heute journal vom 23.12.2021 - Weihnachten im Flutgebiet - Feiern zwischen Angst und Hoffnung; Pressekonferenz bei Putin
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt das "heute journal" mit Claus Kleber und Gundula Gause.
Guten Abend, das wird nun das letzte "heute journal",
bevor morgen Weihnachten losgeht.
Festliche Tage und dann die halb winterschlafene Zeit
zwischen den Jahren, von der man jedes Mal erwartet,
dass man zur Ruhe kommt - wenn die Welt einen lässt.
Tut sie ja manchmal nicht.
Es liegt in der Natur dieser Tage, dass man sich auf sie freuen soll.
Jauchzet, frohlocket, verlangt Bachs Oratorium.
Müsste es nicht, man spürt den Druck auch so.
Verlangt Freude fast von sich selbst.
Für Menschen, die in diesem Jahr den Mittelpunkt
ihres Lebens verloren haben, ist das eine schier unerträgliche Belastung.
Wir beginnen die Sendung mit einem Bericht von Dominik Müller Russell
aus einem der Juli-Flutgebiete, der mehr ist als nur das:
Unsere Verbeugung vor allen, denen festliche Freude
nicht wirklich gelingen kann - nicht dieses Jahr.
Wir sind erschöpft, wir sind müde.
Es sind keine fröhlichen, es sind keine frohen Tage
in Swisttal in der Voreifel.
Monate der Plackerei liegen hinter ihnen.
Und während es sich andernorts die Welt nun festlich und schön macht,
wird den Menschen in den Flutgebieten ganz besonders bewusst,
dass sie ihr Zuhause, ihre Heimat, verloren haben.
Das schmerzt, weil das zu Hause, gerade an Weihnachten
ja so wichtig ist, einen sicheren Ort zu haben, wo ich geborgen bin,
wo ich geschützt bin, mit meiner Familie zusammen sein kann,
das fehlt den Menschen jetzt.
Und es ist ein großes Gefühl von Unsicherheit.
Kein Weihnachten wie immer, nicht fröhlich, nicht froh,
sondern schmerzlich, wird es auch bei Heike Schmitz.
Ihre Tochter kann Heilig Abend nicht bei ihnen seien,
wegen Angstzuständen und Panikattacken musste sie kürzlich
in eine Klinik.
Es war und ist alles zu viel.
Sie sieht Regen, hat Angst, wenn es regnet, spürt Regen,
der nicht da ist und bekommt dadurch auch diese Panikattacken.
Es ist kein schönes Weihnachten für uns.
Es ist auch keine Weihnachtsstimmung da.
Doch es gibt auch immer wieder Trost und Hilfe im Großen, im Kleinen.
Mit der Geschenke-Aktion etwa, bei der Betroffene
sich etwas wünschen dürfen und andere diese Wünsche erfüllen.
Weihnachtsdeko und neue Inline-Skates für die Kinder
von Familie Duthe - geschenkt von Fremden.
Große Dankbarkeit für jede Anteilnahme.
Man hat einen neuen Blick auf die Dinge gekriegt.
Alles neu, neue Weihnachtsdeko, ist ja nichts mehr da gewesen.
Ja, einfach so kleine Dinge, die dann freuen.
Auch sowas, mit Nachbarn zusammenstehen.
Man hat sich noch einmal besser kennengelernt im Dorf.
Das Zusammenrücken hilft, mal mehr, mal weniger.
Handballschuhe und eine Fritteuse bekommt Familie Schmitz
bei der Geschenke-Aktion.
Und für die Tochter in der Klinik einen Gutschein.
Doch eigentlich wünscht sich Heike Schmitz mehr.
Dass wir unser altes Leben zurückbekommen.
Und dass alle wieder, ich sag jetzt mal,
normal wieder werden.
Ich sag' jetzt mal unsere Tochter, ne, dass das wieder vorbeigeht,
das wünschen wir uns.
Nicht nur Autos und Häuser,
sondern auch Lebensgewissheiten und ein Grundvertrauen in die Welt
sind in Swisttal kaputt gegangen.
Doch vielleicht ist Weihnachten gerade deshalb auch so passend
und wichtig wie nie zuvor mit seiner Botschaft.
Gott lässt seine Welt und seine Menschen nicht allein.
Und ich glaube in vielen Gemeinden ist gerade wichtig
die Botschaft des Engels aus der Weihnachtsgeschichte,
der sagt "Fürchtet euch nicht", und das ist auch das,
was wir hier bei uns in der Gemeinde mit Karten austeilen.
Dieses "Fürchtet euch nicht", also wir stellen der Furcht
etwas entgegen.
Morgen Abend wird es in der Kirche ein großes Weihnachtsessen geben.
Für alle, die kein Wohnzimmer mehr haben.
Pfarrerin Müller-Bück glaubt, es wird schön und sehr traurig werden.
Ingo Pfennings ist Bürgermeister von Schleiden,
einer Stadt in der Eifel in Nordrhein Westfalen.
Guten Abend, Herr Bürgermeister.
Einen wunderschönen guten Abend.
Wie kommen die Menschen in Ihrer Stadt mit diesem Weihnachtsfest
nach der Katastrophe zurecht?
Es ist für uns alle eine ganz besondere Situation,
weil natürlich nichts normal ist in diesem Jahr.
Die Corona Pandemie kannten wir ja alle schon.
Jetzt ist dieses Jahr die Hochwasserkatastrophe
noch dazugekommen, die einfach dazu führt,
dass viele Menschen nicht in ihren eigenen Häusern wohnen können,
einen Ferienwohnungen untergebracht sind, bei Freunden, bei Familien
oder eben in der Mietwohnungen.
Und nicht das übliche Fest Zuhause verbringen können.
Das geht schon sehr stark an die Psyche.
Und dazu kommen eben die Erinnerungen
an die Schrecken der Nacht,
die immer noch in den Knochen der Menschen stecken.
Wie groß ist die Zahl der Menschen, die unmittelbar betroffen waren,
die jetzt tatsächlich ihr Zuhause oder vielleicht sogar Angehörige
verloren haben, insgesamt in Ihrer Stadt?
Wir haben die schreckliche Zahl von neun Menschen,
die ihr Leben hier leider im Stadtgebiet verloren haben.
Vom Hochwasser direkt betroffen kalkulieren wir mit einer Zahl
von 3000 Haushalten, das sind in etwa 5000 Menschen.
Wie viele genau in anderen Unterkünften im Moment
untergebracht sind, können wir als Verwaltung gar nicht sagen,
weil das natürlich sich im privaten Bereich bewegt.
D.h., wer sich an uns gewandt hat und um Hilfe gebeten hat,
die Zahlen kennen wir natürlich, da haben wir sehr gerne geholfen.
Aber viele hatten sich auch sehr schnell selber organisiert
und beispielsweise sich schon Ferienwohnung
direkt am Anfang gemietet, wo wir gar nicht unterstützen mussten.
Wie kann ein Bürgermeister einer solchen Stadt,
die durch so etwas Schlimmes hindurchgegangen ist,
jetzt fünf Monate später, helfen?
Immer noch ein großes Thema ist tatsächlich die Unterbringung,
weil manchmal die jetzige Unterbringung zeitlich befristet war
und man 'ne Alternative benötigt, manchmal auch sehr kurzfristig.
Nicht immer hat es mit der Heizung vor dem Winter geklappt,
da versuchen wir zu helfen,
und darüber hinaus in allen Bereichen der Beratung,
der Unterstützung.
Wo wir helfen können, versuchen wir das.
Wir haben ja damals tatsächlich von Anfang an den Leitsatz geprägt,
wer mit uns redet, dem versuchen wir auch zu helfen.
Und das gilt auch weiterhin.
Ist es dann so, dass sozusagen der Wunsch der Kinder
nach einem normalen Weihnachten auch den Eltern hilft,
irgendwie darüber hinwegzukommen?
Ja, ich glaube ja.
Also man merkt auch in dieser Katastrophe:
Familie gibt Halt, Familie gibt Kraft.
Ich bin auch ganz besonders stolz darauf,
dass wir uns als Stadtgebiet auch wirklich als Einheit
durch die ganze Katastrophenlage kämpfen.
Ich habe leider meine Amtszeit damals in 2018 im Dezember gestartet
mit einer Brandserie, danach kam Corona,
d.h. die Flutkatastrophe war jetzt eigentlich die dritte,
größere Katastrophe, die uns aber zusammengebracht haben.
Und genau das ist es tatsächlich, was wir versuchen.
Uns gegenseitig Stärke und Kraft zu geben.
Das sehe ich in den Familien.
Das sehe ich aber auch in Freundeskreisen,
in Nachbarschaften, man sagt hier so ein bisschen,
wo Schatten ist, da ist eben auch Licht.
Und das Licht blüht in der Dunkelheit am hellsten.
Das merkt man daran, dass Menschen, die vielleicht jahrelang
nicht miteinander gesprochen haben, mittlerweile aufeinander zukommen
und tatsächlich sich auch nachts schon in der Katastrophe
unterstützt haben.
Eine, muss ich sagen, wirklich tolle Entwicklung
in einer ganz schwierigen Phase.
Wann war der Moment in der Nacht, wo Sie gespürt haben,
diese Katastrophe wird die Stadt für lange Zeit prägen?
Tja, da gab es eigentlich mehrere Momente.
Ich hab' die Nacht zu großen Teilen in der Stelle der Feuerwehr
oder in meinem eigenen Katastrophen- Raum im Rathaus verbracht.
Beide liegen im Rathaus, Körper sind von der Luftlinie
15 Meter auseinander entfernt.
Das heißt, ich habe dann immer einfach nur die Räume gewechselt.
Wir hatten natürlich unterwegs immer wieder
unterschiedliche Stimmungslagen.
Also es gab ja verschiedene Eskalationsstufen
und der schlimmste Moment für uns war eigentlich,
als wir realisieren mussten,
wir können nicht mehr jedes Hilfegesuch
auch tatsächlich positiv beantworten
D.h., wir wussten, es sind Menschen in Not,
die brauchen unsere Hilfe, die brauchen Hilfe der Einsatzkräfte
Wir können aber die Hilfe nicht leisten, das muss ich sagen,
war für mich persönlich ein ganz schlimmer Moment.
Und ja, die Gesichter in der Koordinierungsstelle Feuerwehr
haben mir gezeigt, das sehen alle so
Die Truppe hat sich selber verschrieben,
Menschen zu helfen, Menschen zu retten,
und das konnten wir ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr.
Können Sie Hoffnung haben, dass Weihnachten nächstes Jahr
Ihre Gemeinde wieder zu sich gekommen ist?
Tja, das ist eine sehr gute Frage.
Ich hoffe es, also ich wünsche uns allen tatsächlich
ein ruhiges Jahr 2022, das uns die Chance gibt,
einfach wirklich die Normalität wieder zu erlernen.
Wir haben da im Moment eine ganz schwierige Situation,
weil von den 18 Ortschaften, die wir haben, fünf schwer beschädigt sind.
Das ist die gesamte Tallage und Normalität und Leid
sind ganz nah aneinander,
das war auch in dieser Flutphase sehr schwierig.
Und ich fand es einfach überragend, wie viel Unterstützung
aus den anderen Ortschaften gekommen ist.
Und ich glaube, dass diese Kraft, die wir da gewonnen haben,
und die immer noch irgendwo da ist, auch wenn es natürlich
manchmal Momente gibt, wo einfach man denkt,
man schafft es nicht mehr,
dass uns das auch durch das nächste Jahr tragen wird.
Und wir dann wirklich vielleicht das Weihnachtsfest im nächsten Jahr
in deutlich normalen Umständen erleben können,
als das im Moment der Fall ist.
Wir wünschen Ihnen das, viel Glück, Herr Bürgermeister,
Ihnen, Ihrer Stadt und all den anderen Gemeinden,
denen es so geht wie der Ihren.
Danke, Ihnen auch.
Das Gespräch hatten wir gegen 20.00 Uhr.
Wir kommen um das Corona-Thema auch heute nicht herum.
Obwohl die aktuellen Zahlen der Neuinfektionen
noch fast beruhigend wirken.
Sie bewegen sich weiter etwas nach unten.
Das täuscht, sagen die Statistiker.
Für sie steht fest, dass sich das gründlich ändern wird,
sobald sich die Omikron-Variante durchsetzt wie anderswo.
Und es spricht nichts dafür, dass Deutschland dem entgehen kann.
Über den Stand der Erkenntnisse und Maßnahmen heute: Christian Kirsch.
Deutschland impft und impft.
Heute in Berlin die neue Regierende Bürgermeisterin
bei einer Impfaktion für Kinder.
So viele Impfungen wie möglich vor der gefürchteten Omikron-Welle.
Die Hauptstadt hat hohe Impfquoten,
leistet sich daher eine kleine Weihnachtspause.
Lediglich Morgen, am Heiligen Abend, und am 1. Feiertag
wird es eine Pause geben.
Und es wird am Silvesterabend und am 1. Januar eine kurze Pause geben. Alle anderen Tage wird durchgeimpft.
Gut eine Million Impfungen
im vorweihnachtlichen Deutschland allein gestern.
Dazu heute erste vorsichtig optimistische Studien
aus Großbritannien.
Das renommierte Imperial College findet Daten,
die die Hoffnung begründen,
dass Omikron mildere Erkrankungen verursacht.
Mindestens 20 Prozent weniger Krankenhausaufenthalte
bei Omikron-Infizierten.
Länger als eine Nacht blieben bis zu 45 % weniger Kranke.
Das entlastet die Kliniken.
Virologe Christian Drosten hält das für wegweisend.
Omikron sei gegenüber Delta etwas abgeschwächt.
Der Unterschied bei schweren Verläufen aber weiter unklar.
Auch eine zweite Studie aus Schottland
untermauert diesen positiven Befund.
Dennoch raten Fachleute weiter zur Vorsicht.
Angenommen, das ist ein Faktor 2 milder.
Dann ist es natürlich so, dass, wenn dann die Inzidenz
wiederum doppelt so hoch ist, wie sie bisher war,
dass dann wieder genauso viele Personen wie vorher
vor der Krankenhaustür stehen.
Viele Infizierte bedeuten eben auch viele Kranke.
Auch in Deutschland ist Omikron klar auf dem Vormarsch.
Ist der Erreger schwächer, oder sind es die Impfungen,
die jetzt schützen?
Wahrscheinlicher ist es, dass eben Menschen,
die geimpft oder genesen sind, Omikron besser beherrschen.
Das heißt in der Konsequenz natürlich Menschen,
die nicht geimpft sind, haben nach wie vor
auch mit Omikron ein Risiko, schwer zu erkranken
und möglicherweise daran zu versterben.
Auch hier gilt: Die Impfung ist das, was jetzt auch gegen Omikron hilft.
Impfung hilft und auch Tabletten.
Das Medikament Paxlovid wurde jetzt im Eilverfahren
in den USA zugelassen.
Bei Risikopatienten soll es die Gefahr einer Krankenhauseinweisung
oder gar des Todes um 88 % reduzieren können.
Man sollte v.a. verhindern, krank zu werden.
Aber nun ließe sich ein schwerer Verlauf
auch abwehren durch diese Tablette.
Schatten und Licht also vor der fünften Welle.
Heute meldete das RKI den ersten Omikron-Toten in Deutschland.
Gundula führt das Thema weiter und mehr.
In den USA ist die Omikron-Variante mittlerweile dominant.
Die Bundesregierung hat sie deshalb
ab Samstag als Hochrisikogebiet eingestuft,
ebenso wie Spanien und Portugal.
Wer aus einem dieser Hochrisiko- Gebiete nach Deutschland einreist
und nicht vollständig geimpft oder genesen ist,
muss für zehn Tage in Quarantäne.
Davon befreien kann man sich frühestens nach fünf Tagen,
mit einem negativen Test.
Das gilt nun nicht mehr für Österreich,
das von der Risiko-Liste gestrichen wird.
Die Bundesregierung will die Evakuierung von besonders
schutzbedürftigen Menschen aus Afghanistan beschleunigen.
Dafür sollen bürokratische Hürden bei der Visa-Vergabe abgebaut werden,
sagte Außenministerin Baerbock bei der Vorstellung eines Aktionsplanes
für Afghanistan.
Noch seien 15.000 Menschen in Afghanistan,
deren Aufnahme Deutschland zugesagt habe,
darunter 135 deutsche Staatsangehörige.
Seit der Machtübernahme der Taliban habe die Bundesregierung
rund 10.000 Menschen in Sicherheit gebracht.
In Hongkong ist ein Symbol der Demokratiebewegung entfernt worden.
Der letzte Ort öffentlichen Gedenkens an das Tiananmen-Massaker 1989
in Peking, die "Säule der Schande", wurde abgebaut.
Mit der Skulptur auf dem Universitätsgelände
war der vielen Todesopfer unter den Demokratie-Aktivisten gedacht worden.
Seit Inkrafttreten des umstrittenen Sicherheitsgesetzes
der chinesischen Führung gehen die Behörden in Hongkong hart
gegen die Demokratiebewegung vor.
Der designierte CDU-Vorsitzende Friedrich Merz unterstützt den Wunsch
der Ukraine nach Lieferung von Defensivwaffen.
Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte er,
angesichts des massiven Truppenaufmarsches
der russischen Armee an der ukrainischen Ostgrenze,
seien die Bitten um solche Waffen ohne Zweifel legitim.
Hier Bilder von Übungen des ukrainischen Militärs mit US-Raketen.
Die Ukraine hatte unter anderem um Flugabwehrkanonen
und ältere Fregatten gebeten.
Was plant Putin mit der Ukraine?
Das ist eine Frage, die Verantwortliche schon länger
und auch über Weihnachten sehr unruhig schlafen lässt.
Was Russlands Streitkräfte seit Wochen an der Grenze zusammenzieht,
Soldaten, Panzer, Waffen und Logistik ist deutlich mehr,
als man für ein bloßes Säbelrasseln braucht.
Niemand weiß, was Putins wahre Pläne sind.
Wenn das ein Waffengang werden sollte,
dann stünde das dafür notwendige an den entscheidenden Stellen
mittlerweile bereit.
Putin selbst beschreibt seine Haltung als Verteidigung.
Er verlangt ein Ende der Bedrohung Russlands durch die NATO.
Bedrohlich ist für ihn, dass die NATO der Ukraine nicht verbietet,
um Aufnahme in das westliche Bündnis zu werben.
Jedenfalls für den Westen war die Ukraine das wichtigste Thema
von Putins jährlicher Pressekonferenz.
Christian Semm war für uns dort.
In der Ukraine-Krise wird dem Kreml eine Vernebelungstaktik vorgeworfen.
Diese Schleusen bei der Pressekonferenz heute
aber sollen dem Kampf gegen Corona dienen.
Alles nur zur Desinfektion,
so auch die leise Hoffnung der durchnebelten Presse.
Drei PCR-Tests musste man vorlegen, dann durfte man rein.
So streng ist Russland sonst nie, wenn es um Corona geht.
Aber heute spricht ja der Präsident.
Einmal im Jahr bereitet Putin sich selbst diese Bühne.
Und der Kreml führt Regie.
Eines der zentralen Themen heute: natürlich die Ukraine.
Und Putin wiederholt.
Wir haben klar und deutlich gemacht,
dass eine weitere NATO-Erweiterung Richtung Osten inakzeptabel ist.
Was gibt's daran nicht zu verstehen?
Haben wir etwa Raketen an der Grenze der USA stationiert?
Nein, es sind die USA, die mit ihren Raketen zu uns gekommen sind.
Sie stehen bereits vor unserer Haustür.
Putin will Sicherheitsgarantien, die er so nicht bekommen wird.
Weder von der NATO noch von den USA und lässt das russische Militär
an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren.
Und er zeichnet ein Bild von einem bedrohten Russland.
Sie haben uns in den 90ern gesagt: Keinen Zentimeter Richtung Osten.
Und was ist passiert? Wir wurden betrogen.
Wir wurden dreist betrogen.
Es gab fünf Wellen der NATO-Erweiterung,
und dann tauchen diese Raketenabwehrsysteme
in Polen und Rumänien auf.
Putin betont zwar immer wieder, dass Russland keinen Krieg wolle,
aber Garantien will er heute auch nicht aussprechen.
Und so bleibt eine der meistgestellten Fragen dieser Tage:
Wird Russland in der Ukraine einen Krieg anzetteln?
Ich habe den Eindruck,
dass diese Truppenkonzentration andere Ziele verfolgt.
Es ging darum,
einen unmittelbaren Kontakt mit dem Präsidenten der USA herzustellen.
Ich neige zu vorsichtigem Optimismus.
Ich denke, eine direkte militärische Konfrontation ist ausgeschlossen,
und Russland ist weder bereit noch willens zu einem heißen Krieg.
In der Halle versuchten mehr als 500 Journalistinnen und Journalisten
mit Schildern um die Aufmerksamkeit des Präsidenten zu buhlen.
Die Fragen mussten vorher genau ausformuliert eingereicht werden.
Es ging auch um lokale Themen, um die Wirtschaft,
die hohen Gaspreise.
Und Putin lobte sein Land dann noch für das Corona-Krisenmanagement.
Dass seit Wochen in Russland jeden Tag mehr als 1000 Menschen
wegen Corona sterben, spricht er nicht an.
Putins Botschaft, egal ob Virus oder die NATO,
Russland bringt keiner zu Fall.
Der ausgewählten Presse heute in Moskau hat es offenbar gefallen.
Applaus nach mehr als vier Stunden Putin-Pressekonferenz.
Wir haben noch Nachrichten aus der Wirtschaft,
bevor wir dann abheben in die Weiten des Weltalls.
Am Tag vor Weihnachten suchten viele noch in letzter Minute
nach Geschenken, das aber - wegen Corona -
kaum in den Innenstädten.
Der Einzelhandel spricht von einem trüben Weihnachtsgeschäft.
Valerie Haller, das kann heute aber nur eine erste,
vorläufige Bilanz sein.
Das stimmt, aber die sieht schon ziemlich düster aus.
Viele sind unzufrieden mit dem Umsatz.
Das ist besonders bitter, da im vergangenen Jahr
ein Lockdown in der Vorweihnachtszeit schon das Geschäft verhagelt hat.
Ein Geschäft, das eine besondere Bedeutung hat für den Handel.
Rund 20 Prozent des Jahresumsatzes wird in der Zeit gemacht.
Das Einkaufen ist beschwerlich geworden.
Maskenpflicht und 2G-Regeln drücken auf die Einkaufslaune.
Durch die Einlasskontrollen bilden sich immer wieder Schlangen
vor den Geschäften.
Auch Lieferengpässe sind ein Problem.
Manche Ware hat es schlicht nicht mehr in die Läden geschafft
vor Weihnachten - deutlich über 40 Prozent.
Stattdessen boomt der Online Handel.
Wir haben deutlich weniger als 40 % Umsätze.
Auch bis zu 50 % hinter den Ergebnissen von 2019.
Über 50 Milliarden Umsatz gegenüber 2019 werden fehlen.
Stattdessen boomt der Online Handel.
Ein Trend, der sich schon vor Corona abgezeichnet
und dieses Jahr noch mal verstärkt hat.
Viele schenken Geld oder Gutscheine.
Dadurch, so hofft der Einzelhandel, ist das Weihnachtsgeschäft
auch nach den Feiertagen noch nicht ganz rum.
Eine zweite Bescherung nach Heiligabend -
- der Einzelhandel könnte es vermutlich gut gebrauchen.
Vielen Dank, Valerie Haller an der Börse.
Die Lufthansa muss wieder Tausende Flugverbindungen streichen.
Wegen der sich erneut zuspitzenden Pandemie würden die Buchungen
ab Mitte Januar wieder einbrechen.
Der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung sagte Lufthansa-Chef
Spohr, im Winterflugplan müssten 33.000 Flüge oder rund zehn Prozent
abgesagt werden.
Außerdem streicht der Konzern über Weihnachten
wegen zahlreicher Krankmeldungen von Piloten ein Dutzend Fernflüge.
China hat die Reisebeschränkungen wegen Corona erneut verschärft
und nun, sechs Wochen vor den Olympischen Winterspielen in Peking,
die Stadt Xi'an mit 13 Millionen Einwohnern
wegen dutzender Infektionsfälle in den Lockdown geschickt,
um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Mit ungewöhnlicher Offenheit teilte das Olympische Organisationskomitee
in Peking mit, dass auch für die Winterspiele
ein hohes Risiko bestehe.
Mit großer Wahrscheinlichkeit werde es positive Fälle geben.
Olympia-Teilnehmern seien Drittimpfungen dringend empfohlen.
Übermorgen soll der Nachfolger des glorreichen Hubble-Weltraumteleskops
ins All starten.
Das James-Webb-Weltraumteleskop wird mehr sehen
als jedes andere Weltraumteleskop zuvor, denn er sei viel größer
und leistungsfähiger als der von Hubble.
Dabei ist auch das Licht-Spektrum entscheidend.
Das Webb-Teleskop kann einen Großteil des infraroten Spektrums erkennen.
Breitere Wellenlängen, die z.B. Nebel wie diesen durchdringen.
Auf solchen Bildern können wir bislang unbekannte Sterne, Planeten
und fernste Galaxien dahinter entdecken und analysieren.
Licht ist zwar schnell, Lichtgeschwindigkeit die höchste,
physikalisch mögliche Geschwindigkeit überhaupt.
Trotzdem braucht Licht Zeit für den Weg zu uns.
Je länger es unterwegs ist, desto älter ist also das Bild,
das wir sehen.
Und je weiter das Webb-Teleskop blickt, desto tiefer blickt es
in die Vergangenheit.
Bis zur Entstehung erster Galaxien vor mehr als 13 Milliarden Jahren.
Inken Klinge berichtet, über das Wunderwerk,
Lang und schmal zusammengefaltet streckt sich das Teleskop James Webb
in die Halle S 5 auf dem Weltraumbahnhof in Kourou.
Benannt nach einem ehemaligen NASA-Direktor.
Nur so passt es in die Rakete.
25 Jahre Entwicklung und Bauzeit stecken darin.
Eine Zusammenarbeit von NASA, ESA
und der kanadischen Weltraumorganisation.
Die Erwartungen sind dementsprechend hoch,
denn James Webb soll viel mehr sehen können
als jedes andere Weltraumteleskop zuvor.
Wir werden etwas Neues finden.
Es ist nicht nur ein Teleskop, es ist eine Entdeckungsmaschine.
Wir können in der Nähe von Big Bang, nach dem Urknall,
deswegen können wir die ersten Lichter
von Sternen und Galaxien finden.
Rund 13,5 Milliarden Jahre soll James Webb zurückblicken können
und so Erkenntnisse über die Entstehung unserer Planeten liefern.
Auch Spuren von Leben im Universum
könnte das empfindliche Teleskop entdecken.
Wir dürfen es nur durch die Scheibe angucken,
jedes Staubkorn ist eine Gefahr.
James Webb wird – wenn alles klappt -
1,5 Millionen km entfernt im All seine Arbeit aufnehmen.
Reparieren geht also nicht.
Eine besondere Herausforderung ist,
dass sich der tennisplatzgroße Sonnenschutz richtig entfaltet.
Der ist wichtig, damit die Instrumente an Bord
kalt bleiben.
Sie arbeiten bei bis zu minus 266 Grad.
Denn: James Webb wird im Infrarotbereich
in den Weltraum blicken, also Wärmestrahlung messen
und durch Staub- und Gaswolken hindurchgucken.
Es ist wie in einer dunklen Nacht, man sieht keinen Menschen,
aber durch Infrarot kann man sogar die Nase sehen.
Und genau so können wir all die Sterne im Staub erkennen.
Die Anspannung hier auf dem Weltraumbahnhof ist gewaltig
Der Start wurde immer wieder verschoben.
Die Kosten für das Projekt sind über die Jahre
auf rund zehn Milliarden Dollar angewachsen.
Eine Rekordsumme in der unbemannten Raumfahrt.
Kourou in Französisch-Guayana ist ideal für den Start einer Rakete.
Durch die Nähe zum Äquator verschafft ihr die Erdumdrehung
einen ordentlichen Schub.
Doch das große und schwere James Webb Teleskop
ist keine alltägliche Fracht.
Wir haben natürlich unsere Standards,
aber die Anforderungen und Bedürfnisse von James Webb
für den Start und den Transport auf der Rakete
sind absolut ungewöhnlich und schwierig für uns.
Wir haben da seit zehn Jahren dran gearbeitet und uns ausgetauscht,
um Lösungen zu finden.
Sicher verpackt in der Ariane-5 ist James Webb nun.
Es bleiben aber jede Menge riskante Momente,
bis das Teleskop in etwa einem halben Jahr erste Bilder schickt.
Und wenn der Countdown runterläuft hier im Kontrollzentrum,
werden alle hoffen und bangen, dass das Ausnahme-Teleskop
unbeschadet sein Ziel im Weltraum erreicht.
Von hoch am Himmel runter auf die Erde, zu uns.
Wir wünschen Ihnen ein schönes,
friedliches und gesundes Weihnachtsfest.
Nichts davon ist selbst verständlich.
GG: Auch heute darf der Hinweis auf unser "heute journal: update"
nicht fehlen: Um 23.50 Uhr meldet sich Wulf Schmiese,
kurz vor Heilig Abend und schaut live nach Bethlehem.
Guten Abend.
Gerade noch pünktlich vor Heiligabend fällt jetzt Schnee
hier in Mecklenburg-Vorpommern und in Brandenburg.
Und im Laufe der Nacht zieht dieser Schnee ostwärts ab.
Aber es fällt auch Regen und der auf den gefrorenen Boden.
Das bedeutet die Straßen und Gehwege werden zum Teil spiegelglatt
und zwar hier in diesen Gebieten,
von Niederbayern bis nach Schleswig-Holstein.
Im Nordosten fällt nur Schnee, und die Temperaturen liegen im Osten
und im Norden bei leichtem Frost von minus eins, minus zwei Grad.
Sonst bleibt die Nacht milder bis zu fünf Grad am Oberrhein.
Und morgen ist es für die allermeisten sehr mild
mit Höchsttemperaturen von vier bis neun Grad
und nur im Nordosten bleibt es deutlich kälter
mit Werten knapp über null Grad.
Das ist eine richtige Luftmassengrenze.
Und an dieser Luftmassengrenze fällt morgen auch häufig Regen.
Schnee ist der anfänglich gar nicht so viel dabei,
das sind einzelne Schneeschauer in Mecklenburg-Vorpommern.
Auch aus der Schweizer heraus ziehen Regenwolken auf,
deswegen bleibt es auch in Süddeutschland trüb mit Regen.
Hier fällt kaum Regen, vom Vogtland bis etwa zur Eifel,
im Norden ist viel Regen unterwegs und da kann es auch noch glatt sein
bei einem starken bis stürmischen Wind aus nördlichen Richtungen.
Am ersten Feiertag ziehen Schnee und Regen weiter nach Süden,
dann kann es in den östlichen Mittelgebirgen kräftig schneien,
da bleibt es dann auch glatt.
Im Norden dagegen strahlt die Sonne bei minus fünf Grad
über dem Neuschnee, da liegen dann nämlich so ein bis fünf Zentimeter.
Und die Sonne, die zeigt sich
auch am zweitem Feiertag im Nordosten noch sehr spendabel. Schönen Abend.