heute journal vom 15.02.2021 - Leere Straßen
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Europas Pandemieabwehr ist wieder so weit,
dass sie ihr Heil in Abgrenzung sucht.
Bayern schottet sich ab gegen, aus bayerischer Sicht,
unnötige Einreisen aus Tschechien und Tirol - Sachsen macht mit.
Wie weit und wie dicht Schranken runtergehen,
entscheidet sich nicht nur nach Inzidenz,
sondern v.a. auch nach Virusvarianten.
Ist es noch die Wildform des SARS-CoV-2, mit der alles anfing
oder sind da schon viele britische und südafrikanische Varianten dabei.
Die mit viel aggressiverer Ansteckung
die Fortschritte aus dem Lockdown schnell wieder auffressen könnten.
In Tirol befindet sich nach jetzigem Stand das größte Cluster
der Südafrika-Variante, abgesehen von Südafrika.
Da wird Abschottung so populär,
dass sich einer mit besonderer Sensorik für sowas,
einen Wochenendtermin in der Kälte arrangieren lässt.
Nicht alle finden das Manöver toll.
Oliver Heuchert berichtet.
Kilometer lange Staus, stundenlanges Warten in Tschechien
für die Einreise nach Deutschland.
Diese Lkw kommen heute zu spät ans Ziel,
Berufspendler zu spät zur Arbeit, wenn überhaupt.
Viele wurden abgewiesen, mussten zurückfahren,
weil sie nicht systemrelevant sind.
Solche Grenzkontrollen seien notwendig,
erklärt der Regierungssprecher in Berlin,
um die Covid-19-Mutationen zu bekämpfen.
Wir haben eine Situation, in der wir alles Notwendige tun müssen,
um zu verhindern, dass Virusvarianten,
die deutlich aggressiver sind, deutlich mehr Ansteckungen
mit sich bringen können, sich in Deutschland genau so schnell
ausbreiten, wie sie sich in Nachbarländern
oder in Teilen von Nachbarländern ausgebreitet haben.
Deutschland kontrolliert die Grenzen zu Tschechien,
weil die 7-Tage-Inzidenzen im Grenzgebiet besonders hoch sind.
Und die britische Mutation soll mehr als die Hälfte der Fälle ausmachen.
Auch die Grenze zum österreichischen Bundesland Tirol
wird verstärkt kontrolliert, trotz niedriger 7-Tage-Inzidenz.
Aber die Virusmutation aus Südafrika,
die als besonders gefährlich gilt, hat sich hier weit verbreitet.
Deswegen gestattet Österreich selbst die Ausreise
aus seinem eigenen Bundesland innerhalb des Landes
nur mit negativem Corona-Test.
An der deutsch-österreichischen Grenze heute
ebenfalls Staus und langes Warten.
Auch hier gilt die Regel:
Nur Deutsche, Menschen mit einer Aufenthaltserlaubnis
und systemrelevante Berufspendler dürfen einreisen,
wenn sie einen negativen Corona-Test vorweisen
und ein digitales Einreiseformular.
Strenge Regeln, die das System der Just-in-Time-Lieferung
in Frage stellen, wenn Herstellung und Lieferung
präzise ineinandergreifen sollen.
Problem sind auch unsere Kunden, die auf die Waren warten.
Wir müssen die Waren rechtzeitig bei den Kunden anliefern.
Die kommen alle zu spät.
Noch eine andere Grenzlage:
Im französischen Departement Moselle
wird eine hohe 7-Tage-Inzidenz gemessen: 290.
Auch haben sich hier Virenmutationen weit verbreitet.
Trotzdem gibt es zum benachbarten Rheinland-Pfalz und dem Saarland
bisher keine strengeren Grenzkontrollen.
Wir werden aber alles in unserer Macht stehende tun,
um Grenzkontrollen wie früher zu verhindern.
Wir werden auf gar keinen Fall dem grenzüberschreitenden Berufspendler
was zumuten.
Solche Worte klingen am Alpenrand,
im Bayerischen Wald und am Erzgebirge ungewohnt.
Hier nimmt man Staus und Wartezeiten zur Mutations-Bekämpfung in Kauf.
Als vor bald einem Jahr in der ersten Welle Grenzen geschlossen wurden,
gab es noch heftige Aufregung.
Anne, diesmal sind die Reaktionen, sagen wir, gedämpft.
Das könnte auch daran liegen, dass die Unterschiede
zwischen den Grenzschließungen im Frühjahr und jetzt erheblich sind.
Letztes Jahr war es so, dass die Gliedstaaten von Panik getrieben
eine Kettenreaktion betrieben haben.
Dieses Mal sind die Grenzschließungen nach Tschechien
Fakten-getrieben.
Die Infektionszahlen in Tschechien sind sehr viel höher.
Dafür hat die EU-Kommission Empfehlungen abgegeben.
Heißt das, Europa findet sich fürs erste damit ab,
dass, wenn's ernst wird, Grenzen gut sind?
Ja und nein, würde ich sagen.
Einerseits kritisiert die Kommission die Grenzkontrollen nicht.
Sie kritisiert, dass Pendler ihren Weg zur Arbeit
nicht störungsfrei erleben können.
Wenn die EU Grenzschließungen schlecht findet,
kann sie sie verhindern?
Die kurze Antwort ist nein.
Die Kommission ist machtlos.
Sie kann die Grenzen nicht öffnen.
Das Management der Grenzen liegt bei den Mitgliedstaaten.
Was sind Schließung oder Kontrolle an einer Grenze
verglichen mit der offiziellen Abschaffung einer ganzen Jahreszeit?
Die den Narren die liebste ist, die fünfte:
Fasching, Fasnacht, Karneval.
Falls es jemand nicht gemerkt hat -
heute war, ist, sollte sein: Rosenmontag.
Der stillste seit: 30 Jahren.
Schon vergessen? Da fiel Karneval weitgehend aus.
Weil wenige Wochen vorher mit Desert Storm
der erste amerikanische Golfkrieg begonnen hatte.
Dieses Jahr nun wieder: Stille, aus nicht vergleichbarem Grund.
Dorthe Ferber berichtet aus "Sonst-Hochburgen" am Rhein.
Beginnt aber mit großer Hoffnung, in einem kleinen Ort,
wo vor einem Jahr eine Kappensitzung der erste Hotspot Deutschlands wurde.
Prinz Mario und Prinzessin Melanie heiraten heute.
In Gangelt, im Kreis Heinsberg - ein ganz privates Jeckenglück.
Mehr ist in diesem Jahr nicht drin.
Konfetti im Herzen.
Hochzeit in kleinem Rahmen, das ist schon ein Highlight diese Session.
Denn das Rheinland ist heute fast narrenfrei.
In Köln, wo normalerweise eine Million Menschen feiern,
sind nur vereinzelt Kostümierte unterwegs.
Die Leere tue weh, sagt Kölns Karnevalspräsident.
Ich verstehe total,
dass es den Menschen im Augenblick nicht gut geht.
Wir haben ja auch appelliert: Wenn ihr heute arbeiten müsst,
im Supermarkt, in der Bank im Finanzamt oder sonst wo,
dann geht doch ruhig kostümiert, tragt den Karneval im Herzen.
Der Karneval im Herzen hilft den Geschäftsleuten nur wenig.
Der wirtschaftliche Schaden belaufe sich auf 1,5 Mrd. Euro,
hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.
Wir haben 95 % Umsatzverlust in der Form,
weil alle Geschäfte geschlossen sind und es auch dazu keinen Anlass gibt,
dass die Leute irgendwie den Karneval zu Hause erleben können.
Leev Jecke, der Kölner Rosenmontagszug 2021 ist eröffnet!
Ein bisschen Rosenmontagsgefühl für zu Hause bieten die Kölner doch,
mit der Übertragung eines Puppentheater-Umzugs.
De Zoch kütt - in klein, Satirewagen inklusive.
Die Virologen, da endlich vereint.
Die Querdenker, mit Hinterlassenschaften.
Nebenan in Düsseldorf rollen sogar unerwartet Wagen auf der Straße.
Acht Stück sind es, sie fahren voneinander getrennt,
um Menschenansammlungen zu vermeiden.
Und wie immer mit scharfem Witz:
Da wird mit Armin Laschet weiter "gemerkelt"
und die Sexualmoral der Katholischen Kirche aufgespießt.
Wir wollen den Karneval, die Narrenfreiheit natürlich hochhalten.
Wir wollen ein Zeichen setzen für die Satirefreiheit,
für die Meinungsfreiheit, für die Narrenfreiheit,
ist ja alles dasselbe.
Und deswegen haben wir heute auch Wagen fahren lassen.
Aber natürlich coronakonform, im Einklang mit den Regeln.
Karnevalsstars live: die Höhner, coronakonform heute im Autokino.
Ein paar hundert Jecken feiern.
Getrennt und doch zusammen, so, wie es grade eben geht.
Wenn man die Musik hat, die Stimmung.
Karneval ist ja ein Gefühl, das fällt nicht einfach aus.
Und dieses Gefühl, das gibt es auch heute,
nicht nur bei Prinz Mario und Prinzessin Melanie in Gangelt.
* Musik *
Die britische Regierung hat die Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung
für Reisende weiter verschärft.
Rückkehrer aus 33 Hochrisikoländern wie Südafrika oder Portugal
müssen nun für 14 Tage auf eigene Kosten in Hotel-Quarantäne.
Bei falschen Angaben drohen drakonische Strafen.
Zugleich meldet Großbritannien Impferfolge:
15 Mio. Einwohner sind bereits geimpft.
Von heute an wird die nächste Gruppe immunisiert:
die 65- bis 69-Jährigen, sowie Risikopatienten.
Eine großangelegte israelische Studie
bestätigt die Wirksamkeit des Impfstoffs von BioNTech/Pfizer.
2,5 Mio. Israelis haben bereits beide Impfungen erhalten.
600.000 von ihnen wurden mit ebenso vielen Nicht-Geimpften verglichen.
Bei 564.000 Geimpften war die Impfung wirksam, also bei 94 %.
Diejenigen, die sich trotz Impfung infizierten,
hatten in fast allen Fällen weniger schwere Verläufe.
Die Weltgesundheitsorganisation hat dem Impfstoff
des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca
eine Notfallzulassung erteilt.
Damit ist nun eine faire Versorgung von Entwicklungsländern möglich.
UN-Organisationen wollen den vergleichsweise günstigen Impfstoff
für ärmere Länder erwerben.
Die WHO forderte AstraZeneca zu einer schnelleren Produktion auf.
Grünen-Parteichef Habeck hat Vorwürfe zurückgewiesen,
seine Partei wolle den Neubau von Einfamilienhäusern
pauschal verbieten.
Eine entsprechende Äußerung von Fraktionschef Hofreiter
in einem "Spiegel"-Interview sei überspitzt wiedergegeben worden.
Habeck erklärte, das Einfamilienhaus
gehöre zu den Wohnmöglichkeiten in Deutschland.
Zugleich müsse die Frage beantwortet werden,
wie mehr Wohnraum auf begrenzten Flächen geschaffen werden könne.
In Myanmar dauern die Proteste gegen den Militärputsch an.
Zehntausende beteiligten sich friedlich an den Demonstrationen
gegen die neue Militär-Junta und forderten,
die zivile Regierung unter Aung San Suu Kyi wieder einzusetzen.
Die Sicherheitskräfte gehen offenbar
zunehmend gewaltsam gegen die Demonstranten vor.
Berichten zufolge fielen Schüsse, es gab Verletzte und Festnahmen -
trotz aller internationaler Kritik am Vorgehen des Militärs.
Beim letzten Pandemie-Treffen der Regierungschef*innen
musste Angela Merkel noch einmal eine Niederlage einstecken.
Sie wollte mehr tun, um Reserven aufzubauen,
für den Angriff der mutierten Viren mit ihrer größeren Ansteckungsgefahr.
Und deshalb auch die Schulen noch bis Mitte März im Shutdown lassen.
Das konnte sie nicht durchsetzen.
Jedes Bundesland macht, was es für richtig hält.
Heute hat es Sachsen trotz überdurch- schnittlicher Infektionszahlen
für richtig gehalten,
wieder Wechselunterricht an Grundschulen zu beginnen.
Eltern geben sich die größte Mühe, die Kleinen auszurüsten
für Schulantritt unter erschwerten Bedingungen.
Sachsen meint es ja gut mit ihnen.
Und hofft, dass sich das nicht rächen wird.
Wir schauen heute nicht nach Sachsen, sondern dorthin,
wo schon fast seit Jahresbeginn wieder Wechselunterricht herrscht.
Die Erfahrung dort könnte Hoffnung machen.
Malin Ihlau berichtet.
In Niedersachsen sind Grundschülerinnen und Grundschüler
seit Mitte Januar schon in den Klassenraum zurückgekehrt.
In halber Anzahl und im Wechsel, unter strengen Hygieneauflagen.
Grundschullehrerin Nina Grünke ist froh, ihre Schüler zu sehen,
mit ihnen zu lernen, sie unterrichten zu dürfen.
Mit dem Wechselunterricht macht sie gute Erfahrungen.
Ich denke, die Kinder brauchen ein- fach diesen Austausch miteinander,
das Spielen miteinander, das Reden miteinander, das Lachen miteinander.
Das ist einfach ein anderes Miteinander als mit den Eltern.
Wir sind nicht die Eltern, sondern wir sind die Lehrer.
Und den Kontakt brauchen sie, denke ich.
Während in den meisten Bundesländern die Klassenräume leer bleiben,
wagte Niedersachsen den Schritt zurück,
aus dem Homeschooling in die Schule.
Für diese teilweise Öffnung für Grundschüler und Abschlussklassen
gab es anfangs heftige Kritik aus Berlin,
doch Niedersachsens Kultusminister verteidigt diese Strategie,
einen regelmäßigen Schulrhythmus mit dem Wechselunterricht anzubieten.
Die tatsächliche Erfahrung ist,
dass wir mit diesem Wechselunterricht,
mit Distanz, mit Masken tragen, mit Hygienevorschriften
es eben nicht gehabt haben,
dass es zu einem massenhaften Ausbruch gekommen ist.
Sondern dankenswerterweise bisher diese Erfahrungen auch trotz
Vorhandensein durchaus auch der Mutationen in Schule
nicht passiert ist.
Eine Momentaufnahme,
doch auch die Inzidenzwerte in Niedersachsen zeigen:
Trotz der Schulöffnung für rund ein Drittel der Schüler
geht die Inzidenz in den letzten vier Wochen runter.
Unklar ist, welche Rolle Schulschließungen
beim Senken von Infektionszahlen überhaupt spielen.
Epidemiologe Gerard Krause hat
internationale Studien dazu ausge- wertet und kommt zu dem Schluss:
Es ist so, dass Schulen keine höhere Infektionsdynamik
in der Gesellschaft haben als andere Bereiche des Lebens.
Tendenziell sogar eher weniger.
Schulen müssen bundesweit wieder öffnen,
damit Wissenslücken und -defizite nicht zu groß werden,
fordert Bildungswissenschaftler Marcel Helbig.
Wenn man v.a. an die neuralgischen Punkte
im Bereich der Grundschule schauen,
der Schriftspracherwerb in der 1. Klasse,
der Beginn der ersten Fremdsprache in Klasse 3
oder der Übergang auf die weiterführenden Schulen.
Ich seh' nicht, dass man das wieder aufholen könnte.
Aus dieser Perspektive kann man es nur als wünschenswert ansehen,
dass alle Kinder in Deutschland mindestens zurückkommen
zum Wechselunterricht.
Die Schüler der Klasse 2e in der Grundschule Wettbergen in Hannover
kennen den normalen Unterricht kaum noch.
Die Pandemie traf sie im ersten Schuljahr.
Wenn Schulen geschlossen sind, sind auch Auswege versperrt.
Für Kinder, die Hilfe brauchen.
Weil für sie "zu Hause sein" nicht Geborgenheit bedeutet,
sondern ausgeliefert sein.
Es gibt Grund, sich Sorgen zu machen, obwohl wirklich belastbare Zahlen
über Gewalt an Kindern naturgemäß fehlen.
Wir hören von Fachleuten, dass sie überzeugt sind,
dass derzeit die Probleme wachsen.
Allerdings leider im Verborgenen,
hinter verschlossenen Türen und Fenstern.
Wo jeder Kontakt nach draußen wertvoll wäre.
Jeder Besuch bei Kinderärzt*innen
wegen einer schweren Erkältung oder einer Grippe.
Jeder aufmerksame, regelmäßige Blick von Kindergärtnern oder Lehrerin.
All das ist weniger geworden und im Shutdown z.T. ganz verloren gegangen.
Ulrike Rödle über eine Pandemie-Folge,
die nicht offensichtlich ist - aber nicht verborgen bleiben darf.
Ulrike Kullmer ist Kinderärztin in der Notfallambulanz
der Uniklinik Mainz.
Besteht ein Verdacht auf Misshandlung, wird sie gerufen.
Denn die Ärztin gehört zum Kinderschutzteam der Klinik.
Die Zahl der misshandelten Kinder in Zeiten der Pandemie steigt,
so ihre Beobachtung.
Jeder bestätigte Fall: erschütternd, noch immer,
auch nach 25 Jahren Berufserfahrung.
Da war ein Kind, das verbrüht worden ist.
Das hatte richtige Verletzungen gehabt, an Händen und Füßen,
und ist in sehr heißes Wasser getunkt worden.
Da hat sich dann die Haut in Blasen gelöst.
Das war schon... das fand ich schon sehr...
Dieses Kind war so krank und so zurückhaltend,
es hat praktisch nicht mehr mit jemanden gesprochen,
war ganz duldsam und hat nicht geweint.
Da hat man schon gesehen, dass ist nicht das Erste und Einzige,
was diesem Kind passiert ist.
Deutschland im Shutdown,
Kitas und Schulen geschlossen, Familien in der Isolation.
Wenn die Situation eskaliert, bekommt es jetzt kaum jemand mit.
Experten sagen, die Zahl
psychisch und physisch misshandelter Kinder steigt dramatisch.
In allen Bevölkerungsschichten.
Je länger der Shutdown, desto mehr Gewalt.
Bundesweite Studien gibt es nicht, aber Hinweise.
Eine Umfrage der Technischen Universität München vom April 2020
zeigt die Auswirkungen des Shutdowns auf Kinder.
Vor allem die unter Zehnjährigen sind mehr Gewalt ausgesetzt
als vor Corona.
Die Zahl stieg von 1,52 % auf 9,16 %.
Professor Fegert von der Uniklinik Ulm
ist Mitbegründer der Kinderschutz-Hotline.
Bei ihm rufen Ärzte an, wenn sie Hinweise feststellen
auf Misshandlung, manchmal auch Lehrerinnen oder Betroffene selbst.
Der Shutdown hat den Kinderschutz ausgebremst,
weil plötzlich Behörden nicht mehr erreichbar waren.
Was wir in diesen Corona-Zeiten schmerzhaft lernen mussten, ist,
dass Kinderschutz natürlich eine Sache der Zusammenarbeit
zwischen den Professionen ist.
Also bei uns die Zusammenarbeit
zwischen dem medizinischen Bereich und dem Bereich der Jugendhilfe.
Und als wir plötzlich keine Rückmeldungen mehr bekommen haben,
wenn wir Meldungen an die Jugendhilfe gegeben haben,
war das viel dramatischer als in den üblichen Zeiten,
wo man weiß, wie vor Ort die Hilfegewährung funktioniert.
Was jetzt getan werden muss, sollte schnell getan werden,
um die Kinder zu erreichen, die vom Radar verschwunden sind.
Professor Zitelmann forscht zum Thema Kinderschutz
und hat bereits während des ersten Shutdowns
gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern einen Appell
an die Bundesregierung gerichtet.
Ich kann den Schutz dieser Kinder nicht delegieren an die Eltern,
die diese Kinder gefährden.
Der Schutz muss sichergestellt sein durch die Schule,
durch die Kindergärten und natürlich auch durch eine Politik,
die da Konzepte entwickelt.
Ulrike Kullmer hat sich zur Aufgabe gemacht, in diesen Zeiten
noch aufmerksamer hinzuschauen, auch außerhalb der Klinik.
Eine Aufgabe, nicht nur für Ärzte, sondern für die ganze Gesellschaft.
Weitere Informationen zu Gefahren für Kinder
und zum Thema Schulen und Kitas finden Sie auf ZDFheute.de.
Dort auch die Übersicht, welche Länder wann Schulen und Kitas öffnen.
Nachrichten aus der Wirtschaft.
Das Reisen in Zeiten der Pandemie ist fast unmöglich geworden.
Wer es doch versucht, muss mit abgesagten Flügen
und gestrichenen Reiseverbindungen rechnen.
Und bleibt vielfach auf seinen Kosten sitzen.
Die Beschwerden häufen sich.
Frank Bethmann, wie sehen denn die Chancen auf Erstattung aus?
Das ist das Paradoxe - die sehen eigentlich sehr gut aus.
Allerdings kommen die Airlines ihrer Pflicht zur Rückzahlung,
wenn überhaupt, nur schleppend nach.
Und so laufen die Kunden in den meisten aller Fälle
ihrem Geld weiter hinterher.
Teilweise seit dem Sommer.
Dabei sind die EU-Fluggastrechte eindeutig.
Fluggesellschaften müssen danach innerhalb von sieben Tagen
den Ticketpreis zurückerstatten.
Bei abgesagten Pauschalreisen ist eine Erstattung
spätestens nach 14 Tagen Pflicht.
Nach der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg,
wie es in der Branche heißt,
versuchen die Airlines aber das Geld zurückzuhalten,
bieten oft lieber Gutscheine als Entschädigung an.
Wer damit nicht einverstanden war, der klagte häufig.
Auch deshalb sind allein bei annullierten Flügen
die Beschwerden von Verbrauchern im Corona-Jahr 2020
um fast 60 % auf über 34.600 gestiegen - ein Rekordwert.
Seit September geht die Zahl der Beschwerden,
laut der zuständigen Schlichtungs- stelle, nun allerdings zurück.
Dies sei ein Indiz dafür, dass die Airlines das Problem
mit den Ticketkosten allmählich in den Griff bekommen würden.
Danke, Frank Bethmann.
An der Spitze der Welthandelsorganisation WTO
steht erstmals eine Frau - und zum ersten Mal eine Afrikanerin.
Einstimmig zur neuen Generaldirektorin wurde
die frühere Finanzministerin Nigerias gewählt: Ngozi Okonjo-Iweala.
Auf die Ökonomin, die bereits 25 Jahre lang
bei der Weltbank arbeitete, wartet ein Mammutprogramm:
der Einbruch des Welthandels in der Corona-Krise,
wachsender Protektionismus und Handelskonflikte.
Eine Personalie aus der Bundesliga: Fußballtrainer Marco Rose
wird Borussia Mönchengladbach vorzeitig zum Saisonende verlassen
und zum Liga-Konkurrenten Borussia Dortmund wechseln.
Eine Ausstiegsklausel im Vertrag
und 5 Mio. Euro Ablöse machen das möglich.
Und noch ein Dienstjubiläum, ein tierisches:
Kater Larry lebt und "arbeitet" seit genau zehn Jahren
im Amtssitz des britischen Premierministers.
Larrys Hauptaufgabe in der Londoner Downing Street 10: Mäuse fangen.
Die Politiker kamen und gingen - Larry bleibt.
Früher war er Streuner,
bis er aus einem Tierheim in die Downing Street geholt wurde.
Seitdem hat er die Herzen der Briten erobert.
Verbeugen wir uns noch einmal vor dem Tag,
der eigentlich für viele ein Tage des großen Feierns hätte sein sollen.
Es gibt gerade dieses Jahr einen Punkt der Erinnerung,
der zum stillen Rosenmontag heute passt.
In der Session vor 70 Jahren, 1951,
sechs Jahre nur nach dem Zweiten Weltkrieg,
wurde ein Fasnachtslied berühmt und zum Dauerbrenner,
das absolut nicht zu schenkelklopfenden Altherrenwitzen
und lautem "Tätä" passte
und wohl gerade deswegen für Jahrzehnte unsterblich wurde.
Nicht nur in "Määnz", aber unverwechselbar von dort.
Christian Kirsch erinnert.
Helau.
Helau? Solche müden Bilder muss man erstmal finden an einem Rosenmontag.
In Mainz am Rhein - Coronare Katastrophe.
Die Narren suchen Trost.
Denn hier sieht es sonst anders aus.
So gehört sich das am Rosenmontag, aber lassen wir das.
Das tut nur weh.
Blicken wir noch weiter zurück, viel weiter.
Mainz nach dem Bombenkrieg, die Stadt versunken in Ruinen,
Hoffnungslosigkeit, Hunger, aber auch Selbstmitleid.
Sechs Jahre nach Kriegsende tritt einer auf, ein Dachdecker aus Mainz.
Und er singt den Westdeutschen eine tröstliche zeitlose Fastnachtshymne.
In ganz Deutschland, und auch in den umliegenden Ländern,
wird es jetzt immer wieder verlangt.
♪ Heile, heile Gänsje Es is bald widder gut
Es Kätzje hat e Schwänzje Es is bald widder gut
Heile heile Mausespeck, In hunnerd Jahr is alles weg ♪
Heile, heile - damals hat es geholfen,
weiß Ernst Negers Sohn.
Da war er 10.
Die Leute sagen immer: Das hat uns damals geholfen,
dass es wieder aufwärts geht, dass nicht alles verloren ist,
und dass da jemand ist, der uns hilft.
Heile Gänsje - hilft das jetzt auch weiter
mit einem Virus im Schatten des Doms?
Die Welt, jetzt auf andere Art zerbrochen.
In pandemisch-verordneter Vereinzelung
sehnen wir uns auch nach Trost und Berührung.
Wird es auch wieder gut?
So impfen, an Rosenmontagen wie diesen, die Fastnachter,
statt zu feiern.
Statt Gänschen heilen Bienchen.
Trost spendet der spärlich fließende Mainzer mRNA-Impfstoff
im Impfzentrum Alzey.
Zuspruch ist wieder dringend gefragt.
Heile, Heile Jenschen - es sind halt etwas andere Zeiten.
Wir brauchen in dieser Zeit auch wieder Trost,
wo so viel passiert ist,
wo so viele Menschen gestorben und erkrankt sind.
Auf dieser Melodie gibt es verschiedene Strophen,
die versuchen, Trost zu spenden.
Neue Strophen, neue Versionen auch.
Ach, bleiben wir doch lieber beim Original.
Und über diesen Ausnahme-Rosenmontag spricht Hanna Zimmermann
mit dem legendären Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly,
um 00.25 Uhr in unserem heute journal update.
Ihnen noch einen schönen Abend, tschüss.
Die Kältewelle geht jetzt zu Ende,
denn von Südwesten wird es deutlich milder bei uns.
So muss sich die Kälte mehr in Richtung Nordosteuropa zurückziehen.
Die Luft, die da kommt, ist nicht nur sehr mild, sie ist auch feucht.
Denn sie kommt zusammen mit einigen Tiefs.
Die bringen am Anfang etwas Schnee mit, aber bald nicht mehr.
Dann ist es nur noch Regen, der bei uns in Mitteleuropa fällt.
In dieser Nacht ist es noch kalt genug für Schnee, v.a. im Osten.
An der Grenze zur Frostluft wird es in dieser Nacht sehr gefährlich.
Mit Glatteis-Regen,
der morgen früh Rostock, Berlin, Dresden und auch Passau erreicht.
Machen Sie sich auch in dieser Nacht
auf winterliche Straßenverhältnisse und viel Glätte gefasst.
Im Osten können 1 bis 5 cm Neuschnee fallen.
Morgen fällt kein Schnee mehr.
An den Alpen, in der Mitte und an der Nordsee kann es regnen.
Sonst ist es häufig trüb, im Südwesten scheint häufig die Sonne.
Dort wird es frühlingshaft-mild:
Wechselhaft geht es in den nächsten Tagen weiter:
eher trüb im Norden, eher sonnig im Süden.