heute journal vom 17.04.2021 - Inzidenz unter Kindern oft höher
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Fangen wir mit unserem ungeliebten Dauerthema an:
rund 23.800 gemeldete Neuinfektionen, die Inzidenz bei 160,7.
Einige Bundesländer kommen jetzt der Bundesnotbremse zuvor,
die sich noch auf dem Gesetzeswege befindet.
Einer der umstrittenen Punkte dabei bleibt das Schulthema.
Was inzwischen nicht mehr geht:
so zu tun, als hätten Kinder ein magisches Schutzschild.
Das hat man ja das ganze letzte Jahr hindurch immer wieder gehört:
Kinder seien angeblich nicht infektiös.
Gestimmt hat das von Anfang an nicht.
Es war aber wohl komfortabler, daran zu glauben,
statt sich dem Problem zu stellen.
Seit B.1.1.7 in Großbritannien durch die Schulen und Kitas rauschte
und die Studienlage dank systematischer Testung
da eindeutig ist, hat sich diese Debatte erledigt.
Und manchen Kultusministern dämmert sogar,
dass auch Kinder von "Long Covid" betroffen sein können.
Nun kommt noch ein neues Inzidenzproblem hinzu.
Über diese Diskussion berichtet Kamran Safiarian.
Sie sollen ab einer Inzidenz von 200 schließen:
Schulen deutschlandweit.
So sieht es die geplante Notbremse vor.
Doch der Wert bezieht sich auf die Inzidenz der Gesamtbevölkerung.
Bei Kindern liegt der Wert oft viel höher.
Während in 100 der 401 Kreisen und Städte Deutschlands
die Inzidenz bei über 200 liegt,
liegt sie bei den 5- bis 14-Jährigen in 170 Kreisen und Städten über 200.
Warum ist die Inzidenz bei Kindern so hoch?
Mit dem Auftreten der britischen Variante
ist die Chance einer 1:1-Übertragung einfach höher geworden.
Bisher waren das immer die Superspreader-Events,
die hauptsächlich bei Erwachsenen aufgetreten sind.
Jetzt steckt man sich wirklich von einer Person auf die andere an.
Und das ist in den Schulen relevant,
wo sich die Kinder untereinander anstecken können.
Und das ist natürlich auch relevant, wenn ein Kind,
was sich angesteckt hat, nach Hause kommt
und dann in der Familie das Virus weitergibt.
Drei Beispiele, wie hoch die Inzidenz bei Kindern
im Vergleich zur allgemeinen Inzidenz ist:
In Schwerin liegt sie in allen Altersklassen bei 177.
Bei den 5- bis 14-Jährigen ist sie fast dreimal so hoch.
Ähnlich im Kreis Birkenfeld in Rheinland-Pfalz:
Gesamtinzidenz 127, bei Kindern 381.
Und im bayerischen Würzburg
ist der Inzidenzwert bei Kindern mehr als doppelt so hoch.
Der Lehrerverband fordert bei Schulschließungen
jetzt eine altersspezifische Inzidenz unter 200.
Also die 200 sind eindeutig viel zu hoch.
Man muss sich außerdem
an den altersspezifischen Inzidenzen orientieren.
Wenn Jugendliche bei 400, 500 liegen,
aber die Gesamtbevölkerung erst bei 150,
dann sind Schulöffnungen auf keinen Fall gerechtfertigt.
Trotz steigender Infektionszahlen wollen Nordrhein-Westfalen
und Baden-Württemberg ab Montag die Schulen teilweise öffnen.
In NRW haben jetzt über zehn Kommunen
mit einer Inzidenz von über 200 vorzeitig die Notbremse gezogen.
Ulm und Stuttgart in Baden-Württemberg auch.
Experten fordern daher eine frühere Notbremse bei Schulen.
Wir fordern, dass die Notbremse von 100 auch für Schulen gilt,
d.h. der Wechsel in den Distanzunterricht bei 100 greift.
Ausnahmen sollten nur möglich sein, wenn die Impfung von Lehrkräften
weit fortgeschritten ist
bzw. eine konsequente regelmäßige Testpflicht gilt.
Ansonsten sind die 200 nicht verantwortbar.
Andernfalls, so Meidinger,
drohen Schulen zu Infektionstreibern zu werden.
Wie hoch die Inzidenz bei den 5- bis 14-Jährigen
in Ihrem Landkreis ist, zeigt eine interaktive
Deutschlandkarte auf ZDFheute und in der ZDFheute-App.
Die Union starrt derweil weiter auf ihr K-Fragen-Dilemma
wie das Kaninchen auf die Schlange.
Man sei in konstruktiven Gesprächen, heißt es aus den Parteizentralen.
So irre konstruktiv werden die aber wohl nicht sein,
sonst gäbe es ja eine Lösung.
Umso mehr fällt auf,
wie anders die Grünen mit ihrem K-Duell umgehen.
Leicht fällt die Entscheidung dort auch nicht,
aber man hört kein wirklich böses Wort übereinander.
Man hört eigentlich gar nichts
und eine Basisbefragung ist auch nicht vorgesehen.
Die Parteiführung wurde gewählt, auch um Führungsfragen zu klären.
So konservativ sieht man das offenkundig bei den Grünen,
die sich einst gerne selbst zerlegten.
Am Montag soll verkündet werden, wer antritt.
Lars Bohnsack berichtet.
Eigentlich ist es nur
ein ganz normaler Nominierungs- parteitag der Grünen in Brandenburg.
Annalena Baerbock soll hier zur Spitzenkandidatin gewählt werden,
nicht zur Kanzlerkandidatin.
Dennoch redet die Grünen-Vorsitzende wie eine,
die ins Zentrum der Macht will.
Dafür treten wir, dafür trete ich im September an:
für eine Erneuerung unseres Landes.
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte
kämpfen die Grünen um Platz eins bei der Bundestagswahl.
Mit aller Macht wollen sie an die Macht.
Ich will die Grünen in die Regierung führen.
Deutschland ist zu lange schon nicht durch die Grünen regiert worden.
Und das war nicht gut für dieses Land.
Das muss sich jetzt ändern, das wollen wir ändern.
Seit Wochen wird spekuliert, wer Kanzlerkandidat der Grünen wird.
Robert Habeck war lange Liebling der Medien,
bringt Regierungserfahrung mit.
Als er und Baerbock
2018 zum ersten Mal an die Parteispitze gewählt wurden,
war das Wahrnehmungsgefälle zugunsten Habecks noch groß.
Wir wählen hier heute nicht nur die Frau an Roberts Seite,
sondern die neue Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen.
Tatsächlich hat Baerbock
in der innerparteilichen und medialen Aufmerksamkeit
gegenüber Habeck mächtig aufgeholt.
In Sach- und Detailfragen
ist sie häufig trittfester als ihr Co-Vorsitzender.
Und die Geschlechterfrage
spielt bei den Grünen auch heute noch eine große Rolle.
Wenn Annalena Baerbock als Frau sagen würde:
"Ich mache es, weil ich eine Frau bin
und die Frauen haben das erste Zugriffsrecht",
dann hat sie es, natürlich.
Früher waren Streit und Basisdemokratie
Teil der grünen Identität.
Vor Jahren noch hätte eine Hinter- zimmerentscheidung der Doppelspitze
den Unmut der Basis provoziert.
Heute gehört Geschlossenheit ganz offenbar zur grünen Parteiräson.
Ich wünsche mir es für Robert, weil ich ihn persönlich kenne,
aber ich sehe, dass Annalena genauso den Job machen könnte.
Ich freue mich auf Montag und bin stolz auch,
dass die beiden das so gut machen im Vergleich zu Söder und Laschet.
Es ist diese neue Geschlossenheit, die es auch ermöglichen soll,
dass, anders als bei anderen Parteien,
der Unterlegene nicht als Verlierer dasteht.
Unabhängig davon also, wer einen halben Schritt zurückgeht
und wer dann diese Kandidatur übernimmt,
werde ich Teil des Spitzenteams in Berlin sein
und einen bundespolitischen Wahlkampf führen.
Wir werden gemeinsam diesen Wahlkampf,
auch im Team und gemeinsam mit unserer Partei in Gänze, führen.
Annalena Baerbock und Robert Habeck sind zwei,
die ganz nach oben wollen.
Am Montag werden sie bekannt geben,
wer von ihnen sich fürs Kanzleramt empfehlen darf.
Dass das nach der Bundestagswahl tatsächlich kommt,
glauben auch bei den Grünen nicht alle.
Aber die Aussichten waren schon mal schlechter.
Und jetzt macht Heinz weiter, mit anderen Nachrichten des Tages:
Der frühere Unionsfraktionschef
und unterlegene Bewerber um den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz,
ist für die Bundestagswahl vom Kreisverband des Hochsauerlandkreises
zu dessen Direktkandidaten gewählt worden.
Die Abstimmung im sauerländischen Arnsberg
fand corona-bedingt auf der Tribüne eines Fußballstadions statt.
Merz setzte sich dabei
gegen den aktuellen CDU-Bundes- tagsabgeordneten Sensburg durch.
Vor dem Hintergrund wachsender Spannungen mit China
haben die USA ihre Sicherheits- garantie für Japan erneuert,
inklusive des Einsatzes von Atomwaffen im Bedarfsfall.
Das Schutzversprechen gilt nach Angaben der US-Regierung
auch für die von Japan kontrollierte Senkaku-Inselgruppe
im Ostchinesischen Meer,
die China ebenfalls für sich beansprucht.
Der japanische Ministerpräsident Suga
war als erster ausländischer Regierungschef
seit dem Amtsantritt von Präsident Biden
zu einem Treffen im Weißen Haus.
Beide warnten vor Chinas Ausweitung von Gebietsansprüchen.
Zugleich äußerten sie Sorge
über Pekings hartes Durchgreifen in Hongkong
und gegen muslimische Uiguren in Xinjiang.
Inmitten der Spannungen zwischen Russland und der Ukraine
hat es heute eine gegenseitige Ausweisung von Diplomaten gegeben.
Das russische Außenministerium teilte mit,
der ukrainische Konsul in Sankt Petersburg
müsse das Land verlassen.
Ihm wurde vorgeworfen, er habe versucht,
an geheime Informationen zu gelangen.
Die Ukraine reagierte mit der Ausweisung
eines in Kiew tätigen russischen Diplomaten.
Russland hat 15 Kriegsschiffe
für ein Manöver ins Schwarze Meer geschickt.
Sie hätten heute die Meerenge von Kertsch
an der Halbinsel Krim passiert,
teilte die Marine der Agentur Interfax zufolge mit.
Wie lange die Übungen dauern, wurde zunächst nicht gesagt.
Nach einem halben Jahr im All
sind drei Raumfahrer sicher zur Erde zurückgekehrt.
Die NASA-Astronautin und die beiden russischen Kosmonauten
landeten mit ihrer Sojus-Kapsel in der kasachischen Steppe.
Ein halbes Jahr hatten die drei
an Bord der internationalen Raumstation ISS verbracht.
Dort hatten sie etwa 400 km über der Erde
zahlreiche Experimente durchgeführt.
Eine Meldung aus der Fußball-Bundesliga:
Da galt das Interesse heute
neben den Spielen auch einer Personalentscheidung,
von Bayern Münchens Trainer, Hansi Flick.
Er habe dem Verein gesagt,
dass er am Ende der Saison den Vertrag auflösen möchte,
gab Flick heute bekannt.
Mehr dazu und zu den Spielen gleich im "aktuellen sportstudio".
Die Lotto-Zahlen dieses Samstags, sie lauten, wie immer ohne Gewähr:
Die Wetteraussichten für morgen:
Im Norden und Westen scheint am Vormittag oft die Sonne.
Sonst bleiben die Wolken meist dicht
und v.a. in der Mitte gibt es Schauer.
Gewitter sind auch möglich.
Die Temperatur steigt.
Auch in den nächsten Tagen gibt es Schauer und Gewitter.
Allerdings nehmen die Sonnenanteile zu.
Es wird auch langsam wärmer.
Es war die Königin,
die heute offiziell Abschied von ihrem Prinzgemahl nahm,
ein nationaler Trauerakt.
Aber es war auch eine frisch Verwitwete,
die heute in Windsor in der Kapelle saß.
Eine Ehefrau, die auf 73 gemeinsame Jahre zurückblickt.
Als Elisabeth ihren Philip kennenlernte,
war es Liebe auf den ersten Blick.
Eine Eheschließung mit Hindernissen,
nicht jeder im Königreich war über ihre Wahl begeistert.
Und für Philip war es alles andere als leicht,
eine Queen durchs Leben zu begleiten.
Mit ihrer Krönung, die früher kam als beide gehofft hatten,
endete die unbeschwerte Zeit der Zweisamkeit.
Aber sie hielten durch, was auch sonst,
und erfüllten ihre Pflichten.
Ohne seinen schrägen Humor
wäre die Krone sicher noch schwerer zu tragen gewesen.
Über die Trauerfeier heute berichtet Andreas Stamm.
"Gott schütze die Queen",
wohl niemals wahrer als an diesem Tag.
Die einsame Königin trauert, um ihren Mann,
um eine Liebe, die mehr als acht Jahrzehnte umspannte.
Ihre, wie Elisabeth selbst anmerkte, Stärke und Stütze ist gegangen.
Die, die sich trotz der Bitte,
wegen Corona Schloss Windsor fernzubleiben, versammeln,
eint eine Sorge, ob Monarchist oder nicht.
Das ist eine sehr schwere Zeit für jemanden,
Es dürfte ihr das Herz brechen.
Manchmal, wenn die Liebe des Lebens geht,
stirbt auch die andere Person wenige Wochen später.
Ganz Windsor fühlt mit der Queen.
Jeder hier spürt, was wir mit Philip verlieren.
Aber er wollte sicher nicht, dass wir traurig sind.
Was er wollte: eine Trauerfeier nach seinen Vorstellungen.
Prinz Philip hatte sie jahrelang minutiös geplant.
Seine Liebe zum Militär
bestimmt die Prozession des Sargs im Innenhof von Schloss Windsor.
In einem nach seinen Vorstellungen umgebauten Leichenwagen
geht es auf die letzte Reise, dahinter die engste Familie.
Der Bruderzwist zwischen William und Harry
über Rassismus, Gefühlskälte
und die königliche Familie als eine Art Gefängnis:
für einen Moment vergessen.
Wie auch die ewige Sorge über die Zukunft der Monarchie.
Eine kleine Feier, kein Staatsbegräbnis -
das war Philips Wunsch.
Das Kleine wirkt dann doch groß:
die Kunst der Inszenierung, in bester britischer Tradition,
mit einer Schweigeminute landauf, landab.
Dass es so klein wurde mit nur 30 Gästen
in der St. George's Chapel, einem Mini-Chor, Corona geschuldet.
Trotz Maskenpflicht steht in den Gesichtern
die Trauer über den Verlust des Familienoberhaupts geschrieben.
Das Große und Ganze betont der Erzbischof von Canterbury.
Dass es neben Trauer um die Würdigung der Lebensleistung
eines mit 99 friedlich Verstorbenen geht.
Wir danken, oh Herr, für seinen entschlossenen Glauben,
sein hohes Maß an Pflichtbewusstsein und Integrität,
für sein Leben im Dienste der Nation und des Commonwealth,
für seinen Mut und Inspiration.
Der Sarg verschwindet in der Grabkammer,
symbolisiert durch den Dudelsackspieler.
Der Herzog von Edinburgh wird dort aufgebahrt,
bis er an der Seite seiner Frau
im Familiengrab seine letzte Ruhestätte finden wird.
Die Kollegen vom Sportstudio freuen sich, wenn Sie dranbleiben.
Ist ja gerade auch einiges los in der Bundesliga.
Um 0.25 Uhr gibt es dann die nächste heute Xpress.
Und uns gibt es morgen wieder, bis dahin, auf Wiedersehen.