heute journal vom 17.10.2021 - Ampel in Reichweite? - Fragen an Christian Lindner; Mangel an Halbleitern - Industrie käm
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Die Ampelmenschen im Berliner Koalitionsballett
haben es heute weiterhin geschafft, den Zauber des Anfangs,
so lang vermisst, am Leben zu halten.
Nach der SPD haben auch die Grünen-Basisvertreter
heute Koalitionsverhandlungen genehmigt, praktisch einstimmig.
Die FDP wird morgen wohl folgen.
So weit, so gut. Thomas Reichart übers Vorangehen.
Dann Fragen an Christian Lindner.
Es gibt am Ende ganz schön viele Umarmungen, viel Erleichterung.
So deutlich fällt das grüne Votum für Koalitionsverhandlungen aus.
Nach drei Stunden Reden, in denen es kaum ein kritisches Wort
zum Sondierungsergebnis gab.
Es ist wohl gelungen, Hoffnung zu wecken.
Wir sind in einer Hoffnungszeit angekommen.
Und jenseits der einzelnen Punkte:
Das ist das Große, was in den letzten Wochen erzielt wurde.
Eine Hoffnungszeit, die wir nicht enttäuschen dürfen.
Nur zwei Gegenstimmen, eine Enthaltung,
die Grünen sind fest entschlossen nach 16 Jahren Opposition
sich die Chance zu regieren nicht entgehen zu lassen.
Auch wenn es bei vielen Punkten jetzt erst konkret
und damit auch erst richtig schwierig wird.
Ich will die Freude jetzt nicht so ganz dämpfen.
Aber bei anderen Sätzen werden wir
noch sehr sehr hart verhandeln müssen.
Auch beim Klimaschutz.
Und das ist jetzt das Brett,
das wir in den Koalitions- verhandlungen bohren müssen.
Die Grünen sind unter hohem Erwartungsdruck.
Sie haben viel versprochen, jetzt müssen sie viel liefern.
Beim Klima zuallererst.
Aber kaum einer zweifelt, dass es irgendwie eine Einigung geben wird.
Ich glaube jetzt sind alle drei Parteien der Auffassung,
dieses Land muss regiert werden.
Diese Gemeinsamkeit, regieren zu wollen,
und keine anderen Kräfte zu sehen, die es können, führt dazu,
dass es einen sehr hohen Einigungsdruck gibt.
Das größte Fragezeichen bleibt die Finanzierung
für den versprochenen Fortschritt.
Olaf Scholz verrät heute in "berlin direkt" nur so viel: Die Ampel hofft auch auf private Investitionen in Klimaschutz, und:
Wir werden auch zusätzlich Mittel mit öffentlichen Investitionen
bereitstellen müssen.
Das ist auch geplant und ist auch in der Finanzplanung
jetzt schon vorgesehen.
Es geht also darum die Dinge richtig zu kombinieren.
Die FDP entscheidet morgen über die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen
Aber den Sekt haben sie an der Basis schon mal aufgemacht.
Zumindest in Bad Krozingen, im Südwesten.
Dafür, dass FDP-Mitglieder eine Ampel anfangs skeptisch sahen,
klingen sie hier erstaunlich kompromissbereit.
Jetzt ist ja doch ziemlich viel von der FDP durchgesetzt.
Aber auch ich glaube, den Mindestlohn muss man der SPD lassen.
Damit sind sie in den Wahlkampf gezogen.
Wir müssen auch nachgeben in verschiedenen Punkten.
Aber es ist, glaube ich,
unsere auch staatsmännische oder staatsbürgerliche Pflicht,
eine Regierung zu bilden, das möglichst schnell,
auch damit die Bürger sehen:
Die Politiker raufen sich zusammen und kommen zu guten Lösungen.
Und ich glaube,
das findet man in dem Sondierungspapier doch ganz gut.
Mindestens von Südbaden aus betrachtet,
kann also auch die FDP den Weg frei machen
für Koalitionsverhandlungen.
Nach der Einigung im Großen, kann es dann losgehen
mit dem harten Ringen ums kleiner Gedruckte.
Guten Abend Herr Lindner.
Sehen Sie noch auf mögliche große Brocken im Weg, den es noch
scheitern könnte?
Das jetzt vorliegende Sondierungspapier ist dafür eine
sehr gute Grundlage.
Ich gehe soweit zu sagen,
dass es eine Chance, die wir lange in Deutschland nicht hatten.
Ich werde morgen unseren Gremien empfehlen in Koalitionsverhandlungen
einzutreten.
Das müsse den relativ leicht fallen.
Die FDP kommt gut weg, keine Steuererhöhungen sind festgelegt.
Keine Abschaffung der privaten Krankenversicherung.
Kein generelles Tempolimit,
die FDP hat es geschafft Kernforderungen
in feste deutsche Sätze zu bringen.
Andere streben ihre Ziele noch an,
kann es so weitergehen?
Auch Armin Laschet und Friedrich Merz haben
in der Tat diese Sondierungspapier gewürdigt.
Das muss man anerkennen,
denn der amtierende CDU-Vorsitzende und vermehrt sagen,
dass es ein gutes Sondierungsergebnis und geht nicht
darum, Grenzen aufzuzeigen. Die Liste, die sie gelesen haben, sind
die, die nicht kommen. Für uns wichtig, dass auch Dinge kommen.
Es soll auf Technologie basieren. Wir wollen den Umbau unserer
Wirtschaft.
Darf ich schnell ein Haken,
weil sie bei unseren Freunden in der ARD gesagt haben,
es wird ein Klimaministerium geben,
das auf Augenhöhe mit dem Finanzministerium ist.
Davon sich in den zwölf Seiten nichts.
Es meiner Wartung.
Beim Klimaschutz hatte seine Priorität,
ein Ministerium zu geben,
dass sich bemüht.
Können wir zu den Finanzen kommen, das ist was wichtiges.
Es ist etwas lustiges passiert, wenn ich darauf heute kommen darf,
die Juso Vorsitzende hat gesagt,
aus ihrer Sicht sei dieses Papier finanzpolitisch nicht solide genug.
Mit anderen Worten werfen die Jusos
der FDP losen Umgang mit Finanzen zu.
Es müssen 500 Milliarden Euro aufgetrieben werden müssen.
Wir halten kurz fest, die positiven Dinge, die möglich sind,
konnte ich heute nicht aussehen.
Beim Einstieg in eine generationsgerechte Rente.
Es gibt zwei klare Leitentscheidungen
wir werden innerhalb des Haushaltsspielräume suchen müssen.
Das ist ein Stück Handschrift der FDP.
Wir wollen die Rahmenbedingungen für Digitalisierung
und Klimaschutz aus der Wirtschaft erreichen.
Das ist bis jetzt noch nicht hinreichend erfolgt.
Das ist aber möglich.
Es gibt Passagen,
die noch nicht öffentlich gewürdigt werden.
Wir wollen privates Kapital auch dadurch aktivieren.
Wir wollen unsere öffentliche Förderbank nutzen.
Dafür braucht man keine höhere Schulden oder Steuern,
sondern es ist ein Unternehmen des Staates.
Wenn jetzt in dem Papier steht,
dass sie keine großen und kleinen Parteien mehr kennen,
wir sehende gleichberechtigte Partner.
Gilt das auch bei der Verteilung der Ministerien?
Darüber ist noch nicht gesprochen worden.
Ich rate ab,
darüber öffentlich zu debattieren.
Brauchen Sie dafür tatsächlich noch die Zeit bis Weihnachten?
Ich möchte kein Termin setzen.
Das ist eine Zeitangabe,
die auch von Scholz gesetzt wurde.
Danke Herr Lindner und einen schönen Abend.
Nach der Wahlniederlage von CDU/CSU,
hat auf dem Deutschlandtag der Jungen Union
auch Unions-Fraktionschef Brinkhaus die Partei
auf einen Neuanfang in der Opposition eingeschworen.
Dafür brauche es mehr Zusammenhalt und Loyalität, erklärte Brinkhaus,
der auch als möglicher Bewerber für den CDU-Vorsitz gilt.
Künftig dürfe sich die Partei nicht mehr nur
von einer Person abhängig machen.
Zugleich warf Brinkhaus den Ampel-Sondierern
einen strammen Linkskurs vor.
Mit Beginn der Corona-Krise
war die Zahl der Asylbewerber in der EU eingebrochen.
Jetzt steigt sie wieder deutlich.
Wichtigster Zielstaat für Schutzsuchende bleibt Deutschland.
Bis Ende September wurden hier rund 100.000 Erstanträge gestellt.
Vor allem die Zahl afghanischer Schutzsuchender
hat sich wegen der Krise dort deutlich erhöht.
Gut 15.000 stellten seit Anfang des Jahres
Antrag auf Asyl in Deutschland.
Seit sieben Jahren demonstrieren Anhänger der Pegida-Bewegung
jede Woche in Dresden.
Der Protest dagegen bleibt aber ebenso ungebrochen.
So formierte sich auch heute wieder in Dresden
breiter Widerstand gegen Pegida, bei einer Kundgebung für Demokratie,
Weltoffenheit und ein friedliches Miteinander.
Pegida gilt als rassistisch und wird vom Verfassungsschutz
als extremistische Bewegung beobachtet.
In Ungarn sucht die Opposition einen gemeinsamen Kandidaten,
der im kommenden Frühjahr gegen den langjährigen Regierungschef Orbán
antreten soll.
Insgesamt sechs Parteien organisierten erstmals
eine entsprechende Vorwahl, bei der nach Auszählung fast aller Stimmen
der konservative Kandidat Peter Marki-Zay deutlich vorne liegt.
Die unterlegene Kontrahentin Dobrev von den Sozialdemokraten,
sagte ihm Unterstützung zu.
Marki-Zay will umstrittene Gesetze von Orban rückgängig machen
und den Euro in Ungarn einführen.
60 Jahre nach dem Massaker an algerischen Demonstranten in Paris
haben dort heute Hunderte eine umfassende Anerkennung
des Verbrechens durch den französischen Staat gefordert.
1961 waren eine bis heute nicht geklärte Zahl
von Algeriern in Paris von der Polizei getötet worden.
Historiker sprechen von mindestens 120 Opfern.
Außerdem waren 12.000 sogenannte "muslimische Franzosen" fesgenommen worden.
Die Algerier hatten für die
Unabhängigkeit ihres Landes demonstriert.
Als erster Präsident Frankreich
gedachte gestern Abend Emmanuel Macron der Opfer.
Fabriken in aller Welt, Fabriken aller Branchen
wird gerade die Luft abgeschnürt. Bildlich gesprochen.
Aber nicht übertrieben.
Was fehlt sind Halbleiterchips, unentbehrlich für alle Produkte,
in die Elektronik verbaut wird.
Also einen Großteil der industriellen Wertschöpfung der Menschheit.
Der Engpass einer einzigen Produktklasse,
Mangel an winzigen Teilen,
ist für die Weltwirtschaft so gefährlich,
wie früher eine große Ölkrise.
Mit Auswirkungen, die jeder spürt, jetzt schon.
Lücken in der Ausstellungsfläche.
Im Geschäft von Harald Rütten in Mönchengladbach.
Er führt den Familienbetrieb seit 21 Jahren.
Eine Situation wie derzeit hat er noch nie erlebt.
Zu normalen Zeiten verkaufe ich dem Kunden das Gerät, was er braucht,
das Modell nach Wahl.
Das rufe ich ab, am nächsten Tag stehts hier.
Aber wir stellen gerade fest, dass gerade die gängigsten Modelle,
die am häufigsten gewünscht werden, jetzt wirklich vergriffen sind.
Und das über Monate.
Der Mangel an Halbleiter-Chips ist der Hauptgrund.
Er betrifft nahezu alle Produkte,
in denen Elektronikbauteile verarbeitet sind.
Besonders angespannt ist die Lage in der Autoindustrie:
Ohne Chips fährt kein Auto, ohne Chips stehen Bänder still.
Bei Opel in Eisenach z.B. bis zum Jahresende.
Weltweit können in diesem Jahr bis zu 11 Millionen Autos
nicht produziert werden.
Davon allein in Deutschland mehr als eine Million.
Und auch die LKW-Produktion, wie hier bei Daimler,
wird eingebremst.
Im dritten Quartal
und in den letzten Monaten wurde es herausfordernder.
Was wir tun ist, dass wir Teile vorübergehend in einen LKW einbauen,
dann dieselben in den nächsten LKW einsetzen,
nur um die Produktion am Laufen zu halten.
Um dann möglichst schnell liefern zu können,
wenn die fehlenden Halbleiter-Chips eintreffen.
Der weltweite Bedarf an Halbleitern steigt seit Jahren
und wird weiter steigen.
Sie steuern Strom- und Datenflüsse etwa in Autos,
Smartphones, Haushaltsgeräten, Corona hat die Knappheit verschärft.
Durch Homeoffice-Boom und einen Push der Digitalisierung insgesamt.
Dazu kommt...
...dass die weltweite Logistik etwas aus dem Takt geraten ist.
Es gab Hafenschließung in China.
Auch das hat dazu beigetragen, dass wir in dieser Krise sind.
Hauptsächlich werden Halbleiter bisher aus Asien importiert.
Ich denke, eine Lehre aus der Krise wird sein, dass man sich zu sehr
auf die internationale Arbeitsteilung verlassen hat.
Und jetzt merkt man, dass der Weg vielleicht doch zu einseitig war
und dass man sich nun Alternativen überlegen muss.
Halbleiter-Produktion auch in Europa, eine der Lösungen.
Bosch etwa hat kürzlich ein Werk in Dresden eröffnet,
Infineon im österreichischen Villach.
Doch auch die Politik sei gefordert,
sagt er Verband der Elektro- und Digitalindustrie,
will schnell ein Förderprogramm der EU.
Daran wird gerade gearbeitet
und das sollte bis Weihnachten entschieden werden.
Und wir hoffen, dass auch die neue Bundesregierung schnell
dazu dann ihre Unterstützung gibt.
Das Zweite ist,
weiter in die entsprechende Ausbildung zu investieren.
Kurzfristig wird das allerdings nicht helfen,
der aktuelle Halbleiter-Mangel weiter bestehen.
Mindestens bis 2022, vielleicht sogar länger.
Er wird den weltweiten Aufschwung zumindest bremsen.
Und für Wartezeiten und auch steigende Preise
bei vielen Elektronikprodukten sorgen.
Der globale Chip-Mangel zeigt,
wie abhängig Europa ist von Entwicklungen,
die sehr weit weg liegen. Scheinbar.
Der wichtigste Chiphersteller der Welt ist Taiwan.
die Inselprovinz im Norden des Südchinesischen Meers,
die Mao Tse Tungs kommunistische Revolution nicht erobern konnte.
Die unter US-amerikanischem Schutz steht.
Peking erhebt jetzt immer militanter Anspruch auf das abtrünnige Gebiet.
Wenn im Pazifik ein neuer Kalter Krieg aufzieht,
dann ist Taiwan sein Berlin.
Ein möglicher Zündfunke.
Mit viel größerer Bedeutung für die Wirtschaft der Welt
als Berlin jemals war.
Ulf Röller berichtet, wie Chinas kommunistische Partei
ihr Volk auf eine neue Konfrontation einstellt.
Dieser Film um die Schlacht um Changjin Hu
bricht zurzeit alle Zuschauer-Rekorde in Chinas Kinos.
Es ist ein Heldenepos aus dem Koreakrieg,
in dem chinesische Soldaten das US-Militär demütigen.
Die Botschaft einfach:
"Steht auf, kämpft gegen Amerika, verteidigt unsere Heimat." Präsident Xi lässt solche Filme produzieren,
um sein Land in Nationalismus zu baden und auf den großen Konflikt
mit den USA einzuschwören.
Im wahren Leben geht es um den Konflikt der Gegenwart,
es geht um Taiwan.
Aus Sicht Pekings, der Abtrünnige Bruder.
Die Wiedervereinigung unseres Landes wird Wirklichkeit werden.
In den letzten zehn Jahren sind Chinas Rüstungsausgaben
um 76 Prozent auf 252 Milliarden gestiegen.
Xi ließ Mitte Oktober schon mal die Invasion Taiwans trainieren.
Xi hält die Vereinigten Staaten für angeschlagen.
Innenpolitisch zerstritten,
außenpolitisch nach dem chaotischen Afghanistan-Abzug blamiert.
Die Chinesen glauben, sie gewinnen den Konflikt mit den USA.
Denn die sind nicht bereit wegen Taiwan
einen Dritten Weltkrieg zu führen.
Taiwan ist nicht entscheidend für die US-Interessen.
Die USA halten dagegen.
"Large Scale exercise 2021" heißt die Militärübung in diesem Jahr, die das Verteidigungsministerium martialisch in Szene setzt.
Das Ziel: Eine chinesische Aggression
im Indo-Pazifischen Meer abzuwehren.
Für die US-Militärs ist die Kriegsgefahr gestiegen.
Die Gefahr wird in den nächsten sechs Jahren sichtbar werden.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-Wen weiß das und rüstet auf.
Das demokratische Land bereitet sich auf eine Invasion vor.
Und sieht sich als neue Verteidigungslinie der Freiheit
gegen die mächtiger werden Diktatur China.
Niemand soll sich der Illusion hingeben.
Das taiwanesische Volk wird sich nicht dem Druck Chinas beugen.
Eine erzwungene Vereinigung würde den Appetit
der kommunistischen Partei Chinas vergrößern,
ihre Ein-Parteien-Diktatur in der Region auszuweiten.
Präsident Xi sieht die Wiedervereinigung
als historische Mission.
Er hat sie dem chinesischen Volk versprochen.
Hält er Wort, dann könnte es Krieg geben.
Zurück nach Deutschland.
Es gab auch Sport an diesem Sonntag. Bundesliga-Fußball, jedenfalls.
Im Spitzenspiel der Fußball- Bundesliga hat Bayern München
mit einem Tor-Feuerwerk binnen sieben Minuten seine Macht demonstriert.
5:1 ging die Partie gegen Bayer Leverkusen aus.
Die Bayern damit wieder an der Tabellenspitze,
Leverkusen auf Platz 3.
Und im zweiten Sonntagsspiel trennten sich der FC Augsburg
und Bielefeld 1:1 unentschieden.
Auf der kanarischen Insel La Palma droht ein zweiter Lavastrom
das Meer zu erreichen und eine neue Landzunge zu bilden,
so wie es bereits durch einen ersten Lavastrom geschehen ist.
Die Landkarte La Palmas verändert sich.
Etwa 200 Meter sei die heiße Masse noch vom Wasser entfernt,
so das Vulkanologische Institut der Region.
Dutzende neue Erdbeben auf der Insel deuten laut Experten darauf hin,
dass der Vulkan noch einige Zeit aktiv bleiben wird.
Papst Franziskus hat die jüngsten Gewalttaten in Norwegen,
Großbritannien und Afghanistan verurteilt.
Der Weg der Gewalt führe zu einer Niederlage für alle,
weil Gewalt stets neue Gewalt hervorrufe,
so das katholische Kirchenoberhaupt.
Im norwegischen Kongsberg wurde bei einem Gottesdienst
der Opfer des Anschlags vor vier Tagen gedacht.
Auch Mitglieder der norwegischen Königsfamilie nahmen teil.
Am Mittwoch hatte ein Däne in Kongsberg fünf Menschen getötet,
darunter auch eine Deutsche.
Das Buch, das Claudio Armbruster uns vorstellt, hat eine Vorgeschichte.
Um das Leben eines Journalisten, der sich selbst,
die Freiheit und die Zukunft seiner Familie, seiner Redaktion,
seiner Zeitung aufs Spiel setzen muss.
Um das zu tun, wofür er Journalist geworden ist,
die Wahrheit zu berichten.
Wann immer möglich, die Machen- schaften der Mächtigen aufzudecken.
Das hat er getan.
Das Regime des Präsidenten Erdogan hat sich dafür bitter gerächt.
Und tut es weiter.
Dieser Journalist, Can Dündar,
legt jetzt eine einzigartige Erdogan-Biographie vor.
In eine Graphic Novel gepackt.
Die Erdogan "gerecht werden" soll. Das tut sie tatsächlich.
Wenn ihn Freunde warnen,
das könne doch Verständnis wecken für diesen Mann,
erinnert Dündar an sein Prinzip:
"Journalisten machen keine Kampagnen. Sie sagen was ist. Und was war.“
Hier: In einem gezeichneten Buch.
Drei Fragen, drei Mal warum.
Warum eine Erdogan-Biographie?
Warum als Graphic Novel, also als Comic?
Und warum ausgerechnet von ihm: Can Dündar?
Warum ich? Nun, weil ich Journalist bin und Schriftsteller.
Weil Erdogan eine wichtige Figur ist und weil er der Typ ist,
der mein Leben zerstört hat und mein Land.
Es hat auch etwas mit Verantwortung zu tun,
dass ich das geschrieben habe.
Es gibt viele Bücher über Erdogan,
aber ich wollte etwas Neues ausprobieren.
Und Graphic Novel ist eine neue Form des Journalismus.
Zwei Jahre hat er daran gearbeitet,
gemeinsam mit dem ägyptisch-sudanesischen Künstler
und Karikaturisten Mohamed Anwar, auch er, wie Dündar,
ein Regimegegner, der seine Heimat verlassen musste.
Zwei Jahre Recherche, Fakten checken und zeichnen.
Ich glaube, als politische Karikaturisten lieben wir diese Art
von riskanten Jobs einfach.
Aber es ist auch wichtig zu zeigen, wie sich Menschen verändern.
Vom Fußballspieler zum Diktator.
Das ist die Kernaussage unserer Graphic Novel.
Das Buch schaut weit zurück, in Erdogans Kindheit, in Armut.
Beten und Fußballspielen, der strenge Vater.
Die Anfänge in der Politik, der große Redner Erdogan,
seine Zeit im Gefängnis und sein Weg zur Macht.
Dündar zeigt auch Erdogans Stärken,
seinen Willen, sein Durchhaltevermögen.
Verständnis für Erdogan?
Ja, das war eine Herausforderung und diese Möglichkeit besteht,
um ehrlich zu sein.
Meine Frau hat mich schon deswegen gewarnt.
Wenn man sieht, dass er in seiner Kindheit leiden musste,
versteht man ihn besser, hat vielleicht sogar Verständnis.
Aber das ist Teil seiner Geschichte, das darf ich nicht ausradieren.
Ich porträtiere ihn so, wie er ist.
Welche Reaktionen erwartet er, v.a. aus der Türkei?
Das größte Lob für mich wäre: Ja, Sie sind sein Gegner,
aber Sie sind immer noch ein objektiver Journalist.
Glauben Sie Erdogan wird es lesen?
Oh, hoffentlich, das ist die große Frage, ja.
Eigentlich hasst er es zu Lesen, er hasst Schriftsteller
und ganz besonders hasst er Karikaturen, Comics und Humor.
Nun, dieses Buch ist ein Comic, von dem Schriftsteller,
den er am allermeisten hasst und es geht um ihn.
Ich bin sicher er liest es, nachts, heimlich.
Ein 300-Seiten-Comic, da muss man erst mal durch.
Aber dieses Buch ist aus zwei Gründen interessant.
Weil man durch das Lesen und Sehen ahnt,
warum Erdogan der wurde, der er ist.
Und weil Can Dündar es geschrieben hat.
Dündars Buch kommt nächste Woche in die Geschäfte.
Das war also schon ein erster Einblick in unseren
sonntäglichen Ausblick auf das was kommt:
Am Dienstag wird in Frankfurt am Main die Buchmesse eröffnet.
Nach der reinen Online-Ausgabe im letzten Jahr,
sollen sich, in kleinerer Form,
Verlage, Autoren und Leser wieder leibhaftig begegnen.
25.000 Besucher am Tag werden eingelassen,
alle anderen können Veranstaltungen online und im Fernsehen verfolgen –
natürlich auch auf den Kanälen von ZDF und 3Sat.
Am Donnerstag werden sich in Brüssel Staats- und Regierungschefs
zum EU-Gipfel treffen.
Um u.a. über Maßnahmen gegen die hohen Energiepreise
und über Klimapolitik zu beraten.
Parallel dazu, ebenfalls in Brüssel,
werden die NATO-Verteidigungsminister tagen.
Nach dem überhasteten Abzug aus Afghanistan werden Antworten gesucht
Wie weiter am Hindukusch und wie weiter mit dem Bündnis?
Am Freitag wird in Oslo das neue Edvard-Munch-Museum eröffnet.
Der Bau im neu entstandenen Kulturviertel am Fjord
bietet viel Platz für das Werk des überaus produktiven Malers.
Sein bekanntestes Bild, der Schrei,
ist bereits wohl behalten im neuen Quartier angekommen.
Und das Wetter in dieser Oktoberwoche wird herbstlich -
ab Mittwoch auch stürmisch.
Morgen scheint nach Auflösung der Nebel- und Hochnebelfelder
oft die Sonne.
Nur im Nordosten bleibt es trüb, in Küstennähe regnet es.
12 bis 19 Grad, im Dauernebel kälter.
Am Dienstag ziehen von Westen Regenwolken auf.
Dann wird es überall unbeständig,
am Mittwoch und Donnerstag zeitweise stürmisch.
Am Mittwoch mit 16 bis 23 Grad außergewöhnlich mild.
Marietta Slomka und Heinz Wolf arbeiten ab morgen hier vorne.
Wir gehen in den Hintergrund.
Eine gute Zeit Ihnen und bis bald.