heute journal vom 19.05.2021 - Rücktritt einer Ministerin - Franziska Giffey zieht die Notbremse
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Einen Ministerrücktritt hat man ja nicht alle Tage.
Zuletzt wurde beim Bundesverkehrsminister
wegen des Maut-Debakels von einigen laut danach gerufen -
es passierte aber nichts.
Politisch gefährlicher als 500-Millionen-Gräber
sind offenkundig Doktorarbeiten.
Deshalb wirft jetzt die Bundesfamilienministerin hin.
Die akademischen Vorwürfe gegen Franziska Giffey
waren zwar nicht so gravierend
wie seinerzeit bei Karl-Theodor zu Guttenberg,
aber es reichte, um sie in peinliche Erklärungsnöte zu bringen,
und die Sache kochte auch immer wieder aufs Neue hoch.
Noch nicht abzusehen ist, ob der Abgang aus dem Bundeskabinett
für ihren Berliner Wahlkampf hilfreich sein wird.
Regierende Bürgermeisterin möchte Giffey dort nämlich
nach wie vor werden.
Klaus Brodbeck berichtet.
Zufälle gibt es - gestern, Franziska Giffeys letztes Interview im Amt.
Und die Frage: Was wäre, wenn, wenn sie sich denn etwas wünschen dürfte?
Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es,
dass unser beschlossener Rechtsanspruch
auf Ganztag in der Grundschule nicht erst 2026 startet,
sondern schon früher.
Giffey wie immer: sachlich, fröhlich - sah so aus.
Keine 22 Stunden später: Rücktritt.
Und eine SPD, die viel Prominenz auffährt,
um zwar zu bedauern, aber auch zu versichern,
dass das weder Franziska Giffey noch der Partei schaden solle.
Sie hat Großes für die Menschen in Deutschland geleistet.
Sie hat für Kinder, für Familien, für ältere Menschen
vieles im Kabinett geschaffen.
Deshalb möchte ich an dieser Stelle
nochmal verweisen auf das Corona-Aufholpaket,
eine der politischen Leistungen von Franziska Giffey,
mit der sie hart dafür gesorgt hat,
dass die jungen Leute in diesem Land nicht vergessen werden.
Danke an Franziska Giffey.
Sie ist gradlinig, sie steht für Konsequenz
und hat jetzt eine klare Entscheidung getroffen.
Das ist etwas, was viele andere nicht getan haben.
Die haben geschwurbelt in solchen schwierigen Situationen.
Das ist die Doktorarbeit, 2019 bereits von der Uni gerügt.
Den Titel durfte Giffey damals behalten.
Das aber könnte nach erneuter Überprüfung anders ausgehen.
Giffey reagiert darauf und auch die SPD,
die schnell die Nachfolge klärt.
Die Justizministerin wird bis zur Wahl auch Familienministerin.
Wir haben immense soziale und psychische Folgen
der Corona-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen.
Da muss das Familienministerium jetzt handlungsfähig sein.
Da reicht es nicht, auf eine Vertreterlösung zu gehen.
Mann kann ein solch wichtiges Ministerium
nicht mit einem quasi ministeriablen Hilfsbremser besetzen.
Das ist eine Missachtung der Familien,
der wir entschieden widersprechen müssen.
Koalitionspartner und Kanzlerin aber haben bereits zugestimmt.
Merkel hätte Giffey womöglich lieber gehalten,
ihr Abschied alles andere als nur Routine.
Ich nehme diese Entscheidung mit großem Respekt,
aber auch mit ebenso großem Bedauern entgegen.
Ich habe mit Franziska Giffey in den vergangenen Jahren
sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet.
Ich wünsche ihr für die kommende Zeit alles Gute.
Vielleicht ja auch dafür: Regierende Bürgermeisterin
von Berlin will Giffey weiterhin werden.
Sie geht, um wiederzukommen.
Die SPD hofft auf ihr Comeback.
Oma Krawuttke oder Opa Ernst aus Berlin,
wissen Sie, was die sagen?
"Das ist ordentlich, dass sie bei ihrem Wort bleibt,
dass sie zu ihrem Wort steht, hat man nicht oft in der Politik."
Ihren Rücktritt hatte Giffey früh versprochen,
sollte die Uni gegen sie entscheiden.
Den Zeitpunkt heute hat sie gewählt, Zufall ist das nicht.
Sowohl Israel als auch die Hamas dementieren Berichte
über eine bevorstehende Waffenruhe.
Doch man darf davon ausgehen,
dass hinter den Kulissen durchaus schon sondiert wird.
Für morgen plant der deutsche Außenminister eine Reise
nach Israel und Ramallah.
Das würde er mutmaßlich nicht tun, wenn er damit rechnen müsste,
sich dort nur brüske Abfuhren einzuhandeln.
Derweil hat der Deutsche Bundestag
heute über den Antisemitismus hierzulande debattiert.
Er ist durch die aktuellen Kämpfe wieder besonders sichtbar geworden,
nicht nur in arabischen oder türkischen Communitys.
Israel-Kritik ist auch für urdeutsche Ressentiments
seit je her ein beliebtes Vehikel.
Patricia Wiedemeyer berichtet.
Anders als am Wochenende verlief die Pro-Palästina-Demonstration
in Berlin heute Abend friedlich.
Mehrere hundert Teilnehmer zogen vom Alexanderplatz
zum Brandenburger Tor.
Die Eskalation im Nahostkonflikt
und die judenfeindlichen Übergriffe in Deutschland -
die Themen prägten den Tag.
Deutliche Worte schon am frühen Morgen
vom Präsidenten der Deutsch- Israelischen Gesellschaft:
Der israelbezogene Antisemitismus sei viel zu lange ignoriert
und kleingeredet worden.
Wir haben nicht fünf vor, sondern zehn nach zwölf.
Es muss gehandelt werden, bevor das Jahr 2021 auf den Stolpersteinen
in deutschen Städten steht.
Anschließend im Bundestag gleich zwei Debatten.
Fast alle Redner verurteilten
den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland.
Heftig widersprochen wurde der AfD, die v.a. muslimische Einwanderer
dafür verantwortlich macht.
Sie wollen einfach nicht wahrhaben, dass jetzt die Lunte hochgeht,
die Sie gelegt haben.
Mit Ihrer Einwanderungspolitik haben Sie
Judenhass aus dem Nahen Osten nach Deutschland importiert.
Die böse Fratze des Antisemitismus zeigt sich überall
in dieser Gesellschaft, auf Schulhöfen, im Internet,
auf sog. Querdenker-Demos und in manchen universitären Seminaren.
Die Vorbehalte, die abgrund- tiefe Verachtung, die Israel,
die Menschen jüdischen Glaubens immer noch entgegenschlägt,
ist einfach nur widerlich.
Die zweite Debatte zum Thema dann, zum Nahostkonflikt:
hochrangig besetzt.
Es war die Kanzlerin, die 2008 die Sicherheit Israels
zur Staatsräson erklärt hatte.
Der Außenminister stellt wie viele Redner nach ihm klar,
Deutschland stehe ohne Wenn und Aber an der Seite Israels.
Wir verurteilen diese Angriffe auf das Allerschärfste.
Sie sind durch nichts zu rechtfertigen.
Deshalb hat Israel das Recht und die Pflicht,
seine Bevölkerung dagegen zu schützen.
Das bedeutet, dass wir uns an der Seite Israels positionieren,
dass wir sie unterstützen
und dass dazu auch Rüstungskooperation gehört.
Auch die SPD ist dafür, Rüstungsgüter an Israel zu liefern.
Für Kritik und Häme sorgt jedoch, dass Parteichef Walter-Borjans dabei
ein Stück deutsche Mitsprache verlangt hat.
Willy Brandt ist im Gedenken an den Horror des Warschauer Ghettos
auf die Knie gefallen, jetzt, wo Raketen auf Israel niedergehen,
ist Norbert Walter-Borjans dem jüdischen Staat
in den Rücken gefallen.
Ich hoffe nur, dass man in Israel gar nicht so genau weiß,
wer Walter-Borjans ist
und dass es deswegen nicht zu einer Verstimmung der Beziehung kommt.
Statt an Kriegen zu verdienen, sollte die Bundesregierung
gerade wegen unserer historischen deutschen Verantwortung
einen Beitrag zur Lösung des Nahostkonflikts leisten.
Die Ankündigung, Außenminister Maas fliege nach Israel,
fahre nach Jerusalem und Ramallah, folgte prompt.
Einer seiner Vorgänger im Amt
sieht den deutschen Vermittlungs- versuch skeptisch,
das würden doch schon EU und USA machen.
Ob daneben noch eigene Vermittlungsbemühungen
einzelner Nationalstaaten stattfinden sollte,
da habe ich meine Zweifel.
Heiko Maas wird das jedoch nicht davon abhalten,
sich auf den Weg zu machen, und zwar noch heute Nacht.
Bundesinnenminister Seehofer hat heute drei Vereine verboten,
die in Deutschland Geld für die Hisbollah gesammelt haben sollen.
Jene Hisbollah, die Israel vom Libanon aus bedroht
und noch besser ausgerüstet ist als die Hamas in Gaza.
Beide israelfeindlichen Terrororganisationen
haben dabei machtvolle Unterstützer, allen voran Iran.
Die Hamas kann sich außerdem auf die Türkei verlassen.
Und als einer ihrer wichtigsten Geldgeber gilt Katar,
das Wüstenemirat, in dem wir unsere nächste Fußball-WM abhalten
und deutsche Vereine gerne ihr Wintertraining absolvieren.
Die Hamas profitiert indirekt
aber auch von internationalen Hilfsorganisationen,
die die Not der Menschen im Gazastreifen lindern wollen.
Eine andere Frage ist, woher sie ihr Waffenarsenal bezieht
und wie all die Waffen in den Gazastreifen geschmuggelt werden.
Dazu Kamran Safiarian.
Auch heute schlagen sie wieder ein: Raketen der Hamas in Israel.
Hier in Aschdod können sich die Menschen gerade noch
in Schutzbunker retten.
Es gibt Verletzte.
Bis zu 4.000 Raketen hat die Terrororganisation Hamas
seit Beginn der Kämpfe abgefeuert.
Experten wissen: Das Raketen- arsenal der Hamas ist enorm.
Schätzungen gehen davon aus,
dass die Hamas 10.000 bis 30.000 Raketen im Gazastreifen besitzt,
zusammen mit dem palästinensisch- islamischen Dschihad.
Die meisten dieser Raketen sind lokal produziert.
Beide Gruppierungen haben es ge- schafft, innerhalb der letzten Jahre
eine eigene Raketenindustrie aufzubauen,
mit tatkräftiger Unterstützung aus dem Iran, was Technologie angeht.
Vor allem mit Irans Know-how also
baut die Hamas Raketen in Eigenregie.
Bilder aus einer "Al Jazeera"- Dokumentation sollen zeigen:
Die Hamas nutzt dazu Blindgänger israelischer Waffen
aus vergangenen Kriegen, aber auch primitive Wasserrohre.
Spezialtaucher der Hamas holen Waffen
aus vor dem Gazastreifen gesunkenen Schiffen oder Fischerbooten
mit Schmugglerware, das bestätigen Experten.
Es gibt verschiedene Quellen, der Iran ist auf jeden Fall
die Hauptquelle für Waffen, wie auch Waffenkomponenten,
die Gaza erreichen.
Es gibt kleinere Lieferungen aus Syrien, teils aus Nordkorea,
auch aus Libyen.
Für den Schmuggel der Waffen nach Gaza selbst gibt es zwei Routen.
Die erste sind illegale Tunnel zwischen Gaza und Ägypten.
Die zweite ist der Seeweg.
Da gibt es Berichte, dass Männer der Hamas Waffen von Schiffen
vor der Küste von Gaza nach Gaza selber transportieren.
Doch durch die weitgehende Abriegelung des Gazastreifens
durch Israel wird das immer schwieriger.
Das Raketenarsenal der Hamas umfasst inzwischen Kassam-Raketen
mit einer Reichweite von bis zu 10 km,
iranische Fajr-Raketen mit Reichweiten von bis zu 75 km.
Eigenproduzierte Ayyash-Raketen können mit 250 km
ganz Israel erreichen.
Die Hamas schafft es immer wieder, viele Abschussrampen zu verstecken
und über kilometerlange Tunnel zu beladen.
Wieso schafft es Israel nicht,
die Raketen aufzuspüren und zu zerstören?
Einige Raketen sind in zivilen Einrichtungen versteckt,
in Schulen, Krankenhäusern, Moscheen und Häusern,
in denen Zivilisten leben.
Wenn wir die Raketen vorher zerstören wollen,
laufen wir Gefahr, Kollateralschäden zu erzeugen.
Denn dann werden viele Zivilisten getötet.
Und so schießt die Hamas weiter Raketen in Richtung Israel.
Und Israel antwortet - bis zu einem Waffenstillstand.
Zur Lage im Nahen Osten gibt es nachher im heute journal up:date
noch ein Gespräch mit dem Sicherheitsexperten Markus Kaim
von der Stiftung Wissenschaft und Politik.
Jetzt gibt's erst mal
andere Nachrichten des Tages von Gundula Gause.
In der spanischen Exklave Ceuta an der nordafrikanischen Küste
sind weitere Migranten schwimmend über das Mittelmeer angekommen.
Von den insgesamt etwa 8.000 Menschen
wurden inzwischen 5.600 wieder nach Marokko abgeschoben.
Spanien hatte weitere 250 Sicherheitskräfte
nach Ceuta geschickt, die die Migranten umgehend
an die Grenze nach Marokko zurückbringen.
Spanische Sozialdienste kümmern sich
um unbegleitete Kinder und Jugendliche.
Der mögliche Verzicht der US-Regierung auf Sanktionen
gegen die Betreibergesellschaft der Ostsee-Pipeline Nord Stream 2
ist in Berlin und Moskau begrüßt worden.
Das umstrittene Projekt
belastet die deutsch-amerikanischen Beziehungen seit Jahren.
Die Erdgaspipeline führt von St. Petersburg nach Lubmin
in Mecklenburg-Vorpommern und ist fast fertiggestellt.
Washington ist strikt gegen die 1.200 Kilometer lange Verbindung.
Sie diene Russlands geostrategischen Interessen
und Europa würde noch abhängiger von russischem Erdgas.
Der Corona-Impfkampagne in Deutschland
ist immer noch vom Mangel geprägt:
Zwar sind mittlerweile gut 38 % einmal und fast 12 % voll geimpft,
aber im Vergleich zur letzten Woche
ist die Zahl der täglichen Impfungen wieder gesunken.
In vielen Praxen können wegen des Impfstoffmangels
nur noch Zweitimpfungen vorgenommen werden.
Die große Nachfrage von Impfwilligen
und der hohe Bürokratieaufwand führen dazu,
dass zahlreiche Hausärzte erwägen würden,
sich vom Impfsystem abzumelden, solange zu wenig Impfstoff da ist.
Die Zahl der täglichen Corona-Ansteckungen
geht unterdessen weiter zurück.
Nur noch in Thüringen liegt die Inzidenz über 100.
Das Robert Koch-Institut registrierte 11.040 Neuinfektionen
innerhalb von 24 Stunden.
Das sind 3.869 weniger als vergangenen Mittwoch.
Es gibt 284 weitere Todesfälle in Verbindung mit Covid-19.
Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt erneut, auf 72,8.
Die sinkenden Zahlen erlauben es,
dass vielerorts Corona-Maßnahmen gelockert werden.
Museumsbesuche sind in vielen Städten wieder möglich.
Am Wochenende öffnet z.B. in Hamburg und Berlin die Außengastronomie.
In Schleswig-Holstein sind Übernachtungen wieder erlaubt.
Auch in Frankreich wird gelockert.
Ein Mittagessen auf der Terrasse des "Les Deux Magots" ist wieder möglich,
genauso wie ein Besuch der Mona Lisa.
Nach sechs Monaten öffnete heute der Louvre erstmals wieder.
Und auch unsere Nachbarn in Österreich freuen sich
über ein Stück Rückkehr zur Normalität.
Auf Social Media wurden heute
zig Fotos aus Wiener Kaffeehäusern geteilt -
der lang vermisste Mokka als Event.
Aber natürlich geht's dabei nicht nur um die Rückeroberung
der einheimischen Alltagskultur.
Österreich hofft v.a. auf die baldige Rückkehr der Touristen.
Die Branche ist für das Land ja ein sehr wichtiger Wirtschaftszweig.
Der Sommer soll jetzt retten, was im Winter verloren ging.
Britta Hilpert berichtet.
Die Lebensfreude ist zurück in Österreich.
Denn zurück ist die Melange auf der Terrasse, die Gastronomie,
das gute Leben mit Freunden und Wein.
Das ist einfach ein Befreiungsgefühl,
bisschen nach Leuten Ausschau halten,
wieder das normale Leben genießen.
Glücksgefühle, fast wie verliebt sein.
Keine Lebensfreude ohne Immunitätsnachweis.
Genesen, geimpft oder getestet muss man sein.
Ein Test hat nur begrenzte Haltbarkeit.
Zur Gastlichkeit gehört,
dass Wirte selbst Tests anbieten und Gäste sie ohne Maulen machen.
Wir hatten anfangs Bedenken mit den PCR-Test-Kontrollen,
hat sich alles in Luft aufgelöst.
Es ist super angenehm zum Arbeiten heute.
Der Lebensunterhalt ist auch zurück in Österreich,
für Hoteliers wie Wolfgang Kostenzer.
Seine deutschen Gäste können nun endlich einreisen,
ohne Quarantänepflicht, aber genesen, getestet oder geimpft.
In Österreich fiel die Wintersaison aus.
Sie hoffen, dass der Sommer vieles wett macht.
Größtes Pfund in der Pandemie: die Nähe.
Man kann auf die Stunde, sollte man irgendwie ein Problem haben,
wieder nach Hause reisen.
Diese Sicherheit ist den Menschen heute sehr wichtig
und alle wollen jetzt hinaus.
Hinaus in die gute alte österreichische Sommerfrische -
die lockte schon mehrere Kaiser her.
Bis in die 70er bestimmen die Strandbäder vom Wörthersee
oder das mondäne Kurleben von Bad Gastein
Österreichs Urlaubsimage.
Doch dann flog man im Sommer lieber weiter weg
und Skifahren wurde Massensport
und damit zum Synonym für Österreich-Urlaub.
Nun aber zerstört Corona die Skisaison,
36 % Minus bei Übernachtungen.
Der Sommer hatte die Bilanz noch gerettet.
In der Pandemie lernen Deutsche Altbewährtes wieder schätzen,
hoffen Touristiker.
Es ist nah, es ist bequem.
Wir schauen uns jetzt wieder mal an: Was gibt es denn da zu entdecken?
Die alte österreichische Sommerfrische kommt zurück.
Der Tag heute ist ein Lichtblick in einem Jahr,
das aber trotzdem dunkel bleibt: Ohne Wintersaison,
ohne asiatische und amerikanische Gäste
haben es viele Hoteliers schwer, allen deutschen Gästen zum Trotz.
Corona und Wirtschaft -
damit geht's jetzt auch bei Gundula noch mal weiter.
Die Pandemie hat auch die Luftfahrtbranche
in eine tiefe Krise gestürzt:
Einige Fluglinien erhielten staatliche Hilfen, andere nicht.
Dagegen hat Billigflieger Ryanair geklagt und vorläufig Recht bekommen:
Beschlüsse der EU-Kommission über Staatshilfen sind demnach nichtig.
Frank Bethmann, welche Folgen hätte denn der Rechtsspruch
für die betroffenen Fluglinien und ihre Kunden?
Gravierende, denn man muss wissen:
Noch nie gab es einen solchen Konkurrenzkampf unter den Airlines.
Und wer jetzt wie am besten aus den Startlöchern kommt,
ist selbstverständlich auch davon abhängig,
wer wie vom Staat unterstützt wurde.
Ryanair hat zwar in der größten Not auch einen günstigen Kredit bekommen,
ist aber gegen direkte staatliche Subventionen.
Die würden zu unfairem Wettbewerb führen.
Deswegen klagen die Iren
gegen zahlreiche europäische Fluggesellschaften,
die zusammen 30 Milliarden Euro an Staatshilfen bekommen haben.
Auch gegen die Lufthansa, die 9 Mrd. Euro genehmigt bekommen hat.
Im Fall der niederländischen KLM und der portugiesischen TAB
haben die europäischen Richter heute gesagt, diese Rettungshilfen
seien nicht gut genug begründet gewesen und gaben Ryanair recht,
zunächst einmal.
In anderen Fällen haben sie aber auch schon anders entschieden.
Während die Staatshilfen also weiterhin umstritten bleiben,
versuchen die Airlines jetzt wieder durchzustarten.
Lufthansa und Eurowings haben über 100 Urlaubsziele im Flugplan,
so viel wie noch nie.
Und Ryanair wirbt mit 250 Verbindungen
von zehn deutschen Abflugorten, die ab sofort buchbar seien.
Zwei Beispiele, die zeigen, es geht um Marktanteile
und um Kampfpreise.
Ryanair-Chef O'Leary versprach schon mal:
In diesem Sommer würden die Ticketpreise
unter dem Vor-Corona-Niveau liegen.
Heute entschied das EU-Gericht
noch einen weiteren Fall der Luftfahrtbranche:
Die millionenschweren Beihilfen für den Flughafen Frankfurt-Hahn
sind demnach rechtswidrig.
In dem Fall ging es um Betriebsverluste
von bis zu 25 Mio. Euro, die das Land Rheinland-Pfalz decken wollte.
Die Lufthansa, die den Flughafen Hahn nicht nutzt,
sah darin eine Wettbewerbsverzerrung und klagte.
Platzhirsch auf dem Hahn im Hunsrück ist Ryanair.
Gleich zu den Fußball-EM-Plänen von Bundestrainer Löw,
zunächst die Gewinnzahlen vom Lotto am Mittwoch:
Joachim Löw hat seinen Kader für die EM vorgestellt,
seinen letzten Titel-Angriff.
Dabei setzt er auch auf ausgemusterte Routiniers
wie Thomas Müller und Mats Hummels.
Nils Kaben über eine einmalige Rückholaktion und ihre Perspektiven.
Zum Abschied will Joachim Löw auf niemanden mehr Rücksicht nehmen,
alles dem Erfolg unterordnen.
Wir wollen eine Mannschaft, die vor Ehrgeiz und Energie sprüht,
die auch das Gefühl den Fans vermittelt,
dass da eine Einheit aufm Platz steht.
In der Abwehr ist Freiburgs Christian Günter,
oben links neben Mats Hummels,
die Überraschung für die Bank, der Dortmunder die für die Startelf.
Wir haben diese Entscheidung so getroffen aus absoluter Überzeugung,
weil der Mats ein Spieler ist, der in der Abwehr auf andere Spieler
einen sehr guten Einfluss hat, der in der Organisation gut ist
und der auch Turniererfahrung mitbringt.
Offensiv ist neben Müller auch Kevin Volland
vom AS Monaco wieder dabei.
16 Saisontore haben Löw überzeugt.
Joachim Löw ist mit diesem Kader über seinen Schatten gesprungen,
ist zum klaren Leistungsprinzip zurückgekehrt.
Müller und Hummels sind zurück, weil sie sportlich überzeugt haben.
Draxler, Brandt, Tah sind draußen,
weil sie eben das genau nicht vermochten.
Diese Mannschaft soll in genau 27 Tagen
gegen den Weltmeister Frankreich anfangen,
die Herzen der Fans zurückzuerobern.
"Ein Mann kommt nach Deutschland.
Er war lange weg, der Mann, sehr lange.
Vielleicht zu lange.
Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging."
So beginnt eines der berühmtesten deutschen Hörspiele:
"Draußen vor der Tür".
Wolfgang Borchert schrieb dabei auch über sich selbst.
Als einer aus der Kriegsgeneration, junge Männer,
die traumatisiert nach Hause kommen.
Junge Frauen, denen diese Männer oft fremd geworden waren.
Man traf sich wieder in einer Trümmerwüste.
"Da standen sie dann auf den Balkonen des Lebens -
hinabgebeugt und lauschten, ob sie vergebens,
vergebens von den Eltern gezeugt".
Auch das ein Zitat - nicht von Borchert,
sondern von Wolfgang Bächler.
Beide gehörten zu jener Schriftstellergeneration,
die sich in den Nachkriegsjahren wechselseitig beeinflusste
und später in der "Gruppe 47" zusammenschloss.
Borchert blieb dafür nicht mehr viel Zeit,
er starb mit gerade mal 26 Jahren.
Heute wäre er 100 geworden.
Christhard Läpple erinnert an diesen großen jungen Mann.
Mai '45: Mit letzter Kraft schleppt sich Wolfgang Borchert
über 600 km zu Fuß von Frankfurt am Main nach Hamburg an der Elbe.
Seine Vaterstadt ist eine Trümmerwüste.
Der 24-Jährige ist erschöpft, aber glücklich.
Er konnte der US-Gefangenschaft entkommen.
Der junge Schriftsteller steckt voller Tatendrang.
Die Welt soll wissen, was geschehen ist.
Er wollte wirklich aufrütteln, und ich denke, er hatte diese Kraft,
diesen ungeheuren Furor, weil er dachte: Wir werden nicht gehört.
Wir, die aus dem Krieg kommen, wir jungen Leute sind Außenseiter.
Borchert ist abgemagert und schwerkrank.
Er hat sich in Russland beide Füße erfroren
und war an Fleckfieber erkrankt.
Wie besessen schreibt er gegen die Fieberschübe an.
50 Stücke in nicht einmal zwei Jahren.
In acht Tagen entsteht "Draußen vor der Tür".
Borchert gibt seinem Werk folgenden Untertitel:
Doch die Geschichte vom Scheitern des Kriegsheimkehrers Beckmann
schlägt ein wie eine Bombe.
Borchert selbst kann die Radio-Premiere
in seinem Krankenlager nicht hören, in seinem Viertel ist Stromsperre.
Da spricht einer das aus, was wir denken, was wir selber fühlen.
Wenn wir heute da drauf gucken und auch feststellen:
Ah, so war das, so haben auch damals
die Verdrängungsmechanismen funktioniert,
so ist man damals mit der Verwüstung des Zweiten Weltkriegs umgegangen.
In diesem Haus in Hamburg-Eppendorf ist der Sohn eines Lehrers
und einer Heimat-Schriftstellerin aufgewachsen.
Ihm zu Ehren gibt es heute frische Blumen und eine Gedenktafel.
Bereits als 15-Jähriger verfasst Borchert Gedichte.
Schauspielerei ist sein Traum.
Doch nach zwei Monaten bei einer Wanderbühne
muss er als Panzergrenadier an die Front.
In Russland wird er an der Hand verletzt
und wegen Selbstverstümmelung angeklagt.
Krieg kennt kein Pardon.
Er war nicht angepasst, er hatte dieses Theatralische.
Er war Schauspieler.
Er war jemand, der auch was Komödiantisches in sich hatte.
Während eines Lazarettaufenthalts parodiert er im November '43
Propagandaminister Goebbels - Motto: Lügen haben kurze Beine.
Der Aufmüpfige muss wegen Wehrkraftzersetzung
für neun Monate in das Gefängnis Berlin-Moabit.
Das kurze Leben des genialen Zeitzeugen
ist bald in Hamburg in der Borchert-Box zu sehen.
Immer wieder begegnet uns die Frage seines Helden Beckmanns:
Es lohnt, ihn wieder zu entdecken, es lohnt auch die zarten Seiten,
die Gedichte sich noch einmal anzugucken,
jenseits des berühmten Theaterstückes.
Da ist eine Wiederentdeckung, die auf uns wartet.
Wolfgang Borchert blieb ein Leben lang "draußen vor Tür".
Er starb in Basel,
einen Tag vor der Uraufführung in den Hamburger Kammerspielen.
Er wurde nur 26 Jahre alt.
Sein Weckruf aber ging von Hamburg aus um die ganze Welt.
Das war's von uns - gleich folgt das auslandsjournal.
Heute unter anderem mit einem Bericht
über russische Desinformationskampagnen:
Ein Ex-KGB-Mann packt aus.
Um kurz nach halb eins meldet sich Nazan Gökdemir
mit unserem heute journal up:date.
Wir melden uns morgen wieder, auf Wiedersehen.
Sehr lange war es sehr wechselhaft und kühl.
Das wird sich morgen vorübergehend ändern,
denn da kommt das Zwischenhoch "Vesna" heran.
Allerdings ist es wirklich nur ein Zwischenhoch,
denn sehr bald kommt das nächste Tief hinterher.
Das Sturmtief "Marco" erreicht morgen bereits Großbritannien.
Heute Nacht gibt es noch einige Schauer.
Im äußersten Osten ist es auch mal klar.
Das Wetter ist morgen dreigeteilt.
Zwischen Berlin, Brandenburg und dem Alpenrand
gibt es immer noch kräftige Schauer, z.T. auch Gewitter.
Dann macht sich das Zwischenhoch "Vesna" bemerkbar:
Von den Küsten bis zum Oberrhein scheint häufig die Sonne.
Nur im äußersten Nordwesten gibt es einige Schauer
und nachmittags werden die Wolken von Westen auch wieder dichter.
Es geht sehr wechselhaft weiter.
V.a. am Samstag gibt es stürmische Böen an der Nordseeküste.
Wie geht es nach Pfingsten weiter?
Hier ist der Trend für Schwerin:
Die Temperaturen steigen nach Pfingsten langsam über 15 Grad
und es wird trockener.
In Karlsruhe kann es zum meteorologischen Sommerbeginn
am 1. Juni sogar Temperaturen über 20 Grad geben.