heute journal vom 1.02.2021 - Fragen an BioNTech-Vorstand
Guten Abend.
Wir hatten einen Autogipfel, einen Luftfahrtgipfel,
einen Klimagipfel.
So gesehen ist es nur folgerichtig,
dass heute ein "Impfgipfel" stattfindet für Deutschland.
Es gibt viel zu besprechen, aber Worte werden nicht reichen.
Das Ganze ist mittlerweile
ein weltweiter Verteilungskampf geworden.
Es geht um Produktionskapazitäten, es geht um viel Geld,
aber v.a. anderen geht es um Leben oder Tod.
Und deshalb stellt sich die Frage, ob wir nicht völlig neu denken müssen,
weil alles, was unsere derzeitige Lage auch nur ein wenig mildert,
quasi jeden Aufwand wert sein sollte.
In einer Situation, in der jede Stunde, in der sich nichts ändert,
unfassbar viel Geld kostet und unfassbar viel Leid anrichtet.
Das sind höchste Erwartungen an eine Videokonferenz.
Winnie Heescher berichtet.
Und wieder heißt es warten - Corona heißt warten.
Heute auf Entscheidungen, Klarheiten, Fehleranalysen
bei einem "Impfgipfel".
"Gipfel" ist immer so ein Wort, das große Erwartungen weckt.
Es ist das erste Mal, dass diese Runde zusammenkommt:
Impfstoffhersteller und Bundeskanzlerin,
Ministerpräsident*innen und die EU-Kommission.
Nach fünfeinhalb Stunden sind die Gespräche zu Ende
und Angela Merkel wird gefragt, welches Ergebnis dieses Treffens
die Bevölkerung optimistisch stimmen könnte.
Die Frage, das sieht man, gefällt Angela Merkel.
Bei allem, was uns die Hersteller gesagt haben, können wir sagen:
Bis zum Ende des Sommers können wir jedem Bundesbürger
ein Angebot gemacht haben.
Dieses Versprechen hatte Angela Merkel schon mal gegeben.
Es fußt nun auf Schätzungen des Gesundheitsministeriums
der zu erwartenden Impfstoffdosen.
Die Hersteller räumen aber auch ein:
Solche Prognosen sind immer mit Unsicherheiten behaftet,
Änderungen sind nicht ungewöhnlich.
Das erste Quartal bleibt, wie es ist.
Man muss ehrlicherweise, nach Stand heute, sagen,
es wird im ersten Quartal knapp bleiben.
Wir werden leider nicht das, was die Menschen erwarten,
zu 100 % erfüllen können.
Weil die Produktion nicht beliebig schnell zu erweitern ist.
Das heißt, solche Bilder
wird es im Februar und März weiterhin gegeben.
Und dass man für einen Impfstofftermin mancherorts
weiter gute Nerven und viel Hilfe braucht auch.
Das haben unsere Enkelkinder gemacht.
Einladungsmanagement nennt das die Politik.
Das bleibt Ländersache.
Gefragt nach dem, was in Deutschland schiefgelaufen sei,
verdunkelt sich Angela Merkels Gesicht.
Die Frage gefällt ihr nicht.
Ich verstehe vielleicht die Enttäuschung,
dass jeder gedacht hat, dass es sehr viel schneller da sein wird.
Da muss man heute einfach sagen,
es werden im ersten Quartal für viele Menschen Impfstoffe da sein.
Von Geduldsprobe spricht Söder.
So lange nicht genügend Impfstoff da sei,
bleibe alles eine Herausforderung.
Die Phase bis dorthin, das ist die psychologisch schwierige.
Was das Thema "Lockerung" angeht, sehe ich das sehr skeptisch.
Wunder werden beim Impfen jetzt nicht passieren,
sagt Angel Merkel noch.
Damit hatte auch niemand mehr gerechnet.
Sirk Poetting ist Finanzvorstand und operativer Geschäftsführer
von BioNTech, der Firma, die gemeinsam mit Pfizer
ein Impfstoff im Angebot hat,
um den sich die Welt reißt im Moment.
Das ist ja erst einmal eine angenehme Situation für jemanden,
der für den Verkauf eines Produkts zuständig war.
Und er war auch heute dabei beim Impfgipfel.
Wie massiv war denn der Druck von Bund und Ländern heute auf Sie?
Ich glaube, das war ein gutes Meeting heute,
um gewisse Sachen klarzustellen.
Es wurden viele Fragen gestellt, nach Lieferengpässen
und v.a. nach Liefervorausschau.
Der Druck der Länder ist v.a. bei den Impfzentren.
Die Leute wollen geimpft werden.
Sie möchten nicht, dass ihre Termine verlegt werden.
Und es ging heute auch sehr viel darum, zu erklären,
dass wir wirklich keinerlei Puffer haben,
dass sozusagen alles, was wir produzieren, herausgegeben wird.
Auch unsere Lieferanten selbst liefern immer sehr knapp an uns,
weil das eine neue Technologie ist,
die noch keine kommerzielle Supply-Chain hat,
weil noch alles so neu ist.
D.h., es ist alles knapp:
von den Zulieferern über uns, bis hin zu den Impflingen.
Und das war ein großer Teil der Diskussion heute.
Jetzt hat die Kanzlerin heute ihr Versprechen
an die Deutschen erneuert, dass bis Ende des Sommers
jeder Deutsche ein Impfangebot bekommen würde.
Ist das aus Ihrer Sicht realistisch?
Stehen Sie als Unternehmen dahinter?
Wir tun alles, was wir machen können.
Wir stehen natürlich dahinter.
Und wir haben jetzt gerade verhandelt mit der EU,
eine Zusage gemacht
in den letzten Verhandlungen über neue 200 Mio.,
dass mindestens 75 Mio. von denen ins zweite Quartal landen müssen,
für die EU.
Das wäre ein 14 Mio. bis 15 Mio. für Deutschland.
Wir tun wirklich alles,
dass die Dosen nach Deutschland und nach Europa kommen,
um auch diese Impfversprechen zu halten.
Jetzt geht es bei der ganzen Sache wirklich um jeden Tag.
Sie haben eben gesagt:
"Alles, was bei uns reinkommt, geht sofort wieder raus.
Wir haben quasi nichts auf dem Lager."
Da schließt sich die Frage an:
Müsste man nicht viel mehr Aufwand stecken
in die Produktion, in die Logistik des Ganzen?
Jetzt gibt es erste Stimmen, die sagen:
Wir brauchen so eine Notimpfstoffwirtschaft.
Sprich, der Staat, macht konkrete Vorgaben
und überlässt das nicht den Firmen.
Ich würde Sie gerne mal mit zwei Szenarien,
die da im Umlauf sind, konfrontieren.
Das eine: Der Staat sagt:
Jeder, der das irgendwie kann, muss jetzt produzieren.
Es gibt also keine Konkurrenz mehr.
Und wer dann ein Patent hat,
dem wird das quasi erst mal abgenommen.
Und der wird dann hinterher entschädigt.
Wie viel Angst haben Sie vor so einem Szenario?
Ja, das ist ein sehr schwieriges oder sogar nicht reales Szenario.
Wir haben z.B. in Rekordzeit
unsere Marburg Produktionsstätte aufgebaut.
Wir haben das von Novartis übernommen, im September.
Und fünf Monate ist ungewöhnlich.
Normalerweise dauert es ein, anderthalb Jahre,
fünf Monate ist sehr schnell.
D.h., wenn man jetzt anfängt, Firmen umzurüsten,
braucht man sicherlich ein Jahr oder so was.
Und dann ist die Impfstoffnot hoffentlich vorbei.
Zweitens, es gibt Rohmaterialien,
die es gar nicht in diesen kommerziellen Massen gab.
Und wir haben letztes Jahr im März, April,
als die Pandemie gerade erst anfing,
schon mit Zulieferern gearbeitet und die ausbauen lassen.
Und davon haben wir fünf und das reicht trotzdem noch nicht.
Das ist immer noch das Nadelöhr sozusagen,
diese Lipide, die es gibt.
Obwohl wir fünf Supplier haben, die seit einem Jahr arbeiten.
Sie sagen auch als Firma,
dass Sie händeringend weitere Partner suchen im Moment.
Würde es da nicht helfen, wenn Ihnen der Staat
quasi zwangsweise weitere Partner an die Seite stellen würde?
Wir hatten im Dezember,
als wir die Zulassung bekommen haben, drei Partner.
Mit denen hatten wir das initiale Netzwerk aufgespannt,
aber schon ein viel größeres Netzwerk im Hinterkopf.
Und wir werden das auf 13 Partner ausbauen.
Also mit denen sind wir entweder durch mit den Verträgen
oder fast durch.
Und die fangen teilweise jetzt an,
nächste Woche, übernächste Woche zu produzieren,
z.T. in einem Monat, z.T. in drei Monaten.
Die Partner sind da.
Die Verbindungen sind da.
Man muss nur früh genug anfangen, das Netzwerk aufzubauen.
Und wir hatten im Herbst letzten Jahres schon angefangen,
dieses Netzwerk zu designen und jetzt müssen wir das umsetzen.
Dann gibt es noch eine andere Variante,
die jetzt aktuell diskutiert wird.
Das sind quasi massive zusätzliche marktwirtschaftliche Anreize
für Sie als Unternehmen, als Unternehmer.
Jede zusätzliche Dosis Impfstoff, so hat eine neue Studie ergeben,
hat für die Gesellschaft einen Nutzen von etwa 1.500 Euro.
Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Wenn man davon ausgeht, dass Sie aktuell
für eine Dosis Impfstoff etwa 15 Euro bekommen,
könnten Sie quasi das Hundertfache dafür verlangen.
Nehmen wir mal an, der Staat würde Ihnen das Hundertfache geben
und wäre dann immer noch bei so einem Nullsummenspiel am Ende,
gesamtgesellschaftlich gesehen.
Würde das etwas beschleunigen bei Ihnen?
Also legen Sie dann erst richtig los,
weil sie quasi die Dollar-Augen vor den Augen haben?
Nein, wir tun wirklich alles, was wir können.
Wir haben alles, was möglich ist, angezapft.
Wir haben auch früh schon keine Investitionen gescheut
und haben Rohmaterialien bestellt in der Skalierung,
wo wir dachten: Wenn wir Glück haben,
brauchen wir das - und es ist mehr geworden.
Momentan geht tatsächlich mit mehr Anreizen nichts.
Das Netzwerk, was wir ausbauen und die Rohmaterialien,
die wir zusammen mit unserem Partner Pfizer zusammensuchen,
dass wir das alles sofort produzieren können -
mehr geht gerade nicht.
Also, der Anreiz genug, intrinsisch motiviert,
dieser Pandemie wirklich einen Schlag zu versetzen
und so viel zu liefern wie möglich.
Jetzt müssen noch kurz über eine andere Dimension des Ganzen reden,
nämlich die weltweite Dimension.
Und da müssen wir über Deutschland hinaus schauen.
Niemand ist sicher, solange wir nicht alle auf der Welt sicher sind.
Das ist so das Motto.
Der Chef der Weltgesundheits- organisation sagt jetzt,
die Welt steht am Rande eines katastrophalen moralischen Versagens,
eben weil in manchen reichen Ländern
mittlerweile jüngere Erwachsene geimpft werden,
während in anderen ärmeren Ländern überhaupt niemand geimpft wird.
Es gibt Länder in Afrika,
die haben gerade mal 25 Impfdosen bekommen.
Deswegen der Vorschlag:
Generika-Hersteller in Schwellenländern
sollten Impfstoff lizenzfrei produzieren können,
und zwar jetzt bereits.
Und dabei sollte der Patentschutz außer Kraft gesetzt werden.
Ist das ein Vorschlag, mit dem Sie sich anfreunden könnten?
Einfach, um solidarisch der gesamten Welt zu helfen?
Das wird nicht funktionieren.
Das geht zurück auf die erste Frage, die wir hatten: Das dauert.
Man muss eine Expertise haben, um das zu bauen.
Das ist eine völlig neue Technologie,
die man nicht mal eben in ein Pillenwerk reinbringen kann.
Wir haben ein sehr komplexes Netzwerk aufgebaut.
Und wir hoffen,
dass wir eine weltweite Versorgung damit machen können.
Wir haben jetzt gerade von 1,3 Mrd. auf 2 Mrd. Dosen
unser Ziel hochgesetzt.
Wie gesagt, wir bringen unsere Partner an Bord.
Und das ist einfach nicht so einfach getan,
mit einer Pillenfabrik umzusetzen.
Sie reden von "Pillenfabrik",
aber das ist der größte Impfstoffhersteller der Welt.
Ja, aber nicht der Impfstoff, über den wir reden.
Also, die können sehr viel abfüllen, die machen Vektor-Impfstoffe.
Diese mRNA gibt es noch nicht.
Wir haben jetzt das erste Produkt auf dem Markt.
Und niemand kann das in der Größe bisher darstellen.
Moderna ist auch da, die haben auch eine mRNA.
Auch die haben noch nicht die Kapazitäten da.
Das ist ein neuer Impfstoff.
Es ist ein sehr guter und versatil einsetzbarer Impfstoff,
der, wenn wir das jetzt aufgebaut haben,
fantastisch ist für zukünftige oder gegen zukünftige Pandemien.
Momentan muss man da jetzt einmal damit rechnen,
dass das Netzwerk aufgebaut werden muss.
Er wirbt für Geduld und er sagt: Wir tun alles, was wir können,
Sierk Poetting, Finanzvorstand,
operativer Geschäftsführer von BioNTech.
Danke für das Gespräch, Herr Poetting.
Sobald eine größere Anzahl von Menschen geimpft ist
und wenn klar wird, dass die Impfung auch tatsächlich davor schützt,
das Virus weiterzutragen, dann wartet bereits
die nächste schwierige Frage auf uns alle.
Diese Menschen werden ihre Freiheiten zurückwollen.
Und wir werden darüber diskutieren müssen,
ob es dabei um Sonderrechte und Privilegien geht
oder schlicht darum, das alte Leben zurückzubekommen.
Das schöne alte Leben vor Corona, alle Grundrechte inklusive.
Besonders die Ferienländer im Süden Europas
drängen auf einen Impfpass, der Reisen möglich macht.
Aber auch in Bayern preschen manche vor,
wie Jutta Sonnewald zeigt.
Erwin Schneider wollte Fakten schaffen.
Der bayrische Landrat hat in seinem Kreis Altötting
eigenständig eine digitale Karte entwickelt.
All diejenigen, die zweimal geimpft wurden,
bekommen Sie hier freiwillig und kostenlos.
Wir sind da, glaube ich, einzigartig,
zumindest in Europa unterwegs, vielleicht sogar weltweit.
Den großen Firmen wie Oracle oder auch Microsoft,
die arbeiten erst daran, wir haben es schon.
Das ist er, der Altöttinger Impfpass,
der hier ohne Absprache mit dem Gesundheitsministerium
entwickelt wurde.
Erfasst werden Name, Geburtsdatum, ein Foto und Wohnort des Geimpften
sowie der Impfstoff und die beiden Impftermine.
Damit der fälschungssicher ist und dem Datenschutz entspricht,
hat der Landrat
die Anstalt für Kommunale Datenverarbeitung in Bayern
mit ins Boot geholt.
Gescannt auf dem Smartphone
kann man sich so überall als Geimpfter identifizieren?
Ich hoffe, dass man dann wieder reisen kann.
Dass man vielleicht wieder ein bisschen mehr Freiheit bekommt.
Die Idee, an Schulen und Arbeitsplätze zurückzukehren
und wieder an Kulturveranstaltungen teilzunehmen,
treibt auch einen Verbund von Tech-Firmen in den USA an.
Gemeinsam mit Gesundheits- organisationen
entwickeln sie einen digitalen Impfnachweis,
der der WHO als Vorlage dienen könnte.
Der Internationale Flugverband IATA hat v.a. Reisende im Fokus.
IATA testet bereits mit mehreren Fluggesellschaften
einen digitalen Gesundheitspass.
Mit einer App könnten sich Passagiere einchecken
und ihre Test- und Impfergebnisse preisgeben.
Damit will der Dachverband der Fluggesellschaften
weltweit den Massentourismus wieder ankurbeln.
Unser Ziel ist es, dass Passagiere wieder reisen können,
wobei wir garantieren wollen, dass sie sicher bleiben
und Covid sich nicht über Grenzen verbreitet.
Da wir die Test- und Impfdaten der Passagiere haben,
könnten wir diese theoretisch den Regierungen vorab anbieten.
So könnten Länder sagen: Dieser Passagier kann einreisen.
Unbeschränktes Reisen ohne Quarantäne -
das möchte die EU gerne selbst regeln.
Beim letzten Videogipfel haben die 27 EU-Regierungschefs
einen entsprechenden Vorstoß Griechenlands diskutiert.
Auch andere Länder wie Spanien, Island und Bulgarien
pochen rasch auf ein solches im Zertifikat,
welches den strengen Datenschutz- richtlinien der EU entsprechen soll.
Man wird nicht drumherumkommen,
dass es am Anfang nicht ein einheitliches System
für alle 200 Staaten auf dieser Welt gibt.
Ich hätte aber meine Bedenken, wenn gerade Firmen,
die an anderer Stelle dafür bekannt sind,
im überzogenem Maße personenbezogene Daten einzusammeln,
diejenigen sind, die Seuche sensiblen Gesundheitsdaten
dann zur Verfügung haben.
Könnte es bald für Corona-Geimpfte
andere, lockerere Regeln geben als für Nicht-Geimpfte?
Kritiker fürchten, dass es eine Impfpass-Elite geben könnte
mit mehr Privilegien.
Doch so weit ist es noch nicht.
In der EU sind bisher noch nicht genügend Menschen geimpft worden.
Wir wissen z.B. nicht, ob geimpfte Personen
nicht doch noch Überträger sein können.
Und so lange wir das nicht wissen, nützt uns so ein Pass nichts.
Im bayerischen Landkreis Altötting wollen sie nicht auf die EU warten.
Daher verteilen sie weiter ihren eigenen Impfpass.
Sie wollen hier vorbereitet sein für den Tag,
an dem alle Fragen geklärt sind, es genug Impfstoff für alle gibt
und der Shutdown ein Ende hat.
Noch in diesem Monat soll es Erkenntnisse geben,
ob die Impfung auch davor schützt, infektiös zu sein.
Spätestens dann dürfte die Diskussion nochmal an Dringlichkeit gewinnen.
Jetzt erst Nachrichten Kay-Sölve.
Und da bleiben wir noch kurz bei der Corona-Pandemie:
Trotz der angespannten Infektionslage
wurden in weiten Teilen Italiens die Corona-Maßnahmen gelockert.
Damit gilt die niedrigste Stufe nun in 16 von 20 Regionen,
u.a. in der Lombardei und in Latium, mit der Hauptstadt Rom.
U.a. dürfen Restaurants ihre Gäste bis 18 Uhr wieder am Tisch bewirten
und Museen eingeschränkt Besucher einlassen.
Komplett gegensätzlich geht Australien mit der Pandemie um:
Wegen eines einzigen Corona-Falls hat die Stadt Perth
einen harten Lockdown verhängt.
Fünf Tage lang dürfen die Einwohner ihre Wohnungen
nur in dringenden Fällen verlassen.
Bei dem Infizierten wurde
die stark ansteckende britische Virus-Variante nachgewiesen.
Es handelt sich um den ersten Corona-Fall in West-Australien
seit zehn Monaten.
Grüne, Linke und FDP wollen die Wahlrechtsreform der Großen Koalition
außer Kraft setzen, mit einer Klage beim Bundesverfassungsgericht.
Konkret bemängeln sie, dass Überhang- mandate nur teilweise
ausgeglichen werden, was v.a. der Union nütze.
Außerdem verfehle die Reform das erklärte Ziel,
nämlich das Parlament zu verkleinern.
Sollten die Richter dem Antrag stattgeben,
würde bei den Bundestagswahlen im Herbst das alte Wahlrecht gelten.
Frankreich hat Deutschland erneut dazu aufgerufen,
den Bau der Pipeline "Nord Stream 2" zu stoppen.
Damit reagiert Paris auf die jüngsten Ereignisse in Russland.
Dort sitzt seit Mitte Januar der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny
in Haft.
Außerdem wurden mehr als 5.300 seiner Anhänger festgenommen
bei landesweiten Protesten.
Auch die Bundesregierung verurteilte das Vorgehen der Sicherheitskräfte.
An der umstrittenen Gas-Pipeline wolle man aber festhalten.
In Berlin-Köpenick haben Polizei und Feuerwehr
rund 300 Wohnungen evakuiert.
Eine angrenzende Baugrube war voll Wasser gelaufen,
deshalb drohte ein Nachbargebäude einzustürzen.
Außerdem wurde befürchtet,
dass Gas-, Wasser- und Stromleitungen bersten.
Bei eisigen Temperaturen mussten hunderte Anwohner
in Sicherheit gebracht werden.
Das ist Myanmar, Südostasien, ein Land mit blutiger Vergangenheit,
dessen Zukunft seit heute wieder düster erscheint.
Das Militär hat die Macht an sich gerissen,
ein Putsch gegen die Regierung.
Nicht mal ein Jahrzehnt, nachdem die Generäle dort Teile ihrer Macht
abgegeben hatten.
50 Jahre lang hatte eine Militärjunta das Land isoliert.
Dann galt es als seltenes Beispiel für so einen Weg zur Demokratie.
Aung San Suu Kyi, ausgezeichnet mit dem Friedensnobelpreis,
galt als Hoffnungsträgerin für Millionen.
Seit heute ist Myanmar wieder abgeriegelt.
Norman Odenthal berichtet.
Wie aus dem Lehrbuch läuft die Aktion,
Myanmars Militär putscht eben nicht zum ersten Mal.
Panzerwagen rollen an, Soldaten marschieren,
sperren wichtige Straßen ab.
Helikopter steigen auf und sichern aus der Luft.
Regierungsgebäude werden besetzt,
Internet und Telefonleitungen lahmgelegt.
Was sich da gerade abspielt,
wird dann im Staatsfernsehen nüchtern erklärt:
Die Hoheit über die Gesetzgebung, die Regierung und die Rechtsprechung
gehen über auf den Oberkommandierenden,
so wie es die Verfassung in Artikel 418, Punkt A vorsieht.
Eine Nacht- und Nebelaktion geht dem voraus.
Parlamentarier werden festgenommen, abgeführt - unklar, wohin.
Die prominenteste Gefangene ist Aung San Suu Kyi,
Friedensnobelpreisträgerin, Staatsrätin,
de facto Chefin der Regierung und ein Dorn im Auge der Armee.
Aung San Suu Kyi wird sicherlich festgenommen worden sein,
um zu verhindern, dass es zu größeren Massenkundgebung kommt.
Ihre Beliebtheit im Lande, das haben die Wahlen auch wieder gezeigt,
ist wirklich sehr groß.
Sie ist die Mutter des Landes, die Stimme des Landes.
Sie ist die die Landeschefin.
Insofern ist das natürlich auch für das Militär sehr gefährlich.
Vor drei Monaten wurde gewählt,
zum zweiten Mal erst freie Wahlen in dem Land,
das Jahrzehnte der Militärdiktatur hinter sich hat.
Aung San Suu Kyi erringt dabei einen Erdrutschsieg.
Militärnahe Parteien haben das Nachsehen.
Die Armee spricht sodann von Wahlbetrug.
Doch statt Beweise vorzulegen, werden heute Tatsachen geschaffen,
der Ausnahmezustand ausgerufen, für ein Jahr.
Wer glaubt schon daran, dass es bei einem Jahr bleibt?
Wer garantiert das?
Wir wurden schon so oft belogen - denen kann man nicht trauen.
Die Armee greift unser Volk an.
Sie haben die zivile Regierung weggeputscht,
die Regierung, der wir unsere Stimme gegeben haben.
Die Demokratie in unserem Land ist wie ein Vogel,
der noch fliegen lernen muss.
Und jetzt bricht die Armee unsere Flüge.
Endet damit also der Traum von der Demokratie schon wieder?
Wie immer scheint vieles
am Schicksal von Aung San Suu Kyi zu hängen.
Schon einmal hatte sie 15 Jahre unter Hausarrest gestanden.
Ihre Freilassung, ihr Aufstieg, die Wahlen -
Myanmar schien auf dem Weg der Öffnung.
Doch jetzt geht es um die Macht,
von der das Militär nicht lassen will.
Mehr denn je zeigt sich, dass die Demokratie im Land
immer auf die Gnade der Generäle angewiesen war und bleibt.
Das Ganze wird auch zur Bewährungs- probe für US-Präsident Joe Biden,
die erste außenpolitische Krise.
Biden droht den neuen Machthabern heute mit Sanktionen.
Er sagt, die USA werden für Demokratie aufstehen,
wo immer sie angegriffen wird.
Da schauen wir auf die Altenpflege:
Die Gewerkschaft will in der Branche
einen bundesweiten Tarifvertrag durchsetzen
und ist diesem Ziel nun etwas näher gekommen.
Mit dem Arbeitgeberverband BVAP hat sie sich auf Konditionen geeinigt.
Bis 2023 sollen die Mindest- entgelte um 25 % steigen.
In Ostdeutschland, wo das Lohnniveau aktuell
etwas niedriger liegt, fällt das Plus etwas größer aus.
Ob die Einigung auf alle Altenpfleger ausgeweitet wird,
ist fraglich.
Mehrere Verbände wehren sich vehement dagegen.
Biertrinken macht allein zu Hause nur halb so viel Spaß.
Und das zeigt sich auch an den Verkaufszahlen:
Viele Brauereien bangen um ihre Existenz.
Und es trifft v.a. diejenigen, die im Bierregal
für Vielfalt sorgen, Frank Bethmann in Frankfurt.
Ja genau, die kleineren, regionalen Brauereien.
Betriebe, die oft schon seit Generationen im Familienbesitz sind,
die Weltkriege, Wirtschafts- und Währungskrisen überstanden haben,
jetzt aber hängt ihre Existenz am seidenen Faden.
Warum? Weil sie einen Großteil ihres Umsatzes in normalen Zeiten
im Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft machen.
Doch da ging praktisch gar nichts mehr.
Zudem sind wichtige Auslandsmärkte für die Brauwirtschaft
insgesamt weggebrochen.
Und so hat sich 2020 zu einem rabenschwarzen Bierjahr entwickelt.
Nach ersten Prognosen schrumpfte der Absatz im Corona-Jahr
um rund 6 %.
Das sind umgerechnet 55 Mio. Bierkisten.
Besser dran waren Abfüller, die weniger Fässer,
sondern überwiegend Flaschenbier verkaufen.
Die Branchengrößen Oettinger, Veltins und Krombacher überstanden das Jahr
mit vergleichsweise geringen Einbußen.
Bitburger und Warsteiner erfasste die Krise deutlicher,
da auch sie normalerweise mehr an die Gastronomie verkaufen.
Dass der Bierabsatz in Deutschland sinkt ist zwar nicht neu,
aber Corona hat dafür gesorgt, dass sich bildlich gesprochen
der Hopfen noch mehr von der Gerste trennt.
Die meisten Großbrauereien kommen halbwegs glimpflich davon,
viele der rund 1.500 regionalen Abfüller dagegen stehen vor dem Aus,
weil sämtliche Rücklagen aufgebraucht sind.
Auch zigtausend andere Betriebe und Selbstständige
sind vom Shutdown betroffen und viele warten seit Wochen
auf die komplette Auszahlung der Dezember-Hilfen.
Nun steht laut Wirtschaftsministerium
die entsprechende Technik bereit.
Vorschüsse seien schon seit Anfang Januar überwiesen worden.
Insgesamt habe man seit Beginn der Corona-Pandemie
80 Mrd. Euro an Wirtschaftshilfen bewilligt.
So ist der Brite Tom Moore bekannt geworden:
Mit Rollatorspaziergängen hatte er während der ersten Corona-Welle
fast 37 Mio. Euro an Spenden gesammelt
für das nationale Gesundheitssystem.
Die Queen schlug ihn dafür sogar zum Ritter.
Nun liegt der 100-Jährige selbst mit einer Covid-Infektion im Krankenhaus.
Er hatte keine Impfung erhalten, weil er Medikamente
gegen eine Lungenentzündung eingenommen hatte.
Wir wünschen Captain Tom alles erdenklich Gute
und natürlich allen, die jetzt leiden und kämpfen.
Und das sind sehr viele.
Jeden Tag ein neues Bild, das Deutschlands Corona-Alltag zeigt.
Das ist das Projekt von einem,
der normalerweise die Mächtigen dieser Welt portraitiert.
Daniel Biskup hat Trump, Putin, Merkel, Kohl fotografiert.
Jetzt zeigt er Ohnmacht.
Und Standhaftigkeit.
Verzweiflung.
Und Humor.
Ein Corona-Tagebuch - Biskup ist bei Tag 323.
Christhard Läpple hat die Bilder.
Momentaufnahmen aus einem maskierten Land:
Menschen mit Abstand, Menschen zwischen Angst und Anpassung,
Appellen und Auflehnung.
Deutschland einig Corona-Land, von Bayern bis Berlin,
von Hamburg bis Sachsen.
Ein Fototagebuch seit dem 15. März 2020:
Ich hab das in meinem Leben noch nicht gesehen.
Ich hab zwar auch schwierige Situation meinem Leben fotografiert,
in Russland, in Jugoslawien.
Aber in dieser Form habe ich das in Deutschland nicht gesehen.
Das ist Daniel Biskup.
Seit knapp einem Jahr ist der renommierte Fotograf unterwegs.
Jeden Tag veröffentlicht er auf Instagram ein neues Bild.
Am Anfang, im ersten Lockdown, entstehen Situationen wie diese:
Eine fröhliche Kassiererin in Augsburg,
ein Dankeschön an Ärzte und Pfleger.
Schutzmaskenverkauf an der Straße.
Schulstart in der Turnhalle.
Auf einmal funktioniert nichts mehr.
Also ich kann fotografieren,
aber die Leute, die ja Musik spielen,
können vielleicht jeden Abend bei Twitter irgendetwas Posten
oder Live-Streamen,
aber ich glaube, das ist nicht die Erfüllung.
Im Sommer verändert sich das Land wieder.
Mit mehr oder weniger Abstand - eine neue Gelassenheit.
"Ihr hupt, wir trinken", ein Kasten Bier gegen Langeweile.
Zufallsbegegnung auf einer Landstraße bei Magdeburg.
Später fotografiert Biskup zunehmend frustrierte, wütende Menschen.
Proteste, Suche nach Schuldigen, Verschwörungstheorien.
Es ist so generell so eine Sache,
dass ich eigentlich keine Bilder inszeniere,
sondern sie sind einfach da.
Genau hinschauen und Zuhören, das ist sein Geheimnis.
So macht der Augsburger Biskop
die Folgen des unsichtbaren Virus sichtbar.
So entsteht Nähe, obwohl Abstand oberstes Gebot ist.
13. Januar 2021, Tag 299:
Fototermin im Krematorium von Meißen.
Selbst für den Profi Biskop ein beklemmender Moment.
Hunderte Särge stapeln sich, die Öfen sind am Limit.
Die Mitarbeiter im Drei-Schicht-System.
Meißen in Sachsen ist ein sogenannter Hotspot,
trotz verschärften Lockdowns.
Das ist eine große Tragödie,
ist dass jetzt hier Hunderte von Menschen in den letzten Tagen,
Wochen verstorben sind und die jetzt auf ihren letzten Weg
in den Ofen warten.
Daniel Biskup macht weiter. Wie lange noch?
Also ich hoffe nicht, dass ich "Tag 1.000" schreiben muss.
"Corona verpiss dich, keiner vermisst dich",
fotografiert in Berlin.
Wann kommt endlich das Happy End?
Gute Frage.
Die Antwort haben wir auch heute nicht.
Aber wir haben uns bemüht, ihr ein wenig näherzukommen.
Danke, dass Sie dabei waren.
Und hoffentlich noch etwas bleiben.
Gerne bis zum "heute journal up:date" um 0.10 Uhr.
Tschüss, bis morgen.
Die Grenzwetterlage der vergangenen Tage verstärkt sich schon wieder.
Und so gibt es wieder kalte Luft im Norden
und milde Luft im Südwesten.
Und morgen im Tagesverlauf erreicht uns von Westen her neuer Regen,
und er geht dann im Norden in Schnee über.
Hier ist es deutlich kälter als im Süden.
In der Nacht gibt es große Rutschgefahr im Osten
mit gefrierendem Regen und überfrierender Nässe.
Ansonsten regnet es im Süden noch.
Das Ganze zieht aber allmählich nach Osten ab.
Und im Westen und v.a. nach Nordwesten hin lockert es auf.
Im Norden hier also eisig, sonst aber deutlich milder,
z.B. Richtung Südwesten.
Morgen am Vormittag kommt im Nordwesten Schnee auf,
und hier wird es rutschig.
Ansonsten auch Regen von Westen her.
Ganz im Osten ist es trocken und an der Ostsee sogar etwas Sonnenschein.
Zum Nachmittag dehnt sich dieses Schneefallgebiet weiter
in die Mitte und etwas nach Norden aus.
Die Luftmassengrenze bleibt dann auch in den nächsten Tagen erhalten.
Damit einen schönen Abend.