heute journal vom 16.07.2021 - Die Lage - Wo das Wasser steht; Die Trümmer - Reportage aus Schuld; Der Wiederaufbau
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Das war also der Tag nach der großen Flut.
Was noch lange nicht heißt, dass die Flut überstanden ist.
An kritischen Stellen ist die Gefahrenlage weiterhin hoch.
Die Folgen dieser Katastrophe sind zu groß, zu weitgehend,
um sie einzuschätzen.
Schon heute hat die Zahl der Toten 100 überschritten.
Viele Menschen werden weiter vermisst.
Die Wucht der Natur, die Zerstörungen konzentrierten sich auf Regionen
im Westen der Republik.
Auch Belgien, Luxemburg und der Süden der Niederlande
kämpfen noch mit Hochwasser und Überschwemmungen.
In Schuld, dem kleinen Örtchen an der Ahr,
begannen die Aufräumarbeiten.
Auch nach Vermissten wurde gesucht.
In Sinzig, wo die Ahr in den Rhein mündet,
kamen zwölf Menschen in einer Einrichtung
der Behindertenhilfe ums Leben.
Das Wasser stieg dort blitzschnell bis an die Decke.
Nur einige konnten gerettet werden.
In Erftstadt nahe Köln hat das Wasser
riesige Furchen in einen Ortsteil gegraben.
Schluchten, in die ganze Straßen und Häuser stürzten.
Von all diesen Punkten werden wir berichten.
Und über Konsequenzen, nicht nur finanzielle,
mit dem Finanzminister sprechen.
Wir beginnen mit Schlüsselmomenten und Bildern dieses Tages,
eingeordnet von Susana Santina.
Wenn sogar diejenigen, die zum Helfen gekommen sind,
in größte Not geraten, dann zeigt sich,
wie brenzlig die Lage ist.
Die Anwohner können den Feuerwehrmann retten.
Dramatisch die Entwicklung in Erfstadt-Blessem.
Mehrere Häuser dort wurden unterspült und stürzten ein.
Es gibt viele Tote, die genaue Zahl ist unklar.
Aus den Häusern hört man immer wieder Hilferufe.
Einige konnten zum Glück gerettet werden.
Das Leben von Menschen ist das Entscheidende und Wichtigste.
Im Moment kann man nur weinen.
Man kann das gar nicht begreifen, was das für Wassermassen waren.
Ich habe keinen Garten mehr, keinen Hof.
Mindestens 43 Tote sind es in Nordrhein-Westfalen.
Das halbe Bundesland steht unter Wasser.
Der Ministerpräsident verspricht Hilfe.
Wir werden Häuser reparieren, Brücken wieder aufbauen,
aber die Menschen, die in den Fluten verloren wurden,
sind unersetzbar.
Ich möchte den Hinterbliebenen meine Anteilnahme aussprechen.
Ich bin in Gedanken bei Ihnen.
Schlimme Nachrichten auch aus Rheinland-Pfalz.
Dort sind es mindestens 60 Tote.
In Ahrweiler werden 1.300 Menschen vermisst.
Viele Menschen haben ihr gesamtes Hab und Gut verloren.
Andere sind in ihren Häusern eingeschlossen.
Menschenleben zu retten, hat oberste Priorität.
Man kann es sich gar nicht vorstellen.
Es ging so schnell, man hatte gar keine Zeit mehr.
Da war so eine starke Strömung.
Das Wasser stand so hoch, das hat uns überrollt.
Der kleine Ort Schuld wurde durch die riesige Flutwelle
fast komplett zerstört.
Es ist eine riesige Zerstörung.
Die Leute fangen jetzt schon an, den Schutt wegräumen.
Zahlreiche Wohnungen und Häuser sind unbewohnbar geworden.
Alle packen an.
Aber viele müssen ihre Häuser verlassen.
Die Menschen kommen zum Teil in Schulen unter,
die Hilfsbereitschaft ist groß.
Ich habe vier Kinder dabei, meinen Mann.
Man konnte gar nicht nachdenken.
Wir konnten gar nichts einpacken, weder Medikamente noch sonst etwas.
Doch sie alle sind froh,
dass sie hier immerhin sicher untergekommen sind.
Mehr als 1.000 werden vermisst, 100 Menschen haben ihr Leben verloren.
Frank Rock ist der Landrat des Rhein- Erft-Kreises in Nordrhein-Westfalen.
Erfstadt-Blessem ist nach dem kleinen Fluss Erft benannt,
der plötzlich die tiefen Gräben grub, in dem Straßen und Häuser versanken.
Guten Abend.
Wie werden Sie, wird Ihre Region fertig mit dieser Katastrophe?
Es ist eine riesige Herausforderung.
Wir sind in den Krisenstäben in den Städten am Arbeiten.
Wir haben viel Zuspruch, das trägt uns zurzeit.
Was brauchen Sie jetzt im Moment am meisten?
Wir brauchen eine gute Wetterlage, keinen Regen mehr.
Es ist wichtig für die Menschen, zu merken,
dass sich das Wasser aus den Strömungen entfernt.
Dann brauchen wir Menschen, die mit aufräumen.
Im Moment retten wir noch Menschenleben.
Aufräumarbeiten stehen noch an.
Haben Sie in der Zukunft eine Chance,
mit solchen Fluten fertig zu werden?
Ich glaube, mit solchen Fluten wird man nie fertig.
Das ist ein Jahrhundert-Hochwasser.
Wir haben Pläne, aber die reichen nicht an das heran,
was wir hier erleben.
Wir müssen viel arbeiten, Infrastrukturen wieder aufbauen.
Müssen den Menschen Hoffnung geben.
Wir müssen die Landschaft wieder so aufbauen,
dass die Menschen sich wohlfühlen.
Was brennt Ihnen jetzt unter den Nägeln
nach den Erfahrungen der letzten Tage?
Mit so einem Jahrhundert-Hochwasser in einer Region,
die eigentlich nicht hochwassergefährdet ist,
müssen wir überlegen, wie wir Strukturen aufbauen oder umbauen.
Wir müssen unsere Infrastrukturen zukunftsfähig machen.
Schuld, der charmante 700-Seelen-Ort an der Ahr,
verdankte seinen Zauber dem Fluss,
der das Dorf in einer großen Schleife fast umarmt hat.
Gestern wurde dieses Geschenk der Natur zum Verderben.
Wer die Bilder sieht und Schicksale hört im Bericht von Alica Jung,
wird sich kaum vorstellen können,
dass es in Schuld keine Todesopfer gab.
Und doch ist es so, Gott sei Dank.
Sie sind auf dem Weg zu dem, was mal ihr Zuhause war,
Günther Schaefer und seine Tochter Hannah.
Das ist ihr Heimatort: Schuld.
Hier unten war eine Straße, das war die Dorfstraße,
hier vorne war eine Bushaltestelle, hier ist die eine,
hier war die andere und es waren noch zwei Häuser da,
die sind komplett weg.
Eingestürzt, viele andere Häuser unbewohnbar.
Einen Tag vor der Katastrophe wurde Hannah 19.
Das ist unser Haus.
Viel mehr, was davon noch übrig ist.
Mein Gott...
Das Vier-Meter-Sofa, die Stühle, das Wasser hat alles mitgerissen.
Ich weiß noch nicht, wie das alles geht,
oder ob man es vielleicht abreißen muss, aber...
Diese Zerstörung, sie macht sprachlos.
Irgendwo im Schutt Hannahs Schreibtischstuhl.
Sie hat vor Kurzem erst ihr Abi gemacht.
Auch meine Unterlagen, mein Abiturzeugnis, all das Zeug ist weg.
Wie muss das sein, wenn alles,
was mal lieb und teuer war, im Matsch versinkt.
Hannah hat etwas gefunden:
Hier sind also meine Pullis.
Ich hatte den Schock gestern schon, heute kann ich schon wieder.
Och weiß auch nicht, was ich sonst machen soll außer lachen.
Es tut sonst einfach zu weh, es ist halt alles weg.
Aber sie haben überlebt, es geht weiter, sagen die beiden.
Die Wassermassen haben auch die Larscheids getroffen.
Bis in den ersten Stock.
Ihr Haus direkt an der Ahr: unbewohnbar.
Hermann Larscheid lebte hier mit der ganzen Familie.
Das Wasser kam mit Wucht, brach Türen und Fenster.
Es gab einen Knall und dann bin ich hier
gegen den Kachelofen geflogen und dann war das Wasser drin.
Er floh mit Frau, Schwiegertochter
und der zehn Monate alten Enkelin aufs Dach, wurde gerettet.
Das lässt nie mehr los.
Jetzt räumen sie auf und bekommen endlich Hilfe,
am Nachmittag trifft die Bundeswehr ein.
Ministerpräsidentin Dreyer macht sich ein Bild.
Alles wird hier dringend gebraucht, v.a. Trinkwasser.
Aber auch Kleiderspenden.
Selbst Fremde sind nach Schuld gekommen, um zu helfen.
Wie Tanja Veit aus Karlsruhe.
Das kam gestern im Fernsehen,
dass in Schuld keine Hilfe großartig ist und ich dachte deswegen,
ich fahre jetzt genau hier her.
Genau hier wollen sie wieder alles aufbauen.
Für sich und ihre Familien, wie die Larscheids.
Aber auch für Gäste, die hier immer willkommen waren im kleinen Schuld.
"Kommt dir ins Haus ein lieber Gast, gib ihm so gut, als du es hast",
steht noch an ihrer Flurwand.
Ein Blick nach vorn, in all der Dunkelheit.
Bobby Cherian ist seit gestern Morgen Reporter für uns in Schuld.
Wie gehen die Menschen in diese zweite Nacht?
Ich glaube, die Menschen hier
gehen mit einem Mix der Gefühle in diese Nacht.
Das Zuhause von vielen wurde zerstört.
Viele Menschen fragen sich: Was soll jetzt eigentlich werden?
Aber es gibt auch Dankbarkeit für die Hilfe und die Spenden.
In Hotels hier in der Gegend wurden Zimmer kostenfrei bereitgestellt.
Es gibt also ein paar Lichtblicke hier.
Stellen sich die Menschen der Frage,
ob ihr Ort irgendwann wieder genau so sein kann wie vorher?
Ich habe den Eindruck, dass das eine Frage ist,
der sich die Menschen zurzeit nicht stellen.
Der Schock sitzt zu tief, es geht um zu existenzielle Fragen.
Das Handynetz ist weiterhin nicht gut.
Der Verbleib von vielen Menschen ist ungeklärt.
Erst müssen die Infrastrukturen wieder aufgebaut werden.
Ob das Dorf bald wieder aussieht wie vorher,
wird die Menschen erst in ferner Zukunft wieder beschäftigen.
Das dramatische Gegenstück zu diesem Schicksal hat flussabwärts
die Stadt Sinzig ereilt.
Dort, wo die Ahr in den Rhein mündet.
Zwölf ganz besonders schutzbedürftige Menschen starben,
weil die Flut schneller und kraftvoller war
als die Helfer sein konnten.
Marion Geiger und Angela Ebhardt berichten von dort.
Die Flut in Sinzig kam in der Nacht.
Mit ungeheurer Kraft bahnte das Wasser sich seinen Weg.
Rasend schnell stieg es in den Straßen und drang in die Häuser ein.
In diesem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung
kam es zu einer Tragödie.
Für zwölf Menschen hier wurde das Erdgeschoß zur tödlichen Falle.
Wir haben einen Mann retten können.
Wir wissen nicht, warum er draußen war, der hing an der Wand.
Er schrie und hat gerufen: "Ich will nicht sterben,
Hilfe, ich kann nicht schwimmen."
Wir haben ihn drei Stunden unterstützt, haben ihm gesagt,
dass der Rettungsdienst kommt.
Und er ist gerettet worden und die anderen nicht,
die waren eingeschlossen.
Offenbar reichte die Zeit nicht aus,
um alle Menschen im Erdgeschoss in Sicherheit zu bringen.
In der Nacht, als das Wasser kam, war ein Betreuer vor Ort.
Er allein konnte nicht alle Personen in den ersten Stock retten.
Die Flut reichte bis knapp über die Fenster.
Gehen Sie mal davon aus,
dass alle Opfer von der Situation überrascht waren.
Ich hab mit Menschen gesprochen, die auf der Straße unterwegs waren
und plötzlich von einer Wasserwand weggerissen wurden,
sich retten konnten - das kam völlig überraschend.
Die einen hat's im Schlaf erwischt, die andern auf der Flucht.
36 Bewohner haben insgesamt in dem Heim gelebt.
Die, die gerettet werden konnten,
hat die Stadt Sinzig inzwischen in umliegenden Hotels untergebracht.
Es ist für alle ein Desaster, was hier geschehen ist,
insbesondere für die Menschen im Lebenshilfe-Haus.
Wir bemühen uns, soweit wie möglich die Stadt helfen kann,
zu helfen, das gilt auch im Hinblick auf seelsorgerisches Angebot.
Da arbeiten wir mit der katholischen Kirche zusammen,
die ein seelsorgerisches Angebot für alle Opfer bereit hält.
Die Schäden der Flut sind verheerend, dazu die vielen Toten.
Die Menschen hier müssen auch das noch verarbeiten.
Die Opfer waren ihre Nachbarinnen und Nachbarn.
Sie werden fehlen.
Aufklärung tut Not, wie es zu dieser furchtbaren Tragödie kommen konnte.
Olaf Scholz, Finanzminister und Vizekanzler,
war gestern den ganzen Tag im Katastrophengebiet
von Rheinland-Pfalz unterwegs.
Wir erreichen ihn heute Abend im östlichen Allgäu.
Guten Abend, Herr Scholz. Guten Abend.
Wie haben die Eindrücke von gestern Sie persönlich verändert
und Ihre Sicht auf die Dinge?
Es war ganz wichtig, vor Ort zu sein und genau zu sehen,
wie es sich zuträgt, denn alle Bilder sind anders als die Realität.
Die ist noch mal schlimmer, das muss man ausdrücklich sagen.
Die Kräfte, die da gewirkt haben und die unverändert viele bedrohen,
sind gewaltig.
Man hat gesehen, was alles zerstört wurde,
Häuser, Infrastrukturen, Brücken,
wie sehr Autos einfach durch die Gegend transportiert wurden.
Dann hat das Gespräch mit denjenigen, die man treffen konnte,
über das, was sich für sie verändert hat,
unglaubliche Spuren hinterlassen, denn da wurden Existenzen zerstört.
Das waren die, mit denen wir sprechen konnten.
Wir wissen alle,
dass ganz viele gestorben sind und welche vermisst werden.
Das ist eine furchtbare Tragödie.
Nun sagen Experten: Das, was da geschehen ist, hat wenig zu tun
mit den Wahlprogrammen für die nächsten vier Jahre.
Es hat zu tun mit zögerlicher Klimapolitik der letzten 30 Jahre.
Die SPD hat in 19 dieser 30 Jahre
entweder den Kanzler oder die Umweltminister gestellt.
Spüren Sie in diesem Augenblick ein Stück Mitverantwortung?
Ich bin fest davon überzeugt, dass wir die Aufgabe haben,
den menschengemachten Klimawandel aufzuhalten.
Deshalb ist es sehr gut, dass viele der Dinge,
die vor Jahren auf den Weg gebracht wurden, jetzt da sind.
Wie z.B. der Ausbau der Erneuerbaren Energien
mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz,
eine lange zurückliegende Entscheidung -
und vieles, was seitdem passiert ist.
Aber jetzt geht es ganz konkret darum,
dass man die Geschwindigkeit bestimmt,
mit der wir das hinkriegen müssen, hierzulande jedenfalls.
Dass wir jetzt ein Klimaschutzgesetz haben,
hat die SPD durchgesetzt gegen riesige Widerstände,
dass es ein klares Enddatum gibt mit 2045 und klare Zwischenziele.
Was wir jetzt noch hinkriegen müssen, ist, dass all diejenigen,
die bis zuletzt Widerstand geleistet haben darin,
dass wir die Ausbauziele für die Erneuerbaren Energien so anheben,
dass das auch klappt mit einer CO2-neutralen Industrie,
dass die diese Widerstände aufgeben.
Denn wir brauchen sehr viel mehr Strom -
wie sogar der Wirtschaftsminister endlich zugegeben hat -
um hinzukriegen, dass Stahl-, Chemie- , Zement- und
Automobilindustrie, Maschinenbau funktionieren, aber CO2-neutral.
Sie sind der Finanzminister, viele Menschen schauen jetzt auf Sie,
die alles verloren haben.
Die allerwenigsten von denen hatten ausreichende Versicherungen.
Manche Versicherungen zahlen auch gar nicht
oder nehmen keine Verträge an in solchen Gebieten.
Können Sie versprechen, dass diesen Menschen geholfen wird,
das wiederherzustellen, was bis gestern oder vorgestern war?
Wir werden alles dafür tun, allen zu helfen, die Hilfe brauchen.
Wir haben ja auch leider Erfahrungen machen müssen
mit früheren Flutkatastrophen.
Deshalb sind wir dabei, all das auf den Weg zu bringen,
was die Bundesregierung an Unterstützung leisten kann
für die Länder, die Kommunen, damit sie konkret vor Ort helfen können.
Das wird etwas sein, über das wir uns
am nächsten Mittwoch im Kabinett verständigen wollen.
Das wird gerade intensiv vorbereitet,
im Gespräch mit dem Innen- ministerium, mit dem Kanzleramt
und natürlich auch mit den beiden betroffenen Ländern.
Manche Hilfen haben wir auch sofort auf den Weg gebracht.
Ich habe als Finanzminister möglich gemacht,
dass jetzt viele steuerliche Erleichterungen
in den Katastrophengebieten sofort aktiviert werden können.
Die Hilfen mit Geld sollen auch schnell kommen.
Das werden die Länder vor Ort unbürokratisch machen.
Wir werden unseren Teil dazu beitragen.
Noch mal die Frage konkret: Kann das Ziel dieser Hilfe sein,
mit staatlichen Mitteln den Zustand von vorher,
Versicherungen hin oder her, wiederherzustellen?
Es muss das Ziel sein, dass wir den Zustand von vorher wiederherstellen.
Wie das konkret und in jedem Einzelfall geschieht,
muss vor Ort mit der Fachkenntnis der Landesregierung bestimmt werden.
Wir müssen die Häuser wieder aufgebaut kriegen,
wir müssen die Geschäfte wieder in Betrieb kriegen,
die landwirtschaftlichen Betriebe.
Wir müssen die Infrastrukturen reparieren und wieder aufbauen.
Das kann ja nicht so zerstört bleiben, wie das jetzt ist.
Es muss schnell gehen, weshalb ich finde, dass wir gucken müssen,
dass da nicht planrechtliche Schwierigkeiten im Wege stehen.
An Geld allerdings und der Bereitschaft der Bundesregierung,
zu helfen, wird es nicht fehlen.
Kann es tatsächlich sein, dass man in manchen dieser Gebiete
einfach wegen der Lage und des veränderten Klimas
an einen Wiederaufbau in der alten Form gar nicht mehr denken kann,
weil es schlicht zu gefährlich ist bei extremen Wetterereignissen?
Selbstverständlich müssen wir uns jetzt überall darauf einstellen,
dass es Starkwetter- und Extremwetterereignisse gibt.
Das müssen wir bei der Errichtung von Infrastrukturen berücksichtigen,
auch von Gebäuden.
Ob das im Einzelfall dazu führt,
dass ein Gebäude an etwas anderer Stelle gebaut werden muss,
das kann nur vor Ort entschieden werden.
Das sollte niemand mit einem großen Lineal aus Berlin drüber gehen,
sondern das muss wirklich etwas sein, was man mit der Fachkenntnis,
mit der Ortsnähe und auch im Gespräch
mit den betroffenen Bürger*innen als Konzept entwickelt.
Erste Gedanken des Bundesfinanzministers.
Dankeschön, Herr Scholz, und einen guten Abend.
Schönen Dank, schönen Abend.
Das Gespräch haben wir
zur technischen Sicherheit vorab aufgezeichnet.
Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hat ein Spendenkonto eingerichtet.
Stichwort: ZDF Hochwasser Deutschland.
Die IBAN lautet DE65 100 400 600 100 400 600.
Weitere Informationen finden Sie unter spenden.zdf.de
und im ZDFtext auf Seite 890.
In Washington haben Bundeskanzlerin Merkel und US-Präsident Biden
ein klares Bekenntnis
zur deutsch-amerikanischen Partnerschaft abgelegt
und erneut enge Zusammenarbeit vereinbart.
Unterschiedlich allerdings
ihre Meinungen zur Gaspipeline Nord Stream 2,
die Biden sehr kritisch sieht.
Die USA fürchten eine zu starke Abhängigkeit Europas
von russischem Gas.
Zu Merkels Frage in Bezug
auf die corona-bedingten Einreisebeschränkungen
für Reisende aus Deutschland
kündigte Biden eine baldige Entscheidung an.
Die Bundesregierung stuft Griechenland, die Niederlande
und Teile Dänemarks ab Sonntag als Corona-Risikogebiete ein.
Die Delta-Variante hat in den Niederlanden
zu einer explosionsartigen Zunahme der Infektionen geführt.
Nicht mehr als Risikogebiete gelten dagegen Norwegen und Schweden.
Das Robert Koch-Institut meldet 1.456 Neuinfektionen
innerhalb eines Tages.
Das sind 507 mehr als vergangenen Freitag.
18 Menschen starben binnen 24 Stunden.
Die 7-Tage-Inzidenz steigt auf 8,6.
In Thüringen wird es doch keine Neuwahl des Landtages geben.
Grüne und Linke zogen ihre Unterschriften
auf einem Antrag zur Auflösung des Landtags zurück.
Ihre Begründung: Die notwendige Zweidrittel-Mehrheit
wäre zuletzt nur mit den Stimmen der AfD möglich gewesen.
Ministerpräsident Ramelow von der Linken,
der eine rot-rot-grüne Minderheitsregierung führt,
ist damit weiterhin auf Unterstützung von CDU und FDP angewiesen.
Die Absage der geplanten Neuwahl löste einige Kritik in Thüringen aus.
Nach einer Woche der Gewalt hat Südafrikas Regierung
weitere 25.000 Soldaten mobilisiert.
Die Zahl der Todesopfer ist auf über 212 gestiegen.
Abgesichert durch Armeepanzer, verurteilte Präsident Ramaphosa
die Ausschreitungen als Angriff auf die Demokratie.
Hinter den Plünderungen steckten Hintermänner,
die die Wirtschaft des Landes destabilisieren wollten.
Zugleich verschärfen sich die Versorgungsengpässe:
Medikamente und Mehl für Bäckereien seien knapp,
die Regierung warnte vor Hamsterkäufen.
Die enormen Schäden durch die Hochwasserkatastrophe
in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen
sind auch heute das beherrschende Thema,
auch in der Welt von Wirtschaft und Finanzen.
Rasche und unbürokratische Unterstützung
wird allenthalben zugesagt.
Sina Mainitz, aber wie schnell kann man denn überhaupt
an die Schadensregulierung gehen?
Zunächst einmal muss das Wasser abfließen,
erst dann kann man den genauen Schaden beziffern.
Abgesehen von den menschlichen Tragödien,
die sich in den Hochwassergebieten gerade abspielen,
gehen die Schäden in die Milliarden.
Schon in der Jahresmitte 2021 spricht die Versicherungskammer
von einem der schaden- intensivsten Jahre.
Als kurzfristige Hilfe für die Flutopfer
stellte Rheinland-Pfalz 50 Mio. Euro in Aussicht.
Sie sollen für Schäden an Straßen,
Brücken und anderen Bauwerken genutzt werden.
Doch bei dieser Summe wird es nicht bleiben,
wie die Vergangenheit gezeigt hat.
Die versicherten Schäden der teuersten Naturkatastrophen
in Deutschland waren bisher das August-Hochwasser im Jahr 2002,
was mit 4,5 Mrd. Euro beziffert wurde,
gefolgt vom Sturm "Kyrill" im Jahr 2007 mit 3,4 Mrd.
und mit den Hagelschäden im Jahr 2013.
Sie wurden mit 3,1 Mrd. Euro angegeben.
Die Betroffenen stehen durch die Fluten
vor den Trümmern ihrer Existenz.
Längst sind nicht alle von ihnen gegen diese Schäden versichert.
Laut Klimaforschern werden Naturkatastrophen wie diese
immer häufiger.
Für die Versicherer sind sie inzwischen
zu einem großen Geschäft geworden.
Laut Branchenverband GDV sind die Beiträge
für Wohngebäude-Versicherungen in den vergangenen Jahren
erheblich gestiegen.
In der Nähe von Bächen und Flüssen
dürften die Prämien künftig noch höher ausfallen.
Wichtig also die Absicherung sog. Elementarschäden.
Eine Meldung vom Sport:
Bei der Tour de France hat der Slowene Matej Mohoric
die heutige 19. Etappe gewonnen.
Es ist sein zweiter Tagessieg nach 207 km von Mourenx nach Libourne
und kurz nach einer nächtlichen Doping-Razzia.
Der slowenische Meister steht selbst unter Doping-Verdacht,
der bislang aber nicht bestätigt wurde.
Mohorics Landsmann Tadej Pogacar fährt weiter im Gelben Trikot.
Wenn es gut geht, bis zum Finale am Sonntag auf den Champs-Elysees.
Damit zurück zur Politik in diesem Wahljahr.
Das aktuelle Politbarometers zeigt, in was für eine dynamische Situation
die Katastrophe der letzten 48 Stunden stürzt.
Das Rennen um Mehrheiten im Bundestag, auch ums Kanzleramt,
ist offen, in jede Richtung.
Matthias Fornoff hat die Zahlen.
Wir wünschen ein friedliches Wochenende
mit gemäßigt sonnigem Wetter.
Guten Abend, willkommen zum Politbarometer.
Es sind Krisen und Katastrophen, die uns zeigen, wie verletzlich wir sind.
Das gilt für die unfassbaren Fluten genauso wie für das Coronavirus.
Während die abfließenden Wassermassen
das Ausmaß der Katastrophe offenlegen,
scheinen wir einer vierten Welle der Pandemie näherzukommen.
Die Infektionszahlen steigen jedenfalls wieder.
Die meisten Deutschen glauben nicht,
dass sich genug Menschen impfen lassen werden,
um einen ausreichenden Schutz für die Bevölkerung zu erreichen.
Was also tun?
Kleine finanzielle Anreize, wie teils angedacht,
befürworten nur 13 %.
Die große Mehrheit von 84 % hält nichts von solchen Lockmitteln.
Ebenfalls in der Diskussion,
wenn auch von der Bundeskanzlerin und dem Gesundheitsminister abgelehnt:
eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen.
Für Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich
befürwortet das eine Mehrheit von 60 %, 38 % sind dagegen.
Bei Beschäftigen in Schulen und Kitas halten 55 %
eine verpflichtende Impfung für angezeigt, 43 % nicht.
Insgesamt sind die Deutschen
trotz einer möglichen vierten Welle vorsichtig optimistisch.
70 % gehen davon aus, dass die Krankenhäuser
weniger stark belastet wären als bei den vorherigen Wellen.
Wohl auch, weil die Impfquote bei den Älteren inzwischen hoch ist.
In zehn Wochen wird gewählt.
Und fast 80 % der Deutschen haben das Gefühl,
dass diese Bundestagswahl im Vergleich zu den vergangenen
besonders wichtig ist.
Wen wundert's, schließlich endet die Ära Merkel
und die Republik sortiert sich neu.
Wenn schon an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre,
kämen CDU/CSU auf 30 %, plus eins.
Die SPD auf 15 %, ebenfalls plus eins.
AfD 10 %,
FDP auch 10 %,
Die Linke 7 %.
Alle drei unverändert.
Die Grünen rutschen auf 20 % ab, minus zwei.
Auf eine politisch realistische Mehrheit kämen demnach Schwarz-Grün
und ein Dreierbündnis aus Union, SPD und FDP.
Von den Parteien zu den Köpfen und damit zu unserer Top Ten,
der Bewertung der wichtigsten Politiker.
Auf der Skala von plus fünf bis minus fünf
ist Annalena Baerbock Schlusslicht, mit hohen Verlusten, jetzt minus 0,5.
Vorletzter Christian Lindner, etwas verbessert, 0,2.
Achter Jens Spahn, besser, auch 0,2.
Davor Sahra Wagenknecht, etwas verschlechtert, 0,3.
Auf der Sechs Armin Laschet, etwas verbessert, 0,5.
Platz fünf Robert Habeck, schlechter, 0,8.
Vierter Olaf Scholz, unverändert, 1,0.
Davor Markus Söder, etwas besser, 1,4.
Platz zwei für Winfried Kretschmann, etwas schlechter, 1,6.
Und ganz vorn Angela Merkel, etwas verbessert, 2,5.
Schauen wir genauer auf die drei, die ums Kanzleramt kämpfen.
Auch da ist Bewegung drin.
Einen Begeisterungssturm löst bis jetzt allerdings keiner aus.
Am liebsten als Bundeskanzlerin oder -kanzler
hätten die Deutschen Stand jetzt Armin Laschet:
37 % und damit drei Punkte besser als vor drei Wochen.
Auch Olaf Scholz konnte zulegen, auf jetzt 28 %.
Zurückgegangen ist die Zustimmung für Annalena Baerbock.
18 % hätten sie am liebsten als Kanzlerin, minus sechs.
Eine Momentaufnahme unter dem Eindruck gleich mehrerer Fehler
und Pannen der grünen Kanzlerkandidatin –
und dem schlechten Krisenmanagement.
Wir wollten außerdem wissen:
Wer ist am glaubwürdigsten?
23 % sagen Armin Laschet, 17 % Olaf Scholz,
nur 10 % Annalena Baerbock.
Die meisten sehen keinen Unterschied.
Richtig glänzen kann also auch hier keiner.
Und wer hat am meisten Sachverstand?
24 % sehen den bei Armin Laschet, 30 % bei Olaf Scholz.
Abgeschlagen Annalena Baerbock mit 6 %.
Angela Merkel ist wohl zum letzten Mal als Kanzlerin
nach Washington gereist.
Nach Bush, Obama und Trump besuchte sie damit bereits
den vierten Präsidenten in ihrer Amtszeit, Joe Biden.
Wie steht's um die deutsch- amerikanischen Beziehungen?
78 % meinen gut, 17 schlecht.
Zum Vergleich die Stimmung im vergangenen Oktober,
als Trump noch regierte.
Damals sahen 28 % gute Beziehungen,
die große Mehrheit fand sie aber schlecht.
Ein Neustart also, der Hoffnungen weckt.
Und Hoffnung können wir alle gebrauchen
in diesen krisenhaften Zeiten, in denen die großen Herausforderungen
wohl nur gemeinsam zu stemmen sind.
Das war unser Bericht über die Stimmung im Land.
Die Grafiken und alle Informationen zu unseren Umfragen
finden Sie wie immer im ZDFtext ab Seite 165,
in unserer ZDFheute-App und auf ZDFheute.de.
Wie die repräsentativen Umfragen
der Forschungsgruppe Wahlen zustande kommen,
Informationen zur Methodik und zu den Qualitätsstandards
finden Sie unter politbarometer.zdf.de.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Das nächste Politbarometer gibt's am 30. Juli.
Nach dem Wetter geht's hier weiter
mit der neuen Sketch-Show “Queens of Comedy“.
Ihnen einen schönen Abend, auf Wiedersehen.
Das Hoch "Dana" verdrängt spätestens bis Anfang nächster Woche
die letzten Regenschauer, Gewitter und den Dauerregen aus Deutschland.
Dieses Hoch bringt aber tiefere Temperaturen mit.
Das sehen wir am Temperaturen-Trend für Hamburg.
Bis Montag sinken dort die Temperaturen deutlich unter 20 Grad,
steigern sich aber wieder kommende Woche und erreichen über 25 Grad.
Dann gibt es auch in Hamburg wieder Gewitter.
Gewitter gibt es auch diese Nacht, vom Spreewald bis zum Alpenrand.
Gewitter und Regenschauer lassen aber nach.
Von der Nordseeküste bis zum Emsland strahlt morgen die Sonne,
Richtung Südosten gibt es mehr Schauer und Gewitter,
besonders im Erzgebirge und in Südostbayern.
Morgen Nachmittag kann es zwischen dem Werdenfelser
und dem Berchtesgadener Land ergiebig regnen.
Am Sonntag ziehen sich Regen und Gewitter mehr Richtung Südost zurück,
dann gibt's nur wenige Wolken.
Die neue Woche startet mit Sonnenschein.