heute journal vom 10.11.2021 - Am absoluten Limit - Die Lage auf den Intensivstationen; An der Grenze - Migranten im Nie
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute journal" mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.
Guten Abend, es ist auf traurige Weise faszinierend,
wie führende Wissenschaftler,
deren Warnungen von manchen als Cassandra-Rufe abgetan werden,
in dieser Pandemie immer wieder recht behalten.
Etwa dass eine Impfquote von Zweidritteln der Bevölkerung
nicht genügt, um uns vor einer neuen Winterwelle zu bewahren.
Genauso faszinierend ist,
dass Teile der Politik immer noch nicht verstanden haben,
was exponentielles Wachstum ist.
Und dass es nach wie vor einen Zusammenhang gibt
zwischen Inzidenzen und Belastung des Gesundheitssystems.
Auch das hat sich noch nicht bis
zu jedem Berliner Ampelkoalitionär herumgesprochen.
Das RKI meldet heute knapp 40.000 Neuinfektionen.
Zur Erinnerung: gestern waren es knapp 22.000.
Fast eine Verdoppelung innerhalb von 24 Stunden.
Die bundesweite Inzidenz ist auf 232,1 gestiegen.
236 neue Todesfälle wurden gemeldet.
Intensivmediziner schlagen Alarm.
Bayern ruft den Katastrophenfall aus.
Und in der Thüringer Klinik, aus der Daniela Sonntag berichtet,
ist nur noch ein Intensivbett frei.
Erst eine OP und dann noch Corona.
So ging es auch Helge Kerl - trotz Impfung.
Ich habe künstliche Hüfte, Bakterien drinne.
Abstand halten, bis es wieder vorwärts geht.
Corona dazwischengekommen.
Einige mit Impf-Durchbrüchen, hauptsächlich aber Ungeimpfte.
Die Pandemie-Station hier in der Thüringen Klinik in Saalfeld
ist voll - zu voll.
Chefarzt Robert Kästner in Sorge:
Die aktuelle Situation kann man eigentlich nur so beschreiben:
dass es erschreckend ist,
wie viele Patienten wir aktuell wieder behandeln müssen.
Und es ist vergleichbar in der Anzahl der Patienten,
etwa mit dem, was wir im letzten Winter hier leisten mussten.
Für Pfleger wie Ronnie Bayer heißt das Arbeitsgeschwindigkeit Eiltempo.
Das Pensum steigt stetig, weil viele Kollegen nicht mehr können.
Krank, ausgelaugt,
raus aus dem Beruf nach eineinhalb Jahren Pandemie.
Der Krankenstand hat sich aufgrund der hohen Arbeitsbelastung
eben auch erhöht.
Wir haben auch Kolleginnen und Kollegen,
die gar nicht wiederkommen nach ihrer eigenen Erkrankungen.
Und die ganze Situation ist auch dadurch verschärft,
dass durch den Druck eben auch viele Kollegen
auch wirklich das Handtuch geschmissen haben.
Insgesamt zehn Prozent weniger Personal
und jetzt die vierte Welle in einer Region
mit vielen Impfskeptikern.
Auf Intensiv: fast ausnahmslos Ungeimpfte,
der das Personal am Limit - auch mit dem Verständnis.
Es ist halt sehr verbreitet,
und, na ja, auch im Privaten hat man damit zu tun.
Dass eben Leute sehr skeptisch sind.
Und das macht einen schon irgendwo sauer,
dass man aufgrund dieser Menschen teilweise wieder
in die Situation kommt, in der wir schon waren.
Und wo man eigentlich dachte, dass wir darüber hinaus sind.
Sie tun trotzdem alles, für jeden Corona-Fall.
Ronny Baiers eigentliche Station: seit vorgestern zu.
Die Hälfte der Kollegen jetzt auf der Pandemiestation.
Hätte keiner gedacht, dass es noch einmal Weihnachten wird
denke ich mal.
Was wir hier so verbringen müssen.
Schutzkittel anziehen, ausziehen, bei jedem Handgriff am Patienten -
der Aufwand ist groß.
Das Personal, dass sie hier einsetzen,
wird anderswo abgezogen.
Also wir haben chirurgische Abteilung schließen müssen.
Wir haben einzelne internistische Fachbereiche
nicht mehr bedienen können.
Und wir sehen natürlich jetzt auch für die nächsten Wochen
und Monate das sehr kritisch,
dass weitere Bereiche der Corona-Versorgung zum Opfer fallen.
Das Problem: Patienten verlegen - fast unmöglich.
Auch die Nachbar-Kliniken haben kaum noch Kapazitäten.
Was viele hier besonders fürchten, sind die schweren Verläufe.
300 Verstorbene seit Pandemie-Beginn.
Das nimmt einen schon mit.
Wenn die Patienten versterben.
Uns wird auch die Möglichkeit geboten, sich Hilfe zu suchen.
Seelsorger zum Beispiel.
Das hat auch sehr gut getan, dem ganzen Team.
Mehr Geld bekommen die Mitarbeiter hier und einen Corona-Zuschlag.
Dafür sind sie dankbar.
Und doch hoffen sie alle,
dass der Winter nicht so schlimm wird wie befürchtet.
Er leitet die Intensivmedizin
in Jena.
Er ist zuständig für die Intensivbetten in Thüringen.
Guten Abend.
Guten Abend, Frau Slomka.
Wie schätzen Sie die Lage ein?
Aktuell behandeln wir in Thüringen
auf Intensivstationen 140 schwere Verläufe.
Wir sind auf einer expionentionllen Zahlfunktion.
Ohne dass wir es ändern können,
werden wir die Anzahl der Intensiv-Patienten verdoppeln.
Das ist deutlich mehr als zum Jahreswechsel.
Damals waren wir an der Grenze.
Jetzt haben wir etwa 30 Prozent weniger Betten zur Verfügung.
Die Situation wird höchst dringlich. Und kaum zu beherrschen.
Während wir uns unterhalten,
nehmen die Kollegen aktuell zwei Patienten
aus dem Freistaat Thüringen,
aus 50 Kilometern Entfernung
aus überlaufenden Krankenhäusern auf.
Und die werden 3,4,5 Wochen
bei uns auf der Intensivstation behandelt werden müssen.
Wenn sie den Verlauf überleben.
Das sind also Corona-Patienten,
die keinen Platz mehr gefunden haben.
Das ist korrekt.
Wir müssen austarieren,
den Anteil der Corona-Patienten und der nicht Corona-Patienten.
Die Situation spitzt sich zu.
An geplante Operationen ist nicht zu denken.
Als nicht Corona-Patient sollte man keinen Schlaganfall bekommen,
oder keinen Autounfall.
Es kann sein, dass die Kliniken voll sind.
Wir planen auf Tagesbasis.
Wir versuchen, das zu machen, was geht.
Aber wir sind sehenden Auges in eine Überlastungssituation unterwegs.
Es wurde immer wieder gewarnt.
Trotzdem soll die epidemische Notlage auslaufen.
Keine Ausgangssperren o. ä.
Das klingt nicht so, als würde sich die Lage in Thüringen ändern.
Wie könnte sie sich ändern?
Der wissenschaftliche Beirat der Landesregierung empfiehlt,
2G plus Maske.
Wir müssen tatsächlich zu drastischen Maßnahmen übergehen.
Es war die ganze Zeit mehr oder weniger
Diskussionen, die am Thema vorbei gingen.
Weihnachtsmärkte, 2G oder 3G plus.
Ob man überhaupt Maßnahmen braucht.
Wir werden in eine schwere Überlastungssituation
im Bereich der Intensivmedizin in Thüringen und Sachsen kommen.
Auch das haben wir im letzten Winter gelernt.
Es breitet sich im ganzen Bundesgebiet aus.
Welche Patienten liegen bei Ihnen?
Da muss man unterscheiden zwischen der normalen Station,
und der Intensivstation.
Landesweit auf Intensiv, die Daten haben wir analysiert,
liegen etwa 90 Prozent Ungeimpfte Patienten.
Zehn Prozent der Patienten haben Impfdurchbrüche.
Bei entsprechenden Begleiterkrankungen,
die die Wirksamkeit der Impfung Einschränkungen.
Krebs oder Immunimpression.
Auf die normalen Stationen gibt es mehr Impfdurchbrüche.
Das ist doch angeklungen im Beitrag.
Auf den Intensivstationen sind schwere Verläufe Prototypen
ungeimpften Patienten im Alter von 50-70.
In Thüringen ist dieser Anteil relativ hoch.
In Sachsen auch.
Sie haben mehr Angst vor einer Impfung
als vor einer Corona-Infektion.
Wie erklären Sie sich das als Naturwissenschafter?
Man sollte nicht mit dem Finger auf die Sündenböcke zeigen.
Das ist eine Gruppe von Menschen, die es bewusst ablehnt.
Es gibt einige, die unsicher oder verängstigt sind.
An diese richtet sich der Appell, dass im Angebot anzunehmen.
Niederschwellige Angebote sind das Gebot der Stunde.
Die Menschen, die bereit sind, sich impfen zu lassen,
sollte die Möglichkeit bekommen.
Ansonsten müssen wir zurück zu den AHA-Regeln.
Kontakte reduzieren und größere Zusammenkünfte
ohne Masken in Innenräumen
werden sich zu gefährlichen Ereignissen entwickeln.
Davor warnt Professor Michael Bauer aus Jena.
Danke.
Nachher im "heute journal:update" gibt es dazu noch ein Gespräch
mit Helga Rübsamen-Schaeff.
Expertin für Infektionskrankheiten und Mitglied
der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina.
Die neue Ampelkoalition, wenn sie denn mal steht,
wird jedenfalls inmitten einer neuen Gesundheitskrise
mit dem Regieren beginnen.
Und möglicherweise bald feststellen,
dass sich der Bund da keinen schlanken Fuß machen kann,
nach dem Motto: ist doch Ländersache.
Der zweite Krisenherd,
mit dem die neue Bundesregierung konfrontiert sein wird,
ist der Konflikt zwischen der Europäischen Union und Belarus.
Plus Russland, das dabei im Hintergrund agiert.
Kurz vor ihrem Ausscheiden aus dem Amt ist Angela Merkel
insofern noch einmal intensiv mit Wladimir Putin beschäftigt,
mit dem sie heute telefonierte.
Derweil die EU mit schärferen Sanktionen droht.
Florian Neuhann berichtet.
Die Einladung klingt so zynisch wie vieles in dieser Krise:
"Erweitern Sie Ihre Welt".
So werben sie auf der Website von Turkish Airlines
für Reisen nach Minsk, Belarus.
Wahrscheinlich, dass viele hier mit solchen oder anderen Flügen
aus Istanbul gekommen sind, sagen EU-Diplomaten.
Weniger wahrscheinlich,
dass sie ihre Welt um diese Erfahrung erweitern wollten.
Nachts, bei Minusgraden auszuharren in Belarus,
kurz vor der Grenze zu Polen, ohne Aussicht auf Einlass.
Viele haben uns berichtet,
sie seien angesprochen worden von Reiseagenturen:
"Ihr bekommt einen schönen Urlaub in Belarus,
und könnt dann in die EU einreisen".
Für 6000 bis 7000 Dollar.
Da wollten sie ihr Glück versuchen.
Es ist der Tag, an dem manchem womöglich dämmert,
dass die Wertegemeinschaft EU sich diesmal lieber abschottet.
Und statt von humanitärer Hilfe über Gegenwehr spricht -
ob Ratspräsident Charles Michel, der polnische Premier Morawiecki
oder Kommissionschefin Ursula von der Leyen -
heute zu Besuch im Weißen Haus:
Zunächst einmal ist es sehr wichtig,
dass wir gemeinsam die Sanktionen gegen Belarus auf den Weg bringen.
Wir müssen vorbereitet sein, zu handeln, es ist dringend.
Ich habe mich gefreut, dass die EU diesmal -
anders als bei den vergangenen Migrationskrisen -
mit einer Stimme spricht.
Tatsächlich einigen sich die Botschafter der EU-Mitgliedstaaten
heute so schnell und geräuschlos wie selten darauf,
neue Sanktionen vorzubereiten.
Im Fokus einerseits das Regime des belarussischen Diktators Lukaschenko
Andererseits Fluglinien, die Lukaschenko –
so zynisch es wieder klingt -
mehr Menschen schicken, für seinen Versuch, die EU zu spalten.
Doch die neue Einigkeit der EU ist eng begrenzt.
Passen solche Bilder zum Selbstbild der Union?
Oder sollte die EU den Bau von Mauern finanziell unterstützen?
Gräben tun sich auf, auch im EU-Parlament.
Niemand möchte doch einen Zaun bauen.
Aber wenn es technisch nicht anders möglich ist,
unsere Grenze zu schützen, dann müssen wir das physisch tun.
Wir schwingen gern große Reden,
sprechen über europäische christliche Werte.
Aber das sind nur Worte.
Wenn Migranten vor unserer Tür sitzen, vergessen wir sie gern.
Und dann ist da noch die Frage,
ob der Schlüssel zur Lösung der Krise
nicht woanders liegt –
wie zum Beispiel die Bundeskanzlerin vermutet.
Ich habe heute mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin
telefoniert und ihn gebeten,
auf den Präsidenten Lukaschenko einzuwirken.
Eine Antwort ist nicht überliefert.
Derweil haben die Menschen an der belarussischen Grenze
wohl keine Zeit für Zynismus.
Eher Sorge vor der nächsten kalten Nacht.
Anna Feist ist für uns im polnisch- belarussischen Grenzgebiet.
Was beobachten und erleben Sie dort?
Wir stehen hier vier Kilometer entfernt
von einem Grenzort.
Hinter mir ist ein Schild, da steht drauf,
ab hier beginnt die Sperrzone.
Ab hier dürfen nur noch Anwohner und Menschen mit Genehmigung passieren.
Journalisten aber auch Ärzte haben solche Genehmigungen nicht.
Die Anspannung ist groß.
Das haben die Polizisten erzählt.
Die Anspannung haben wir auch bei der Anreise gespürt.
Es war so, dass auf meine ausländischen Mobilfunknummer
eine SMS kann von der polnischen Regierung.
Da stand: kehren Sie zurück nach Minsk.
Die polnische Grenze ist geschlossen.
Und nehmen Sie keine Pillen,
die ihnen Belarussische Soldaten geben.
Das könnte Sie vergiften. Ich kann das nicht verifizieren,
was dahinter steckt. Das war sehr propagandistisch.
Polen will das Problem ja offenbar weiter in Alleinregie behandeln
und lässt zum Beispiel keine EU- Grenzpolizei dazu kommen.
Das ist problematisch.
Frontex kann nicht reinkommen, das bedeutet für die EU ein Dilemma.
Sie haben keine Kontrolle, ob Push-Back stattfinden.
Es ist auch eine Dilemma,
dass wir als Journalisten ausgeschlossen werden.
Es gibt Sicherheitsbedenken.
Das führte dazu, dass niemand weiß,
was in den Wäldern hinter mir passiert.
Sollte Polen Gewalt gegen Flüchtlinge ausüben
und das dokumentiert werden,
wäre das ein Gesichtsverlust für die gesamte EU.
Danke, Anna, die Eindrücke von der Grenze.
Mehr Hintergründe und Videos zum Konflikt mit Belarus
und der Lage an der Grenze zu Polen finden Sie bei uns auch online,
auf ZDFheute.
Die beiden weltgrößten Volkswirtschaften und Verursacher
von fossilen CO2-Emissionen, die USA und China,
wollen ihre Zusammenarbeit beim Kampf gegen den Klimawandel ausbauen.
Die USA und China haben keinen Mangel an Differenzen,
sagte der US-Klimaschutzbeauftragte John Kerry am Mittwoch
bei der Weltklimakonferenz in Glasgow.
Aber beim Klima ist das der einzige Weg,
diese Aufgabe zu bewältigen.
In einer gemeinsamen Erklärung hätten die beiden Staaten
sich auf einen grundlegenden Rahmen für diese Zusammenarbeit geeinigt.
Ebenfalls beim Weltklimagipfel in Glasgow
haben mehr als 30 Länder eine Erklärung angekündigt,
wonach sie bis spätestens 2040 keine Autos mit Verbrennungsmotor
mehr zulassen wollen, darunter Großbritannien,
Indien und Kanada.
Zur Begründung sagte Umweltstaatssekretär Flasbarth,
das Verkehrsministerium wolle die Option
für synthetische Kraftstoffe offen halten.
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Spahn
will offenbar nicht für die Nachfolge
von Armin Laschet als CDU-Chef kandidieren.
Spahn habe in einer Sitzung der Unionsfraktion erklärt,
dass er sich bis zum Ende seiner Amtszeit
auf die Arbeit als Minister konzentrieren
und nicht in parteiinterne Wahlkämpfe gehen wolle,
heißt es aus Teilnehmerkreisen.
Im Moment läuft die offizielle Bewerbungsphase für den CDU-Vorsitz.
Und zwar noch bis 17. November.
Wegen der Corona-Pandemie und der weltweiten Lieferengpässe
haben die sogenannten Wirtschaftsweisen
ihre Konjunkturprognose für das laufende Jahr gesenkt.
Der Sachverständigenrat fordert in seinem Jahresgutachten
zudem mehr Anstrengungen in den Bereichen Bildung,
Klimaschutz und Digitalisierung.
Statt der im Frühjahr prognostizierten 3,1 Prozent
geht das Gremium nur noch von 2,7 Prozent Wachstum für dieses Jahr aus.
Für das kommende Jahr erwarten die Wirtschaftsweisen einen Zuwachs
des Bruttoinlandsproduktes um 4,6 Prozent.
Und vom Bundesrechnungshof kommt eine Bestandsaufnahme
zu den auch von der Corona-Krise geprägten Bundesfinanzen:
sie befänden sich in einem kritischen Zustand.
Der Schuldenberg drohe bis Ende 2022
auf nahezu 1,5 Billionen Euro anzusteigen -
um 50 % gegenüber dem Vorkrisenniveau.
Der Bund habe seinen finanziellen Spielraum
Rechnungshof-Präsident Scheller sagte,
notwendig seien jetzt eine ehrliche Bestandsaufnahme,
wirksame Strukturreformen und eine entschlossene Prioritätensetzung.
Dänemarks Königin Margrethe die Zweite und ihr Sohn,
Kronprinz Frederik, sind zu einem viertägigen Staatsbesuch
in Deutschland eingetroffen.
Zum Auftakt wurden sie in Berlin von Bundespräsident Steinmeier
im Schloss Bellevue begrüßt.
Anschließend empfing Bundeskanzlerin Merkel die Gäste
zu einem Gespräch im Kanzleramt.
Auf dem Programm stehen unter anderem Besuche
von kulturellen Einrichtungen und Treffen mit Wirtschaftsvertretern.
Religionsgemeinschaften brauchen Repräsentanten, ein Gesicht,
das man kennt.
Bei den Katholiken ist das zu aller erst natürlich der Papst.
In Deutschland außerdem der Vorsitzende
der Bischofskonferenz.
Die Protestanten haben bekanntlich keinen Papst.
Und die Bischöfe und Bischöfinnen der evangelischen Kirche
spielen in der Öffentlichkeit eine weniger prominente Rolle.
Umso wichtiger ist das evangelische Spitzenamt,
der Ratsvorsitz der evangelischen Kirche in Deutschland.
In den vergangenen sieben Jahren war das Heinrich Bedford-Strohm.
Ihm folgt Annette Kurschus,
die von nun an die Belange der rund 20 Millionen
evangelischen Christen vertritt und ihnen eine öffentliche Stimme gibt.
Ein Porträt von Kai Niklasch.
Die evangelische Kirche gibt sich im neuen Gewand.
Der Bremer Dom symbolträchtig bunt beleuchtet zum ersten Gottesdienst
mit der neuen Ratsvorsitzenden Annette Kurschus.
Die Gemeinde von ihrer klaren Wahl begeistert.
Starke Frauen jetzt,
das ist ein klares Merkmal der evangelischen Kirche.
Die Themen der Zeit haben wir gut im Blick.
Wir werden das Schiff sehr gut führen.
Annette Kurschus war 2011 als erste Frau zur leitenden Geistlichen
der westfälischen Landeskirche gewählt worden.
Ihre seelsorgerische Empathie wurde 2015 im zentralen Gottesdienst
für die Opfer des Germanwings- Flugzeugabsturzes deutlich.
Die neue EKD-Vorsitzende kündigte an,
den Kampf gegen Sexualisierte Gewalt
zur Chefinnen-Sache machen zu wollen.
Ich werde es tatsächlich jetzt
deutlich erkennbar zu meinem Thema machen.
Ich suche die Begegnung mit den Betroffenen.
Das hat schon stattgefunden. Das waren beeindruckende Momente.
Die waren auch schmerzlich. Und heftig.
Nancy Janz trat Anfang der Woche auf der Synode auf
und beklagte im Alter von 17 Jahren
von einem Geistlichen missbraucht worden zu sein.
Auch sie begrüßte heute die Wahl der neuen Vorsitzenden.
Ich glaube,
dass sie da richtig an dem Platz ist.
Und sicherlich ist das keine leichte Aufgabe.
Das sind viele Herausforderungen mit verbunden.
Aber ich glaube, sie hat ziemlich gute Unterstützung.
Auch beim Thema "Aufbruch in die digitale Zukunft"
hat sich die EKD neu aufgestellt.
Zwar hat der ehemalige Vorsitzende Bedford-Strohm bereits
mit einer täglichen Morgenandacht per Video die digitalen Medien
seit Corona Zeiten gefüttert ...
Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen.
... doch versucht die im Mai zur EKD-Präses gewählte 25 jährige
Anna-Nicole Heinrich hier neue Akzente zu setzen.
Ich glaube, wir müssen die Menschen dazu ermutigen,
dass sie ihre Formate suchen.
Das muss nicht immer der sonntägliche Gottesdienst sein.
Das ist nicht immer das Format,
in dem ich zu finden bin.
Hier stellt die neue Ratsvorsitzende Kurschus dagegen
den traditionellen Ansatz ins Zentrum ihres theologischen Denkens:
die Unverzichtbarkeit menschlicher Begegnung in der Kirche.
Das ist unser Markenkern.
Das wird es auch bleiben. Quer durch alle Generationen.
Die Begegnung. Von Mensch zu Mensch.
Und die Wärme, das Gemeinschaftsgefühl.
Das wird nie aufzugeben sein.
Auch wenn sich die Digitalisierung weiter fortentwickelt.
Der Mitgliederschwund in der evangelischen Kirche
und die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt -
- kein leichtes Erbe für die neue EKD-Vorsitzende.
Und jetzt noch mal Meldungen von Heinz Wolf,
zunächst mit einem interessanten Gerichtsurteil.
In einem jahrelangen Streit zwischen der EU-Kommission und Google
gibt es ein Urteil des EU-Gerichts.
Die Richter in Luxemburg gaben es heute bekannt.
Valerie Haller, worum geht es da?
Ein Vorwurf, der im Zusammenhang mit Google häufiger fällt.
Der Vorwurf, dass der Konzern seine markbeherrschende Position ausnutzt,
um Wettbewerber klein zu halten.
Die Richter in Luxemburg gaben der Kommission
nun in weiten Teilen recht.
Strafe: 2,4 Milliarden Euro.
Ist viel Geld, aber Google kann's verkraften.
Der Konzern verdient Milliarden.
Im aktuellen Fall geht es um Preisvergleichsdienste.
Die Richter sind sich sicher:
Suchte man nach einem Produkt,
wurde der konzerneigene Preisvergleich viel prominenter
angezeigt als andere.
Die Vergleichsdienste der Wettbewerber hingegen
landeten auf hinteren Plätze,
selbst wenn sie der Suche besser entsprechen.
Um sie zu finden,
musste man sich ziemlich weit herunter scrollen.
Nur: die wenigsten machen das.
Tatsächlich ist die Internetsuche seit Jahren fest in der Hand
von Google.
Die Marktmacht ungebrochen.
Mehr als 90 Prozent aller europaweiten Anfragen
laufen über Google, die Suchmaschine.
Zwar kann Google das Urteil
noch vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten.
Dennoch zeigt es:
die EU kann großen Tech-Giganten wie Google
mit juristischen Mitteln beikommen.
Das Wettbewerbsrecht gibt es her,
die Konzerne in die Schranken zu verweisen.
Die EU arbeitet auch gerade an einem Digitalgesetz,
das die Macht der Techkonzerne einschränken soll.
Bei dem riesigen Paket geht es sowohl um Inhalte
als auch um fairen Wettbewerb.
Brüssel zeigt Zähne.
Valerie Haller, vielen Dank.
Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.
Sie lauten:
Wie immer ohne Gewähr:
Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf lotto.zdf.de
Weitere Gewinnzahlen finden Sie auf lotto.zdf.de
und im ZDF-Text auf Seite 557.
Für die deutsche Fußball- Nationalmannschaft stand heute noch
einmal Training auf dem Programm.
Morgen Abend geht es für das Team von Bundestrainer Hansi Flick
im nächsten WM-Qualifikationsspiel in Wolfsburg gegen Liechtenstein.
Beim Abendtraining musste Hansi Flick
auch auf den verletzten Julian Draxler verzichten.
Damit fehlen morgen insgesamt acht Spieler.
Das DFB-Team zwischen Personalnot und Impfdebatte.
Die Corona-bedingte Abreise von fünf Spielern
sorgte auch heute noch für Unruhe und Diskussionen.
Man darf die Leute, die sich nicht impfen lassen,
weil sie Sorge haben, einfach nicht verurteilen.
Und trotzdem ist, glaube ich,
für mich der einzige Weg aus der Pandemie, ja,
dass man sich impfen lässt.
Die Frage, ob künftig nur noch geimpft Spieler eingeladen werden,
ließ Flick offen.
Ich hoffe, dass es sich bis dahin ändert, dass wir solche Themen,
dass wir fünf Spieler nach Hause schicken müssen,
aufgrund von Corona, dass es so etwas nicht mehr gibt.
Sein Vorgänger, Joachim Löw,
wird morgen in der ausverkauften Arena offiziell verabschiedet.
Das wars von uns.
Gleich im "auslandsjournal" gibt es unter anderem einen Bericht
aus Großbritannien über die stillen Opfer der Pandemie.
Hochrisikopatienten, die nicht geimpft werden können
und aus Angst ihr Haus seit 20 Monaten kaum verlassen haben.
Um 0.30 Uhr gibt es dann unser "heute journal:update"
mit Christina von Ungern-Sternberg.
Und hier übernehmen morgen Abend
Christian Sievers und Kay-Sölve Richter.
Auf Wiedersehen!
Guten Abend.
Es ist zwar weit weg,
es hat aber trotzdem Einfluss auf unser Wetter,
das Tief über dem westlichen Mittelmeer.
Denn morgen bringt es Saharastaub.
Sie werden das merken an farbenprächtigen Sonnenauf-
und Sonnenuntergängen oder daran,
dass der Himmel so ein bisschen gelblich erscheint,
wenn sie ihn denn überhaupt sehen können.
Denn manchmal bleibt es ja auch einfach trüb.
War ja auch heute so.
Und dann hatte sich eine Inversion ausgebildet,
also in den Tälern ist es dann deutlich kälter als auf den Bergen.
Die übliche Temperaturverteilung wird umgedreht,
wie zum Beispiel hier auf der Schwäbischen Alb.
Klippeneck meldete 16, Rottweil dagegen nur neun Grad.
Jetzt in der Nacht wird es für uns wieder sehr kalt.
Die Temperaturen sinken auf plus drei bis minus vier Grad,
am Boden wird es frostig, es droht Reifglätte.
Davon ausgenommen ist der äußerste Norden.
Da sinken die Werte auf zehn bis vier Grad.
Das liegt daran, dass dort die Wolken warm halten.
Und an der Nordseeküste kann es auch mal schauern.
Richtung Mitte und Süden ist es entweder klar
und es bildet sich wieder neuer Nebel.
Und der hält sich dann morgen über Tag zum Teil richtig zäh.
Größere Chancen auf Sonne haben Sie auf den Bergen
oder direkt am Alpenrand.
Etwa nördlich von Berlin, Hamburg, Münster, Osnabrück und Hannover
wird es bedeckt bleiben.
Und hier und da vielleicht auch ein bisschen Regen,
in Schleswig-Holstein oder auch im westlichen Niedersachsen.
Die Temperaturen morgen liegen meist um zehn Grad,
im Dauergrau sind es nur vier mit Sonne 14 Grad.
Am Freitag bleibt es trocken,
aber am Samstag überqueren uns Regenschauer,
die am Sonntag dann durch sind. Guten Abend.