heute journal vom 15.08.2021 - Flucht aus Kabul - Der Westen auf dem Rückzug; Trümmer in Haiti - Der Karibikstaat nach
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Auch Kabul ist nun gefallen, praktisch der letzte Dominostein,
der der Machtübernahme der Taliban noch im Wege stand.
Der bisherige Präsident Ghani ist bereits geflohen.
Die Taliban sind seit dem Abend in seinem Palast.
Die afghanische Armee scheint in Auflösung.
Angehörige der noch verbliebenen afghanischen Regierung
verhandeln mit den Taliban offenbar über eine unblutige Kapitulation.
So weit man in Verbindung mit den Taliban
das Wort "unblutig" überhaupt verwenden kann.
Aber zumindest sollen größere Kämpfe und Zerstörung
in der Hauptstadt vermieden werden.
Für die Bewohner und alle, die aus den Provinzen nach Kabul flüchteten,
in der Hoffnung, dass die Stadt gehalten wird
oder dass sie von dort weiter ins Ausland kommen,
ist es der größte Albtraum.
Katrin Eigendorf berichtet.
US-Militärhubschrauber über Kabul,
die USA bringen ihr Botschaftspersonal zum Flughafen.
Amerika und seine Verbündeten verlassen nach 20 Jahren das Land,
es wirkt wie eine Flucht.
Auf dem Hamid-Karzai-Flughafen chaotische Szenen.
Menschen drängen in die Flieger, nutzen die vielleicht
noch letzte Chance, das Land auf dem Luftweg zu verlassen.
Die Nachricht vom Vorrücken der Taliban auf Kabul
hat Panik ausgelöst:
Vor den Banken drängen die, die noch schnell Geld abheben wollen,
andere decken sich mit Lebensmitteln ein.
Beobachter berichten, bislang gebe es keine Kämpfe.
Im Regierungssitz verhandeln die Taliban über eine Machtübergabe.
Präsident Aschraf Ghani
ist ins benachbarte Tadschikistan geflüchtet.
Der ehemalige Präsident hat Afghanistan verlassen
und die Menschen dieser Situation überlassen.
Gott wird ihn zur Rechenschaft ziehen
und das Volk wird sein Urteil über ihn haben.
Dass alles so friedlich bleibt, daran gibt es viele Zweifel:
Aufnahmen, die zeigen, wie die Taliban in Kabul
ein Gefängnis stürmen und ihre Kämpfer befreien.
Aus den Provinzmetropolen, die bereits erobert sind,
berichten Menschen von Gräueltaten, vor allem an jungen Frauen.
Aus Herat erreicht uns die Nachricht,
dass Taliban-Kämpfer verlangt haben,
alle unverheirateten Mädchen ab 15 Jahren an sie herauszugeben.
Was wir nicht zeigen können:
Sportler*nnen, Journalist*innen, die sich zu Hause verstecken, aus Angst.
Auch uns erreichen heute immer weder Hilferufe von Menschen,
die um ihr Leben fürchten.
Die Armee, das haben die letzten Tage gezeigt,
ist ohne westliche Unterstützung nicht in der Lage,
das Land zu verteidigen.
Überall geben die Soldaten kampflos auf.
Doch nicht alle fliehen:
Hamid Karzai, Afghanistans erster frei gewählter Präsident,
den wir noch im Juni interviewt hatten,
der sich aus der Politik zurückziehen wollte,
ergreift jetzt Verantwortung.
Wir versuchen mit den Taliban- Führern in friedlicher, brüderlicher
und patriotischer Weise zu sprechen, um Afghanistans Probleme zu lösen.
Doch klar ist heute:
Über den Regierungsgebäuden von Kabul
könnte bald schon die Flagge der Taliban wehen.
Es ist der Worst Case, für alle Afghanen,
die sich vor den Taliban fürchten und die ahnen,
in welche Zeiten ihr Land nun zurückgeschleudert wird.
Es ist aber auch Worst Case für den Westen,
ein Desaster, in das man am Ende sehenden Auges hineingegangen ist.
Und das noch viele Folgen haben kann, für die Region,
für Afghanistans Nachbarländer, für Europa.
In den nächsten Tagen wird es erst mal um eine Frage gehen:
Wie viele Leute kann die Bundesregierung dort
jetzt noch rausholen?
Warum beginnt die Evakuierung in Kabul erst jetzt,
wo die Taliban schon vor der Tür stehen?
Was ist mit den afghanischen Ortskräften,
die der Bundeswehr in Kundus und Masar-i-Scharif geholfen haben?
Haben diese Menschen jetzt überhaupt noch eine Chance?
In Berlin wird bereits scharf über Versäumnisse debattiert.
Nicole Diekmann berichtet.
Es ist ein kurzes Statement, das der Außenminister am Abend abgibt
nach einem langen Tag voller Krisensitzungen.
Es ist ein niederschmetterndes Fazit, das er zieht,
nach 20 langen Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan.
Wir auf der ganzen Welt müssen mit ansehen,
wie schnell die Taliban die Kontrolle übernommen haben
und wie wenig die afghanischen Streitkräfte
dem entgegenzusetzen haben.
Teile der afghanischen Regierung befinden sich bereits im Ausland,
haben das Land verlassen,
und die Machtübernahme der Taliban steht unmittelbar bevor.
Unmittelbar bevor steht auch der Start dieser Transport-Flugzeuge
aus dem niedersächsischen Wunstorf – noch heute Nacht.
An Bord: Bundeswehrsoldaten.
Ihr Ziel lautet Kabul, und ihr Ziel lautet:
Menschen dort rausholen, so viele wie möglich.
Es ist ein gefährlicher Einsatz.
Ich muss alle in Deutschland bitten, dass sie in Gedanken bei unseren
Soldaten und den Menschen vor Ort sind, die wir nach Deutschland
bringen. Und auch an die, die jetzt in einer schwierigen Zeit in
Afghanistan bleiben.
Die Politik im Ausnahmezustand.
Die Folge: äußerst ungewöhnliche gemeinsame Schnittmengen.
Im ZDF-Sommerinterview fordert FDP-Chef Lindner
die schnelle, unbürokratische Aufnahme der Menschen
aus Afghanistan – warnt aber auch vor einer neuen Flüchtlingsdebatte.
Die Bundesregierung muss auf der internationalen Bühne dafür sorgen,
dass eine Situation wie 2015 in Syrien sich nicht wiederholt.
Im Umfeld von Afghanistan muss eine Infrastruktur aufgebaut werden, um
Menschen dort zu schützen.
Sehr ähnliche Töne von den Sozialdemokraten.
Sonst selten einig mit den Liberalen, fürchten auch sie
das Thema “Flüchtlinge“ mitten im Bundestagswahlkampf.
Das kann man wahrscheinlich heute schon bewerten, dass insbesondere
Pakistan, Iran diejenigen Länder sind, die stark von Flüchtlingen aus
Afghanistan betroffen sein werden.
Eine weitere ungewöhnliche Allianz:
Bundesinnenminister Seehofer, CSU, bezeichnet den Afghanistan-Einsatz
in einem Zeitungsinterview “ein Desaster“.
Und erntet volle Zustimmung von der Linken.
Ein solches Desaster nach über 20 Jahren ist wirklich kaum zu
verantworten. So viele tote zivile Opfer, 59 tote Bundeswehrsoldaten.
Zugeschaltet ist uns jetzt der Politikwissenschaftler
und Sicherheitsexperte, Dr. Markus Kaim.
Guten Abend, Herr Kaim.
Warum kommen diese Evakuierungen so spät?
Ich will nicht ungerecht sein, weil
die amerikanischen Geheimdienste haben verkündet, es würde noch 30
Tage dauern bis Kabul fällt. Sie waren wohl einer Illusion
aufgesessen.
Ich tue mich schwer, die Bundesregierung zu kritisieren.
Das ist eigentlich noch schlimmer, dass es noch nicht mal mehr so viel
Aufklärung gibt, dass man sieht, was vorgeht.
Man sieht den totalen Zerfall der afghanischen Sicherheitskräfte.
Es ist aus dem Blick geraten,
dass politische Loyalität fehlt.
Die Armee hat in überraschender Schnelle die Ausrüstung von sich
geworfen.
Auch die Vertragsfirmen der US- Streitkräfte sind abgezogen.
Scheinbar waren die afghanischen Kräfte auch nicht so gut
ausgestattet.
Der Westen hat sich 20 Jahre lang einer Illusion hingegeben,
über die Stärke der afghanischen Sicherheitskräfte.
Der militärische druck gegenüber den Taliban ist aus der Hand gegeben.
Gibt es jetzt noch Möglichkeiten?
Da sehe ich wenig.
Mit der Entscheidung vom April, die US-Truppen abzuziehen, hat der
amerikanische Präsident angekündigt, dass der Abzug bedingungslos ist.
Dadurch ist diese fatale Kette von Ereignissen in Gang gesetzt worden.
Jetzt sehen wir den Höhepunkt. Ich weiß nicht, wie der Westen noch
Einfluss nehmen könnte. Es bleibt eine trotzige Reaktion der
Bundesregierung:
Wir werden keine Verhandlungen mit den Taliban führen, es wird kein
Geld mehr geben.
Ich kann das verstehen, aber das ist kein Rahmen für eine Politik mit
dieser Region.
Wenn Entwicklungsgelder fehlen, könnte das den Flüchtlingsdruck
erhöhen.
Allerdings, 70-80 % der afghanischen Bevölkerung sind auf internationale
Hilfszahlungen angewiesen. Das zu entziehen, würde die humanitäre
Situation verschärfen.
Es würde genau das auslösen, dass der Migrationsdruck außerhalb des
Landes in Richtung Europa erhöht wird.
Wenn ich die deutsche Politik richtig verstanden habe, soll genau
das verhindert werden.
Wenn man sich einen Anfang des Afghanistan-Einsatzes erinnert, ging
es darum, dass sich Taliban als freundliche Gastgeber für Al Kaida
dargestellt haben.
Die amerikanischen Geheimdienste gehen davon aus, dass es länger
dauern wird, bis sich wieder Terrororganisationen dort
niederlassen.
Aber mit den Ergebnissen heute, weiß man nicht, man sich darauf verlassen
kann.
Terrorbekämpfung in Afghanistan wird wohl weiter auf der Agenda der
internationalen Gemeinschaft stehen.
Wird man nicht auch wieder mit der Türkei reden müssen, wegen der
Flüchtlingsproblematik?
In Afghanistan können Flüchtlinge nicht im Land bleiben.
Pakistan und Iran werden wohl die ersten Flüchtlingsströme aufnehmen.
Wenn man vermeiden will, dass die Flüchtlinge die Türkei betreten,
muss man sicherstellen, dass sie in Pakistan und Iran bleiben.
Dann werden die sagen, man brauche eine große Unterstützungsleistung.
Zur Kapitulation Kabuls nun ein Kommentar
vom Chefredakteur des ZDF, Peter Frey.
Das Scheitern kommt schneller,
als es Politiker und Diplomaten für möglich gehalten haben.
Jetzt fällt auch Kabul in die Hände der Taliban.
Der Steinzeit-Islam wird in Afghanistan wieder bestimmen.
Die Afghanen fliehen zu Hunderttausenden.
Der Westen, das muss man heute so hart sagen, hat alle verraten,
die an Demokratie, Gleichheit der Geschlechter,
Bildung für Mädchen, an Musik, Tanz und Lachen geglaubt haben.
Milliardeninvestitionen in Sicherheit und Infrastruktur,
viele Soldaten, die am Hindukusch gefallen sind -
alles umsonst, in wenigen Wochen, ja Tagen geopfert.
Es ist eine schmerzhafte Niederlage des Westens.
Bilder wie bei der überstürzten Flucht der US-Truppen aus Saigon
am Ende des Vietnamkriegs.
So wie Barack Obama in Syrien
verweigert auch der neue demo- kratische US-Präsident Joe Biden
weltpolitische Verantwortung, weil er sie seinem Volk nicht zumuten will.
Es ist ein würdeloses Ende und eine Einladung an Russland,
an China, an Indien und Pakistan, das Vakuum zu füllen.
Der Fall von Kabul zeigt schonungslos,
dass Deutschland und die anderen NATO-Staaten
ohne die USA militärisch nicht handlungsfähig sind.
Ohne deren Absicherung
kann selbst das Botschaftspersonal nicht ausgeflogen werden.
Einst unentbehrliche Ortskräfte und ihre Familien
müssen jetzt um ihr Leben bangen.
Zum politisch-militärischen Versagen kommt ein schmerzhaftes moralisches,
wenn man die im Stich lässt, die das lokale Rückgrat
von zwei Jahrzehnten Afghanistan-Einsatz waren.
Gerhard Schröder und Angela Merkel
sowie ihre Außen- und Verteidigungsminister
hatten sich die Überzeugung von Peter Struck zu eigen gemacht,
dass Deutschlands Sicherheit am Hindukusch verteidigt wird.
Wenn der Satz je stimmte,
dann steht es um unsere Sicherheit seit heute schlechter.
Peter Frey kommentierte.
Und dann blicken wir noch auf einen anderen Ort des Schreckens.
Nach dem schweren Erdbeben in Haiti
sprechen die Behörden dort inzwischen von mehr als 700 Toten.
Auch das nur eine vorläufige Zahl.
Die Rettungsarbeiten sind schwierig und gefährlich.
Es gibt Nachbeben und zu allem Überfluss
rückt jetzt auch noch ein tropischer Sturm an.
Das Zentrum des Bebens
lag etwa 150 km westlich der Hauptstadt Port-au-Prince.
Es soll sogar bis nach Kuba zu spüren gewesen sein
und trifft mit Haiti ein Krisenland, das sich bis heute
noch nicht von dem verheerenden Beben 2010 erholt hat.
Claudia Bates berichtet.
Die Hilfe kommt, so sieht es aus.
Aber wie so oft in Haiti, sie ist auch eine Frage von Arm oder Reich.
Ein Politiker hat ein privates Ambulanzflugzeug gemietet,
um Verletzte aus dem entlegenen Erdbebengebiet
in die Hauptstadt zu bringen.
Es gab noch Nachbeben.
Es sind so viele verletzt.
Wir brauchen wirklich Hilfe.
Wir brauchen so viele Medikamente, Hilfe von den Behörden,
von der internationalen Gemeinschaft.
Doch noch sind die abgelegenen Krankenhäuser
weitgehend auf sich gestellt.
Hilfe ist unterwegs, aber oft noch nicht da.
So werden die Verletzten notdürftig draußen versorgt,
aber es sind einfach viel zu viele.
Wir können die Situation noch nicht bewerten.
Die Lage ist sehr kritisch und wir müssen unsere Ressourcen aufteilen
und auch in andere stark betroffene Gebiete schicken.
Am Tag danach haben sie hier immerhin einen Bagger,
der die größten Trümmer beseitigt.
So steigen sie unter den Schutt, in der Hoffnung,
hier noch Überlebende zu finden.
Tausende sind ohne Dach über dem Kopf.
Sie hausen in provisorischen Zelten auf dem Fußballplatz.
Die internationale Hilfe, wie aus den USA, ist angelaufen, mal wieder.
Und wieder wird sie dem Land nicht langfristig helfen.
Die Verzweiflung hier ist auf der internationalen Prioritätenliste
nicht weit oben.
Und es sind so viele Krisen hier.
Der Präsident wurde vor etwas mehr als einem Monat ermordet.
Das hat für ein großes politisches Vakuum gesorgt.
Was in einem Land, in dem sowieso politische Instabilität herrscht,
seit mehreren Jahren, noch oben drauf kam.
Das, gepaart mit dem Erdbeben, macht die humanitäre Lage noch schlimmer.
Aber trotz der Zerstörung gibt es auch Hoffnung.
Denn die betroffene Region ist insgesamt nicht so dicht besiedelt.
Daher hoffen und beten die Menschen, dass es nicht so verheerend wird
wie nach dem großen Erdbeben von 2010.
Zurück nach Deutschland: Das letzte ZDF-Politbarometer
hat ja unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.
Freud und Leid liegen da nahe beieinander.
Olaf Scholz und seine SPD wittern jedenfalls Morgenluft,
sogar eine Kanzlerperspektive.
Nur genügen dafür ja nicht nur sehr gute persönliche Umfragewerte
für den SPD-Spitzenkandidaten.
Um regieren zu können,
braucht es bekanntlich eine parlamentarische Mehrheit.
Und die würde es nach jetzigem Stand nur mit einer Dreierkoalition geben.
Da kommt die FDP ins Spiel.
Beim letzten Mal wollte sie ja nicht mitregieren.
Inzwischen will sie das sogar sehr, aber mit wem?
Wäre eine Ampel mit SPD und Grünen für sie eine Option?
Das wurde Christian Lindner im ZDF-Sommerinterview
heute natürlich auch gefragt.
Thomas Reichart hat die wichtigsten Passagen des Interviews
für uns zusammengefasst.
Christian Lindner sieht sich fast schon in der Regierung.
Nicht in einer Ampelkoalition, dafür fehle ihm die Phantasie.
Sondern mit der Union, die, so Lindner im ZDF-Sommerinterview,
trotz abstürzender Umfragen am Ende doch vorne liegen werde.
Deshalb erwarte ich eine Regierungsbildung
unter Führung der Union wegen des Momentums.
Es wäre dann eine Sache der Union, das weitere Format zu bestimmen:
diese "Jamaika-" oder "Deutschland-Koalition".
Heißt, Lindner rechnet u.a. mit jenem Bündnis mit Union und Grünen,
das er 2017 bei den Sondierungen noch platzen ließ.
Es ist besser, nicht zu regieren als falsch zu regieren.
Der Satz wäre ihm damals politisch fast zum Verhängnis geworden.
Nun soll er helfen beim Machtpoker und der Profilierung,
besonders gegenüber den Grünen.
Wir hatten 2017 ja den damals von Frau Merkel
mit den Grünen geplanten Links-Shift unseres Landes.
Ich denke alleine nur an die Frage der Einwanderungspolitik damals.
Das haben wir verhindert.
Und so kann ich auch in diesem Jahr sagen:
Eine weitere Verschiebung nach links,
einen solchen Weg könnten wir nicht mitgehen.
Lindner hofft auf Klimaschutz durch Innovationen,
ist aber gegen die Förderung von E-Autos,
gegen ein Ende des Verbrenners.
Denn in den Verbrennungsmotor können wir auch synthetisches Benzin,
das mit erneuerbarer Energie in Chile produziert wird, einfüllen.
Das müssen wir auch,
denn wir haben ja Millionen Autos auf den deutschen Straßen.
Klimaexperten sehen das anders:
Synthetisches Benzin sei viel teurer, außerdem zu knapp.
Lindners Klimakonzept reiche nicht aus.
Allein auf den Markt und auf Innovation zu setzen,
ist nicht ausreichend.
Da habe ich den Eindruck, da wird die FDP in der Zeit, die wir haben,
auch bis 2050 allein mit dem Markt nicht weiterkommen.
Lindner verteidigt im ZDF das Steuerkonzept der FDP,
das Bestverdiener mit Jahres- einkommen über 300.000 Euro
besonders stark entlastet.
Wer ein hohes Einkommen hat, zahlt allerdings auch mehr Steuern.
Menschen, die so ein Einkommen beziehen,
beziehen das ja oftmals in unserem Land nicht für sich,
sondern es ist das Einkommen ihres Handwerksbetriebs,
aus dem auch dann die wirtschaft- liche Substanz erbracht werden muss.
Zusammengerechnet bedeuten die FDP-Vorschläge
ein Defizit von bis zu 90 Mrd. Euro für die öffentlichen Kassen.
Wie das konkret finanziert werden soll, sagte Lindner nicht.
Und jetzt macht erst mal Gundula weiter,
mit anderen Nachrichten des Tages.
Die westafrikanische Elfenbeinküste
hat den ersten Ebola-Fall seit mehr als 25 Jahren gemeldet.
Eine aus dem Nachbarland Guinea eingereiste junge Frau
ist an der Viruserkrankung gestorben.
Der jüngsten Epidemie in der Region zwischen 2014 und 2016
waren 11.000 Menschen zum Opfer gefallen.
Damals war die Weltgesundheitsorganisation
für ihr zu langsames Handeln kritisiert worden.
Jetzt lässt die WHO schnellstmöglich
5.000 Impfdosen in die Elfenbeinküste bringen.
Rund ein Jahr nach der Explosionskatastrophe in Beirut
wird der Libanon erneut von einer schweren Detonation erschüttert.
Mindestens 20 Menschen sind dabei ums Leben gekommen,
Dutzende wurden verletzt.
Ein Treibstofflager hatte sich im Norden des Landes
aus noch ungeklärter Ursache entzündet.
Die Armee erklärte,
sie habe dort illegal gelagertes Benzin beschlagnahmt,
das an Einwohner verteilt werden sollte.
Der Libanon befindet sich in einer schweren Wirtschaftskrise.
Benzin und andere Güter sind knapp.
Extreme Wetterbedingungen
machen weiterhin Millionen Menschen in weiten Teilen Europas zu schaffen.
Bei den Überschwemmungen im Norden der Türkei
ist die Zahl der Todesopfer auf 58 gestiegen.
Zugleich bleibt wegen der trockenen Hitze
in vielen Regionen Südeuropas die Brandgefahr hoch.
In Griechenland wurden über 50 neue Brände gezählt,
die aber unter Kontrolle sind.
Auch Israel leidet unter anhaltend hohen Temperaturen.
Nahe Jerusalem ist ein Waldbrand ausgebrochen,
der sich schnell ausbreitete.
Etwa 10.000 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen.
Im Verlauf der Pandemie
hat sich in Deutschland die Zahl der Selbständigen,
die auf Grundsicherung angewiesen sind, versechsfacht.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Scheele,
sagte der Funke Mediengruppe, bis Juli
hätten rund 134.000 Selbständige Hartz IV beantragt.
Üblicherweise seien es im vergleich- baren Zeitraum etwa 22.000.
Das Robert Koch-Institut registrierte 4.728 Neuinfektionen,
1.601 mehr als vor einer Woche.
Drei weitere Todesfälle gab es im Zusammenhang mit Covid-19.
Die 7-Tage-Inzidenz ist weiter gestiegen, auf 35.
Sein erster Trainer beim FC Bayern, ein Jugoslawe,
nannte ihn "kleines dickes Müller".
Das war liebevoll gemeint, überhaupt war Gerd Müller ein Spieler,
der sehr geliebt wurde, von den Fans wie von den Mitspielern.
Dass er figürlich eher die Kompaktklasse vertrat,
hat ihm auch keineswegs geschadet.
Niemand konnte so aus dem Nichts heraus
das Runde ins Eckige bringen, immer und immer wieder.
Müller-Tore machten die Gegner fassungslos.
Zack, war der Ball schon wieder drin.
Wie kann jemand so wendig sein, so reaktionsschnell?
Er war der König des Strafraums.
Jetzt ist er im Fußballerhimmel, dort, wo nur die Größten hinkommen.
Ein Nachruf von Boris Büchler.
Er war ein Gesicht der Bundesliga.
Einer der größten Stürmer, die das Land je hatte.
Mit der Nationalmannschaft wird er 1972 Europameister.
Er entwickelt sich zu einem der besten Stürmer der Welt.
Unvergessen – sein Siegtor im WM- Finale 1974 gegen die Niederlande.
“Der Bomber der Nation“ – wie er genannt wird,
gewinnt alles, was man als Fußballer gewinnen kann.
Als 18-Jähriger wechselt er zum FC Bayern
und prägt mit Sepp Maier und Franz Beckenbauer eine Ära.
Tore sind sein Markenzeichen.
Er wird zum König des Strafraums.
Zwischen 1974 und '76 gewinnt er mit den Bayern
dreimal nacheinander den Europapokal der Landesmeister.
Eine Stürmerlegende, mit 365 Treffern.
Bis heute der mit Abstand
erfolgreichste Torschütze der Bundesliga.
Es müllerte – ob aus der Drehung, im Fallen oder im Sitzen.
Nach seiner Karriere arbeitete er im Jugendfußball
und als Co-Trainer der Bayern-Amateure.
Doch dann erkrankte er schwer.
Müller litt seit Jahren an Alzheimer
und lebte seit 2015 in einem Pflegeheim.
Heute am frühen Morgen ist er im Alter von 75 Jahren gestorben.
Die Fußball-Welt trauert um Gerd Müller.
Eine ausführliche Erinnerung an Gerd Müller sendet das ZDF nachher,
um 0.50 Uhr.
Und mit Fußball macht Gundula jetzt auch noch mal weiter.
Zu den Sonntagsspielen der Bundesliga:
In beiden Stadien wurde zunächst der verstorbenen Fußballlegende gedacht.
In Köln gewann dann der Gastgeber, 1. FC Köln, gegen Hertha BSC 3:1.
Auch in dem anderen Sonntagsspiel ging überraschend
der corona-bedingt in der Spielerauswahl
etwas limitierte Gastgeber mit einem Sieg vom Platz.
Mainz 05 besiegte Vizemeister RB Leizpig 1:0.
In Abwesenheit von Titelverteidiger Jan Frodeno
hat Triathlet Patrik Nilsson
die Ironman-Europameisterschaft in Frankfurt am Main gewonnen.
Für die drei Disziplinen, Schwimmen, Radfahren und Laufen,
benötigte der Schwede 7:59:21 Stunden
und war damit knapp eine Minute schneller als der Däne Högenhaug.
Bester Deutscher wurde Franz Löschke auf Platz 5.
Speerwerfer Johannes Vetter hat sich nach seiner enttäuschenden Leistung
bei den Olympischen Sommerspielen
mit einem soliden Sieg beim Speerwurf-Meeting
in seiner Heimatstadt Offenburg zurückgemeldet.
Zwar blieb der Ex-Weltmeister
mit seinem Wurf auf gut 86 m unter seinen Möglichkeiten,
aber die Motivation bleibt,
für sich und andere Speerwerfer gleiche Bedingungen zu fordern.
In Tokio hatte Vetter
Probleme mit einem neuartigen Hightech-Belag auf der Anlaufbahn.
Und damit kommen wir zu unserem sonntäglichen Ausblick
auf die nächste Woche.
Interessant wird z.B. sein,
was die Stiko zum Thema "Kinderimpfung" sagen wird.
Ein Mitglied der Kommission hat angekündigt,
dass es im Laufe der Woche
eine Aktualisierung der Stiko-Empfehlung geben werde.
Weitere Themen und Termine hat jetzt Dara Hassanzadeh.
Am Mittwoch wird in Brüssel
ein Sondertreffen der EU-Innenminister stattfinden.
Thema: der massive Anstieg illegaler Grenzübertritte
von Belarus nach Litauen.
Nach Erkenntnissen der EU ist Belarus dafür verantwortlich.
Präsident Lukaschenko hat in der Vergangenheit offen gedroht,
Flüchtlinge passieren zu lassen.
Am Donnerstag wird sich der Augustputsch in Moskau jähren.
Vor 30 Jahren fuhren Panzer in der Moskauer Innenstadt auf,
Präsident Gorbatschow wurde für amtsunfähig erklärt und isoliert.
Eine Gruppe Sowjetfunktionäre wollte das alte System wieder errichten.
Der Putsch scheiterte am Widerstand von Boris Jelzin
und tausender Moskowiter.
Unter ihnen auch ein junger Politiker namens Wladimir Putin.
Am Freitag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel eben diesen Putin
in Moskau treffen.
Dabei wird es v.a. um Sicherheitsfragen gehen.
Insbesondere um den Ukraine-Konflikt,
den sie zu schlichten versucht.
Deshalb wird sie von Moskau weiter nach Kiew reisen.
In beiden Ländern wird es wohl Merkels letzter Staatsbesuch sein.
Am Samstag wird es im New Yorker Central Park ein Großkonzert geben.
Damit werden die New Yorker das Ende der Corona-Einschränkungen
in ihrer Stadt feiern.
Verschwunden ist das Coronavirus allerdings noch nicht.
Seit August steigen wieder die Zahlen
auf über 5.000 Neuinfektionen pro Tag.
Das Wetter wird in der neuen Woche unbeständiger.
Es kommt ein Tief und der Deutsche Wetterdienst
warnt vor heftigen Gewittern schon in der Nacht,
v.a. in den südlichen Mittelgebirgen.
Morgen gibt es v.a. in der Nordhälfte sowie an den Alpen
zeitweise kräftigen Regen und Gewitter,
vom Schwarzwald bis zur Oder, aber auch größere sonnige Abschnitte.
Teils stürmischer Westwind.
Am Dienstag wechselhaft und sehr windig.
Danach wird es wieder etwas freundlicher.
Weiter geht es gleich
mit der ersten Folge der Serie "Mirage - Gefährliche Lügen".
Kurz gesagt entdeckt eine Frau, dass ihr seit 15 Jahren
totgeglaubter Mann offenbar sehr lebendig ist.
Klassischer Stoff für einen Thriller.
Und die nächste heute Xpress gibt es hier im Programm um 0.45 Uhr.
Ihnen noch einen guten Abend.
Auf Wiedersehen.