heute journal vom 11.10.2021 - Ausgeschlachtet - Fleisch aus dem Labor
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute journal" mit Claus Kleber und Gundula Gause.
Guten Abend.
Die CDU macht ernst mit dem Neuanfang.
Zum dritten Mal in nur drei Jahren.
Solcher Verschleiß war bisher eine SPD-Spezialität.
Alles auf null und dann keine Nullen mehr vorne ist das Rezept der CDU.
Die ja immer noch recht neue,
aber zweifellos stark abgenutzte Führungsspitze
wird sich ums Jahresende herum neuen Wahlen stellen müssen.
Vorher sollen die 300+ Kreisvorstände der CDU aus allen Bundesländern
außer Bayern zu was und zu wie gehört werden.
Als Anwälte der Basis.
Damit ist noch keine Machtfrage entschieden.
Aber ein Weg beschrieben.
Winnie Heescher über die Suche nach neuem Kurs
für eine neue Kommandobrücke.
Endziel: Rückkehr an die Macht in vier Jahren.
Wenn eine Sitzung der CDU zu Ende ist
und eine Pressekonferenz angekündigt,
warten die Medien v.a. auf die, die keine Pressekonferenz geben.
Trauben wie diese symbolisieren, ein Politikmensch ist stehen geblieben.
Es besteht die Hoffnung, dass sich jemand weniger bedeckt gibt
und erzählt, was wirklich in der Sitzung passiert ist.
Heute blieb das relativ erfolglos.
Treppe runter und weg - die meisten stürmen ohne ein Wort davon.
Andere schütteln wenigstens noch den Kopf
oder versuchen sich in ihrer eigenen Traube unsichtbar zu machen.
Bleibt also erst mal nur der Generalsekretär, der erklärt,
wie die CDU möglicherweise einen neuen Chef,
eine neue Chefin finden will.
Es braucht in Zukunft mehr Mitgliederbeteiligung.
Deswegen haben wir uns entschieden,
am 30. Oktober zu einer Konferenz der Kreisvorsitzenden einzuladen.
Auf dieser Konferenz der Kreisvorsitzenden
soll über die Frage der Mitgliederbeteiligung,
von mehr Mitgliederbeteiligung diskutiert werden.
Hat plötzlich bei der CDU die Basis das Wort?
In einer Partei, die bislang alle ihre Vorsitzenden
auf Parteitagen bestimmt hat?
Bei denen es zuletzt knapp geworden ist in Kampfabstimmungen,
die man nun scheut.
Mehr Basis - die Meinungen gehen darüber in der CDU weit auseinander.
Aber die Forderung kommt immer hörbarer aus dem Osten der Partei
und von den Jüngeren.
Es ist auch keine Last, dass die Parteibasis eingebunden wird,
sondern aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit.
Es ist eine Voraussetzung dafür,
dass es gut wird in den nächsten Jahren.
Ob man das mit einem Mitgliederentscheid
oder auf eine andere Art und Weise macht, wird man sehen.
Es ist für uns alle so: Wenn wir irgendwo selbst mitgewirkt haben,
sei es beim Essen oder beim Aufbau eines IKEA-Möbelstücks,
geht es uns danach viel besser, wir haben eine andere Verbindung damit.
Deswegen brauchen wir stärkere Mitmachelemente in unserer Partei.
Diese Mitmachelemente kosten Zeit.
Die nächsten Wahlen kommen bald, das macht Druck.
Der Generalsekretär kündigt an: Entscheiden werden die Parteioberen.
Drei Tage nach den Kreisvorsitzenden über die Basisbeteiligung.
Wie sieht diese ganz konkret aus, in welchem Rahmen soll die stattfinden?
Im Lichte dieser Entscheidung soll festgelegt werden,
wann der Bundesparteitag zusammen kommt.
Noch ist alles offen.
Wie, wann, wer auf Armin Laschet nachfolgen könnte.
Der blieb heute unsichtbar.
Er hatte seiner Partei abgerungen, heute nicht vor jedem Mikrofon
stehen zu bleiben, sich dort weiter zu zerfleischen.
Gibt gleich 'ne Pressekonferenz!
Mal gucken, wie lange dieser Anschein des Friedens währt.
Als der Kandidat Armin Laschet drei Wochen vor der Wahl erkannte,
dass seine persönliche Anziehungskraft allein
den Sieg nicht bringen wird,
hat er seiner Kampagne noch schnell
ein Zukunftsteam als Unterbau verpasst.
Das neu und jung und bunter aussah
als sich die Union zuvor präsentiert hatte.
Da fiel in mehrfacher Hinsicht eine Politikerin auf,
die bundesweit vielen noch nicht begegnet war.
Silvia Breher, Rechtsanwältin aus Niedersachsen,
vor vier Jahren zum ersten Mal und direkt in den Bundestag gewählt
und quasi aus dem Stand
zur Vize-Vorsitzenden der Partei aufgestiegen.
Als Nachfolgerin von Ursula von der Leyen.
Sie hat ihren Wahlkreis Cloppenburg/Vechta
wieder direkt gewonnen, bestes CDU-Ergebnis.
Aber auch sie musste dabei mehr als acht Prozent Federn lassen.
Guten Abend, Frau Breher. Guten Abend.
Heute wurde von Ihrer Partei ein Verfahren beschlossen,
aber noch kein inhaltlicher Neuanfang.
Wie muss der nach Ihrer Ansicht aussehen?
Zunächst mal ist für uns entscheidend,
dass wir in die Erneuerung gehen.
Heute haben wir den Startschuss für die Zukunft gelegt.
Aber das kann nicht nur mit einem Kopf passieren.
Am Ende sind wir dann wieder da, wo wir gestartet sind.
Köpfe haben immer was mit Inhalt zu tun.
Für uns ist wichtig, dass wir das verbinden
und zu einer inhaltlichen Diskussion kommen.
Wie sollte diese Diskussion anders sein als bisher?
Wir haben seit dem Wechsel auf Annegret Kramp-Karrenbauer
und dann auf Armin Laschet die Coronaphase dazwischen gehabt.
Wir haben keinen inhaltlichen Parteitag führen können.
Wir haben vor allem die Ergebnisse der Struktur- und Satzungskommission
überhaupt nicht in die Tat umsetzen können.
Da ist einiges liegen geblieben, was wir aufarbeiten wollen.
Machen Sie uns doch mal eine Vorstellung
mit ein paar konkreten Vorschlägen.
Was muss bei der CDU auftauchen, was bisher versteckt war?
Zunächst einmal glaube ich,
dass wir wieder zu Geschlossenheit zurückkommen müssen.
Viele in der Partei und drumherum haben es satt,
diesen Streit, diesen innerparteilichen Zwist
und auch das Ego vieler Einzelner.
Insofern glaube ich, erst mal Geschlossenheit
und ein Team für die Zukunft aufzustellen,
einen neuen Vorstand zu wählen.
Es ist richtig, nicht nur über den Vorsitzenden zu sprechen,
sondern den ganzen Bundesvorstand neu zu wählen als erstes.
Und als Zweites geht es dann darum,
eine breite inhaltliche Diskussion zu führen.
Über Strukturen, bei der Kanzlerkandidatur haben wir gesehen,
was wir noch nicht für Strukturen haben.
Und auch bei der Beteiligung von Frauen.
Das Dritte geht dann wirklich um unsere Inhalte in der CDU.
Da brauchen wir eine breite Diskussion
und die Breite der Partei sichtbar.
Von unseren Flügeln, von unseren Vereinigungen hin zu einer Position.
Welche Flügel, welcher Aspekt der CDU ist jetzt unter die Räder gekommen?
Eine Mischung aus Laschet und Corona?
Wir haben in der letzten Zeit vor allem über Personen gesprochen.
Nicht mehr über Inhalte.
Unsere Mitglieder vor Ort sagen, Silvia, warum bin ich in der Partei?
Das müssen sie beantworten können an jeder Stelle und in jeder Sekunde.
Aus Überzeugung sagen zu können, ich bin in der CDU, weil ...
Das ist unsere Aufgabe, das wieder transparenter
mit allen wirklich wieder bis an die Basis
und von der Basis bis an die Spitze zu transportieren.
Sie merken schon, dass ich seit beinahe drei Minuten versuche,
bei Ihnen eine inhaltliche Position herauszuhören.
Sie laufen mir immer wieder davon.
Wenn eine Hoffnungsträgerin wie Sie nicht Klartext spricht,
wer soll es denn dann machen?
Herr Kleber, wir haben viele Inhalte.
Da können wir unsere große Familienthematik nehmen,
da können wir das Thema Schuldenunion nehmen,
und da können wir vor allem sicherheitspolitische Aspekte nehmen
Wir sind doch so breit, auch in der Partei.
Da kommen wir viel zu kurz, wenn wir uns einen Punkt rausreißen.
Sie beschreiben immer nur Themen und keine Positionen.
Interessant wäre jetzt mal, zu sagen, Sie sagen zum Beispiel,
familienpolitische ist dies und das falsch gelaufen.
Wir müssen uns da mal festlegen.
Oder Schuldenunion darf es nicht geben,
die schwarze Null ist unverhandelbar.
Ich höre nur zaghaftes Beschreiben von Themenkomplexen.
Warum traut sich in dieser Situation jemand wie Sie nicht,
inhaltlich Position zu beziehen?
Wir haben ganz verschiedene Themen, wir können eines ansprechen.
Das sind bei mir auch innerhalb der Partei die Frauen,
die wir wieder nach vorne bringen wollen.
Aber eines ist die Schuldenunion, das lehnen wir ab.
Beim Thema Familie ist uns wichtig,
die Familie in den Mittelpunkt zu stellen.
Keine Ideologie, links oder rechts, sondern darauf zu achten,
was die Familien wirklich wollen - Zeit und Geld.
Das haben wir in Ihrem Wahlkampf andauernd gehört.
Und was ist daran neu, wenn Sie es wieder sagen?
Wir wollen das in die Vereinigungen tragen.
Wir müssen auch mal wieder Streitpositionen ausfechten.
Wie zum Beispiel die Frage eines Freiwilligen-Jahres.
Wollen wir das verpflichtend oder nicht?
Ich glaube, dass wir große grundsätzliche Diskussionen
wie zum Beispiel den Atomausstieg, der ziemlich schnell beschlossen
wurde, aber in der Partei nicht diskutiert werden konnte,
vielmehr wieder in der Partei diskutieren.
Ich glaube, das ist unsere Aufgabe in Zukunft.
Wieder grundsätzliche Fragen
und nicht nur die Fragen des alltäglichen Geschäfts,
sondern wirklich auch grundsätzliche Fragen zu diskutieren.
Sie haben das mehrfach angesprochen
mit der Rolle der Frauen in der Partei.
Im Moment sind Favoriten für den neuen Vorsitz ausschließlich Männer.
Darf das so bleiben?
Ich wünsche mir und werde alles daran setzen,
dass Frauen in dieser Partei eine größere Rolle wieder spielen.
Da geht es am Ende nicht nur um den Kopf, der ganz vorne steht,
sondern um das Team, was drumherum steht.
Da kann es nicht sein,
dass hier unter mal unter zehn zwei Frauen stehen.
Das müssen einfach mehr sein, da werde ich alles dran setzen,
gemeinsam mit vielen weiteren.
Eine haben wir kennengelernt.
Einen schönen guten Abend und danke schön.
Der AfD Abgeordnete und Vorsitzende Jörg Meuthen
hat nach langem Schlingerkurs
gegenüber dem völkisch-nationalen Flügel zuletzt auf Konfrontation
gesetzt und inzwischen verloren.
Weil die AfD bei der Bundestagswahl
stramm Rechtserfolge eingefahren hat.
Vor allem im Osten der Republik.
Das politische Ende des Jörg Meuthen hat sich angekündigt.
Etwa am Tag nach der Wahl, als er sich auf offener Bühne
mit den AfD-Spitzenkandidaten über das Wahlergebnis stritt.
Wir mögen da wirklich eine Differenz haben in der Beurteilung.
Ich muss Ihnen auch ganz klar sagen,
dass ich mir das Ergebnis auch nicht schlecht reden lasse.
Nun also der Rückzug vom Spitzenamt.
In einer Mail an die AfD-Mitglieder schreibt er:
Meuthen zieht damit die Konsequenz daraus,
dass er in einer radikalisierten AfD
zunehmend isoliert und ohne Mehrheit dasteht.
Der rechtsextreme Teil innerhalb der AfD wird immer stärker.
Meuthen hat es nicht geschafft, denen Einhalt zu gebieten.
Gleichzeitig kann er in Westdeutschland
auch keine Erfolge verzeichnen.
Insofern ist der Rückzug so folgerichtig.
Meuthen hat sich für seinen eigenen Aufstieg lange
mit den extrem Rechten seiner Partei verbündet.
Erst in den letzten eineinhalb Jahren wandte er sich gegen sie,
etwa auf dem Parteitag in Kalkar.
Das kann und darf so keinesfalls weitergehen.
Entweder wir kriegen hier die Kurve
und zwar sehr entschlossen und sehr bald.
Oder wir werden als Partei in keineswegs ferner Zukunft
in ganz ganz schwere See geraten und gegebenenfalls scheitern.
Damals wie heute ging es um die Ausrichtung der Partei,
um Meuthens Versuch die AfD
als etwas weniger radikal erscheinen zu lassen.
Lieber Jörg, dieser Weg ist ein Irrweg.
Dieser Weg ist falsch, du spaltest die Partei.
Meuthen ist so etwas wie der Zauberlehrling der AfD.
Die Geister, die er rief, wurde er nicht mehr los.
Nun gibt er sich geschlagen und seine Intimfeinde jubeln.
Rechtsaußen Andreas Kalbitz schreibt auf Twitter über den Rückzug:
"Gute Entscheidung."
Meuthen hatte den Rauswurf von Kalbitz aus der AfD durchgesetzt.
Auch vom Co-Vorsitzenden, mit dem er über Kreuz liegt,
gibt es heute nur einen kühlen Dank.
Es schafft jetzt Klarheit für uns vor dem Bundesparteitag.
Es ist ein fairer Schritt.
Und damit wissen natürlich auch alle Parteimitglieder
und auch die Delegierten, woran sie sind.
Nun geht es um die Nachfolge.
NRW-Landeschef Rüdiger Lucassen wäre ein Kandidat:
Aus dem Westen, der auch mal mit Radikalen kann.
Aber er zögert noch.
Den Landesverband NRW jetzt zu verlassen,
das käme einem Pyrrhussieg gleich auf dem Weg der Konsolidierung.
Das will ich zurzeit noch nicht.
Aber bis Mitte Dezember ist noch viel Zeit,
und ich schließe es für mich nicht aus.
Mario Mieruch wurde 2017 für die AfD in den Bundestag gewählt,
verließ die Fraktion, weil sie zu weit nach rechts rückte.
Die Nachricht heute sieht er als Teil einer langen Entwicklung.
Die Partei wird den Weg in die Radikalisierung weiter gehen,
so wie sie das eben die ganze Zeit schon macht.
Und mit Meuthen ist dann jetzt quasi auch
das letzte Feigenblatt der Bürgerlichen dann weg.
Meuthen selbst ließ heute offen, ob er am Ende auch die AfD verlässt.
Nur so viel: Er wünscht sich für seine Nachfolge
eine "besonnene Wahl" und "vernünftige Vorstandsmitglieder".
Und jetzt die Nachrichten mit Gundula Gause.
SPD, Grüne und FDP haben in weiteren Sondierungsgesprächen
über die Bildung einer möglichen ersten Ampel-Koalition
auf Bundesebene beraten.
Erst morgen Mittag wollen sich die Unterhändler öffentlich äußern.
Weitere Treffen sind für morgen und Freitag angesetzt.
Mittwoch und Donnerstag beraten die Generalsekretäre
über die bekannten Streitpunkte in der Steuer- und Finanzpolitik,
sowie beim Klimaschutz.
Ziel ist eine Zwischenbilanz bis zum Ende der Woche,
als Basis für eine Entscheidung über Koalitionsverhandlungen.
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern
haben sich nicht auf eine bundesweite Corona-Testpflicht
für Beschäftigte mit Kundenkontakten verständigen können.
Jedes Bundesland soll das nun selbst entscheiden.
Das Bundesgesundheitsministerium
verteidigte erneut das Ende der kostenlosen Corona-Tests.
Jeder könne sich kostenlos impfen lassen.
Zahlen für die Tests müssen nun alle.
Kostenfrei bleiben sie für Kinder unter zwölf Jahren
und für unter 18-Jährige bis Jahresende.
So auch für Schwangere in den ersten drei Monaten ihrer Schwangerschaft
und wenn medizinische Gründe eine Impfung verhindern.
Viele Universitäten beginnen das Wintersemester
wieder mit Präsenz-Veranstaltungen.
Nach drei Corona-Online-Semestern
kamen wie hier in Köln wieder tausende Studierende zusammen,
zum Teil an ungewöhnlichen Orten, aber unter Einhaltung der 3G-Regeln.
Die Hochschulen haben Check-In-Systeme installiert,
um stichprobenartig Kontrollen zu ermöglichen.
Über die konkrete Umsetzung entscheiden jeweils die Universitäten
Tunesien hat eine neue Regierung.
Drei Monate, nachdem Präsident Kais Said
die frühere Regierung entlassen hatte,
vereidigte er heute überraschend ein neues Kabinett,
dem neun Frauen angehören.
Auch den Posten des Regierungschefs übernimmt eine Frau:
die Geologie-Professorin Nejla Bouden
will vor allem gegen die Korruption kämpfen.
Das letzte Wort bei Regierungsentscheidungen
hat aber weiterhin der Präsident.
Die irakische Regierung
hat die Festnahme eines hochrangigen IS-Terroristen gemeldet.
Der von den USA gesuchte Mann
soll Finanzchef des sogenannten Islamischen Staats sein.
An der Parlamentswahl haben sich so wenig Iraker beteiligt,
wie noch nie seit dem Sturz von Saddam Hussein vor 18 Jahren.
Nur rund 41 Prozent der Stimmberechtigten.
Stärkste Kraft ist ersten Auszählungen zufolge
die von dem schiitischen Geistlichen al-Sadre angeführte Bewegung.
Die Wahl war wegen der anhaltenden Krise im Irak und Massenprotesten
gegen die Regierung vorgezogen worden.
In Österreich wurde Sebastian Kurz
heute mit zarten 35 Jahren zum zweiten Mal schon "Altkanzler".
Das erste Mal verlor er sein Amt in der Ibiza-Affäre.
Es folgte eine Übergangsregierung, ein neuer Wahlerfolg
und eine neue Koalition, diesmal mit Grün.
Dann ein neuer Skandal.
Diesmal mit ihm selbst im Mittelpunkt.
Ihm blieb nur der Rücktritt.
Jedenfalls musste einer inszeniert werden.
Der Karikaturist der "Süddeutschen" sieht die Hebel der Macht im Schatten
Weiter beim Parteichef Kurz.
Auch wenn davor ein Gefügsamer Kanzler spielen darf.
Der Bericht von Britta Hilpert.
Ich gelobe.
Damit ist Alexander Schallenberg Kanzler.
Der Diplomat, Ex-Außenminister, Sebastian-Kurz-Fan.
Seine Blitzkarriere verdankt er Sebastian Kurz.
Der hat in ihm einen treuen Statthalter.
Und der grüne Koalitionspartner hat die untadelige Persönlichkeit,
die er verlangte.
Ist die Krise damit vorbei?
Die neu formierte Bundesregierung
trägt nun eine große Verantwortung dafür,
dass das Vertrauen der Bürger in die Politik wiederhergestellt wird.
Doch der Mann, der den größten Einfluss darauf hat,
ist heute unsichtbar.
Auf Sebastian Kurz kommt es weiter an.
Er steht in der Kulissen und zieht die Fäden
als Parteichef und Fraktionsvorsitzender.
Ich gehe davon aus, dass wir dann auch in dieser Funktion
von Sebastian Kurz eine gute Zusammenarbeit haben.
Denn die grünen wollen unbedingt ihre Projekte durchbringen:
Das landesweite Ticket für öffentlichen Nahverkehr,
der Einstieg in eine CO2-Bepreisung
und öko-soziale Steuerreform für Österreich.
Grüne Lieblingsprojekte, die nun der neue Kanzler umsetzen soll.
Deshalb schlucken die Grünen,
dass es den neuen Kanzler nur im Doppelpack gibt mit dem alten.
Ich werde selbstverständlich
mit Sebastian Kurz sehr eng zusammenarbeiten.
Alles andere wäre demokratiepolitisch absurd.
Zudem halte ich die im Raum stehenden Vorwürfe für falsch.
Zwei Mal hat Sebastian Kurz Bundeswahlen für die ÖVP gewonnen,
dafür betont man dieser Tage immer wieder Dankbarkeit.
Doch nun rumort es in der Partei, denn wer weiß, was da noch kommt.
In Österreich dauern solche Verfahren schon mal zehn Jahre
und auch heute gab es wieder neue Enthüllungen,
neue Chats in der Presse.
Peinlich die Einblicke in die Wortwahl und den politischen Stil.
Manche gehen vorsichtig auf Distanz.
Wenn strafrechtliche Dimensionen vorhanden sind und was dran wäre,
sind die Konsequenzen ohnehin hart zu treffen.
Da gibt's bei mir null Pardon in dem Zusammenhang.
Als Partei hat man auch einen gewissen Umgang zu beurteilen,
einen gewissen Stil, den man miteinander pflegt usw.
Da kommen natürlich in Chats gewisse Dinge zu Tage,
mit denen man aus meiner Sicht nichts anfangen kann.
Bei seinem Rücktritt am Samstag,
hat Sebastian Kurz das Wort "Entschuldigung"
nicht in den Mund genommen.
Er macht nur Platz auf Zeit, so lässt er durchblicken.
Er ist nicht weg, er will bleiben, irgendwie.
Und damit bleibt die Krise.
Weltweit sind in den kommenden zehn Jahren
eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Davor warnt der Weltbiodiversitäts- rat und mahnt Gegenstrategien an.
Darüber beraten in dieser Woche 200 Vertragsstaaten der UN-Konvention
für die biologische Vielfalt unter dem Vorsitz Chinas in Kunming.
Ende April soll ein neues Rahmenabkommen stehen.
Deutsche Ziele lauten:
Mehr und besser verwaltete Schutzgebiete sowie
eine geringere Naturverschmutzung, etwa durch Plastikmüll.
Deutlich mehr Tempo beim Klimaschutz
verlangen 69 deutsche Unternehmen von der neuen Bundesregierung.
An der Initiative beteiligen sich u.a. die Allianz,
Bayer, SAP und Thyssenkrupp.
Appelle für einen ehrgeizigeren Ausbau
der Erneuerbaren Energien sind nicht neu.
Frank Bethmann, was konkret fordern die Unternehmen?
V.a. verlangen sie, dass sich die deutsche Politik
stärker für die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens einsetzt.
Und dass es einen klaren Fahrplan gibt,
wie genau denn Deutschland in den kommenden Jahrzehnten
klimaneutral werden soll.
Es ist der Ruf nach staatlichen Investitionen,
aber auch nach Leitplanken, so die Konzerninitiative,
die sich in der Stiftung mit dem Namen "2 Grad" formiert hat.
Klare Vorgaben und die schnell: Bereits bis 2030 sollen,
so das Unternehmensbündnis,
mindestens 70 % des steigenden deutschen Stromverbrauchs
durch Erneuerbare Energien gedeckt werden.
Um das allerdings zu erreichen, müssten die Windkraft-
und Solarkapazitäten verdreifacht werden.
Manch einen mag diese grüne Offensive überraschen,
doch ganz uneigennützig ist sie nicht.
Die Unternehmer wollen Klarheit.
Z.B.: Wird das Steuersystem klimafreundlich umgestellt?
Oder: Gibt es Sonderabschreibungsmöglichkeiten
für klimafreundliche Investitionen?
Wer ist die Stiftung "2 Grad"?
Wichtige Fragen für die Gruppe, die aus 69 Unternehmen besteht
und die hierzulande eine Millionen Menschen beschäftigt,
weltweit sogar fünf Millionen.
Und die nach eigenen Angaben einen globalen Umsatz
von etwa einer Billion Euro erwirtschaftet.
Die beteiligten Unternehmen kommen aus allen relevanten Branchen.
Sie sind von enormer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Vielen Dank für das Gespräch.
Der diesjährige Alfred-Nobel-Gedächtnispreis
für Wirtschaftswissenschaften geht an drei Arbeitsmarktforscher.
Die in den USA forschenden Ökonomen
hätten die empirische Arbeit komplett neu gestaltet,
so die Begründung.
David Card erhält die Hälfte des Preisgeldes
von knapp einer Million Euro für seine empirischen Beiträge
zur Arbeitsmarktökonomie.
Joshua Angrist und Guido Imbens teilen sich die andere Hälfte
für ihre Grundlagenforschung zur Analyse von Kausalbeziehungen.
Viele Menschen in Sachsen
haben lückenhafte Kenntnisse über das Funktionieren von Medien.
Das ergab eine repräsentative Studie zu Medienkompetenzen,
die Sachsen als erstes Bundesland durchgeführt hat.
Laut Sächsischer Landeszentrale für politische Bildung
sind rund 20 % der Sachsen der Meinung,
Medien seien Eigentum des Staates.
25 % glaubten, Berichte müssten von Ministerien freigegeben werden.
Und 40 % der über 65-Jährigen sind überzeugt,
Medien hätten die Aufgabe,
das Meinungsbild der Bevölkerung zu beeinflussen.
In Köln läuft gerade die größte Nahrungsmittelmesse der Welt -
die Anuga.
Und in diesem Jahr scheint wahr zu werden,
worüber seit vielen Jahren geforscht, geredet und geschrieben wird:
Fleisch aus der Retorte.
Keine aufgewürzten Tofu-Bällchen.
Wirkliches, rohes, biologisch erzeugtes Fleisch.
Die Wissenschaft hat enträtselt, wie die Natur Fleisch erzeugt
und tut es ihr nach.
Investoren haben Milliarden in diese Entwicklung gesteckt.
Demnächst landet sie auf unseren Tellern.
Darauf wetten sie.
Dominik Müller-Russell über den Stand der Dinge.
Es ist ein kleiner Happen für jeden der ausgewählten Probanden
heute auf der Lebensmittelmesse "Anuga" in Köln.
Aber vielleicht ein großer, wenn es darum geht,
wie künftig Fleisch produziert wird.
Es schmeckt sehr gut.
Im Mund fühlt es sich noch etwas körnig an,
aber es schmeckt.
Zu Beginn war noch etwas stark das Pflanzenprotein schmeckbar.
Über die Zeit hinweg, hat es einen guten langen Nachgeschmack,
wie Fleisch, wie Fleischbällchen, hat mir sehr gut gefallen.
Zu einem Teil bestehen die Bällchen aus Soja,
zum anderen Teil aber aus einer Lösung Hühnchenfettzellen,
die im Labor in einem Bioreaktor hergestellt wurde.
Hühnchenfleisch also, für das kein einziges Huhn sterben musste.
Für mich persönlich steht das Tierwohl immer im Vordergrund
und ich denke auch außerhalb des Tierwohls,
sind Themen wie CO2-Ausstoß, Wasserverbrauch, Landverbrauch
zentral und auch hier überall setzen wir an
und freuen uns, dass wir hier heute,
durch dieses Event, unserem Ziel einen Schritt näher gekommen sind.
Am Anfang stehen ein paar Stammzellen, von einer Kuh etwa.
Dann werden die Zellen dazu gebracht,
dass sie sich in einer Nährflüssigkeit
teilen und vermehren und am Ende wieder verbinden.
Rund 70 Firmen weltweit, forschen und entwickeln dieses Laborfleisch,
bzw. gezüchtete Fleisch.
Die Firma "Mosa Meat" aus Holland bereits seit acht Jahren.
Es rückt immer näher.
Mittlerweile haben einige Unternehmen gute Verfahren
und Produktionsanlagen entwickelt.
Ich denke, es wird in den nächsten paar Jahren nun wirklich losgehen.
Zunächst nur in kleinen Mengen zu hohen Preisen,
aber Kühe sind nun mal einfach sehr ineffizient.
Deshalb glauben wir,
dass langfristig das gezüchtete Fleisch billiger werden wird,
als herkömmliches Fleisch.
Aber ein Schritt nach dem nächsten.
Eine Hürde ist in Singapur schon genommen.
Vor zehn Monaten genehmigten die Behörden
den Verzehr von im Labor gezüchteten Fleisch.
In der EU könnte es in anderthalb bis drei Jahren soweit sein.
So lange dauert die Zulassung.
Dann steht der Revolution nichts mehr im Wege,
ist die Szene überzeugt.
Wenn man ein identisches Produkt mit gleichem Geschmack
und gleicher Konsistenz günstiger, mit weniger Umweltbelastung
und ohne Tierleid haben kann, warum sollte man dann noch sagen:
"Ich will mein Fleisch aber von einem toten Tier?"
Es gibt keinen Grund.
In drei Jahren schätzt David Brandes,
wird es ihre Fleischbällchen auf dem Markt geben.
Hühnchenfleisch aus dem Labor, für das kein Huhn Federn gelassen hat.
Und gegen 0.45 Uhr meldet sich Annamaria Schuck
mit unserem "heute journal: update".
Darin auch ein Bericht vom Fußball-Länderspiel
mit dem 4:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft.
Guten Abend.
Noch immer ist das Tief "Christian" unterwegs,
wird sich morgen weiter Richtung Osten verziehen
und sich dann über der Türkei wirklich auflösen.
Zwischen dem Hoch "Oldenburgia" und dem Tief "Finn"
kommt bei uns recht kühle Luft heran.
Die breitet sich von Skandinavien bis zu den Alpen aus.
Und so liegen morgen schon die Höchsttemperaturen
zwischen Skandinavien und dem Alpenrand bei 5 bis 10 Grad.
Wer jetzt Mitte Oktober noch Sommer sucht,
der wird allenfalls auf den Kanarischen Inseln,
im Süden der iberischen Halbinsel
oder auch am östlichen Mittelmeer fündig.
Heute Nacht fällt etwas Regen südlich der Donau.
Sonst sind einige Schauer unterwegs.
Im Westen bindet sich auch mal Nebel.
Unter diesen vielen Wolken bleibt die Nacht recht mild.
Die Temperaturen sinken auf 10 bis 3 Grad,
und morgen über Tag ist es dann eher kühl
mit Werten um die 10 Grad.
Am kühlsten bleibt es in den östlichen Mittelgebirgen
und an den Alpen.
Am mildesten wird es am Niederrhein mit 14 Grad.
Der Regen der Nacht zieht weiter nach Süden.
Und so kann sich morgen hier zwischen Weser und Elbe,
aber auch in Schleswig-Holstein schon mal die Sonne zeigen.
Weiter Richtung Süden regnet es zum Teil richtig kräftig.
Eine kleine Ausnahme gibt es in diesem Streifen
zwischen der Donau und dem Schwarzwald.
Da könnte es auch mal trocken bleiben.
Am Alpenrand stauen sich die Wolken, oberhalb von 1300 m fällt Schnee.
Mit Schnee haben wir es auch noch am Mittwoch zu tun,
aber danach wird es milder und besonders im Süden auch sonniger.