sein und dort kann man aber natürlich
wegen der geografischen Gegebenheiten prima mit Solarenergie arbeiten. Also, insofern versuchen
wir auch da gleich bei der Planung und Errichtung von Einsatzliegenschaften und beim Betrieb Sorge zu
tragen, dass sie jetzt dort auch mit dem Ziel der CO2 Reduktion, aber auch mit dem Ziel der
möglich starten Autarkie den Energieverbrauch zu senken und durch eigen erzeugte Energie stark zu
senken und Solarenergie eben möglichst viel an eigenem Material zu produzieren. In der
Zukunft wird es in der Tat drauf hinauslaufen, wenn ich jetzt mal an die Waffensysteme denke,
dass sehr stark auf synthetische Kraftstoffe zu setzen sein wird. Also das sind im Grunde genommen
mit der CO2 aus der Luft und viel erneuerbare Energie erzeugte synthetischen Kraftstoff dann
gearbeitet werden muss. Die Technik dazu existiert schon. Das gibt es schon. Es ist noch nicht
richtig wirtschaftlich, aber das wird natürlich definitiv die Zukunft sein. Ganz besonders eben
in den Einsatzliegenschaften, wo es auch drum geht, jeden Tank-Transporter den sie nicht durch
ein hochriskantes Gebiet fahren lassen müssen, trägt natürlich auch zur Sicherung dann der Kräfte
die dort vor Ort im Einsatz sind auch bei und natürlich dient das ganze dann wiederum auch dem
Klimaschutz beziehungsweise der CO2-Reduzierung. A: Ja absolut, absolut. Es gibt ja aber auch aus
dem Internet ganz interessante Beispiele an die man so auf dem ersten Blick gar nicht
denkt. Haben Sie da noch etwas plakatives für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer? Also
vielleicht zum Thema Textilien oder sowas. C: Da sind wir dann auch im Bereich der
Beschaffung. Wir hatten es ja auch vorhin schon kurz angesprochen. Beschaffung,
es geht nicht nur um den Liegenschaftsbetrieb. Sie sprechen jetzt hier an: Beschaffung,
da geht es auch um Nachhaltigkeitsstandards im Bereich der Beschaffung. Da ist der Bereich IUD
ja auch in vielen Bereichen tätig, ist aber jetzt auch unbenommen auch der Bereich Rüstung, also der
Rüstungs- und Beschaffungsbereich AIN. Der trägt hier natürlich auch maßgeblich dazu
bei. Ich nehme jetzt hier mal ein Beispiel aus meinem eigenen Zuständigkeitsbereich, weil wir
zuständig sind für die Beschaffung zum Beispiel von Unterkunftstextilien, also Bettwäsche. In
den Liegenschaften ist das auch ein relativ großer Brocken widerum, also die Anzahl ist immer relativ
hoch und es lohnt sich auch da genauer rein zu gucken. Es gibt ja diverse Ökosiegel, so will ich
das jetzt mal nennen. Es gibt den Öko-Tex-Standard 100 und es gibt das Umweltzeichen Blauer Engel,
das ist relativ bekannt denke ich. Es gibt aber darüber auch noch andere, also globale organische
Standards, die haben wir alle mit im Blick und in der Tat haben wir in 2019 ein Pilotverfahren
durchgeführt, um mal auszuprobieren, wie das läuft mit der Beschaffung auf was die Qualität
dahinter angeht, wenn wir eben festlegen, dass die Anbieter künftig eben nachweisen müssen,
die Produkte nach diesen Zertifizierungen auch herzustellen und dann diese Standards bei der
Lieferung auch zu erfüllen. Das hat ganz gut funktioniert und in diesen global organic textile
Standard zum Beispiel, festgelegten Standards, werden jetzt durchweg von allen erfüllt. So
schreiben wir jetzt durchgängig aus und das definiert eben nicht nur, dass es, ich sag mal
umweltschonend produziert worden ist, sondern dass weitere Sozialkriterien, wie das Vermeiden von
Kinderarbeit und Ähnlichem eben mit eingehalten wird und damit arbeiten wir jetzt seit 2019
auch durchgängig. Das ist glaube ich auch ein sehr sehr guter Beitrag, den wir eben liefern können zu
einem der Ziele, die eben auch Mitbestandteil sind zu unserer Nachhaltigkeitsbericht beziehungsweise
den Vorgaben der Vereinten Nationen. A: Ja auf jeden Fall. Ich finde das
auch unheimlich spanned wie das sich eben von ganz großen Liegenschaften zu ganz kleinen,
der Bettwäsche, sich durchzieht. Es ist wie so ein roter Faden. Also es ist wirklich
eine extrem spannende Sache und es geht ja dann bei Bettwäsche, komme ich jetzt drauf,
es geht ja bis zum Grundwasser. Ich habe gelesen in manchen gibt es dann ein besonders
innovatives Sanierungsprogramm. Können Sie mir das bitte auch noch erklären?
C: Ja, das erkläre ich Ihnen gerne. Das taucht, da bin ich jetzt gar nicht so sicher,
ob das in unserem Nachahltigkeitsbericht auch auftaucht, aber das ist schon auch
ein herausragendes Beispiel. Das gehört mehr in den Kontext Altlasten-Programm der Bundeswehr.
Von den Liegenschaften der Bundeswehr geht ja durchaus, durch den besonderen Betrieb und auch
die Nutzung besonderer Gerätschaften, schon mal vielleicht auch eine erhöhte Umweltgefährdung aus.
Wir sehen uns eben sehr wohl, insbesondere sind in der Vergangenheit Schädigung zum Teil entstanden,
inzwischen sind die Standarts natürlich viel höher und viel schärfer, aber wir sehen uns eben auch
verpflichtet im Rahmen dieses Altlasten-Programms die Schädigungen, die die Bundeswehr verursacht
möglichst aufzufangen und auszugleichen, sie erst auch einmal systematisch zu erfassen und
uns dann auch der Verpflichtung zu stellen, diese gegebenenfalls zu beheben. Das Beispiel,
welches Sie jetzt grade genannt haben ist der Bundeswehr Flugplatz in Ingolstadt-Manching,
das ist wie bei jedem anderen Bundeswehr Flugplatz ja, so, dass wir dort auch eine
Bundeswehr Feuerwehr betreiben und bei allen Feuerwehren, nicht nur bei unseren, ist in der
Vergangenheit mit Löschschäumen gearbeitet worden, die diese, abgekürzt PFC Stoffe, verwendet haben.
Das sind per- und polyfluorierte Chemikalien. Das sind langkettige Verbindungen die eben auch
Treibstoffbrände und dergleichen eindämmen können. Früher sah man das als die einzige
Alternative, wie man diese wirksam löschen könnte. Inzwischen hat man auch umweltschonende Varianten
entwickelt und diese im Einsatz. Jetzt ist durch diese PFC-haltigen Stoffe, die verwendet worden
sind in den Löschräumen in der Tat auch etwas ins Grundwasser eingesickert. In und um den Flugplatz
Ingolstadt-Manching eben insbesondere und dort sind wir mit einem sehr modernen Verfahren jetzt
zur Bereinigung des Grundwassers angetreten. Es ist das sogenannte pump and treat Verfahren, also,
das heißt wir pumpen Grundwasser ab, reinigen das und leiten es dann gereinigt, also schadstofffrei,
wieder in das Grundwasser ein. Damit wollen wir verhindern, dass weiter kontaminiertes
Grundwasser, was sich ja auch unterirdisch bewegt, aus dem Liegenschaftsreich, also in die
angrenzenden zivilen Grundstücke hinein bewegt. Dass das eben dort aussickert, wenn man so will.
A: Es ist wirklich sehr sehr spannend. Ich bleibe nochnal ganz kurz beim Umweltschutz. Wir haben
von Herrn Schlosser, vom Truppenübungsplatz Baumholder, schon einiges gehört. Können Sie
uns noch sagen, wie das bundesweit aussieht mit den Flora und Fauna Schutzgebieten,
also Biosphärereservaten und vielleicht auch, wie viele Arten von der Roten Liste
denn auf unseren Übungsplätzen so leben? C: Also das mit unseren Truppenübungsplätzen
ist natürlich eine ganz tolle Erfolgsgeschichte, das muss ich mal in aller Deutlichkeit sagen und
mit der, sag mal naturnahen Regeneration der Truppenübungsplätze haben wir auch schon vor
vielen, vielen Jahren angefangen. Das sind so die ersten großen Erfolgsprojekte, die wir schon vor
Jahren eingeleitet haben und die Früchte ernten wir tatsächlich jetzt. Es sind ja riesige Flächen,
in der Tat, die wir zusammenhängend in diesen Standort- und Truppenübungsplätzen
in der Nutzung haben. Das sind 228.000 Hektar bundesweit und das ist schon riesen Tahl, das
ist wirklich schon beeindruckend. Das ist aber auch die Chance an der ganzen Geschichte und bei
mehr als der Hälfte, also bei über 135.000 Hektar in diesen Übungsplatzflächen ist es uns gelungen,
diese als spezielle Schutzgebiete auszuweisen, also als fauna-flora-habitat Gebiete das FFH
Gebiete, sowie Vogelschutzgebiete und da gibt es noch die UNESCO-Biosphärenreservate. Also
unter einer dieser Kategorie ist also über die Hälfte, mindestens, dieser Flächen,
die wir da nutzen, zugeordnet. Wenn ich jetzt mal auf das Schutzgebiet Netz Natura 2000 zu
sprechen komme, dann gehören unsere Flächen zu den wertvollsten Gebieten dieses europäischen
Schutzgebietes Netzes Natura 2000, weil wir große zusammenhängende Fläche haben, die nicht
intensiv landwirtschaftlich benutzt werden. Wir machen nur Pflegemaßnahmen, maßvolle Pflege und
Instandsetzungsmaßnahmen, dass also so schon kurz gehalten wir und das meistens auch gar nicht durch
große maschinelle Pflege, sondern dadurch, dass wir auch Schäfer bitten, mit ihrem Schafherden
diese Fläche moderat zu beweiden um die dann eben auch als offene Kulturlandschaft zu erhalten. Und
dadurch, dass es ja auch auf unseren Übungsplätzen nur eine ganz begrenzte Zahl von Straßen gibt, die
aber ja auch nicht normal verkehrssstraßenmäßig genutzt werden, dass heißt die Strecken werden
nicht durchschnitten, wie wir es ja häufig haben, dass dann Autobahnen Naturschutzgebiete
durchtrennen und ähnliches. Es sind eben große zusammenhängende Flächen und dann wir haben sich
dort auch wieder, haben sie ja in der Presse sicher auch alle schon gelesen, Großtiere wie
der Wolf, siedeln sich dann dort auch wieder an. Wir haben den nicht angelockt, um das nochmal
zu sagen. Der findet das aber natürlich selber heraus, dass das wunderbare Rückzugsorte sind,
in denen er sich verbreiten kann. Wir haben aber auch Seeadler Bestände, Schwarzstörche
und andere. Wir haben ganz seltene, manchmal sind das ja auch die kleinen Tiere, sie wissen das,
die auf der Roten Liste stehen. Es gibt eine ganz seltene Heuschreckenart, die Heideschrecke,
Gelbbauchunken und andere. Manchmal sind das ganz unscheinbare Tierchen und es gibt zum Beispiel
auch die bedrohten Brachpieper. Der ist also wirklich vom Aussterben bedroht. Und zwar 20% des
gesamtdeutschen Vorkommen dieses seltenen Vogel, also des Brachpiepers finden sich bei uns auf den
Liegenschaften der Bundeswehr. Das kann man schon mal zeigen anhand eines konkreten Beispiels, wie
wir da durchaus einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität leisten und sie haben gefragt:
wir haben auf unseren Übungsplätzen, von den Arten, die auf der Roten Liste verzeichnet sind,
480 Arten. Davon sind 177 Tierarten und 303 Pflanzenarten bisher nachgewiesen. Wahrscheinlich
sind es noch mehr, aber dazu braucht man dann auch wieder Ökologen und Forscher oder Wissenschaftler,
die dann auch Zugang bekommen zu unseren Geländen, damit die dort auch ihre Forschungen
und Untersuchungen weiter vortragen können. Aber das ist bis dahin ja schon mal ein sehr
guter Stand, den wir da erreicht haben. A: Auf jeden Fall, das ist wirklich eine
ganz tolle Erfolgsgeschichte und ich finde, das ist auch etwas womit man sich schmücken
kann. Frau Wießalla, ich bedanke mich ganz herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
C: Vielen Dank für das Interview auf Wiederhören Frau Gantenbein.
A: Wiederhören! Ich hoffe, dass ganz viele Leute diesen Nachhaltigkeitsbericht auch wirklich lesen,
das ist nämlich wirklich extrem spannend, was die Bundeswehr da alles macht im Bereich
Natur- und Umweltschutz. Und wenn Sie liebe Zuhörerinnen und Zuhörer den
Bericht lesen möchten, dann finden sie den auf unseren Webseiten zum Beispiel
auf BMVg.de. Da können Sie dann gerne nachschauen und den nächsten Podcast,
den gibt es wie gewohnt am kommenden Donnerstag auf YouTube, Spotify oder Deezer zum Beispiel.
Ich wünsche Ihnen noch eine schöne Woche und melde mich ab aus dem Funkkreis. Tschüss.