heute journal vom 08.04.2021 - Bund und Länder - Ratlos durch die Pandemie
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Die Woche der Politik hat nur noch einen Bürotag
und es laufen Fristen ab.
Am Montag soll eine neue Ministerpräsidentenkonferenz
bei der Kanzlerin endlich die Beschlüsse fassen,
die letztes Mal nicht zu erreichen waren.
Sie werde nicht zwei Wochen zuschauen, wie nichts gemacht wird,
hat sie gesagt - am Sonntag vor zwei Wochen.
Da wäre dieser Donnerstag ein guter Tag gewesen,
um schon mal einen Ausweg zu bahnen
aus dem wahrhaftig ungesunden Stillstand,
den Klaus Brodbeck beschreibt.
Danach beschreibt Wolfgang Schäuble einen Notausgang,
der nur eine Mehrheit bräuchte.
Es sind Treffen der Macht, alle Länder, dazu der Bund,
mehr auf einmal geht nicht, alles gegen Corona.
Die Idee: Miteinander. Die Realität: Durcheinander.
Und Frust, selbst bei jenen, die dabei sind.
Ich finde, wir sollten die Ministerpräsidentenkonferenz
sinnvoll vorbereiten und zwar strukturell vorbereiten,
dazu braucht es auch Vorlagen
und dann kann es auch zu gemeinsamen Beschlüssen kommen.
Im Moment geht es mir vor allem darum, dass die Beschlüsse
die da sind, umgesetzt werden, und zwar in jedem Bundesland.
Ich bin da nach wie vor sehr vorsichtig, ich weiß,
dass wir auch noch jede Menge Risiken haben, aber ich glaube,
dass eine stetige, verlässliche Politik derzeit viel mehr nutzt,
als wenn wir jetzt wieder in diesen kurzatmigen Aktionismus verfallen,
den wir vor Ostern hatten.
Die Macht macht fast nichts, für viele jedenfalls zu wenig.
Und von Videokonferenz zu Videokonferenz wird klarer,
wie schwer sie sich tut.
Dieses Verfahren hat sich nicht bewährt,
dieses Verfahren führt nicht zu Verlässlichkeit,
Transparenz und Rechtssicherheit,
sondern das richtige Verfahren dafür ist hier
der Gesetzgebungsprozess im Parlament.
52 Abgeordnete der Unionsfraktion forderten heute per Brief ähnliches.
Die Ministerpräsidentenkonferenz ist noch nicht einmal
technisch vorbereitet, geschweige denn inhaltlich einig, was sie will.
Deswegen zeigt sich immer mehr,
wir brauchen eine Regelungskompetenz des Bundes.
Wer dann glaubt, dass die Bundeskanzlerin
nur richtig durchgreifen kann, besiegen wir die Pandemie,
der irrt.
Ich weiß auch nicht, ob Frau Merkel dann gegebenenfalls
Panzer ins Saarland schicken will, das alles ist einigermaßen absurd,
aus meiner Sicht.
Doch es wird in Berlin ernsthaft erwogen.
In einem Gutachten, in Auftrag gegeben
von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble,
kommt der Wissenschaftliche Dienst des Parlamentes zur Beurteilung,
der Bund könne die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie
vollumfänglich gesetzlich regeln.
Bei entsprechender Gestaltung bliebe den Ländern dabei
kaum eigener Spielraum.
Es ist politisch unklug, dass gegen den Bundesrat durchsetzen zu wollen.
Denn wenn Tempo das Thema der Stunde ist, dann führt,
selbst wenn der Bundestag es ohne des Bundesrat könnte, immer dazu,
dass der Bundesrat das Verfahren verzögern könnte.
Das wird es nicht geben, weil eine solche Entscheidung die Mehrheit im
Bundesrat benötigte.
Die für Montag geplante Ministerpräsidenten-Konferenz
könnte übrigens verschoben werden, von Einigkeit hier: keine Spur.
Mitten in der dritten, besonders gefährlichen Welle der Pandemie,
werden sich 17 Regierungschefs von Bund und Ländern nicht einig
und wurschteln notgedrungen irgendwie weiter.
Einen schönen guten Abend, Herr Bundestagspräsident.
Wann, wenn nicht jetzt, müsste der Bund und damit auch der Bundestag
Verantwortung übernehmen.
Herr Kleber, nachdem die Ministerpräsidenten selber
gesagt haben, dass die Form, in der man das bisher
in unserem föderalen System nicht gemacht hat, spricht ja viel dafür,
dass wir das stärker durch Bundesgesetz machen.
Wenn das der Wunsch im Bundestag ist, wenn die Mehrheit
das so beschließt, dann können wir ja gesetzlich
entweder die Bundesregierung ermächtigen.
Dazu braucht man dann eine Zustimmung des Bundesrats.
Oder wir können bestimmte Regeln für die Länder
verbindlich vorgeben durch Bundesgesetz.
Das muss dann nicht einmal im Bundesrat Zustimmung finden.
Sie haben ja selbst durch Anforderungen
einer rechtlichen Expertise alle Abgeordneten
noch einmal darauf gestupst und gesagt, ihr habt diese Möglichkeit.
Und sie sollten das nutzen, um stärker Verantwortung zu übernehmen.
Heißt, dass der Bundestag hat bisher zu schwach Verantwortung übernommen?
Nein, das würde ich nicht sagen.
Wir haben ja auch das Infektionsschutzgesetz im November
deutlich auf die Pandemielage angepasst.
Und im Grunde ist ja die Arbeitsteilung zwischen Gesetzgeber,
der nur allgemeine Regeln machen kann, und Regierungen,
die die Entscheidungen im Einzelnen treffen müssen,
durchaus richtig, auch im Rahmen der Gewaltenteilung,
auch im Föderalismus.
Aber wenn die Länder nun selber sagen, dass sie sich
nicht einigen können, und das ist ja inzwischen
doch einigermaßen sichtbar geworden.
Und wenn daraus eine solche Verunsicherung
in einer schwierigen Phase in Teilen der Öffentlichkeit eintritt,
dann spricht in der Tat viel dafür zu sagen,
dann lasst es uns ein Stück weit weiter einheitlich machen.
Und das kann nun in der Tat der Bundestag tun,
wenn er es so mit Mehrheit beschließt.
Das wird das kosten, was niemand hat, nämlich viel Zeit.
Das geht doch nicht von heute auf morgen.
Oder wäre das möglich?
Ganz schnell, wie damals bei den Griechenland-Hilfen.
Das kann auch schnell gehen.
Wir werden ja nicht jedes Detail regeln.
Das wäre jetzt sicher auch falsch.
Das muss ja in den einzelnen Städten, Gemeinden, Landkreisen
immer noch auf die Situation ein Stück weit angepasst werden.
Aber wenn man zum Beispiel sagt, ab einer bestimmten Zahl
von Infektionen müssen bestimmte Maßnahmen ergriffen werden,
das haben ja die Minister, die Regierungschefs auch so verabredet
und sich geschworen, sie halten sich alle dran
und haben es dann unterschiedlich interpretiert.
Das kann man in der Tat gesetzlich festlegen,
und es kann auch schnell gehen.
Das heißt, der Bundestag müsste im Grunde nur die Beschlüsse,
die dann nicht so richtig eingehalten wurden von den Ministerpräsidenten,
praktisch zu einem Bundesgesetz verarbeiten, wo dann nicht
für alle dieselben Maßnahmen stehen, aber für alle derselbe Maßstab,
zum Beispiel ab einer bestimmten Inzidenz
passiert dies und das.
Das heißt, der Bund würde praktisch die Zentralgewalt übernehmen
und den Ministerpräsidenten zeigen, wie es geht.
Nein, nicht den Ministerpräsidenten zeigen, wie es geht.
Das wäre ja völlig überheblich.
Die haben die Erfahrung, die haben die Erfahrung, wie es vor Ort geht,
nein, wir helfen ja nur.
Das ist ja auch Subsidiarität richtig verstanden.
Wenn die Ministerpräsidenten nach jeder Ministerpräsidentenkonferenz
dann hinterher doch wieder irgendwie unterschiedlich wirken
und das auch beklagen, vor jeder Ministerpräsidentenkonferenz
und auch appellieren, sie sollen es alle einheitlich machen,
dann können wir als Gesetzgeber
ihnen dabei doch ein ganzes Stück weit helfen.
Das heißt, die Kontrolle müsste den Ministerpräsidenten
insofern von Berlin gegeben werden,
dass sie ihre eigenen Beschlüsse einhalten.
Meinen Sie, dass das praktikable Politik ab Montag sein kann,
wenn nichts anderes zustande kommt?
Im Moment steht ja nicht mal der Termin
für die montägliche Ministerpräsidentenkonferenz.
Naja, da zum Beispiel diese Frage ja offenbar
noch nicht so richtig geklärt ist,
es gibt ja Ministerpräsidenten,
die sich offenbar auch für dieses Verfahren ausgesprochen haben,
macht es ja durchaus Sinn zu sagen.
Man muss übrigens auch mit den Fraktionen sprechen.
Der Bundestag entscheidet durch die Mehrheit im Bundestag.
Da muss man mit den Fraktionen reden.
Die müssen das auch diskutieren.
Die machen das ja nicht einfach,
weil die Regierung einen Gesetzentwurf vorlegt.
Das muss schon bedacht werden.
Deswegen kann man das ja miteinander vertrauensvoll besprechen,
wie es der Föderalismus erfordert.
Und wenn man sich, wenn man das dann will, dann kann man das
in den beiden nächsten Sitzungswochen oder zur Not auch
in einer Sitzungswoche schnell verabschieden.
Wenn man es nur auf Regeln, die dann von den Ländern
einheitlich umzusetzen, beschränkt,
dann bedarf es gar nicht der Zustimmung des Bundesrats.
Natürlich ist so ein Einspruchsgesetz,
der Bundestag kann Einspruch einlegen.
Aber das kann schnell gehen, wenn die Beteiligten alle wollen.
Das Gespräch hatten wir etwa um 20.30 Uhr geführt.
Ein Jahr Pandemie-Bekämpfung heißt auch ein Jahr zig Milliardenhilfe
für die deutsche Wirtschaft.
Die für die Pandemie nichts kann, sie aber unbedingt überleben muss.
Vielen Unternehmen, die es heute nicht mehr geben würde,
ist geholfen worden.
Aber nicht allen und nicht allen gerecht.
Und nicht für alle schnell genug.
Es wurden Fehler gemacht und Gelder fehlgeleitet.
Und jetzt wird noch mehr gebraucht.
Das virtuelle Treffen von über 40 Wirtschaftsverbänden
beim Wirtschaftsminister heute war kein Gipfel, eher eine Klagemauer.
An der nicht gebetet wurde, sondern gefordert.
Dominik Müller-Russell erlebt das durch die Augen eines Unternehmens,
dessen Branche die Pandemie mit als Erstes getroffen hat.
Messeservice ist das Geschäft der Firma Melles und Stein
aus Erkrath bei Düsseldorf.
Sie organisieren und betreiben Messestände,
im Auftrag ihrer Kunden.
Vor 23 Jahren gegründet, von Silke Melles und Nicole Stein,
gehört ihr Messeservice-Unternehmen zu den drei größten in Deutschland.
Noch, denn seit langem steht alles still.
Wir sind seit 13 Monaten im Lockdown,
wir haben seit 13 Monaten 100 % Umsatzausfall.
Und wenn es nicht irgendwann bald weitergeht,
dann wird es irgendwann die Firma Melles und Stein nicht mehr geben.
Irgendwann sind die Mittel dann erschöpft.
Wenn ich der Regierung ein Zeugnis ausstellen müsste
für die bisherigen Hilfen und Unterstützung,
würde ich als Arbeitgeber wahrscheinlich drauf schreiben:
"stets bemüht".
Aber es ist leider bisher zu wenig wirklich konsequent
und sinnvoll umgesetzt worden.
Beispiel: Teststrategie.
Die Firma Melles und Stein hat einen Teil ihrer Büroräume freigeräumt,
für ein neues Corona-Schnelltest-Zentrum.
Vorteil: Sie können dadurch ihre laufenden Kosten
etwas minimieren, und es gibt dadurch mehr Testkapazitäten,
die vielleicht dazu führen, dass früher wieder geöffnet werden kann.
Doch keine so guten Nachrichten vom Testzentrumsbetreiber.
Viele Unternehmen und Betriebe, mit denen er Kontakt hat,
entscheiden sich gegen regelmäßige Tests für ihre Mitarbeiter.
Sehr zum Unmut von Melles und Stein.
Wir sind seit 13 Monaten im Zwangs-Lockdown in unserem Geschäft.
Und wir wünschen uns natürlich nichts mehr,
als dass es mit dem Impfen und dem Testen vorangeht,
damit wir irgendwann wieder eine Perspektive haben.
Ich finde, da müssen die Unternehmen, die noch arbeiten,
ein bisschen Solidarität walten lassen und sagen:
Ich lasse meine Leute testen.
Wenn das meine größte Sorge wäre, ich lasse meine Leute testen,
dann wär ich froh!
Beispiel: staatliche Hilfen.
Zum einen empfänden sie es als eine Art Glücksspiel, sagen sie,
welches Unternehmen, wann, was bekommt.
Und zum anderen sind die Anträge für die Hilfen so kompliziert,
dass selbst ihr Steuerberater kaum noch hinterherkommt.
Der Teufel steckt im Detail, vor allem in den FAQs,
den "Frequently asked Questions" zu den eigentlichen Anträgen.
Mittlerweile ändern die FAQ sich alle ein, zwei, manchmal drei Wochen
Manchmal nur geringfügig, aber manchmal auch relativ umfassend.
Also man muss praktisch jeden Tag am Ball bleiben,
weil es immer sein kann, dass sich wieder was ändert.
Verlässlichkeit wünschen sie sich,
vor allem auch eine verlässliche Öffnungsperspektive.
Mit größeren Messen rechnen Melles und Stein nicht vor 2022.
Bis dahin wollen sie durchhalten.
Hätte uns einer am Anfang der Krise gesagt, das dauert zwei Jahre,
ob wir dann gesagt hätten, hey, kein Problem, das weiß ich nicht.
Aber jetzt hat man so lange durchgehalten,
dann möchte man auch gerne noch da sein, wenn's weitergeht.
Jetzt auf den letzten Meter auf- geben, wär auch ganz schön blöd.
Ihre Branche hat es als allererste getroffen.
Nun endlich müssen die Corona-Konzepte aufgehen,
sonst war für sie alles umsonst.
Trotz der Pandemie findet das Abitur in diesem Jahr statt.
Das beschloss die Kultusministerkonferenz
ebenso wie grundsätzlich einen Öffnungskurs
mit mehr Testmöglichkeiten.
Kindern und Jugendlichen solle ihre Lebenswelt zurückgegeben werden.
Vor allem Abschlussklassen sollen in den Präsenzunterricht.
Allerdings verzichteten die Minister auf einheitliche Maßnahmen.
Nordrhein-Westfalen z.B. will nach den Osterferien am nächsten Montag
im Distanzunterricht starten.
In einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Putin
hat Kanzlerin Merkel über die verstärkte russische Militärpräsenz
nahe der Ostukraine gesprochen und dabei Zurückhaltung eingefordert.
Putin wies Vorwürfe deutlich zurück und machte die Ukraine
für die zunehmenden Spannungen in der Region verantwortlich.
Der ukrainische Präsident Selenskyj reiste heute in die Konfliktgebiete,
wo erneut ein Regierungssoldat ums Leben kam.
Seit Jahresbeginn sind bei Schusswechseln
mit prorussischen Separatisten 50 Menschen getötet worden.
In Nordirland haben protestantische und katholische Politiker
die anhaltenden gewalttätigen Ausschreitungen scharf verurteilt.
Auch der britische Premier Johnson rief zu Mäßigung auf.
In der sechsten Krawallnacht in Folge
wurde in Belfast ein Linienbus in Brand gesetzt,
mehrere Polizisten wurden verletzt.
Die Behörden machen militante protestantische Gruppen verantwortlich.
Sie lehnen den Brexit-Sonderstatus Nordirlands ab
und die damit verbundenen Importkontrollen
für aus Großbritannien eingeführte Waren.
US-Präsident Biden will mit einer Reihe von Erlassen
die Waffengewalt in den USA unter Kontrolle bringen.
Jährlich sterben dort Zehntausende durch Schusswaffen.
Ein Grund zur Scham, erklärte Biden.
Zunächst will er gegen "Geisterwaffen" vorgehen,
die als Bausätze im Internet bestellt werden können.
Käufer sollen künftig überprüft werden.
Versuche der US-Demokraten, die Waffengesetze zu verschärfen,
scheitern seit Jahrzehnten an der US-Waffenlobby NRA
und den Republikanern.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
hält eine Impfpflicht für rechtens.
Geklagt hatten mehrere Familien aus Tschechien,
wo Kinder verpflichtend gegen neun Krankheiten,
wie Keuchhusten und Masern, geimpft werden müssen.
Das sei im besten Interesse der Kinder und kein Verstoß
gegen das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens,
urteilte das Gericht.
Gesundheitsminister Spahn will ohne die EU mit Russland
über mögliche Lieferungen des Corona- Impfstoffes Sputnik V sprechen.
Bayern und Mecklenburg-Vorpommern
haben bereits eigenständig Vorverträge geschlossen
über mehrere Millionen Dosen des russischen Vakzins.
Bevor Sputnik V eingesetzt werden könne,
müsse es zunächst durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA
zugelassen werden, betonte Spahn.
Zudem müsse geklärt werden,
wie viel Impfstoff Russland kurzfristig liefern könne.
Brasilien, ein Land von 210 Mio. Menschen, voller Schätze und Wunder,
sollte eine treibende Kraft des 21. Jahrhunderts werden
und ist zum Höllenloch der Pandemie geworden.
Außer in Indien breitet sich nirgendwo sonst das Virus schneller aus,
sterben Tag für Tag mehr Menschen daran.
Und der Staatschef weigert sich, die Krise ernst zu nehmen.
Das ist nicht nur eine brasilianische Tragödie.
Das Land droht eine Brutstätte weiterer Mutationen zu werden.
Die fittesten darunter wird die Welt irgendwann kennenlernen.
Christoph Röckerath ist für uns in Rio de Janeiro.
Jose zeigt, was er nicht hat.
Schau, was es hier gibt: nur ein bisschen Wasser zum Trinken.
Und die Schränke da sind auch leer, nur Töpfe, nichts zu essen.
Jose und seine Familie leben in einem Armenviertel
in Rio de Janeiro.
Sie gehören zu den vielen Millionen Brasilianern, die nicht wissen,
was sie morgen auf dem Tisch haben werden.
Seit Beginn der Pandemie steigt die Armut.
Fast jeder Zehnte hungert sogar.
Das Virus breitet sich aus, die Wirtschaft bricht ein,
Hilfsgelder reichen nicht.
Millionen Brasilianer stecken in der Falle.
Die einzige Lösung wäre die Impfung der Menschen.
Doch solange das nicht der Fall ist,
muss man ihnen wenigstens ermöglichen,
Sicherheitsabstand voneinander zu halten und zu Hause zu bleiben.
Das Impfprogramm stockt und Präsident Bolsonaro,
der das Virus von Anfang an verharmlost hat,
wehrt sich weiter gegen die Empfehlungen der Wissenschaft.
Er macht Stimmung gegen Lockdown- Maßnahmen regionaler Regierungen
und hat die Hilfszahlungen reduziert.
Brasilien dürfe nicht stillstehen, sagt er.
Es wird keinen nationalen Lockdown geben.
Politisch so unter Druck,
scheuen die meisten Städte einen konsequenten Lockdown.
Und so zwängen sich jeden Tag Millionen Menschen
in überfüllte Verkehrsmittel, um zu arbeiten.
Sie haben keine Wahl.
Wenn ich nicht arbeite, habe ich nichts zu essen,
kann die Miete nicht bezahlen.
Ich muss meine Familie ernähren
und dafür in diesen dreckigen Bussen mein Leben riskieren.
Die Zahlen der Infizierten und Toten
steigen in einem nie dagewesen Tempo.
Im März starben doppelt so viele Menschen wie im Februar.
Das Gesundheitswesen ist längst überlastet.
Selbst den Toten lässt das Virus keine Ruhe.
Auf ihrem Friedhof im Norden von Sao Paulo
müssen sie raus aus ihren Gräbern, um Platz zu schaffen für jene,
die täglich zu Tausenden sterben.
Wir befinden uns in der schlimmsten denkbaren Situation.
Die Menschen werden ärmer, die Pandemie wird schlimmer
und der Staat ist abwesend.
Deshalb ist Brasilien eine Gefahr.
Denn Forscher warnen,
dass es bei der ungebremsten Vermehrung des Virus
nur eine Frage der Zeit sei, bis neue Mutanten entstünden,
die irgendwann sogar die Wirkung der Impfstoffe aushebeln könnten.
Schon jetzt verbreitet sich die gefährlichere Variante P.1
von Brasilien aus in alle Welt.
Wo die internationale Gemeinschaft etwas bewirken könnte
und was auch in der Praxis etwas bewirken würde,
wäre, dafür zu sorgen, dass Brasilien mehr Impfungen bekommt.
Der Weg besteht darin, die Brasilianer zu impfen,
um die ganze Welt zu schützen.
Impfen und den Armen helfen, um die Welt zu schützen.
Alles hängt zusammen, im Angesicht dieser globalen Pandemie.
In der Corona-Zeit legen hierzulande immer mehr Menschen Wert
auf ein eigenes Zuhause.
Die Nachfrage nach Immobilien und Baufinanzierungen nimmt weiter zu.
Und das trotz steigender Preise.
Frank Bethmann, pandemiebedingte, wirtschaftliche Unsicherheiten
schrecken Interessenten offenbar nicht?
Ganz und gar nicht, weil neben den Annehmlichkeiten mehr Platz zu haben,
eventuell sogar mit einem großen Garten, schlicht und ergreifend
die weiterhin extrem niedrigen Zinsen locken.
Baugeld ist billig.
Und so entwickelte sich das Corona-Jahr 2020
zu einem Boomjahr in Sachen Baufinanzierungen.
273 Mrd. Euro nahmen die Immobilienkäufer an Neudarlehen auf,
ein Rekordvolumen.
Ein Rekordvolumen auch, weil die Immobilien
von Monat zu Monat teurer werden und die Kaufinteressenten deshalb
immer höhere Hypothekendarlehen aufnehmen müssen.
Dazu zwei Zahlen: Die Häuserpreise sind im vergangenen Jahr
um über 7 % gestiegen.
Und der durchschnittliche Finanzierungskredit
liegt inzwischen schon bei über 300.000 Euro.
Heißt das denn auch, dass soviel mehr gebaut wird, wie auch gebraucht wird?
Nein, das ist ein Trugschluss.
Es wird zwar mehr gebaut, vor allem Ein- und Zwei-Familienhäuser.
Aber ausreichend ist das nicht.
Ihr ursprüngliches Ziel, bezahlbaren Wohnraum,
in Zahlen 1,5 Mio. neue Wohnungen, zu bauen,
wird die Bundesregierung nämlich deutlich verfehlen.
Bundespräsident Steinmeier
hat eine konsequente Verfolgung von sexualisierter Gewalt
und einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen gefordert.
In Schloss Bellevue verlieh er das Bundesverdienstkreuz
an Matthias Katsch und Pater Mertes, die sich seit Jahren
für Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche engagieren.
Steinmeier erklärte, es sei unerträglich,
dass mächtige Institutionen, auch in Staat und Gesellschaft,
den Mantel des Schweigens über tausendfachen Missbrauch ausbreiteten.
Israel hat am heutigen, jährlich begangenen Holocaust-Gedenktag
der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Landesweit heulten die Sirenen,
die Menschen hielten für zwei Minuten inne.
* Sirenengeheul *
Begonnen hatten die Feierlichkeiten gestern Abend
in der Gedenkstätte Yad Vashem.
Zur Erinnerung an die 6 Mio. Jüdinnen und Juden,
die von Deutschen ermordet worden waren,
entzündeten Holocaust-Überlebende Fackeln.
Aufatmen vor Norwegens Küste: Der in Seenot geratene Frachter
konnte von Schleppern sicher in den Hafen von Alesund gebracht werden.
Das Schiff hatte am Ostermontag bei schlechtem Wetter
und heftigem Wellengang Schlagseite bekommen.
Die Besatzung konnte gerettet werden, der Frachter drohte
mit 350 Tonnen Schweröl beladen auf Grund zu laufen.
Die Gefahr einer Umweltkatastrophe in sensiblen Naturgebieten ist gebannt.
Zuschauer*innen von "Downton Abbey" bis "Rosamunde Pilcher" werden
eine ziemlich feste Vorstellung haben, wie eine Lady zu altern hat.
Schwer vorstellbar, wie solche Vorstellungen
den 80. Geburtstag einer Lady überstehen sollen,
die ihre Karriere als Punkerin und Muse der Sex Pistols begonnen
und sich danach nicht weiter verbogen hat.
Vivienne Westwood wird mit dieser Herausforderung fertig,
wie sie mit allem fertig geworden ist:
Sie macht vor, wie es geht - und gut aussieht.
Yacin Hehrlein gratuliert aus London, wo auch sonst.
Sie weiß selbst sehr gut, wie man sich auf dem Laufsteg bewegt.
Sie kann also die von ihr entworfenen Kleider
auch selbst tragen.
Was ja durchaus ein sinnvoller Anspruch ist
für eine Modedesignerin.
Und dass sie nach so vielen Jahrzehnten nach wie vor
zu den Allergrößten der Branche zählt, ist vielleicht
ihrer ganz eigenen Herangehensweise ans Frauen-Einkleiden zu verdanken.
Wenn du Kleider trägst, die so stark und extrem sind wie diese,
sollen sie dir helfen, deine Persönlichkeit hervorzuheben.
Es sind Kleider, die dich nicht verstecken.
Sie unterstützen dich.
Versteckt hat sie selbst sich nie,
die Provokation hat für Vivienne Westwood immer dazugehört.
Ein Erbe vielleicht aus der Zeit,
als aus der Grundschullehrerin die Modequeen des Punk wurde.
Als Kostümausstatterin der Sex Pistols
und Ehefrau des Managers der Band, Malcolm McLaren.
Mit dem sie Anfang der 70er einen Klamottenladen eröffnete,
der in kürzeren Abständen so aufregende Namen trug wie:
Let it rock oder Sex.
Natürlich wird man sie immer mit Punk in Verbindung bringen.
Denn es gibt nur wenige Augenblicke,
in denen in der Mode etwas völlig Neues geboren wird.
Und dies in Einklang mit Musik und einer politischen Bewegung.
Betrachtet man rein den modischen Aspekt,
sticht allerdings mehr heraus, was sich in den späten 80ern
und 90ern tat, als sie sich als Modeschöpferin neu erfand.
Dieser Weg war gleichwohl nicht ohne Herausforderungen,
sei es für Supermodels wie Naomi Campbell oder die Designerin selbst.
Gott sei Dank half ihr Gottschalk einst wieder auf die Plateau-Schuhe.
Die slipfreie Monroe-Einlage
bei der Erhebung in den Adelsstand durch die Queen
war dagegen möglicherweise genau so geplant gewesen.
Zu ihrem weit gefächerten Freundeskreis
zählen neben Prinz Charles auch Pamela Anderson und Julian Assange.
Für die Freilassung des WikiLeaks-Gründers
engagiert sich Westwood ebenso leidenschaftlich
wie für den Tierschutz, für den sie sich auch gerne mal
unter die Dusche stellt, und den Klimaschutz.
Ich plane eine Kunstausstellung,
mittels derer ich 100 Mio. Pfund für den Regenwald sammeln will.
Damit fange ich an, die Welt zu retten.
Je stärker sich Vivienne Westwood politisch einbringt,
desto mehr hilft ihr ehemaliger Schüler und jetziger Ehemann
Andreas Kronthaler in ihrem Modeimperium aus.
Nach wie vor und für alle Ewigkeit
wird ihr Name jedoch vor allem für eines stehen:
starke Mode für starke Frauen.
"Heute lockern, morgen Lockdown" ist das Thema bei Maybrit Illner.
Unter anderem mit dem saarländischen Ministerpräsidenten Hans,
der lockern will mit testen.
Und der Virologin Melanie Brinkmann, die trefflich erklären kann,
dass so was Voraussetzungen braucht, damit es nicht furchtbar schiefgeht.
Lohnt sich.
Ebenso wie unser heute journal up:date um 0.30 Uhr.
Bis morgen.
Heute war es nochmal richtig kalt in Mitteleuropa, es gab Schneeschauer.
Aber jetzt machen sich die 20 Grad zu uns auf den Weg,
sie ziehen von Südfrankreich heran
und erreichen zumindest mal Baden-Württemberg und Bayern.
Aber am Sonntag sehen Sie,
dass die kalte Luft gar nicht weit von uns entfernt ist,
hier im Nordwesten, da bleibt's richtig kalt.
Und wenn es so große Temperatur- unterschiede auf engem Raum gibt,
dann hängt das immer mit einem Tief zusammen.
Am Wochenende überquert uns eins, hier von der Bretagne zieht es heran
und zieht weiter Richtung Ostsee.
Und auch am Sonntag kommt schon wieder ein neues Tief hinterher,
das liegt dann über Paris und das bringt sogar nochmal Schnee mit.
In dieser Nacht allerdings fällt aus Wolken höchstens Regen heraus,
nämlich in Nordfriesland, im Süden ist es dagegen klar.
Unter den dichteren Wolken im Nordwesten bleibt es recht mild.
Im Norden sind dichte Wolken unterwegs
und die bringen hier zwischen der Ostseeküste und Norderney auch Regen,
aber weiter Richtung Süden zeigt sich doch immer häufiger die Sonne
und das bei Südwestwind.
Am Samstag kommt dann schon das erste Tief heran,
bringt kräftigen Regen im Westen.
Am Sonntag gibt's dann diese Wetter-Zweiteilung.
Und in der neuen Woche kommt die Kälte auch am Alpenrand an.