heute journal vom 14.12.2021 - Umstrittene Lockerung - Geboosterte von Testpflicht befreit; Fragwürdige Besetzung - AfD
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute-journal" mit Gundula Gause und Bettina Schausten.
Guten Abend.
Impfen, was das Zeug hält.
Das ist der zentrale Baustein der Corona-Strategie
der neuen Bundesregierung.
Doch heute Abend wird bekannt: der Impfstoff wird schon wieder knapp.
Später mehr dazu.
Ein weiterer Baustein ist der neue Expertenrat,
der sich heute zu seiner ersten Sitzung traf.
Er versammelt insgesamt 19 Expertinnen und Experten,
darunter die Virologen Christian Drosten und Hendrik Streeck,
die in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung waren.
Auch andere Disziplinen sind vertreten: Medizin, Physik,
Psychologie, Ethik, ein Leiter eines Gesundheitsamts
und ein Landrat.
Erster Auftrag: eine Stellungnahme zur Omikron-Variante - zeitnah.
Heute blieb der Rat still.
Äußerte sich jedenfalls nicht öffentlich zu der Entscheidung,
die die Gesundheitsminister von Bund und Ländern trafen:
Wer geboostert ist, muss sich künftig nicht mehr testen lassen.
Das soll jetzt bundesweit gelten.
Eine Entscheidung, die bei Experten außerhalb des Rates
durchaus auf Kritik stößt.
Malin Ihlau und Fabian Köhler berichten.
Wer bereits geboostert ist,
darf in Niedersachsen ohne Test ins Lokal.
Das Land hat die 2G-plus-Regel gelockert.
Für das Personal und die meisten Gäste eine deutliche Erleichterung.
Doch der Geschäftsführer vom Reimanns Eck,
Aus unternehmerischer Sicht ist die Variante,
so wie sie jetzt gerade ist, gar nicht schlecht.
Aus pandemischer ist eine Test- pflicht auch für Geboostete sinnvoll
und auch eigentlich notwendig, weil wir auch Gäste haben,
die sind schon älteres Semester und die fühlen sich damit sicherer.
Niedersachsen hatte Anfang Dezember
als eines der ersten Bundesländer
die Testpflicht für Dreifach-Geimpfte aufgehoben.
Hintergrund waren Engpässe beim Testen,
lange Schlangen vor Testzentren.
Diese Strategie der Landesregierung sollte auch ein Anreiz sein.
Wir stellen fest: Seitdem wir sie umsetzen,
haben wir auch noch mal vielmehr Nachfrage bei den Booster-Impfungen.
Die Hälfte der Booster-Impfungen in Niedersachsen sind passiert
seitdem wir diese Regelung haben.
Als Drittgeimpfter ohne Test ins Restaurant oder ins Kino -
bislang gibt es keine einheitliche Booster-Regel in den Ländern.
Neben Niedersachsen erlauben Rheinland-Pfalz, Thüringen,
Baden-Württemberg, Bayern und das Saarland
geboosterten Menschen den Zugang ohne weiteren Test.
Die Gesundheitsminister der Länder haben sich nun darauf verständigt,
diese Ausnahme für alle Bundesländer zu empfehlen.
Wir haben uns heute in diesem Antrag geeinigt,
dass Personen mit erhaltener Auffrischungsimpfung
ab von der Wirksamkeit der Testpflicht
im Rahmen der 2G-plus-Regelung befreit werden sollen.
Wichtig ist: Für den Zutritt
in medizinische und pflegerische Einrichtungen
soll es weiter bei einer Testverpflichtung bleiben.
Gerade jetzt die Testpflicht abzuschaffen,
das sei ein Fehler, warnen Experten.
Die Entscheidung der Gesundheits- minister ist unverantwortlich.
Omikron hat Deutschland erreicht.
Und jetzt, indem die Testpflicht fällt
wollen wir die Pandemie im Blindflug besiegen.
Das ist nicht hilfreich.
Das ist ein Weihnachtsgeschenk,
das uns im Januar schwer auf die Füße fallen wird.
Doch der neue Gesundheitsminister verteidigt diese Strategie.
Es ist tatsächlich so, dass jemand, der frisch geboostert ist,
ein sehr geringes Risiko trägt, sich zu infizieren.
Und ein noch geringeres Risiko trägt, sich so zu infizieren,
dass er für andere ansteckend ist.
Das ständige Nachjustieren der Corona-Regeln
verunsichert die gesamte Gastrobranche.
Es gibt zu wenig Impfstoff.
Lauterbach will direkt verhandeln.
Wenn sich alle zwei Tage die Regeln ändern
und man sich an nichts Festes gewöhnen kann
oder sich darauf einstellen kann,
geht die Planungssicherheit komplett verloren.
Kurz vor Weihnachten hätte Leach einen Wunsch:
Durchdacht einmal alles runterzufahren,
um dann im Frühjahr wieder durchzustarten.
Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz,
Bayerns Minister Klaus Holetschek, ist mir jetzt zugeschaltet.
Schönen guten Abend nach München. Guten Abend.
Also: Keine Testpflicht mehr für Geboosterte.
Sehr überzeugt wirkten Sie heute bei der Pressekonferenz
von Ihrer eigenen Entscheidung nicht, die ja auch wirklich nicht
ohne Risiken ist.
War das jetzt nur mein Eindruck?
Oder liege ich damit nicht ganz so falsch?
Nein, ich bin schon überzeugt, wir haben ja abgewogen.
Wir hatten eine wissenschaftliche Empfehlung,
auch des Bundesgesundheitsministers,
und die ist verantwortbar und vertretbar.
Natürlich müssen wir Omikron im Auge behalten.
Es ist eine Herausforderung und Unbekannte.
Mir war wichtig, dass wir bei Altenheimen und Pflegeheimen
und im Krankenhaus diese Testpflicht beibehalten.
Also Altenheime, Pflegeheime,
da gilt es nicht, nicht bei medizinischen Einrichtungen.
Sie haben selbst gesagt, es muss jetzt ständig beobachtet werden.
In zwei Monaten soll das Ganze spätestens wieder
auf den Prüfstand kommt.
Man hat schon das Gefühl, da ist jetzt sehr viel Vorsicht nötig.
Dann sagen Sie doch mal: Warum machen Sie es dann überhaupt?
Es ist eine Empfehlung aus infektiologischer Sicht.
Es ist vertretbar.
Es ist ein zusätzlicher Impf-Anreiz, sich Boostern zu lassen.
Es schont auch die Testkapazitäten.
Es gibt schon gute Gründe dafür, das jetzt zu tun.
Deswegen haben wir das abgewogen und dann so entschieden.
Aber dann überwiegend eigentlich nicht die epidemiologischen,
sondern die anderen Gründe.
Also: Anstoß für die Booster-Kampagne.
Das ist sicher auch ein Grund.
Aber ich glaube, der Bundesgesundheitsminister
hat es noch einmal deutlich gemacht.
Er hat es auch rückgekoppelt mit weiteren Experten,
dass es eben vertretbar ist.
Und dass es auch so ist, dass bei dreifach Geimpften
dann die Frage des Antigenschnelltest und der Validität
auch eine wichtige Rolle spielt.
Daher haben wir es diskutiert
und sind dann zu diesem Entschluss gekommen.
Aber man hört nun gerade eben bei zweifach Geimpften und Geboosterten
immer häufiger von Impf-Durchbrüchen.
Ist es da nicht gerade fatal, wenn man jetzt da die Tests streicht.
Dann fühlt sich jeder Geboosterte umso sicherer
und steckt möglicherweise dann eben doch andere an.
Naja, deswegen haben wir ja auch Ausnahmen beschlossen,
z.B. bezüglich vulnerablen Gruppen.
Und wir wollen das sehr engmaschig auch beobachten.
Aber ich glaube, unter den Blickwinkeln und der Abwägung,
die wir heute vorgenommen haben, ist es tatsächlich vertretbar.
Deswegen ist die Entscheidung jetzt aus dem Gesichtspunkt richtig.
Nun hat man gehört
aus Ihrer Sitzung heute mit dem Bundesgesundheitsminister Lauterbach,
dass er von Mängeln, von fehlendem Impfstoff
gerade im Beginn des nächsten Jahres berichtet hat.
Wie gravierend ist das und wie stark
gefährdet dieser mangelnde Impfstoff jetzt diese Booster-Kampagne?
Der Bundesgesundheitsminister hat ja sozusagen Inventur gemacht
und hat uns heute berichtet, dass wir noch mehr Impfstoff brauchen.
Das will ich noch einmal unterstreichen.
Wir haben ihn da auch ausdrücklich ermutigt, alle Schritte zu gehen,
auch in direkten Gesprächen mit Impfstoffherstellern
mehr Impfstoff zu besorgen, auch angepassten an die Mutation.
Weil wir das Boostern im Mittelpunkt haben.
Wir reden über eine allgemeine Impfpflicht
und ich glaube, da haben wir lieber zu viel als zu wenig Impfstoff.
Deswegen müssen wir da noch mal in die Beschaffung geht.
Glauben Sie, dass die Impfpflicht
dann unter diesen neuen Vorzeichen überhaupt noch kommen kann?
Ich denke schon.
Die Impfpflicht ist wichtig
und die Diskussion dazu muss jetzt geführt werden.
Auch eine Entscheidung muss herbeigeführt werden.
Ich bin optimistisch, dass es uns gemeinsam gelingt,
auch weiteren Impfstoff zu organisieren.
Man muss jetzt die direkten Wege noch mal gehen.
Und das hat Herr Professor Lauterbach versichert
und wir unterstützen ihn von den Ländern aus sehr dabei.
Aber ist im Nachhinein dann noch mal ein Versäumnis
des früheren Bundesgesundheits- minister Spahn offenbar,
wenn zu wenig bestellt worden ist.
Ich glaube, das ist jetzt nicht die Frage,
wo was bestellt worden ist.
Sondern die Frage ist, wie können wir noch mehr beschaffen?
Es ist wichtig, dass wir Transparenz im System haben.
Das brauchen wir auch, weil wir merken auch,
der Impfstoff kommt manchmal nicht dort an, wo er hin sollte.
Wir kriegen immer wieder Rückmeldungen, auch von Ärzten,
dass zu wenig geliefert wird.
Ich bin sehr dafür, dass wir da Transparenz herstellen
und jetzt auf jeden Fall weiteren Impfstoff beschaffen.
Wir hören, zu wenig Impfstoff.
Glauben Sie, dass diese Regel Bestand haben kann,
auch im Angesicht von Omikron,
was jetzt möglicherweise zunimmt und gefährlicher wird?
Omikron muss man genau beobachten.
Deswegen begrüße ich sehr, dass der Expertenrat,
der neu eingerichtet worden ist von der Bundesregierung,
jetzt zeitnah auch uns mehr Daten zur Verfügung stellt.
Auch Erkenntnisse.
Was bedeutet denn das genau?
Wir wissen, dass Omikron hochinfektiös ist.
Wir wissen noch ein bisschen wenig
über Krankheitsverläufe und andere Parameter.
Das brauchen wir aber dringend,
um tatsächlich eine gute Beurteilung der Lage auch zu haben.
Gut, vorerst muss man auf Sicht fahren, kleine Schritte gehen.
Wir haben Bayerns Minister Klaus Holetschek gehört, vielen Dank.
Gerne.
Wenn sich zu Beginn einer Legislaturperiode in Berlin
die neuen Bundestagsausschüsse bilden,
dann ist das immer Anlass für Diskussionen.
Reihum dürfen die Fraktionen nach Größe wählen,
welchen Ausschuss sie führen wollen.
Es geht um Fach-, aber mindestens genauso sehr um Machtfragen.
Dieses Mal schlägt das Prozedere besonders hohe Wellen,
denn ausgerechnet der Innenausschuss, zuständig für Themen wie Migration,
Extremismus und auch die Kontrolle der Sicherheitsbehörden,
soll einen Vorsitzenden von der AfD bekommen.
Die wird in Teilen selbst vom Verfassungsschutz beobachtet.
Die Empörung ist laut.
Und richtet sich auch gegen Grüne und FDP,
die es in der Hand gehabt hätten, diese Zuordnung zu verhindern.
Morgen nun kommt es zum Schwur.
Aus Berlin: David Gebhard.
Da ist sie wieder, die Gretchenfrage im Parlament: Der Umgang mit der AfD
Darf eine demokratisch gewählte Partei,
die in Teilen vom Verfassungsschutz beobachtetet wird,
einen Ausschuss leiten, der auch die repräsentiert,
die sich um Sicherheit und Schutz der Demokratie bemühen?
Wir halten es als Gewerkschaft der Polizei für äußerst problematisch,
dass man diejenigen nicht unterstützt, die für
die Aufrechterhaltung der Demokratie und des Rechtsstaaten einstehen,
weil wir jemanden brauchen, der den Innenausschuss nicht spaltet,
sondern der miteinander redet, unsere Gesellschaft zusammen hält!
Nach und nach hatten die Fraktionen ihre Ausschussvorsitzenden gezogen.
Die Union – als größte Oppositionspartei - Haushalt,
die SPD Außen, die Grünen – vor der AfD dran - wählten nicht Innen,
sondern Europa.
Wohl auch als Trostpflaster
für den beim Ampel-Poker leer ausgegangenen Anton Hofreiter
und stehen jetzt massiv in der Kritik. Erklärungsversuche.
Die erste Priorität war, den Europaausschuss zu ziehen,
weil klar ist, dass auch dort viele
innen-, europa- und außenpolitischen Entscheidungen getroffen werden.
So blieb der AfD der Zugriff auf den Vorsitz des Innenausschusses.
Heute wählt sie ihren Kandidaten Martin Hess, Hauptkommissar,
enger Weidel-Vertrauter, der sich im Plenum
zu Clankriminialität und Migration schon mal so äußert:
Das sind Kriegsmaschinen, die sie mit ihrer fatalen Migrationspolitik
ungehindert in unser Land lassen und das ist ein Skandal.
Für den Fall meiner Wahl werde ich selbstverständlich diesen Vorsitz
neutral und überparteilich auch entsprechend ausfüllen.
Fairness, auch im politischen Betrieb, auch in
der politischen Auseinandersetzung sind mir ein wichtiges Anliegen!
Parteiübergreifend regt sich Widerstand.
Es laufen Gespräche, wie morgen der eigentlich
nur formal zu benennende Innenausschussvorsitzende
in eine Wahl geschickt und womöglich verhindert werden könnte.
Für mich ist es deshalb schwierig, weil die AfD in Teilen
vom Verfassungsschutz beobachtet wird und wir natürlich
mit dem Innenausschuss und auch die Ausschussvorsitzenden,
wir kontrollieren das Innenministerium
und auch die nachgelagerten Behörden und dazu zählt auch
das Bundesamt für Verfassungsschutz.
Der Ausschussvorsitzende bekommt privilegiert Informationen
aus dem Innenministerium, wird oft als erstes informiert,
aber wer dort sitzt, um alleine rechte Agenda zu betreiben
oder eben aber auch in einer Schanierfunktion
zu der mobiliserungsfähigen extremen Rechten auf der Straße,
der wird diese Informationen nutzen, sie herausspielen.
Auch, ob die nominierten Vorsitzenden für die Ausschüsse
Gesundheit- und Entwicklings- zusammenarbeit durchgehen – offen.
Zudem sorgt die Nominierung einfacher Ausschussmitglieder
für Empörung: etwa der Fall eines ehemaligen Bundeswehrsoldaten,
der vom Bundeswehrgeheimdienst MAD als Extremist eingestuft wird
und nun in den Verteidigungsausschuss soll:.
Er hatte nach seinem Afghanistan Einsatz, den er 2019 beendet hatte
und nach diesem Gespräch mit zwei MAD Kollegen
und nach diesem Gespräch wurde er als Rechtsextremist eingestuft ohne,
dass bisher ein Disziplinarverfahren eröffnet wurde.
Insofern verhöhnt uns die AfD gerade jemand reinzuschicken,
der vom MAD als Extremist bezeichnet worden ist
und das ist schon beunruhigend, denn wir haben mit Material zu tun,
mit Unterlagen zu tun, die als geheim eingestuft sind,
die auch die Sicherheit unseres Landes, unseres Kontinents betrifft.
Demokratische, faire Teilhabe einer Partei,
die die anderen mehrheitlich als Denokratiefeinde sehen.
Der Umgang mit der AfD strapaziert mehr denn je das Parlament.
In den Nachrichten kommen wir noch einmal auf das Thema Corona zurück.
Gundula Gause.
Wegen der Corona-Pandemie kann der Karneval in Nordrhein-Westfalen
auch in dieser Saison nicht wie gewohnt gefeiert werden.
Freiwillig hätten Vertreter des organisierten Karnevals zugesagt,
auf Sitzungen und Bälle in Sälen zu verzichten,
erklärte NRW-Ministerpräsident Wüst.
Zugleich geht die bundes- weite Inzidenz weiter zurück.
Sie lag heute bei 375, nach zuvor rund 390.
Das RKI registrierte 30.823 Neuinfektionen innerhalb eines Tages.
5236 weniger als vor einer Woche.
Hoch: die aktuelle Zahl der Corona-Todesopfer:
473 Menschen starben binnen 24 Stunden.
Großbritannien kämpft bereits
mit einer neuen Infektionswelle durch die Omikron-Variante.
Insgesamt wurden heute im Vereinigten Königreich
mehr als 59.600 Neuinfektionen registriert,
der fünfthöchste Wert seit Beginn der Pandemie.
Die Regierung von Premier Johnson
brachte schärfere Corona-Maßnahmen ins Unterhaus ein,
gegen heftigen Widerstand aus den eigenen Reihen.
Mit Zustimmung der oppositionellen Labour-Partei
wurden soeben die Maskenpflicht,
eine Impfpflicht für das medizinische Personal
sowie 3G-Nachweise für Großveranstaltungen beschlossen.
Der Online-Dienst Telegram steht zunehmend in der Kritik.
Da militante Corona-Leugner sowie Rechtsextreme
sich über diesen Messengerdienst organisieren,
sollten staatliche Maßnahmen geprüft werden,
forderte Thüringens SPD-Innenminister Maier im ZDF.
Auf dieser sozialen Plattform werde auch zu Gewalt aufgerufen.
Telegram sitzt in den Vereinigten Arabischen Emiraten
und löscht bislang keine Beiträge, die Hass und Hetze enthalten.
Ein ausführlicher Bericht dazu später im "heute journal up:date".
Die Union hat eine Verfassungsbeschwerde gegen
den geplanten Nachtragshaushalt der Ampel-Koalition angekündigt.
CDU/CSU-Fraktionschef Brinkhaus sagte, es sei höchstbedenklich,
nicht genutzte Kreditermächtigungen für andere Vorhaben zu verwenden.
Der Bundestag hatte wegen der Corona-Krise
in diesem Jahr 240 Milliarden Euro neue Schulden genehmigt,
60 Milliarden mehr als nötig.
Diese will Finanzminister Lindner als Kredite aufnehmen
und in den Klimafonds stecken,
der damit deutlich anwächst auf über 76 Milliarden.
gestern Abend wurden Fensterscheiben eingeschlagen,
bei einer Moschee.
Die Tatverdächtigen warfen Flaschen und zündeten Pyrotechnik.
Die Polizei stellte bei zwölf der Randalierer die Personalien fest
und ermittelt, ob die Moschee gezielt beschädigt wurde.
Der zuständige Islamverband Ditib erklärte,
es handele sich um den achten Angriff binnen weniger Jahre.
"Der Diktator rächt sich an seinen stärksten Widersachern".
So deutete die belarussische Oppositionsführerin
Swetlana Tichanowskaja heute das Urteil gegen ihren Ehemann.
18 Jahre Lagerhaft wegen der Organisation von Massenunruhen.
Tichanowski wollte bei den Präsidentschaftswahlen
im Sommer letzten Jahres gegen Präsident Lukaschenko antreten.
Nach seiner Festnahme übernahm seine Frau Swetlana
und wurde zur Ikone der Opposition.
Ihrem Protest aus dem litauischen Exil
schlossen sich heute auch Kritiker im Westen an.
Die deutsche Außenministerin Baerbock sprach von einem "skandalösen Urteil"
und forderte die sofortige Frei- lassung aller politischen Gefangenen.
Aus Moskau: Christian Semm.
Als letzter der sechs Angeklagten, wird Sergej Tichanowski
in den Gerichtskäfig geführt.
Demonstrativ dreht er sich mit dem Rücken zu den Kameras.
Weil sie Dikator Lukaschenko gefährlich wurden,
müssen die Männer für lange Zeit ins Gefängnis.
18 Jahre, so lautet das Urteil gegen Tichanowski.
Der Vorwurf unter anderem:
Organisation von Massenunruhen und Anstiftung zu sozialem Hass.
Zum Verhängnis wurde ihm, dass er Lukaschenko 2020
als Präsidentschaftskandidat herausfordern wollte.
Ich bin Sergej Tichanowski, belarussischer Geschäftsmann
und Blogger.
Ich möchte bekanntgeben, dass ich als Kandidat
am Präsidentschaftswahlkampf teilnehmen werde.
Doch dazu kommt es nicht.
Tichanowski wird festgenommen und an seine Stelle
tritt seine Frau: Swetlana Tichanowskaja,
die bis dahin mit Politik gar nichts zu tun hatte.
Gemeinsam mit Maria Kolesnikowa, die mittlerweile
zu 11 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde und Veronika Tsepkalo
forderten die drei Frauen Lukaschenko heraus.
Tsepkalo musst das Land verlassen, genauso wie Swetlana Tichanowskaja,
die als Wahlsiegerin der umstritt- enen Präsidentschaftswahl gilt.
Sie musste vor dem Lukaschenko-Regime fliehen
und kämpft weiter für Belarus und ihren Mann.
Das Urteil bedeutet, dass mein tapferer und wundervoller Mann
ein persönlicher Feind von Lukaschenko wurde.
Der hat Rache genommen wegen der starken Stellung meines Mannes,
weil Er für Millionen von Bürgern ein Anführer sein könnte.
Auch der Mann von Marina Adamowitsch wurde heute verurteilt.
14 Jahre bekam
der langjährige Oppositionspolitiker Nikolai Statkewitsch.
Ab und zu schreiben sie sich Briefe.
Ich denke, dass es für Nikolai wichtig ist zu wissen,
dass es mir gut geht.
Und mir ist wichtig, dass er spürt, dass ich bei ihm bin.
Wir kommunizieren ausschließlich über Briefe.
In den mehr als 560 Tagen, die er hinter Gittern verbracht hat,
hatten wir nur ein einziges Treffen.
Das harsche Strafmaß heute, das sonst nur Mörder bekommen,
soll Lukaschenkos Gegner abschrecken.
Solch ein Urteil gehört zum Mechanismus alle einzuschüchtern,
die anders denken oder unzufrieden sind.
Heute wird nicht nur gegen die Opposition
oder die Zivilgesellschaft gekämpft,
sondern grundsätzlich gegen Andersdenkende.
Es gibt Massensäuberungsaktionen im Land.
Nikolai Statkewitsch, Maria Kolesnikowa oder Sergej Tichanowski.
Es sind drei prominente Namen.
Aber in belarussischen Gefängnissen sitzen hunderte weitere
politische Gefangene.
Aus dem Weg geräumt von Diktator Alexander Lukaschenko.
Die Pandemie und Lieferprobleme belasten die deutsche Wirtschaft
und auch die Konjunkturerwartungen.
Das Münchner IFP-Institut senkte seine Prognose
für das nächste Jahr deutlich, um 1,4 auf ein Plus von 3,7 %.
Besonders betroffen: die deutschen Maschinenbauer, Valerie Haller,
die trotz allem optimistisch sind.
Worauf gründet deren Zuversicht?
Auf den prall gefüllten Auftragsbüchern.
Das Geschäft der Maschinenbauer brummt, seit Monaten schon.
Darunter auch umfangreiche Großaufträge,
komplette Fabriken oder Teile davon.
Kommendes Jahr will die Branche
die Corona-Krise voll abgeschüttelt haben.
Bremsklotz allein ist der Materialmangel.
Weil wichtige Vorprodukte fehlen,
können viele Aufträge nicht im gewohnten Tempo abgearbeitet werden.
In einer Umfrage unter 500 Unternehmen
klagt die überwältigende Mehrheit über Lieferkettenprobleme.
86 % der Firmen fehlen Elektronikteile.
65 % warten auf Metalle wie Kupfer und Stahl.
46 % auf Kunststoffe und Gummi.
Die Maschinenbauer gehören zu den größten Arbeitgebern in Deutschland.
Sie planen, in den kommenden Monaten ihr Personal aufzustocken.
Doch auch hier gibt es ein weit verbreitetes Problem:
der Fachkräftemangel.
Den bezeichnen die Maschinenbauer
als eine der ganz großen Herausforderungen der Zukunft,
die sich als Fortschrittsbremse entpuppen könnte.
Auf die Bremse treten auch Anleger an der Frankfurter Börse.
Der Dax deutlich im Minus.
Die amerikanische Notenbank
wird sich morgen zum Thema Zinsen und hohe Inflation äußern.
Vermutlich wird die Fed eine straffere Geldpolitik ankündigen.
Für die Aktienmärkte wären das keine gute Nachricht.
Vielen Dank, Valerie Haller.
Zwei Meldungen vom Sport:
Die deutschen Handballerinnen stehen im Halbfinale der WM in Barcelona.
Die Nationalmannschaft
Unterlag den spanischen Gastgebern.
Und: in der Fußball-Bundesliga wird schon heute gespielt.
Am Abend trat Bayern München bereits beim VfL Stuttgart an.
Der Tabellenführer sicherte sich den Herbstmeister-Titel
mit dem klaren Auswärtssieg 5:0.
Nach den verheerenden Tornados in den USA
ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 88 gestiegen.
Allein in Kentucky kamen 74 Menschen ums Leben,
teilte der Gouverneur mit.
Die Einsatzkräfte suchten weiter
nach etwa 100 Vermissten unter den Trümmern.
Präsident Biden hat einen Besuch in den schwer getroffenen Gebieten
für morgen angekündigt.
Erklärungen zu der Tornado-Serie in den USA: gleich im Wetterbericht.
Ein internationales Forscherteam
warnt vor einem "dramatischen Wandel" am Thwaites-Gletscher
im Westen der Antarktis infolge des Klimawandels.
Studien deuten demnach darauf hin,
dass ein im Meer schwimmender Teil des Gletschers
bereits innerhalb von weniger als zehn Jahren zersplittern könnte.
Grund dafür sei warmes Wasser,
das aufgrund der Erderwärmung unter den Gletscher gelange.
"Das Tagebuch der Anne Frank", es ist das bis heute beeindruckende
und berührende Zeugnis eines jungen jüdischen Mädchens,
das dem Schrecken ihrer Zeit zu trotzen versucht,
die Unmenschlichkeit des Naziterrors
gerade für nachgeborene junge Menschen fühlbar macht.
Anne Frank starb im Alter von 15 Jahren im KZ Bergen-Belsen.
Ihr Versteck in Amsterdam,
das sie mit sieben weiteren Verfolgten teilte,
darunter ihrem Vater, war aufgeflogen.
Er überlebte den Holocaust als einziger der Gruppe.
Ein niederländischer Historiker
hat nun die Schicksale auch der anderen nachverfolgt,
die so über Anne Franks Tagebuch hinaus ein Gesicht bekommen.
Serafin Reiber und Christian Kirsch berichten.
Das ehemalige Durchgangslager Westerbork
im Nordosten der Niederlande.
Von hier wurde Anne Frank nach Auschwitz deportiert.
Eine von 102.000 niederländischen Jüdinnen und Juden, Roma und Sinti.
75 Jahre danach will er acht ihrer Geschichten zu Ende erzählen.
Ich will die Schicksale erzählen
der acht im Hinterhaus Untergetauchten.
Und so genau wie möglich nachvollziehen,
wie sie in den unterschiedlichen Konzentrationslagern gekommen sind
und wie sieben von den acht dort gestorben sind.
Von Benda-Beckmanns Buch knüpft da an,
wo das Wissen der meisten aufhört.
Das "Hinterhaus" in Amsterdam.
Hinter diesem Bücherregal
hielten sich Anne, Margot, Edith und Otto Frank versteckt.
Zusammen mit Fritz Pfeffer und der Familie van Pels.
Zwei lange, verzweifelte Jahre.
Dann der Verrat, die Festnahme.
Sieben von ihnen ermordeten die Nazis.
Von Benda will wissen: Wann, wo, wie genau?
Beispiel Peter van Pels, geboren 1926 in Osnabrück.
Akribisch recherchiert von Benda seinen Leidensweg.
Der Deutsche war in die Niederlande geflohen,
am 4. August die Verhaftung, verschleppt nach Westerbork,
von dort nach Auschwitz, wo er überlebt bis zum 18. August 1945.
Dann Mauthausen, Häftlingsnummer 119162,
vier Tage später Außenlager Melk, wieder Mauthausen.
Tod am 10. Mai, kurz nach der Befreiung.
Den Millionen Toten ein je individuelles Gesicht zu geben.
Ihre persönliche Geschichte zu erzählen im Massenmord.
Dieser Ansatz verstärkt sich in der Holocaust-Forschung.
Wir wollen eine Vorstellung bekommen
von den Leidenswegen dieser acht Protagonisten aus dem Tagebuch.
Das gelingt nicht,
indem man sich nur mit dem historischen Wissen beschäftigt.
Andererseits sind die fragmentarischen Erinnerungen
auch zu gering.
Und Bas von Benda-Beckmann gelingt es,
dies beides zu verknüpfen
und da eine kluge Zusammenschau darzustellen.
An Orten wie diesem, dem Durchgangslager Westerbork,
verloren Tausende auf dem Weg in den Tod auch ihre Individualität.
Auslöschung war das Ziel der Mörder.
Das Ziel der Erinnerung sollte es sein,
die Persönlichkeit jedes Opfers zu erhalten.
Ich glaube, es fehlte bisher, weil die Erzählung über Anne Frank
bisher die Domäne des journalistischen Bereichs war,
wo der Fokus doch war
auf die Befragung der individuellen Zeitzeugen.
Und die Geschichtswissenschaft
sich viel mehr mit größeren Fragen beschäftigt hat.
Deshalb wurden kaum die Leidenswege Einzelner geschildert.
Doch es gab Millionen Anne Franks.
Hier in Westerbork erinnert an jedes deportierte Opfer eine Stelle.
Ein eigenes kleines Denkmal - immerhin.
So viel vom "heute journal" für den Moment.
Hier geht es jetzt weiter mit "37 Grad",
das heute über den Arbeitsalltag im Verkauf berichtet.
Supermarkt, Bäckerei, Kaufhaus.
"Da kannst du einpacken", heißt der Titel der Reportage.
Wir empfehlen sie sehr.
Und ich muss kurz korrigieren,
dass es natürlich der VFB Stuttgart ist,
der gegen die Bayern verloren hat.
Gegen Mitternacht ist hier wieder Zeit
für unser "heute journal up:date" mit Nazan Gökdemir.
Morgen übernimmt hier Claus Kleber, tschüss und einen schönen Abend.
Guten Abend und herzlich willkommen zum Wetter.
Tornados im Dezember kommen schon mal vor,
aber dieser massive Ausbruch in den USA
mit katastrophaler Zerstörung ist rekordverdächtig.
Extremwetter nehmen zu
und werden teilweise durch die globale Erhitzung verstärkt.
So heizen sich die Ozeane auf.
In diesem Fall
war der Golf von Mexiko bis zu vier Grad wärmer als normal.
Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und wirkt wie Treibstoff -
verheerend, wenn sie auf deutlich kältere Luft aus dem Norden trifft.
Der Jetstream wurde mit den Temperaturgegensätzen
zusätzlich verstärkt, so bildeten sich extreme Gewitter,
"Superzellen", die über mehrere Staaten zogen
und circa 35 Tornados erzeugten.
Komplett anderes Wetter bei uns.
Nämlich deutlich ruhiger
und mit ziemlich vielen Wolken im Norden Deutschlands.
Dazu kommt etwas Regen auf, das ist hauptsächlich Sprühregen,
also viel ist es nicht.
Nach Süden hin bildet sich Nebel.
An den Alpen wird es am kältesten sein,
mit leichtem Frost bis minus ein Grad.
Sonst ist es milder Richtung Mitte,
v.a. aber nach Westen hin und Richtung Niederrhein bei acht Grad.
Morgen im Tagesverlauf weiterhin viele Wolken im Norden
und etwas Sprühregen.
Ganz im Süden Sonnenschein
und auch Richtung Nordsee zeigt sich die Sonne mal,
bei höchsten Temperaturen von vier Grad an den Alpen
und im Norden neun bis zehn Grad - deutlich milder.
Die kommenden Tage: Am Donnerstag etwas Regen im Osten,
sonst aber auch Sonnenschein bei zwei bis zehn Grad.
Und ab Freitag ähnliche Wetterverhältnisse.
Einen schönen Abend.