heute journal vom 06.10.2021 - Weg frei für Ampel-Sondierungen - Baerbock und Lindner im Interview; Sebastian Kurz unter
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute-journal",
mit Kai-Sölve Richter und Christian Sievers.
Guten Abend Ihnen allen.
"Es gibt keine Parallelgespräche", das ist der Satz des Tages.
Die Grünen und, viel überraschender noch, die FDP haben sich festgelegt.
Sie daten jetzt gemeinsam die SPD und niemanden anderen mehr.
Zumindest erstmal.
Das ist mal eine Ansage.
Nach langen Tagen der auswechselbaren Worthülsen
ist es auch eine Richtungsentscheidung.
Mehr Ampel als heute war noch nie.
Auch wenn sich Grüne und FDP eine Hintertür offenhalten - natürlich.
Frank Buchwald berichtet.
Manchmal geht alles ganz schnell, sogar in Berlin.
Zehn Uhr, Reichstag.
Die Grünen haben eingeladen, zum Statement der Parteichefs.
Sie hätten intern beraten, sagt Annalena Baerbock.
Und sind zu dem Schluss gekommen, dass es sinnvoll ist,
jetzt vertieft mit FDP und SPD weiter zu sprechen.
Ampel also, hier seien die größten inhaltlichen Schnittmengen.
Denkbar, sagt Robert Habeck.
"Denkbar" heißt aber ausdrücklich,
dass der Keks noch lange nicht gegessen ist.
Es gibt erhebliche offene Stellen und Differenzen,
das wissen wir.
Das betrifft natürlich sowohl Grüne und FDP,
aber auch Grüne und SPD, viele Dinge sind noch nicht durchdiskutiert.
Die Liberalen folgen dann um kurz nach elf.
Parteichef Lindner betont die Eigenständigkeit der FDP,
zugleich aber auch neue Chancen.
Grüne und FDP sehen viele Dinge sehr unterschiedlich.
Wir haben aber erfahren, dass wenn wir uns um Verständigung bemühen,
dass dann eine Art Fortschrittsfreundliches Zentrum
gebildet werden kann.
Daraus ergibt sich viel Fantasie.
Er habe Olaf Scholz angerufen, sagt Lindner.
Sondierungen zu dritt vorgeschlagen, am besten gleich morgen.
Parallele Gespräche gebe es nicht, die SPD sagt zu.
Wir haben schon die Gespräche sehr konstruktiv gefunden,
die bilateral durchgeführt worden sind.
Wir sind dankbar
für die professionelle und ernsthafte Art und Weise
wie sowohl die Grünen als auch die FDP die Bildung der Regierung
bisher vorangetrieben haben.
Jamaika damit vom Tisch?
In der Union wächst die Enttäuschung.
CDU-Vize Spahn, gefragt nach den Durchstechereien der letzten Tage,
wird deutlich.
Ich kann nur sagen, dass es ätzend ist,
verantwortungslos und plump.
Und es ärgert mich maßlos.
CDU-Chef Laschet wartet ab.
Die Hoffnung auf ein Bündnis mit FDP und Grünen
will er noch nicht ganz aufgeben.
Wir haben signalisiert, wir stehen auch zu weiteren Gesprächen bereit,
aber die Entscheidung, mit wem man in welcher Reihenfolge spricht,
liegt bei FDP und Grünen und deshalb unser Respekt für die Entscheidung.
Wir stehen bereit als Gesprächspartner CDU und CSU.
So viel Langmut bringt die bayerische Schwester nicht auf.
Grüne und FDP hätten sich klar entschieden,
sagt CSU-Chef Söder in München.
Und:
Die Union ist auch nicht nach einer so klaren Vorprägung das Ersatzrad
und nur dazu da ein Druckmittel zu erzeugen in den Verhandlungen.
Und es wäre auch nicht angemessen gegenüber der Union,
wenn man in einer dauerhaften Warteschleife sich befindet,
das ist auch mit Selbstachtung und Würde der Union verbunden.
Entschieden ist der Kampf ums Kanzleramt damit noch nicht.
Eine Ampelkoalition aber
ist heute wieder etwas wahrscheinlicher geworden.
Annalena Baerbock, die Parteichefin der Grünen ist bei uns.
Guten Abend.
Dass die Grünen stark Richtung SPD tendieren war klar.
Wie haben Sie die SPD rumgekriegt?
In den Momenten geht es gerade nicht um rumkriegen,
sondern es ist eine besondere Herausforderung,
gerade für alle Parteien.
Weil wir in unserem Land noch nie ein Dreierbündnis gebildet haben.
Es liegt auch eine echte Chance in der Luft
für einen neuen Aufbruch, gerade auch gesellschaftspolitisch.
Und nach dem Wahltag wo man sich mit FDP und Grünen
vertrauensvoll zusammengesetzt hat,
sehen wir gerade in der Gesellschaftspolitik,
dass es da einige Schnittmengen zwischen unser beiden Parteien gibt.
Auch wenn wir beim Klimaschutz noch einiges zu überbrücken haben.
Um uns und unser Land auf die Höhe der Zeit zu bringen.
Und gerade mit Blick darauf, dass wir ein Einwanderungsland sind,
auch wirklich neue Chancen auszuloten.
Schnittmengen haben sie gesagt.
Konstruktive Gespräche hören wir.
Was heißt das konkret Frau Baerbock?
Können Sie uns ein Beispiel geben?
Ich kann verstehen, dass man sagt:
Mensch, warum gehen die in so viele vertrauensvolle Gespräche.
Aber in so einer Situation,
wo wir große Herausforderungen in einem Land haben,
wirklich für eine Modernisierung zu sorgen, in der Verwaltung.
Aber auch in der Frage große Transformationen
in der Industriegesellschaft.
Und auch das, was alles liegen geblieben ist
in den letzten Jahren.
Es ist wichtig, dass Parteien vertrauensvoll miteinander sprechen.
Und auch die Grundlagen schaffen, dass wir in der Zeit,
auch wirklich in den nächsten vier Jahren angehen können.
Ich verstehe was sie sagen und dass sie nicht ins Detail gehen wollen.
Es handelt sich um große Differenzen.
Die Schuldenbremse zum Beispiel, die einen sagen ja, die anderen sagen
Nein.
Was sind auf dieser Grundlage gemeinsame Schnittmenge?
Das loten wir jetzt in den weiteren Gesprächen aus.
Deswegen haben wir heute vorgeschlagen
und die FDP hat gesagt:
Ja, diesen Weg sollten wir jetzt mal gehen,
und zu dritt zusammen zu setzen zwischen SPD, FDP und Grünen.
Und was Sie angesprochen haben, mit der Frage Schuldenbremse
oder auch Steuern hoch und runter.
Allen ist klar, dass wir Investitionen in unser Land brauchen
Digitalisierung haben wir erlebt in den Schulen,
das kann so nicht weitergehen.
Aber gerade auch beim Klimaschutz.
Und das bedeutet vor allem, dass wir zwischen FDP und SPD,
wo wir in den Punkten mit uns Grünen auseinanderliegen,
jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass wir schauen,
wie wir diese Investitionen in Zukunft stemmen können.
Weil ein weiter so kann es wie in den letzten Jahren,
wo sich so viel angestaut hat, einfach nicht geben.
Haben Sie den Porschefahrer Lindner von einem Tempolimit überzeugt?
Es geht nicht darum sich gegenseitig zu überzeugen,
sondern wie man in den Bereichen, Sie haben es angesprochen,
in der Verkehrspolitik, da sind wir zwischen FDP und Grünen
weit auseinander in der Vergangenheit gewesen.
Jetzt haben wir die große Herausforderung,
dass wir den Verkehr klimaneutral bekommen müssen.
Und unser Industrieland, gerade in der Verkehrspolitik,
ins 21. Jahrhundert zu bekommen.
Wie wir das gemeinsam in einem Dreierbündnis angehen können
und da spielt das Tempolimit eine große Rolle,
aber vor allem auch die Sicherung des Industriestandorts Deutschlands,
mit Blick auf die Automobilindustrie.
Und darüber werden wir jetzt in den nächsten Tagen intensiv sprechen
Ich versuche es noch mal etwas anders.
Eine Sache die sie an Lindner die letzten Tage schätzen gelernt haben?
Dass wir offen und ehrlich über Differenzen sprechen können.
Weil wenn man große Herausforderungen angehen will,
dann schafft man das nur,
wenn man Dinge auch mal aus einer anderen Sichtweise sieht.
Sagt Annalena Baerbock, die Grünen Chefin.
Hier ist Christian Lindner.
"Die größten inhaltlichen Einstimmung haben wir mit der Union."
Sie sprechen aber mit der SPD, dann kann es jedoch nicht um Inhalte
gehen.
Doch, es geht um Inhalte,
wir haben eine Koalitionsaussage vor der Wahl getroffen.
Mit der FDP wird es nur eine Regierung der Mitte geben.
Wir wollen den Wert der Freiheit stärken,
das gilt auch nach der Wahl.
Allerdings kann jeder verfolgen,
dass die Union gegenwärtig selbst diskutiert,
ob sie regierungswillig und regierungsfähig ist.
Weil Deutschland nicht in einen Drift geraten darf,
sondern bald eine regierungsfähige Regierung braucht,
haben wir das Angebot angenommen
Das ist ja kein inhaltliches Argument,
sondern ein atmosphärisches.
Sie sagen die CDU,
CSU ist nicht regierungsfähig.
Es gibt keinerlei Festlegung
der FDP auf eine Ampel oder einen Jamaica Bündnis.
Jamaika ist weiter eine inhaltlich tragfähige Option.
Ich habe zur Kenntnis genommen,
dass die CSU am heutigen Tag sich aus dem Spiel nehmen wollte.
Das halte ich nicht für ratsam,
wir haben eine sehr komplizierte und herausfordernde Lage
und hier sollten alle demokratischen Parteien
weiter miteinander im Gespräch bleiben.
Damit unser Land möglichst schnell
eine handlungsfähige Regierung bekommt.
Umgekehrt könnte man sagen, sie müssten Markus Söder
dankbar sein heute.
Er hat ihnen geholfen.
Die FDP hat keinen Schwenk vorgenommen,
wir sind eigenständig in die Bundestagswahl gegangen.
Ich erinnere daran,
dass CDU und CSU Wahlkampf gegen die FDP gemacht haben.
Wir haben eine inhaltliche Koalitionsaussage getroffen
und Inhalte markiert, die mit der FDP gehen und solche,
die mit der FDP nicht gehen.
Beispiele wurden eben genannt,
Steuererhöhungen und eine Aufweichung der Schuldenbremse,
da kann man nicht auf uns zählen.
Da die Union in diese Situation ist möchte ich ganz klar sagen,
dass die bürgerliche Mitte
in Deutschland sich auf die FDP verlassen kann.
Sie haben viel gesagt was nicht geht mit Ihnen.
Wir möchten ausloten was geht mit ihnen.
Sie haben gesagt ein fortschrittsfreundliches Zentrum
kann gebildet werden.
Darunter kann ich mir nichts vorstellen, können Sie das mit Leben
füllen?
Gerne.
Es ist eine Tatsache,
dass die Jungen und Erstwähler Grüne und FDP gewählt haben.
Da haben wir beiden unsere stärksten Ergebnisse,
das ist ein Auftrag der jungen Generation
unser Land zu modernisieren.
Vielen geht es da um den Klimaschutz,
die FDP möchte Beiträge dazu leisten,
dass wir ein digitalisiertes klimafreundliches Land werden.
Dafür brauchen wir private Investitionen
und eine Beschleunigung von Planungsverfahren.
Und da haben die Grünen überall gesagt da sind wir dabei?
Wir brauchen die Offenheit für Technologien.
Wir stehen am Beginn von Gesprächen, aber wir sind uns im Ziel einig,
dass Deutschland seine Klimaziele erreichen muss.
Es wäre für niemanden interessant,
wenn wir noch mal die Wahlprogramme uns vorhalten.
Jetzt geht es darum zu schauen, wie können wir die Ziele,
die geteilt werden, bestmöglich erreichen.
Bei einem technologiegetriebenen Klimaschutz geht das.
Vielleicht wäre Deutschland gut beraten,
wenn wir zukünftig von einer sozial ökologischen
aber Marktwirtschaft sprechen
und über den Klimaschutz
nicht in eine stärkere Staatszentrierung kommen.
Diese Richtung Ampel heute,
ist es das politische Ende für Armin Laschet?
Es gibt von uns keine Festlegung auf eine Koalition,
aber zur Situation der Union bitte ich um Verständnis,
da kann ich mich nicht äußern.
Beide Gespräche haben wir aus Termingründen aufgezeichnet.
Sicherheit, Energie, Technologie.
Die Europäische Union will auf wichtigen Gebieten
eigenständiger werden.
Das haben die Staats- und Regierungschefs beschlossen,
auf ihrem Gipfel in Slowenien.
Weiteres zentrales Thema
war die mögliche Aufnahme von sechs Balkanstaaten.
Die EU verspricht den potenziellen Beitrittskandidaten
Gesamthilfen von knapp 30 Milliarden Euro,
verlangt dafür aber grundlegende Reformen.
Auf einen Zeitplan wollten sich die Gipfelteilnehmer nicht festlegen.
Hoffnung auf einen Beitritt machen sich Bosnien-Herzegowina,
Serbien, Montenegro, der Kosovo, Albanien und Nordmazedonien.
Bundesgesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler
haben dazu aufgerufen,
sich sowohl gegen Covid-19 als auch gegen die Grippe impfen zu lassen.
Weil es vergangenes Jahr so gut wie keine Grippe gegeben habe,
sei das Risiko einer gefährlichen Welle dieses Jahr größer, so Wieler.
Außerdem seien zum Winter hin steigende Corona-Zahlen zu erwarten.
Impfungen könnten vor diesem Hintergrund helfen,
eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
Im Missbrauchskomplex Münster
ist eine 32-jährige Mutter zu sieben Jahren
und neun Monaten Haft verurteilt worden.
Obwohl sie wusste, dass ihr Sohn schwer sexuell misshandelt wurde,
habe sie nichts unternommen, so die Richter,
damit habe sie sich der Beihilfe durch Unterlassen schuldig gemacht.
Bei der Frau handelt es sich um die Lebensgefährtin des Haupttäters,
der bereits zu 14 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung
verurteilt worden war.
In einer Gartenlaube hatte er auch andere Kinder vergewaltigt,
zusammen mit vier weiteren Männern.
Nordrhein-Westfalens Justizminister
spricht von einem Paukenschlag gegen die Organisierte Kriminalität.
Bei einer Großrazzia in Niedersachsen, Bremen und NRW
haben mehr als 1.400 Beamte
zahlreiche Beweise und Luxusgüter sichergestellt.
Elf Menschen wurden festgenommen.
Ziel war ein Geldwäschenetzwerk,
zu dem auch islamistische Gefährder gehören sollen.
Die Beschuldigten sollen 140 Millionen Euro verschoben haben,
ins Ausland und zurück.
Ihnen werden noch weitere Straftaten vorgeworfen,
darunter Geiselnahme, Raub oder Drogenhandel.
Wurde der jüdische Musiker Gil 'Ofarim antisemitisch diskriminiert?
Das versucht jetzt die Leipziger Staatsanwaltschaft zu klären.
In einem Video hatte Ofarim berichtet,
er sei beim Einchecken in einem Hotel aufgefordert worden,
seine Kette mit einem Davidstern abzunehmen.
Einer der beschuldigten Mitarbeiter
erstattete inzwischen Anzeige wegen Verleumdung.
Kurz nach dem mutmaßlichen Vorfall
demonstrierten hunderte Menschen gegen Antisemitismus.
Mein Kollege Armin Wolf, der das abendliche Nachrichtenmagazin
im österreichischen Fernsehen moderiert,
twittert heute aus seinen Ferien:
"Ich bin echt am falschen Tag im Urlaub."
Das ist der verständliche Schmerz eines Politjournalisten,
der weit weg ist, ausgerechnet heute.
Ermittler der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft
durchsuchen heute das Kanzleramt in Wien, das Finanzministerium
und die Parteizentrale der regierenden konservativen ÖVP.
Neben engen Vertrauten des Kanzlers gehört
auch der Kanzler selbst zu den Beschuldigten.
Der Verdacht: Sebastian Kurz soll die öffentliche Meinung
mit frisierten Umfragen manipuliert haben
und für ihn günstige Berichterstattung gekauft haben,
mit Steuergeld.
Unsere Nachbarn im Süden erleben einen beispiellosen Krimi.
Es ist, schreibt ein Magazin, "die Österreich-Affäre".
Aus Wien Britta Hilpert.
Sebastian Kurz ist beim Gipfel in Slowenien,
als zu Hause die Bombe platzt:
Hausdurchsuchung im Kanzleramt
und in der Zentrale der Kurz-Partei "ÖVP".
Es ist nicht neu, dass gegen den Hausherrn ermittelt wird.
Bisher ging es um eine mögliche Falschaussage
in einem Untersuchungsausschuss.
Von neuer Qualität ist aber der heutige Verdacht:
Untreue und Korruption.
Die Vorwürfe sind schon wieder konstruiert.
Wieder mit derselben Systematik, aus dem Zusammenhang gerissen.
Alles begann mit dem Ibiza-Video.
Der spätere Vizekanzler Strache zeigte sich darin bestechlich
und wie er sich Presse vorstellt:
Zack, zack, zack, einige Journalisten weg,
positive Berichterstattung, fertig ist der Wahlsieg.
Die Republik war empört, die Koalition zerbrach,
Ermittlungen begannen und der Kanzler sagte:
was aber wirklich schwerwiegend und problematisch ist,
das sind die Ideen des Machtmissbrauchs,
zum Umgang mit Steuergeldern,
auch das Verständnis gegenüber der Medienlandschaft in unserem Land
Nun steht er im Verdacht ein ähnliches Verständnis zu pflegen:
Diese Kurz-freundlichen Artikel, so die Staatsanwaltschaft,
sind möglicherweise gekauft
und bestellt bezahlt mit Scheinrechnungen
aus dem Finanzministerium oder durch Inserate.
Mit Steuergeld, also.
Die Ibiza-Ermittlungen waren es, die auch zu Chatprotokollen
des Kanzlers und seines Umfelds führten.
Sie nähren den Verdacht, dass Kurz's Aufstieg auch gelang,
weil Umfragen manipuliert, Inhalte bestellt waren
und weil Steuergeld dafür floss.
Tausende SMS sind es, darin solche:
Sebastian Kurz am gleichen Tag:
Die Vorwürfe wiegen schwer.
Wenn die Staatsanwaltschaft Vorwürfe erhärten kann,
ist das Sprengstoff für die Koalition.
Noch stehen die Grünen an der Seite der ÖVP,
solange die Regierung handlungsfähig ist, wie es heißt.
Aber am Freitag ist Sondersitzung im Nationalrat,
die Opposition fordert Rücktritt, ein Misstrauensvotum steht wohl an.
Und nach der Hausdurchsuchung
haben die Ermittler wieder neues Material – Ruhe wird kaum einkehren.
Fortsetzung im Österreich Krimi folgt.
Der Ort war etwa 150 Meter lang, 30 Meter breit.
Und gut 15 Meter tief.
Barbyn Jar, Ukraine.
Der Name lässt auch Jahrzehnte später noch schaudern.
Vor 80 Jahren erschossen deutsche Einsatzgruppen in der Schlucht
insgesamt 33.771 jüdische Bewohner aus dem besetzten Kiew.
Die SS hat das genau festgehalten und so nach Berlin gemeldet.
Bis zur Befreiung Kiews
wurden in der Schlucht insgesamt 100.000 Menschen ermordet.
Sie gilt als das größte Massengrab in Europa.
Es ist ein schwerer Weg
für einen deutschen Bundespräsidenten an diesen Ort.
Und es ist nicht leicht, Worte zu finden für das,
was dort geschehen ist.
Frank Walter Steinmeier hat es heute versucht.
Axel Storm berichtet.
Gemeinsam schauen sie hinab, auf das St. Michaelskloster in Kiew.
Der israelische und der deutsche Staatspräsident.
Der Moment mit dem Blick
auf das bedeutende orthodoxe Bauwerk am Nachmittag,
er wirkt fast unpassend.
An diesem Tag, der dem Gedenken gewidmet ist.
Dem Gedenken an ein, vor allem, ukrainisch-jüdisches Trauma.
Hier in Babyn Jar ermordeten deutsche Truppen
in den letzten Septembertagen des Jahres 41
fast 34.000 Jüdinnen und Juden.
Und es waren Deutsche, die diese Gräuel begangen haben.
Worte versagen, im Wissen unvorstellbarer Grausamkeit
und Brutalität an diesem Ort.
Babyn Jar - das ist der Holocaust durch Kugeln.
Unter einem Vorwand treiben deutsche Nationalsozialisten
und ihre Kollaborateure im September 41
Jüdinnen und Juden durch die Stadt.
Führen sie an Checkpoints vorbei, nehmen ihnen ab,
was sie dabei haben.
Erschießen an der Altweiberschlucht, Babyn Jar,
an nur zwei Tagen gruppenweise 33.771 Menschen.
Das Morden dort geht noch zwei Jahre weiter.
Sinti, Roma, behinderte Menschen, ukrainische Partisanen,
die Täter stapeln Leichen auf Leichen.
Als die Rote Armee zum Gegenangriff anrückt, versuchen sie,
ihre Gräueltaten zu vertuschen.
Als deutscher Bundespräsident stehe ich heute vor ihnen
und verneige mich in tiefer Trauer vor den Toten.
Und ich empfinde zugleich tiefe Dankbarkeit für die Versöhnung,
zu der Sie, lieber Herr Präsident Selnsky,
Die Gedenkstätte Barbyn Jar hat recherchiert,
zu der Sie, die Menschen in der Ukraine,
zu der Sie die Nachfahren der Opfer von damals
Historiker vermuten, dass niemand der Beteiligten mehr am Leben ist.
Die Gedenkstätte Barbyn Jar hat recherchiert,
Die Gedenkstätte Barbyn Jar hat recherchiert,
uns Deutschen die Hand gereicht haben.
Die Gedenkstätte Barbyn Jar hat recherchiert,
Babyn Jar ist eine gemeinsame Tragödie
der Juden und der Ukrainer.
Es ist die schwarze, die hässliche Seite der Weltgeschichte.
Babyn Jar ist ein Trauma.
Vor allem in der Ukraine.
Ein bis heute nur zum Teil ver- und aufgearbeitetes Trauma.
Weil die Sowjetunion den jüdischen Opfern kein Gesicht gab.
Sie nicht als Ukrainer benannte.
Diese schwarze Mauer heißt "Kristallmauer des Klagens".
Ein Kunstprojekt als Denkmal, neben dem Denkmal.
Das Projekt ist weltweit und es gibt viele Memoriale auf der Welt.
Das wird eine Sicherheit für die Zukunft,
niemals die Fehler aus der Vergangenheit wiederholen.
Die Gedenkstätte Barbyn Jar hat recherchiert,
von den Tätern wurden nur einige Offiziere
nach Ende des Zweiten Weltkriegs verurteilt.
Die große Mehrzahl sei zurückgekehrt zu einem normalen Leben.
Historiker vermuten, dass niemand der Beteiligten mehr am Leben ist.
Auch der Nobelpreis für Chemie
geht in diesem Jahr teilweise nach Deutschland.
Über die Auszeichnung darf sich der Wissenschaftler Benjamin List freuen,
ebenso wie der Schotte David McMillan.
List forscht in Mühlheim an der Ruhr, McMillan in den USA.
Das Nobel-Komitee kürt sie für eine Methode,
mit der chemische Reaktionen
umweltfreundlicher und schneller werden.
Mit ihren "Organo-Katalysatoren"
könne man nun viele Produkte effizienter herstellen,
so das Nobel-Komitee,
von neuen Arzneimitteln bis hin zu Solarzellen.
Im ZDF sagte List, was ihn bei seiner Forschung antreibt.
Ich mache das nicht für die Anerkennung,
ich mache das nicht, um einen großen Preis zu gewinnen,
das habe ich nie deshalb gemacht.
Ich mache das, was ich tue, weil ich es liebe.
Ich liebe diese Art Forschung,
ich liebe es, mit diesen Leuten zusammen zu arbeiten,
die sind einfach smart und brillant und arbeiten hart und ehrgeizig.
Die teilen mit mir diese Liebe
und diesen Enthusiasmus für diese Forschung.
Etliche Bankkunden können auf eine Zinsnachzahlung hoffen.
Denn der Bundesgerichtshof
hat "Prämiensparern" Recht gegeben.
Es geht um ältere Verträge,
bei denen Banken die Zinsen flexibel angepasst haben.
Was heißt denn das für Banken und Sparer,
Stephanie Barrett in Frankfurt?
Geduld und starke Nerven haben heute offenbar auch Anleger gebraucht,
warum zeigt die Dax-Kurve nach unten?
Bahnreisende müssen sich auch im Regional-Verkehr
auf höhere Preise einstellen.
Ab dem 12. Dezember werden die Tickets
um durchschnittlich 1,7 Prozent teurer,
das teilte der Verbund der Regionalbahnen mit.
Auch andere Verkehrsverbünde wollen künftig mehr verlangen.
Und die Deutsche Post plant eine Porto-Erhöhung:
Ab dem 1. Januar sollen für Standard-Briefe
statt 80, 85 Cent fällig werden,
der Kompakt-Brief verteuert sich von 95 Cent auf einen Euro.
Zwar muss die Bundes- Netz-Agentur die Pläne noch prüfen,
ihre Zustimmung gilt aber als wahrscheinlich.
Es könnte ein Durchbruch sein, im Kampf gegen Malaria:
Die Weltgesundheitsorganisation
hat erstmals den flächendeckenden Einsatz
eines Impfstoffes empfohlen.
WHO-Chef Ghebreyesus sprach von einem historischen Moment:
Mit dem Vakzin
könnten künftig zehntausende junge Leben gerettet werden.
Bislang sterben jährlich mehr als 400.000 Menschen an Malaria,
die meisten von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren.
Und wie immer mittwochs: Der Blick auf die Lotto-Zahlen:
Auch dieses Mal ohne Gewähr: 3 - 8 - 10 - 27 - 29 - 40.
Superzahl: 2.
Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf "lotto.zdf.de"
und im "ZDF"-Text auf Seite 557.
Zwischen klassisch britischer Gelassenheit und Brexit Absurdität.
Das "Auslandsjournal" nimmt uns alle gleich mit in das Land,
in dem Speck und Sprit knapp werden.
Und um halb 1 blickt Christina von Ungern-Sternberg
nochmal auf die Themen dieses Tages,
zum Beispiel auf den Chemie-Nobelpreis,
im heute "journal up:date".
Tschüss.
Schönen guten Abend, herzlich willkommen zum Wetter.
Nach dem extremen historischen Wetterereignis
in Norditalien mit extrem Regen gibt es noch etwas Regen,
aber das Tief verabschiedet sich allmählich
und schiebt noch einmal Regenwolken in den Südosten Deutschlands.
Danach wird es immer trockener, wir schauen in die Nacht.
Im Westen Deutschlands gibt es viele Wolken, es regnet, auch im Süden.
Ansonsten gibt es viel Nebel, nach Norden hin lockert es auf,
dass bei tiefen Temperaturen
von 2° in den ostdeutschen Mittelgebirgen
und 10° Richtung Niederrhein.
Morgen viele Wolken und etwas Regen, der verzieht sich allmählich.
Die Sonne zeigt sich vor allem
nach Nebelauflösung.
Höchsttemperaturen von 19° nach Norden hin.
Im Norden milder.
Die nächsten Tage, nach Nebelauflösung Sonnenschein,
vor allem im Norden.
Damit wünsch ich Ihnen einen schönen Abend.