heute journal vom 09.04.2021 - Gesetz statt Gipfel - Bund-Länder-Treffen abgesagt; Russlands Impfstoff - Warum Sputnik V
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend,
diesen Tag der Pandemie-Politik konnte man leicht unterschätzen.
Er wirkte ruhig. Beunruhigend ruhig.
Wenn man den Chef des Robert Koch-Instituts
heute Morgen gehört hat.
Jeder Tag ohne Ergebnisse wird Menschenleben kosten. Sagte er.
Man spürte seine Ungeduld. Intensivbetten werden rar. Rapide.
Beschlüsse heute werden daran nichts mehr ändern können.
Menschen, die in vier, fünf Wochen auf Intensivstation landen,
sind jetzt schon infiziert und auf dem Weg.
Im Schnitt viel jünger als bisher.
Und die Verantwortlichen bekamen nichts auf die Reihe. So sah es aus.
Aber so war es nicht. Vorbereitet wird ein grundsätzlicher Kurswechsel.
Weg von den Streitrunden, die sich erst einigen
und dann auseinanderlaufen.
Jeder macht, was er will.
Schon nächste Woche könnte per Gesetz für alle Maßnahmen ein neuer,
strengerer Rahmen stehen. Verbindlich.
Dafür ist wohl im Verborgenen eine Grundübereinstimmung entstanden.
Eine Garantie für Erfolg ist das nicht.
Frank Buchwald.
Also doch wieder Berlin.
Zwar keine nächtlichen Konferenzen mehr mit Merkel
und Ministerpräsidenten, nach wochenlangem erbittertem Streit
will nun aber der Bund das letzte Wort behalten
in der deutsche Corona-Politik.
Wir haben miteinander vereinbart, Bund und Länder,
dass es eine Notbremse gibt,
die bei Inzidenzen oberhalb von 100 greift.
Und es ist deshalb richtig und vernünftig, dass die Regelungen,
die dann konkret gelten, bundesweit einheitlich gelten.
Geplant ist eine Verschärfung des Bundesinfektionsschutzgesetzes.
Danach soll künftig bei einer Inzidenz von mehr als 100
eine nächtliche Ausgangssperre greifen, verpflichtend.
Öffnungen müssten dann zurückgenommen werden.
Für Unternehmen gilt eine Testpflicht.
Ab Inzidenz 200 müssten die Schulen schließen
und auf Distanzunterricht umstellen.
Wenn tatsächlich schon
bei einer Inzidenz von 100 Neuinfektionen pro Woche
sogar über Ausgangssperren nachgedacht wird
und alle Modellprojekte, um z.B. mit Tests
Handel oder Außengastronomie zu ermöglichen, eingestellt werden,
dann wäre das aus unserer Sicht unverhältnismäßig.
Zustimmung kommt von den Grünen.
Sie aber wollen die Wirtschaft stärker in die Pflicht nehmen.
Wir haben immer noch viel zu wenig Homeoffice und mobiles Arbeiten.
Wir haben immer noch keine verbindlichen Tests
in den Unternehmen, wo unbedingt gearbeitet werden muss.
Wir müssen Betriebe runterfahren und dort, wo das nicht geht,
verbindliche Tests zur Verfügung haben.
Merkel hatte sich mit den Chefs der Fraktionen abgestimmt,
auch mit der Opposition.
Corona-Politik nun eben doch im Parlament, stellt die Linke fest.
Das hat mit Profilierungssucht Einzelner zu tun.
Die Kanzlerin braucht offensichtlich den Bundestag,
um einzelne Ministerpräsidenten wie Herrn Hans, Herrn Söder
zur Räson zu bringen.
Einer der beiden jedoch
findet die Neuregelung gar nicht mal so schlecht.
Statt einer endlosen Debatte und viel Klein-Klein
gibt es jetzt den Versuch eines größeren Wurfes.
Und der heißt eben, dass wir über das Bundesgesetz gehen
mit einer automatischen, für alle in Deutschland geltenden Notbremse.
Kein Klein-Klein in 16 Ländern, sondern die Notbremse,
die für alle gilt.
Die meisten Ministerpräsidenten aber wollten die Pläne des Bundes
oder die Absage der MPK heute nicht vor der Kamera kommentieren.
Von Begeisterung jedenfalls keine Spur.
Ich würde vor einer Illusion waren:
Es wird ja nicht einfacher und schneller dadurch,
dass diese Vorabstimmung nicht stattfindet.
Die die ganzen Diskussionen, die es gibt,
die finden dann im parlamentarischen Rahmen statt,
im Bundestag und im Bundesrat.
Und im Bundesrat sind die Länder ohnehin vertreten.
Ob und wieweit die Länder im Bundesrat zustimmen müssen,
darüber wird in Berlin noch gestritten.
Verzögern könnten sie gewiss,
kaum etwas aber scheint im Augenblick so dringend geboten
wie Eile und Entschlossenheit.
Michael Müller ist Regierender Bürgermeister von Berlin, SPD.
Und zur Zeit Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz.
Guten Abend,
ihr Kreis soll Entscheidungsmacht und Verantwortung abgeben
an den Bund.
Die verdiente Konsequenz aus dem Durcheinander der letzten Wochen.
Wir hatten im letzten Jahr 20 Konferenzen
und haben da sehr gut und viel gemeinsam entschieden.
Die letzte Konferenz war nicht gut, da hatten wir alle unseren Anteil.
Deshalb mussten wir überlegen, ob es andere Verfahren gibt.
Wir haben ausgelotet, dass es die Möglichkeit gibt,
in Bundestag und Bundesrat eine Veränderung vorzunehmen.
Es klingt so, als sollten die Ministerpräsidenten
unter erwachsene Aufsicht gestellt werden.
Die Beschlüsse hatten wenig zu tun mit dem,
was Berlin danach gemacht hat.
Das neue Gesetz soll eigenmächtige Entscheidungen verhindern.
Es wird bleiben, dass Bund und Länder sich abstimmen müssen.
Es geht um die konkrete Umsetzung.
Der Bundestagspräsident hat deutlich gemacht,
die Länder bleiben in der konkreten Umsetzung in der Verantwortung.
Berlin ist ein gutes Beispiel.
Wir haben an einem Punkt nicht die bisherige Notbremse umgesetzt.
Wir hatten aber auch die entsprechenden Ergebnisse.
Wenn sie knapp unter 100 sind,
die Zahlen der letzten Tage sind nicht zuverlässig.
Ab Inzidenz 100 gelten in Zukunft Ausgangssperren und anderes.
Dann ist es Bundesgesetz, was zu tun ist.
Das ist eine völlig andere Lage.
In der Umsetzung werden wir in der Pflicht bleiben.
Kitas sind in einem Notbetrieb.
Die Schulen werden im Wechselunterricht geöffnet bleiben.
Oder nur für einige Jahrgänge.
Oder ganz zugemacht.
Das wird man vor Ort entscheiden müssen.
Wie die Situation in der jeweiligen Region ist.
Es ist allen wichtig, dass im Bildungsbereich
die Ministerpräsidenten Verantwortung behalten.
Auch bei der Ausgangssperre
gibt es im Bundestag unterschiedliche Ansichten.
Es geht hier um ein Grundrecht.
Ich plädiere für eine harte Kontaktbeschränkung.
Aber eine Ausgangssperre ist etwas,
was auch vor Gericht Bestand haben muss.
Aber vor Gericht hat ein Bundesgesetz
sicher eine bessere Chance als eine Rechtsverordnung.
Sie sagen, dass, wofür ganze Tage und Wochen Amtszeit ausgegeben
werden, wird de facto am Ergebnis nichts ändern?
Es ist ein anderer Rechtsrahmen.
Den eigenen Parlament gegenüber kann man anders argumentieren
mit einer bundesgesetzlichen Regelung.
Die der einheitliche Rechtsrahmen für alle Bundesländer ist.
Es ist für viele Maßnahmen eine Unterstützung.
Wir sehen doch die Situation in den Krankenhäusern.
Wir wollen das Infektionsgeschehen beherrschen.
Es wird in einigen wenigen Ausnahmen Themen geben,
wo die Länder in einer Verantwortung bleiben.
Wann werden wir die neuen Regelung frühestens haben?
Eine bundesgesetzliche Beratung dauert auch 10-14 Tage.
Dann haben wir eine Bundesratssitzung.
Innerhalb der nächsten 10-14 Tage
werden wir das gemeinsam bewältigen werden.
Damit wir einen gemeinsamen Rahmen haben.
Wenn sich im Bundestag die Situation so darstellt, dass man schnell
zu einem Ergebnis kommt, geht es sicher auch schneller.
Aber der Bundesrat muss auch befasst werden.
Es wird aber von keiner Seite eine Blockade geben.
Alle, die jetzt über Shutdowns und Lockdowns
und Kontaktbeschränkungen entscheiden, wissen:
Die Geduld ist erschöpft.
Das muss die letzte Kraftanstrengung bleiben. Sie muss Erfolg haben.
Und sie muss reichen, bis Impfungen so weit sind, dass sie das Virus
in Schach halten, weil es nicht mehr genügend Opfer findet,
die es weiter verbreiten.
Alles hängt daran, dass schnell genügend Impfstoff ins Land
und in die Arme der Menschen kommt.
In dieser Situation hat der russische Impfstoff "Sputnik V"
wieder Prominenz gewonnen.
Der zuständige Bundesminister Spahn,
die unzuständigen Länderchefs Söder, CSU,
und Schwesig, SPD, haben sich ins Rennen um Optionen gestürzt.
Den Kollegen Weil aus Niedersachsen, SPD, empört das.
Christian Semm erlebt in Moskau, wie "Sputnik V"
dort wesentlich weniger Emotionen weckt, geschweige denn Begeisterung.
Mindestens zwei Sachen sind an diesem Oper-Abend in Moskau
ganz anders als derzeit in Deutschland.
Erstens, Singen im geschlossenen Raum mit Publikum.
Zweitens, neben dem Pausen-Piccolöchen
gibt's die Corona-Impfung.
Hier mit dem russischen Vakzin Sputnik V.
Das Theater ist in einem historischen Gebäude.
Zu Sowjet-Zeiten war das hier das Haus der Mediziner.
Unser Direktor hat beschlossen, diese Tradition fortzusetzen.
Während in vielen russischen Regionen der Impfstoff fehlt,
kann man sich in den Metropolen fast überall mit Sputnik V impfen lassen.
Im Luxuskaufhaus, im Fußballstadion oder auf der Fressmeile.
Ohne Termin und kostenlos.
Und trotzdem haben erst 5,7 % der Bevölkerung die erste Dosis bekommen
Der Sputnik-Funke will nicht so recht überspringen.
Viele Russinnen und Russen sind skeptisch.
Es ist nicht geprüft, wir wissen nicht, was da alles drin ist.
Wie unser Körper darauf reagiert.
Russland schickt derweil seinen Impfstoff in die Welt.
59 Länder haben ihn bereits registriert.
Aber Russland kommt mit der Produktion nicht hinterher.
Auch Deutschland will jetzt Sputnik V.
Viele frage sich,
was ist von dem russischen Vektor-Impfstoff zu halten?
Als Virologe sage ich, ist der Impfstoff pfiffig gemacht.
Die Idee, für die zwei Impfungen,
zwei unterschiedliche Vektoren zu verwenden, ist sicher gut.
Ob Europa Sputnik V tatsächlich zulassen wird,
ist noch fraglich.
Laut EMA fehlen noch Daten.
Trotzdem preschen in Deutschland einige Länderchefs
in Sachen Sputnik-Bestellung nach vorne.
Was für Ärger sorgt.
Allen voran Markus Söder.
Hier im schwäbischen Illertissen
soll eine Pharma-Firma Sputnik V produzieren.
Wenn es eine Zulassung gibt,
hat Bayern schon eine Option auf 2,5 Mio. Impfdosen.
Auch über ein Werk, das jetzt in Bayern gebaut wird.
Das halte ich für selbstverständlich,
nachdem wir schon einmal eine Impfbeschaffung
auf europäischer Ebene hatten, die schwierig war.
Im Kreml jedenfalls ist man stolz auf den russischen Impfstoff.
Dass er als Nebenwirkung für politischen Streit
in Deutschland und Europa sorgt, kommt sehr gelegen.
Und ob sich Söders Bestellung auszahlt, ist ungewiss.
Es dauert min. vier Monate, bis die Produktion anläuft.
Aber dann ist es immer noch der Impfstoff,
der für die erste Variante des Virus wirksam ist.
D.h., wir haben dann einen Impfstoff,
der noch nicht auf die neuen Varianten aktualisiert wurde.
In Russland haben Freizügigkeit und Sorglosigkeit ihren Preis
in Form einer hohen Übersterblichkeit.
Im Luxuskaufhaus Gum gegenüber vom Kreml
bekommt man übrigens nach der Sputnik-Impfung
noch ein Eis geschenkt.
Aber die Zwei-Faktor- Vanille-Schoko-Kombination
reicht noch lange nicht,
um mehr Impfwillige an die Spritzen zu locken.
Die Nachrichten beginnen positiv:
Seit Dienstag dürfen auch die Hausärzte impfen
und haben die Impfzahlen enorm gesteigert.
Laut RKI wurden am Donnerstag knapp 720.000 Impfungen verabreicht,
nach fast 670.000 am Mittwoch.
Das sind mittlerweile fast doppelt so viele,
wie im täglichen Durchschnitt zuvor.
Insgesamt haben nun 12,2 Mio. Menschen in Deutschland
mindestens eine Impfdosis erhalten.
Vollständig geimpft sind davon gut 4,8 Mio.
Die Europäische Arzneimittelbehörde geht neuen Hinweisen
auf mögliche schwere Nebenwirkungen der Corona-Impfstoffe von AstraZeneca
und Johnson & Johnson nach. Bei AstraZeneca werden fünf Fälle eines "Kapillarlecksyndrom",
einer seltenen Gefäßerkrankung, untersucht.
Bei Johnson & Johnson wird ein möglicher Zusammenhang zu vier schweren Thrombosefällen geprüft.
Das Vakzin von Johnson & Johnson wurde Mitte März in der EU zugelassen, ist aber noch nicht im Einsatz.
Wegen besonders hoher Infektionszahlen
hat die Bundesregierung die Türkei und Kroatien
als Hochinzidenzgebiete eingestuft.
Damit gelten von Sonntag an leicht verschärfte Einreiseregeln.
Wer von dort auf dem Landweg oder per Flug nach Deutschland einreist,
muss einen negativen Corona-Test mit sich führen.
Von der Liste der Hochinzidenzgebiete gestrichen wurden Malta
und die Slowakei.
Israel wurde ganz von der Risikoliste genommen.
Vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen im Ukrainekonflikt
wollen die USA offenbar zwei Kriegsschiffe
ins Schwarze Meer entsenden.
Es habe einen entsprechenden Antrag
zur Durchfahrt durch den Bosporus gegeben, heißt es aus der Türkei.
Nachdem Kanzlerin Merkel gestern
in einem Telefonat mit Präsident Putin den Abzug russischer Truppen
von der Grenze zur Ostukraine gefordert hatte,
sagte Kremlsprecher Peskow, es gehe um die Sicherheit Russlands.
Die Ukraine sei dabei,
eine möglicherweise sehr instabile Region zu werden.
In Nordirland dauern die schweren Ausschreitungen an.
Auch in der vergangenen Nacht attackierten jugendliche Randalierer
Polizisten mit Steinen und Feuerwerkskörpern.
Die Beamten setzten Wasserwerfer ein.
Nach dem jahrzehntelangen Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken
in Nordirland, gibt es dort weiterhin militante Gruppierungen.
Deren Attacken gelten auch als Reaktion auf den Brexit
und die entstandene Zollgrenze zu Großbritannien.
Die besten Dokumentarfilme sind unentrinnbar.
Sie führen uns Wirklichkeit vor Augen, die wir so noch nicht gekannt,
nie gesehen haben.
Machen fassungslos. Zunächst.
Und lassen einen dann die Welt besser begreifen.
Das ist nicht immer schön.
"The Dissident", der Widersprechende, ist so ein Film.
Er erzählt die Geschichte des aus Saudi Arabien stammenden
Journalisten Jamal Khashoggi.
Der dem saudischen Königshaus in die Quere kam
und von den Schergen des Regimes auf furchtbare Weise ermordet wurde.
Der Film schafft es,
dass nicht die bestialische Ermordung des Dissidenten
als das eigentlich Unfassbare bleibt.
Wirklich unfassbar ist die Normalität danach,
mit der der saudische Kronprinz, der hinter der Tat gestanden haben muss,
auf den Bühnen der Weltpolitik weiter seine Spiele spielen,
seine Geschäfte machen darf.
Und dabei hofiert wird.
Sabine Schultz bespricht einen herausragenden Film.
Wir mussten nur noch eine Formalität erledigen,
um offiziell heiraten zu können.
Er musste sich bei seinem Konsulat eine Bescheinigung beschaffen,
ledig zu sein.
Am 2. Oktober 2018 geht der saudische Journalist Jamal Khashoggi
in Istanbul in das Konsulat seines Landes.
Es sind die letzten Bilder, die ihn lebend zeigen.
Seine Verlobte Hatice Cengiz wartet Stunden vergeblich.
Der Dokumentarfilm "The Dissident" lässt keinen Zweifel an Khashoggis
geplante Ermordung durch die Saudis.
Mit erdrückenden Beweisen wie die Abschrift
der Tonbandaufnahmen von Khashoggis Ermordung,
Mitschnitte des türkischen Geheimdienstes,
Zeugnisse einer unglaublichen Tat.
Was mich am meisten schockiert hat, war die klare Absicht,
Jamal auf so grausame Weise zu töten.
Und dass die Killer scheinbar Freude daran hatten,
das Verbrechen auszuführen.
Der Journalist Jamal Khashoggi,
einst war er das Gesicht der saudischen Medien, ein Insider.
Doch dann wagt er, Kronprinz Mohammed bin Salman zu kritisieren,
auch wenn der sich der Welt als Reformer präsentiert,
Frauen am Steuer, Musik und Kinos erlaubt.
Doch er fördert all diese positiven Entwicklungen,
während er gleichzeitig
die Meinungen anderer zum Schweigen bringt.
Der Film zeigt, wie Saudi-Arabien die Sozialen Medien kontrolliert
und mit einer Armee von Twitter-Trollen manipuliert,
mit modernster Spionagesoftware Andersdenkende aufspürt, abhört
und ins Gefängnis bringt.
Als Khashoggis Kritik und Einfluss immer größer wird,
verbietet ihm die saudische Regierung zu schreiben
und sich öffentlich zu äußern.
Er verlässt seine Heimat, emigrierte in die USA
und erhebt seine Stimme fortan in der Washington Post.
Er vergleicht das Handeln des Kronprinzen mit dem von Putin
und unterstützt junge saudische Dissidenten
im Kampf für die Meinungsfreiheit in ihrer Heimat.
War das sein Todesurteil?
Kurz vor Khashoggis avisiertem Botschaftsbesuch
treffen 15 saudische Beamte und Funktionäre in Istanbul ein,
alle aus dem direkten Umfeld des Kronprinzen,
darunter der Gerichtsmediziner al-Tubaigy.
Der erläutert in dem Audiomitschnitt aus der Botschaft kurz vor dem Mord,
wie die Leiche zerlegt werden würde.
Die Ermittlerin der Vereinten Nationen ist überzeugt,
dass es sich um eine staatlich angeordnete Operation handelt.
Alles deutet darauf hin,
dass gegen den Kronprinzen ermittelt werden muss.
Doch das ist bislang nicht der Fall.
Wie ein Thriller rekonstruiert dieser Film das brutale Verbrechen.
Doch er stellt auch Fragen nach Justiz und Moral
und ob die Macht des Geldes über allem steht.
So erschütternd wie das Verbrechen selbst
ist das Verhalten der globalen Geschäftswelt,
die über derart unfassbare Menschenrechtsverletzungen
einfach hinwegsieht.
Khashoggis Verlobte kämpft bis heute dafür,
dass die Mörder nicht ungestraft davonkommen.
Solange Kinos praktisch geschlossen sind,
kommt auch ein so außerordentlicher Kinofilm
als Stream übers Netz in Haus.
Der Dissident, ab 16. April.
Nachrichten aus der Wirtschaft.
Die deutsche Wirtschaft überwindet nach und nach das Corona-Krisenjahr,
v.a. durch die Exporte, die weiterhin die Gesamtwirtschaft stützen.
Von Monat zu Monat legen die Ausfuhren zu,
und das in der Pandemie und trotz des Brexit.
Frank Bethmann, was sagt das über die Marke "Made in Germany"?
Dass Waren aus Deutschland immer noch einen sehr guten Ruf haben.
Auch wenn häufig über Rückstände bei Zukunftstechnologien gesprochen wird,
im Jahr 2021 ist die deutsche Industrie mit ihren Produkten,
deutsches Engineering weiterhin begehrt im Ausland.
Das gilt für Maschinen, das gilt für Elektronik,
vor allem aber gilt es nach wie vor für deutsche Autos.
Sie sind hauptverantwortlich dafür, dass der Warenwert
aller deutschen Ausfuhren seit Februar binnen Jahresfrist
wieder auf stattliche 108 Mrd. Euro gestiegen ist.
Und damit fast wieder auf Vorkrisenniveau.
Größte Absatzregion bleibt die Europäische Union.
Bei den wichtigsten Einzelmärkten wird China immer wichtiger,
holt gegenüber den USA immer weiter auf, ein Plus von über 25 %.
Dagegen sorgt der Brexit für einen kräftigen Dämpfer
im Handel mit Großbritannien, minus 12 %.
Das Paradoxe ist, die Ausfuhrzahlen hätten sogar noch besser sein können.
Zuletzt schwächelte die deutsche Industrie, nicht weil Aufträge,
sondern elektronische Teile, Computer-Chips v.a., fehlten.
Lieferengpässe also bremsen die deutsche Wirtschaft gerade etwas aus.
Nicht aber die Aussichten: Die sind so gut wie seit 30 Jahren nicht mehr,
prognostiziert das ifo-Institut.
Wer sich also wundert, dass der DAX im Höhenrausch ist,
der schaue auf diese Entwicklung.
Drei Raumfahrer aus den USA und Russland
sind erfolgreich an der Internationalen Raumstation ISS angekommen.
In Erinnerung an den ersten Menschen im All vor 60 Jahren
wurde der Flug Juri Gagarin gewidmet.
Bereits nach dreieinhalb Stunden erreichte das Team
den Außenposten der Menschheit.
Dort verstärken sie die siebenköpfige Crew.
Drei von ihnen werden in einer Woche zurück auf der Erde erwartet.
In der Fußball-Bundesliga hat der 28. Spieltag begonnen.
Arminia Bielefeld, im Kampf gegen den Abstieg, hat am Abend
den SC Freiburg zu Gast.
Die Partie ist gerade eben zu Ende gegangen.
Mit einem wichtigen 1:0-Sieg für Bielefeld.
Ägyptische Archäologen haben eine 3.000 Jahre alte verschollene Stadt
Ägyptische Archäologen haben eine 3.000 Jahre alte verschollene Stadt
in der Region Luxor freigelegt.
Sie soll die größte antike Stadt sein, die jemals in Ägypten
gefunden wurde.
Erste Aufnahmen zeigen Lehmziegelformationen, Stadtmauern
und sogar Räume mit Gegenständen des täglichen Lebens.
Sie sollen aus der "Goldenen Ära" des alten Ägypten stammen.
Eigentlich war es der Totentempel von Pharao Tutanchamun,
den die Wissenschaftler suchten.
Philip von Mountbatton, Herzog von Edinburgh,
der längst-amtierende Prinzgemahl der ewig langen britischen Geschichte,
ist tot.
Er starb heute Morgen im Alter von 99 Jahren.
Dort, wo er sein ganzes erwachsenes Leben war, an der Seite der Queen.
Prinz Philip wurde eine jener historischen Gestalten,
die nichts mehr tun musste.
Die durch ihr bloßes Dasein
einer übermenschlich großen Institution,
der britischen Monarchie, Stütze und Zentrum sind.
Schon das ist eine beachtliche Lebensleistung.
Wenn ein abenteuerlustiger Draufgänger von Kerl
sich geduldig und für immer zu einem Leben im Schatten
seiner Frau verpflichtet, ist das ein kaum zu überbietender Liebesbeweis.
Da muss die Würdigung von Yacin Hehrlein
private wie staatstragende Saiten aufziehen.
Prinz Philip, Herzog von Edinburgh.
Pflichtbewusster und unermüdlicher Repräsentant der Krone.
Für die einen war er schlicht der Ehemann der Königin,
für andere der vielleicht meist- unterschätzte Mann Großbritanniens.
Am 10. Juni 1921
wurde Philip als Sohn des Prinzen Andreas von Griechenland
und Prinzessin Alice von Battenberg auf Korfu geboren.
Wenig später musste die Familie ins Exil fliehen.
Die Ehe seiner Eltern zerbrach.
Philip wurde zu seinem Onkel Lord Mountbatten
nach England geschickt.
Rasch machte er Karriere in der britischen Marine.
Bereits mit 13 Jahren, so heißt es, soll sich die junge Elizabeth
unsterblich in den smarten Offizier verliebt haben.
Ihrer Verlobung folgte 1947 die vielumjubelte Hochzeit.
Philip heiratete die damals
vielleicht begehrteste junge Frau der Welt.
Nach Elizabeths Krönung nur fünf Jahre später
waren die Rollen schnell verteilt.
Die Queen hatte England, Philip die Familie.
Er traf die Entscheidungen bei der Erziehung der Kinder.
Seine Laufbahn in der Marine musste der Prinz aufgeben.
Dennoch gelang es ihm als Schirmherr
von mehreren hundert wohltätigen Organisationen,
weiter ein Eigenleben zu führen.
Am bekanntesten seine Rolle als Präsident des World Wildlife Funds,
wo er schon früh als Mahner ökologischen Bewusstseins
auf sich aufmerksam machte.
Ich sehe nicht, wie wir weiter wirtschaftliches Wachstum haben können,
ohne stärker auf die Umwelt zu achten.
Andererseits war der Prinz auch äußerst technikbegeistert.
So ließ er es sich nicht nehmen,
die berühmte Concorde einmal selbst auszuprobieren.
Was dann allerdings zu der Frage führte,
wie er die große Lärm- und Abgasbelästigung
mit seinem Umweltengagement vereinbaren könne.
Nun, ich habe drinnen gesessen und ich habe nicht geraucht.
Schlagfertig war er ja, der Prinz.
Manchmal aber auch nicht ganz pannensicher.
Wie zum Beispiel 1997 auf der Hannover-Messe,
als er den Bundeskanzler versehentlich als Reichskanzler anredete.
Begierig lauerte die Presse auf Ausrutscher des Prinzen.
Ob Versprecher oder auch manch bewusste Provokation,
Philip war immer für eine Schlagzeile gut.
2017, im Alter von 96 Jahren, trat er in den Ruhestand,
zog sich von seinen öffentlichen Verpflichtungen zurück.
Die Briten werden ihn vermissen.
Die Fahnen auf Halbmast überall im Land und die Blumen,
die viele trotz Corona-Auflagen vor Schloss Windsor niederlegen,
bezeugen dies.
Und um 0.25 Uhr meldet sich Nazan Gökdemir
mit unserem "heute journal up:date". Tschüss.
Wir schauen zurück auf den März.
Da gab es große Unterschiede.
In Sibirien war es deutlich zu kalt,
Richtung Asien war es wiederum viel zu warm.
Richtung Europa war es auch teilweise zu warm.
Richtung Skandinavien lagen die Temperaturen über dem Normal,
v.a. über Spitzbergen.
In Deutschland war es auch leicht zu warm,
lokal und kurzfristig aber teilweise so warm,
dass für den März Rekorde gebrochen wurden.
Aus dem Südwesten Europas kommt warme Luft mit Regen,
der teilweise kräftig ist.
Der Norden bekommt kühle Luftmassen ab.
Heute Nacht im Südwesten kompakte Bewölkung mit kräftigem Regen,
der allmählich Richtung Nordosten zieht.
Ganz im Norden und auch im Süden zeigen sich teilweise die Sterne.
Morgen wird es ziemlich nass.
V.a. im Westen regnet es kräftig.
Aber auch Richtung Osten zieht der Regen.
Im Süden zeigt sich häufiger die Sonne, auch an den Küsten.
Am Sonntag ist der Temperaturkontrast groß.
Dazu regnet es viel.
Am Montag schwenkt die Kaltluft von Nordwesten durch
und es gibt im Süden Regen und Schnee.