heute journal vom 04.12.2021 - Corona-Variante Omikron-Wie gefährlich ist die Mutation?; Medikamente gegen Corona-Hoffnu
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Christian Sievers
und Kay-Sölve Richter.
Guten Abend Ihnen allen.
Die SPD hat ihren Kanzlerkandidaten heute ein weiteres Stück näher
ans Kanzleramt gebracht.
Der Parteitag stimmte für den Ampel-Koalitionsvertrag.
Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen.
Fast 99 % Zustimmung sind dann aber doch sehr deutlich.
Gleichzeitig wird gerade nochmal sehr bedrückend klar:
Dieses Land zu regieren, ist gleich auf mehreren Ebenen
eine wachsende Herausforderung.
Sachsens SPD Gesundheitsministerin Petra Köpping musste gestern Abend
erleben, wie sich Gegner der Coronapolitik mit Fackeln
vor ihrem privaten Wohnhaus versammelten und Parolen riefen.
SPD Chef Norbert Walter Borjans nennt das heute
"in Art und Auftritt faschistoid."
Andreas Huppert hat mehr aus Berlin.
Er ist der Übervater aller SPD-Kanzler,
erster sozialdemokratischer Regierungschefin der Bundesrepublik,
Willy Brandt.
In der Parteizentrale, die seinen Namen trägt,
ist die SPD von heute zusammengekommen.
Corona-bedingt nur ein kleines Häuflein
rund um die Parteispitze.
Der Rest der gut 600 Delegierten sitzt daheim vor den Bildschirmen,
um digital über den Koalitionsvertrag abzustimmen.
Wir werden die soziale Frage, den Klimawandel,
die gesellschaftliche Vielfalt
und die Chancen einer Einwanderungsgesellschaft
in den Mittelpunkt rücken.
Mit der Ampel schreiben wir Geschichte.
Der Noch-Kanzlerkandidat wirbt exakt 29 Minuten
für die künftige Ampelkoalition,
lobt die sozialdemokratische Handschrift im Vertrag
mit Mindestlohn, Bürgergeld, bezahlbarem Wohnen.
Scholz Rede ist aber auch ein Plädoyer
für mehr Vertrauen in Politik.
Es geht um dich.
Dafür findet die Politik statt, dass du ein besseres Leben führen kann.
Und die Politik kümmert sich darum.
Und es ist ziemlich wichtig, wer regiert.
Das ist das, was hier rauskommen soll,
bei dieser Regierung.
In welch einer Situation, in welcher Stimmung im Land
die künftige Bundesregierung ins Amt kommt.
Dies zeigte sich gestern Abend in Grimma, in Sachsen.
Gegner der Corona-Maßnahmen ziehen mit Fackeln vor das Haus
der sächsischen Gesundheitsministerin Petra Köpping
von der SPD.
Ich weiß, dass Petra Köpping auch hier an ihrem Bildschirm sitzt
und Petra, du hast unsere volle Solidarität.
Das, was da gestern Abend vor seinem Wohnhaus abgegangen ist,
hat mit demokratischer Meinungsäußerung nichts mehr zu tun.
Das ist faschistisch.
Widerlich, widerlich und keineswegs von der Meinungsfreiheit gedeckt,
wenn ich Menschen bedrohe, bis ins private Umfeld hinein
Angst und Schrecken zu verbreiten, so ist ein absolutes No-Go.
Und da muss der Rechtsstaat auch ganz konsequent reagieren.
Die neue Bundesregierung wird sich daran messen lassen müssen,
ob es ihr gelingt, die Corona-Kluft
in der Gesellschaft nicht größer werden zu lassen.
Pandemiebekämpfung ist angesagt.
Dass wir die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger schützen,
dass wir das Land zusammenhalten,
dass wir die Corona-Pandemie bekämpfen, mit aller Kraft,
die wir haben.
Über Personal wurde heute nicht offiziell gesprochen.
Das will man am Montag tun.
Beim Thema Gesundheit wünschen sich viele in der Partei nur einen.
Karl Lauterbach.
Ganz ehrlich, wer glaubt, dass dieser Mann nicht teamfähig ist,
der hat keine Ahnung.
Wir brauchen einen, der wirklich Ahnung von dem Thema hat.
Und viele wünschen sich Karl.
Wenig Begeisterung dafür von der Parteispitze.
Eine andere Personalie dagegen ist fix.
Kevin Kühnert wird neuer Generalsekretär.
Als Parteilinker stellt er klar,
der Koalitionsvertrag ist nicht in Stein gemeißelt.
Wo sich die Realität verändert, zugreifen und Dinge vereinbaren
und durchsetzen zu können,
die noch nicht in einem Koalitions- Vertrag angelegt gewesen sind.
Dazu möchte ich aufrufen.
Nächsten Mittwoch soll Olaf Scholz zum Kanzler gewählt werden.
Ein Start in schwierigen Zeiten.
Die Pandemie treibt die Politik vor sich her.
"Ich habe die Lösung!"
Dass Forscher vom Mikroskop aufblicken und diesen Satz rufen -
so läuft das nicht.
Bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnisse kündigen sich anders an:
Durch Fragezeichen, Unstimmigkeiten, Abweichungen, Rätsel.
So ist das auch bei Omikron, der Corona-Variante,
die Virologen weltweit in Atem hält, und uns alle mit.
Manche der Mutationen in solch einer Menge, die Omikron birgt,
hatte bislang kein Forscher zuvor gesehen.
Jetzt gilt es herauszufinden, was sie anrichten.
Ist Omikron ansteckender als die Varianten zuvor?
Gefährlicher?
Und wie gut schützt die Impfung noch?
Einfach abwarten bis diese Fragen geklärt sind,
kann nicht die Lösung sein,
dafür steht potentiell zu viel auf dem Spiel.
Oder wie es der südafrikanische Forscher im Spiegel formuliert,
der Omikron genau untersuchte:
"Ich hoffe, dass sich die Variante als Schmusekatze erweist,
aber ich fürchte einen Monstertiger."
Susann von Lojewski berichtet.
Sie nennen es die "Vooma Week",
was wohl so viel bedeuten soll wie Impfturbo-Woche.
Seit Omikron wütet, wird im Land am Kap in Schulen,
Sporthallen und Parks geimpft.
Jede und Jeder soll noch eine Spritze in den Arm bekommen,
bevor die Infektionszahlen weiter explodieren.
Und langsam überwinden die Menschen auch hier ihre Impfskepsis.
Am Ende des Tages kannst du sehen,
dass das Virus nicht verschwinden wird.
Also ist es das Beste, sich impfen zu lassen und zu sehen,
was es mit dir macht.
Über 16.000 Neuinfektionen waren es gestern.
Fast eine Vervierfachung innerhalb weniger Tage.
Die Gefährlichkeit von Omikron,
das zumindest wissen die Wissenschaftler sicher,
liegt in seiner rasanten Verbreitung.
Die Gefahr sehe ich im Moment gegeben
in der starken Ausbreitungstendenz,
also in der vermuteten leichteren Übertragbarkeit,
und auch in der Fähigkeit des Virus eine Immunantwort bis zu
einem gewissen Grad zu unterlaufen.
Die Zahlen aus Südafrika zeigen auch:
Die neue Variante trifft besonders junge Menschen.
So wie hier in einem Club in Soweto wird sorglos gefeiert
ohne Maske und ohne Abstand und ohne Impfung.
Geradezu eine Einladung, so die Wissenschaftler, für das Virus.
Natürlich sind diese sehr jungen Menschen einfach noch nicht geimpft,
vermutlich auch nicht in dem Maße infiziert gewesen
wie die Älteren und insofern, wenn in diese Gruppe
das Virus eingeschleppt wird, dann kann es sich natürlich ausbreiten.
Ob es eine besondere Fähigkeit hat,
grade bei den ganz jungen Erkrankungen hervorzurufen,
werden wir sehen müssen.
Ob der Krankheitsverlauf mit Omikrom schwerwiegender ist als mit Delta?
Die Wissenschaftler wissen auch das noch nicht.
Bisher weist nichts darauf hin.
Was die Ernsthaftigkeit angeht, ist es wirklich noch zu früh.
Ich denke, wir brauchen mehr Informationen
über die nächsten zwei bis drei Wochen.
Und in der Zwischenzeit müssen wir uns einfach vorbereiten.
Heißt aus Sicht der Experten:
Impfen, so viel und so schnell wie möglich.
Und genau da drückt Südafrika jetzt auf Tempo,
bevor die Menschen auch in die Weihnachtsferien
zu ihren Familien gehen.
Das ist natürlich die Message, die man jetzt schon geben kann:
Impfen, impfen, impfen, gegebenenfalls auch boostern,
wenn man dafür in Frage kommt.
Auch wenn vermutlich der Immunschutz etwas schwächer ist
gegenüber Omikron als gegenüber anderen Varianten,
ist das immer noch das Beste, was wir machen können.
Es ist ein weltweiter Kampf gegen das Virus, so der Virologe
und er ist auch nur weltweit zu gewinnen.
Solange die Welt das nicht verstanden hat, da sind sich die Forscher einig,
wird sie mit Omikron leben müssen, und dann mit Pi und Rho und Sigma.
Wir bleiben noch beim Thema Corona, es ist schon auffällig,
in der deutschen Diskussion,
wie wenig es dabei um Medikamente gegen das Virus geht.
Gerade auch im Vergleich zu anderen Ländern,
insbesondere den USA.
Nicht erst seit Ex-Präsident Donald Trump
sich gleich einen ganzen Arznei-Cocktail
gegen seine Infektion geben ließ, macht dort die Frage Schlagzeilen:
Womit ließe sich Corona behandeln?
Und zumindest die schlimmsten Folgen womöglich in Schach halten?
Die Antworten auf diese Fragen sind nicht einfach,
aber sie werden jetzt auch in Deutschland gesucht.
Wie viele Hindernisse es da noch gibt, zeigt Elisabeth Schmidt.
Es sind nur wenige Milliliter Flüssigkeit.
Und doch produzieren Forscher hier in Braunschweig damit viel Hoffnung.
Die Firma CORAT Therapeutics hat ein Antikörper-Medikament entwickelt
mit Unterstützung des Helmholtz Zentrums
und des Fraunhofer Instituts.
Das Medikament reduziert die Viruslast im Körper
und ist für Covid-Patienten in Kliniken,
besonders auch auf Intensivstationen gedacht.
Wir gehen davon aus, dass es immer wieder Patienten
im Krankenhaus geben wird,
die schwer bis mittelschwer erkrankt sind.
Unser Antikörper wurde so designed, strukturell so verändert,
dass wir gezielt diesen Patienten helfen können.
Das können die anderen Antikörper, die bereits zugelassen sind, nicht.
Die können nur Patienten im frühen Stadium helfen.
Erste Studien-Ergebnisse belegen eine hohe Wirksamkeit.
Ursprünglich wollte das Biotech-Unternehmen schon
in wenigen Wochen die Zulassung beantragen.
Doch erst fehlten Fördergelder vom Bund, dann die Probanden.
Die Zulassung musste verschoben werden.
Deutschland muss wesentlich mehr bei Corona für
die Medikamenten-Entwicklung tun,
da haben wir sehr wenig Forschungsaktivitäten.
Also da muss einfach mehr Geld auch ausgegeben werden.
Unter den zugelassenen Corona-Medikamenten ist bislang
kein deutsches.
Andere Länder wie die USA sind deutlich weiter.
Die hier entwickelten Präparate müssen allerdings
in einem frühen Krankheitsstadium eingenommen werden.
Hersteller Merck verspricht, mit seiner Pille Krankenhauseinweisungen
und Todesfälle um 30 Prozent zu senken.
Das Medikament von Pfizer soll sogar zu 89 Prozent wirken.
Wenn ich bei Ihnen das Virus drücke,
sind Sie auch für andere nicht mehr so infektiös.
Also ich erwarte auch, dass wenn man die Medikamente breit einsetzen kann
dass das dann auch einen Effekt auf die Epidemie hat.
Die US-Regierung hat sich bereits
Millionen Dosen dieser Anti-Corona-Pillen gesichert.
Deutschland setzt jetzt auch darauf.
Der scheidende Gesundheitsminister kündigt an:
80.000 Einheiten der Merck-Tabletten seien bestellt.
Die ersten sollen noch im Dezember geliefert werden.
Wir haben hohes Interesse an Therapeutika bei Covid19.
Wir kaufen vorsorglich, wir unterstützen Forschung
und Entwicklung, weil selbst bei höchsten Impfquoten es immer
auch diejenigen gibt, wo möglicherweise beim Impfdurchbruch
Behandlungsbedarf besteht.
Impfungen können Gesunde schützen, Erkrankte aber nicht heilen.
In Braunschweig sind die Forscher überzeugt:
Corona-Medikamente können, neben der Impfung, in Zukunft dazu beitragen,
Leben zu retten.
Jetzt hier weitere Nachrichten im Überblick.
Da bleiben wir beim Thema Corona:
Gegen die neuen Beschränkungen in Deutschland
sind mehrere tausend Menschen auf die Straße gegangen.
Die größte Demonstration fand in Hamburg statt -
mit rund 5000 Teilnehmern.
In der österreichischen Hauptstadt Wien versammelten sich
mehr als 40.000 Demonstranten.
Sie protestierten gegen den landesweiten Teil-Lockdown
und die geplante Impfpflicht.
Dabei gab es einzelne Rangeleien mit der Polizei.
Seit heute stimmt die CDU-Basis über einen neuen Partei-Chef ab.
Die rund 400.000 Mitglieder
können ihr Votum bis zum 16. Dezember abgeben.
Online oder per Brief.
Zur Wahl stehen: der bisherige Kanzleramts-Chef Helge Braun,
der frühere Unions-Fraktions-Chef Friedrich Merz
und der Außen-Politiker Norbert Röttgen.
Erhält keiner die absolute Mehrheit, gibt es eine Stichwahl.
Der bisherige Partei-Chef Laschet hatte nach dem Debakel
bei der Bundestags-Wahl seinen Rückzug angekündigt.
Wegen der angespannten Lage im Ukraine-Konflikt wollen
Russlands Präsident Putin und US-Präsident Biden nun persönlich
miteinander sprechen:
Sie vereinbarten für Dienstag einen Videogipfel.
Russland hat zehntausende Soldaten an der Grenze zur Ukraine
zusammengezogen, deshalb fürchtet die Nato einen Angriff auf das Land.
Moskau bestreitet das und spricht von Aggressionen der Nato.
Mit einem neuen Präsidenten will der Deutsche Olympische Sportbund
aus der Krise finden: Thomas Weikert wurde heute in das Amt gewählt
als Nachfolger von Alfons Hörmann, der wegen seines Führungsstils
in Kritik geraten war.
Der 60 Jahre alte Jurist aus Limburg
steht vor keiner beneidenswerten Aufgabe.
Weikert, früherer Weltpräsident im Tischtennis,
ein Mann mit Kontakt zur Basis,
muss einen krisengeschüttelten Verband zukunftsfähig machen.
Die Zukunft von Deutschland braucht Sport,
aber auch Sport in Deutschland braucht eine Zukunft.
Vorgänger Alfons Hörmann zuletzt zunehmend umstritten.
Er soll eine Kultur der Angst geschürt
und viele Mitarbeiter verprellt haben.
Claudia Bokel, die Fecht-Präsidentin in Weimar,
nicht persönlich anwesend.
Die einzige Gegenkandidatin
konnte eine klare Mehrheit für Weikert nicht verhindern.
Ist auch ein Zeichen, dass wir versuchen,
in Zukunft die Einheit wiederherzustellen.
Nach all den Querelen kann es für den DOSB
eigentlich nur bergauf gehen.
Er brachte Millionen zum Lachen -
sein Markenzeichen waren seine Grimassen und Gesten.
Nun ist der Komiker Mirco Nontschew überraschend gestorben.
Die Todesursache ist noch unklar.
Bekannt wurde er in den 90er Jahren,
durch die "RTL"-Sendung "Samstag Nacht".
Seinen Humor zeigte er mit vollem Körpereinsatz -
garniert mit allen nur erdenklichen Tönen.
Zuletzt war Mirco Nontschew in der Comedy-Serie "LOL" -
"last one laughing" zu sehen.
Er wurde 52 Jahre alt.
Wir haben noch die Lottozahlen - wie immer ohne Gewähr:
1 - 9 - 31 - 40 - 44 - 46 Superzahl: 7
Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf "lotto.zdf.de"
und im "ZDF"-Text auf Seite 556.
Das Wetter morgen wird adventlich, um es positiv auszudrücken,
hier sind die Aussichten:
Im Norden fällt teils kräftiger Schnee oder Schnee-regen.
Auch der Westen bekommt etwas Regen oder Schnee ab.
In der Südost-Hälfte nur wenige Schauer und ab und zu Sonne.
Das ganze bei ein bis sechs Grad.
Die neue Woche startet mit einer Mischung aus vielen Wolken
und etwas Sonne.
Montag bleibt es meist trocken, danach fällt wieder häufiger Regen
oder Schnee.
Im Osten leichter Dauerfrost, im Westen bis plus sieben Grad.
So viel "heute journal" für diesen Samstag.
Tschüss bis morgen.