heute journal vom 23.09.2021 - Neueste Zahlen, Fakten, Tendenzen; Schlussrunde der Spitzenkandidaten - Zusammenfassung
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das heute journal mit Gundula Gause und Claus Kleber.
Guten Abend.
Der Wahlkampf ist auf der Zielgeraden
und noch nicht entschieden, die Zeit ist knapp geworden.
Die Abstände zwischen den Bewerbern sind es aber auch.
Eine Situation,
in der auch Kleinigkeiten die Lage grundlegend verändern können.
Zum Beispiel: in einer Debatte, bei der Millionen zuschauen.
Wie gerade eben.
Was war da die Ausgangslage?
Die Forschungsgruppe Wahlen hat das im ZDF-Auftrag
noch bis in den Abend hinein gemessen und ausgewertet.
In einem letzten Politbarometer vor dieser spannendsten Wahl
seit langer Zeit.
Matthias Fornoff, welche Stimmung haben die Demoskopen
in den letzten drei Tagen bis heute Abend vorgefunden?
Die letzte Umfrage vor der Wahl
zeigt viel Stabilität im Vergleich zur Vorwoche:
Der Vorsprung der SPD auf die Union verkleinert sich aber etwas.
Wenn heute schon Bundestagswahl wäre, kämen CDU/CSU auf 23 %, plus 1.
Die SPD weiter auf 25 %.
AfD 10 %, minus 1.
FDP 11 %.
Linke 6 % und Grüne 16,5 %, plus ein halber Punkt.
Die Freien Wähler bei 3 %.
Ab 3 % werden kleinere Parteien mit dargestellt.
Die Reihenfolge der Parteien, die wir gerade gesehen haben,
ergibt sich übrigens aus dem Ergebnis der letzten Bundestagswahl.
Als einziges Zweierbündnis hätte eine Koalition aus SPD und Union
jetzt eine knappe Mehrheit.
Reichen würde es für eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP,
eine Regierung aus Union, Grünen und FDP und auch für Rot-Grün-Rot.
Von den Parteien zu den Personen:
Die Wahl wird am Ende auch entscheiden,
wer ins Kanzleramt zieht.
Wie haben sich die Sympathien dazu entwickelt?
Der Vorsprung von Olaf Scholz bleibt deutlich.
Das sehen wir in dieser Grafik.
Armin Laschet halten 67 % der Befragten nicht für geeignet
als Kanzler.
Umgekehrt trauen das 64 % Olaf Scholz zu.
Annalena Baerbock halten 69 % nicht für geeignet.
Bei diesen Werten überrascht es dann nicht,
wen die Deutschen am liebsten als Bundeskanzler oder -kanzlerin hätten.
47 % wollen Scholz im Kanzleramt sehen mit großem Abstand
vor Laschet, 20 %, und Baerbock, 16 %.
In rund 68 Stunden schließen die Wahllokale.
Kann man erkennen, wie festgelegt die Wähler*innen jetzt sind?
Die Wahlberechtigten haben noch drei Tage Zeit,
aus ihrer Wahlabsicht, und nur danach kann die Forschungsgruppe Wahlen
ja fragen, eine Wahlentscheidung zu machen.
Da kann also noch einiges passieren - natürlich nicht mehr bei denen,
die schon Briefwahl gemacht haben und dieser Anteil wird deutlich steigen.
Ein Drittel der Befragten ist sich auch noch gar nicht sicher,
ob und wenn dann, wen sie wählen wollen.
Dazu kommt, dass es immer weniger feste Bindungen
an eine bestimmte Partei gibt,
das macht es den Meinungsforschern schwerer.
Und, auch das muss man klar sagen,
es gibt immer statistische Fehlerbereiche bei Umfragen.
Diese Umfrage, die wir gerade gesehen haben,
ist repräsentativ für die wahlberech- tigte Bevölkerung in Deutschland.
Aber sie ist aus den genannten Gründen keine Prognose
für das tatsächliche Wahlergebnis am Sonntag.
Diese Zahlen kannten die Sieben in der Schlussrunde vorhin nicht.
Aber sie hatten sich ja nicht groß verändert in den letzten Tagen.
Sie wussten also alle, was sie vor sich hatten.
Sehr wahrscheinlich die letzte Chance, die Dinge in diesem Wahlkampf
nochmal in ihrem Sinne vor Millionen zu erklären.
Daniel Pontzen hat aus den letzten 1,5 Stunden
besondere Augenblicke herausgeholt.
Vielleicht gab es nie so viel Anspannung
und so viel politische Ambition pro Quadratmeter
Fernsehstudio wie heute Abend.
Es ging ja um vieles: um Sieg, um Platz,
um die Vermeidung von Wahldebakeln, oder: um all dies zugleich.
Nicht zuletzt ging es auch um Unterstützung.
Die Ausgangslage also delikat.
Ein Maskenverweigerer erschießt einen jungen Kassierer
in einer Tankstelle, weil der ihn auf die Corona-Vorschriften
hingewiesen hatte.
Dass auf Hass auch Taten folgen, wurde das unterschätzt?
Die gesellschaftliche Sorge die sich mit diesem Anschlag verbindet, dass
die Tonlage immer rauer wird, ist etwas, das wir bekämpfen müssen.
Die SPD hier beim Thema Online- durchsuchung bisher gespalten.
Wie würde ein Kanzler Scholz entscheiden?
Es sind ja mehrere Gesetze für mehrere Sicherheitsbehörden.
Für die meisten ist es durchgekommen, für die eine nicht.
Ich selbst hätte es gut gefunden, wenn das Gesetz, das die
Bundesregierung auf den Weg gebracht hat, auch was geworden wäre.
Eine Distanzierung von der Querdenker-Szene hält die AfD
auch jetzt nicht für nötig.
Ich halte grundsätzlich nichts von einer Stigmatisierung
einer Protestbewegung,
die sich in großen Teilen aus Grünen und SPD-Wählern zusammensetzt.
Es ist keine Haltungsfrage, es steht klar im Grundgesetz, was Aufgabe
von Staatlichkeit ist.
Dass ein letztes Mittel auch dem Staat zur Verfügung steht.
Wir brauchen den Mietendeckel, den fordern wir als Linke bundesweit.
Kategorisch dagegen: die FDP, ebenso beim Thema Steuern,
gegen das Aufweichen der Schuldenbremse.
Das ist nicht ratsam in der aktuellen Situation.
Wir haben in Deutschland ein hohes Defizit.
Ich bin in Sorge, dass unsere Europäische Zentralbank gehindert
sein könnte, gegen die Inflation zu arbeiten.
Zustimmung dazu von der CSU.
Steuersenkungen statt Steuererhöhungen.
Ich möchte dafür sorgen, dass wir zu einer gemeinsamen europäischen
Chinapolitik kommen.
Ich rate ab, vor allem im Fall von China, mit einer Keule
darüber zu kommen.
China ist viel zu wichtig geworden und wird auch noch viel wichtiger.
Wir haben das Desaster von Afghanistan gerade erlebt:
20 Jahre Krieg, 100.000 zivile To- te, jetzt sind die Taliban wieder da
Deshalb ist die Aufgabe Deutschlands durch Spitzentechnologie eine
freie Lebensweise und Wirtschaft mit Klimaschutz zu verbinden.
Ich teile dieses Verzichtsgefühl nicht.
Es ging hoch her zeitweise.
Wir haben einen Experten für politische Kommunikation gebeten,
diese 1,5 Stunden mit uns gemeinsam zu verfolgen.
In Österreich kennt ihn praktisch jeder.
Hier stellt man ihn besser vor: Prof. Peter Filzmaier
ist der Politikerklärer schlechthin bei unseren Nachbarn,
in der anderen deutschsprachigen Bundesrepublik.
Guten Abend. Guten Abend.
Haben Sie Augenblicke gesehen, die Wirkung haben könnten?
Angesichts der Tatsache, dass wir im Politbarometer gehört haben, dass
bis zu ein Drittel unentschlossen ist,
war aus meiner Sicht überraschend wenig Bewegung drin.
Es war eher "Schlafkampf" als "Wahlkampf".
Niemand hatte die Rolle des Angreifers.
Olaf Scholz will sich betont unauffällig verhalten.
Aber auch Armin Laschet hat nur vereinzelt beim Thema Wohnen
angegriffen.
Ist auch schwierig, wenn CDU und SPD gemeinsam regieren.
Die Oppositionsparteien: Da stellt sich der Verdacht,
dass man ein Hintertürchen für Koalitionen offenlassen wollten.
Man hat das Gefühl, in dramatischen Zeiten zu leben.
Warum ist es so schwierig, einen Wahlkampf mit harten Kanten
und mit Feuer hinzubekommen?
Das ist auch ein selbst gemachtes Problem.
Die wirklich große Zukunftserzählung fehlt.
Man hat den Eindruck, Armin Laschet glaubt, er kann das Kanzlererbe
als eine Art Erbpacht antreten, das funktioniert aber nicht.
Olaf Scholz erzählt die Geschichte, er ist die Fortsetzung
der Merkel-Jahre.
Bei den Grünen gibt es eine Umwelterzählung.
Aber auch da scheut man sich, eine Utopie zu Ende zu erzählen.
Da fehlt auch die Polarisierung und das, was Sie Feuer genannt haben.
Es kann feurig werden, wenn es um eine Koalition geht am
Wochenende.
Sie haben in Österreich schon schräge Koalitionen erlebt.
Was steht den Deutschen ihrer Meinung nach bevor.
Deutschland hat sich in eine kompli- zierte Situation hineinmanövriert.
Wir haben diese Gretchenfrage auch im Spektrum links der Mitte.
Wie hält man es mit der Linken?
Das führt zur Situation, wenn es ganz knapp wird, eine große
Koalition wider Willen entsteht.
Am Ende des Tages stellt das heute journal up:date
in dieser letzten Woche vor der Wahl nach und nach
Vertretern aller Parteien noch einmal die dringendsten Fragen.
Heute Alice Weidel von der AfD und Janine Wissler von den Linken.
Die Nachrichten beginnen mit einer anderen Debatte
auf einer ganz anderen Bühne.
Mit deutlichen Worten hat Großbritanniens Premier Johnson
in der UN-Generaldebatte für mehr Einsatz im Kampf
gegen den Klimawandel geworben.
Die Erde dürfe nicht mehr wie ein "unzerstörbares Spielzeug"
behandelt werden, sonst werde die Weltbevölkerung
diesen wunderschönen Planeten praktisch unbewohnbar machen,
sagte Johnson in New York.
Klimamaßnahmen würden auch den Volkswirtschaften nutzen.
Johnson dankte Chinas Staatspräsident Xi Jinping für seine Ankündigung,
keine Kohlekraftwerke mehr zu exportieren.
Über den globalen Kampf gegen den Hunger beraten Regierungsvertreter
und Experten auf einem UN-Gipfel zur Ernährungssicherheit.
Die Pandemie und der Klimawandel verschärfen weltweit Hungerkrisen.
Der Norden Kenias ist besonders betroffen.
Wassermangel und Dürren verschlech- tern die Versorgungslage zusätzlich.
800 Mio. Menschen auf der Welt haben nicht genug zu essen,
so auch im Süden Madagaskars.
Die Beseitigung des Hungers ist eines der wichtigsten Nachhaltigkeitsziele
der UN, die bis 2030 erreicht werden sollen.
Zum Abschluss der Herbstvollsammlung der katholischen Bischöfe
bilanzierte deren Vorsitzender, Bischof Bätzing Uneinigkeit
bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.
Es liege noch ein langer Weg vor der katholischen Kirche,
noch gebe es rund 1.000 offene Fälle im System der Anerkennungsleistungen.
Beschlossen wurde eine Standardisierung der Personalakten
in den Bistümern.
Auch die Diskussion der Bischöfe über die innerkirchlichen Reformprozesse
sei intensiv und uneinig gewesen.
Viele Gläubige reagierten enttäuscht.
Das von den Gesundheitsministern beschlossene Aus
für den Lohnersatz von Ungeimpften in Quarantäne zum November
stößt auf unterschiedliche Reaktionen:
Kommunen und Weltärztebund begrüßen die Entscheidung.
Dagegen warnen Sozialverbände etwa
vor einer Impfpflicht durch die Hintertür.
Die Ständige Impfkommission hat Corona-Auffrischungsimpfungen
für immungeschwächte Menschen empfohlen.
Bei den Corona-Zahlen ist hervorzuheben,
dass weitere 115 Menschen an oder mit dem Virus gestorben sind,
so viele wie seit drei Monaten nicht mehr.
Dagegen ist die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hierzulande
erneut gesunken, laut RKI auf 63,1.
Es ist noch nicht mal ein halbes Jahr her,
da zogen die USA in der Pandemie- bekämpfung dem Rest der Welt,
auch Deutschland, weit davon.
Schier unerschöpfliche Ströme von Impfstoff speisten
ein massives, militärisch präzises Nachschubsystem.
Bis zu 3,5 Mio. Impfungen am Tag.
Irgendwann im Sommer zerschellte dieser Erfolgszug an einer Wand
aus ideologischer Sturheit.
Die Maske im Gesicht und hochgerollte Ärmel
wurden den einen zu politischen Statements,
den anderen zu Objekten des Hasses.
Es war ein bisschen so, als hätte Charles Darwin die Menschheit
und das Virus in ein Duell getrieben.
Wer fitter ist im Kampf ums Überleben.
Die Viren gewinnen gerade die Oberhand.
Benjamin Daniel berichtet aus dem Land unbegrenzter Möglichkeiten.
Nicht unbegrenzter Vernunft.
Wer an Verschwörungsmythen glaubt, wird diese Frau lieben.
Eine Ärztin, die behauptet, das Corona-Virus sei nicht tödlich,
Impfstoffe hingegen hochgefährlich und Masken völlig nutzlos.
Mit diesen Botschaften zieht diese glühende Trump-Anhängerin
durch das Land, verbreitet Angst und Falsch-Informationen.
Wenn eine Ärztin inmitten einer Pandemie solche Lügen verbreitet,
hat das zwei verheerende Folgen:
Zum einen werden sich Gleichgesinnte darauf beziehen und sagen:
Schaut her, das behaupten nicht nur wir, das ist Mainstream-Meinung.
Zum anderen genießen Ärzte generell großes Vertrauen
in der Gesellschaft.
Wie tödlich das Corona-Virus tatsächlich ist,
verdeutlicht u.a. dieses Meer an weißen Fahnen
auf der Mall in Washington.
Jede einzelne steht für einen Menschen, der in Amerika
in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben ist.
Mittlerweile liegt die Zahl bei über 675.000.
Also mehr Tote in den USA als damals durch die Spanische Grippe.
Trotz dieser Daten stagniert die Quote der vollständig Geimpften
in den USA bei rund 55 %.
Bei den US-Staaten liegt Vermont vorn mit knapp 70 %.
Schlusslicht ist West Virginia.
Dort sind es gerade mal rund 40 %.
Neben Bundesbeamten müssen sich bald auch
Mitarbeiter privater Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten
impfen oder regelmäßig testen lassen.
Und die Behörden geben grünes Licht für Booster-Impfungen
von Älteren und Risikogruppen.
Der US-Präsident erhöht den Druck auf das eigene Land,
blickt aber auch über die US-Grenzen hinaus.
Und spendet weitere 500 Mio. Impfstoff-Dosen für ärmere Länder.
Natürlich nicht ganz uneigennützig.
Um die Pandemie in den USA zu besiegen,
müssen wir sie überall auf der Welt besiegen.
Wir müssen unsere Kräfte bündeln bei drei wichtigen Punkten:
Wir müssen das Tempo der Impfstoff- Produktion dramatisch steigern,
die Dosen schnell ausliefern und an den Mann bringen.
Oder an die Kinder.
In den USA rechnet man in den nächsten Wochen mit der Notzulassung
des Pfizer/Biontech-Impfstoffs für Fünf- bis Elfjährige.
Laut einer Umfrage ist allerdings nur rund ein Viertel
der Eltern entschlossen, ihre Kinder auch impfen zu lassen.
Darüber hinaus zu kommen, wird sehr schwierig werden.
Der Biden-Regierung bleibt wohl auch hier nichts anderes übrig,
als weitere Impfpflicht-Erlasse zu beschließen.
Auch, wenn es andere Kräfte sind, die wider jede Vernunft agieren.
Wenn Joe Biden aus seinem Fenster blickt,
wird er zurzeit ganz besonders daran erinnert,
dass er am Ende die Verantwortung trägt.
Für das, was gut läuft, aber eben auch alles andere.
Wir kommen zur Wirtschaftsberichterstattung
und zu eigenartigen Entwicklungen in China - dem Marktplatz,
an dem die westliche Wirtschaft mittlerweile hängt
wie an einer Rettungsleine.
Im Schatten der Corona-Krise und drastischer Maßnahmen
wie wochenlanger Quarantänen für jeden reisenden Geschäftsmenschen,
hat dort offenbar eine neue Phase systematischer Abgrenzung begonnen.
Willkommen sind dann nur noch die, die für China unersetzbar sind.
Alle anderen werden rausgedrängt.
Das wäre gefährlich für Unternehmen, die vom China-Geschäft abhängen.
Also sehr, sehr viele - gerade in Deutschland.
Christiane Hoffmann berichtet aus Peking.
Chinas Wachstum schien unaufhaltsam.
Das Land galt als Zugpferd, auch in der Pandemie,
hat das Geschäft deutscher Konzerne stabilisiert.
Doch zunehmend stottert der Motor der Weltwirtschaft.
Der chinesische Pragmatismus,
alles auf Wachstum zu setzen, scheint vorbei.
Die Politik lenkt in eine andere Richtung.
Die größte Sorge ist, wohin die Reise geht.
Wir wissen es nicht, es gibt wahnsinnig viele neue Auflagen.
China koppelt sich von der Welt ab.
Wir kriegen unsere Leute nicht mehr rein.
Es gibt das Problem, will China nur noch chinesisch sein?
Wie weit sind wir überhaupt noch ein Faktor drin?
Auf 400 Seiten analysiert die EU-Handelskammer die neue Politik.
"Vom Ausland abkoppeln" heißt es.
Nur noch Know-how soll ins Land, das China selbst nicht hat -
im Maschinenbau, der Chemie- Industrie oder Halbleitertechnik.
Ausländische Netzwerkausrüster oder Telekom-Anbieter
sind nicht mehr willkommen.
Für China ist die Unabhängigkeit in einigen Schlüsselbereichen
eine Frage des Überlebens.
Es geht nicht um Effizienz, sondern ums Überleben.
Und für Präsident Xi auch um den Weltmacht-Anspruch.
Im Innern zieht er derweil die Zügel weiter an.
Mehr Regulierung, mehr Kontrolle, mehr Staat - Kritik verboten.
Vom gemeinsamen Wohlstand ist jetzt die Rede.
Die Kluft zwischen Arm und Reich ist nach 40 Jahren
sozialistischem Turbo-Kapitalismus wohl zu groß geworden.
Einige seien zuerst reich geworden,
erklärt Han Wenxiu vom Wirtschaftskomitee.
Jetzt sollten sie den anderen jetzt helfen, aufzuholen.
Die Reichen, die auch durch und mit den Mächtigen aufstiegen,
haben verstanden.
Vor allem die erfolgreichen Tech-Konzerne bekennen sich
zu Staat und Partei.
Und spenden Milliarden für wohltätige Zwecke
und für die Entwicklung auf dem Land.
Alibaba: 13,2 Mrd. Euro,
Internet-Gigant Tencent: ebenfalls 13,2 Mrd.,
Elektronikhersteller Xiaomi: 1,9 Mrd. Euro.
Doch damit nicht genug.
Der Staat reguliert ganze Branchen neu,
sichert sich den Zugriff auf die Daten.
So sollen die Unternehmen verstärkt chinesische Technik einsetzen.
Oft mit dem Argument der nationalen Sicherheit.
Unternehmen, die in China bleiben wollen,
entkoppeln ihre technologischen Verbindungen und Datenverbindungen
von ihren globalen Aktivitäten.
Es ist eine Art wirtschaftliche Festung, die sich um China bildet,
in der man drin sein kann, aber man ist nicht mehr so eng
mit dem Mutterunternehmen zuhause verbunden.
Für die ausländischen Unternehmen bedeutet das
höhere Kosten und weniger Wachstum.
Global im Extremfall.
Vielleicht zwei getrennte Wirtschaftskreisläufe –
einen mit China und einen ohne.
Und es ist ein chinesischer Immobilienkonzern,
der seit Tagen die Finanzmärkte beschäftigt:
Evergrande ist mit über 300 Mrd. Dollar hoch verschuldet.
Und hatte heute eine millionen- schwere Zinszahlung zu leisten.
Valerie Haller, wie bewerten denn Experten die Schadensdimension
dieses chinesischen Krisenkonzerns?
Eine weltweite Finanzkrise, wie sie Lehman Brothers ausgelöst hat,
befürchten die wenigsten.
Dafür sind Chinas Banken zu abgeschottet.
Auch die deutsche Finanzaufsicht
sieht für deutsche Banken keine Gefahr.
Aber Evergrande als rein lokales Problem zu sehen,
ist sicher auch zu kurz gefasst.
Dazu ist der Konzern einfach zu groß
und die Immobilienwirtschaft in China zu bedeutsam.
Sie macht ein Viertel der chinesischen Wirtschaftsleistung aus.
Verlassen sehen die Baustellen von Evergrandes Projekten aus.
Die Arbeit scheint zu ruhen.
Beunruhigend für die 1,2 Mio. Menschen,
die noch auf die Schlüsselübergabe warten für Wohnungen,
die sie gegen Vorkasse gekauft haben.
Die Polizei steht schon bereit vor der Zentrale.
Denn für neue Nervosität sorgt ein Bericht im "Wall Street Journal".
Demnach bereitet Peking die lokalen Behörden auf einen Untergang
und mögliche Unruhen vor.
Viele sind von dem Immobilien- entwickler abhängig.
200.000 Mitarbeiter hat Evergrande und heuert jedes Jahr
mehrere Millionen Arbeiter für Bauprojekte an.
Außerdem schuldet der Immobilienentwickler
hunderttausenden Kleinanlegern 6 Mrd. Dollar.
Nach Evergrande könnten weitere Immobilienentwickler
in die Knie gehen.
Die chinesische Immobilienblase droht zu platzen.
Erste internationale Banken senken ihre Wachstumserwartungen für China.
Das wäre auch keine gute Nachricht für deutsche Exporteure,
für die China einer der wichtigsten Handelspartner ist.
Seit Jahren arbeitet die EU- Kommission an einheitlichen Standards
für Ladekabel und Buchsen von Smartphones
und anderen elektronischen Geräten.
Jetzt hat die Behörde einen Gesetzentwurf vorgelegt,
mit dem Ziel der Vereinheitlichung,
um Kosten und Elektroschrott zu reduzieren.
Nach Zustimmung von EU-Parlament und Ministerrat
sowie einer Übergangsfrist ist frühestens Ende 2024
mit einem einheitlichen Ladekabel zu rechnen.
Der AfD-Bundestagsabgeordnete Axel Gehrke
ist im Alter von 79 Jahren gestorben.
Der Arzt und Hochschulprofessor war bis zu einer Erkrankung
im Herbst 2019 gesundheitspolitischer Sprecher der AfD-Fraktion.
Der Vulkan auf La Palma spuckt weiter Lava und Asche.
Immer mehr Anwohner müssen sich in Sicherheit bringen.
Etwa 350 Häuser wurden bisher durch das flüssige Gestein zerstört.
Unterdessen ist das spanische Königspaar auf der Insel angekommen,
um sich ein Bild von den Schäden zu machen
und den Betroffenen Trost zu spenden.
Da sich die Fließgeschwindigkeit der Lava erheblich verlangsamt hat,
befürchten Fachleute, dass sie sich weiter ausbreitet
und immer mehr Häuser zerstört.
Zudem drohten den Inselbewohnern weiterhin Gefahr
durch giftige Gase und Aschewolken.
Quasi am Eingangstor für politisch hochaufgeladene Tage
bis Sonntagabend.
Und möglicherweise geht es ja da erst richtig los.
In die Richtung "Was blüht uns da"
steuert gleich die Debatte bei Maybrit Illner.
Nicht mit Politikern, diesmal mit Menschen, die kritisch verfolgen,
was Politiker tun und was sie sagen und alles, was dazwischen liegt.
Um 0.30 Uhr fasst Wulf Schmiese in unserem heute journal up:date
noch einmal alles zusammen.
Ihnen einen schönen Abend.
Tschüss.
"Kerstin, "Tim" und "Uwe" - das sind die drei Hochs und Tiefs,
die uns derzeit beschäftigen.
Das Hoch "Kerstin" hat inzwischen schon zwei Zentren
und das kleine Tief über den Iberischen Halbinseln
drängt diese etwas auseinander.
Das Tief "Tim", ein kleines Sturmtief,
erreicht morgen früh bereits das Baltikum.
Und das Tief "Uwe" zieht hinterher,
erreicht aber Norwegen und lässt uns im Wesentlichen in Ruhe.
Es ist zu sehen, dass es nur geringe Luftdruckgegensätze
in Deutschland gibt - also eher ruhiges Wetter.
Heute Nacht pfeift der Wind an der Ostsee,
in Norddeutschland kann es vereinzelt regnen,
im Süden ist es klar -
dort sinken die Temperaturen unter dem Sternenhimmel.
In Norddeutschland ist es morgen stark bewölkt,
selten zeigt sich die Sonne - bei Westwind.
Im Süden gibt es strahlenden Sonnenschein:
vom Berchtesgadener Land über das Allgäu bis zum Oberrhein.
Am Samstag ändert sich an der Wetterlage noch wenig,
im Norden scheint aber häufiger die Sonne und die Temperaturen steigen.
Der Sonntag wird spannend,
denn von Südwesten kommen Schauer und Gewitter heran,
die bis zum Montag den Norden und Nordosten erreichen.