heute journal vom 14.09.2021 - Klartext, Herr Scholz! - Antworten des SPD-Kandidaten; Corona in Portugal - Erfolge
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Heinz Wolf und Marietta Slomka.
Guten Abend.
Der ein oder die andere mag vielleicht schon
einen Wahlkampf-Overkill verspüren.
Es sind aber nur noch zwölf Tage bis zur Wahl
und so spannend wie diesmal ist es ja wirklich selten.
Die Spitzenkandidaten selbst sind derweil in einem Zustand,
den Wahlkampfprofis "Tunnel" nennen.
Ähnlich wie Leistungssportler im Turnier.
Man versucht, alles auszublenden, was einen psychisch schwächen könnte.
Bloß keine Selbstzweifel auf den letzten Metern,
während man von Termin zu Termin hetzt.
Schlaf und andere Bedürfnisse spielen eh keine Rolle mehr.
Doch Obacht: Gerade die letzte Phase ist riskant.
Da lauern noch Stolperfallen und Eigentore.
Das bekommt gerade auch Olaf Scholz zu spüren.
Lars Bohnsack und Andreas Huppert berichten.
Das ist neu für Olaf Scholz:
der Kandidat und seine Partei führen in der Wählergunst
nach dem jahrelangen Niedergang der SPD.
Da passt es so gar nicht ins Konzept,
dass die Staatsanwaltschaft in Osnabrück
heute ein Ermittlungsverfahren gegen Scholz' Staatssekretär Schmidt
eingeleitet hat.
Grund: das teilweise Veröffentlichen eines Gerichtsbeschlusses
über eine Durchsuchung des Finanzministeriums.
Der Staatssekretär twittert viel.
Er hat mir gesagt, aus seiner Sicht
sei das rechtlich in Ordnung gewesen.
Ich kann das nicht beurteilen.
Das wird jetzt in einem ordentlichen Verfahren geklärt
und muss auch geklärt werden.
Im Wahlkampf steht Wirtschaft und Wahlkampf ganz oben auf der Agenda.
Mindestlohn rauf auf 12 Euro, mehr Steuern für Reiche,
weniger für Geringverdiener.
Scholz garantiert ein stabiles Rentenniveau.
Überschattet wird der SPD-Wahlkampf vom Wirecard-Skandal.
Dass der politische Gegner das ausschlachtet, ist klar,
aber auch heute Abend holt das Thema Olaf Scholz ein.
Warum sind Sie der Sache nicht nachgegangen?
Warum haben Sie nicht weiter recherchiert, was da los ist?
Stattdessen sind Menschen weiter in ihr Unglück gerannt,
haben noch weiter gekauft, Haus und Hof verkauft,
um Wirecard zu kaufen - das finde ich eine Katastrophe.
Für die Zukunft haben wir dafür gesorgt,
dass die Haftung größer ist
für die Wirtschafts- prüfungsgesellschaften,
damit der Druck, sich viel Mühe zu geben bei der Prüfung,
noch größer ist, als er in der Vergangenheit war.
Das, was Ihnen passiert ist, soll nicht wieder passieren.
Corona spielt erwartungsgemäß für die Gäste eine große Rolle.
Als Finanzminister hat Scholz in der Pandemie viel Geld lockergemacht.
Jetzt aber gerät die Impfkampagne und damit
vielleicht auch die wirtschaft- liche Erholung ins Stocken.
Olaf Scholz lehnt eine allgemeine Impfpflicht ab.
Wie aber sieht es bei Altenpflegern, Krankenschwestern und Lehrern aus?
Ich bin gegen eine Impfpflicht, finde aber richtig,
dass wir jetzt die Möglichkeit einer Abfrage bei bestimmten Berufen
gemacht haben: Wer hat sich impfen lassen oder nicht?
Auch damit man Bescheid weiß, wie weit man ist,
denn das ändert die Situation, dass jetzt so viele geimpft sind.
Beim Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt
sieht sich die SPD ganz weit vorne.
"Respekt" ist das Motto, mit dem Olaf Scholz seinen Wahlkampf führt.
Respekt für eine Gesellschaft, die nicht auseinanderdriften soll.
Dazu gehört auch für ihn Steuergerechtigkeit.
Es wird keinen Spielraum geben für Steuersenkungen für Leute,
die so viel verdienen wie ein Bundesminister oder noch viel mehr.
Wenn z.B. unsere politischen Wettbe- werber von der CDU/CSU vorschlagen,
dass man für solche Leute wie mich und Leute,
die noch viel mehr verdienen, und Unternehmen,
die ganz große Gewinne machen, Steuersenkungen machen sollte,
die 30 Mrd. Euro im Jahr kosten, ist das,
nachdem wir 400 Mrd. Euro Schulden gemacht haben,
um die Krise zu bekämpfen, schlicht unfinanzierbar.
Auch das Klima, versucht Scholz, zu seinem Wahlkampfthema zu machen.
In den Hochwassergebieten verspricht er als Finanzminister Geld
und warnt vor den Folgen der Klimakrise.
Zugleich will er aber die Menschen
nicht mit zu hohen Kosten überfordern.
Einen früheren Kohleausstieg als 2038 lehnt er ab.
Wir müssen schnell vorankommen.
Zwölf Tage noch, dann ist entschieden,
wer die Wahl gewinnt.
Olaf Scholz darf hoffen, er weiß aber auch,
dass ein erster Platz
nicht automatisch ins Kanzleramt führt.
Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte, mit dem wir auch
die Klartext-Sendung mit Armin Laschet analysiert hatten.
Heute der SPD-Kandidat - ihre Einschätzung:
Wie problematisch können die diversen Ermittlungen für Scholz noch werden?
Das sehe ich nicht.
Er hat das leise und ruhig heute erwidert.
Er hat sich vor seinen Staatssekretär gestellt.
Das macht ihn sympathisch.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ihn etwas daraus drehen kann.
Und auch nicht bei den anderen Geschichten?
Zum Beispiel Wirecard?
Er hat seine Rahmenerzählung intoniert.
Er hat Sicherheit geschaffen dadurch,
dass er Aufgaben anders verteilt und für mehr Sicherheit gesorgt hat.
Dass es seine gemeinhin unterstellte Integrität,
immer wieder durch diese Fragen auch ganz gut dazustehen.
Dieses Stoische, was ihm früher als Schwäche ausgelegt wird,
hilft ihm das jetzt?
Charisma haben die anderen auch nicht wirklich.
Wir sehnen uns nach Normalität und Stabilität.
Und dass jemand, der so ruhig ist,
einer, der das befriedet, was man haben möchte,
Stabilität und Sicherheit,
dadurch profiliert er sich.
Er stellt den Fürsorgestaat ins Zentrum.
Status quo wäre es, wenn Herr Scholz ins Kanzleramt einzieht, eigentlich
nicht mehr.
Ja, die große Koalition ist rechnerisch im Moment aber noch
nicht auszuschließen.
Das wäre natürlich eine große Koalition mit umgekehrten
Vorzeichen.
Diese Diskursallergie, die die große Koalition ausgelöst hat,
dass sich nichts bewegt,
stößt an ihre Grenzen.
Werden wir am Wahlabend absehen können, wer ins Kanzleramt zieht?
Nach jetziger Wahllage kann es ein Abend mit zwei Kanzlern geben.
Es ist ein offenes Lotteriespiel.
Bei all den Vermutungen, wer am Ende mit wem eine Regierung bilden wird,
spielt eine Partei keine Rolle: die AfD.
Das muss ihr nicht unbedingt schaden.
Doch zu den interessanten Beobachtun- gen dieses Wahlkampfs gehört auch,
dass es ihr bislang nicht gelingt,
von der historischen Schwäche der Union zu profitieren.
Sie gewinnt nicht hinzu.
Im Politbarometer verharrt die AfD seit Wochen bei 11 %.
Den Gründen dafür ist David Gebhard nachgegangen.
Hier scheint die Wahlkampfwelt für AfD-Spitzenkanidatin Alice Weidel
bestens in Ordnung.
Großer Andrang am Abend in Neubrandenburg.
Wahlkampfendspurt, Reihen schließen,
mit teilweise kruden Attacken auf den politischen Gegner
und die lauten Gegendemonstranten gegenüber.
Man muss andere Meinungen gelten lassen.
Und das ist auch purer Stalinismus, liebe Freunde.
Und auch das ist das Produkt von Angela Merkel.
Wenige Tage zuvor, am vergangenen Wochenende,
richten sich die Aggressionen eher nach innen.
Auf dem AfD-Landesparteitag in Stuttgart
steht die Landesvorsitzende Weidel
wegen ihres Führungsstils in der Kritik.
Parteiinterner Lagerkampf, mal wieder, auf offener Bühne.
Was wir nicht brauchen, ist die Selbstzerfleischung,
die wir in letzter Zeit jeden Tag ranlegen.
Nur mit hauchdünner Mehrheit kann Weidel dort
Abwahlanträge gegen ihren Landesvorstands noch abräumen.
Zwei Wochen, 14 Tage vor der Bundestagswahl
diesen Landesparteitag anzuzünden
mit solchen schwachsinnigen Abwahlanträgen.
Die ganzen Maulhelden von heute, ich beobachte das ja -
ich glaube, ich spinne.
Ich erwarte, dass wir als Mitglieder, die wir hier sitzen,
auch das Recht haben, kritische Fragen zu stellen
und darüber nicht beschimpft werden.
Es läuft nicht rund.
Die Spitzenkandidatin wird dieser Tage
von ihren eigenen Leuten in Bedrängnis gebracht,
der Co-Spitzenkandidat von einem Logo-Kinderreporter.
Wir möchten, dass wieder mehr deutsche Volkslieder,
deutsche Gedichte gelernt werden.
Was ist denn Ihr Lieblingsgedicht, deutsches Lieblingsgedicht?
Mein Lieblingsgedicht ist... da müsste ich jetzt mal überlegen.
Fällt mir jetzt gerade keins ein.
Nicht? Nein.
Seit Wochen fehlt das große Thema, die große Klammer.
Migration zieht längst nicht so wie vor vier Jahren.
Mit sachlicher Kritik an den Corona-Maßnahmen
punktet eher die FDP.
Beim Klimaschutz ist die AfD sowieso außen vor.
Trotz schwacher Union in den Umfragen
stagniert sie bei 10 % bis 12 %, hängt das Wahlziel aber hoch.
Ich sage immer 15.
15 ist so eine Sache, die ich nicht besonders gutheißen würde.
Aber das halte ich für realistisch.
Immer wieder offenbart der AfD-Wahlkampf Widersprüche,
etwa wenn Weidel auf Marktplätzen
über ihre homosexuelle Partnerschaft spricht.
Die Familie, die ich mit meiner Partnerin gegründet habe.
Und auf anderen Marktplätzen homophobe Sprüche skandiert werden –
hier gegen die Polizei:
Wir wünschen eine Polizei, die Recht und Ordnung durchsetzt.
Dazu war sie heute noch nicht Manns genug,
weil auch unsere Polizei verschwuchtelt worden ist.
Das muss man auch mal deutlich sagen.
Ja, was soll ich dazu sagen?
Das sind Entgleisungen und da muss sich jeder fragen,
ob das zielführend ist.
Es sind die Widersprüche einer nur an der Fassade geschlossen Partei,
die mit dem Slogan "Deutschland aber normal"
zur Wahlurne ruft.
Dabei aber für sich selbst noch nicht geklärt zu haben scheint,
was "normal" überhaupt ist.
Jede Menge Hintergründe zur Bundestagswahl
gibt es bei uns auch online, auf ZDFheute.
Dort finden Sie alle Wahlsendungen
mit den Spitzenkandidaten und -kandidatinnen,
Umfragen, Analysen der Wahlprogramme, und so weiter.
Noch ist Angela Merkel Bundeskanzlerin
und verlängert noch weiter die Liste ihrer vielen Auslandsreisen.
Damit beginnen die Nachrichten von Heinz Wolf.
Sie war in Serbien und Albanien.
Nach den Gesprächen gestern in Belgrad traf die Bundeskanzlerin
heute in Tirana auch die anderen Regierungschefs
der insgesamt sechs Westbalkanstaaten.
Merkel bekräftigte das Interesse Deutschlands an der Region.
Thema war auch der Beitrittsprozess mit der EU, in dem die sechs Staaten
bislang unterschiedliche Stufen erreicht haben.
Im katholischen Bistum Hildesheim hat ein externes Gremium von Fachleuten
die Amtszeit des verstorbenen Bischofs Janssen
von 1957 bis '82 untersucht.
Der heute vorgestellte Abschluss- bericht benennt laut dem Bistum
eklatante Missstände im Umgang mit sexualisierter Gewalt
und Machtmissbrauch.
Die Taten seien verschwiegen und vertuscht,
die Betroffenen allein gelassen worden.
Der jetzige Bischof Wilmer spricht von "Systemversagen"
und kündigte weitere Aufklärung an.
In Heidelberg ist das neue Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland
an seinem neuen Standort wiedereröffnet worden.
Die Einrichtung des Zentralrats der Juden berge einen Schatz,
nämlich das "Gedächtnis der jüdischen Gemeinden",
sagte deren Präsident, Schuster, beim Festakt.
Im 1987 gegründeten Archiv
werden u.a. 2.000 laufende Meter Akten aufbewahrt.
Diese dokumentieren das Judentum in Deutschland überwiegend seit 1945.
Angestrebt wird zudem, die Bestände zu digitalisieren.
In Norwegen haben die Sozialdemokraten
nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl
mit Sondierungsgesprächen zur Regierungsbildung begonnen.
Deren Vorsitzender Jonas Gahr Störe strebt an,
eine Mitte-Links-Koalition aus Arbeiter-, Zentrums- und
der Sozialistischen Linkspartei anzuführen.
Das Bündnis gewann die Mehrheit der Sitze.
Störe dürfte somit die seit acht Jahren regierende
konservative Ministerpräsidentin Solberg ablösen.
Der Wahlkampf war von Klimaschutz
und der Zukunft der Öl- und Gasindustrie dominiert.
Zu den aktuellen Corona-Zahlen in Deutschland:
Das Robert Koch-Institut meldet 6.325 Neuinfektionen
innerhalb von 24 Stunden.
401 weniger als am vergangenen Dienstag, 68 Todesfälle kamen hinzu.
Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 81,1.
532 weitere Corona-Infizierte mussten seit gestern ins Krankenhaus,
damit steigt die Hospitalisierungs- rate auf 1,86.
Derweil die "Impfaktionswoche" bislang wohl eher
schleppend angelaufen ist.
Es gehört zu den faszinierenden Phänomenen dieser Pandemie,
wie unterschiedlich schon innerhalb Europas mit dem Impfthema
umgegangen wird.
Bei uns stagniert die Quote der vollständig Geimpften bei rund 62 %
der Gesamtbevölkerung.
Selbst bei den Senioren gibt es hier- zulande noch Millionen Ungeimpfte.
Am niedrigsten ist die Quote bei den 12- bis 17-Jährigen.
Andere europäische Länder sind da viel weiter - allen voran Portugal.
Die Portugiesen steuern auf eine 85-%-Quote zu.
Die Alten sind dort praktisch alle geimpft.
Und auch bei den Kindern und Jugendlichen sollen schon über 80 %
die erste Spritze bekommen haben.
Warum ist die Impfbereitschaft der Portugiesen
so viel höher als bei uns?
Der Frage ist Anne Arend nachgegangen.
Kinder-Impfwochenende in Lissabon.
Mafalda Serra begleitet ihren 13-jährigen Sohn,
der kurz vor Schuljahresbeginn die zweite Dosis bekommen soll.
Dass Gustavo gegen Covid geimpft wird, für sie selbstverständlich.
Ich habe großes Vertrauen in die Wissenschaft.
Auch wenn das alles sehr schnell ging,
glaube ich daran, dass es korrekt verläuft
und die Gesundheitsbehörden alle Richtlinien beachten.
Und ich vertraue den Ärzten.
Portugal impft im Eiltempo und mit Drill.
Während der Sommerferien wurde die Kampagne
auf Kinder zwischen 12 und 15 Jahren ausgeweitet.
Der hohe Stellenwert der Familie führt dazu,
dass Jung und Alt an einem Strang ziehen.
Nur etwa drei Prozent der Bevölkerung
will sich nicht impfen lassen.
Die Kommunikation rund um den Impfprozess
haben wir sehr aktiv und offen geführt.
Das war sehr wichtig.
Und es hat ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen.
Wir sind hier nicht egoistisch, wir haben keine Angst vor Impfungen.
Diese Akzeptanz liegt auch in der Geschichte Portugals begründet
und der hohen Kindersterblichkeit bis in die 1970er Jahr.
Erst nach der Revolution wurde ein staatliches Gesundheitssystem
mit einem Impfprogramm geschaffen.
Damals haben die Menschen erkannt,
dass Impfstoffe dazu dienen können,
sehr schwere Krankheiten zu verhindern,
die normalerweise einen schrecklichen Ausgang haben können.
V.a. wirkt aber die Wucht der Corona-Wellen noch nach.
Viel heftiger als etwa Deutschland
wurde Portugal von der Pandemie getroffen.
Das Gesundheitssystem kollabierte.
Der Tourismus, wichtigster Wirt- schaftszweig des Landes, lag brach.
Monatelang fiel auch der Unterricht aus.
Heute hat nun das neue Schuljahr begonnen
und Lehrer wie Schüler hoffen, dass mit den Impfungen
die Inzidenzen sinken, Normalität zurückkehrt.
Unser Ziel ist es, dass die Schüler wieder so viel Zeit wie möglich
im Präsenzunterricht in der Schule verbringen, da wir wissen,
dass sich der persönliche Kontakt positiv auswirkt.
Und so führt ein ganzes Bündel an Erfahrungen dazu,
dass Portugal noch diesen Monat
eine Impfquote von 85 % erreichen könnte.
Impfen ist eine Art Bürgerpflicht.
Mir hat es nie große Angst bereitet,
dass meine Tochter geimpft werden würde, ganz im Gegenteil.
Dieses Vertrauen zahlt sich nun aus.
Die Regierung will mit Experten noch in dieser Woche
über weitere Öffnungsschritte entscheiden.
1989 rief die Umweltschutz- organisation WWF den 14. September
zum Tag der Tropenwälder aus.
Seit Jahrzehnten wird also schon
auf die Bedeutung dieser Wälder für unsere Erde hingewiesen.
Zum einen als CO2-Speicher, zum anderen als natürliche Klimaanlagen,
die durch Verdunstung kühlen
und weit über die jeweiligen Waldflächen hinaus
Feuchtigkeit in die Atmosphäre bringen.
All das ist bekannt und trotzdem wer- den die Regenwälder weiter gerodet.
V.a. Brasilien vernichtet jedes Jahr riesige Flächen.
Dort hat Christoph Röckerath eines der bekanntesten Projekte
des Landes besucht.
Das versucht, dieser Zerstörung etwas entgegenzusetzen.
Wie viele Bäume er mit seinen Händen gepflanzt hat,
weiß Onofre selbst nicht mehr.
Seit 20 Jahren erschaffen er und seine Kollegen
einen neuen Regenwald, Baum für Baum.
Wir stellen die Lunge der Erde wieder her.
Wir haben hier mit den Jahren den Wald wiederbekommen
und damit auch mehr Lebensqualität.
Seit hier wieder Bäume stehen, ist die Luft wieder kühler,
der Boden feuchter.
Wir sind im Instituto Terra,
einem beispielhaften Aufforstungs- projekt im Südosten Brasiliens.
Die Leiterin des Instituts, Isabella Salton,
erklärt das Prinzip:
Zu Beginn pflanzen sie schnellwachsende Pioniere,
dann empfindlichere Arten,
bis die Natur irgendwann wieder selbst die Regie übernimmt.
Dieser Baum hier ist erst zehn Jahre alt.
Zehn Jahre? Er ist schon ganz schön hoch.
Ja, und er wird noch viel höher.
Und seine Samen fallen herunter und die Tiere kommen vorbei,
sammeln sie ein, essen sie, transportieren sie.
Und so blüht dieser ganze Lebenskreislauf wieder auf.
Das Institut ist das Herzensprojekt
des berühmten Fotografen Sebastiao Salgado
und seiner Frau Lélia.
Einst stand hier die Farm seiner Eltern.
Kahle Weiden statt Wald, bis sie beschlossen, das zu ändern.
Was wir im Institut machen, ist eigentlich genau das,
was auf der ganzen Welt gemacht werden müsste.
Die Menschheit wird nur überleben,
wenn wir die Artenvielfalt wieder herstellen,
die wir massiv zerstört haben.
Die Artenvielfalt des hiesigen atlantischen Regenwaldes
ist noch immer nicht ganz erforscht.
Im Institut haben sie eine eigene Samenbank angelegt.
Hunderte Spezies von regionalen Baumarten
werden hier untersucht und gelagert.
Bei der Aufforstung kommt es auf die richtige Mischung an.
Draußen treffen wir wieder Onofre,
der vorsichtig die nächsten Setzlinge vorbereitet.
Sie sind wie neugeborene Kinder.
Ein paar Wochen noch, dann beginnt die Regenzeit
und die Setzlinge müssen raus, um Wald zu werden.
Selbst Isabella ist immer wieder aufs Neue fasziniert.
Ein kleiner Samen hat alle Kraft des Lebens.
Das ist sehr schön.
Wir dürfen nicht aufgeben.
Deshalb ist das Instituto Terra ein Beispiel dafür,
dass man anders handeln kann.
Und dass es möglich ist, das wieder- herzustellen, was zerstört wurde.
Grün, wo einst Kahlschlag war, doch außerhalb des Instituto Terra
nimmt die Abholzung in Brasilien weiter zu.
Die aktuelle Regierung ist absolut unverantwortlich.
Die aktuelle Regierung muss bestraft werden,
wirtschaftlich und politisch.
Um den Regenwald zu retten, braucht es den politischen Willen,
Wissenschaft und harte Arbeit, Baum für Baum.
Denn von alleine kommt der Wald nicht mehr zurück.
Heinz macht weiter, mit Wirtschaft.
Da galt heute einmal mehr
der Inflationsentwicklung große Aufmerksamkeit.
Es kamen dazu neue Zahlen aus den USA:
Plus 5,3 % im August gegenüber dem Vorjahresmonat.
Frank Bethmann, wie geht's wohl weiter mit der Inflation
in den USA und bei uns?
Zunächst einmal wurden diese 5,3 % hier auf dem Parkett
mit einer gewissen Erleichterung aufgenommen.
Der DAX am Ende heute leicht im Plus.
Erleichterung, nicht weil man sich mit derartigen Preissteigerungen
beginnt abzufinden, das wäre schlimm.
Nein, mit Blick auf die Preisentwicklung
in den vergangenen Monaten sagen die Börsianer:
Schaut her, das Schlimmste ist überstanden,
die Preise in den USA beginnen, wenn auch minimal,
jetzt weniger stark zu steigen.
Eine Hoffnung, die auch deutsche Verbraucher hegen.
Schließlich sind zuletzt auch bei uns
die Preise mehr als normal üblich gestiegen.
Und ein Einbremsen ist noch nicht erkennbar.
Preissprünge so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr,
die aber Notenbanker und Ökonomen weitestgehend kalt lassen.
Warum, fragt man sich?
Eine Antwort liefert der "Basiseffekt".
Im vergangenen Sommer waren viele Preise corona-bedingt am Boden.
Wenn man also August 2020 mit diesen August vergleicht,
relativieren sich die starken Anstiege.
Neben diesem Basiseffekt sprechen die derzeitigen Lieferengpässe
bei vielen Produkten, die vermutlich nur vorübergehend sind, dafür,
dass die Inflation wieder zurückgehen wird.
Doch Zweifel bleiben:
Was, wenn die Knappheit bei Halbleitern oder Rohstoffen
die Preise weiter anheizen?
Wenn Gewerkschaften in der Folge auf höhere Löhne drängen?
Spätestens dann müssten die Notenbanken reagieren.
Die Antwort auf Inflation hieße: höhere Leitzinsen.
Das Team von "ZDF Magazin Royale" um Jan Böhmermann
gehört in diesem Jahr zu den Ausgezeichneten
beim Deutschen Fernsehpreis
und zwar in den Sparten "Bestes Buch Unterhaltung"
und "Beste Ausstattung Unterhaltung".
Dieser und einige weitere Preise
wurden schon heute vorab bekannt gegeben.
Überreicht werden die Auszeichnungen am Donnerstag bei einer Gala in Köln.
Am Abend wurde im ZDF-Hauptstadt- studio in Berlin
der Deutsche Gründerpreis verliehen,
zu sehen auch per Livestream in der Mediathek.
Die erste Kategorie "StartUp" gewann das Unternehmen "yuri",
das Laborversuche in der Schwerelosigkeit einfacher
und günstiger machen möchte.
Als "Aufsteiger" wurde Wildling Shoes ausgezeichnet,
das besonders flexible Schuhe herstellt.
März 2001: Die Taliban sprengen die Buddha-Statuen von Bamiyan.
Ein Weltkulturerbe, 1.500 Jahre alt, unwiederbringlich verloren.
Alle internationalen Appelle waren vergeblich geblieben.
Für die Taliban war das damals nicht nur ein fanatischer Exzess,
sondern auch eine Botschaft an die Welt,
ein brüllendes "Ihr könnt uns mal".
In Afghanistan erinnert man sich aber nicht nur an die Zerstörung
der Buddhas, sondern auch an geplünderte Museen und Archive,
und an all die Kulturverbote.
Musik etwa - verboten.
Die wenigen Künstler und Musiker, die es im Land noch gibt, fürchten,
dass es bald wieder so sein wird.
Für die einzige Musikschule Kabuls gibt es wenig Hoffnung,
berichtet Christhard Läpple.
Es war ein Haus voller Musik, voller Hoffnung, voller Optimismus:
das Nationalinstitut für Musik in Kabul.
250 Studierende, ein Drittel weiblich.
Ein sicherer Ort zum Üben, Lachen, Die-Welt-Entdecken.
Ein Haus, das immer bedroht war.
Der Musikdirektor überlebte vor Jahren einen Selbstmordanschlag.
Er bleibt im australischen Exil kämpferisch.
Jetzt ist sein Institut verstummt.
Ich glaube noch immer, dass niemand Menschen Musik wegnehmen kann.
Musik kann man nicht töten, Musik wird niemals sterben.
"Ich bin eine Botschafterin aus dem Land der Hoffnung",
singen die Mädchen, "Ich stehe auf gegen Unterdrückung“.
Selbstbewusst, leidenschaftlich, in Landestracht -
ein junges Orchester mit einer Dirigentin am Pult.
Eine von zweien,
die Afghanistans einzige Musikschule hervorgebracht hat.
Ganz neue Töne - zu viel für die Taliban.
Dieser Mangel an Liebe zur Musik
entstammt wahrscheinlich der Ignoranz der Taliban.
Genau wie ihre sehr, sehr strenge Auslegung des heiligen Islam.
Es gibt kein islamisches Land in der Welt,
das gegenwärtig Musik verbietet.
Das meint Dr. Sarmast.
Das Herzstück seiner Kabuler Musikschule ist Zohra,
das erste afghanische Frauenorchester:
47 Konzerte weltweit in zehn Jahren, auch in Berlin.
Die Hornistin Sarah Willis von den Berliner Philharmonikern
unterstützte das Projekt und war einfach nur begeistert.
Wir spielen gerne Musik, nicht nur weil wir schöne Töne spielen,
sondern weil wir damit unsere Seelen aussprechen können.
Wenn man Musik spielt, dann ist man die Musik.
Wenn man das nicht machen darf, ist das eine so schreckliche Sache.
Ich kann es mir nicht vorstellen.
Doch das Orchester spielt nicht mehr.
Bereits vor der Machtübernahme durch die Taliban
konnte Dirigentin Zarifa Adiba ihr Instrument
nicht mit nach Hause nehmen, zu gefährlich.
Nein, das können wir nicht.
Ich nehme die Viola nie mit nach Hause.
Und ich spiele auch zu Hause nie Viola,
denn ich habe Angst, dass mich jemand spielen hört.
Dirigentin Zarifa und ihre Kollegin Negin
sind in den USA in Sicherheit.
Alle anderen Musikerinnen verstecken sich in Kabul.
Sarah Willis von den Berliner Philharmonikern
will ein Zeichen setzen.
Mit Beethovens "Ode an die Freude",
denn ohne Musik ist das Leben ein Irrtum.
Dieses Signal soll um die Welt gehen,
damit Afghanistans einzige Musikschule
wieder eine Schule mit Musik wird.
Das war's von uns.
Gleich nach dem Wetter geht's mit der Reportagereihe "37 Grad" weiter,
heute über Menschen, die im Wald leben.
Hier in Deutschland und doch fernab der Zivilisation.
Um 0.30 Uhr gibt es dann unser "heute journal up:date"
mit Christopher Wehrmann.
Auf Wiedersehen.
Ein neues Tief bringt uns Schauer und auch Gewitter,
das ist dieses Tief hier über den britischen Inseln.
Es verlagert sich allmählich Richtung Skandinavien.
Die Schauer und teilweise Gewitter im Westen, die erreichen uns
und die Wärme wird außerdem allmählich nach Osten hin abgedrängt.
In der Nacht also Schauer und Gewitter, v.a. nach Westen hin
und auch im Südwesten gibt's Gewitter,
ansonsten wird es v.a. im Osten trocken sein, teils sternenklar.
Morgen dann im Tagesverlauf quer über Deutschland
viele Wolken, Schauer und Gewitter,
die allmählich über uns hinwegziehen nach Osten hin
und im Südosten am ehesten trocken.
Die kommenden Tage:
Am Donnerstag nach Osten hin viele Wolken mit Regen,
im Süden bilden sich auch Gewitter.
Im Westen lockert es allmählich auf.
Und am Freitag, da wird es nur noch im Osten einige Schauer geben,
ansonsten viele Wolken in der Mitte,
aber auch sonnige Abschnitte nach Süden hin.
Und Samstag komplett trocken.