heute journal vom 13.09.2021 - Schlagabtausch der Kleinen - FDP, AfD, Linke und CSU diskutieren; Rückenwind fürs Kanzler
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Marietta Slomka und Heinz Wolf.
Guten Abend.
Die große Aufmerksamkeit für die Kanzler-Trielle
kann etwas ärgerlich sein für jene, die selbst nicht dabei sind.
Nach den drei Halbgroßen gestern
hatten heute die vier Kleineren Parteien ihren Schlagabtausch.
Keine von ihnen hat einen Kanzlerkandidaten
oder -kandidatin aufgestellt.
Was die CSU in spezieller Weise schmerzt.
Ihr Ergebnis in Bayern kann für die Union
aber entscheidende Stimmen bringen.
Die FDP könnte als Koalitionspartner gefragt werden.
Aber auch die Linke möchte zumindest als potentieller Koalitionspartner
wahrgenommen werden.
Und die AfD will mit möglichst vielen Abgeordneten wieder einziehen.
So weit die Spielaufstellung.
Andrea Maurer hat die Viererrunde beobachtet.
Da möchte jemand wissen von Ihnen, Herr Kubicki,
würden Sie sich selbst wählen?
Gute Frage, selbstverständlich,
wenn ich mich nicht wählen würde, wer sonst?
Es ist wahrscheinlich die einzige Antwort,
auf die sich hier heute alle hätten einigen können.
Am Tag nach dem großen Triell ums Kanzleramt
treffen die "kleineren Parteien" im ZDF Zollernhof
zum Vierkampf aufeinander.
Einen eigenen Kanzlerkandidaten stellt niemand von ihnen.
Für sie geht es bei dieser Wahl darum,
starke Fraktion im Parlament zu sein
Opposition oder möglicherweise auch Königsmacher einer Koalition.
Erstmal aber geht es um sehr unterschiedliche Antworten
auf die drängendsten Fragen zur Lage in Deutschland.
Beispiel Corona:
Was mich wirklich bekümmert, sind Vertreter dieser Runde, die so tun,
als gäbe es Corona nicht.
Als gäbe es keine Pandemie, als wäre es eine Grippe.
Wir wissen, das ist nicht der Fall, deshalb müssen wir alles tun,
um die Impfkampagne entscheidend voran zu bringen.
Die gesamte Lockdown-Politik ist völlig überzogen,
schadet der Wirtschaft, schadet unseren Arbeitsplätzen,
schadet uns auch gesellschaftspolitisch.
Und wir sehen das, wir begleiten das sehr kritisch,
dass die Gesellschaft gespalten wird in Ungeimpfte und Geimpfte.
Ich werbe für Impfungen, aber ich akzeptiere auch,
dass Menschen, aus welchen Gründen auch immer,
das nicht wollen, dann müssen sie schlicht und ergreifend
sich regelmäßig testen lassen.
Beispiel Klimaschutz: Vor allem der CSU-Generalsekretär
bemüht sich um Abgrenzung, nach rechts und nach links.
Wir haben ja hier auch Parteien der Extreme, auch neben mir Frau Weidel.
Das ist ja eine Partei, die alles leugnet.
Die Corona leugnet, die den Klimawandel leugnet,
stellt sich damit natürlich völlig außerhalb ...
... Stimmt nicht. - Natürlich Frau Weidel.
Stellt sich damit völlig außerhalb des demokratischen Diskurses.
Klimaschutz muss mit Anreizen funktionieren.
Der darf auch Spaß machen, die Menschen dabei unterstützen,
aber nicht versuchen, sie umzuerziehen mit Verboten,
wie es von linker Seite immer gerne getan wird.
Die AfD-Spitzenkandidatin spricht beim Thema Klima über Arbeitsplätze
in der Autobranche, die bewahrt werden müssen.
Die linke Parteichefin rechnet anders:
Teurer als Klimaschutz ist kein Klimaschutz
und die Folgen des Klimawandels, das sehen wir jetzt schon.
Also der Klimawandel ist ja kein fernes Horrorszenario mehr,
sondern wir erleben Waldbrände, wir erleben Dürren,
wir erleben Überschwemmungen.
Und deswegen muss ganz klar sein,
wenn wir jetzt nicht entschieden handeln,
dann werden wir sehr heftige Einschnitte haben.
Beispiel Gerechtigkeit:
Wer soll für die sozialen Folgen der Krise bezahlen?
AFD, CSU und FDP sind gegen Umverteilungsmaßnahmen.
Die Linke will Vermögende zur Kasse bitten.
Ein Mindestlohn von ...
... Was war die Ansage? - Ich habe gesagt die Reichen.
Herr Kubicki, vielleicht könnten Sie aufhören,
mir dauernd dazwischen zu blubbern.
Ich meine auch in dieser Krise
sind ja nicht alle Unternehmen ärmer geworden.
Es gibt Unternehmen, die sehr gut verdient haben in dieser Krise,
ob das Amazon ist oder so ein paar Maskenhersteller
mithilfe von Unionsabgeordneten.
Wenn die Abgaben zu hoch sind,
dann setzt der Staat Fehlanreize auf den Faktor Arbeit.
Auf die arbeitende Bevölkerung, die sich überlegt,
die Steuern und Abgaben sind in Deutschland so hoch.
Der Ton ist scharf
und wird es wohl in den nächsten 13 Tagen Wahlkampf bleiben.
Was in Deutschland in den nächsten vier Jahren passieren muss,
die Antworten der "kleineren Parteien"
könnten unterschiedlicher nicht sein.
Im Triell der Kanzlerkandidaten und Kandidatin
sahen die Umfragen danach erneut Olaf Scholz auf Platz eins,
jedenfalls bei Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit.
Das wird im Laschet-Lager vielleicht nicht mehr überrascht haben.
TV-Duelle oder Trielle sind selten echte Game-Changer.
Schmerzlich ist es für die Union und ihren Spitzenmann trotzdem.
Etwas trösten kann er sich damit, dass die CDU bei der Kommunalwahl
in Niedersachsen stärkste Kraft geblieben ist, knapp vor der SPD.
Das wurde von der CDU heute auch gleich zum Rückenwind erklärt.
Wohl wissend, dass eine knappe Kommunalwahl kein Orkan ist.
Nicht nur für Laschet, für alle drei Kandidierenden
ging es am Tag danach jedenfalls erstmal darum,
sich von den eigenen Leuten ein bisschen Seelenmassage abzuholen.
Andreas Kynast berichtet.
Wir freuen uns jetzt auf die Frau,
die auch das zweite Triell gestern so richtig gerockt hat.
Liebes Nürnberg:
bitte einen herzlichen Empfang für Annalena Baerbock.
Für die Grünen ist sie diejenige,
die das Triell so richtig gerockt hat.
Hallo, schönen guten Tag.
Für die Union ist er der klare Gewinner, der einzige,
der Kanzlerformat bewiesen habe.
Und die SPD fand ihn am überzeugendsten,
wie die meisten dieser Betriebs- und Personalräte in Stuttgart
am Tag danach auch.
Deswegen hoffe ich, dass es dann auch klappt
und dass du dann auch der nächste Bundeskanzler bist.
Danke, dass du da bist.
Auch Olaf Scholz findet, dass Olaf Scholz das Triell gewonnen hat.
Und fast schon den Wahlkampf.
Das, was du aus deinem Freundes- und Bekanntenkreis berichtest,
berichten mir ganz viele.
Das merke ich auch, wenn ich auf einem Marktplatz spreche
oder an vielen anderen Orten: Da verbindet sich schon
die Hoffnung auf einen Aufbruch in Deutschland,
auch mit der Entscheidung,
dass ich der nächste Regierungschef in Deutschland werden kann.
Nachdem Olaf Scholz auch beim zweiten TV-Triell
die Blitzumfrage gewinnt,
werden die Fragen an die SPD zunehmend konkreter.
Parteivize Kevin Kühnert lässt wissen,
kein Minister werden zu wollen.
Parteichefin Saskia Esken weicht einer Antwort dagegen
weiter aus.
Würden Sie Ministerin werden wollen? Bundesministerin?
Ich kann das bestätigen:
Ich habe die Frage nicht beantwortet, Herr Doll.
Gestern Abend, nach dem Triell, bekommt Kandidat Scholz
eine Currywurst, bekommt Kandidatin Baerbock eine Umarmung
und bekommt Kandidat Laschet so viel Applaus,
als habe er die ersehnte Trendwende tatsächlich geschafft.
Niedersachsen sieht auch gut aus. - Ja, super.
Bei der Kommunalwahl in Niedersachsen bleibt die CDU
stärkste Kraft und versucht, obwohl sie insgesamt Stimmen verloren hat,
begeistert zu sein.
Heute dann stehen wieder einmal Parteichef Laschet
und seine dauerpräsente Stellvertreterin Sylvia Breher
vor den Journalisten, die prompt wissen wollen:
Würden Sie sich wünschen, dass jeder im Präsidium
mal genau diese Präsenz jetzt zeigt?
Also, schöne Frage.
Alle würden das tun, aber wenige haben das Glück,
dass ihr Thema so hervorgehoben wird wie das Thema Familie.
Brehers Thema, Entlastung für Familien,
steht im Mittelpunkt des Sofortprogramms,
das der Kandidat heute vorstellt.
Nachdem immerhin ein Präsidiumsmitglied Laschet
mehr Wahlkampfpräsenz zugesagt hat: Kanzlerin Merkel.
Es kommt jetzt wirklich auf jede Stimme an.
Diese Wahl wird so knapp, wie es das lange nicht gegeben hat.
Und Sie entscheiden.
Kandidatin Baerbock wünscht sich, dass die Wahl knapp wird.
Kandidat Laschet beginnt wieder und wieder die Aufholjagd.
Und für Kandidat Scholz werden sie sehr lang und sehr quälend sein,
die 13 Tage bis zur Wahl.
Shakuntala Banerjee - Parteien müssen sich fragen:
Was kann man in 13 Tagen noch mobilisieren oder verlieren?
Das tun sie mit Sicherheit.
Man kann alles in die Waagschale werfen, was man hat.
Themen, Sofortprogramm, Personal.
Die Union versucht auf den letzten Metern alles auf einmal.
Sie haben auch Angela Merkel bewegt,
zwei zusätzliche Wahlkampftermine mit Armin Laschet zu absolvieren.
Auch die Grünen und die SPD legen sich nicht hin.
Die Grünen wollen weiterhin aufholen.
Die SPD will mindestens bewahren, was sie jetzt schon hat.
Man weiß aus den vergangenen Wahlkämpfen,
dass viel passieren kann.
Diesmal besonders, weil die Zahlen offen sind.
Es könnten noch Fehler dazukommen, die die Gleichgewichte verschieben.
Oder auch Katastrophen.
Stichwort Edmund Stoiber,
der nach der Flutkatastrophe seine Chancen verspielt hat.
Da ist noch vieles möglich.
Deswegen hat man in Berlin auch sehr viel häufiger als vorher den Satz:
"Man kann übrigens auch von Platz zwei ins Kanzleramt einziehen."
Da bauen die Parteien etwas vor.
Das hört man jetzt mehr.
Vorausgesetzt man findet Koalitions- partner, die dabei mitmachen.
Genau, das Zünglein an der Waage.
Rechnerisch braucht es immer eine Dreierkonstellation.
Das macht es für die Parteien und die Wähler*innen nicht einfacher.
In allen Gedankenspielen sind FDP und Linke die beiden Parteien,
die überhaupt für Koalitionen infrage kommen.
Mit der AfD möchte keine der Parteien koalieren.
Linke und FDP liegen meilenweit auf einander.
Gleichzeitig will sich keine Partei, nicht Union, nicht SPD
und nicht die Grüne festlegen,
mit wem sie sich das Regieren am besten vorstellen.
Das macht es unter dem Strich nicht einfacher.
Alles rund um die Bundestagswahl,
Analysen, Videos, etwa der Vierer-Schlagabtausch heute,
finden Sie bei uns natürlich immer auch online, auf zdf.heute.de.
Heute beginnt die "Impfwoche".
Mit dem Thema geht's jetzt bei Heinz weiter.
Um die Impfquote zu steigern,
hat die Bundesregierung mit einer bundesweiten Aktionswoche begonnen.
An den unterschiedlichsten Orten und ohne Termin
kann sich die Bevölkerung nun impfen lassen.
So beispielsweise auch in der Ruth-Cohn-Schule in Berlin,
die heute von Bundespräsident Steinmeier besucht wurde.
Er warb erneut für die Kampagne.
Aktuell sind rund 62 Prozent der Menschen in Deutschland
vollständig geimpft.
Zu den aktuellen Corona-Zahlen in Deutschland:
Das Robert Koch-Institut meldet 5511 Neuinfektionen
innerhalb von 24 Stunden.
762 mehr als am vergangenen Montag.
Zwölf Todesfälle kamen hinzu.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 81,9.
Die schwarz-rot-gelbe Koalition in Sachsen-Anhalt steht.
CDU, SPD und FDP haben gut drei Monate nach der Landtagswahl
den Koalitionsvertrag unterzeichnet.
Schwerpunkte sind u.a. Digitalisierung, Strukturwandel
und der Kohleausstieg.
Am Donnerstag stellt sich Ministerpräsident Haseloff
im Landtag zur Wiederwahl.
Zum ersten Mal seit zehn Jahren
ist wieder ein israelischer Ministerpräsident
offiziell nach Ägypten gereist.
Naftali Bennett traf im Küstenort Scharm el-Scheich
den ägyptischen Präsidenten al-Sisi.
Dabei sollte es u.a. um die Wiederbelebung des Friedensprozesses
zwischen Israel und den Palästinensern gehen.
Ägypten trat schon mehrfach als Ver- mittler zwischen beiden Seiten auf.
In Norwegen ist einer ersten Hochrechnung zufolge
die sozialdemokratische Arbeiterpartei stärkste Kraft
bei der Parlamentswahl geworden.
Die Partei um ihren Vorsitzenden Jonas Gahr Störe kam demnach
am Montagabend zunächst auf etwa 26 Prozent der Stimmen,
die Konservativen der amtierenden Ministerpräsidentin Erna Solberg
auf etwa 20 Prozent.
In Washington muss sich Außenminister Blinken
zur Stunde vor dem Kongress erklären,
zum Abzug der US-Truppen aus Afghanistan
und dem damit verbundenen Evakuierungseinsatz.
Per Webstream zugeschaltet verteidigte Blinken
die Entscheidung des Truppenabzugs gegenüber den Abgeordneten
des Auswärtigen Ausschusses.
Nach über 20 Jahren habe es keinen Anhaltspunkt dafür gegeben,
dass die afghanischen Truppen aus eigener Kraft
ihre Sicherheit gewährleisten können.
Weitere Jahre vor Ort hätten daran nichts geändert.
Es ist ein Dilemma:
Einerseits will der Westen den Taliban kein Geld geben.
Entwicklungshilfe an den afghanischen Staat
gibt es bis auf weiteres keine mehr.
Afghanische Staatskonten im Ausland wurden eingefroren.
Andererseits will man aber auch nicht,
dass in dem Land eine Hungerkatastrophe ausbricht.
Nicht nur aus moralischen Gründen.
Da geht es natürlich auch darum, eine Massenflucht zu verhindern.
Eine Geberkonferenz der Vereinten Nationen
hat heute in Genf Hilfszusagen eingesammelt.
Mehr als eine Milliarde Dollar kam zusammen.
Das sind aber, wie gesagt, erstmal nur Zusagen.
Geld fließt damit noch nicht, zumal unklar ist,
wie diese Nothilfe zu den Menschen kommen soll,
ohne durch die Hände der Taliban zu gehen.
Schon vor deren Machtübernahme
war Afghanistan massiv auf inter- nationale Unterstützung angewiesen.
Jetzt wird die Lage noch viel schlimmer.
Wie groß die Not ist, beschreibt Katrin Eigendorf.
Auf der Säuglingsstation des Indira Gandhi-Kinderkrankenhauses
kämpft der Kleine um sein Leben und eigentlich könnte er es schaffen.
Doch es sind zu viele.
Die Sauerstoffgeräte reichen nicht aus.
Es gibt nicht genug Medikamente.
Selbst die Bettchen müssen die Ärzte
oft mit mehreren Säuglingen gleichzeitig belegen.
Das kleine Mädchen ist zu früh geboren.
Auch für sie reicht die Versorgung im Krankenhaus nicht aus.
Es ist ein Problem für uns, wir haben nicht genug Medikamente,
nicht genug Beatmungsmaschinen.
Sie ist in kritischem Zustand.
Ihre Prognose ist nicht gut.
Es sind dramatische Zustände und v.a. die Mütter,
die an den Betten bangen.
Bahar ist mit beiden Kindern hier, Sohn und Tochter.
Sie leiden an den Folgen einer schweren Unterernährung.
Ich bin so müde von dieser Situation.
Wir besitzen nichts.
Meine Kinder, ich und mein Mann - uns allen geht es sehr schlecht.
Dabei haben die Familien, die hier landen, noch Glück.
Ihre Kinder können in einem Krankenhaus behandelt werden.
In einem der vielen Parks von Kabul campieren die,
die alles verloren haben.
Auf der Flucht vor den Kämpfen im Land sind sie hier gelandet.
Ohne sauberes Wasser und Lebensmittel.
Schon vor der Machtübernahme der Taliban war Afghanistan
eines der gefährlichsten und ärmsten Länder der Welt.
V.a. für Kinder.
Inzwischen leiden im ganzen Land drei von vier Familien unter Hunger.
Ohne internationale Hilfe droht eine Katastrophe.
Im Indira Gandhi-Krankenhaus behandeln die Ärzte Kinder,
die an den Folgen erkrankt sind.
Doch nicht einmal hier haben sie genug, um sie wieder aufzupäppeln.
Dr. Haji Gul zeigt uns ein 8-jähriges Mädchen,
die an Tuberkulose leidet.
Jetzt hat sie eine Lungenentzündung.
Ihr Schicksal liegt dem Arzt besonders am Herzen.
Ich bin sehr traurig, wenn ich sehe,
dass Patienten in einen kritischen Zustand kommen,
weil wir keine Mittel haben, sowie Medikamente und keine Notversorgung.
Jeder Tag zählt, sagen die Kinderärzte
Jeder Tag zählt, sagen die Kinderärzte
und auch das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
warnt vor einem Kollaps des Gesundheitssystems.
Leidtragende wären sie: die Schwächsten.
Patricia Wiedemeyer beobachtet für uns
die Internationale Geberkonferenz in Genf.
Was wurde dort dazu gesagt, wie man die Hilfe ins Land bekommt?
Naja, es ist so, dass die UN vor Ort ist
und zahlreiche andere Hilfsorganisationen,
die alle dort arbeiten, aber mit weniger Personal.
Die UN hatte 700 Mitarbeiter vor der Machtübernahme der Taliban.
Jetzt sind es 100.
Hinzu kommt,
dass zahlreiche Ortskräfte noch da sind und arbeiten.
Auch die Frauen, teilweise von zu Hause aus.
Es gibt eine Luftbrücke schon seit längerem.
Seit Tagen gibt es Flüge, zum Beispiel aus Pakistan nach Kandahar.
Seit gestern gibt es auch wieder Flüge nach Kabul,
wie der Generalsekretär ganz stolz erklärte.
Damit könne man fast alle Regionen des Landes
mit Hilfsgütern versorgen.
Den Taliban selbst scheint durchaus bewusst sein,
dass sie ein Problem haben und machen jetzt Zusagen.
Die Taliban wissen natürlich,
dass sie ohne fremde Hilfe vor dem größten Kollaps stehen.
Sie wissen,
es droht eine der größten humanitären Katastrophen im Land.
Die Wirtschaft steht vor dem Kollaps.
Aber auch das Bankensystem.
Mitarbeiter von Hilfsorganisationen haben heute Abend erzählt,
dass das ein ganz großes Problem für sie ist,
dass das Geld eingebrochen ist.
Weil sie das brauchen, um die Mitarbeiter zu bezahlen,
aber auch, um Benzin zu kaufen.
Ohne Benzin kann man nichts transportieren.
Im Augenblick gibt es kein Geld, um Sprit zu kaufen.
Das ist ein großes Problem.
Das wissen auch die Taliban.
Das wirklich der Kollaps des Landes droht.
Deswegen haben sie den UN- Unterhändlern versichert,
dass sie den humanitären Einsatz nicht verhindern.
Die Transporte kommen bei den Kontrollen durch.
Die Mitarbeiter fühlen sich noch relativ sicher.
Noch sind sie nicht in Gefahr.
Noch wird der humanitäre Einsatz nicht behindert.
Das wurde nicht nur mündlich zugesagt,
sondern auch schriftlich gegeben.
Aber wie viel das wert ist, bezweifelt jeder.
Niemand weiß, wie lange die Zusagen halten.
Immer wieder war der Satz zu hören:
"Wir messen sie an den Taten und nicht an den Worten."
Wieviel Strom kommt in Deutschland von welchem Energieträger,
also etwa Wind oder Kohle?
Dazu gab es heute neue Zahlen des Statistischen Bundesamt
für die ersten sechs Monate diesen Jahres.
Frank Bethmann, wie sieht diese Halbjahres-Bilanz aus?
Sie fällt überraschend aus.
Ein alter Bekannter,
die Verstromung aus Kohle ist wieder auf dem Vormarsch.
In den ersten sechs Monaten
lieferten Kohlekraftwerke den meisten Strom.
Insgesamt kommen die fossilen Energieträger im ersten Halbjahr
auf einen Anteil an der Stromerzeugung von 56 %.
Ein Zuwachs von fast 21 %.
Strom aus erneuerbaren, Windkraft, Solar, Biogas,
sank im Vergleich zum Vorjahr auf 44 %.
Nüchtern begründende Energieexperten die Entwicklung mit der Windflaute.
Aber auch mit dem stockenden Ausbau von Windkraftanlagen.
Gleichzeitig wurde von Januar bis Juni mehr Stromverbrauch.
Das Wiedererstarken fossiler Rohstoffe
ist wegen des Klimawandels zunehmend umstritten.
Bei der Verbrennung entsteht CO2.
Laut bisherige Gesetzeslage
soll Deutschland spätestens 2038 ganz auf die Kohlekraft verzichten.
Keine Klagen über zu wenig Wind beim DAX.
Am Ende ging dem Index noch die Puste aus.
Alles in allem aber ein ordentlicher Start in die Handelswoche.
Ab heute können Zeitkarten-Inhaber ohne weitere Kosten
das Bus- und Bahnangebot des Nahverkehrs
teilnehmender Verkehrsverbünde bundesweit nutzen.
Die Aktion gilt bis einschließlich 26. September.
Damit will sich die Branche bei ihren Stammkunden bedanken,
die ihnen während der Pandemie die Treue gehalten haben.
Berechtigt sind Kundinnen des Öffentlichen Nahverkehrs
mit gültigen Abo-Tickets.
Wer das Angebot nutzen will, muss sich vorab online registrieren.
Das Finale der US-Open in der vergangenen Nacht in New York
hat der Weltranglisten-Zweite Daniil Medwedew gewonnen,
mit 6:4, 6:4 und 6:4
gegen den Weltrangslisten-Ersten Novak Djokovic.
Tränen der Dankbarkeit bei Novak Djokovic.
Trotz seiner Niederlage gegen den Russen Daniil Medvedev,
wird er vom Publikum überschwänglich gefeiert.
Der 20-fache Grand-Slam-Champion aus Serbien ist tief gerührt.
Dabei hadert er immer wieder mit seinem Spiel,
verpasst es als zweiter Spieler den Grand Slam,
also alle vier großen Turniere innerhalb eines Jahres,
zu gewinnen.
Der 25-jährige Medvedev bezwingt den Weltranglisten-Ersten Djokovic
glatt in drei Sätzen
und gewinnt sein erstes Grand Slam Turnier überlegen.
Dieser Stoff hat mindestens das 20. Jahrhundert beherrscht: Erdöl. Entdeckt wurde es zwar schon in der Antike,
aber erst die industrielle Revolution hat zur Massenförderung
und -verwendung geführt, und zu einer weltweiten Abhängigkeit.
Vom Auto über Nylonstrümpfe bis zur Plastiktasse: überall steckt Öl drin.
Ein Stoff, um den Kriege geführt werden und mit ihm.
Waffen, Panzer, Fahrzeuge verbrauchen ja auch Öl
oder werden damit hergestellt.
Einen kritischen Blick auf dieses Erdölzeitalter wirft derzeit
das Kunstmuseum Wolfsburg.
Peter Kunz hat sich die Ausstellung angesehen.
Ein schwerer Bohrkopf schwebt über Magneten,
vor den Öl-Bohrtürmen von Baku, Aserbeidschan,
einst das größte Ölfeld der Erde.
Echte Kunst und echtes Öl in einer Ausstellung zusammenzubringen -
eine echte Herausforderung.
Aber das Kunstmuseum Wolfsburg will zeigen, dass es die moderne Welt
und ihre Mobilität ohne Öl nicht geben würde.
Es ist der Stoff, von dem wir alle abhängig wurden.
Der uns schneller, weiter, höher brachte.
Wir haben in dem Bild alles verdichtet,
was nur mit Öl möglich ist.
Fliegen ist nur mit Öl möglich.
Der Plastikbecher ist nur mit Öl möglich.
D.h. auch der Kunststoffbezug des Polsters ist von Öl abhängig.
Unser ganzes Leben ist durchdrungen von Öl.
Das Öl hat sich in die Kulturen eingefressen,
auch in den Förderländern.
Im 18 Meter langen Werk des indonesischen Künstlers Wiharso
vermengen sich Auto und Fortschritt mit verseuchter Umwelt,
aufgeschreckten Geistern und gepeinigten Menschen.
Am Anfang des Jahrhunderts stand die große Euphorie,
die große Technikbegeisterung,
die sich zunehmend in Skepsis und Kritik gewandelt hat.
Im Grunde genommen haben wir kaum noch einen Künstler,
der unvoreingenommen das, was mit Öl in Verbindung steht, feiert.
Zurück auf Anfang.
Aus Plastik wird wieder Öl.
Petrochemie und Phantasie prallen aufeinander im Kunststück.
Es ist eigentlich eine postapokalyptische Lösung,
wo man Ölprodukte aus Plastikabfällen machen kann.
Mit bissigem Künstlerhumor wird dann wieder neues Plastik draus.
Das ist auch sehr gefährlich.
Unzählige Menschenleben werden geopfert für einen Plastikbecher.
Plastikmenschen, Kunststoff, das langlebige Ölprodukt,
wird uns weiter begleiten, selbst wenn das Erdölzeitalter
wirklich langsam zu Ende gehen sollte.
Die ganze Welt ist sowas wie das hier geworden,
ein Wimmelbild mit Plastik.
Öl in der Kosmetik, Öl als Kriegstreibstoff -
die Allianz von schwarzem Gold und Geld.
Öl durchdringt das globale Leben und fordert immer seinen Preis.
Die Ausstellung "Oil" in Wolfsburg bis Januar 2022 ist eine rasante,
schrecklich-schöne Zeitreise auf der Ölspur.
Das wars von uns an diesem Montagabend.
Gleich geht's erstmal mit dem Wetter weiter.
Da befasst sich Özden Terli heute ausführlicher mit der Frage,
wie Klimawandel und Wirbelstürme zusammenhängen.
00.05 Uhr gibt es dann unser "heute journal update"
mit Christopher Wehrmann.
Guten Abend und willkommen zum Wetter.
Wirbelstürme wie Taifune bilden sich über dem tropischen Ozean.
Sie unterscheiden sich von unseren Stürmen in Europa.
Eine Voraussetzung ist die Temperatur des Ozeans,
die gut 27° betragen muss.
Sind alle Bedingungen optimal, entwickelt sich ein Sturm,
der bis zur Kategorie fünf ansteigt.
Dann herrschen Windgeschwindigkeiten von 252 km/h und mehr.
Durch die fortschreitende Erhitzung der Ozeane
haben die Stimme mehr Wärme zur Verfügung.
Die Wissenschaft bestätigt, die Stürme werden stärker.
Und der ehemalige Super-Taifun
ist sozusagen über zu warmes Wasser gezogen
und ist gestrandet zwischen Shanghai und Südkorea.
Er wird am Donnerstag dort wegziehen und Regenmengen produzieren.
Anders bei uns in Deutschland. Ruhiges Wetter mit viel Nebel.
7-15° sind die tiefsten Temperaturen.
Morgen ein freundliches Wetter.
Zum späten Nachmittag kommen Schauer und Gewitter auf.
Ansonsten ist auch Nebel dabei.
Bei höchsten Temperaturen von 28° im Südwesten und 19° an den Küsten.