0.85x heute journal vom 12.03.2021 - Schäbig und schändlich
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Salopp gesagt, brennt bei der Union gerade die Hütte.
Das letzte, was sie in einem Wahljahr gebrauchen kann, ist der Eindruck,
dass es bei CDU und CSU gehäuft Fälle von Politikern gibt,
denen, milde gesagt, der innere Kompass fehlt,
wenn es um Geschäft und Politik geht.
Dass die Unionsfraktion von sämtlichen Mitgliedern
eine Ehrenerklärung forderte, also im Prinzip eine Art Offenbarung,
ob man eine weiße Weste hat oder nicht, ist ein einmaliger Vorgang.
Und dann auch noch mit einem Ultimatum versehen,
die Frist lief heute Abend um 18 Uhr ab.
Das Vorgehen gefiel bei Weitem nicht allen Abgeordneten,
ist ja auch nicht schön,
wenn man plötzlich unter Generalverdacht steht.
Aber mitgemacht haben sie am Ende alle.
Die Affäre bleibt für die Union trotzdem gefährlich.
Heute ergriff sogar der Bundespräsident das Wort.
Aus Berlin: Florian Neuhann.
Das ist schäbig und das ist schändlich.
Was im Ton gewohnt präsidial daherkommt,
ist eigentlich nichts anderes als ein Wutausbruch.
Minutenlang schimpft der Bundespräsident am Morgen
auf einer Tagung der "F.A.Z." über die Maskendeals Einzelner
und den Schaden, den sie anrichten.
Deshalb verdienen die bekannt gewordenen Fälle
persönlicher Bereicherung nicht nur Empörung.
Sie sind Gift für die Demokratie.
Wie korrupt ist die Unionsfraktion?
Eine Frage, die nicht nur heute gestellt wird
und auf die alle Abgeordneten einzeln antworten sollen.
Per Ehrenerklärung, dass sie sich -
anders als wohl ihre Ex-Kollegen Löbel und Nüsslein –
nicht an der Vermittlung von Masken bereichert haben.
Zahlreiche dieser Erklärungen liegen dem ZDF vor.
Viele Abgeordnete sind sauer auf die ehemaligen Kollegen und darauf,
dass sie alle in einen Topf geworfen werden.
Wie Mathias Middelberg: Ja, sagt der CDU-Abgeordnete,
auch er habe einem Unternehmen aus seinem Wahlkreis,
das für die Maskenproduktion nach Fördermitteln fragte,
einen Kontakt vermittelt.
Das würde er jederzeit wieder tun.
Ich finde, man muss sich als Abgeordneter
vor Ort um die Anliegen der Bürger, aber auch von Unternehmen kümmern.
Man darf das aber nicht vermischen mit seinem persönlichen Anliegen
und sagen: Aus so einer Tätigkeit als Anwalt für den Wahlkreis
ziehe ich jetzt für mich persönlich noch Profit.
Am Mittag hatten auf ZDF-Anfrage nur 80 %
der Abgeordneten angegeben, sie hätten die Erklärung unterschrieben.
Die Fraktionsspitze telefoniert und vermeldet am Abend erleichtert:
alle Unterschriften beisammen.
Wir freuen uns sehr über dieses eindeutige Ergebnis.
Denn es ist für uns ein ganz starkes Fundament
auf dem Weg aus der Krise.
Die Erklärungen sind eindeutig.
Jeder weiß, was es bedeutet,
wenn man hier nicht die Wahrheit erklären würde.
Solche Kollegen hätten keinen Platz mehr in unserer Fraktion.
Doch fragwürdige Beziehungen,
wie etwa des nun Ex-Abgeordneten Hauptmann zu Aserbaidschan,
wurden gar nicht abgefragt.
Weshalb auch mancher in der eigenen Fraktion zweifelt.
Ich hätte mich gefreut, wenn die Abfrage breiter gefasst worden wäre.
Nicht nur auf medizinisches Gerät und Masken,
sondern dass alles auf den Prüfstand kommt.
Auf den Prüfstand sollen nun die Regeln für Abgeordnete.
Eine “Transparenzoffensive“ nennt die Union das.
Sie will etwa bezahlte Interessenvertretung
durch Abgeordnete verbieten,
Nebeneinkünfte ab 100.000 Euro genau offenlegen.
Wenn solche Vorwürfe im Raum stehen,
ist eine Strategie damit umzugehen,
Transparenz zu schaffen, es zu verregeln.
Aber gerade diesen schwierigen Bereich exakt zu verregeln,
ist wahnsinnig schwierig.
Insofern ist das ein Stück weit Symbolpolitik.
Ein Stück Symbolpolitik, ein Stück echte Bewegung.
Unter Druck will die Union nun Regeln zustimmen,
die sie bislang stets abgelehnt hatte.
Eine Partei kämpft um ihren Ruf – und nebenbei auch um die Macht.
Von der Corona-Front gibt es leider auch keine guten Nachrichten.
RKI-Chef Wieler warnte heute erneut,
dass wir am Beginn einer dritten Welle stehen,
und sprach von einem kritischen Moment.
Virologen und Modellrechner
reden sich darüber ja schon länger den Mund fusselig.
Konkret sahen die Zahlen heute wie folgt aus:
Innerhalb eines Tages wurden dem RKI 12.834 Neuinfektionen gemeldet.
Das sind 2.254 mehr als vergangenen Freitag.
252 Menschen starben in Verbindung mit dem Virus.
Der bundesweite Inzidenzwert stieg auf 72,4.
Und wenn schon schlechte Nachrichten, dann gleich noch eine hinterher:
Die Firma AstraZeneca hat erklärt,
dass sie der EU leider weniger Impfdosen liefern kann als geplant.
Andererseits haben einige europäische Länder die Impfung mit AstraZeneca
gerade gestoppt - dazu gibt es gleich noch ein Gespräch mit einem Experten.
Zunächst berichtet Andreas Kynast.
Für Lothar Wieler sind Impfungen die größte Hoffnung in dieser Krise,
für Jens Spahn sind sie das größte Problem.
Immer freitags, immer um zehn, sitzen die zwei Herren
vor der Hauptstadtpresse und immer gibt es gerade ein neues Problem.
Der Druck auf das Bundesgesundheits- Duo nimmt von Freitag zu Freitag zu,
auch weil der Vergleich mit dem Ausland
so einfach ist und so ernüchternd.
Dass Israel schon mehr als die halbe Bevölkerung erstgeimpft hat,
Großbritannien ein Drittel und die USA fast 20 %,
beschwert Deutschland bis hoch an die Spitze.
Wir denken nicht britisch, nicht amerikanisch, nicht israelisch,
und darüber sollten wir uns nicht grämen.
Aber etwas mehr Pragmatismus täte uns gut.
Mehr testen, schneller impfen.
Impfen mit allen Mitteln, die wir haben.
Das ist das Gebot der Stunde.
Das Problem dieser Woche heißt AstraZeneca.
Schlagzeilen über Fälle von Blutgerinnseln
haben das Vertrauen in den Impfstoff erschüttert.
Ich bedaure es, dass auf dieser Grundlage,
Wissensstand jetzt, Freitagvormittag,
einige Länder in der Europäischen Union
das Impfen mit AstraZeneca ausgesetzt haben.
Die allermeisten übrigens nicht.
Dänemark, Bulgarien, Island und weitere Staaten
haben das Impfen mit AstraZeneca vorübergehend ausgesetzt,
nachdem es Berichte über einen Todesfall gab.
Wir machen eine Pause, weil wir wissen,
dass weitere Untersuchungen stattfinden.
Es werden Obduktionen durchgeführt
und Berichte aus anderen Ländern laufen ein.
Weder die Weltgesundheitsorganisation
noch die Europäische Arzneimittel-Agentur
halten die Sorge vor AstraZeneca für berechtigt.
Nach fast 5 Mio. Impfungen entspreche das Auftreten
der geschilderten Nebenwirkungen dem Aufkommen in der Normalbevölkerung.
Impfstoff ist knapp in Europa, aber Vertrauen ist jetzt noch knapper.
Nachdem es viele Menschen gibt, die sich in Österreich Sorgen machen,
werde ich mich auch mit AstraZeneca impfen lassen.
Auch um zu zeigen, dass ich Vertrauen in diesen Impfstoff habe.
In Deutschland klingt der Versuch, die Sorgen zu zerstreuen, so:
Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Hinweis,
dass diese Geschehnisse statistisch auffällig wären.
Impfen ist die größte Hoffnung, aber auch das größte Problem.
So wird es noch ein paar Freitage lang bleiben.
Tja, was ist da los mit AstraZeneca?
Darüber wollen wir mit einem ausgewiesenen Spezialisten
für solche Fragen sprechen,
mit Professor Leif-Erik Sander von der Charite.
Er leitet dort die Forschungsgruppe
für Infektionsimmunologie und Impfstoffforschung.
Guten Abend. Guten Abend.
Diese Thrombosefälle, die da aufgetreten sind,
müssen die einen beunruhigen, wie schätzen Sie das sein?
Nein, aktuell braucht man hier nicht besorgt sein.
Da sind Thrombosen aufgetreten.
Thrombosen durch Blutgerinnsel sind aber gar nichts Seltenes.
Ungefähr ein Mensch aus 1.000 in Deutschland
erleidet so eine Thrombose im Jahr.
Wenn man sich anguckt, wie viele Thrombosen aufgetreten sind
unter den Geimpften, und vergleicht das mit der Normalbevölkerung,
die ungeimpft ist, dann sind das gleich viele.
Von daher glaube ich nicht,
dass es dort eine Häufung gibt und einen direkten Zusammenhang.
Von daher ist es wichtig und richtig,
dass die Behörden das ganz sorgfältig prüfen.
Aber aktuell bin ich noch nicht besorgt.
Das heißt, Sie meinen, da ist eventuell gar keine Ursache,
sondern es ist ein zufälliges, gleichzeitiges Auftreten?
Ganz genau, wenn Sie viele Menschen impfen.
Und das passiert gerade auf der ganzen Welt,
v.a. auch in Großbritannien und USA, auch in Deutschland,
werden jetzt ganz viele Menschen geimpft.
Wir impfen ja v.a. auch diejenigen,
die besonders empfänglich sind für das Coronavirus,
also ältere Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen.
Solche Dinge wie Thrombosen treten auch häufiger auf
bei Menschen mit Vorerkrankungen.
Es ist daher normal, dass jetzt in dieser Zeit Thrombosen auftreten.
Da gibt es dann einen zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung.
Aber das heißt nicht, dass die Impfung die Thrombose ausgelöst hat.
Und zurzeit, soweit ich das überblicke,
gibt es eben diesen direkten Zusammenhang -
die Impfung löst die Thrombose aus - nicht.
Hingegen bei Corona gibt es einen direkten Zusammenhang.
Wenn man eine Infektion mit Corona erleidet, ist die Gefahr,
dass man ein Blutgerinnsel bekommt, offenbar ziemlich hoch sogar.
Ganz genau so ist es.
Es schwankt von Studie zu Studie ein bisschen,
aber bis zu 10 bis 20 % der Patienten,
die eine Coronavirus-Infektion bekommen,
bekommen auch eine Thrombose oder eine eine Embolie,
das ist eine lebensbedrohliche Komplikationen.
Von daher ist die Zahl, die wir jetzt mit den Impfungen sehen,
verschwindend gering, ganz genauso wie in der Normalbevölkerung.
Während sie bei Covid sehr viel höher ist.
Können Sie sich dann erklären, warum jetzt Länder wie Dänemark, Norwegen
vorerst mit AstraZeneca nicht mehr weiter impfen?
Das sind natürlich Vorsichtsmaßnahmen,
die die dortigen Behörden, die das prüfen müssen, ergreifen.
Für mich ist es aktuell von den Zahlen,
die ich hier vorliegen habe, erst mal nicht nachvollziehbar.
Weil es gar nicht danach aussieht, als ob es eine Häufung gibt,
als ob es dort einen direkten Zusammenhang gibt.
Von daher finde ich es richtig, wie die EMA das sagt,
wie die WHO das sagt, wie das Paul-Ehrlich-Institut das sagt:
Wir prüfen das weiter, aber wir können erstmal weiter impfen,
weil aktuell kein Grund zur Sorge besteht.
Die EMA hat nun aber auch als eine mögliche seltene Nebenwirkung
schwere allergische Reaktionen mit bei diesen Impfstoff aufgeführt.
Das war vorher wohl nicht.
Ist das allgemein bei Impfstoffen oder ist das speziell bei diesem,
dass man da eventuell mit rechnen muss?
Nein, allergische Reaktionen können bei jedem Medikament auftreten.
Es gibt auch bestimmte Medikamente, die häufiger Allergien auslösen,
zum Beispiel Antibiotika.
Denken wir an Penicillin, das kann häufiger Allergien machen.
Aber Impfstoffe können auch Allergien auslösen,
wenn ein Mensch eine Allergie gegen einen der Inhaltsstoffe hat.
Die sind aber bei Impfungen generell selten.
Auch hier sind sie sehr, sehr selten.
Das waren, ich glaube, um die 40 schwere allergische Reaktionen
von vielen Millionen Geimpften.
Das ist sehr, sehr selten,
kann auftreten, ist aber nichts Ungewöhnliches.
Ich habe im Vorfeld von dem Gespräch bei mir im Schreibtisch nachgeguckt,
ob ich da noch Medikamente habe, so Standardsachen,
und fand noch einen ACC Hustenlöser,
den es rezeptfrei in jeder Apotheke gab.
In der Tat, im Beipackzettel steht auch:
In seltenen Fällen können da sog. anaphylaktische Reaktionen
bis zu Schock auftreten oder Bronchospasmen.
Darüber macht man sich meistens gar keine Gedanken,
wenn man solche Mittel nimmt.
So ist es bei diesen seltenen Nebenwirkungen.
Wobei die bei Schmerzmitteln gar nicht so selten sind.
Da gibt es Allergien und Unverträglichkeitsreaktionen.
Da schaut man normalerweise nicht in den Beipackzettel.
Natürlich wird bei den Impfstoffen ganz, ganz genau hingeschaut.
Das ist auch richtig so.
Wir geben ja diese Impfung an gesunde Menschen aus,
deswegen schauen die Behörden besonders sorgfältig hin.
Ich würde das als ein positives Zeichen werten.
Alles, was auffällt, dem wird nachgegangen.
Aber aktuell kein Grund zur Sorge.
Die Einschätzung des Impf-Spezialisten.
Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt.
Dass von AstraZeneca weniger an die EU geliefert wird,
als zunächst in Aussicht gestellt, soll auch damit zusammenhängen,
dass die USA aktuell zig Millionen Dosen des Impfstoffes horten,
bis er auch in den USA zugelassen ist,
anstatt diese Chargen zum Export freizugeben.
Das geht auf Entscheidungen der Trump-Regierung zurück,
an denen aber auch die neue Biden- Regierung bislang nichts geändert hat
Präsident Biden ist da selbst unter Druck.
Er steht beim amerikanischen Volk im Wort.
Mit Impfversprechen,
die er jetzt in einer großen Fernsehansprache präzisierte.
Ines Trams berichtet.
Zwischen Achterbahnen, im Freizeitpark wird geimpft.
Im Supermarkt und auf der Rennstrecke.
Soldaten und Katastrophenschutz helfen dabei.
Die Impfkampagne in den USA läuft auf Hochtouren,
nun soll sie bis in die abgelegenste Kommune vorangetrieben werden.
Auch Tierärzte und Medizin- studierende sollen künftig impfen.
So will es Joe Biden.
In seiner ersten großen Rede als Präsident appelliert er,
gemeinsam das Virus zu bekämpfen, v.a. sich impfen zu lassen.
Ich werde nicht nachlassen, bis wir dieses Virus geschlagen haben.
Aber ich brauche euch, die Amerikaner.
Ich brauche jeden Amerikaner, jeder muss seinen Teil beitragen.
Er gibt eine mutige Perspektive:
Ab Mai sollen sich alle Amerikaner impfen lassen können.
Am Unabhängigkeitstag, dem 4. Juli, könnten gar Feiern möglich sein.
Wir werden unsere Unabhängigkeit als Nation markieren,
aber auch unsere Freiheit von diesem Virus.
Die Demokraten feiern sich für ihr Hilfspaket.
Das Impfprogramm und die Konjunktur will Biden
mit fast zwei Billionen Dollar ankurbeln.
1.400-Dollar-Schecks für die meisten Bürger,
300 Dollar mehr an Arbeitslosenhilfe, Kindergeld.
Ein bisschen Sozialstaat für Amerika.
Dieses Gesetz ist ein Paradigmenwechsel.
Zum ersten Mal in einer langen Zeit setzt es
die arbeitenden Menschen an erste Stelle.
Das ist keine Übertreibung, sondern Tatsache.
Zustimmung findet das Hilfspaket bei einer Mehrheit der Amerikaner.
Auch in Williamson, West Virginia.
Der Untergang der Kohle trifft viele hier hart,
viele haben Donald Trump gewählt.
Bidens Maßnahmen begrüßen sie.
Ich freue mich darüber.
Wenn man einer solch notleidenden Gegend helfen
und den Leuten 1.400 Dollar geben kann, dann hilft das hoffentlich.
Die Miete, die Rechnungen zahlen.
Die Leute hier sind damit hintendran.
Ich bin nicht der einzige, der eine harte Zeit hat.
Klotzen, nicht kleckern: Bidens Devise.
Auch Kommunen profitieren.
Der Bürgermeister weiß: Für Williamson bedeutet das großes Geld.
Es ist eine gute Sache.
Allein meine Stadt wird wohl eine Million Dollar bekommen.
Biden will die Pandemie bekämpfen
und die erlahmte Wirtschaft aufrichten.
Ist er erfolgreich, könnte er damit gar Trump-Wähler für sich gewinnen,
so scheint es.
Wie es um die Corona-Hilfen hierzulande steht,
ist jetzt die erste Nachricht bei Heinz Wolf.
Die Corona-Hilfen für Unternehmen laufen nach einer Woche Unterbrechung
bei den Abschlagszahlungen seit heute wieder normal.
Sie waren aufgrund von Betrugsfällen kurzfristig gestoppt worden.
Laut Wirtschaftsministerium war die Unterbrechung notwendig,
um Unregelmäßigkeiten zu prüfen
und Vorkehrungen gegen Betrugsversuche zu treffen.
Für externe Berater
gab die Bundesregierung im vergangenen Jahr 433 Mio. Euro aus.
Das sind fast 50 % mehr als 2019.
Die Zahlen nannte das Finanzminis- terium auf Anfragen der Linken.
Das Engagement externer Berater ist umstritten:
Kritiker sagen u.a., der Einkauf von Sachverstand sei zu teuer
und nicht zwingend notwendig.
Befürworter versprechen sich dagegen einen Mehrwert
durch den Blick von außen.
Das Landgericht Leipzig verurteilte einen früheren Ausbilder
der Bundeswehr-Elitetruppe KSK zu zwei Jahren Haft auf Bewährung.
Der 46-Jährige hatte jahrelang Waffen, Munition und Sprengstoff
aus den Beständen der Bundeswehr abgezweigt
und in seinem Garten in Nordsachsen versteckt.
Er wurde u.a. wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz
schuldig gesprochen.
Der Hauptstadtflughafen BER braucht 1,9 Mrd. Euro finanzielle Hilfen,
aufkommen sollen die Länder Berlin und Brandenburg und der Bund.
Wegen der Corona-Krise
seien die Passagierzahlen rapide zurückgegangen.
Trotz Sparprogramm
könne der Flughafen die Einnahme- ausfälle nicht kompensieren.
Insgesamt ist die Betreibergesellschaft des BER
mit 4,5 Mrd. Euro verschuldet.
Viel spricht dafür, dass nach den Landtagswahlen am Wochenende
die bisherigen Ministerpräsidenten auch die neuen sein werden:
Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz
und Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg.
Das heißt aber nicht, dass da so gar keine Musik mehr drin ist.
In Baden-Württemberg könnten sich die Koalitionsfarben nämlich
durchaus ändern: Nicht ausgeschlossen,
dass Kretschmann ein Dreierbündnis mit SPD und FDP eingeht,
anstatt weiter mit der CDU zu regieren.
Simon Pfanzelt schaut dort auf den Wahlkampfabschluss.
Seit einem Jahr kämpfen wir mit unseren Kindern.
Ich weiß nicht, was wir tun sollen.
Das ist eine ganze Generation, die stürzt ab, Frau Eisenmann.
Es ist das Thema, das Susanne Eisenmann
durch diesen ganzen Wahlkampf begleitet.
Die CDU-Spitzenkandidatin
ist gleichzeitig Kultusministerin im Land
und steht im Kreuzfeuer von Lehrern und Eltern.
Auch in der letzten großen Debatte vor der Wahl
wird sie damit wieder konfrontiert.
Wenn Sie sich international Klassenzimmer anschauen,
dann finden Sie dort Whiteboards,
aber übrigens auch noch Kreidetafeln.
Und wenn Sie fragen, ob man vergessen hat, die abzubauen,
dann sagen die Ihnen: Nein, auch dieses ist Teil von Pädagogik.
Und deshalb: digital ja, aber ersetze Buch durch Laptop –
ist keine digitale Pädagogik.
Dass der digitale Unterricht nicht läuft,
das ist Eisenmanns Schwachstelle.
Die Opposition schlachtet das aus, in dieser letzten Wahlkampfwoche.
Wir haben festgestellt, dass der Sommer nicht genutzt wurde,
um die Digitalisierung der Schulen deutlich voranzutreiben.
Wir stellen fest: Viele Kinder
sind nicht mit leistungsfähigen digitalen Endgeräten ausgestattet.
Als der Vorwurf aufkommt, die Ministerin
habe für ihre Schulpolitik die Note 6 verdient,
kommt es zu einem seltenen Moment.
Der grüne Ministerpräsident verteidigt seine Herausforderin,
zumindest ein bisschen.
Ich war auch Lehrer, aber ich kann mich nicht erinnern,
dass ich jemals eine 6 verteilt hätte.
Ein bisschen was kann jeder.
Kretschmann ist in einer komfortablen Lage:
Alle Umfragen sehen ihn weit vorn.
Und so macht er schon während des Wahlkampfes deutlich, welches Thema
er bei Koalitionsverhandlungen ganz weit vorne sieht.
Erstens Klimaschutz, zweitens Klimaschutz, drittens Klimaschutz.
Dass es da strikt vorangeht, dass wir Tempo aufnehmen müssen,
wer das nicht möchte, kann mit uns nicht koalieren.
Immer wieder lässt Kretschmann durchblicken,
dass ihm seine aktuelle Koalition mit der CDU ganz gut gefällt.
Die SPD hofft noch auf einen Sinneswandel.
Ich kämpfe für eine grün-rote Mehrheit.
Aber wenn die nicht reichen sollte, wäre eine Ampel allemal besser
als die Fortsetzung mit Grün-Schwarz.
Mit ihm will niemand über Koalitionen reden:
Bernd Gögel, der Spitzenmann der AfD, hofft darauf,
vom Corona-Frust vieler Menschen zu profitieren.
Wir sprechen hier von einem echten Staatsversagen,
wenn Sie nur an Impfstoffe denken.
Wie wirkt sich die Pandemie auf das Wahlergebnis aus
und welche Rolle wird der Maskenskandal spielen?
Das sind die großen Unbekannten - bis Sonntag.
Der Brexit hat uns ja lange Zeit sehr beschäftigt,
v.a., bevor Corona kam und dieses, wie so viele andere Themen,
in den Schatten stellte.
Inzwischen ist der Brexit Realität.
Und da gibt es neue interessante Erkenntnisse.
In den Handelsbeziehungen zwischen der EU und Großbritannien gelten
seit dem Jahreswechsel neue Regelungen.
Die Brexit-Übergangsphase ist vorbei,
jetzt gibt es aus Großbritannien die neuen Außenhandelszahlen dazu.
Und die, Sina Mainitz, zeigen einen deutlichen Einbruch?
Ja, der Handel zwischen der Europäischen Union
und dem Vereinigten Königreich ging deutlich zurück.
Gründe sind zum einen die Corona-Pandemie,
zum anderen aber auch neue Zollregeln,
die nach dem endgültigen Ausscheiden Großbritanniens
aus der EU wirksam werden.
So gingen die Exporte aus Großbritannien in die EU
im Januar um rund 41 % zurück.
Auch die Importe aus der EU Richtung Großbritannien
brachen ein - um 29 % nämlich.
Besonders hart trifft der finale Brexit
alle rund um die Autoproduktion.
Viele deutsche Hersteller dürften sich nun überlegen,
ob sich die Produktion auf der Insel künftig noch lohnt.
Denn auch hier gibt es drastische Einbrüche.
Die Fahrzeugimporte aus der EU gingen um 39 % zurück
und die Fahrzeugimporte aus Deutschland um 31 %.
Besonders schwer belasten Zölle den Handel mit Großbritannien.
Vorsorglich wurden deshalb bereits angekündigte Importkontrollen
nach Klagen der Unternehmen verschoben.
Damit soll größerer Schaden abgewendet werden.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag schätzt,
dass allein deutsche Unternehmen künftig rund 10 Mio. Zollanmeldungen
pro Jahr einreichen müssen.
Das dürfte etwa 400 Mio. Euro kosten.
Der neue Handel mit Großbritannien muss sich einspielen, zeigt aber,
dass die finanziellen Einbußen deutlich unterschätzt wurden.
Auch heute Abend gab der Deutsche Wetterdienst
Unwetterwarnungen heraus: vor Orkan- böen in Teilen von Baden-Württemberg
und in Teilen von Sachsen-Anhalt jeweils in Lagen über 1.000 m.
Und vor orkanartigen Böen in Teilen von Sachsen,
ebenfalls in Lagen über 1.000 m.
Die deutschen Handballer sind mit einem Unentschieden
in die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio gestartet
Gegen den Vizeweltmeister Schweden gelang Marcel Schiller
kurz vor Schluss der entscheidende Wurf zum 25:25-Ausgleich.
Er wurde auch mit fünf Toren
der erfolgreichste Werfer auf Seiten der Deutschen.
Ihre zweite Partie bestreitet die DHB-Auswahl
gegen den EM-Vierten Slowenien morgen um 15.35 Uhr - zu sehen live im ZDF.
Platz 2 für Biathletin Denise Herrmann heute,
hinter Tiril Eckhoff beim Weltcup in Nove Mesto:
Herrmann blieb am Schießstand fehlerfrei
und holte in diesem 7,5-km-Sprint ihren dritten Podestplatz
in diesem Winter.
Die Norwegerin Tiril Eckhoff musste einmal in die Strafrunde,
war am Ende trotzdem 6 Sekunden schneller.
Und jetzt, nachdem wir all die harten News und Themen abgearbeitet haben,
dürfen wir ins Paradies.
So lautet der Titel der großen August-Macke-Ausstellung
in Wiesbaden, in die seit heute auch wieder Besucher dürfen:
"Paradies! Paradies?"
Einmal mit Ausrufezeichen und einmal mit Fragezeichen.
Fragezeichen, weil die Zeiten, in denen der junge Künstler
seine leuchtenden, lichtdurchfluteten Bilder schuf,
alles andere als paradiesisch waren.
Mackes Werke hingegen wirken wie gemalter Optimismus.
Seine Malerei spiegele sein "helles Wesen",
sagte Künstlerkollege Franz Marc einmal über ihn.
Daran erfreuten sich dann heute auch die Ausstellungsbesucher,
für viele der erste Museumsbesuch seit Langem.
Da tut es der Seele gut, mit Macke durch die Farbpaletten zu tanzen.
Susanne Conrad.
Als hätte jemand das Licht angeknipst, leuchtet uns
in den Bildern August Mackes eine heitere, farbenfrohe Welt entgegen.
Vor dem Ersten Weltkrieg, in einer Zeit
voll gesellschaftlicher und politischer Spannungen,
erzählt seine Kunst vom Einklang des Menschen mit seiner Umgebung,
in der sogar die Jalousien zu zwinkern scheinen.
Mackes Kosmos: ein Paradies.
Es ist so, dass August Macke mit jeder Faser seines Werkes
versucht hat, das Positive an unserer Welt zu sehen.
Er hat versucht,
den Menschen nicht in ein entfernt gelegenes Paradies zu versetzen,
sondern der Mensch hat sein Paradies in der Welt, in der er lebt.
Und die Besucher spüren diesen besonderen Klang seiner Bilder.
Sehr erwärmend, sehr angenehm, gerade nach dem langen Lockdown.
Es sind keine depressiven, traurigen, düsteren Werke.
Fast alle sind fröhlich, freudig.
Es ist einfach schön anzuschauen, es streichelt die Seele.
Macke ist ja so beliebt, weil er eine Leichtigkeit versprüht,
in diesen Zeiten ganz besonders.
Vor allem ihr ist zu verdanken,
dass Macke in nur zehn Jahren Schaffenszeit
seine ganz eigene künstlerische Stimme fand:
Elisabeth, seine Gefährtin und Ehefrau.
Eine starke, in sich ruhende Persönlichkeit,
die ihm den Rückhalt
und auch die finanziellen Freiräume gab, die er brauchte.
Kennengelernt hatten sich die beiden auf dem Schulweg.
Aus Freundschaft wurde bald schon innige Liebe.
Elisabeth, später auch die Söhne, wurden zum Mittelpunkt seiner Welt.
Die Familie ist für August Macke das Fundament seiner Kunst,
aus dem heraus er Kraft schöpfte
und Selbstbewusstsein für seinen Weg als Künstler.
Als wüsste er, wie wenig Zeit ihm blieb,
sog August Macke die Welt in sich auf
und hinterließ eine Bilderflut voller Magie.
Nur sechs Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs
fiel August Macke mit 27 Jahren in Frankreich.
Es ist Elisabeth zu verdanken, dass Mackes Werk nicht vergessen wurde.
Sechs Jahre nach seinem Tod stellte sie eine umfangreiche Ausstellung
zusammen, die auch in Wiesbaden gezeigt wurde, vor genau 100 Jahren.
Wir können eine Menge davon lernen, dass wir uns von Krisenzeiten,
von dunklen Zeiten nicht unterkriegen lassen sollen.
Sondern wir sollen immer das Positive sehen.
August Macke: ein Seiltänzer der modernen Kunst –
unvergessen, bis heute.
♪ Musik ♪
Bei uns geht es jetzt heiter weiter mit der "heute-show".
Um 0.15 Uhr gibt es unser heute journal update
mit Nazan Gökdemir.
Und uns morgen wieder, bis dahin.
Zwischen dem abziehenden Sturmtief "Klaus"
und dem nächsten Sturmtief "Luis"
hat sich ein namenloses Tief dazwischen gemogelt.
Das zieht aber schnell nach Osten ab.
Morgen beschäftigt uns das Sturmtief "Luis" von morgens bis abends.
Morgen Früh geht es schon im Westen los.
Im Laufe des Vormittags zieht der kräftige Sturm weiter Richtung Osten.
Auch im Flachland müssen wir 100 km/h Windböen erwarten.
Auf den Bergen, z.B. im Schwarzwald oder auf der Schwäbischen Alb,
gibt es sogar Orkanböen.
Im Laufe des Nachmittags lässt der Sturm nach.
Morgen Abend stürmt es nur noch an der Nordsee und im Schwarzwald.
Heute Nacht gibt es etliche Schauer.
In den Bergen ist auch Schnee dabei und es gibt Gewitter.
Für die meisten wird das ein garstiger Samstag
mit kräftigen Schauern, z.T. mit Gewittern,
in den Bergen mit etwas Schnee und dazu pfeift dieser böige Sturm.
Nur südlich der Donau gibt es eine Chance auf längeren Sonnenschein.
Da bleibt es bis zum Abend trocken.
Das ändert sich aber am Sonntag, dann gibt es auch dort kräftige Schauer.
Der große Sturm ist dann vorbei und danach wird es deutlich kälter.
Nicht nur in den Mittelgebirgen,
sondern auch in den Alpen wird es kräftig schneien.
Bis Montagabend
sind in den Alpen durchaus bis zu 50 cm Neuschnee zu erwarten.