Harter Shutdown über Ostern - eine Verlängerung des Shutdowns bis zum 18. April
Wir hätten sowieso keinen großen Osterurlaub gehabt.
Dass man nach Mallorca oder generell ins Ausland fliegen kann,
aber dann bei uns z.B. nicht mit dem Camper an die Nordsee fahren kann,
da halte ich nicht viel davon.
Was soll ich davon halten? Macht einsam.
Ich finde, Lockdown ist Lockdown
und da müssen wir uns alle dran halten.
Ich finde es schade für die vielen, die wegfahren wollten,
aber die Situation gibt es einfach nicht her.
Stimmen zu den Bund-Länder- Beschlüssen aus Mainz waren das.
Und damit herzlich willkommen zum ZDFspezial.
Die "Rosenheim-Cops" verschieben sich um etwa 15 Minuten.
Eines ist sicher: Es wird ein ruhiges Osterfest dieses Jahr.
Bund und Länder haben Deutschland ab dem 1. April
fünf Tage strengen Shutdown verordnet.
Den bislang schärfsten seit Beginn der Pandemie.
Der Gründonnerstag wurde zum zusätzlichen Ruhetag erklärt.
Genauso wie Karsamstag, an dem nur Lebensmittelgeschäfte öffnen dürfen.
Doch was bringen dieser strenge Kurz-Shutdown
und die Verlängerung der bisherigen Kontaktbeschränkungen
am Ende wirklich?
Darum soll es gleich in der Sendung gehen.
Jetzt blicken wir aber erst mal auf das, was ausfallen muss:
der Osterurlaub nämlich, im eigenen Land.
Es hätte so schön sein können, sagt Michael Kreuzer.
Osterferien auf dem Campingplatz Grönwohld, direkt an der Ostsee.
Ein Urlaubsangebot für Menschen aus der Region,
doch daraus wird nichts.
Noch schärfere Regelungen statt kontaktarmer Urlaub,
für den sich vor allem die drei Küstenländer
vor der Konferenz gestern stark gemacht hatten.
Wir sind natürlich sehr enttäuscht.
Meine Damen im Büro können sich nicht retten vor Anfragen
per E-Mail, aber auch das Telefon steht nicht still.
"Wann geht's los, wann geht's los,"
ist eigentlich die einzige Frage der letzten Tage.
Und die ist jetzt leider negativ beantwortet,
schlecht für unsere Gäste, schlecht für uns.
Der Blick auf die Ostsee: Sand, eine frische Brise.
Einfach mal raus nach monatelangen Einschränkungen
Auch in Strande, dem Badeort bei Kiel,
wird es nichts mit dem Ostergeschäft.
Die Stimmungslage in der Tourismusbranche
sei mittlerweile dramatisch.
Bereits zweimal sei eine Öffnungsstrategie vertagt worden.
Die Enttäuschung, das Unverständnis über die Beschlüsse
ist deshalb riesig, so der Hotel- und Gaststättenverband.
Man fühlt sich zurückversetzt in das letzte Jahr.
Das ist nicht mehr nachvollziehbar, es ist auch kein mehr erklärbar.
Es ist schlichtweg nur noch eine Katastrophe.
Auch Ferienwohnungsbesitzer hatten gehofft,
dass sie über die Feiertage vermieten können,
kontaktarm mit Selbstversorgung.
Die Konzepte sind vorhanden, heißt es,
dazu viel frische Luft und genug Platz.
Die Beschlüsse seien deshalb nicht nachvollziehbar.
Man hat uns nicht vergessen, man hat uns schlichtweg rausgestrichen,
das ist das große Problem.
Wir kriegen noch nicht mal eine Erläuterung,
warum inländisches Reisen verboten bleibt,
während man ins Ausland reisen darf.
Und wir fühlen uns da von der Politik alleingelassen
und ohne Perspektive.
Keine Lockerungen über Ostern.
Nicht nur im Norden hoffen sie jetzt auf Pfingsten
und dann die Sommerferien.
Und live zugeschaltet ist mir jetzt
der Ministerpräsident von Niedersachsen, Stephan Weil.
Guten Abend, Herr Weil.
Sie haben ja im Vorfeld der Beratungen dafür geworben,
dass kontaktarmer Urlaub über die Osterfeiertage möglich ist.
Nun wurde im Prinzip das Gegenteil beschlossen,
ein noch strengerer Shutdown als sowieso.
Warum haben Sie nun doch eingelenkt?
Weil wir in dieser Sitzung eine wirkliche andere Strategie
miteinander entwickelt haben, die ich überzeugend finde,
die aber auch zum Gegenstand hat, dass wir über Ostern
so gut wie möglich alle Kontakte ruhen lassen.
Und dazu hätte natürlich jede Urlaubsreise,
sei sie noch so kontaktarm, nicht gepasst.
Und deswegen habe ich das wirklich gerne getan.
Denn das, was wir jetzt über Ostern tun,
ist die Grundlage dafür,
dass wir danach auch wieder mehr ausprobieren können,
insbesondere auf der Basis von Tests.
Aber haben Sie mit ihrer Haltung zuvor
nicht auf falsche Hoffnungen geweckt bei allen,
die schon gebucht haben, und vor allem bei denen,
die auf die Einnahmen dringend angewiesen wären?
Das glaube ich nicht.
Wir haben nämlich erst einen Tag vorher erklärt,
dass wir auf der Ministerpräsidentenkonferenz
diesen Vorschlag zur Diskussion stellen wollen.
Das ist geschehen.
Und dass an dieser Stelle irgendwelche Vertrauensschäden
entstanden sind, das glaube ich eigentlich nicht.
Was macht Sie so sicher,
dass diese fünf Tage einen wirklichen Effekt haben werden
auf das Infektionsgeschehen?
Besonders lange ist das ja nun nicht.
Wir haben Wissenschaftler gefragt und es ist in der Tat
etwas anderes als die Lockdowns.
Der letzte hat ja Monate gedauert.
Wir wollen nämlich in dieser Zeit nicht,
das wäre gar nicht möglich, die Zahlen total herunterkriegen,
das wird nicht gelingen, jedenfalls nicht in so wenigen Tagen.
Was wir wollen, ist die Dynamik der Infektion derzeit zu brechen.
Jeden Tag gehen ja die Infektions- zahlen sehr steil hoch.
Und das soll ein Ende haben, damit wir dann nach Ostern
auch über Tests in eine neue Phase der Pandemiebekämpfung
hineingehen können.
Und dann wollen wir versuchen,
Freiheit und Sicherheit zusammenzubringen.
Nun stellen sich noch Fragen,
was zum Beispiel den Gründonnerstag angeht:
Was bedeutet denn Ruhetag genau?
Büros und Betriebe sollen geschlossen bleiben,
aber was heißt das konkret?
Haben die Mitarbeiter dann wirklich frei?
Oder gibt es dann doch einen Spielraum für die Unternehmen?
Nein, wir gehen davon aus,
dass insgesamt das Arbeitsleben ruht.
Davon wird es Ausnahmen geben,
da warten wir auf die entsprechenden Vorschläge des Bundes.
Ich bin auch gespannt, wie genau die aussehen werden.
Denn wir wollen das natürlich
überall in Deutschland gleich machen.
Aber vom Prinzip her soll es sein,
dass Ostern um einen Tag vorverlegt wird,
dass Ostern schon am Donnerstag beginnt.
Und dass wir dann wirklich eine Art Feiertagsruhe haben,
auch wenn es kein Feiertag ist.
Mein Arbeitgeber darf dann z.B. nicht sagen,
Sie haben arbeiten heute vom Homeoffice aus?
Nein, das könnte er so nicht sagen.
Ich hoffe, das geschieht auch nicht beim ZDF.
Gottesdienste sollen ja ausschließlich virtuell stattfinden,
werden das die Gemeinden denn mitmachen?
Haben Sie da schon Signale bekommen?
Auch an der Stelle werden wir jetzt erst mal
die Gespräche mit den Kirchen und Glaubensgemeinschaften suchen.
Wir wissen ja, dass das ein besonderes Verhältnis ist.
Und deswegen wollen wir erst sprechen, bevor wir entscheiden.
Es wurde auch diskutiert über Flugreisen nach Mallorca,
die im Gegensatz zum Urlaub im Inland ja möglich sind.
Nun sollen als Reaktion darauf generell alle Flugreisenden
vor ihrer Rückkehr aus dem Ausland nach Deutschland einen Test machen,
egal, ob aus einem Risikogebiet oder nicht.
Lässt sich das überhaupt umsetzen bis zu den Ferien?
Darüber ist kräftig diskutiert und auch kräftig gestritten worden.
Ich mache gar keinen Hehl daraus: Das war eine falsche Entscheidung.
Und zwar deswegen, weil Mallorca heute eine Insel sein mag,
wo es sehr wenig Infektionen gibt.
Aber wenn dann Hunderttausende Menschen
aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen,
dann möchte ich nicht wissen, wie es hinterher ausschaut.
Und deswegen halte ich dann auch in solchen Fällen
Tests vor der Wiedereinreise für absolut notwendig.
Und auch in anderen Ländern würde ich sagen,
niemand vergibt sich etwas, wenn er vor der Rückreise einen Test macht.
Das gibt uns allen Sicherheit,
und darum muss es in den nächsten Monaten gehen.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Weil.
Und das Interview haben wir vor der Sendung aufgezeichnet.
Die Beschlüsse von Bund und Ländern haben ein Ziel:
die steigenden Infektionszahlen wieder zu senken.
Doch was können die beschlossenen Maßnahmen wirklich bewirken?
In Simulationen versuchen Epidemiologen,
genau das zu berechnen und vorherzusagen,
wie es weitergehen könnte in der Pandemie
und was ein strengerer Oster-Shutdown überhaupt bringt.
Simone Müller mit den Details.
Keine Lockerungen in Sicht.
Bund und Länder beschließen sogar einen harten Shutdown an Ostern.
Doch, so haben Forscher der Uni des Saarlandes berechnet,
würden wir die geltenden Bestimmungen
einfach weiterlaufen lassen, wären wir an Ostern bereits wieder
bei einer Inzidenz von ca. 200, Ende April könnte der Wert bei 500 sein.
Würden die geltenden Anfang März beschlossenen Maßnahmen
plus Notbremse durchgesetzt,
brächte das nur ein leichtes Absenken dieser Kurve.
Würde es gelingen, die Kontakte um weitere 20 % zu senken,
z.B. durch nächtliche Ausgangssperren,
könnte man das Infektionsgeschehen
wieder auf den Stand Anfang Februar bringen.
Viel versprechen sich die Politiker nun
von dem geplanten zusätzlichen harten Shutdown um Ostern.
Die Forscher können den Effekt für beide Szenarien
nicht exakt berechnen, haben deshalb die Angaben nur schraffiert.
Klar ist: Greifen alle strengen Maßnahmen,
wären wir im Mai wieder bei einer Inzidenz unter 100.
In allen Simulationen sind 1 Mio. weitere Impfungen
pro Woche einberechnet - nach wie vor zu wenig.
Nur bei 4 Mio. Impfungen pro Woche
wäre die Pandemie im Sommer wahrscheinlich vorbei.
Und darüber spreche ich jetzt mit Prof Hajo Zeeb
vom Leibniz-Institut für Präventions- forschung und Epidemiologie.
Guten Abend, Herr Zeeb.
Auch Sie beschäftigen sich ja mit solchen Modellen.
Wie sinnvoll ist dieser fünftägige Oster-Shutdown aus Ihrer Sicht?
Alleine wird er nichts bringen.
Das geht nur in Verbindung mit weiteren Maßnahmen.
Es wurde eine Teststrategie genannt.
Ohne weitere Maßnahmen wird das nur wenig ausmachen können.
Wie lang müsste denn so ein strenger Shutdown
Ihrer Einschätzung nach sein und wie müsste der aussehen,
um die aktuelle Entwicklung zu stoppen?
Wenn man über den Showdown arbeiten wollte,
müsste er 14 Tage bis drei Wochen dauern.
Wir haben eine andere Situation hier.
Der Showdown muss länger sein.
Das Testen ist eine gute Idee.
Das müsste aber direkt nach Ostern passieren.
Die Reisebranche hätte sich für die Ferien anderes gewünscht.
Auch Unternehmen kritisieren die Verlängerung
der bisherigen Beschränkungen.
Was würden Sie denn sagen: Ab wann könnte denn
mit Blick auf die steigenden Zahlen und die Mutationen
wieder gelockert werden, ohne zu viel zu riskieren?
Schwierige Frage.
Das kann man nicht rein wissenschaftlich beantworten.
Es sind natürlich die Inzidenzen.
Wir müssen aus dieser Steigung herauskommen.
Am besten sinken.
Dazu müssen die Kontakte reduziert werden.
Deswegen auch die Überlegung zur Einschränkung des Reiseverkehrs.
Dann sind wir in der Lage, weitere Öffnungen zu überlegen.
Richtig viel und breit zu öffnen, wird noch einige Zeit dauern.
Bund und Länder haben gestern außerdem beschlossen,
dass es in einigen ausgewählten Kommunen Modellprojekte geben soll.
Mit dem Ziel zu testen, ob Öffnungsschritte z.B.
mit noch engmaschigeren Tests und Schutzmaßnahmen
trotzdem möglich sind.
Was halten Sie von diesem Plan?
Tolle Ideen,
denn wir brauchen Erkenntnisse zu alternativen Strategien,
um zu sehen, was wirklich umsetzbar ist.
Diesen Weg hätten wir vielleicht schon vorher anstreben sollen.
Um zu schauen, was passiert.
Was kann man daraus lernen?
Wir haben schon eine ganze Menge ausprobiert.
Auch weil wir nicht wussten, in welchem Fahrwasser wir uns bewegen.
Es ist viel gemacht worden, manches aber auch sehr spät.
Wir sollten klare Linien ziehen, gerade mit Teststrategien.
Das sollte sehr klargemacht werden,
die Wege müssten klar beschritten werden können.
Und die Maßnahmen müssten gut kommuniziert werden.
Dann wird man auch zu einem Durchhalten kommen.
Und das war unser ZDFspezial für heute.
Um 20.25 Uhr meldet sich hier Christian Sievers live aus Berlin
mit der Sendung "Wir und das Virus - Gesichter der Pandemie".
Einschalten lohnt sich.
Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, tschüss.