heute journal vom 15.03.2021 - Impf-Stopp - Astrazeneca Vakzin wird überprüft
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Eine Säule der Corona-Bekämpfung musste heute,
zumindest vorübergehend, abgebaut werden:
das Präparat von AstraZeneca.
Keiner der ganz modernen, nie zuvor eingesetzten
mRNA-Impfstoffe wie die von BionTech und Moderna.
An sich schon bewährte Technik mit vielen Vorteilen,
v.a., wenn es mal um massenhaftes, dezentrales Impfen
in Arztpraxen und Betrieben geht.
Nun gab es eine Anzahl Verdachtsfälle,
vielleicht Nebenwirkungen.
Eine geringe Zahl, aber zu viel für das zuständige Paul-Ehrlich-Institut.
Es riet zu einer Impfpause.
Der Minister musste folgen.
Uli Roedle berichtet.
Als Jens Spahn am späten Nachmittag
vor die Presse tritt, hatte sich die Nachricht bereits verbreitet:
Deutschland setzt vorerst alle Impfungen
mit AstraZeneca aus.
Hintergrund sind neu gemeldete Fälle von Thrombosen der Hirnvenen,
die im zeitlichen Zusammenhang mit einer AstraZeneca-Impfung stehen.
Vor dem Hintergrund dieser neu gemeldeten Fälle
hat das Paul-Ehrlich-Institut heute
die Lage neu bewertet und eine Aussetzung der Impfung
sowie weitere Untersuchungen empfohlen.
In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut
für die Zulassung von Impfstoffen und Arzneimitteln zuständig.
In einer Mitteilung sprechen Vertreter der Behörde heute
von einer "auffälligen Häufung sogenannter Hirnvenenthrombosen".
Ob der Impfstoff ursächlich ist, müsse man nun überprüfen.
Mit diesen neuen Fällen ist diese Anzahl über diese Schwelle
getreten, so dass hier nicht auszuschließen ist,
dass wirklich die Ursache in der Impfung liegt.
Das muss aber erst noch abgeklärt werden.
Insofern könnte es sich um ein neues Risikosignal handeln.
Deutschland hat bisher
3 Mio. Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs erhalten.
Laut Bundesgesundheitsministerium wurden etwa 1,6 Mio. Dosen verimpft.
Nun könnte der vorläufige Impfstopp
das ohnehin langsame Impftempo weiter drosseln.
Wer weiß, was am Montag ist,
da sagen sie wieder "Ja", wieder "Nein".
Ich habe heute noch im Internet gelesen, Deutschland impft weiter.
Das finde ich nicht in Ordnung, das geht so nicht.
Schon in den vergangenen Tagen hatten andere europäische Länder
einen vorläufigen Impfstopp angeordnet.
Heute zogen neben Deutschland auch Frankreich und Italien nach.
Der britisch-schwedische Konzern betont in einer Stellungnahme
von Sonntag, man überwache mögliche Nebenwirkungen,
habe aber kein Indiz für eine auffällige Häufung
von Krankheitsfällen bei insgesamt 17 Mio. Geimpften
in der EU und Großbritannien.
Noch diese Woche wollen die Europäische Arzneimittelbehörde
und die Weltgesundheitsorgani- sation darüber beraten.
Beide Behörden gehen davon aus,
dass die vorliegenden Daten nicht darauf hindeuteten,
dass der Impfstoff die Blutgerinnsel ausgelöst habe.
Die Corona-Kennzahlen, die am Montagmorgen rauskommen,
stammen vom Sonntag,
sind chronisch weniger zuverlässig wegen Schwankungen
im Test- und Meldesystem.
Aber auch im Vergleich zum Montag letzter Woche zeigen sie weiter
den Trend nach oben, der den Virologen Sorgen macht.
6.604 neu positiv Getestete innerhalb von 24 Stunden.
1.593 mehr als letzte Woche.
Die bundesweite Inzidenz ist gestiegen, auf 82,9.
In diesen Trend hinein holen heute wie angekündigt
Schulen z.B. in Nordrhein-Westfalen wieder mehr Schüler
in den Präsenzunterricht zurück.
Klassenstufen 5 - 10, jeweils die halbe Klasse im Wechsel.
Wohl in der Hoffnung, dass das irgendwie auch
ohne flächendeckende Schnelltests und Impfung gutgehen wird.
Peter Böhmer berichtet.
Der erste Schultag in diesem Jahr für die Klassen 5 bis 10.
Seit Mitte Dezember hatten sie sich hier nicht mehr gesehen
am Kaiserin-Theophanu-Gymnasium in Köln.
Die Freude bei den Schülern überwiegt.
Ich finde es sehr schön, meine Freunde wiederzusehen,
weil ich mich immer nur mit einem, den ich schon lange kenne,
verabredet habe.
Aber jetzt die halbe Klasse wiederzusehen,
ist schön und erleichternd.
Allein dass man mal wieder ein paar soziale Kontakte hat,
mal wieder rauskommt, mal wieder was anderes macht,
als nur zuhause zu sitzen.
Der Unterricht an sich ist zuhause auch schön.
Aber es ist schade, dass man alleine ist.
Wir dürfen mit der Kamera wegen Corona nicht hinein.
Diese Bilder hat eine Lehrerin mit einem Tablet gemacht.
Wechselunterricht: die Hälfte in der Schule,
die andere Hälfte daheim, nächste Woche andersrum.
Bis zu den Ferien in zwei Wochen
hat also jeder Schüler fünf Tage Präsenz.
Lohnt das Risiko?
Das Corona-Gespenst kann in jeder Klasse sitzen.
Bei den Lehrern geteilte Stimmen.
Ich sehe den Wert für die Kinder, gerade für die jüngeren,
dass, wenn sie in die Schule kommen, es wirklich ein anderes Leben ist.
Der Tag hat eine andere Struktur.
Sie sitzen nebeneinander, giggeln miteinander,
klauen sich ihre Stifte aus dem Mäppchen.
Sie haben gute Laune, sind rumgesprungen wie die jungen Fohlen.
Auf der anderen Seite habe ich mich selber im November
mit dem Virus infiziert, auch im Unterricht.
Ich möchte mich nicht nochmal infizieren.
Und damals hab ich auch eine Maske getragen.
Aber es ist schwierig, man steckt nicht drin.
Das Land NRW will nun Tests anbieten
für alle Schüler auf weiterführenden Schulen.
Allerdings werden die Tests erst ab morgen verschickt,
und es wird rechnerisch zunächst zu wenig geben.
In Bergisch-Gladbach haben sie deshalb
auf eigene Bestände zurückgegriffen.
Tests für alle ab heute, für Lehrer, Schüler, Hausmeister.
Ein Test-Depot für Feuerwehr und Verwaltung wird nun aufgelöst,
sie wollten hier nicht aufs Land warten.
Als dann das Land am Donnerstag mitgeteilt hat,
dass sie es auf keinen Fall am Montag schaffen würden,
zu testen, haben wir uns entschieden,
die Tests den Schulen zur Verfügung zu stellen.
Uns war es wichtig, am Montag zu testen, nämlich dann,
wenn die Schüler frisch kommen und wir keine Quarantänen auslösen.
So wurde heute in Kleingruppen getestet per Speichelprobe,
bei richtiger Handhabung, sagen sie, 98 % Sicherheit,
und Sicherheit beruhigt.
Man hätte heute mit Sicherheit mit mehr Unwohlsein
im Klassenraum gesessen, aber man hätte natürlich Unterricht gemacht.
Aber so ist es natürlich entspannter.
Es ist wirklich entspannter.
2.000 Tests heute in Bergisch-Gladbach,
20 Schüler positiv, die wurden heimgeschickt, Risiko verringert.
Fast alle anderen Schulen haben die Sicherheit aber nicht.
Kritik an den Öffnungen vom Gymnasium in Köln:
Wir sind heute in Köln bei einer Inzidenz von über 100.
Das heißt, eigentlich müsste die Notbremse greifen.
Das wird nicht passieren.
Insofern halte ich das Vorgehen heute für grob fahrlässig
und fühle mich z.T. wie ein Versuchskaninchen.
Normalität an den Schulen – das wird noch lange dauern.
Zur Politik außerhalb der Pandemie.
Seit knapp zwei Monaten ist Armin Laschet Chef der CDU.
Die Wahlergebnisse gestern schenken ihm die Chance,
seine Führungsstärke in einem Rückschlag zu beweisen.
Man kann ja darüber streiten, wer gestern alles gewonnen hat:
Grüne, FDP ein bisschen, die SPD.
Die Niederlage der CDU steht fest.
Als "Schlag ins Herz der Union",
hat sie Markus Söder poetisch beschrieben.
Es war der Start in ein Wahljahr, das groß genannt wird.
Auch, weil da Große fallen können.
Winnie Heescher über die Aufarbeitung der Union.
Von der CDU-Zentrale bis zum Kanzleramt,
vorbei an der Siegessäule und durch den Tiergarten
sind es nur knappe 3 km.
So dachte man lange Zeit in der Union,
der Weg zur Macht sei kurz und schnell.
Das ist mit gestern endgültig vorbei.
Zurück auf los, zurück in der Parteizentrale.
"Der Laschet muss was sagen",
hatte mancher gestern Abend schon gedrängt.
Armin Laschet aber setzt viel daran, es aussehen zu lassen,
als lasse er sich zu nichts drängen.
Das Wahlergebnis der Landtagswahl ist für die CDU enttäuschend.
Es gab dafür verschiedene Gründe.
In der Krise ist der Regierungschef
immer mit einem Amtsbonus der Agierende.
Das gilt sowohl für Malu Dreyer als auch für Winfried Kretschmann.
Das ist ein Teil der Analyse.
Über andere Teile spricht er nicht öffentlich.
Dass das CDU-Personal in den Ländern zu schwach war.
Dass er selbst in den CDU-Gremien
von eigenen Leuten angegriffen worden ist,
er lasse sich zu wenig blicken, attackiere zu wenig.
Dass die meisten in der Partei
das Problem beim Maskengate und bei Merkel und Spahn sehen,
weil das Impfen im Land nicht schnell genug geht.
Die Wahlen gestern sind im Bund verloren worden.
Da muss man ehrlich sein.
Die Wahlkämpfer tun mir z.T. leid.
Natürlich ist es eine Landeswahl gewesen.
Aber das Corona-Management der Regierung im Bund
war mit ausschlaggebend.
Und dann ist da die Kandidatenfrage zu klären
in baldiger Zukunft mit München.
Der Wahlsonntag hat Laschet gegenüber Söder
zumindest nicht gestärkt.
Und Markus Söder tut auch heute das,
was man so macht, um kraftvoller zu scheinen:
früher vor die Presse, härter in der Ansage.
Es ist wichtig, dass das ganze Kabinett auch in Berlin
noch mal durchstartet.
Und den Eindruck vermittelt von Entschlossenheit des Handelns.
Dass man die nächsten sechs Monate noch mal bewusst nutzt,
um erfolgreich zu agieren.
Der Satz zielt auch auf Laschets ehemaligen "Teampartner" Jens Spahn.
Über den hält Laschet die Hand.
Und teilt in der ZDF-Sendung “Was nun“
lieber zum wiederholten Male gegen Olaf Scholz aus.
Ich habe nur als Parteivorsitzender der CDU angemahnt,
dass sich der Finanzminister um Themen wie die Finanzaufsicht
kümmern sollte, aber nicht ankündigen sollte, dass demnächst
10 Mio. Dosen Impfstoff eintreffen.
Es ist nämlich eine Falschmeldung.
Sie werden nicht eintreffen.
Es verunsichert die Menschen.
Deshalb soll er über Finanzen reden
und den Gesundheitsminister über Gesundheit reden lassen.
Nicht mehr und nicht weniger.
Das ist nicht weniger als der Versuch,
die eigenen Reihen durch Attacke auf die SPD zu schließen.
Mehr Antworten hat die CDU noch nicht - und die Zeit rennt.
Der Union ist gestern noch etwas verlorengegangen:
ein Schreckgespenst.
Bisher hat sich ein Wahlkampf abgezeichnet, in dem die Union
die Gefahr heraufbeschwört,
dass Olaf Scholz das Land Arm in Arm mit Grünen
und der Linkspartei nach Linksaußen führt.
Seit gestern Abend ist eine Regierung links von der Union,
aber ohne Linkspartei wieder in den Bereich des Möglichen gerückt,
gestellt von SPD und FDP und Grünen.
Nach den grünen Erfolgen gestern für den Bund eher eine Ampel
wie man sie im Straßenbild nicht sieht.
Möglicherweise noch dieses Jahr im Zentrum der Macht.
Klaus Brodbeck über Gewinner in Berlin - echte und gefühlte.
So sehen die klaren Sieger aus:
zweimal zugelegt, in Rheinland-Pfalz weiter dabei,
in Baden-Württemberg noch weiter vorn – grüner Triumph.
Insgesamt halten wir fest, dass die Dynamik der Grünen sich fortsetzt.
Wir starten stark ins Superwahljahr.
Der Trend der letzten Jahre bestätigt sich auch 2021.
Was in der Herzkammer der deutschen Industrie möglich ist,
das kann auch im Bund möglich sein.
Dafür kämpfen wir in den nächsten Monaten.
Doch was kommt dann, Grün mit Schwarz wie im Südwesten
oder doch mit Rot und Gelb wie in Mainz? Grünes Lavieren.
Alles ist möglich in diesem Jahr.
Verschiedenste Konstellationen und Dynamiken sind möglich.
Das tritt nun ein:
Es scheint, als ob der schwarz-grüne Überschriftensturm
abgelöst wird von der Ampel.
Aber auch das ist nur
eine weitere denkbare Konstellation von anderen.
Auch die SPD hat gewonnen:
nicht mehr Stimmen, aber neue Machtoptionen.
Der Blick auf eine Mehrheit ohne die Union,
trotzdem bürgerlich mit Grünen und FDP,
kein Linksbündnis und keine Rote-Socken-Kampagne im Wahlkampf.
Plötzlich halten sie hier wieder viel für möglich.
Wir haben vieles vor, auch bei der Bundestagswahl.
Da gehen wir mit großer Kraft hinein.
Es ist auch ein Signal heute, dass die SPD Wahlen gewinnen kann.
Das haben wir lange nicht gehabt.
Es fühlt sich gut an für uns alle.
Das Wahlergebnis, v.a. das in Rheinland-Pfalz,
verleiht der SPD insgesamt Flügel.
Wir wollen den damit verbundenen Aufwind nutzen und dazu beitragen,
dass wir eine künftige Bundesregierung führen können
und den Kanzler der Bundesrepublik Deutschland stellen.
Es käme viel auf ihn an:
Jamaika, Schwarz-Gelb-Grün, hat sich Lindners FDP einst nicht getraut.
Noch einmal nicht regieren? Wenig wahrscheinlich.
Dennoch ziert sich Lindner, das erhöht politisch den Preis.
Die Koalitions-Spekulationen von SPD und Grünen
haben einen stark instrumentellen Charakter.
Dabei geht es nicht darum, plötzlich Inhalte der FDP gut zu finden.
Schaut man sich Inhalte an,
so sind wir trotz aller Ambitionslosigkeit der Union
in der Sache der Union näher
als z.B. Herrn Kühnert oder Herrn Hofreiter.
Berlin und die Idee mit der Ampel, völlig offen:
Wer ist eher oben, wer eher unten und natürlich: ob überhaupt.
Die Lehre des Wahlabends gestern ist, starke Regierungschefs
gewinnen Landtagswahlen.
Guten Abend Herr Söder.
Das heißt, Sie müssen endgültig in Bayern bleiben.
In zwei Jahren sind dort Wahlen.
Die Frage, was passiert, werden wir in den nächsten Wochen
gemeinsam entscheiden.
Aber vor dieser Frage steht erst mal, dass wir uns
in Sachen Corona-Management deutlich verbessern müssen. Denn ein Ergebnis von gestern ist ja nicht, dass zwei erfolgreiche Ministerpräsidenten die Arbeit fortsetzen können, sondern eingebettet in die Stimmungslage ist erkennbar, dass nicht die Strategie Schwierigkeiten macht, sondern die Umsetzung - von Wirtschaftshilfen bis zum Impfen. Da muss ein neuer Schwung erfolgen, um die Stimmung zu verbessern. Die Schlüsselpositionen für das, was Sie da ansprechen, sind die Kanzlerin, der Gesundheitsminister, der Wirtschaftsminister, der Kanzleramtsminister und der Finanzminister. Vier von fünf dieser Positionen sind von der Union besetzt. Gegen wen richtet sich ihr Anspruch auf besseres Management vor allem? Nicht gegen wen, sondern an wen. An wen, heißt an das gesamte Team. Wir müssen alle besser werden. Der Finanzminister kann auch seinen Beitrag leisten, dass Wirtschaftshilfen so schleppend sind, geht fifty-fifty auf das Konto des Finanzministers, wie überhaupt die gesamte Regierung als ein Team auftreten muss und nicht als zwei Regierungen ein halbes Jahr vor der Wahl. Jetzt gibt es einen Landeschef in Bayern, der sagt: Meine Parteifreunde in Berlin machen das zu vier Fünfteln nicht gut genug. Nein, das stimmt nicht. Wir müssen halt besser werden. Der Anspruch, besser zu werden, ist doch erkennbar. Ist doch erkennbar, dass das Impfen so nicht funktioniert. Ist doch erkennbar, dass wir beim Testen besser werden müssen. Und dass wir jetzt auch Konzepte vorlegen müssen, die auch angesichts neuer Hiobsbotschaften über AstraZeneca funktionieren. Z.B. der Zeitpunkt Erst- und Zweit- Impfung zu strecken, was medizinisch vertretbar ist, Hausärzte einzusetzen, Impf-Bürokratie abzubauen. Im Moment fehlt es an Impfstoff, und solange das nicht gelöst ist, und da hat der Bundesgesundheitsminister relativ wenig Einfluss, können Sie die ganzen anderen Rezepte eigentlich vergessen. Nein, seh ich nicht so. Denn gerade wenn der Mangel ist, muss die Verteilung des Impfstoffes besser und schneller organisiert sein. Ich glaube schon, dass wir noch einiges ... Außer denen, die man für die zweite Impfung zurückhalten muss, liegen doch keine nennenswerten Vorräte irgendwo. Oder haben Sie welche? Nein, aber wir liegen in Bayern, wenn sie die Listen anschauen, liegen wir mit in der Top-Gruppe derer, die verimpfen. Aber wahr ist, das relativ starre Impf-System braucht längere Zeit. Und Sie werden bei AstraZeneca sehen, das hoffentlich bald dann die endgültige Entscheidung kommt, dass die Zulassung wieder erfolgen kann oder für viele jedenfalls erfolgen kann. Da werden sie aber nicht in dem gleichen System weiter verimpfen können. Es gibt so viele Menschen, die wollen sich impfen lassen. Und deswegen müssen wir einfach mehr Tempo und Beschleunigung beim Impfen bekommen. Nur ist das leicht zu fordern. Aber wenn das Material schlicht nicht da ist, jedenfalls nicht nennenswert in den Vorräten irgendwo rumliegt, sind das leere Forderungen, die nicht wirklich ein Managementproblem ansprechen, sondern ein Versorgungsproblem. Beides gehört zusammen. Sie kriegen in den nächsten Wochen mehr Impfstoff, ist ja angekündigt. Also müssen sie jetzt die Weichen stellen dafür, dass es dann ab dem Zeitpunkt klappt. Sie können nicht den umgekehrten Weg gehen und sagen, jetzt warten wir mal, bis was kommt, dann machen wir uns Gedanken. Sondern, das ist ja das Problem der letzten Wochen gewesen, dass der Eindruck entsteht zum Beispiel beim Testen, dass man nicht entsprechend vorgesorgt hat. Also ich rate uns einfach dazu, jetzt etwas Prospektives zu denken und da in die Vorderhand zu gehen und zu versuchen, es so gut wie möglich gemeinschaftlich zu organisieren. Denn die Wahrheit ist, die Lage wird eher schlechter, die Inzidenz steigt, gleichzeitig sinkt die Stimmung. Im Moment werden jetzt in diese steigende Inzidenz hinein weiter gelockert, Schulen geöffnet. Die Pläne für die Ladenöffnungen und sonstige Sachen stehen weiter. Kann das so bleiben? Oder sollte auch eine neue, sagen wir Ehrlichkeit, eintreten in die Beschreibung der Situation? Also falsch wäre, wenn jetzt versucht wird, die Notbremse auszuhebeln. Die Notbremse ist ja genau der Riegel, der vorgeschoben wird, damit aus einer steigenden Inzidenz nicht eine sprunghafte wird. Sie haben natürlich völlig recht. Der R-Wert wächst sehr stark. Wir stehen vor einem exponentiellen Wachstum. Viele Menschen sind sich der Gefahr noch gar nicht bewusst, dass auch diese Mutation dann irgendwann sehr schnell wieder in die Krankenhäuser erwachsen können. Die Intensivmediziner warnen davor. Deswegen, wer jetzt an der Notbremse arbeitet, um der zu entgehen, der macht einen schweren Fehler. Das steht aber dennoch bevor, jedenfalls massiver Druck in dieser Richtungen. Wir berichten in dieser selben Sendung über Schulen in Nordrhein-Westfalen und anderswo, die geöffnet werden, obwohl die Inzidenzen wieder ganz rapide Richtung 100 und mehr gehen. Ich rate dringend dazu, keine Experimente zu machen. Natürlich ist immer zu beobachten, welche Folgen das Ganze hat, also auch die Kollateralschäden. Deswegen wird es einen Sinn machen, beispielsweise nicht nur normale Notbetreuungen zu organisieren neben dem Distanzunterricht, sondern es mit Schul-Coaching zu versehen. Tutorenprogramme, Nachhilfeprogramm, die jeder Staat machen kann für Klein- und Kleinstgruppen. Hat Bayern da vorgesorgt? Alles vorbildlich? Ob alles vorbildlich ist, das weiß ich auch nicht. Perfekt ist aber die Notbremse, halten wir auf jeden Fall ein. Unser Distanzunterricht funktioniert. Auch in diesen Zeiten der Pandemie haben Sie keine Möglichkeit, alles 100 % perfekt zu planen. Aber sie haben einen Anspruch, es so gut wie möglich zu machen. Und ich denke, dass wir ganz gut unterwegs sind. Das ist aber kein Wettbewerb, auch kein Schönheitswettbewerb, sondern ein tägliches Weiterentwickeln. Nur eines wäre es falsch, wenn wir die Regeln, die wir uns gemeinsam gegeben haben und auf die wir alle uns eingeschworen haben, wenn wir die aufgrund steigender Inzidenz quasi immer wieder hinausschieben, verlängern oder umgehen. Die Sicht aus Bayern, danke schön Herr Söder, schönen Abend. Das Gespräch haben wir vor einer Stunde geführt. Im heute-journal-update um 23.45 Uhr spricht Wulf Schmiese mit SPD-Co-Chef Walter-Borjans über die Wahlergebnisse im Südwesten. Nachrichten von Gundula Gause. Russland bereitet die Produktion seines Impfstoffs Sputnik V in Deutschland vor. Nach Angaben der russischen Entwickler sind entsprechende Vereinbarungen mit Unternehmen auch in Frankreich, Spanien und Italien geschlossen worden. So wolle man die Lieferungen an europäische Länder sicherstellen, wenn die Zulassung in der EU vorliege. Das Prüfungsverfahren bei der europäischen Arzneimittel- agentur EMA läuft derzeit. Unter dem Eindruck der Pandemie hat in den Niederlanden die Wahl eines neuen Parlaments begonnen. Um möglichst viele Kontakte zu vermeiden, sind die Wahllokale drei Tage lang geöffnet. Die Menschen können in Konferenzzentren, aber auch in Kirchen ihre Stimme abgeben. Nach Umfragen liegt die liberale Volkspartei von Ministerpräsident Rutte vorne. Kurz vor der Wahl hatte die Polizei in Den Haag Proteste von hunderten Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen gewaltsam aufgelöst. Etwa 20 Personen wurden festgenommen. Die Europäische Union hat ein Verfahren gegen Großbritannien eingeleitet, wegen Verletzung des EU-Austrittsvertrags. Konkret geht es um die Umsetzung der Brexit-Sonderregeln für die britische Provinz Nordirland. Brüssel wirft London vor, in der Irischen See vereinbarte Kontrollen vorerst nicht durchführen zu wollen. Mehrere Krisengespräche brachten bislang keinen Erfolg. Sechs Wochen nach dem Militärputsch in Myanmar gehen Soldaten und Polizisten weiter brutal gegen die Protestbewegung vor. Bei neuen Demonstrationen gegen die Junta wurden mind. 8 Menschen getötet. Laut Augenzeugen setzten die Sicherheitskräfte erneut scharfe Munition ein. Die Militärführung verhängte für Teile der größten Stadt Yangon das Kriegsrecht. Seit Beginn der Massenproteste gegen den Militärputsch sind nach Angaben der Vereinten Nationen mind. 138 Menschen getötet worden, darunter auch Frauen und Kinder. März 2011, vor zehn Jahren, begann in Syrien einer der schlimmsten Bürgerkriege unserer Zeit. Er hat nicht aufgehört, es ist nur still geworden um ihn. Auf schlimme Weise. Da töten meist nicht mehr Bomben, Minen und Kugelhagel. Es töten die Spätfolgen eines Krieges, der wohl schon 600.000 Menschen das Leben kostete und mehr als 13 Millionen in die Flucht trieb. Überlebt, auch politisch überlebt, hat der Mann, dessen Tage eine in Vergessenheit geratende Außenministerin Clinton vor Ewigkeiten als "gezählt" bezeichnet hat: Bashar al-Assad. Der Weltsicherheitsrat tat heute das, was er in dieser Krise immer mal wieder tat: Er berät sich - online. Die Menschen in Syrien, über die Uli Gack berichtet, erwarten sich davon realistischerweise nichts. Zehn Jahre Krieg in Syrien, Millionen hausen in Lagern, viele hungern. Es ist nichts mehr da, sagen die Menschen im Flüchtlingslager Idlib. Keine Tränen, keine Kraft, keine Hoffnung. Wir sind arm, es gibt nichts. Aus unseren Häusern, von unserem Land mussten wir fliehen. Wir sind erschöpft. Die Flucht hat uns gebrochen. Wir haben nichts, wovon wir leben können. Zerstörung nahezu flächendeckend. Ungezählte sind ausgebombt, angewiesen auf fremde Hilfe. Es reicht nicht, zu groß die Not, obwohl Hunderttausende in Idlib von der Welthungerhilfe versorgt werden. So bitter wie jetzt, sagen viele, war es noch nie. Lebensmittelpreise explodieren, das letzte Geld ist ausgegeben, damit wenigstens Kinder durchkommen. In Teilen von Syrien hat sich der Preis beispielsweise für Lebensmittel verdoppelt, in wenigen Gebieten sogar verdreifacht, was zur Folge hat, dass eine normale syrische Familie mittlerweile sich nicht einmal mehr Brot leisten kann. Sie hat noch Brot ergattert, viele andere hier werden leer ausgehen. Menschen hungrig wegschicken zu müssen, bricht Helfern das Herz, sagen sie. Video aus Aleppo: lange hart umkämpfte Stadt. Massenandrang an einer Bäckerei des Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Die Stimmung hier ist angespannt, es geht ums Überleben. 12,4 Mio. Leute brauchen Nahrungsmittelhilfe. Wir unterstützen 5 Mio. Leute. Und erst noch mit einem 30 % reduzierten Nahrungsmittelpaket. Weil das Geld nicht reicht. Syrien in Not, es sind zunehmend solche Bilder, die uns erreichen. Unterernährte Kinder, Kinder mit Mangelerscheinungen, Kinder, die wegen der Hungerkrise bleibende Schäden erleiden. Für uns ist das schlimm. Wir haben großen Druck, es gibt so viele Patienten und wir können weder medizinisch noch mit den richtigen Nahrungsmitteln helfen. Nach zehn Jahren Krieg ist die Versorgungslage von Millionen schlimmer als zuvor. Und das, obwohl die Kampfhandlungen nachgelassen haben. Neun von zehn Syrern leben heute in Armut. Wenn Sie für die Menschen in Syrien spenden wollen, können Sie das tun über das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe. Stichwort: ZDF-Nothilfe Syrien. Nachzulesen auf spenden.zdf.de und im ZDFtext auf Seite 890. Noch einmal Nachrichten. Der Autobauer Volkswagen wird morgen seine Jahresbilanz vorstellen und machte schon heute Schlagzeilen mit seiner Ankündigung, in Europa ein Netz großer Batteriezell-Fabriken bauen zu wollen. Frank Bethmann, VW setzt sich ehrgeizige Ziele. Bringen sie den Durchbruch für die E-Mobilität? Volkswagen hofft das und setzt inzwischen alles auf diese eine Karte: Elektromobilität. Bis 2030 sollen 70 % der in Europa zugelassenen Volkswagen Stromer sein. Doch E-Autos gelten als relativ teuer, zudem gibt es enorme Lieferengpässe beim Herzstück, den Batteriezellen. Auf beides reagieren die Wolfsburger mit ihrer heutigen Investitionsoffensive. Das Motto: mehr Zellen billiger und v.a. in eigener Regie produzieren. Die Strategie: Zusammen mit Partnern will Volkswagen insgesamt sechs Giga-Batteriezell-Fabriken bauen. Bis 2030 will man das schaffen bei geschätzten Kosten von rund 12 Mrd. Euro. Die angekündigten Investitionen gelten als Antwort auf das Vorhaben des US-Rivalen Tesla, der in Brandenburg gerade die weltgrößte Batteriefabrik bauen lässt. Kritiker monieren, VW würde mit dem heutigen Power-Day nur Tesla kopieren. Die Amerikaner hatten bereits im Herbst vorgestellt, wie ihre Elektrozukunft aussieht und dabei ein neues Zellformat und ein neues Produktionsverfahren vorgestellt. Die Wolfsburger also ziehen nach und setzen neben den Gigafabriken auch auf eine bessere Ladeinfrastruktur. Deswegen will Volkswagen zusammen mit Energie- und Mineralölkonzernen das öffentliche Ladenetz für Elektroautos weiter ausbauen. Bis 2025 sollen gut 18.000 Schnellladepunkte in Europa betrieben werden. Getrieben von verschärften Umwelt- und Klimazielen geht der Wettlauf der beiden weltgrößten E-Autobauer also in die nächste Runde. Der Vatikan hat mit seiner klaren Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare viele katholische Gläubige in Deutschland enttäuscht. Das Nein der römischen Glaubenskongregation sei eine weitere Störung des Reformprozesses der hiesigen katholischen Kirche, kritisieren Laien-Organisationen. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Segensfeiern für homosexuelle Partner erwogen. In der evangelischen Kirche sind sie bereits möglich. Eine Meldung vom Segeln: Für das Team der “New Zealand“ ist der Gewinn des America's Cup zum Greifen nah. Die Titelverteidiger aus Neuseeland mit den roten Segeln konnten nach dramatischem Regattaverlauf zwei Tagessiege gegen Herausforderer “Luna Rossa“ aus Italien einfahren und führen nun mit 5:3. Die beiden möglicherweise entscheidenden Wettfahrten sind für morgen geplant. Das war das journal am Montag. Morgen neuer Tag, neue Sendung. Leider nicht nur neue Themen, bis dann. Einen guten Abend. Heute Nacht schneit es an den Alpen kräftig weiter. Sonst sind etliche Schauer unterwegs. Am Alpenrand und im Erzgebirge schneit es morgen ergiebig weiter. Wieder etliche Schauer. Am freundlichsten wird es ganz im Norden. Auch in den nächsten Tagen scheint dort häufiger die Sonne. Sonst gibt es immer wieder Schnee und Schneeregen. Ist das schon extremes Wetter? Wie hängt das mit dem Klimawandel zusammen? Über Fragen wie diese diskutieren zz. 250 Wissenschaftler*innen bei der Deutschen Klimatagung. Im Klimawandel wird Extremwetter immer wahrscheinlicher und es verschont niemanden. So können Starkregen-Ereignisse mit 15 bis 25 l Regen pro Quadratmeter in einer Stunde wirklich jede*n treffen. Das hat der Deutsche Wetterdienst untersucht für die Jahre 2001 bis 2020. Unwetter mit 25 bis 40 l Regen pro Quadratmeter gab es in diesem Zeitraum in Ostfriesland seltener als im Harz und am Main seltener als im Alpenvorland. Extreme Unwetter-Ereignisse gab es in diesen 20 Jahren im Alpenvorland deutlich häufiger als sonst wo und dennoch nur selten.