heute journal vom 11.02.2021 - Corona-Debatte im Bundestag
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Auch heute wieder ein Tag,
an dem das Corona-Thema das politische Geschehen beherrschte.
Die Bundesregierung hat neue Einreisebeschränkungen beschlossen.
Tschechien und Tirol wurden werden als Virusmutationsgebiete eingestuft,
damit gelten strengere Einreisebestimmungen.
Neben den schon bestehenden Grenzkontrollen zu Österreich
wird es ab Sonntag auch Kontrollen an der Grenze zu Tschechien geben.
Damit soll der Import der neuen Mutanten eingedämmt werden.
Von Deutschland fernhalten lassen sie sich ja eh nicht mehr.
B.1.1.7 ist ja bereits im Land und breitet sich aus.
Wegen der Virusmutationen warnte Kanzlerin Merkel
bei ihrer Regierungserklärung heute erneut vor einer dritten Welle.
Die Debatte im Bundestag und die Kritik,
die ihr aus dem Parlament entgegenschallte,
hat Mathias Kubitza verfolgt.
Draußen Shutdown, drinnen Attacken.
Mächtig Druck unter der Kuppel - und unter den Masken.
Stoisch wird die Kanzlerin 22 Minuten lang erklären:
Nur so wie beschlossen könne man handeln.
Das, was wir gestern vereinbart haben, davon bin ich überzeugt,
ist geeignet, erforderlich und verhältnismäßig.
Es gibt insbesondere weiterhin kein milderes Mittel
als konsequente Kontaktbeschränkungen
in allen genannten Bereichen.
Wirklich?
Auch nach einem Jahr noch?
Trotz allem, was wir gelernt haben?
Das ist bestenfalls einfallslos, mit Sicherheit, Frau Merkel,
ist das nicht alternativlos.
Viele Menschen haben sich mehr erwartet
als einen frischen Haarschnitt.
Ich frage mich: Wollen Sie den Mittelstand,
das Rückgrat unseres Wohlstands vernichten?
Wollen Sie uns auf den Stand eines Entwicklungslandes bringen?
Shutdown ohne Beteiligung des Bundestags –
das ist die grundsätzliche Kritik quer durch die Opposition.
Doch ein wenig war es heute auch
eine Stunde kritischer Selbsterkenntnis.
Wir hatten auch eine Risikoanalyse zu Pandemien,
aber wir haben sie nicht ernst genug genommen.
Dementsprechend müssen wir uns intensiver
auch mit einer Katastrophen- vorsorge beschäftigen.
Wir haben auch nicht die gesetzlichen Grundlagen.
Wir müssen Katastrophen üben, wir müssen Automatismen schaffen,
dass wir mit diesen Katastrophen besser klarkommen.
Darum geht es jetzt und das muss die Lehre aus dieser Pandemie sein.
Die Kanzlerin gesteht ein:
Letzten Sommer habe man zu zögerlich auf Virologen gehört.
Wir haben auf die Anzeichen der zweiten Welle und die Warnungen
verschiedener Wissenschaftler*innen hin nicht früh
und nicht konsequent genug
das öffentliche Leben wieder heruntergefahren.
So stünde bei jeder Entscheidung die Trauer um die Corona-Toten
mit im Raum.
Diese Verstorbenen, es sind jetzt weit mehr als 60.000 Menschen,
das sind unsere Mütter, Väter, Kinder, Verwandte, Freunde,
die wir nicht bewahren konnten.
Zu wenig Selbstkritik, beklagt die Linke,
das Sterben gehe schließlich weiter.
Täglich sterben weiter viele Menschen in Alten- und Pflegeheimen,
weil sie nicht geschützt werden und der Impfstoff fehlt.
Das Sterben in den Heimen ist vielleicht das dunkelste Kapitel
der letzten Jahrzehnte.
Zuversichtliches kaum zu hören heute,
angesichts der Mutanten und des Impfstoffmangels.
Dennoch:
In wenigen Wochen wissen wir, ob Geimpfte das Virus noch übertragen,
dann können wir Freiheitsrechte nach und nach zurückgewinnen.
Wer heute mehr verspricht, handelt fahrlässig.
Die Grünen würden gern schon mal den Pandemie-Wortschatz erweitern:
Das Gegenteil von Lockdown ist, ja was eigentlich?
Diese Pandemie wird uns noch lange beschäftigen.
Und gleichzeitig sollten wir uns jetzt mit Frage auseinandersetzen:
Was kommt eigentlich danach?
Was kommt nach dem Lockdown?
Wann kommt eigentlich "Open-up?"
Frühestens am 3. März.
Dann will sich die Bundeskanzlerin
wieder mit den Ländern zusammenschalten.
Im Bundestag jedenfalls geht's Merkel wie den Menschen.
Ihr aber schaut beim Hygiene-Fauxpas die ein oder andere Kamera zu.
Immer also an die Maske denken.
Über die Kritik an ihrer Politik werde ich mit der Kanzlerin
morgen übrigens selbst sprechen.
Wir sind zum Interview verabredet, hier im heute journal.
Im Bundestag sagte Angela Merkel:
Das Virus richte sich nicht nach Daten.
Man könne deshalb noch keine Termine nennen,
wann genau z.B. die Geschäfte alle wieder öffnen dürfen.
Darin liegt allerdings ein Dilemma:
Das Wichtigste für Geschäftsleute sind nun mal Termine.
Sie brauchen einen Zeitplan, auf den sie sich einstellen können.
Doch genau den gibt es nicht.
Der 7. März ist auch kein Stichtag,
auf den sie sich jetzt verlässlich einrichten könnten.
Weil ihnen niemand zusagen will,
dass die Infektionslage das dann auch tatsächlich hergibt.
Der Frust im Einzelhandel ist entsprechend groß,
berichtet Simon Pfanzelt.
Die Shopping-City gleicht einer Geisterstadt in diesem Februar.
Metzingen in Baden-Württemberg mit seinen 100 Outlet-Geschäften:
wie leergefegt.
Im Laden von Hugo Boss bleibt die Ware liegen.
Zwei Mitarbeiter pro Schicht beraten Kunden digital.
Die anderen Verkäufer sind in Kurzarbeit.
Wir wünschen uns mehr Konsistenz von der Politik.
Wir brauchen eine klare zeitliche Perspektive
und schnellstmöglich die Benennung eines Datums,
wann wir wieder öffnen können.
Normalerweise kommen 4 Mio. Besucher pro Jahr in die Stadt.
Und Besucher, das bedeutet in Metzingen immer auch Kundschaft.
Die fehlt jetzt - nicht nur für die Outlets,
auch für kleine Händler in der Innenstadt.
Das belastet langfristig auch die Finanzen der Kommune,
sagt der Oberbürgermeister.
Es fehlt ganz einfach das Leben, das ist sehr zu bedauern.
Je länger der Lockdown dauert, desto mehr laufen wir Gefahr,
dass wir dieses nicht mehr so einrichten können,
wie es davor war.
Weil die Angebote irgendwann nicht aufrecht erhalten werden können,
weil es Insolvenzen gibt,
weil es Einzelhändler, Gastronomen und Hoteliers gibt,
die irgendwann nicht mehr durch- halten können in diesem Lockdown.
Weltkonzerne wie Hugo Boss haben den Vorteil,
ihre Ware in ausländischen Filialen verkaufen zu können.
Kleinere Modehändler dagegen
sitzen bundesweit auf einem Berg an unverkaufter Kleidung,
viele warten noch auf Staatshilfe.
Für viele Textil- und Modehändler kann das das Aus bedeuten.
Es sind wahrscheinlich weit mehr als 50.000 Unternehmen,
die jetzt aufgeben müssen.
Weil die Hilfen nicht angekommen sind und nicht ausreichen werden
und es keine Perspektive nach vorne gibt.
Es ist kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Bis zu 250.000 Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel, sagt der Verband.
Auch Handelsexperten halten eine Pleitewelle für wahrscheinlich.
Ein Grund dafür: Die Hilfsgelder würden ungerecht verteilt.
Da besteht ein Missverhältnis, dass Unternehmen,
die vorher schon angeschlagen waren,
nur weil sie eine gewisse Lobby haben wie Karstadt Kaufhof,
relativ schnell immense Staatshilfen bekommen,
kleinere und mittelgroße Händler sich wochen- und monatelang
die Hacken ablaufen und bis heute nichts gesehen haben.
Da muss dringend nachgeschärft werden.
Wie raus aus der Krise?
In der Outletcity in Metzingen versuchen sie,
den Kontakt zu ihren Kunden nicht zu verlieren.
Sie arbeiten mit Influencern,
präsentieren sich in Sozialen Medien und bieten virtuelles Shoppen an.
Das bringt ihnen gerade mal 10 % des entgangenen Umsatzes.
Deshalb drängt auch der Bürgermeister
auf einen schnelle Öffnungsperspektive.
Es gibt Einzelhändler, die haben hervorragende Hygienekonzepte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es gelingen könnte,
mit bestimmten Auflagen unterschiedlicher Art,
das ein oder andere früher und schneller zu eröffnen,
um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schäden
in Grenzen zu halten.
Doch die Entscheidung ist gefallen.
Ladenschließungen bleiben ein Mittel in der Pandemiebekämpfung.
Keine Öffnung für weitere drei Wochen.
Viele Informationen rund ums Corona-Thema
finden Sie bei uns immer auch online, auf ZDFheute.
Etwa dazu, wann und wie die einzelnen Bundesländer
Schulen und Kitas öffnen wollen.
Jetzt erst mal die Nachrichten von Heinz Wolf.
In Italien hat Ex-EZB-Chef Draghi für die geplante Regierungsbildung
jetzt auch die Unterstützung der Fünf-Sterne Bewegung,
die die stärkste Kraft im Parlament ist.
In einer Abstimmung der Fünf-Sterne-Mitglieder
sprach sich eine Mehrheit dafür aus.
Draghi hatte in den vergangenen Tagen mit den Parlamentsparteien
über die Regierungsbildung beraten.
Mit der Zustimmung der Fünf-Sterne-Bewegung
erhält Draghi ein weiteres positives Signal,
dass er mit einer großen Mehrheit rechnen kann.
Die USA halten auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden
den Druck auf China aufrecht.
Nach Angaben des Weißen Hauses sprach Biden in einem ersten Telefonat
mit dem chinesischen Präsidenten Xi eine Reihe von Streitpunkten an,
u.a. seine grundlegenden Sorgen
über Pekings unfaire wirtschaftliche Praktiken
und auch über das Vorgehen Pekings in Hongkong und gegenüber den Uiguren.
Chinas Präsident sprach dagegen von inneren Angelegenheiten Chinas,
wie es hieß, und warnte auch vor einer Konfrontation.
Der Bundestag hat mit den Stimmen der Koalition
den Straftatbestand der Geldwäsche reformiert.
Das Verschleiern von kriminellen Profiten
wird demnach grundsätzlich strafbar, unabhängig davon,
durch welche Straftat sie erworben wurden.
Bisher konnte Geldwäsche nur dann verfolgt werden,
wenn das fragliche Vermögen aus ganz bestimmten Straftaten,
wie Drogenhandel, Menschenhandel oder Schutzgelderpressung, stammt.
Nach dem tödlichen Messerangriff in Dresden Anfang Oktober
hat die Bundesanwaltschaft laut ZDF-Informationen Anklage erhoben.
Der mutmaßliche Attentäter soll aus islamistischen
und homosexuellen-feindlichen Motiven zwei Touristen niedergestochen haben.
Ein Mann starb, das andere Opfer überlebte schwerverletzt.
Ob und wann es zum Prozess kommt,
entscheidet das Oberlandesgericht Dresden.
Rund ein halbes Jahr nach der um- strittenen Präsidentenwahl in Belarus
hat Machthaber Lukaschenko das Ver- halten westlicher Staaten kritisiert.
Die monatelangen Massenproteste
seien "von externen Mächten künstlich erzeugt" worden.
Bei der Eröffnung des "Allbelarussischen Volkskongresses"
stellte Lukaschenko vor den Delegierten außerdem
eine neue Verfassung in Aussicht.
Sie soll weniger Vollmachten für den Präsidenten enthalten.
Anfang 2022 sollen die Belarussen darüber abstimmen.
Seit Jahrzehnten streiten China und Indien um ein Grenzgebiet
im Himalaya-Gebirge.
Nun haben die Länder ihren Konflikt vorerst beigelegt
und einen Truppenabzug vereinbart.
Rund um den Pangongsee in der Region Ladakh
haben erste Truppeneinheiten der indischen und chinesischen Armee
mit dem Rückzug von der umstrittenen Grenze begonnen.
Nach bewaffneten Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten
hatten beide Seiten zehntausende Soldaten in der Region mobilisiert.
Auch in Europa gibt es nach wie vor Grenzen, die umstritten sind.
Und kaum etwas ist so explosiv wie ungeklärte Grenzfragen,
v.a., wenn die Bevölkerung innerhalb eines Landes darüber gespalten ist.
Der Bürgerkrieg in Nordirland ist noch nicht so lange her.
Die "Troubles", wie sie diese blutige Zeit nennen,
sind ein Trauma, bis heute.
Jede Familie war in irgendeiner Form betroffen:
Die protestantischen Nordiren, die sich Großbritannien zugehörig fühlen,
genauso wie die katholischen,
die sich die Loslösung vom Königreich wünschen
und die Vereinigung mit der Republik Irland.
Gelöst ist das bis heute nicht.
Aber die Mitgliedschaft in der EU half sehr,
weil es damit auf der irischen Insel keine physische Grenze mehr gab.
Dieses Problem wurde bei der ganzen Brexit-Debatte
von den Engländern weitgehend verdrängt.
Das rächte sich: erst bei den Verhandlungen mit der EU
und jetzt in der neuen Brexit-Realität.
Andreas Stamm berichtet.
Geduld bringt Rosen:
Vier Jahre lang während der Brexit-Verhandlungen waren sie
beim Belfaster Gartengroßhändler Hillman geduldig.
Doch die LKW, die Rosen aus Großbritannien bringen,
kommen nicht mehr, erklärt Inhaber Robin Mercer.
Grund: der Sonderstatus Nordirlands,
das als Teil des Vereinigten Königreichs
weiter im EU-Binnenmarkt ist.
Britische Erde darf nicht mehr eingeführt werden
über die neue Zollgrenze - die das eigene Land zweiteilt.
Gewächse aus Großbritannien,
wir hatten uns schon gedacht, dass wir Probleme kriegen.
Deshalb haben wir im Dezember Rosenvorräte angelegt.
Aber wir werden nie wieder welche bekommen,
das ist unmöglich geworden.
Sie suchen sich jetzt Lieferanten aus der EU.
Rechnen mit höheren Preisen, herben Umsatzeinbußen.
Der Last-Minute-Handelsvertrag brachte zig neue Regeln,
Formulare über Nacht.
Überforderte Zollkontrolleure treffen nun auf Lieferanten
mit falschen oder gar keinen Papieren.
Statt Obst und Gemüse aus Britannien leere Supermarktregale.
Und in wenigen Wochen sind weitere Verschärfungen
der Kontrollen geplant - noch mehr Regeln.
Die geltende Übergangsphase muss verlängert werden,
als erster Teil einer größeren Lösung.
Man sollte nicht vergessen, dass unsere Händler gerade
den perfekten Sturm durchmachen, Brexit und Corona.
Die Probleme mit dem Sonderstatus Nordirlands
müssen umgehend gelöst werden.
Doch einen perfekten Sturm verschlimmern –
wenn es jemand schafft, dann Brüssel und London.
Seit Tagen überziehen sich beide Seiten mit Vorwürfen.
Britische Forderungen nach Änderungen
am eben erst geschlossenen Vertrag lehnt Brüssel
vorm heutigen Krisentreffen in London ab.
Vor gerade mal acht Wochen
haben wir eine Vielzahl von praktischen Lösungen gefunden,
die helfen, den Übergang in Nordirland zu erleichtern.
Die sollten von britischer Seite auch schleunigst umgesetzt werden.
London ätzt zurück: Die EU spiele falsch in Nordirland.
Den Brüssel wollte Corona-Impfstofflieferungen
über Nordirland nach Großbritannien verhindern,
über eine Sonderklausel des Brexit-Vertrags,
die Grenzkontrollen ermöglicht.
Seitdem erklärt die britische Regierung:
Die Regelungen zu Nordirland
haben sich als nicht praxistauglich erwiesen, schaden der Wirtschaft
und man riskiere ein Wiederaufflammen von Gewalt.
Die Regeln und Institutionen, die für Stabilität standen,
werden gerade zerstört, danach ist alles möglich.
Sehr kleine Gruppen können dann weitere Unruhen anfachen.
Gruppen, die schon sichtbare Zeichen in Belfast hinterlassen.
Denen langsam klar wird:
Man ist wirtschaftlich Teil der EU geblieben.
Und dem Geld folgt oft die Gesinnung.
Der Brexit ist Realität.
Die Abspaltung vom Vereinigten Königreich droht Realität zu werden.
Dass es da in Nordirland
bei bloßen Drohungen von Gewalt bleibt: unrealistisch.
In Washington geht das Impeachement- Verfahren gegen Donald Trump
in die nächste Runde.
Die Demokraten, die da gewissermaßen als Ankläger auftreten,
setzen v.a. darauf, der Öffentlich- keit noch mal vor Augen zu führen,
wie gewaltig und gewalttätig dieser Sturm aufs Kapitol war.
Dass es sich nicht einfach nur um eine eskalierte Demonstration
handelte, sondern, dass da ein Mob unterwegs war, der töten wollte.
Sodass Politiker, u.a. Trumps Vizepräsident,
zu Recht um ihr Leben fürchteten.
Der Hass und die Angst werden v.a. mit Videos dokumentiert,
von denen manche bisher noch nicht öffentlich waren.
Aus Washington: Tom Palluch.
Es ist eine Sammlung dramatischer, teils schockierender
und auch neuer Videos aus Überwachungskameras,
die die Anklägerinnen und Ankläger
dem Senat und der Öffentlichkeit präsentieren.
Die Einzelteile sollen sich zu einem präzisen Gesamtbild
der Ereignisse vom 6. Januar zusammenfügen und beweisen:
Donald Trump war kein Unbeteiligter,
sondern der "Inciter in Chief", der "Chefanstifter".
Die Aufständischen sagten,
sie kommen nach Washington wegen Präsident Trump.
Er lud sie ein, mit klaren Instruk- tionen für einen bestimmten Ort,
eine bestimmte Zeit und mit klaren Befehlen.
Wir wurden eingeladen vom Präsidenten der Vereinigten Staaten,
schreit einer in der wütenden Menge.
Aussagen wie diese, zusammenmontiert mit Statements von Trump selbst,
sollen beweisen, dass er den Mob aufgestachelt hat.
Der Aufstand war bis dahin
die gewalttätigste und gefährlichste Episode
in Donald Trumps fortlaufenden Mustern
und der Gewohnheit, Gewalt anzustacheln.
Hängt Mike Pence!
Ruft die Menge, die auch noch einen Galgen aufgestellt hat.
Doch anstatt ihm beizustehen,
twittert Trump keine zehn Minuten später:
"Mike Pence hatte nicht den Mut, zu tun, was getan werden sollte,
um unser Land zu verteidigen."
Denn Pence hatte sich Trumps Anordnung widersetzt,
Wahlstimmen für ungültig zu erklären.
Er musste sich im Kapitol,
nur wenige Meter von den Auf- ständischen entfernt, verstecken.
Hier wird er in Sicherheit gebracht.
Journalisten im Kapitol berichteten, sie hörten Randalierer sagen,
sie suchen nach Pence, um ihn hinzurichten.
Als die Lage weiter eskaliert,
wenden sich Republikaner direkt an ihren Präsidenten.
Mr. President, Sie müssen das stoppen.
Sie sind der Einzige, der das aufhalten kann.
Doch Trump reagiert erst nach über einer weiteren Sunde.
Erst dann fordert er den Mob auf, nach Hause zu gehen.
Allerdings nicht ohne seine Behauptung vom Wahlbetrug
zu wiederholen und dem Gruß:
"Wir lieben euch, ihr seid etwas ganz Besonderes."
Zwei Nachmittage liefert die Anklageseite
eine detailreiche Darstellung der Ereignisse.
Doch bei den Republikanern beeindruckt das nicht alle.
Die Stimmen für "nicht schuldig" dürften heute mehr geworden sein.
Ich glaube, die meisten Republikaner
fanden die Anklage beleidigend und absurd.
Nach den Demokraten bekommen ab morgen Trumps Verteidiger das Wort.
Die können offenbar weiter darauf zählen,
dass die Mehrheit der Republikaner
sich nicht gegen den Ex-Präsidenten entscheiden wird.
Jetzt Nachrichten aus der Finanzwelt.
Die Commerzbank hat seit Anfang 2021 einen neuen Vorstandschef,
Manfred Knof, heute hat die Bank bei einer Pressekonferenz
die Eckpunkte ihrer neuen Strategie vorgestellt.
Frank Bethmann, wie sehen die aus?
Der Neue muss die Commerzbank zügig wieder auf Kurs bringen.
Denn von dem ist Deutschlands zweitgrößte Privatbank
spätestens seit der Finanzkrise 2008 abgekommen.
Damals musste der Staat als Retter einspringen.
Seitdem scheiterten mehrere Versuche, die Bank neu aufzustellen.
Das große Problem des Instituts: Es verdient zu wenig Geld.
Deshalb jetzt der nächste Anlauf, mit neuem Vorstandvorsitzenden.
Seine Strategie sieht harte Einschnitte bis 2024 vor.
So ist der Abbau von 10.000 Vollzeitstellen geplant,
ebenso die Verringerung von derzeit 790 auf dann nur noch 450 Filialen.
Dazu eine massive Kostensenkung.
Eine Radikalkur also, die Börse aber bleibt skeptisch.
Der Kurs der Aktie sinkt heute deutlich, um 6 %.
Besonders im Fokus natürlich der massive Stellenabbau.
Die Konzernspitze sagt, in Deutschland
werde jeder dritte Arbeitsplatz von den Streichungen betroffen sein.
Das sind natürlich sehr harte Einschnitte für die Belegschaft.
Auf der anderen Seite muss man sagen,
dass die Commerzbank seit Jahren Verluste schreibt,
insofern auch drastische Maßnahmen erforderlich sind.
Härter könnten die Zeiten auch für die Kunden der Commerzbank werden.
Knof deutete heute an,
dass man zwar vorerst am kostenlosen Girokonto festhalten wolle,
dass man aber sehr wohl darüber nachdenke,
Negativzinsen im größeren Umfang an die Privatkunden weiterzugeben.
Zum Start der Alpinen Ski-WM in Cortina d'Ampezzo gab es
für das deutsche Team eine Medaille im Super-G.
Mit nur 7 Hundertstel Rückstand auf den Sieger,
den Österreicher Vincent Kriechmayr, gewann Romed Baumann Silber.
Mit Mut zum Risiko und einer nervenstarken Fahrt
rast der gebürtige Tiroler Romed Baumann über die WM-Piste.
Für Österreich war der 35-Jährige vor zwei Jahren nicht mehr gut genug
Nach dem Wechsel zum Deutschen Skiverband
gelingt ihm jetzt sein größter Erfolg:
Silber, um 7 Hundertstel
hinter seinem früheren Landsmann Vincent Kriechmayr -
und vor dem Franzosen Alexis Pinturault.
Den Weg, den ich bestritten habe, das hat nur funktioniert,
weil ich ein neues Umfeld gehabt habe,
das an mich geglaubt hat und mich unterstützt hat,
das alles möglich gemacht hat - ein riesengroßes Dankeschön.
Ich freu' mich irrsinnig für Romed.
Ich hab's schon einige Male erwähnt, als er noch für Österreich
gefahren ist, war er oft der Buhmann der Nation.
Viele Male zu Unrecht, er ist immer abgestempelt worden.
Er ist ein toller Charakter und ich freu' mich irrsinnig für ihn.
Es ist das beste WM-Ergebnis eines deutschen Skifahrers im Super-G.
Der FC Bayern München hat die Klub-WM in Katar gewonnen.
Das Finale am Abend gegen die mexikanische Mannschaft Tigres
entschieden die Bayern mit 1:0 für sich.
Bei den Münchner Favoriten beginnt Leroy Sane anstelle
des in Katar corona-positiv getesteten Thomas Müller.
Die Bayern von Beginn an präsent und tonangebend.
Und als Kimmich nach 18 Minuten das 1:0 erzielt,
scheint alles den erwarteten Gang zu gehen.
Doch wird der Treffer überprüft und vom Schiedsrichter zu Recht
wegen Abseits zurückgenommen.
Auch danach bleibt es ein Spiel auf ein Tor.
In Hälfte zwei nach 59 Minuten eine Dublette.
Das Tor von Pavard findet nach Videobeweis Anerkennung - 1:0.
Die Bayern haben alle sechs möglichen Titel der Saison gewonnen.
Was den Fußballern die Stadien, sind den Filmemachern die Kinos:
Die sind bei uns ja auch leer.
Und damit gibt es auch keine Premieren auf großer Leinwand,
keine roten Teppiche mit jubelndem Publikum.
Neue Filme gibt es trotzdem und auch Wettbewerbe.
Die Oscar-Verleihung etwa wird es auch in diesem Jahr geben,
allerdings erst frühestens im April und nicht mit einer großen Gala
aus Los Angeles, sondern verteilt auf mehrere Orte,
jeweils in kleinerem Rahmen.
Auch bei der Berlinale ist diesmal alles anders.
Normalerweise wäre sie heute Abend feierlich eröffnet worden,
das fällt flach.
Aber stattfinden wird sie trotzdem, allerdings erst mal nur online.
Aus Berlin: Stephan Merseburger und Nadia Nasser.
Schnee, eisige Temperaturen und gähnende Leere:
Tristesse, wo heute eigentlich der Teufel los sein sollte.
Blick zurück in bessere Berlinale-Tage:
Presse und Publikum aus dem Häuschen,
weil Weltstars nach Berlin gekommen sind.
In diesem Jahr ist alles anders - wegen Corona.
Die Leitung hat das Festival in Zwei geteilt.
Im März findet ein reiner Branchentreff online statt,
das öffentliche Festival mit Publikum und Stars im Juni,
so Gott will.
Es ist ein Riesenvorteil, wenn Filmemacher, Publikum, Presse
und Stars zur selben Zeit am selben Ort alle zusammen kommen.
Das geht aber nicht.
Die Alternative wäre gewesen, das Festival abzusagen.
Heute wurden die 15 Wettbewerbsfilme bekanntgegeben.
Allein vier sind aus Deutschland.
Daniel Brühl zeigt sein Regiedebüt "Nebenan".
Er spielt einen Filmstar.
Sein Nachbar, dargestellt von Peter Kurth,
droht seine Karriere mit Enthüllungen zu zerstören.
Ebenfalls im Wettbewerb: "Fabian" von Dominik Graf
mit Albrecht Schuch und Tom Schilling.
Eine ZDF-Koproduktion nach dem Roman von Erich Kästner.
Berlin, die wilden 20er-Jahre und der Tanz auf dem Vulkan
neigen sich dem Ende entgegen.
Unheil liegt in der Luft.
Der Moment der Weltpremiere ist eigentlich immer
ein wahnsinnig wichtiger und emotionaler Moment,
wo die Arbeit das Licht der Welt erblickt.
Das findet nun mehr oder weniger hinter verschlossenen Türen statt.
Gleichzeitig ist es gut, dass dieses Festival
sich trotzdem dazu entschieden hat, stattzufinden.
Der Wettbewerb schafft Aufmerksamkeit
für anspruchsvolle und teils sperrige Filme,
die sie sonst nicht bekommen.
Daher gibt es auch Zweifel daran,
dass die Zweiteilung des Festivals richtig ist.
Was macht denn den Wettbewerb aus?
Nicht zuerst 'ne Jury hinter verschlossenen Türen,
sondern eben der rote Teppich, der Glamour, der Hype, das Publikum.
Das beflügelt Filme und hilft diesen weit über das Festival hinaus.
Aber es gab auch Druck aus der Filmindustrie,
den bedeutenden Filmmarkt der Berlinale jetzt,
wenigstens virtuell, stattfinden lassen.
Es hat jetzt schon richtig lange kein Markt mehr stattgefunden.
Und es gibt eine ganze Menge Filme, die darauf warten,
ge- oder verkauft zu werden, und dass dann Deals zustande kommen,
die neuen Filmen den Weg ins Kino ebnen.
Das Publikumsfestival im Juni verheißt Stars,
darunter Michelle Pfeiffer, Jodie Foster,
Benedict Cumberbatch und Michael Caine.
Da kommt doch glatt Vorfreude auf.
Und noch wollen wir in unserer Corona-Tristesse
daran glauben, ein bisschen zumindest.
Einen Vorteil hat die virtuelle Berlinale ja:
Das sonst übliche Frieren auf dem Roten Teppich entfällt.
Und dieses Jahr würden Damen in dünner Abendrobe
auch noch ganz besonders frieren.
Woher diese "irre Kälte" kommt,
erklärt gleich Katja Horneffer in ihrem Wetterbericht.
Um 0 Uhr gibt es unser heute journal up:date mit Nazan Gökdemir.
Bis morgen, auf Wiedersehen.
Warum ist es eigentlich so eiskalt?
Dieses starke Hoch über Skandinavien ist schuld.
Es schiebt die Kälte heran.
Letztes Wochenende setzte auch noch Nordoststurm ein.
Südwestwärts wälzte sich die Frostluft schwer und träge.
Aus Südwesten drückte ein Tief milde und feuchte Luft dagegen.
Die deutlich leichtere Luft strömte über die Eiseskälte
und an dieser Grenze entwickelten sich massive Schneefälle
und gefährlicher Eisregen.
Die sind jetzt weg, der Schnee aber bleibt.
Die Temperaturen sinken nachts, unter klarem Himmel
und bei Windstille, auf minus 20 Grad oder darunter.
Meist ist der Himmel klar.
Nur in Sachsen und an der Ostsee gibt es noch einige Schneeschauer.
Morgen strahlt die Sonne.
Nur an der Ostsee gibt es noch letzte Schneeschauer.
Der Wind nimmt zu, er kommt aus nördlichen bis östlichen Richtungen.
Es bleibt dauerfrostig in Deutschland.
Das Wochenende wird sehr sonnig und etwas milder.
Am Montag kommen von Westen Schneeregen und Regenfälle heran.
Wenn die auf den tiefgefrorenen Boden fallen, wird es spiegelglatt.