heute journal vom 17.03.2021 - Reisen trotz Corona - Wer darf wie in den Urlaub?
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Es ist nicht ganz klar, ob das Timing verwegen oder genial ist.
Die Kennzahlen der Pandemie
werden in Deutschland schlechter und immer schneller schlechter.
Das lässt nichts Gutes ahnen.
Die Lage lässt neue und strengere Shutdowns befürchten.
Da schickt die Europäische Kommission einen Sonnenstrahl.
Erinnert daran, dass irgendwann auch Reisen und Erleben
wieder möglich werden könnten.
Mit einem Vorschlag für eine Art europäischen Impfpass,
der nicht nur Impfungen belegt, sondern auch
mutmaßliche Corona-Freiheit durch Vorerkrankung
oder aktuelle, offizielle Tests.
Alles auch modern papierlos mit QR-Code auf dem Schirm.
Mal abgesehen davon, dass die deutsche Impfgeschwindigkeit
gerade nicht nach Massentourismus aussieht.
Diese Idee muss noch Fragen aushalten.
Besonders im Rechtsstaat Deutschland.
Darf so ein Pass überhaupt sein, wenn es um Freiheit geht?
Hanna Zimmermann mit Antworten, sehr unterschiedlichen.
Urlaub wie vor Corona mit dem neuen Impfausweis.
Darauf hoffen Geimpfte und Genesene
genauso wie die europaweit gebeutelte Tourismusbranche.
Doch in der Bunderegierung bisher: Zurückhaltung.
Eine Zwei-Klassen-Gesellschaft will dort niemand.
Das sei politisch zwar verständlich, juristisch allerdings nicht,
sagen Verfassungsrechtler.
Wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit sichergestellt werden kann,
dass von einem Geimpften
keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit ausgeht,
dann ist ein Grund, diesem Menschen die Freiheitsrechte
weiterhin vorzuenthalten nicht erkennbar
und auch verfassungsrechtlich nicht mehr zulässig.
Die entscheidende Frage also:
Inwiefern sind Geimpfte noch ansteckend?
Erste Studienergebnisse und Daten aus Israel und Großbritannien
sind hierzu vielversprechend.
Die wissenschaftlichen Ergebnisse, die es bisher gibt,
die deuten eindeutig darauf hin,
dass die Infektiosität reduziert ist.
Nicht nur, dass ich selber geschützt bin,
sondern auch, dass ich das Virus weniger weitergeben kann.
Und natürlich kann man damit wieder unbedenklicher reisen.
Wir müssen die Diskussion natürlich starten:
Was ist denn, wenn ich einen Immunschutz habe?
Sind dann alle Restriktionen noch genauso wirksam?
Dieser Diskussion müssen wir uns einfach stellen.
Dennoch hält der Deutsche Ethikrat
an seiner bisherigen Empfehlung fest.
Das bedeutet:
erst mal keine Freiheiten für Geimpfte ohne weitere Studien.
Und Ungeimpfte dürften außerdem nicht bestraft werden.
Ein weiteres wichtiges Problem ist eines der Gerechtigkeit.
Denn viele Menschen,
die sich dann noch nicht haben Impfen lassen können,
würden dann de facto vom Reisen ausgeschlossen.
Und da müsste man dafür Sorgen,
dass es dann möglichst sichere alternative Möglichkeiten gibt.
Z.B. ein gutes, schnelles Heraustesten aus einer Quarantäne.
Im geplanten EU-Impfausweis soll es tatsächlich
auch ein Feld für Testergebnisse geben,
doch mit einer Immunität könne ein Negativtest
nicht gleichgesetzt werden, warnt die Virologin.
Ein negativer Test ist nur ganz wenige Tage,
im Fall der Schnelltests sogar nur einen Tag, gültig.
Ich kann also nicht sagen:
Jemand, der negativ getestet ist, darf überall hinreisen
und muss auch nicht mehr in Quarantäne gehen.
Und so bleibt erst mal offen, was er denn nun wirklich bringt,
der neue Impfausweis.
Für die Reisenden,
aber auch für die vielen Menschen, deren Jobs davon abhängen.
Da sie die Aufmerksamkeit der Presse nun schon mal hatte,
lieferte die Kommissionpräsidentin noch ein zweites Thema nach.
Den ärgerlichen Umstand, dass Europa noch immer nicht
versprochene Impfstoffe vor allem aus den USA und Großbritannien
geliefert bekommt, selber aber alle Verträge erfüllt.
Es ist so, dass wir nicht mehr unseren Bürger*innen in Europa
erklären können, wie es kommt,
dass Europas Pharmaunternehmen in die ganze Welt liefern,
aber wir hier permanent hier mit Lieferschwierigkeiten
von den Pharmaunternehmen konfrontiert sind.
Da spricht sie vielen aus den Herzen, Anne Gellinek.
Was kommt als nächstes? Ein Lieferstopp der EU?
Das klingt offenbar aus Sicht der EU erst mal verlockend.
Es stimmt, die EU hat zu wenig Impfstoff
und jetzt drohen sie damit.
Laut EU-Kommission sind allein in diesem Jahr 9 Millionen Dosen
aus der EU nach Großbritannien ausgeführt worden.
Und null Dosen aus Großbritannien in die Europäische Union.
Es gibt aber mindestens zwei Haken an der Sache.
Die Herstellung der Impfstoffe beruht auf einer sehr
internationalen Lieferkette.
D. h., dass man die Ausgangsstoffe für Impfstoffe nicht bekäme.
Haken Nummer 2 ist, die EU- Kommission kann nicht selbst dieses
Exportverbot verhängen, das müssten die Mitgliedstaaten tun.
Das hat sich bislang nur Italien getraut.
Andere Länder haben da deutlich größere Hemmungen.
Außerdem kann es keine EU-Politik sein,
Handelshemmnisse aufzubauen.
Trotzdem will Ursula von der Leyen den Chefs genau das vorschlagen.
Dann werden wir sehen, was an dieser Drohung dran ist.
Zurück zu den Pandemiefakten von heute.
Das Robert Koch-Institut meldet 13.435 Neuinfektionen
innerhalb von 24 Stunden.
Ein deutlicher Anstieg um fast 4.300 gegenüber letztem Mittwoch.
Auch auch bei der bundesweiten 7-Tage-Inzidenz:
Sie steigt auf 86,2.
Die 100 ist sehr nah.
Bei 100 soll nach der letzten Ministerpräsidentenkonferenz
alles zurückgehen in den Shutdown, auch in den Schulen.
Ein schlimmer Schritt für Millionen Familien,
die gerade erst wieder mal durchatmen können.
Für Zehntausende von Händlern, Künstlern, Unternehmern,
die auf weitere Erleichterung hofften.
Die große Frage ist, ob die Politiker im Land dann bereit sind, zu tun,
was sie vor zwei Wochen noch für nötig gehalten und beschlossen haben.
Z.B. dort, wo Armin Laschet Ministerpräsident ist,
sieht es nicht danach aus.
Peter Böhmer berichtet aus Nordrhein-Westfalen.
Das Duisburger Rathaus liegt wie eine Trutzburg in der Stadt.
Und heute war so ein Tag,
da stieg der Hausherr ziemlich grimmig vor die Presse:
Duisburg hat eine Inzidenz von 122, liegt seit sieben Tagen über 100
und will die Schulen schließen,
die Angst vor dem Corona- Flächenbrand in den Klassenzimmern,
doch das Land lehnt ab.
Sie sehen mich heute wütend und enttäuscht.
Weil die Landesregierung alternativlos
und einfallslos Maßnahmen, die wir für wichtig halten hier in Duisburg,
um die Inzidenzen zu drücken, einfach ablehnt.
Das ist kein Duisburger Phänomen,
sie haut auch anderen Städten dadurch voll zwischen die Beine.
Er meint Städte wie Dortmund.
Auch die wollten schließen, Inzidenz zwar noch unter 100, aber:
Wegen der gefürchteten britischen Variante rechnen sie bald mit mehr.
Die Ansteckungen bei unter 20-Jährigen,
also auch Schülern, habe sich verdreifacht.
Dann müssen wir doch jetzt alles tun,
zumal der Impfstoff nicht zur Verfügung steht,
damit wir unseren Kindern dieses Risiko nicht anlasten.
Und das zwei Wochen vor den Osterferien,
die Kinder haben fünf Tage Unterricht, fünf Tage.
Dafür dieses Risiko in Kauf nehmen, das hab ich nicht verstanden.
Was ist bei Inzidenzen von dauerhaft über 100?
In der Corona-Schutzverordnung des Landes heißt es,
die Kreise und Städte könnten dann weitere Maßnahmen “im Einvernehmen
mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales anordnen“.
Eine schwammige Formulierung und mit dem Land gibt es derzeit
für Schulschließungen kein Einvernehmen.
Und weil es naheliegt, auch wegen der früheren Situation,
als wir Schulen und Kitas immer als erstes geschlossen haben,
ist es auch heute wichtig, dass man zunächst überlegt,
welche Maßnahmen gibt es ansonsten.
Es gibt auch andere Möglichkeiten.
Wenn Sie an Alkohol auf belebten Plätzen denken oder an Partys
und andere Verstöße gegen die Corona-Schutzverordnung,
beim Unterbinden dieser muss man konsequent sein.
Die Städte würden aber lieber konsequent die Schulen schließen.
Dortmund will einen neuen Versuch starten, mit dem Land nochmal reden.
Ab Montag soll mit Präsenzunterricht für alle wieder Schluss sein.
Die Nachrichten beginnen mit demselben Thema - in einem Land,
das nur halb so viele Einwohner hat wie Deutschland.
In Polen sind innerhalb eines Tages
mehr als 25.000 Menschen positiv getestet worden.
Das ist die bisher höchste Zahl von Corona-Neuinfektionen
in diesem Jahr.
Daraufhin beschloss die Regierung in Warschau
einen landesweiten Lockdown ab Samstag.
Einkaufszentren, Hotels, Theater und Kinos müssen schließen.
Die Grünen in Baden-Württemberg
haben drei Tage nach ihrem Sieg bei der Landtagswahl mit den Gesprächen
zur Bildung einer neuen Regierung begonnen.
Nach ersten Sondierungen mit der CDU vereinbarten die Verhandler
um Ministerpräsident Kretschmann und CDU-Landeschef Strobl Stillschweigen.
Im Anschluss erfolgte ein erstes Abtasten der Grünen mit SPD und FDP.
Sowohl ein Ampelbündnis als auch die Fortsetzung
der grün-schwarzen Koalition sind rechnerisch möglich.
Die prokurdische Oppositionspartei HDP in der Türkei
steht seit Jahren unter Druck:
Jetzt hat der Generalstaatsanwalt des Obersten Gerichtshofs
beim Verfassungsgericht Antrag auf Verbot gestellt.
Erneut werden der HDP Terrorverbindungen vorgeworfen.
Die drittgrößte Partei im türkischen Parlament weist die Vorwürfe zurück.
Zahlreiche ihrer Funktionäre sitzen bereits in Gefängnissen.
Im Streit zwischen den USA und Russland
über eine angebliche Einmischung Moskaus
in die letzte US-Wahl wird der Ton schärfer.
Anlass ist ein neuer Bericht der US-Geheimdienste.
Demnach soll der Kreml die Wahl beeinflusst haben,
um gezielt dem gewählten Präsidenten Biden zu schaden.
In einem Fernsehinterview erklärte Biden jetzt, seien die Vorwürfe wahr,
werde Putin dafür "bezahlen".
Auf Nachfrage bestätigte Biden, dass er Putin für "einen Killer" halte.
Moskau bezeichnet die Aussagen als "Angriff",
bestritt die Vorwürfe scharf
und beorderte seinen Botschafter vorerst zurück.
In Myanmar ist die Zahl der Menschen, die bei den Protesten
gegen den Militärputsch getötet wurden, auf über 200 gestiegen.
Das berichten Aktivisten.
Trotz des harten Vorgehens der Einsatzkräfte gingen auch heute
wieder landesweit Tausende gegen die Militärjunta auf die Straßen.
In Yangon kam es zu gewalttätigen Zusammenstößen.
Der Mönchsrat, das höchste Gremium des Buddhismus in Myanmar,
stellte sich auf die Seite der Demonstrierenden
und forderte ein Ende der Gewalt.
Die "Maskenaffäre" um dubiose Vermischung
von Abgeordnetentätigkeit mit Geschäftsinteressen
bekam heute in Bayern eine spektakuläre Weiterung.
Polizeiliche Durchsuchungen an zehn Standorten.
Brennpunkt: die Geschäftsräume eines Landtagsabgeordneten,
Rechtsanwalts und ehemaligen bayerischen Justizministers.
Alfred Sauter hatte seine Einstellung zu Interessenskonflikten
einmal selbst beschrieben:
"Selbstverständlich habe ich einen Nebenjob", sagte er vor vielen Jahren
"Ich bin Abgeordneter."
Nun ist er ein Abgeordneter mit einem Problem,
in einer Partei mit einem großen Problem.
Jürgen Bollmann berichtet aus München.
Die CSU in Aufruhr.
Alle in der Parteispitze hatten es befürchtet
und trotzdem waren sie heute geschockt.
Ein weiterer CSU-Abgeordneter steht unter Korruptionsverdacht.
Bis zur Aufklärung des Sachverhaltes werde ich ihn auffordern,
sein Landtagsmandat ruhen zu lassen.
Wir stellen fest, dass die Vorwürfe gegen Alfred Sauter
schwerwiegender Natur sind.
Wir nehmen zur Kenntnis, dass Alfred Sauter
die Vorwürfe als unbegründet zurückweist.
Allerdings sind die uns gegenüber gemachten Angaben
völlig unzureichend.
Alfred Sauter, fast 40 Jahre Abgeordneter
und ehemaliger Justizminister in Bayern.
Hausdurchsuchungen in seiner Anwaltskanzlei
und in seinem Abgeordnetenbüro.
Vorwurf der Generalstaatsanwaltschaft:
Anfangsverdacht auf Bestechlichkeit und Bestechung.
Sauter hat den Kaufvertrag aufgesetzt
für ein Millionengeschäft mit Masken.
Und sein Parteifreund Georg Nüßlein
soll für die Vermittlung dieses Vertrages
660.000 Euro kassiert haben.
Gegen Nüßlein wird schon länger ermittelt.
Beide, Sauter und Nüßlein, kommen aus demselben CSU-Bezirksverband
im bayerischen Schwaben.
Der Wirtschaftsforscher Gunther Friedl
sieht ein grundsätzliches Problem.
Ich glaube, es ist beides.
Es ist der schnöde Mammon auf der einen Seite,
der den einen oder andren Abgeordneten verführt hat.
Aber es ist wahrscheinlich auch das Selbstbewusstsein:
Ich kann's, mir wird schon niemand dahinterkommen.
Deshalb müsse die Bekämpfung der Korruption früher beginnen,
fordert die SPD,
schon bevor der Staatsanwalt einschreiten muss.
Es gibt aber auch Einflussnahmen auf politische Prozesse
von Unternehmen, von Lobby-Agenturen,
von interessierten Dritten.
Das ist bisher in einem Graubereich und nicht sichtbar.
Wir wollen, dass das sichtbar wird, dass sich Unternehmen,
Dritte, die sich hier engagieren,
die Einfluss auf Politik und Gesetzgebung nehmen,
dass das transparent wird, dass jeder sehen kann,
wer der Auftraggeber ist und wie viel Geld fließt.
In Sichtweite der Bundestagswahl: wieder ein Unions-Politiker.
Die CSU fürchtet um die Demokratie,
aber auch um ihre eigene politische Zukunft.
Erneut gibt es schwere Vorwürfe und schwere Anschuldigungen,
die insgesamt geeignet wären, wenn sie stimmen,
das Vertrauen in die Demokratie,
aber auch in die CSU nachhaltig zu schädigen.
Ein halbes Jahr bleibt noch bis zur Bundestagswahl.
Die CSU steht vor schweren Vorwürfen.
Erinnerungen an alte Amigo-Affären werden wach.
Markus Söder muss sich als Krisenmanager beweisen.
Doch die Aufarbeitung des Skandals kann Monate dauern.
Unsere Nachbarn in den Niederlanden haben, wegen der Pandemie
über drei Tage verteilt, ein neues Parlament gewählt.
Heute Abend wird ausgezählt.
Es wird wohl dabei bleiben, dass der Liberal-Konservative Mark Rutte,
der seit zehn Jahren regiert, sich als Premierminister halten kann.
Seine Partei führt.
Frage ist, welche Partner er in dem komplexen 16,17-Parteienparlament
zusammensucht, um den Rechtsaußen Geert Wilders in Schach zu halten.
Stefan Leifert ist für uns in Den Haag.
Nach zehn Jahren wiedergewählt - macht Rutte alles richtig?
Man kann sagen, dass sein Erfolgsrezept aufgegangen ist.
Und das ist ein sehr präsidialer Führungsstil.
Was wird aus dem Rechtsnationalisten Geert Wilders?
Geert Wilders verliert heute nicht nur seinen Nimbus,
sondern auch seine Position als zweitstärkste Partei.
Die Rechtspopulisten konnten aus der Krise kein Kapital schlagen.
Was bedeutet "weiter mit Rutte" für die EU und Deutschland?
Das hängt zum einen davon ab, welche Koalition
Mark Rutte jetzt schmiedet.
Er kann sich die Partner quasi aussuchen.
Es spricht im Moment viel dafür, dass er die bisherige Koalition
fortsetzen wird.
Er wird gestärkt heute Abend.
Was das für Deutschland bedeutet, ist schwer zu sagen.
Das kommt auch darauf an,
wer ab Herbst in Deutschland regiert.
In der Pandemie schauen Wirtschafts- und Finanzwelt
genau auf die Konjunkturprognosen von Experten.
Die US-Notenbank korrigierte gerade ihre Erwartung für die USA nach oben:
auf 6,5 %.
Für Deutschland dagegen
wurde die Prognose heute recht deutlich nach unten gesenkt.
Valerie Haller, alle stemmen sich gegen die Krise.
Die USA, indem sie ein milliardenschweres Konjunkturprogramm
auf die Beine stellen
und mit großem Tempo die Bevölkerung impfen.
Auch die amerikanische Notenbank tut, was sie kann.
Die Fed hat gerade erklärt, die Zinsen bleiben auf Rekordtief.
Und mit den Wertpapierkäufen macht sie auch erst mal weiter.
Da wird aus allen Rohren geschossen und das zeigt Wirkung.
Laut Fed sind die Aussichten mehr als rosig.
Im Dezember war sie schon von einem kräftigen Plus von 4,2 % ausgegangen.
Nun erwarten die Währungshüter satte 6,5 %.
Das wäre der kräftigste Aufschwung seit den 80er Jahren.
Inflationsängste hält Fed-Chef Powell für unbegründet,
höhere Inflation, wenn, dann nur vorübergehend.
Die Fed gibt jedenfalls weiter Gas,
v.a., um den angeschlagenen Arbeitsmarkt zu stützen.
Denn der ist immer noch schwer gezeichnet von der Corona-Krise.
Deutlich bescheidener sind die Erwartungen für Deutschland.
Ende vergangenen Jahres
rechneten die Wirtschaftsweisen noch mit 3,7 % Wachstum.
Inzwischen erwarten sie nur noch 3,1 % Wachstum für dieses Jahr.
Auch hier rechnet man damit, dass Impfen die Wirtschaft
am schnellsten wieder in die Spur bringt.
Aber hier geht es viel langsamer als in den USA.
Die Wirtschaftsweisen fordern daher mehr Tempo beim Impfen.
Denn größtes Risiko fürs Wachstum sei eine dritte Welle.
Immerhin einen Lichtblick gab es:
Zum Jahreswechsel rechnen die Wirtschaftsweisen
mit Vorkrisenniveau.
Aber auch das hängt vom Impferfolg ab.
Eine der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer,
ist später zu Gast in unserem heute journal:update um 0.30 Uhr.
Um jungen Leuten in der Corona-Krise den Berufseinstieg zu erleichtern,
und Fachkräfte zu gewinnen, will die Bundesregierung
Ausbildungsbetriebe stärker unterstützen.
Entsprechende Pläne hat das Kabinett auf den Weg gebracht.
Kleine und mittlere Unternehmen, die trotz Corona weiter ausbilden,
sollen höhere Azubi-Prämien bekommen.
Pro Auszubildenden erhalten Betriebe
mindestens 4.000 statt bislang 2.000 Euro.
Insgesamt stellt die Regierung für das Programm
700 Mio. Euro zur Verfügung.
Gleich zum America's Cup,
zunächst die Gewinnzahlen vom Lotto am Mittwoch:
Den wichtigsten Segelwettbewerb der Welt, den legendären America's Cup
hat Titelverteidiger Neuseeland gewonnen, zum vierten Mal.
Favorisiert und im heimischen Gewässer vor Auckland
setzte sich das Team New Zealand gegen Herausforderer Luna Rossa
aus Italien durch, nach hartem Kampf mit einem deutlichen 7:3-Sieg.
Ganz Neuseeland feiert, Zehntausende im Hafen von Auckland.
Der America's Cup hat Kultstatus in Neuseeland.
Schließlich geht es um die älteste Segeltrophäe der Welt,
seit dem Debüt 1851.
Wir sind hier ja immer mal wieder gezwungen,
Unruhe zu verbreiten für Menschen, die ihre Rechner benutzen,
um Dinge zu bestellen, Abonnements abzuschließen
oder sonst wie zu kaufen, mieten, verkaufen.
Mit anderen Worten: Unruhe für fast jeden.
Da geht es regelmäßig um Viren, Phishing und Spionage-Software,
die man sich mit ein paar unbedachten Klicks einfangen kann.
Immer ärgerlich.
Aber mit so etwas teuflisch Perfektem wie heute hatten wir,
hatte unser Fachmann Sven Rieken bisher nichts zu tun.
Auf dem Computer von Kevin ist ein noch unbekanntes Virus.
Das kopiert das komplette Online-Leben
des jungen Mannes aus Hamburg, der anonym bleiben möchte.
Zugangsdaten, Passwörter, alles,
womit sich Kevin im Netz ausweisen kann,
gelangte auf einen illegalen Marktplatz.
Die Daten von Kevin kosten umgerechnet 40 Euro.
Das war dann ein sehr großer Schock,
dass sich solche Daten irgendwo im Internet herumtreiben,
über 200 Passwörter,
mit denen jeder z.B. bei Ebay hätte was bestellen können.
Dann die Lieferanschrift ändern
und das wäre alles auf mein Konto gegangen.
Tatsächlich kann jeder, der Kevins Daten im Genesis Market kauft,
das komplette Online-Leben des Mannes aus Hamburg übernehmen.
Die Kriminellen setzen nämlich genau an der Stelle an,
an der sich Online-Shops oder Bezahldienste versichern wollen,
mit wem sie es zu tun haben.
Beim Online-Einkauf etwa werden mehr Daten übermittelt
als nur der Username und das Passwort.
Mit diesen Merkmalen erkennt der Shop den Einkäufer wieder,
ohne dass der sich ein weiteres Mal überprüfen lassen muss.
All diese Merkmale schickt ein Trojaner auf dem Rechner
an den Genesis Market.
Wer die abgelegt Kopie kauft,
kann sich dann als der Bestohlene ausgeben.
Das Spionageprogramm dahinter hat noch niemand gefunden.
Ich weiß, dass es diesen Markplatz schon seit ein paar Jahren gibt.
Bislang aber hat niemand etwas dagegen unternommen.
Wir brauchen also jeden Hinweis, um überhaupt zu verstehen,
wie die kopierten Rechner angezapft werden.
Die Idee hinter der Kopiermasche
nötigt selbst den besten IT-Ermittlern Respekt ab.
Zumal der Trojaner auf dem Rechner sogar Updates schickt,
sollte der Nutzer mal sein Passwort ändern.
Es ist nicht ganz so einfach, die Hintermänner zu finden
bei solchen Geschichten.
Manchmal stehen sie in rechtsfreien Räumen,
wo man nicht so einfach herankann.
Es gibt Dienste, die zwar ihren Anbieter hier in Deutschland haben,
aber der Anbieter sagt, "Ich habe damit eigentlich gar nichts zu tun".
Die Server dahinter stehen dann wieder im Ausland.
Der Genesis Market ist nicht nur im Darknet,
sondern auch im normalen Internet erreichbar.
Zutritt allerdings nur mit Einladung.
Wieso aber ist dieser illegale Marktplatz überhaupt noch online?
Es gibt eben Länder,
die nicht mit westlichen Behörden zusammenarbeiten,
die zumindest virtuell nicht erreichbar sind.
Dort kommt man an niemanden ran - das ist die große Herausforderung.
Kevins Laptop wird jetzt von Spezialisten in Israel untersucht.
Vielleicht findet sich auf seiner Festplatte
ein Hinweis auf das bislang wohl
am besten programmierte Trojanische Pferd.
Aber eine Lehre ist zu beherzigen:
Es gibt im Netz alle möglichen Programme,
die einem kostenlos helfen, Fotos größer und kleiner zu rechnen
oder mathematisch Formeln zu nutzen,
Musik- und Filmformate zu wandeln in andere.
Lauter so kleine, praktische Sachen, für umsonst.
Wenn die nicht aus einer bekannten, anerkannten Quelle kommen,
sollte man die Finger davon lassen.
Sie könnten das Trojanische Pferd sein,
auf dem die Spionageprogramme einreiten.
Wir sagen: bis morgen.
Schon seit Tagen gibt es eine Nordströmung.
Deswegen immer wieder kräftige Schauer,
die an die Alpen gedrückt werden.
Im Nordstau der Alpen hat es kräftig geschneit.
Da liegen nun zwischen 30 und 70 cm Schnee.
Dieser bleibt auch morgen liegen.
Bei uns ist es so kühl wie im Süden Norwegens oder in Serbien.
Heute Nacht ist es meist nur locker bewölkt.
Hier und da gibt es noch einige Schneeschauer
im Sauerland, im Erzgebirge und am Alpenrand.
Morgen kommen die nächsten Schnee-, Schneeregen- und Regenschauer.
Sie ziehen vom Oderbruch weiter Richtung Mosel.
Auch an den Alpen noch Schnee.
Am Oberrhein scheint die Sonne, ebenso in Norddeutschland.
An den Temperaturen ändert sich morgen wenig.
Auch am Freitag fällt noch Schnee.
Zum Wochenende wird es trockener und etwas milder.
Jetzt noch was zum Klimawandel.
Anhand von Baumringen wurde nun festgestellt,
dass die Sommer in Europa in den letzten 2.100 Jahren
immer trockener geworden sind.
Die Dürre der letzten paar Jahre aber ist exorbitant.
Dass es so schnell so viel trockener wurde, ist menschengemacht.
Davon sind die Forschenden überzeugt.