heute journal vom 19.03.2021 - AstraZeneca im Focus - Nutzen größer als Risiken
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Es soll schneller als geplant bald losgehen
mit Impfungen beim Hausarzt, aber nur ein bisschen.
Ein kleines Schrittchen im Formel-1-Rennen
zwischen Virus und Impfung.
Dabei sind Menschen nicht Zuschauer, sie stehen auf dem Spiel.
Das Virus wird von Mutationen beschleunigt.
Der Motor der Impfungen hat diese Woche gestottert.
Möglicherweise aus gutem Grund - das ist umstritten, aber vorbei.
Am Montag werden Regierungschef*innen und Kanzlerin beraten,
wie sie das Virus ausbremsen können - ganz bestimmt nicht mit Lockerungen.
Heute haben sie nach Wegen gesucht, Impfungen zu beschleunigen.
Es gab Ergebnisse - fraglich, ob sie reichen.
Frank Buchwald berichtet.
Stuttgart, Liederhalle: Kretschmann, Winfried, 72,
und seine Frau haben ihre Impftermine.
Sie bekommen gleich, ganz regulär, das Vakzin von AstraZeneca.
"Frau Kretschmann, sind Sie aufgeregt?"
Bissle, bissle...
Kleiner Pieks mit dem britischen Impfstoff,
besorgt aber wirken die beiden nicht - im Gegenteil.
Wir haben Vertrauen in diesen Impfstoff.
Lassen Sie sich impfen.
Das ist die wirksame Methode, um die Pandemie niederzukämpfen.
Nachmittags hat der prominente Impfling dann noch weitere Termine.
Einen davon telefonisch
mit den Kollegen und der Kanzlerin - Impfgipfel.
Wir wollen erreichen, dass wir ab dem zweiten Quartal
so schnell wie möglich, so flexibel wie möglich
mit dem Impfen in Deutschland vorankommen.
Die Devise lautet: impfen, impfen, impfen.
Impfstoff aber ist knapp in Deutschland.
Berlin erwartet im April zwar hunderttausende neuer Ampullen.
Dann dürfen auch Hausärzte impfen,
bekommen jedoch nur zwanzig Dosen pro Praxis,
der Großteil geht in die Impfzentren.
Mit den Mengen, die wir in den ersten Aprilwochen erwarten,
das wird sich im Mai, Stand heute, schon ändern können,
wird es beginnen können, in Hausarztpraxen,
erstmal mit etwa umgerechnet einer Impfsprechstunde pro Woche.
Dr. Stünzner impft seine Patienten jetzt schon,
ein Pilotprojekt.
Generell gilt die Impfreihenfolge zwar auch weiterhin,
Ärzte aber bekommen mehr Spielraum.
So, Herr Schulze, Sie sind corona-geimpft.
Der Hausarzt soll selber entscheiden,
wen er von seinen Patienten zuerst anspricht.
Weil der Hausarzt auch genau weiß, wie das Krankheitsbild ist.
Wir wollen, dass auch hier die sprichwörtliche und bewährte
deutsche Gründlichkeit um mehr deutsche Flexibilität ergänzt wird.
Weniger Bürokratie, mehr Tempo.
Dringend notwendig offenbar, viele Mediziner befürchten nämlich,
dass die dritte Welle längst begonnen hat.
Die Inzidenz steigt in den Altersgruppen unter 60 deutlich an.
Am meisten bei den 15- bis 49-Jährigen.
Die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen
geht seit etwa zwei Wochen nicht weiter zurück.
Man kann es drehen und wenden, wie man will:
Wir müssen zurück in den Lockdown.
Ganz so drastisch hat Merkel es heute nicht ausgedrückt.
Auch die Kanzlerin aber fürchtet,
dass die Anfang März vereinbarte Notbremse
wohl bald gezogen werden muss.
Keine erfreulichen Aussichten leider für Ostern.
Im "heute journal up:date", 0.15 Uhr, stellt sich Dr. Peter Tschentscher,
Arzt und Erster Bürgermeister von Hamburg,
Fragen von Wulf Schmiese.
In den vier Tagen, in denen Jens Spahn,
der für solche Entscheidungen verantwortliche Gesundheitsminister,
die Verimpfung von AstraZeneca stoppte,
haben Forscher*innen unter Hochdruck nach Ursachen gesucht
für sehr, sehr seltene, dann aber häufig tödliche Blutklumpen
an einem entscheidenden Punkt der Blutversorgung im Gehirn.
Von fast 1,8 Mio. AstraZeneca-Geimpften
sind drei an einer solchen Thrombose gestorben.
Warum? War das Zufall oder hängt es mit der Impfung zusammen?
Die Mediziner haben tatsächlich eine wahrscheinliche Antwort gefunden
und damit vielleicht einen Ansatz, rechtzeitig einzugreifen,
wenn so etwas tatsächlich wieder nach einer Impfung passiert
und damit Leben rettet.
Egal, ob nun die Impfung dazu geführt hat oder nicht.
Elisabeth Schmidt berichtet.
Der Schlüssel liegt im Blut, erklärt Professor Andreas Tiede
von der Medizinischen Hochschule Hannover.
Vor wenigen Tagen erst wurde hier eine 60-jährige Frau
in die Notaufnahme eingeliefert.
Kurz davor war sie mit AstraZeneca geimpft worden.
Wir haben eine Patientin aufgenommen mit schwersten Kopfschmerzen
und Bewusstseinsstörungen, elf Tage nach der Impfung.
Die Patientin litt an einer Sinusvenenthrombose.
Dabei verklumpt das Blut in den Hirnvenen.
Bei Frauen dreimal häufiger als bei Männern.
In Deutschland waren bislang
überwiegend Frauen unter 55 Jahren betroffen.
Professor Tiede stellte bei seiner Patientin
aber nicht nur eine Thrombose fest.
Ihr Blutbild war besonders:
Die Zahl der Blutplättchen deutlich verringert.
Offenbar eine seltene Immunreaktion auf den Impfstoff.
Es muss also so sein, dass hier ganz seltene, individuelle Risikofaktoren
dieses schwerwiegende Ereignis ausgelöst haben.
Es ist nichts, was die Impfung generell
in der Gesamtbevölkerung verursachen würde.
Ein Forscherteam der Universität Greifswald
konnte eine weitere Autoimmunreaktion
als Erklärung für Sinusvenenthrombosen nachweisen.
Wichtig für Patienten:
Treten an Tag 4 bis 15 nach einer Impfung mit AstraZeneca
noch Symptome wie starke Kopf- oder Gliederschmerzen auf,
sollte ein Arzt aufgesucht werden, rät die zuständige Fachgesellschaft.
Umso wichtiger ist es,
dass man die Bildung der Sinusvenen- thrombosen jetzt verstanden hat.
Man kann sie frühzeitig diagnosti- zieren, man kann sie therapieren.
Und damit schwerwiegende Verläufe wie Todesfälle
hoffentlich größtenteils ausschließen.
Erforscht werden muss noch,
was genau zu diesen seltenen Immun- reaktionen auf den Impfstoff führt.
Andere Risikofaktoren wie Antibabypille oder Rauchen
könnten eine zusätzliche Rolle spielen.
Dazu will die Europäische Arzneimittel-Agentur
weitere Studien in Auftrag geben.
Professor Tiede in Hannover hält den Nutzen von AstraZeneca aber
für weit höher als die Risiken.
Er rät dazu, weiter zu impfen.
Wann wird es endlich besser mit der Impfstoffversorgung?
Das ist die entscheidende Frage in diesem zweiten Jahr der Pandemie,
dessen Ende sie nicht mehr erleben soll,
jedenfalls nicht als Pandemie, als seltene Erkrankung.
Bisher wurden über 10 Mio. Dosen verabreicht,
8,5 % haben eine Erstimpfung, 3,8 % sind vollständig geimpft.
Werden alle bestellten Dosen
pünktlich geliefert und schnell verimpft,
dann könnte man Anfang Juli
75 % der Erwachsenen in Deutschland mindestens einmal geimpft haben.
Gemeinschaftsschutz, schöneres Wort als Herdenimmunität, wäre da -
eine Schätzung, keine Vorhersage.
Ein Riesenglück, dass es diese Aussicht überhaupt gibt
dank der revolutionären neuen Impfmethode,
die ein geniales deutsches Forscherehepaar
genau rechtzeitig entwickelt hat.
Heute beim Bundespräsidenten:
eine Verdienstordenverleihung, die ohne jeden Zweifel verdient war.
Die große Bühne, das ist eigentlich nicht ihr Ding.
Heute war es dann doch soweit: Im Schloss Bellevue
überreichte der Bundespräsident Özlem Türeci und Ugur Sahin
in Anwesenheit der Bundeskanzlerin das Große Verdienstkreuz mit Stern –
eine der höchsten Auszeichnungen der Bundesrepublik.
Ihre bahnbrechende Entdeckung rettet Menschenleben,
sie rettet Existenzen, sie sichert unser gesellschaftliches,
wirtschaftliches und kulturelles Überleben.
Eine ähnlich existenzielle wissenschaftliche Großtat
ist in diesem Schloss hier selten ausgezeichnet worden.
Es begann vor gut einem Jahr in dem Unternehmen,
das Sahin und Türeci ursprünglich zur Entwicklung
einer neuen Krebstherapie gegründet hatten.
Als die beiden von dem Coronavirus in China erfahren,
sehen sie die Gefahr voraus,
und entwickeln in nur elf Monaten einen völlig neuartigen Impfstoff.
Wir wussten, dass wir eine Impfstofftechnologie haben,
die uns ermöglichen könnte, einen Impfstoff in kurzer Zeit zu machen.
Dementsprechend haben wir die Verantwortung gefühlt,
dass wir was tun müssen.
Vor der Zulassung des Impfstoffs lief die Herstellung bereits an,
zusammen mit dem US-Pharmariesen Pfizer.
2 Mrd. Dosen sollen in diesem Jahr produziert werden,
dieses Werk in Marburg in Kürze den Regelbetrieb aufnehmen.
Es geht zum einen natürlich darum, Menschenleben zu retten,
Infektionen zu verhindern, Kranken- hausaufenthalte zu verhindern,
tödliche Verläufe zu verhindern, aber es ist mehr:
Es ist auch die Möglichkeit,
den Menschen die Angst zu nehmen vor diesem Virus.
Forschung und Innovation in Rekord- zeit auf den Weltmarkt bringen,
das haben die beiden geschafft.
Sie als medizinische Direktorin, er als Firmenchef.
Wir müssen junge Talente viel stärker ermutigen,
dem Beispiel von Sahin und Türeci zu folgen, das ist das Eine.
Das Zweite ist:
Wir brauchen mehr Unterstützung für riskante Unternehmen.
Private Investoren müssen sehr viel stärker gefördert
und motiviert werden.
Der dritte Aspekt ist:
Auch die öffentliche Hand kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Pandemie ist in den Griff zu bekommen,
da ist sich das Forscherpaar sicher,
auch, wenn jetzt jeder Verantwortung übernimmt.
In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir viele Einsendungen
bekommen von Menschen auf der ganzen Welt,
von den Liebsten in ihren Familien, die geimpft worden sind.
Wir haben Großeltern gesehen, die mit ihren Enkeln wieder vereint sind
Ärzte und Pflegekräfte,
um die sich ihre Familien keine Sorgen mehr machen müssen.
Wenn ich diese Nachrichten lese, kann ich sagen:
Das Licht im Dunkeln wird heller.
Eine Ordensverleihung auf großer Bühne.
Und, wie der Bundespräsident sagte:
Eine hoffentlich angenehme Pause zwischen zwei Laborversuchen.
Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn,
hat den 15. und letzten Tätigkeits- bericht seiner Behörde vorgestellt.
Ab Juni können sich Opfer der SED-Diktatur
an einen eigenen Ombudsmann beim Bundestag wenden.
Die Akten gehen organisatorisch an das Bundesarchiv über
und bleiben weiter zugänglich, was Tausende jeden Monat nutzen.
Roland Jahn sieht in dem Umbruch
die Chance für einen Generationenwechsel.
Auch mehr als 30 Jahre nach dem Mauerfall
böten die Stasi-Unterlagen viel Stoff
für die Gestaltung der Demokratie.
Nach der Vorstellung des Missbrauchs- gutachtens im Erzbistum Köln
gibt es weitere personelle Konsequenzen.
Bereits gestern hatte Kardinal Woelki zwei Bistumsverantwortliche
wegen möglicher Pflichtverletzungen beurlaubt.
Heute wurde auch ein Kölner Weihbischof freigestellt.
Er selbst hatte darum gebeten, weil er als Personalchef
in einem Fall gegen die Aufklärungspflicht verstoßen habe.
In der langen Debatte um einen möglichen EU-Beitritt der Türkei
haben die Spitzen der Europäischen Union
den türkischen Präsidenten Erdogan zu weiteren Kompromissen aufgefordert.
Der weitere Kurs gegenüber Ankara
soll Ende kommender Woche auf einem EU-Gipfel beraten werden.
Kommissionspräsidentin von der Leyen und Ratspräsident Michel
betonten bei einer Videokonferenz
die Notwendigkeit gegenseitigen Vertrauens.
Außerdem ging es um die rund 3,7 Mio. syrischen Flüchtlinge,
die in der Türkei leben.
Erdogan forderte einen neuen EU-Flüchtlingspakt
und mehr Finanzhilfen aus Brüssel.
Die Last für die Türkei verstärke sich.
Und in der Türkei ist die Polizei erneut mit Razzien
gegen Menschenrechtsaktivisten
und Mitglieder der prokurdischen Partei HDP vorgegangen.
Mindestens 36 Vertreter der zweitgrößten Oppositionspartei
wurden festgenommen.
Staatliche Medien bezeichnen sie als kurdische Extremisten.
Außerdem kam der Vorsitzende einer Menschenrechtsorganisation in Haft.
Der Generalstaatsanwalt hatte
beim höchsten Gericht der Türkei die Auflösung der HDP beantragt
wegen mutmaßlicher Unterstützung
der als Terrororganisation eingestuften PKK.
Die Fridays-for-Future-Bewegung ist zurück,
demonstriert jetzt weltweit wieder corona-konform und kreativ
für viel entschlosseneren Klimaschutz.
Es sind längst nicht mehr nur die ganz jungen Leute,
eine mächtige gesellschaftliche Strömung.
Die Grünen in Deutschland wollen im Wahljahr 2021
auf dieser Welle endlich dorthin kommen,
wo manche Umfragen sie schon in vergangenen Jahren
hin und wieder sahen:
im Zentrum der politischen Macht in Berlin.
Gemeinsam stellten sie heute den Programmentwurf vor
für die Wahl und für ein grüneres Deutschland.
Dort grinst schon lange keiner mehr, wenn Grüne sich einen Kopf machen,
wer denn Kanzlerkandidat*in werden soll: er oder sie.
Ob sie diejenige sein wird, die als Kanzlerkandidatin antritt,
oder er, der als Kanzlerkandidat das neue Programm der Grünen
vertreten wird - darauf gab es auch heute leider keine Antwort.
Statt um Personen, ging es um Inhalte.
136 Seiten - Pläne, um die Wirtschaft
und die Sozialsysteme komplett umzubauen.
Deutschland wirkt saturiert, müde, wandlungsunlustig, ja mittelmäßig.
Wir legen mit diesem Bundestags- wahlprogramm Vitamine vor,
eine Vitaminspritze für dieses Land.
Eine grüne Vitaminbombe also,
um eine sozial-ökologische Marktwirtschaft durchzusetzen,
oberstes Ziel dabei immer der Klimaschutz.
So sollen die CO2-Emissionen bis 2030 um 70 % reduziert werden,
ab 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen,
erneuerbare Energien stärker ausgebaut werden.
Wir bringen mit unserem Programm Deutschland endlich
auf den 1,5-Grad-Pfad.
Das schaffen wir nur alle zusammen, als Gemeinschaft insgesamt.
Denn Klimaschutz ist keine Zukunftsaufgabe,
Klimaschutz ist jetzt.
Ein Investitionsprogramm von 50 Mrd. pro Jahr soll aufgelegt werden,
für Digitalisierung und einen klimafreundlichen Umbau
der Industrie und der Infrastruktur.
Finanziert werden soll das u.a. mit höheren Steuern für Gutverdienende.
Bei einem Einkommen von 100.000 pro Person oder 200.000 pro Paar
soll der Steuersatz leicht angehoben werden auf 45%,
ab 250.000 Einkommen auf 48%
und ab einem Vermögen von 1 Mio. kommt 1 % Steuer hinzu.
Zudem wollen die Grünen mehr Kredite aufnehmen,
dafür die Schuldenbremse lockern.
Für Klimaaktivisten,
die heute wieder auf den Straßen in Deutschland unterwegs waren,
und die grüne Jugend sind die Pläne gut,
aber könnten noch verschärft werden.
Es steckt für den Klima- und Artenschutz
sehr viel in diesem Programm.
Aber: Für eine gute Zukunft für uns alle
sind noch Nachbesserungen notwendig.
Z.B. braucht es einen Stopp für die Neuzulassung von Autos
mit Verbrennungsmotor schon ab 2025.
Wir sind an einem Punkt, an dem wir ganz klar sagen können,
dass zusätzlicher Autobahnbau einfach nicht mehr zeitgemäß ist.
Es geht viel ums Klima, aber nicht nur:
Die Grünen wollen sich als moderne Volkspartei aufstellen, geplant auch
ein bundesweiter Mietendeckel und eine Kindergrundsicherung.
Ein Programm, das die Republik von heute deutlich verändern würde.
Es gibt noch eine andere Partei, die nach den Umfragen hoffen darf,
eine Koalition zu führen.
Ihre Farbe ist nicht grün, Farbe der Hoffnung, sondern schwarz.
Führende Leute der Union sprachen nach der doppelten Wahlniederlage
letzten Sonntag bezeichnenderweise von Weckrufen.
Sie hatte davon geträumt, dass es im Herbst
Regierungsmehrheiten nur unter ihrer Führung geben könne.
Dieser Optimismus ist verflogen.
Solche Stimmungsabstürze bedeuten immer Stress.
Besonders, wenn Richtungs- und Führungsfragen
wie die Kanzlerkanditatur wie offene Wunden wirken.
Und Vermengungen von Geldinteressen und Abgeordnetenpflichten
einen Schatten auf die ganze Organisation werfen.
Da läuft gerade einiges aus dem Ruder.
Winnie Heescher über eine Partei, die mal für ruhiges Regieren stand.
Treffen sich zwei - der eine ist am Kanzleramt abgeschmettert,
hat keinen Termin bei Merkel bekommen
während seiner Stippvisite in Berlin.
Der andere ist Aspirant auf das Kanzleramt.
Armin Laschet begrüßt Sebastian Kurz.
Lieber Armin Laschet, vielen Dank für die Möglichkeit
in dieser beeindruckenden Vertretung von Nordrhein-Westfalen
zu Gast sein zu dürfen.
Die Landesvertretung ist Laschets Mini-Botschaft in Berlin.
Ob er seine Gäste jemals ins Kanzleramt einladen kann,
steht in den Sternen.
Da ist die Partei: Seit seiner Wahl zum Chef war Ruhe in der CDU,
seit dem Wahlsonntag bricht etwas auf.
Ewig-Rivale Merz macht wieder Schlagzeilen.
Ein alter Vorwurf, der Merkel,
aber auch Laschet meint: Führungsversagen.
Vor die Kamera will Merz nicht.
Mit seiner Kritik ist er nicht allein.
Ich gehe stark davon aus, wenn sich nichts ändert,
werden sich die Umfragen im Bund weiter verschlechtern.
Deswegen bin ich über die Ruhe, die Sprachlosigkeit mehr als irritiert.
Wir erleben das auch in unseren internen Sitzungen,
dass sich hinter verschlossenen Türen
der Frust und die Wut breitmacht,
und unsere Basis auf Antworten wartet.
Armin Laschet ist öffentlich weniger ein Ansager,
er werkelt eher hinter den Kulissen.
Das Ansagen hat auch so seine Tücken.
Das wäre mal ein Ziel, dass wir etwas weniger versprechen,
aber etwas mehr halten.
Und dass es dann auch bei einem festgelegten Fahrplan bleibt.
Die Breitseite gilt Merkels Kabinett:
Die Kanzlerin räumt offensichtliche Fehler
beim Pandemie-Management nicht ein,
die Bildungsministerin bleibt in der Krise farblos,
der Wirtschaftsminister kann Geldzusagen nicht einhalten,
der Gesundheitsminister keine Impf- und Testversprechen.
Fast zehn Prozent hat die Union
in Umfragen seit letztem Sommer verloren.
Anziehen will sich das keiner.
Das geht jetzt seit zwölf Monaten.
So etwas hat Deutschland noch nicht erlebt, und das ist das,
worauf wir uns alle fokussieren sollten.
Und nicht auf die Frage von Umfragen.
Hinzu kommt die Masken-Affäre,
die die CSU noch härter trifft als die CDU.
Auch hier gilt: Ansagen müssen Taten folgen.
Es ist jetzt an der Zeit, reinen Tisch zu machen.
Letztes Jahr hat die Union sich in ihren Umfragen gesonnt.
Besonders Angela Merkel und Markus Söder.
Armin Laschet stand dem immer nach.
Die Zeiten haben sich geändert.
Für keinen der drei ist es besser geworden.
Und in der Partei geht die Furcht um: Was, wenn das so bleibt?
Das erste Treffen der Außenminister der USA und Chinas
seit dem Regierungswechsel in Washington war voller Differenzen.
Höchst ungewöhnlich für solch ranghohe Gespräche
lieferten sich beide Seiten scharfe Wortgefechte.
US-Außenminister Blinken kritisierte die Menschenrechtslage
in Bezug auf Hongkong und den Umgang mit den Uiguren.
Außerdem warf er China Cyberangriffe vor.
Dagegen konterte Chinas Außenminister Yang,
die USA hätten ebenfalls Menschenrechtsprobleme
und beanspruchten völlig zu Unrecht, für die ganze Welt zu sprechen.
Auch die Handelskonflikte und Strafzölle waren natürlich Thema,
Valerie Haller, gab es in irgendeinem Punkt eine Annäherung?
Aus dem Weißen Haus heißt es, es gab harte Gespräche,
man werde weiter mit China arbeiten.
Aber das war jetzt mal das erste Treffen.
Da haben beide Seiten ihre Pflöcke in den Boden geschlagen.
Was hinter den Kulissen besprochen wird,
könnte deutlich konstruktiver sein, denn eines ist klar:
China und die USA haben ein Interesse daran,
den Handelskonflikt nicht weiter zu befeuern.
Beide haben unter den Strafzöllen empfindlich gelitten.
Wichtiger Streitpunkt zwischen China und den USA
ist das gigantische amerikanische Handelsdefizit.
Die Chinesen exportieren weit mehr Ware in die USA als umgekehrt.
Wert: über 400 Mrd. Dollar.
Die USA im selben Zeitraum hingegen nur 125 Mrd.
Vergangenes Jahr erreichte das amerikanische Handelsdefizit
sogar einen neuen Rekordwert
trotz der von Trump verhängten Strafzölle gegen China.
Sie abzuschaffen, davon ist bislang nicht die Rede.
Beim DAX hat der Schlagabtausch zur schlechten Stimmung beigetragen.
Er verliert mehr als ein Prozent,
was aber auch an Corona-Sorgen liegen mag.
Die Macht Chinas einzudämmen, ist das erklärte Ziel der USA,
auch unter Biden.
Dafür will er Allianzen bilden
mit asiatischen Verbündeten wie Japan und Indien und mit Europa.
Zum Sport:
In der Fußball-Bundesliga hat die abstiegsgefährdete Arminia Bielefeld
am Abend RB Leipzig zu Gast.
Die Partie ging gerade eben zu Ende.
Gewonnen haben auswärts die Bayern-Verfolger aus Leipzig: 1:0.
Und in der Champions League
stellt das Los FC Bayern vor eine Herausforderung.
Im Viertelfinale trifft der Titelverteidiger am 7. April
auf den Finalgegner des Vorjahrs: Paris Saint-Germain.
Und Borussia Dortmund
bekommt es mit Topfavorit Manchester City zu tun.
Im Halbfinale ist also ein deutsches Duell möglich.
Die deutschen Skirennläufer
haben beim Weltcup im schweizerischen Lenzerheide
den Sieg im Teamwettbewerb nur hauchdünn verpasst.
Im Finale gewannen Andrea Filser und Alexander Schmid ihre Läufe,
jedoch verloren Linus Straßer und Lena Dürr.
Nach vier Duellen hatte es 2:2 gestanden.
In der Laufzeit-Addition war das deutsche Quartett
jedoch 0,22 Sekunden zu langsam.
Gewonnen hat das Team aus Norwegen vor Deutschland
und Österreich auf Platz 3.
In Berlin soll heute Abend einiges Unerwartetes ganz normal laufen.
Das ist nicht langweilig,
sondern eine sensationelle Nachricht in Zeiten der Pandemie.
Kultur und Vergnügen versuchen heute, eingehegt von strengem Testen,
die Rückkehr in das Bunte, Laute, Facettenreiche,
das für Berliner Nächte Alltag sein soll.
Und alles ist wie im wahren Leben, es gibt sogar eine Gegenbewegung,
die sich "Lichter der Großstadt" nennt.
Unser Berufs-Berliner Christhard Läpple
fühlt sich endlich wieder wie zu Hause.
Endlich wieder Theater.
Testweise nur, aber die 350 Karten waren in vier Minuten ausverkauft.
Lange Schlangen vor dem Berliner Ensemble.
Jeder Besucher mit einem erfolgreichen Schnelltest vom Tage.
Im Saal das Stück "Panikherz", das erste seit einem halben Jahr.
Schon vor der ersten Szene ein glücklicher Intendant.
Sie wissen noch, was das ist?
Theater ist mit so rotem Vorhang und Menschen,
die tatsächlich live dort unten sitzen.
"Panikherz" gehört zum Pilotprojekt:
erst testen, dann Platz nehmen.
Neun große Berliner Kultureinrichtungen
wagen ein kleines Stück zurück zur Normalität -
trotz steigender Infektionszahlen.
Egal, endlich Live-Kultur statt Konserven.
Letztlich müssen wir ein bisschen probieren
und wir müssen vorsichtig probieren.
Aber nicht zu probieren, das hielte ich auch für falsch.
Aber auch die vielen kleinen Clubs der Stadt
wollen endlich wieder aufmachen.
Es ist höchste Zeit, meint Holly,
Chefin vom Starken August an der Schönhauser Allee.
Einer von 30 Clubs,
der sich am Abend an einer sym- bolischen Protestaktion beteiligt.
Bars mucken auf.
Seit einem Jahr herrscht Depression mit Desinfektionsmittel
statt voller Bude wie früher.
Es lief sehr gut.
Jeden Freitag und Samstag eigentlich ausreserviert.
Willkommen vor dem Starken August, der Zirkusbar in Prenzlauer Berg.
Hollys Zirkusbar ist legendär.
Ihr Mix aus Menschen, Bier und Burlesque-Shows
war immer rappelvoll, viel Stammpublikum.
Feiern ohne Sperrstunde,
sechs feste Mitarbeiter, dutzende freie Künstler.
Zum Starken August war Herzblut und ihre Existenz.
Die Großen dürfen wieder aufmachen, probeweise.
Wollen die Kleinen das auch?
Natürlich, was für eine Frage, auf jeden Fall.
Wir erst recht, würde ich sagen.
Nach einer symbolischen Öffnungs- stunde ist bei Holly wieder Schluss.
Zeitgleich, in der berühmten Brechtbühne,
begeistert "Panikherz" das Publikum.
Berlin ist wieder da, wenn auch nur mit Schnelltest.
Aber immerhin ein kleiner Lichtblick.
Wir danken Ihnen für Ihr Interesse.
Ihnen noch einen schönen Abend, auf Wiedersehen.
Verreisen ist zz. kompliziert, aber in der Fantasie ganz leicht.
Wir reisen nach Süditalien:
Auf Sizilien und Malta war es wechselhaft.
Dass es in Südeuropa viel milder ist als bei uns,
ist nicht so überraschend.
Viel überraschender ist,
dass es gestern im Osten Islands fast 20 Grad gab.
In der nächsten Zeit wird es dort kühler,
aber diese milde Luft kommt von Nordwesten zu uns.
Das hängt immer noch mit dem Hoch "Margarethe" zusammen,
das morgen Unterstützung von Tief "Otto" bekommt.
Die kleine Warmfront zieht von Nordwesten heran
und morgen Abend kann es an der Nordseeküste auch etwas regnen.
Davor ist es aber noch kalt.
Heute Nacht fällt an den Alpen noch etwas Schnee
und in den östlichen Mittelgebirgen sind noch Schneeschauer unterwegs.
Sonst ist es häufig klar und wird deswegen sehr kalt.
Nach dieser eisigen Nacht bleibt es auch morgen dauerfrostig.
Morgen scheint häufig die Sonne.
Im Norden kommt neuer Regen an, an den Alpen fällt noch etwas Schnee.
Die dichteren Wolken an der Nordsee ziehen am Sonntag Richtung Südosten.
Es wird windig und dann von Tag zu Tag etwas milder.